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ERTL
1848 – 1919
Ω
Ertl, Mathilde (vh); – 1889; Regierungsassessors-Gattin
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* 29.12.1780 (München)
† 10.1.1830 (München)
Musiker (Violoncello)
Kurze Anzeigen: Januar 1830
D. 9. zu München der königl. Hof- u. Kammermusikus Philipp Moralt. Dieser Künstler gehörte unter die ausgezeichnetsten der königl. Kapelle. Er spielte das Violoncello und bildete mit seinen 3 Brüdern ein musterhaftes Quartet. Sie durchreisten in frühern Jahren einen großen Theil von Europa; ihr Talent und ihre seltene Kunstfertigkeit fand aller Orten die beifälligste Anerkennung. Drei dieser Brüder liegen nun bereits im Grabe, nur der älteste, der Musikdirektor M. lebt noch, und 15 Kinder seiner verstorbenen Brüder verehren in ihm jetzt ihren Vater. Das Leichenbegängniß des verewigten Phil. M. war sehr feierlich. Herrschaftliche Bediente mit brennenden Fackeln, die Mitglieder der Kapelle, der Ausschuß und viele Mitglieder des Vereins der Gesellschaft zum Frohsinn (bei welchem der Verstorbene Musikdirector war) und eine Menge Volks aus allen Ständen begleiteten die Leiche des Entschlafenen.
Neuer Nekrolog der Deutschen. Ilmenau, 1832.
Oft besuchte er den jungen musikalischen Freund in seiner Wohnung, erfreute sich an dessen Klavierspiel und spielte u. A. mit ihm die Sonaten von Beethoven für Klavier und Violoncell, und lud ihn zu seinen wöchentlichen Quartettabenden ein, wo Schnyder die Bratsche spielte. Einst, als Schnyder ihn besuchte, sagte Junker Reinhard zu ihm: »Versäumen Sie ja nicht, morgen zu meinem Quartett zu kommen; Sie werden Philipp Moralt aus München, einen der ersten jetzt lebenden Violoncellisten kennen lernen.« Schnyder, welcher wusste, dass die Virtuosen sehr oft blosse Spielmaschinen, aber nicht musikalisch sind, frug etwas vorlaut: »Kann er auch vom Blatte spielen?« »Das werden Sie morgen erfahren,« erwiederte Junker Reinhard. Am Abend des andern Tages fand sich Philipp Moralt pünktlich ein. Ein Quintett von Boccherini wurde aufgelegt; Junker Reinhard spielte das zweite Violoncell, Philipp Moralt das erste, Schnyder die Bratsche u. s. w. Die erste Violoncellstimme war ganz obligat und schwierig, wie das bei den Boccherini’schen Quintetten häufig der Fall ist. Moralt spielte seine Partie in jeder Beziehung meisterhaft. Nach dem ersten Allegro frug Junker Reinhard den verwunderten Schnyder: »Haben Sie jetzt die Antwort?« und blickte auf Ph. Moralt. »Welche Antwort?« frug jetzt Moralt. Junker Reinhard: »Herr Schnyder hat mich gestern gefragt, ob Sie auch vom Blatte spielen können!« Moralt wendete sich rasch zu Schnyder und sagte in etwas gereiztem Tone: »So! daran haben Sie gezweifelt?« Schnyder, durch Junker Reinhards Aeusserung in Verlegenheit gebracht, antwortete: »Herr Moralt! Sie wissen ja selbst, dass nicht alle Ihre Kunstgenossen so geschickt sind, wie Sie sich diesen Abend zeigten.« Philipp Moralt beruhigte sich. Es wurden noch mehrere Quintetten gespielt und Ph. Moralt sagte beim Schluss der Musik zu Schnyder: »Sie spielen ja recht gut die Bratsche.«
Lebenserinnerungen von Xaver Schnyder von Wartensee. Zürich, 1887.