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18 – 10 – 15 (Wopfner)

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JOSEF WOPFNER
PROF. KUNSTMALER. EHREN
MITGLIED DER AKAD. D. B. K.
1843 – 1927
FRAU MATHIL. WOPFNER.
1849 – 1926

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Prof. Josef Wopfner

* 19.3.1843 (Schwaz/Tirol)
† 23.7.1927 (München)
Landschaftsmaler und Lithograph

Der freie Landesbote (2.7.1873)

Kunstnotizen.

Der aus der Pilotyschule hervorgegangene Maler Josef Wopfner, ein Landsmann Defregger's hat eben ein größeres, figurenreiches Bild vollendet, welches eine Scene aus dem letzten deutsch-französischen Kriege nämlich ein »brennendes Dorf im Elsaß« darstellt, dessen Bewohner auf einem benachbarten Hügel mit dem Ausdruck des Schreckens die verheerende Wirkung des ihre Habe verzehrenden Elementes beobachten. Das der Komposition wie der technischen Durchbidung nach gleich gelungene Bild, an welchem namentlich ein feines Stylgefühl in der Gruppirung und ein seltenes Talent für Charakteristik bei den verhältnißmäßig kleinen Figuren auffällt, wird die nächste Woche auf dem Kunstverein ausgestellt werden und dort um so mehr Aussehen erregen, als der Künstler seinen bisherigen Ruf bekanntlich fast ausschließlich seinen trefflichen landschaftlichen Darstellungen verdankt.

Der freie Landesbote Nr. 147. Volksblatt und Vorstadt-Zeitung aus München. Mittwoch, den 2. Juli 1873.

Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart (1884)

Wopfner, Joseph, Genre- und Landschaftsmaler, geb. 19. März 1843 zu Schwaz (Tirol), lernte das Bäckerhandwerk, erhielt aber in seinen Freistunden auch Unterricht bei einem Maler aus dem benachbarten Stans. 1860 ging er nach München, war anfangs bei einem Stubenmaler in Kondition, besuchte später die Akademie und wurde Schüler Karl v. Pilotys. Sein Hauptfach ist die durch zahlreiche Figuren belebte Stimmungslandschaft, insbesondere der Chiemsee und dessen nähere und fernere Umgegend, der ihm eine Fülle malerischer Motive bietet. Mit demselben glücklichen Erfolg behandelt er Stoffe aus der alten deutschen Märchenwelt, z. B.: Hansel und Gretel, der Däumling, Rübezahl, Rotkäppchen, Schneewittchen u. a.

Dr. Hermann Alexander Müller: Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke. Leipzig, 1884.

Allgemeine Kunst-Chronik (7.11.1885)

Josef Wopfner.

Die Zahl moderner Künstler, welche in ihrer Jugend hinter dem Pfluge gingen oder bürgerliche Gewerbe trieben, ist weit grösser als das Publikum denkt. Albrecht Adam buk Kuchen und Torten, Wilhelm Leibl beschlug Pferde, Wilh. Xylander sass in der Schneiderhölle, Christian Morgenstern schablonirte Spielkarten, Heinrich Bürkel drehte Düten, Carl Spitzweg Pillen, Josef Ant. Fischer und Mathias Schmid hüteten Kühe, Reinhard Sebastian Zimmermann verkaufte Pflaster und Weinbeeren, und Josef Wopfner, dessen Vater Bäcker, Stubenmaler, Vergolder und Bildschnitzer in einer Person war, stand demselben in allen Richtungen dieser seiner vielseitigen Thätigkeit als Gehilfe zur Seite.

Josef Wopfner erblickte das Licht der Welt, die Einige die beste, Andere ein Jammerthal nennen – zum Glück haben wir die Frage, wer Recht hat, nicht zu entscheiden – am 19. März 1843 im schönen Marktflecken Schwaz im tirolischen Unter-Innthale. Sein Vater, ein wie bereits angedeutet worden, vielseitig veranlagter Mann, hatte ein hübsches Stück Welt gesehen, in Passau und Wien gearbeitet und Ungarn und Italien durchwandert, ehe er in Schwaz eine Familie gegründet. Nicht eben mit Glücksgütern gesegnet, liess er seinem Sohne Josef, als derselbe kaum das elfte Jahr erreicht, gleichwol so viel Musse, dass er sich, den Anregungen des Bauernmalers Arnold in Stans folgend, in der Behandlung der Oelfarben unterrichten konnte, worin ihn dort Pater Joseph im nahen Kloster Viecht weiter förderte, so dass er an's Copiren von Köpfen gehen konnte.

Als er fünfzehn Jahre alt war, schickte ihn sein Vater mit spärlichen Mitteln ausgerüstet nach München, wo er bei dem Anstreicher und Stubenmaler Hautmann in die Lehre treten sollte. Doch kam es wegen des Aufdingens zwischen Meister und Lehrjungen alsbald zu einem Conflict, der damit endete, dass Letzterer schnurstracks in seine Heimat zurückkehrte, freilich um schon im folgenden Jahre 1860 wieder nach München zu gehen und noch einmal bei Hautmann in Arbeit zu treten, der nun von der Aufdingung Umgang nahm und dem Jungen die Bezahlung eines entsprechenden Lohnes zusicherte. Als Hautmann nachträglich einen solchen von nur einem Gulden versprach und sich schliesslich weigerte, auch diesen zu zahlen und den mahnenden Gehilfen entliess, war dieser brodlos. Der bekannte Decorationsmaler Schwarzmann, bei dem Wopfner nun Beschäftigung suchte, vertröstete ihn auf sechs Wochen hinaus. Endlich fand Wopfner beim Tüncher und Anstreicher Fruth Aufnahme und Arbeit im National-Museum. Aber auch nun gab es Anstände: Wopfner war ausser Stand, die vorschriftsmässigen Geldbeiträge zum städtischen Krankenhause zu entrichten, erhielt deshalb keine polizeiliche Aufenthaltsbewilligung und wurde angeblich wegen Entlaufens aus der Lehre weggeschickt. In der That aber hatte Wopfner sich im Maseriren unterrichtet, womit ein Anstreichergeselle auf offener Strasse beschäftigt war. Nun suchte Wopfner beim Rouleauxfabrikanten Roller Arbeit und erhielt sie auch, ward aber nach dreitägiger Probezeit wegen unzulänglicher Leistung wieder entlassen. Hätte er am nächsten Tage nicht auf der Strasse vor einem Bäckerladen einen Kreuzer gefunden, so hätte er sich nicht einmal ein Stück Brod kaufen können, seinen nagenden Hunger zu stillen.

Endlich gab es wieder einen Sonnenblick: der Rouleauxmaler Iwig beschäftigte Wopfner und bezahlte ihn zufriedenstellend. Aber dieser strebte nach höheren Zielen und fand Aufnahme in der Kitzingerischen Kunstanstalt, wo er mit Copiren, Lithographiren und Herstellung von Farbendruckbildern beschäftigt wurde, auch sogenannte Kreuzwege malte, nebenbei aber zum Firnissen und Verpacken von mancherlei »Kunstwerken« angehalten wurde. Sein Aufenthalt bei Kitzinger dauerte etwa drei Jahre und stellte ihn pecuniär wenigstens leidlich, denn er bezog monatlich ein Honorar von 32 Gulden.

Freilich war sich Wopfner vollständig klar, dass er es auf diesem Wege nie zum Künstler bringen werde, und so entschloss er sich auf dringendes Anrathen des ihm wolwollenden Lithographen Handel, im Jahre 1864, seine Stellung bei Kitzinger aufzugeben und die Kunstakademie als Hospitant zu besuchen, was ihm nur dadurch möglich ward, dass er die eine Hälfte des Tages für arme Kirchen Kreuzwegbilder malte und mit dem geringen Honorar dafür seinen Lebensunterhalt bestritt.

Während dieser Zeit trat Wopfner in das Alter der Militärpflichtigkeit und musste, um ihr zu genügen, nach Schwaz zurückkehren. Auf der Reise dorthin zog er sich im ungeheizten Eisenbahnwagen eine starke Erkältung zu, welche ihn auf's Krankenlager warf, so dass er sich bei der Losziehung vertreten lassen musste. Immer noch leidend ward er zur Reserve abgestellt und bei den Kaiserjägern in Innsbruck eingetheilt, bei denen er auch elf Monate stand. Sein Vorgesetzter, der k. k. Oberlieutenant Gelb, ein warmer Freund der Kunst und begabter Dilettant, verwendete sich für den angehenden Künstler dahin, dass diesem im Hinblick auf seine ausgezeichneten akademischen Zeugnisse in der Kaserne ein Zimmer angewiesen wurde, in welchem er seinen Kunststudien obliegen konnte, bis er auf Grund seiner durch jene Erkältung zugezogenen Schwerhörigkeit mit Abschied aus der k. k. Armee entlassen wurde.

Die nächste Zeit benützte Wopfner nun dazu, für den Paramenten-Sticker Uffenheimer in Innsbruck die zwölf Apostel zu zeichnen und mehrere Fahnenblätter zu malen. Das dafür eingenommene Honorar ermöglichte ihm die Rückkehr nach München.

Hier begann nun der Kampf um's Dasein auf's Neue; Wopfner bestand ihn, indem er wieder für ein geringes Honorar Kreuzwegbilder malte und sich nebenbei auf das Landschaftsfach warf, wobei ihm der Landschaftsmaler Horst als freundlicher Berather zur Seite stand.

So entstand Wopfner's erstes Bild in diesem Kunstzweige, eine ideale Landschaft, die der Münchener Kunstverein um 70 Gulden zur Verlosung unter seinen Mitgliedern ankaufte. Mit dem so überraschend gekommenen Gelde in der Tasche unternahm der junge Künstler seine erste Studienreise, die ihn nach Oberaudorf führte. Der idealen Landschaft folgte in Bälde ein Bild nach Motiven vom Starnberger See. Während eines zweiten Studienaufenthaltes in Oberaudorf sahen Defregger, Kurzbauer und Gysis Studien Wopfner's und veranlassten ihn, Professor Piloty um Aufnahme unter die Zahl seiner Schüler zu bitten. Piloty gab der Bitte des vielversprechenden Kunstjüngers statt, und so arbeitete Wopfner 1869 bis 1872 unter des berühmten Lehrers unmittelbarer Leitung, um nach dieser Zeit selbständig thätig aufzutreten.

In der Zeit von 1864 bis dahin hatte sich Wopfner Angesichts seiner ungünstigen Verhältnisse dreimal im Concurrenzwege um ein akademisches Stipendium beworben, ohne ein solches erringen zu können.

Das Jahr 1872 sollte für Wopfner auch noch in anderer Weise Epoche machend werden. Im Sommer desselben liess er sich in Gesellschaft des Kupferstechers Vogel zum ersten Male studienhalber zu längerem Aufenthalte auf der Fraueninsel des Chiemsees nieder, der für seine Kunstrichtung so einflussreich werden sollte und dessen getreuer Sommergast er seither blieb, denn er fühlte sich von keiner von all' den traulichen Stellen, an denen das Vorland der bayerischen Alpen so überaus reich ist, so lebhaft angezogen, als von dem kleinen Frauenwörth, und dieser Vorliebe verdankt die Welt eine Reihe der schönsten Werke unseres Künstlers.

Man hat viel darüber gestritten, welcher von den beiden bewohnten Inseln des Chiemsees der Preis gebührt, ob der Herren-Insel mit ihrer mannigfachen Abwechslung von Wiese, Feld und Garten, von Wald, Hügel und Thal, die man kaum in Stunden umwandert, oder der kleinen idyllischen Frauen-Insel, die man mit einem Steinwurf von Ufer zu Ufer ermisst, mit ihren wenigen Lindenbäumen und vereinzelten Fischerhäusern.

Die Künstler haben den Streit zu Gunsten der Fraueninsel entschieden. Die alte Chronika im Wirthshause weiss gar lustig davon zu erzählen, wie anno Domini 1828 Max Haushofer, Franz Trautmann und die Gebrüder Boshart auf einer wundersamen Schifffahrt die Fraueninsel entdeckten. Zwei Jahre später galt das Eiland bei Natur- und Kunstfreunden als ein Eldorado. Wol sind jene heiteren idyllischen Tage längst vorüber, zu den Sommerfrischlern aber, die sich aus München und anders woher dort einzufinden pflegen, liefern die Münchener Maler noch heute das stärkste Contingent. Und in ihnen rührt sich trotz der ernsten Zeit ab und zu noch die alte Freude an improvisirten humoristischen Festen, wie solches vor einigen Jahren auch zu solennem Empfang unseres Wopfner stattfinden sollte. Schade nur, dass die angeborene Bescheidenheit denselben bestimmte, als ihm davon heimliche Kunde ward, sich der feierlichen Einholung durch die Landung an der Herreninsel zu entziehen, ohne zu bedenken, dass er im Grunde genommen an seinen zur Huldigung bereiten Freunden und Verehrern ein grosses Unrecht beging.

Die Fischer der kleinen Insel bewahren den Gästen gegenüber eine gewisse Reserve, zu den verschwindend Wenigen aber, die ihr volles Vertrauen geniessen und denen sie sogar Einblick in ihre Gewerbsgeheimnisse gestatten, zählt Wopfner, dessen liebenswürdige Schlichtheit und Biederkeit ihre Herzen gewonnen. Er fährt mit ihnen beim ersten Morgengrauen und wenn sich der Spätabend mit der Nacht streitet, bei blauem Himmel und im Tosen des Ungewitters in den See hinaus und darum betrachten sie ihn fast wie einen der Ihrigen. Und das umsomehr, als der letzte uralte »Einbaum«, der noch den See befährt, sein Eigenthum ist, wodurch die Inschrift des von dem Münchener Akademie-Professor Raupp zu München in's Germanische Museum gestifteten derartigen Fahrzeuges, welche dieses das letzte seiner Art nennt, die gebührende Correctur findet.

Dem Chiemsee entnimmt Wopfner seit Jahren die Motive seiner meisten und schönsten Bilder, in denen er die Eigentümlichkeiten der Tages- und Jahreszeiten nicht minder sprechend wiederzugeben weiss, wie den individuellen Charakter der den See umgebenden landschaftlichen Natur. Er ist in der Darstellung des Grossartigen ebenso überzeugend, wie in derjenigen des Heiteren und Anmuthigen. Dazu kommt ein tiefes Verständniss der Eigenart der Bewohner der Insel und der Uer und eine eingehende Bekanntschaft mit ihren Gewohnheiten, Sitten und Gebräuchen, die er glücklich zu verwerthen weiss.

Schauen wir auf die von dem persönlich liebenswürdigen Künstler bislang geschaffenen, in aller Welt verbreiteten Werke zurück, so finden wir als die bedeutendsten und zugleich charakteristischsten ein noch in der »Piloty«-Schule gemaltes Waldinnere mit Zugrundelegung eines Gedichtes von Heinrich Heine, Schulkinder im Walde, vor einem aus dem Dickicht brechenden Wildschwein erschreckend, eine »Prozession auf dem Starnberger See«, »Geflüchtete Elsässer, auf ihre in Flammen stehende Ortschaft zurückschauend«, eine Anzahl von Bildern nach deutschen Volksmärchen (Hansl und Gretl, Rübezahl, Schneewittchen, Däumling), zahlreiche mehr oder minder reichstaffirte Landschaften nach Motiven vom Chiemsee: »Das Lachspassen«, das in Folge wiederholter Aufträge fünfundzwanzigmal wiederholte »Ave Maria-Läuten« (deren erstes sich im Besitze des Prinzen Luitpold von Bayern befindet), »Die Tauffahrt«, »Die Fahrt zur ersten Communion« etc. Ungewöhnliches Aufsehen erregte sein im Jahre 1885 in München, Wien und Berlin ausgestelltes grosses Bild: »Die Verfolgung von Wilderern auf dem Chiemsee während eines Sturmes«, durch die Neuheit des Motivs, die Lebendigkeit der Darstellung des Vorganges und die coloristischen Vorzüge der Behandlung. In der »Allgem. Kunst-Chronik« ist dieses Gemälde ausführlich besprochen worden. (D. R.)

Die allseitige Anerkennung der Verdienste Wopfner's um die Kunst gab zu Anfang des Jahres 1885 seiner Heimatgemeinde Schwaz Anlass, den Künstler zu ihrem Ehrenbürger zu ernennen und ihm das einschlägige Diplom durch eine Abordnung überreichen zu lassen, welche aus einem älteren Schwazer Bürger, dem der Gefeierte vor Jahren als Lehrjunge seines Vaters täglich das Brod in's Haus getragen, und Wopfner's Bruder bestand, was zu einer die Anwesenden tiefergreifenden Scene führte.

Schon vor Jahren ward von Berlin aus der Versuch gemacht, den Künstler zu gewinnen; derselbe lehnte jedoch die ehrenvolle Aufforderung aus Pietät für die Stadt, in welcher er seinen sorgenvollen Entwicklungsprocess durchgemacht und aus Anhänglichkeit an die nahe Gebirgsnatur ebenso entschieden als dankbar ab.

Durch die Liebenswürdigkeit des Künstlers sind wir in der Lage, unser heutiges Heft mit seinem Bildniss nach einer gelungenen Original-Aufnahme von Franz Hanfstaengls' Kunstverlag in München und der Reproduction einer vom Künstler eigens für die »Allgemeine Kunst-Chronik« hergestellten Handzeichnung: »Netze-Auswerfen auf Bodenrenken auf dem Chiemsee« zu illustriren. Carl Albert Regnet.

Carl Albert Regnet: Allgemeine Kunst-Chronik Nr. 45. Illustrirte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik und Literatur. Wien; Samstag, den 7. November 1885.

Allgemeine Zeitung (16.5.1888)

Verschiedenes.

München, 15. Mai. (Vom kgl. Hofe.) Se. kgl. Hoh. der Prinz-Regent hatte am Sonntag Nachmittag zur Tafel gezogen den Regierungs- und Polizeidirector Dr. v. Müller, den Professor Bildhauer W. Rümann und die Kunstmaler Wopfner und Hugo Engel. Morgen gibt der Prinz-Regent zu Ehren der Eröffnung der deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung eine größere Tafel, zu welcher außer dem Directorium die Kommissare der auf der Ausstellung vertretenen Staaten geladen sind. Alsbald nach der Tafel begibt sich der Prinz-Regent mit dem Abendschnellzuge über Salzburg nach Wien. Der Aufenthalt daselbst wird bis zum 28. ds. dauern.

Allgemeine Zeitung Nr. 136. München; Mittwoch, den 16. Mai 1888.

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (1889)

Wopfner, Joseph (Genre- und Landschaftsmaler, geb. zu Schwaz im Oberinnthal in Tirol am 19. März 1843). Gleich seinen beiden Landsleuten Defregger und Matthias Schmidt nicht für den Künstlerberuf bestimmt, lernte er erst das Bäckerhandwerk, erhielt jedoch in den freien Stunden auch Unterricht bei einem Landmaler im benachbarten Orte Stans. Allmälig aber rang sich der Genius durch, Wopfner ließ Brod und Semmeln Andere kneten und ging am 6. Jänner 1860 nach München, wo er anfangs bei einem Stubenmaler in Condition trat und Stuben und Fensterrouleaux malte. Erst später konnte er die königliche Akademie der Künste besuchen und wurde ein Schüler Karl von Piloty's, unter dessen Leitung sich sein edles Talent bald Bahn brach. Die mit allerhand Figuren belebte Stimmungslandschaft war bald das Feld, welches er mit ebenso großer Vorliebe als Erfolg pflegte, und dazu bot ihm der von Malern seit jeher gern behandelte herrliche Chiemsee mit seinen prächtigen Horizonten und malerischen Gestaden eine Fülle künstlerischer Motive, die immer mit neuen Wirkungen erfolgreich zu behandeln der Künstler nicht ermüdet. Nebenbei zaubert er aber auch Stoffe aus der alten deutschen Märchenwelt auf die Leinwand, welche ihm dann auch Gelegenheit bieten, die Landschaft zu cultiviren. So malte er die lieblichen Märchen: Hansel und Gretel, den Däumling, Rübezahl, Rothkäppchen, Schneewittchen u. a. Wenn wir die künstlerische Thätigkeit Wopfner's verfolgen und in die Zeit seines ersten Auftretens zurückkehren, so begegnen wir ihm 1873 zum ersten Male in der Ausstellung des Münchener Kunstvereines mit zwei Bildern: »Kartoffelernte« und »Motiv in Chiemsee«, dann folgte im August 1875: »Hansel und Gretel im Walde« und »Hochzeitliche Fahrt über den Chiemsee«, in welchen schon der Künstler mit jener Eigenart auftritt, die ihn bald zum Lieblinge der Kunstfreunde machte. Von den übrigen Bildern, soweit wir dieselben den Jahren nach verfolgen können, sind uns bekannt, 1877: »Hochzeitsfahrt auf dem Achensee«, im Holzschnitt von C. Staud in Cloß' xyl. Anstalt, zuerst in der »Heimat« (Wien, 4°.) 1877, S. 805 und dann im »Deutschen Hausschatz« (Regensburg) 1879. S. 681; 1880: »Die Grossglocknerspitze«, im Holzschnitt in A. Cloß' xyl. Anstalt für das landschaftliche im Verlage der Gebrüder Kröner in Stuttgart erschienene Prachtwerk »Die deutschen Alpen«, für welches in derselben Anstalt noch zwei Bilder Wopfner's: »Auf dem Chiemsee« (ein mit Heu beladenes Schiff) und »Der Starnbergersee von Feldafing aus« (bloße Landschaft ohne Staffage) in Holz geschnitten wurden; – »Der Bau des Königsschlosses auf dem Herrenchiemsee«, im »Deutschen Hausschatz« 1880, S. 777; 1881: »Lachsfang am Chiemsee«; 1883: »Zur Taufe«, des Täuflings erste Reise übers Wasser; 1884: »Aveläuten«, ein vom Künstler oft verlangtes und von ihm oft wiederholtes Bild; – »Die Fischer im Einbaum am Ufer des Chiemsees«; – »Die Verfolgung«, Wilderer in einem Einbaum werden von Jägern und einem Gendarmen im Kahne verfolgt; ein Bild von ergreifender Schönheit; eine Photogravure von Hanfstängl brachte Lützow's Zeitschrift 1885, Bd. XX, 4. Heft und im schönen Holzschnitt Weber's »Meisterwerke der Holzschneidekunst« Bd. IX, Bl. 6; 1885: »Kinder fahren auf dem Chiemsee zur ersten Communion«; 1886: »Ein durch Wind erschwerter Fischzug auf dem Chiemsee«, in der neuen Pinakothek; – »Heuschiff im Sturm auf dem Chiemsee«, gleichfalls im Holzschnitt in den »Musterwerken der Holzschneidekunst« Bd. X, Bl. 15; 1887: »Köderfang auf dem Chiemsee«. Im Vorstehenden sind nur die durch Ausstellungen bekannt gewordenen Bilder Wopfner's aufgeführt. Außerdem malte er für ein bei Wetzel und Neumann in Leipzig im Farbendruck herausgegebenes Werk, welches landschaftliche Schönheiten aus Bayern, Tirol und dem Salzkammergute nach Aufnahmen nach der Natur brachte, eine Serie von 12 Bildern, welche (18½ zu 25 Centim.) Ansichten von München, Kreuth, Oberammergau, Partenkirchen, Hohenschwangau, Tölz-Krankenheil, Reichenhall, Tegernsee, Kochelsee, Walchensee, Eibsee und Gastein darstellen. Auch sind uns noch zwei Bilder des Künstlers bekannt, von denen wir jedoch die Zeit ihrer Entstehung nicht anzugeben wissen: »Elsässer Bauernfamilien von der Ferne ihr angezündetes Dorf betrachtend« und »Heimkehrende Kinder stossen im Buchenwald auf Wildschweine«. Wopfner's Bilder besitzen einen eigenen Reiz. Wasser und Wolken, an denen so viele Landschafter scheitern, versteht er mit einer Wahrheit und Virtuosität sondergleichen zu malen. Es ist oft, als ob man die Wolken über das Bild hinstreichen sähe, so belebt ist seine Luft. Dabei waltet eine Harmonie in Licht und Farbe, daß der Blick gefesselt wird von der Schönheit und Einfachheit seiner Bilder. Im Februar 1885 erwählte der Gemeinderath der Stadt Schwaz den daselbst geborenen Künstler einstimmig zum Ehrenbürger. Bei dieser Wahl fügte es ein glücklicher Zufall, daß sie mit dem 25. Jahre seiner Künstlerlaufbahn zusammentraf, da Wopfner, wie oben erwähnt, am 6. Jänner 1860 seine Vaterstadt als armer Bäckerjunge verließ, um sich in München der Kunst zu widmen.

Müller (Hermann Alex. Dr.). Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesammtgebiete der bildenden Künste aller Länder, mit Angabe ihrer Werke (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, br. 8°.) S. 565. – Eigene Notizen. – Notizen des Dr. Hyacinth Holland in München, dem ich dafür hier meinen Dank ausspreche.

Dr. Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Wien, 1889.

Rosenheimer Anzeiger (16.3.1923)

Bayerisches Oberland

Frauenwörth, 13. März. Professor Josef Wopfner, der bekannte Landschaftsmaler, Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste, Ehrenbürger der Stadt Schwaz in Tirol und von Frauenwörth im Chiemsee, wird am 19. März 80 Jahre alt. Seinen großen künstlerischen Ruf erwarb er sich zumeist durch seine Schilderungen heimatlicher Natur und Lebens am Chiemsee, Bodensee, in den Bergen, durch Historien- und religiöse Bilder. In seinem an künstlerischen Erfolgen reichen Leben erwarb er sich auch viele Ehren und Auszeichnungen, so auch auf der Ausstellung 1890 für sein Bild »Holzfischer am Bodensee« die goldene Medaille. Oeffentliche Galerien und Sammlungen, die Münchener Pinakothek, das Ferdinandeum in Innnsbruck u. a. enthalten Bilder von Wopfner. 1888 wurde Wopfner zum Professor ernannt, seit 1896 ist er Ehrenmitglied der Münchener Akademie der bildenden Künste.

Rosenheimer Anzeiger Nummer 63. Tagblatt für Stadt und Land. Freitag, den 16. März 1923.

Allgemeine Zeitung (17.3.1923)

Kunst – Musik – Bühne

Galerie Paulus.

Anläßlich des 80. Geburtstages Professors Wopfners am 19. März 1923 veranstaltet die Galerie Paulus eine größere Kollektiv-Ausstellung von Werken dieses Künstlers. Auch Werke aus Privatbesitz finden Aufnahme.

Allgemeine Zeitung Nr. 11. München; Samstag, den 17. März 1923.

AZ am Abend (11.8.1927)

Neuigkeiten aus München

Der letzte Einbaum des Chiemsees
Eine Erinnerung an Professor Josef Wopfner

Durch das Ableben des auf dem Gebiete der Chiemseemalerei berühmten Münchner Kunstmalers Prof. Josef Wopfner wird eine Erinnerung wachgerufen, die auf fast 40 Jahre zurückgeht. Professor Wopfner war es, der den »Letzten Einbaum« von der Frauen-Insel des Chiemsees dem bayerischen Nationalmuseum zum Geschenk machte. Dieser Einbaum, 7½ Meter lang, aus einem einzigen Eichenstamm geschnitten und ausgehöhlt, mit einem Gewicht von 20 Zentern, hatte fünfzig Jahre lang die Fluten des Chiemsees durchschnitten und nachdem er noch am 15. Mai des Jahres 1889 seine letzte Fahrt machte, fand er im Nationalmuseum seinen dauernden Ruheplatz.

Verschwunden sind die »Einbäume« unserer oberbaierischen Seen, und so bietet diese urälteste Form eines Schiffes nunmehr ein ganz besonderes Interesse. Der Einbaum von Frauen-Chiemsee ist aber nicht nur durch sein verwittertes Holz und seine ausgeflickten Stellen äußerst bemerkenswert, sondern er ist auch eine »Reliquie« jener vergangenen Zeit, wo noch echtes Künstlerleben auf der Frauen-Insel herrschte; und nachdem der Einbaum dem nassen Elemente entzogen und so mancher Künstler zu Studien hinausgefahren war, wurde er selbst zur häufig verwerteten Studie für den kürzlich verstorbenen Chiemgaumaler, Professor Wopfner, der dann, wie oben erwähnt, das interessante Kulturstück dem Nationalmuseum im Jahre 1889 überließ. so

AZ am Abend Nr. 184. Allgemeine Zeitung. Acht-Uhr-Abendblatt. München; Donnerstag, den 11. August 1927.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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