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17 – 12 – 55 (Beyschlag)

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ROBERT
BEYSCHLAG
* 1838
NÖRDLINGEN
† 1903
MÜNCHEN
KOSTÜMMALER

Ω

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Robert Julius Beyschlag

* 1.7.1838 (Nördlingen)
† 5.12.1903 (München)
Genremaler und Portraitmaler

Allgemeine Zeitung (8.12.1903)

Feuilleton

Robert Beyschlag †.

Der Genremaler Robert Beyschlag, geb. 1. Juli 1838 zu Nördlingen, entstammte einer alten Familie, aus welcher schon viele namhafte Gelehrte und Künstler, insbesondere im Baufache, hervorgingen. Seine rechtzeitig erkannte Begabung führte ihn auf die Münchener Akademie zu Philipp Foltz, welcher gerade damals eine zahlreiche Schar von Schülern bildete, darunter Pixis, Weißbrod, Hauschild. Schwoiser, Jos. Munsch, Heinrich Spieß u. a., welche das damals frisch aufblühende »Jung-München« begründeten, zu dessen fröhlichen Festen Beyschlag rüstig beitrug. Foltz hielt den vielbegabten Kunstjünger hoch; ihm imponierte auch sein klassisch geformter Kopf, welchen der doktrinäre Professor eines kleinen Fehlers wegen immer als eine »beschädigte Antike« pries.

Mit seinen kleinen, gern mittelalterlich kostümirten, bei gutem Formensinn und feinem Farbengefühl ansprechenden, größtenteils etwas lyrisch-sentimental angesäuselten Bildern machte Beyschlag viel Glück. Es gab da »Gretchen«, lybellenhafte »Psychen«, und Quellennymphen. Liebende, die ihr verschlungenes Monogramm einer alten Linde einschneiden, zärtliche »Nachbarkinder« und »Frühlingsgrüße,« glückliche, mit ihren holden Sprößlingen spielende junge Frauchen, eine »Erwartung« à la Schiller, wobei der schlafende Freund mit Küssen geweckt wird. Bisweilen kleidete er ähnliche Stimmungen in das moderne Leben, es gab »Geburtstagsgratulationen«, »Unterhaltungen am Brunnen«, Abschieds- und dergleichen nasse Szenen.

Auch mit antiken Stoffen versuchte er sich, gleichfalls glücklich: an einer Iphigenie, Orpheus und Eurydike, einem flötenden Hirtenpärchen. Unter dem Titel »Frauenlob« veranstaltete er eine internationale Sammlung von anmutigen und schönen, verschiedene Jahrhunderte repräsentierenden Frauenköpfen: aus dem griechischen Altertum, Früh-Christentum, der »Gotik«, der holländischen und venetianischen Blüte, im Charakter der Renaissance, des Rokoko, der Revolution-, Empire- und Biedermaier-Zeit. Wiederholte Reisen nach Paris und Italien gaben keinen neuen Zuwachs.

Ganz nach dem »historischen« Rezept seines Meisters malte Beyschlag eine Freske in die bayerische Galerie des Nationalmuseums, wie »Ludwig der Kelheimer mit dem Sultan Kamel über den Abzug der Kreuzfahrer unterhandelt« (1221) – ein »recht gut komponiertes«, festgezeichnetes und frisch koloriertes Exempel der damaligen Geschichtsmalerei. Dann kehrte Beyschlag in das ihm ganz zuständige Repertoire zurück; er brachte anmutende Familienszenen, wobei auch der leise mitspielende Humor dem Künstler neue Freunde gewann, darunter »Waldhüters Töchterlein«, »Die beiden Hasen« und der »Liebesdienst« (wie ein kleines Stumpfnäschen ihrem Brüderchen die zerrissenen Inexpressibles zunäht) u. dgl.

Eine große Anzahl fortgesetzter Erzeugnisse seines Fleißes, in Holzschnitt und Photographie reproduziert, darunter auch sehr ansprechende Bildnisse, sicherten ein dankbares Publikum dem gemütreichen Künstler, welcher nach dreiwöchentlicher, schwerer Krankheit am 5. d. M. einem glücklichen Familienleben entrissen wurde.

Allgemeine Zeitung Nr. 340. München; Dienstag, den 8. Dezember 1903.

Die Kunst (1904)

Personal- und Atelier-Nachrichten

München. Eine der symphatischten Künstlererscheinungen Münchens, ROBERT BEYSCHLAG, ist im Alter von achtundsechzig Jahren am 5. Dezember gestorben. Schüler von Foltz, hat er sich durch seine liebenswürdigen, von Formen- und Schönheitssinn zeugenden Schöpfungen, die in Photographien, Stichen, in Zeitschriften reproduziert, seinen Namen in die weitesten Kreise getragen haben, ein großes und dankbares Publikum gewonnen. Sein eigentliches Gebiet war das Genrebild: anmutige Familienscenen, Frauenköpfe etc. Doch hat er sich auch in anderer Richtung versucht; so besitzt das Münchener Nationalmuseum ein Gemälde seiner Hand, »Ludwig der Kelheimer unterhandelt mit dem Sultan Kamel über den Abzug der Kreuzritter«. Die »Kunst für Alle« hat wiederholt Gelegenheit gehabt, ihren Lesern einzelne seiner Bilder vorzuführen, so in Jahrg. VI S. 244, Jahrg. VII S. 283, Jahrg. XI. S. 164, Jahrg. XII S. 40.

Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Neunter Band. München, 1904.

Allgemeines Künstler-Lexikon (1921)

Beyschlag, Julius Robert, Genremaler, geb. 1. Juli 1838 in Nördlingen, war Schüler der Akademie in München unter Philipp Foltz und machte Studienreisen nach Paris und Italien. Unter seinen ansprechenden Genrebildern, in denen besonders die weiblichen Gestalten graziös behandelt sind, nennen wir: Iphigenie auf Tauris (1861), Sonntagsmorgen im Ries (1861), der Geburtstagsmoregn (1864), Frühlingsspaziergang, Hochzeitszug (1876), Orpheus und Eurydice (1879), des Ritters Abschied von den Seinen (1881), In der Kirche (1883), die Rückkehr des Vaters (1886), Frauenlob (12 Pastellbilder), Liebes Volk (12 Pastellbilder).

Allgemeines Künstler-Lexikon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Frankfurt am Main, 1921.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Beyschlag Robert, 1838 (Nördlingen) – 1903, Genremaler; unter Ph. von Foltz studierte B. auf der Münchener Kunstakademie; er begann mit kleinen, meist mittelalterlich kostümierten, vorwiegend lyrisch gehaltenen Bildern; unter dem Titel »Frauenlob« schuf B. eine internationale Sammlung von schönen, verschiedene Jahrhunderte repräsentierenden Frauenköpfen; auch malte er ein Fresko in der Galerie des Bayerischen Nationalmuseums »Ludwig des Kelheimers Unterhaltung mit dem Sultan«; im übrigen bevorzugte B. religiöse Motive; er gilt als Spezialist in der Kostümmalerei im Stil des Mittelalters und der Renaissance.

Hauptwerke: Das Bildnis der Geliebten, Frühlingserwachen, Mutterglück, Die Dorfkokette, Orpheus die Eurydike aus der Unterwelt führend.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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