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KARL
VON
ENHUBER
TIERMALER
1811 – 1867
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Enhuber, Anna (vh) / Schacky, Freiin von (gb); 29.7.1778 – 12.8.1848 (München); Rechnungskommissärs-Witwe
Enhuber, Karl; 29.9.1774 – 20.5.1837 (München); Kammerjunker
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* 16.12.1811 (Hof/Ofr.)
† 6.7.1867 (München)
Genremaler und Tiermaler
Enhuber, Karl von,
geboren 1811 zu Hof in Oberfranken. Er begann seine Kunststudien an der k. Akademie zu München und widmete sich ausschließend der Genremalerei. Seine humoristischen Darstellungen im Genrefach sind voll des pikantesten Stoffes und so wahr aus dem Leben gegriffen, daß sie für jeden Kunstfreund von entschiedenem Werthe und daher auch sehr gesucht sind. Gemälde von diesem Künstler besitzen: der König Ludwig von Bayern (zwei), der Fürst von Thurn und Taxis in Regensburg, der k. russische Minister v. Uwaroff in St. Petersburg, die Frau Erzherzogin Sophie von Oesterreich und viele Privatpersonen.
Universal-Handbuch von München. München, 1845.
Nekrologe.
Carl von Enhuber,
Genremaler, Ehrenmitglied der k. Akademie der bild. Künste u. Ritter des Verdienstordens des heil. Michael,
war geboren am 16. Dezbr. 1811 zu Hof im Voigtlande, wo sein Vater k. Mauthbeamter war. Anderthalb Jahre nachher kam dieser als Hallbeamter nach Nördlingen im Ries und der Sohn verbrachte seine Jugendjahre in demselben Gau, den er später durch seine Werke verherrlichen sollte. Auf der Nördlinger Lateinschule genoß er den Unterricht des trefflichen Zeichnungslehrers Doppelmayr und schon hier regte sich in dem Knaben der lebhafte Wunsch, sich der Kunst zu widmen, ein Wunsch, welcher erst später und nach hartem Kampfe in Erfüllung gehen sollte. Der Vater zog nach seiner Pensionirung nach München und ließ seinen Sohn hier das Wilhelms-Gymnasium besuchen, jedoch ohne großen Erfolg, indem die Neigung zur Kunst fortwährend im Konflikte lag mit den Absichten des Vaters, welcher seinen Sohn für die Studien bestimmt hatte. Nach hartem Kampfe, in welchem selbst der Rektor des Gymnasiums auf seine Seite trat, gelang es ihm, die k. Akademie der bildenden Künste mit dem Gymnasium zu vertauschen. Mit ungleich größerem Eifer verlegte er sich jetzt auf das Studium der klassischen Kunst, als vorher auf jenes der Klassiker. Bald war der angehende Künstler so weit, daß er an die Ausführung eigener Ideen denken konnte; er versuchte sich mit Darstellungen aus dem Thierleben, aus der Romantik unter Anderm mit Scenen aus dem Lagerleben des dreißigjährigen Krieges, welcher zu jener Zeit die jungen Künstler der malerischen Kostüme wegen besonders anzog. Dann suchte er seine Vorbilder in der Niederländischen Schule und versuchte sich eine Zeitlang in Darstellungen im Geschmacke des Metzu und Terburg.
Nur allmählich führte ihn sein Genius der Bahn zu, auf welcher er später so glänzende Erfolge erringen sollte. Es war dies die humoristische Darstellung von Scenen aus dem Volksleben, in welchen er, was Wahrheit der Auffassung, seine Charakteristik und gewissenhafte Durchführung anbelangt, die Meisten seiner Zeitgenossen übertraf. Die innigste Vertrautheit mit den Sitten und dem Charakter der Landleute, die Theilnahme an ihren Freuden und Leiden waren dem Künstler bei seinen Studien außerordentlich förderlich. Der gewöhnlichste Vorgang gestaltete sich in seinem Geiste zu einem malerischen Vorwurf, zu welchem er, wenn er denselben geistig durchgearbeitet und abgerundet hatte, die passenden Persönlichkeiten suchte, die er sodann geistig belebte und gleichsam in ihre Rollen einführte.
Nie durchsuchte Enhuber seine reichen Mappen um Figuren, deren Zusammenstellung etwa ein Bild geben könnte. Das Bild erscheint bei ihm stets als der Träger eines Gedankens und war, ehe er zum Pinsel oder Stifte griff, vollendet in seinem Geiste. Das Material hiezu wußte er dann mit einem unvergleichlichen Scharfsinn aufzufinden und nach dessen Eigenthümlichkeit zu verwenden.
Bei der größten Pietät in der Darstellung der Natur in ihren geringsten Einzelnheiten erscheint doch alles Unwesentliche untergeordnet und nur dem Hauptgedanken dienend. Mit der Frische und Originalität des Gedankens verbindet sich in allen seinen Werken eine feine, von aller Manier freie Technik.
Es kann nicht die Absicht dieser Zeilen sein, den Genius des Künstlers genügend zu würdigen, ein solcher Versuch würde die Feder eines Lichtenberg und den Raum eines Buches erfordern. Wir müssen uns mit Andeutungen bezüglich der Aufgabe die sich der Künstler gestellt und der Mittel, deren er sich zu ihrer Lösung bediente, begnügen. Ein würdiger Platz in der Kunstgeschichte ist demselben für alle Zeiten gesichert.
Als Mensch war Enhuber von Allen, die ihn kannten, hochgeachtet und geliebt. Er war ein durch und durch biederer Charakter, ein opferwilliger treuer Freund und ein heiterer Gesellschafter voll sprudelnden Humors, wie seine Bilder.
Sein nach jahrelangen Leiden am 7. Juli 1867 in Folge des durch einen Mückenstich veranlaßten Lippenkrebses erfolgter Tod raubte seiner Familie den liebevollsten Vater, der Münchener Schule eine ihrer vorzüglichsten Zierden.
Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1867. München, 1868.
Carl von Enhuber,
Genremaler.
Es ist noch nicht allzulange her, daß angehende und theilweise selbst wirkliche Maler in einem fantastischen Costüme und mit wehendem Lockenhaar einhergingen im guten Glauben, sie wären nun auf dem besten Wege, Raffaele oder Dürer zu werden.
Das war freilich ein ganz unschuldiges Vergnügen und den guten Leuten von Herzen zu gönnen. Bedenklicher aber war, daß es für sie gar keine andre Kunst auf der Welt gab, als die große historische. Denn wenn der Künstler auch immer nur nach dem Höchsten streben soll, so darf er doch trotz allem Vertrauen in seine Begabung und in seinen Fleiß und Eifer nicht außer Acht lassen, daß Manche im Leben nur deshalb gar nichts erreichen, weil sie alles unterschätzen und mißachten, was mit diesem Höchsten nicht auf einer Stufe steht.
Die Anschauung, daß nur die historische Kunst die wahre und echte Kunst sei, war auch in München einmal die herrschende. Als König Ludwig I. das Protectorat über die deutsche Kunst übernahm und ihr, der nahezu obdachlosen, in seiner Hauptstadt eine neue Heimat schuf, da ging er von dem Gedanken aus, er könne sein Ziel nur erreichen, wenn er ihr die höchsten Aufgaben stelle.
Und dieser Gedanke war ein vollkommen berechtigter. Indem er alle die jungen noch gährenden Kräfte der monumentalen Kunst zuführte, lehrte er sie nach dem Höchsten streben und hob sie empor über das Niveau der Alltäglichkeit. Von der Höhe dieses seines Standpunktes herab konnte er auf Diejenigen keine Rücksicht nehmen, deren Kräfte nicht ausreichten sie an das Ziel zu führen, das der König sich und ihnen gesteckt. Eine Schanze würde nie genommen, ließe man sich vom Sturm durch den Gedanken abhalten, daß ein Theil der Stürmenden bleibt, ehe er sie erklettert.
Aber Eines schickt sich nicht für Alle, um das Wort des Dichters zu gebrauchen.
Indem die Akademie den Standpunkt des Königs einnahm, verkannte sie den eigenen, den ihr die Natur der Sache und die äußeren Verhältnisse angewiesen hatten. Sie übersah vor Allem, daß nicht Alle, welche sich ihrer Leitung anvertrauten, dazu angelegt waren, dem Sonnenfluge eines Peter von Cornelius zu folgen. Große Vorbilder wirken in zweifacher sehr verschiedener Art: sie erheben nicht nur, sie entmuthigen auch, indem sie schwächeren Talenten die Breite der Kluft zeigen, welche sie von ihnen trennt.
Die Akademie mißkannte ihre Aufgabe, indem sie es nicht verstand, vielleicht auch unter ihrer Würde fand, den Schwankenden, Zweifelnden und Zagenden ein ihnen erreichbares Ziel zu zeigen und sie auf den rechten Weg nach demselben zu führen. So ging manches achtenswerthe Talent zu Grunde, indem es auf einem Pfade sich abmühte, den es besser nie betreten hätte.
Die Welt ist stets neu. Jede Zeit trägt ihren eigenen wohlberechtigten Charakter und wer in Verkennung und Geringschätzung desselben am Vergangenen hängt, wer sich außerhalb derselben stellt, welche seinen Jahren, seiner Entwickelung nach ein Anrecht auf ihn hat, der läuft, und wär' er sich auch ungewöhnlicher Kraft bewußt, größere Gefahr, als wer auch bei schwächerer Kraft den Muth hat, sich in ihren breitesten Strom zu stürzen.
Die Lebenden haben immer Recht, und somit ist auch die Gegenwart in dem ihren, wenn sie ihre Anschauungen und Grundsätze zur Geltung bringt.
Bis zur Zeit der Renaissance gab es eigentlich nur eine religiöse Kunst. Da kamen die großen Meister des Cinquecento und machten sie zu einer vorwiegend weltlichen, indem sie die Heiterkeit des antiken Lebens der Ascetik des Mittelalters gegenüberstellten. Die Kunst hörte auf, eine Dienerin des Cultus zu sein, selbst da wo sie ihre Stoffe noch dem christlichen Gedankenkreise entnahm. Zu der Tiefe des Gedankens trat die Schönheit der Form hinzu und gab ihm so einen vollkommeneren Ausdruck. Eine Raffaelische Madonna will nicht blos eine Gottesmutter, sie will auch ein schönes Weib sein und ist beides. Die Kunst ward aus der Kirche in das Haus eingeführt und gewann dadurch noch breiteren Boden, da sie ihrem innersten Drange nach sinnlicher Schönheit hier rückhaltloser folgen durfte, während sie zugleich einer ihrer Hauptaufgaben genügte, der, das Leben zu erheitern.
Auch nach einer andern Seite hin trieb die Kunst ihre Pfahlwurzeln tief in's Leben. Den Alten war der Anblick des Nackten ein so gewöhnlicher als uns der des Bekleideten; es lag ihnen also doppelt nahe, ihre Götter und Göttinnen in nackter Schöne darzustellen. Die christliche Kunst konnte darin der antiken nicht folgen und schuf sich aus größtentheils antiken Elementen eine conventionelle Ausdrucksweise, welche schließlich vereinsamt zwischen der alten und neuen Welt stand. Wenn ein Paul Veronese die Gäste bei der Hochzeit von Kana in Galiläa im Costüme der venetianischen Patrizier des sechszehnten Jahrhunderts darstellt und van Eyck seine heiligen drei Könige in den Schnabelschuhen des fünfzehnten einherschreiten läßt, so legen sie nicht blos den christlichen Stoff ihrem Publicum näher, sondern sie bereiten damit auch dem künftigen Genre seinen Weg. Ohne solche Vorgänger war das kühne Vorgehen da Ponte's (Bassano's) eine Unmöglichkeit.
Ein Gang durch Kunstausstellungen der neueren Zeit überzeugt uns, daß die Werke der Landschaftsmalerei und solche, welche Scenen des täglichen Lebens vergangener wie gegenwärtiger Tage schildern, den eigentlichen Kern derselben bilden. Das kann nicht bloßer Zufall sein. Diese beiden Gattungen der Malerei erweisen sich eben so recht eigentlich als Erzeugnisse unsrer Zeit, die nach dem Realen drängt, nachdem eine Welt der Anschauungen, aus der man früher den künstlerisch zu verarbeitenden Stoff wählte, in den Augen der Neuzeit unsicher und schwankend geworden und nicht mehr im Stande ist, auch jetzt noch die alleinige Quelle künstlerischer Ideen zu bilden.
In der Natur des Deutschen, als ihr ganz besonders eigenthümlich, tritt diese Richtung auf die unmittelbaren, naheliegenden Erscheinungen des Lebens schon früh auch im Gebiete der Kunst hervor. Der Deutsche besitzt eine Tiefe des Sinnes und Gemüthes, wie keine andre Nation der Welt, und sie befähigt ihn vor Allen zur lebendigsten Schilderung seines Volkes. Dazu kommt noch eine Vielseitigkeit, welche ihn seine Stoffe aus dem ganzen unendlich weiten Gebiete des menschlichen Lebens schöpfen läßt und ihm so reichstes Material zuführt, während die stärkste Seite der französischen Genremalerei die Darstellung des bäuerlichen Lebens in den verschiedenen Theilen Frankreichs bildet und sich mehr auf die Verschiedenheit der äußeren Erscheinung in der Tracht u. s. w. beschränkt.
Zu den würdigsten Repräsentanten deutscher Kunst muß nun Carl von Enhuber gezählt werden.
Derselbe ward am 16. December 1811 in Hof in Oberfranken geboren, woselbst sein Vater damals Mauthbeamter war. Ein Jahr später wurde dieser nach der ehemaligen freien Reichsstadt Nördlingen im Ries versetzt. Ueber des Künstlers frühe Jugendzeit ist wenig zu sagen. Die Geschichte derselben wiederholt sich oft genug im Leben der Künstler. Carl besuchte die Lateinschule ohne Lust und Liebe zur Sache, blos weil der Vater es so wollte, und so war der Gewinn kein sonderlicher. Daneben zeichnete er unter Leitung eines tüchtigen Lehrers Doppelmaier mit gutem Erfolge und hatte in der Stadt und bei vielfachen Ausflügen in die Umgebung Gelegenheit charakteristische Eindrücke von Land und Leuten in sich aufzunehmen.
Nach seiner Versetzung in den Ruhestand siedelte der Vater im Jahre 1827 nach München über und trat in Folge dessen Carl an einem der dortigen Gymnasien ein. Seine Fortschritte wurden in München nicht besser, als sie es in Nördlingen gewesen; dagegen trat der Drang sich zum Künstler auszubilden, der sich schon früh geregt, unter den Eindrücken der Kunstmetropole nun so mächtig hervor, daß sich der Vater nach langem Sträuben endlich fügen mußte. Carl trat aus der dritten Gymnasialclasse – in zwei Jahren hätte er die Universität bezogen – aus und ward 1832 als Eleve der Akademie eingeschrieben.
Nach Vollendung des dort eingeführten Cursus versuchte er sich zuvörderst in der Thiermalerei, sprang aber zur romantischen Richtung über und schwankte einige Zeit lang hierhin und dorthin, bis er endlich das Fach ergriff, in welchem er sich später so viel Ruhm erwerben sollte. Aus seiner romantischen Periode scheint sich nichts erhalten zu haben und zwar, wie er einmal lachend bemerkte, zu seiner größten Zufriedenheit. Von seinen Thierbildern dürfte eine Dorfpartie mit größerer Staffage von Kühen wohl das Einzige sein, was über seine damalige Tätigkeit Aufschluß giebt. Im Münchener Kunstvereine debutirte er 1835 mit einem kleinen Genrebilde »Mehrere Wildschützen von einem Jäger aufgesucht«, dem noch im selben Jahre ein »Mausfallenhändler« folgte. Auch im nächsten Jahre behandelte er noch ernstere Stoffe und brachte »einen bei seiner Kanone sterbenden Constabler« und einen »Tyroler auf einem Gebirgspaß.« Erst im Jahre 1837 griff er in das humoristische Element des Lebens, dem er später so köstliche Bilder entnahm und durch dessen überaus charakteristische Behandlung er sich einen so wohlbegründeten Ruhm erringen sollte. In dieses und die nächst folgenden zehn Jahre fallen zahlreiche derartige Arbeiten, die ihn rasch zu einem Lieblinge des Publikums machten. Dahin gehören sein »die Wasserheilkunst studierender Schuster« (1839), sein »Bilderschnitzer« in der Neuen Pinakothek (1840), sein »in des Vaters Studierzimmer rauchender Knabe« und sein »Bauernmädchen, das sich ein hölzernes Heiligenbild ausbessern läßt" (beide 1840), sein »Haferlgucker« und »Fliegenfänger« im Besitze des k. Oberzolladministrators G.von Lottner, so wie sein »Schuhmacherlehrling« (alle drei 1843), sein »Eremit am Ofen« (1846), sein »Wildschütz« (1848). Um diese Zeit entstand auch eine Reihe der trefflichsten Handwerksburschen-Bilder und (1852) sein »Lehrjunge des Dorfmalers«, etc.
Das Jahr 1853 brachte einen »Großvater der sich über den guten Schuß seines Enkels freut«, welcher mit einem Blasrohr einige hölzerne Soldaten umgeworfen, gleichfalls in der Neuen Pinakothek.
Längere Zeit hindurch hielt sich Enhuber in nur kleineren Maßverhältnissen. Erst sein »Unterbrochenes Kartenspiel« (1858) zeigt größere Dimensionen. Wir sehen eine böse Sieben in die Dorfschenke treten, um ihren Eheherrn, den Schneider, heimzuholen. Seine Trink- und Spielkameraden suchen ihn, der sich vor dem drohenden Unwetter unter den Tisch geflüchtet, dort zu verbergen, indeß ein reisender Handwerksbursche, mit richtigem Verständniß in die Situation eingreifend, die Spielkarte an sich nimmt.
Fast gleichzeitig entstand die »versäumte Mittagstunde«, zwei Bauernbuben welche über dem Fischfang das Mittagsläuten überhört haben und nun vom Vater in nicht besonders freundlicher Weise empfangen werden.
Beide Bilder erregten in der allgemeinen Deutschen und historischen Ausstellung von 1858 in München die allgemeinste Aufmerksamkeit, das erstere ward von C. Preissel gestochen und vom Münchener Kunstvereine für 1860 als Gedenkblatt bestimmt.
Im Frühling 1859 behandelte er den Moment in welchem ein Stellwagen eben seine Passagiere in einem Dorfwirthshause abgesetzt hat, wobei es an den drolligsten Gegensätzen nicht fehlt. Eine der köstlichsten Figuren ist ein wohlgenährter Kapuziner, der sich in die Nähe eines hübschen jungen Mädchens gemacht hat und dem diese Reise augenscheinlich ganz gelegen kam, sich für einige Zeit von der Clausur loszumachen.
Sein berühmtes großes Bild »der Gerichtstag« wurde 1860 begonnen. Vor ihm haben manche Künstler fürstliche Vorzimmer gemalt und dabei Gelegenheit gefunden, Furcht und Hoffnung, Sorge und Entlastung in den verschiedensten Charakteren zum Ausdruck zu bringen. Sie benützten Alle den Vortheil ihre Handlung einerseits in eine Zeit zu verlegen, deren Costüm malerische Wirkung bot, andrerseits eine reiche Auswahl aus Personen der verschiedensten Stände zu treffen. Enhuber machte sichs minder bequem. Die Composition war schon weit vorgeschritten, als Enhuber seine Handlung zum großen Vortheil derselben aus der Gerichtsstube in den Hofraum des Gerichtsgebäudes verlegte. Im März 1861 konnte das Bild bereits als vollendet betrachtet werden. Trotz dem behielt es der gewissenhafte Künstler noch bis Mitte Juni in seiner Werkstätte zurück um noch dort und da verbessernde Hand anzulegen.
Sein eminentes Talent mit scharfem Blicke die charakteristischen Elemente des Individuums wie der Menge herauszuspüren und mit unglaublicher Klarheit und Frische wiederzugeben, sein gesunder, kräftiger und darum jederzeit und Jedermann lebhaft ansprechender aus einem tiefen Gemüthsleben quellender Humor kam in keinem seiner früheren Gemälde so zur Geltung als in diesem, und muß dieses Bild überhaupt als Enhuber's bedeutendste Leistung bezeichnet werden. Die Gegend trägt den Charakter von Starnberg. Es ist Gerichtstag; wer Geschäfte bei Gericht zu besorgen hat, kann heut unangemeldet erscheinen und Recht und Hilfe suchen, was freilich nicht ausschließt, daß der Eine oder Andre unfreiwillig erscheint. Da treffen denn die verschiedensten Elemente im engsten Raume zusammen, deren lebenswahre und prägnante Charakteristik von dem ernstesten Studium und bedeutendsten Darstellungstalente zeugt. Im Mittelpunkt des Bildes sehen wir ein strammes ländliches Brautpaar, das eben seine »Heiratssache« in Ordnung gebracht hat, hinter demselben die Eltern der Braut. Einen tiefeinschneidenden Gegensatz zu ihrem jungen Glücke bildet das Elend eines sächsischen Bergknappen der, arbeitsunfähig geworden, und von der leidend und verkümmert aussehenden Tochter begleitet, mit seinem Schaukasten das Land durchzieht, mehr auf das Mitleid als die Neugier der Menschen angewiesen. Die beiden alten Burschen rechts sind wohl in Folge einer Meinungsverschiedenheit einander in die Haare gerathen, wie der verbundene Kopf des Einen zeigt. Sie harren nun in höchst unbehaglicher Stimmung der Dinge, die da kommen werden. Die Frau daneben scheint ihre besonderen Erfahrungen darüber zu besitzen, in welcher Weise man sich die Gunst des Herrn Oberschreibers erwirbt: aus dem Korb auf ihrem Schooße hängen die langen Schwanzfedern eines Kapauns. Links vom Brautpaar streiten sich zwei Ehepaare in sehr lebhafter Conversation über irgend einen Rechtsfall, vielleicht eine verwickelte Erbschaftsfrage. Mehr im Vorgrunde harrt ein glatzköpfiger alter Handwerksbursche auf das Visiren seines Wanderbuches, während neben ihm ein Bauer mit bekümmerter Miene seinen Stock in den Sand gräbt: er scheint einen schlimmen Ausgang seiner Sache zu fürchten. Auf einer Bank, welche den Stamm eines alten Baumes umgiebt, sitzt ein Pfarrer und nimmt noch eine Prise ehe er sich anschickt einzutreten. Ganz im Hintergrunde steht ein wohlgenährter Gütermäkler, die Brieftasche in der Hand, und überschlägt sich den Vortheil den ihm der Verkauf des Anwesens des armen Bäuerleins nebenan abwerfen wird. Am Baum selbst aber kommt auf den Wink des Gerichtsdieners unter der Thüre des Gerichtshauses ein ältlicher Bursche herbeigeschlichen, der offenbar wenig Gutes von seiner Unterredung mit dem gestrengen Herrn Landrichter erwartet. Unterm Thorbogen endlich erscheint ein Prachtexemplar von Gemeindediener, der einen Betteljungen abgefaßt hat.
Der Zudrang zum Bilde, das Jaquemont leider mit wenig Verständniß stach, war so groß, daß es die doppelte Ausstellungszeit im Kunstvereinslocal belassen werden mußte, um den Anforderungen des Publicums gerecht zu werden. Leider ward dasselbe München nicht erhalten, sondern ging in die großherzogliche Sammlung in Darmstadt.
Im Jahre 1861 veranstaltete der Unterstützungsverein für unbemittelte Künstler in München eine Ausstellung, wozu Enhuber einen excellenten Handwerksburschen beisteuerte, der von der Hitze des Marsches in der Schenke über einem kühlen Trunk eingeschlummert ist.
Das Jahr 1862 brachte den »Regentag im Gebirge.« Während der Regen in Strömen herabschießt, hat der Stellwagen ein Rad gebrochen. Da drängen sich denn die Passagiere unter dem weit vorspringenden Dache des Dorfwirthshauses zusammen, um sich nach Kräften zu langweilen. Der bärtige Maler, der lebhaft an den Landschafter Zwengauer erinnert, reitet in stiller Wuth auf seiner Bank, die dicke Frau daneben wickelt sich fröstelnd in ihren Shawl, das Fräulein Tochter lorgnettirt nach dem strammen Jägerburschen, der mit der Gemse auf dem Rücken schwerfällig im Regen einherschreitet und dabei nach dem Maßkrug hinschmunzelt, den ihm über dem Haupte des Stadtfräuleins hinweg ein Freund in der Stube entgegenstreckt. Das arme Fräulein aber nimmt sein freundliches Schmunzeln ganz vergnügt auf eigene Rechnung. Das schmächtige Herrchen mit dem dünngewichsten Schnurbart ist wohl ein Gardelieutenant und der dürre Botaniker nebenan sehnt sich mit Schmerzen aus diesem nassen Elemente heraus. Umsonst bietet die stattliche Wirthin ihr Mundwerk auf, ihre Gäste zu unterhalten, es will nicht verfangen, denn ihnen allen ist so unbehaglich wie dem stattlichen Hahne, dessen Schweif wie eine Dachrinne vom Regen tropft. Der quiescirte Militär-Rechnungsbeamte mit der steifen Halsbinde schaut darein, als ob er tausendmal lieber einem verlorenen Heller durch alle Tabellen der Monturbogen des Regiments nachliefe, hat aber im Wirthszimmer einen sogenannten »Türkenkopf« aufgetrieben, das naive Urbild der Roulette und versucht nun sein Glück indem er seinen eigenen Gegner spielt; nur der Student scheint sich über dem Kruge mit seinem Schicksale zu versöhnen. Dagegen sind die Enten der Frau Wirthin und ein paar Buben, die mit einem Schifflein aus Baumrinde in der zur Gosse gewordenen Straße spielen, so recht in ihrem Elemente. Auch der feiste Mönch neben dem jungen Stadtfräulein leidet nicht von Langweile, es ist eine Kost, an die er sich in seinem Kloster vollständig gewöhnt hat.
Das meisterhaft gemalte und namentlich außerordentlich fein colorirte Bild wurde Eigenthum des Gutsbesitzers Herrn Benzino in Landstuhl.
Es gehört zu den seltenen Beispielen eines schönen Zusammentreffens in diesem Leben, daß die beiden Jugendfreunde Carl von Enhuber und Melchior Meyer, die zusammen in der Schule der Hauptstadt des Riesgaues ihr erstes Latein gelernt, nach langen Jahren in München sich wieder trafen und zu einem gemeinsamen Werke verbinden konnten. Enhuber, der seinen Pinsel vorzugsweise dem Stamme der Altbayern lieh, bewies nun eine staunenswerthe Freiheit des Geistes, indem er nun den Schwaben ebenso gerecht wurde. Denn die Schwaben führten Melchior Meyer's »Erzählungen aus dem Ries« in die Welt ein.
Im Jahre 1864 begann der Künstler den Cyklus seiner fünfzehn Compositionen zu diesen Erzählungen mittels Oelfarbe Grau in Grau auszuführen. Er hielt sich dabei allerdings streng an den Text seines Freundes, gleichwohl aber darf man diese Compositionen nicht als Illustrationen bezeichnen. Sie sind in ihrer sinnigen, tiefgemüthlichen Weise ebenso gut selbständige Dichtungen wie die seines Freundes. Das ungewöhnliche Aufsehen das selbe in der fotografischen Vervielfältigung nicht minder als in den Originalen in der Kunstwelt machten, spricht am besten für ihren hohen Werth. Durchaus im naiven Volksgenre aufgefaßt und mit außerordentlicher Sorgfalt durchgeführt, gewähren sie durch die überall in entschiedenster Weise hervortretende Bildmäßigkeit eine wahre Augenweide für den Beschauer. Die eigenthümliche Technik war durch die Bestimmung bedingt, wonach die Bilder durch die Fotografie verbreitet werden sollten.
Diese Arbeit nahm den Künstler begreiflicher Weise längere Zeit in Anspruch, aber keineswegs ausschließlich. Nebenher entstand eine Menge kleinerer Bilder meist humoristischen Inhalts, welche in coloristischer Beziehung außerordentliche Fortschritte feststellen lassen. Auch mit einem größeren Bilde trug er sich in jener Zeit, das eine Scene vor dem Leihhause während des Carnevals zum Gegenstande hatte, das er aber zurückstellte, als er von theilnehmenden Freunden auf die Unmalbarkeit seines Stoffes, so moralisch-bedeutend derselbe auch war, aufmerksam gemacht wurde.
Dem Jahre 1866 gehören »die bösen Zeitungsnachrichten« an, ein Bildchen dessen Gedanke dem Jahre 1848 und dem Schwabenlande entnommen ist. Ein Bäuerlein brachte nemlich aus der Stadt eine schwarzrothgoldene Kokarde und eine Zeitung mit, welche über die Heldenthaten der Freischaaren berichtet, was den Aeltesten der Anwesenden so für deren Sache begeistert, daß er sich für den alten Nachtwächterspieß schnell einen neuen Schaft schnitzt, um zu ähnlichen Abenteuern auszuziehen.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1866 und in der ersten des Jahres 1867 beschäftigte sich Enhuber vorwiegend mit drei größeren Bildern, welche sämmtlich unvollendet blieben.
Das erste war als Seitenstück zum »Regentag im Gebirge« zu betrachten und zeigt den Abgang des Stellwagens in einem Gebirgsdorfe, in welchem Schliersee nicht zu verkennen. Der Wagen hat schon einen Theil der nach der Stadt zurückkehrenden Sommerfrischler aufgenommen, die Frau Posthalterin steht händedrückend unter denen, die eben im Begriffe sind, sich einschachteln zu lassen. Einem jungen Frauchen scheint der Abschied näher zu gehen als der Herr Gemahl wissen darf, sie drückt ihr Gesicht tief ins Bouquet, das ihr ihr Galan zum Abschied überreichte. Ein Botaniker mit seiner grünen Pflanzenkapsel will in's Coupé, ein brutaler Geldbrotz nebst Söhnlein macht sich aber darin so breit, daß der gute Mann wohl in das Innere des Räderkastens muß, wo ihn eine alte Jungfer und ein Junge mit dem Schmetterlingsnetz an langer Stange zwischen sich zu nehmen drohen. Der Maler, der mit alpenrosengeschmücktem Malstock als der Letzte eben herbeikömmt hat sich wohl bei der Spenderin der hübschen Blumen verspätet, kommt aber immer noch zeitig genug, denn das Gepäck der Passagiere ist noch lange nicht untergebracht und der Hausknecht sieht nicht aus, als ob er sich übereilen wollte.
Das zweite der genannten Bilder ist das figurenreichste, welches Enhuber je malte, und versetzt uns auf eine Münchener Hochzeit gegen Ende des vorigen Jahrhunderts. Die hervortretendsten Personen sind abgesehen vom Brautpaar ein behäbiger Bierbrauer mit seiner umfangreichen Frau, ein sich Wein einschenkender Franziskaner, eine alte Jungfer, deren zierlicher Haarputz von einer überhängenden Zierpflanzengruppe zerrauft wird, ein Candidat der Theologie, der sich auf einen Toast vorbereitet, junge dem Brautpaare Blumen streuende Mädchen, ein Liebespaar, ein Vetter vom Lande. Die meisten Figuren sind nur untermalt, gleichwohl enthält das umfangreiche Bild schon jetzt so viel des Schönen, daß man dessen Nichtvollendung tief beklagen muß.
Die letzte Arbeit Enhuber's war der Entwurf eines Bildes »der Schuhblattel-Tanz«, welcher Name eine in der Umgebung Miesbachs einheimische Tanzweise bezeichnet.
Enhuber litt in den letzten Monaten seines Lebens außerordentlich. Lange Zeit vorher von einem giftigen Insect in die Unterlippe gestochen, bekam er an der verletzten Stelle eine Pustel, welche aller Heilmittel spottete, wiederholte Operationen nöthig machte, zuletzt aber eine Zersetzung seines Blutes herbeiführte, die seinem Leben am 8. Juli 1867 ein Ende machte.
Enhuber hatte von Haus aus, was Goethe einen „»idyllischen Blick in die Welt« nennt; er sah dem wirklichen Leben in der Sphäre seines Faches die Poesie und den Humor ab. An den charakteristischen Aeußerungen des Lebens hatte er die theilnehmendste Freude. Das Gesehene gestaltete sich ihm unmittelbar zum Bilde; wenn er das gegebene Material künstlerisch ordnete und zurecht legte, trat er demselben und seinem Charakter nie irgend wie zu nahe, er hob dadurch nur seine tiefere Bedeutung und seinen frischeren Reiz hervor. Der Gefahr sich in gewissen Typen zu wiederholen konnte Enhuber zufolge seiner reichen Fantasie nie unterliegen: er gab allezeit etwas Neues, weil er allezeit die Natur vor sich hatte und ihre Erscheinungen nur nach ihrer eigenen Forderung und nach Maßgabe ihres eigensten Grundcharakters idealisirte, ohne ihre Naivetät zu schmälern.
Was wir vom Künstler im Allgemeinen verlangen, nemlich daß sein Werk ein Ganzes, Einheitliches, daß es in seiner Wahrheit erfreulich sei und uns über die Mängel des Daseins hinweghebe, das leistet Enhuber mit den Erfindungen der Natur selber, die in ihm ein neues schönes Leben gewinnt und die er nur in soweit idealisirt, daß uns aus dem Idealbild heraus das Realbild anschaut.
Damit kam er einer tiefen Neigung des Publicums und wohlbegründeten Forderung der Zeit entgegen, und so begreifen sich die ungewöhnlichen Erfolge welche er beim Publicum wie bei der Kritik errang. Sein Weg führte ihn vom wirklichen Leben zur Kunst und zur Schönheit, in der Kunst concentrirte sich sein ganzes Leben.
Seine Gedanken, die ihm Dank seiner regsamen Fantasie und seinem scharfen Blick in Fülle zuflossen, entwickelte er im Ganzen und Einzelnen mit logischer Schärfe und Consequenz. Sein Humor war kerngesund und kam aus einem offenen, geraden Sinne, bot ungesucht sich dar, und macht, ferne verletzen zu wollen, nur Einen Anspruch, den erheitem zu wollen. Und weil er an allgemein menschliche Verhältnisse anknüpfte, bedurfte er auch keines erläuternden Commentars.
Enhuber begriff daß das ganze Gewicht des Genre darin liegt, daß demselben das ungeheure Gebiet der Situationen innerhalb der sozialen Zustände überlassen ist und daß, wenn sich der Historienmaler dem Geschichtsschreiber anschließt, indem er Tatsachen von entscheidendem Einflusse auf die Geschicke der Welt künstlerisch festhält, es dem Genremaler Vorbehalten bleibt, Culturgeschichte zu malen.
Enhuber war von seltener Lebhaftigkeit im Umgange und ein überaus trefflicher Erzähler. Seine handelnden Personen, traten plastisch hervor, unterstützt von einem staunenswerthen Nachahmungstalente ließ er sie meist im lebendigsten Dialoge auftreten. Seinem scharfen Auge entging auch die scheinbar unbedeutendste Eigenart nicht, mit einem einzigen Blicke überschaute er das Ganze mit allen seinen Einzelheiten und reproduzirte sie wenn es am Platze nöthigenfalls dramatisch. So machte er für seinen »Schuhblatteltanz«, obwohl schwer krank, seiner Familie – er war seit den ersten Vierzigerjahren verheiratet und das Muster eines trefflichen Familienvaters – alle einschlägigen Bewegungen vor um sie so zu Gruppen vereinigt zum Studium benützen zu können, wie denn noch seine letzten Augenblicke der geliebten Kunst gehörten.
Enhuber war Ehrenmitglied der Münchener Akademie und Ritter des bayerischen Verdienstordens vom heiligen Michael. König Ludwig I. der ihn sehr hoch schätzte ließ seine Büste von Professor Halbig modelliren und in der Neuen Pinakothek aufstellen.
Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.
Enhuber, Karl, Genremaler, geb. 16. Dec. 1811 in Hof (Oberfranken), † 6. Juli 1867 in München, bezog erst 1832 doe dortige Akademie und wurde 1858 Ehrenmitglied derselben. Er malte zunächst einige Thierbilder und wandte sich dann mit grossem Glück zum Genre, worin er sich durch treffende Charakteristik, gesunden Humor und kräftiges Colorit auszeichnete. Unter seinen zahlreichen Bildern sind die bedeutendsten und beliebtesten Der Bildschnitzer in seiner Werkstatt (1840, Neue Pinakothek in München), Der Münchener Bürgergardist (1844, Nationalgalerie in Berlin), Der politisirende Schuster (1855), Das unterbrochene Kartenspiel (1858), Versäumte Essenszeit, Der Stellwagen vor dem Wirthshause, Der Gerichtstag (1861, Museum in Darmstadt), Grossvater und Enkel (Neue Pinakothek), Vor dem Gerichtshause, Regentag im Gebirge und die trefflichen 6 Bilder aus dem deutschen Volksleben nach Melchior Meyrs »Erzählungen aus dem Ries« (Museum in Leipzig). Die Skizzen zu Letzteren, sowie eine Anzahl von E.’s besten Werken befinden sich in der Gemäldesammlung zu Schleissheim bei München. Seit 1858 war er Ehrenmitglied der Münchener Akademie; auch wurde er Ritter des St. Michaels-Orden.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Enhuber Karl, von, 1811 (Hof/Ofr.) – 1867, Genremaler; er trat 1831 in die Münchner Kunstakademie ein und widmete sich erst der Tiermalerei, dann aber der Genremalerei, deren Haupt in der Münchner Schule er wurde; seine feine Beobachtungsgabe, seine treffliche Auswahl des einfachen Natürlichen aus dem Volksleben und seine Fähigkeit, Humor und Ernst gleich trefflich zu gestalten, sichern seinen Werken, die alle eine gewisse Gutmütigkeit und Harmlosigkeit zeigen, einen bleibenden Wert; der Künstler starb an dem Biß einer giftigen Fliege.
Hauptwerke: Der Schuster als Wasserdoktor, Der Haferlgucker, Der Gerichtstag an einem bayerischen Gericht; die meisten Bilder besitzt die staatliche Galerie in Schleißheim.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.