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18 – 14 – 22 (Ohlmüller)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Josef Daniel Ohlmüller

* 10.1.1791 (Bamberg)
† 22.4.1839 (München)
Bäckers-Sohn / Architekt

Artistisches München im Jahre 1835 (1836)

Ohlmüller, Daniel Joseph, königl. Civilbauinspektor der Regierung des Isarkreises, geb. 1791 zu Bamberg, Sohn eines Bürgers und Bäckers. Er erhielt seine erste wissenschaftliche Bildung an dem Gymnasium und Lyzeum seiner Vaterstadt, ging nach gesammelten Vorkenntnissen für das Bauwesen nach München in die Bauschule der königl. Akademie unter der Leitung des Professors Fischer von 1811 bis 1815, wo er dann zur höhern Ausbildung im Fache der Baukunst seine Reisen nach Florenz, Rom, Neapel und Sizilien antrat, und vier Jahre daselbst seinem Studium widmete. Im Jahre 1819 ward er als Inspektor zu dem Baue der Glyptothek von Rom zurückberufen, und führte denselben 11 Jahre unter der Leitung des Architekten des Baues,Hrn. geheimen Raths Ritter von Klenze, bis zur Vollendung.

AlS Civilbauinspektor und Mitglied des Baukunst-Ausschusses wurden mehrere kleine Kirchen, Schulhäuser, Pfarrhöfe, Forst- und Mauthhäuser etc. nach seinen Entwürfen ausgeführt.

Im Jahre 1831 erhielt er von Sr. Majestät dem Könige den ehrenvollen Auftrag, die Pfarrkirche der Vorstadt Au im altdeutschen Style nach seinem Plane zu bauen, im genannten Style die erste Kirche in Bayern nach mehr denn 100 Jahren; der Grundstein hiezu ward am 28. November 1831, als am Geburtstage des Kronprinzen Maximilian von Bayern, gelegt. Ferner baute er das Wittelsbacher Nationial-Denkmal ebenfalls im altdeutschen Style; die Enthüllung desselben fand am 25. August, als am Namenstag Sr. Majestät, des Königs, statt. Der Grundstein der Theresien-Kirche in Hallbergmoos wurde am 15. Oktober 1833, als am Namensfeste Ihrer Majestät der Königin, gelegt, und der Bau ist im italienischen Style. Am 1. Juni 1834, als am Geburtstage des königlichen Prinzen Otto und Königs von Griechenland, war die feierliche Grundsteinlegung zur Otto-Kapelle in Kiefersfelden; die Bauart ebenfalls altdeutsch.

§§. 3 Hefte Grabdenkmäler im griechischen Style bei dem Verfasser, so wie auch derselbe mehrere Bauentwürfe nach eigner Erfindung auf Pergament gezeichnet, besitzet.

Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.

Neues Tagblatt für München und Bayern (24.4.1839)

Tagsgeschichte.

Am Montage Nachmittags starb nach einem sehr kurzen Krankenlager (an der Lungenröhrschwindsucht) der allgemein verehrte, von seinen Freunden, Bekannten und Untergebenen geliebte und geachtete k. Kreisbaurath Ohlmüller, an dem die Baukunst einen ihrer tüchtigsten, einsichtsvollsten und praktisch tief gebildeten Männer verliert. Der Würdige war noch nicht 48 Jahre alt und prophezeite wenige Tage vor seinem Verscheiden seinen Tod, der von Vielen beweint wird. Ohlmüller, der sich bei so vielen Bauten auszeichnete und zu viel herrlichen Gebäuden den Plan gab, hat sich durch die Auerkirche, deren Eröffnung er leider! nicht erlebte, ein erhabenes, herrliches Monument gesetzt. Im gothischen Style ist er der Erste gewesen. Die Leitungen der von ihm angeordneten Bauten übernimmt nun sein wackerer Schüler, Hr. Jodel, und Hr. Ziehland.

Neues Tagblatt für München und Bayern Nr. 113. Mittwoch, den 24. April 1839.

Fränkischer Merkur (3.5.1839)

Deutsche Bundesstaaten.

Bayern. München, 30. April. Dem verstorbenen Baukünstler Ohlmüller brachten die Bewohner der Vorstadt Au, welcher er in der Marienkirche ein so herrliches Werk hinterließ, ein schönes Dankopfer dar; sie zogen 300 an der Zahl, den Magistrat an der Spitze, in feierlichem Zuge von ihrem Gemeindehause nach dem städtischen Leichenacker, um in solcher Weise der Beerdigug beizuwohnen.

Fränkischer Merkur No. 123. Bamberg; Freitag, den 3. Mai 1839.

Fränkischer Merkur (3.5.1839)

Feuilleton.

Daniel Ohlmüller.

München, 24. April. Die schöne Kirche in der Vorstadt Au, welche die altdeutsche herrliche Bauart zeigt, schreitet ihrer Vollendung immer mehr entgegen und bald wird sie als Zeugniß des Kunstsinns der Gegenwart dastehen; aber er, welcher die schönen Verhältnisse des herrlichen Gebäudes in seinem Geiste aneinanderreihte, welchem der kunstsinnige König die Gründung und Vollendung des Baues übertrug, er, welcher den zierlichen und doch festen Thurm hinaufwagte in den klaren Aether, der Bau-Meister Daniel Joseph Ohlmüller, der k. Regierungs- und Kreis-Bau-Rath, sieht die Kirche nicht mehr vollendet. Er ist vorgestern in einem Alter von 48 Jahren gestorben, bedauert von den Künstlern und Allen, die ihn kannten, denn er verband mit gründlichen Kenntnissen und einer glühenden Begeisterung für die Kunst einfache Sitten und eine seltene Anspruchlosigkeit. Seine Vaterstadt Bamberg, wo er, der Sohn eines hochgeachteten Bürgers und Bäckers, im Jahre 1791 geboren wurde, wird sich des trefflichen Künstlers gewiß nicht bloß jetzt bei der Nachricht von seinem Hinscheiden sondern auch in Zukunft seiner mit Liebe erinnern, und es kömmt der Stadt ein Theil seines Ruhms zu gut, die ihn geboren, und wo er die ersten Eindrücke für Kunst und Wissenschaft empfing, da er das Gymnasium und Lyceum dort besuchte, die in schöner Blüthe unter der Pflege tüchtiger Lehrer standen, und sich erst später nach solcher wissenschaftlichen Vorbildung für das Bauwesen entschied und deßwegen nach München ging, wo er die Bauschule an der k. Akademie der Künste unter der Leitung des vielverdienten Professors v. Fischer besuchte, der sich selbst durch den Bau des Hof- und Nationalthealers ein schönes Denkmal gegründet hat. Vier Jahre besuchte Ohlmüller jene Schule, und begab sich dann zur höheren Ausbildung durch eigene Anschauungen und Untersuchungen über die vorzüglichsten Baudenkmale nach dem klassischen Italien, verweilte in Florenz, Rom, Neapel, ging nach Sicilien und studirte daselbst die schönen Ueberbleibsel der griechischen und römischen Baukunst; doch blieb in seinem Gedächtnisse immer jener erste mächtige Eindruck lebendig, den die Baudenkmäler der Deutschen in seiner Vaterstadt, in Ulm und Regensburg geweckt hatten. Diese himmelanstrebenden Wunder des deutschen Genies, diese vielästigen seltsam und doch harmonisch gestalteten Kunstbäume mit ihren Säulenbündeln, Rosen, Heiligenbildern und Fratzengestalten dazwischen, hatten seine Seele tief ergriffen und er fühlte sich berufen und tüchtig, ein ähnliches Werk zu schaffen, wenn nur die Zeit ihm Gelegenheit gewährte. Seine Rückkehr aus Italien wurde im Jahre 1819 durch den ehrenvollen Ruf zum Inspektor bei dem Baue der Glyptothek beschleunigt, welches herrliche Gebäude das erste in der nachmaligen langen Reihe grosser Bauunternehmungen Sr. Maj. des Königs Ludwig ist. Eilf Jahre lang leitete Ohlmüller den Bau unter der Oberaufsicht des Baumeisters geheimen Raths von Klenze, indeß er seine Thätigkeit auch nach anderen Seiten hin zeigte und als Civil-Bau Inspektor und Mitglied des Baukunst-Ausschusses eine Menge Entwürfe für kleine Kirchen, Schulhäuser, Pfarrhöfe, Forst- und Mauthhäuser u. s. w. zeichnete, die größtentheils auch ausgeführt wurden. Auch gab er drei Hefte Grabmäler im griechischen Style heraus. Der sehnlichste Wunsch, welchen er lang in seiner Seele genährt, sollte endlich auch erfüllt werden; im Jahr 1831 erhielt er von Sr. Maj. den rühmlichen Auftrag, die Pfarrkirche in der Vorstadt Au im altdeutschen Style nach seinem Plane zu bauen und es war ein herrlicher Moment für den Künstler, als am 28. Nov. desselben Jahres, dem Geburtstage des Kronprinzen Maximilian, der Grundstein wirklich gelegt wurde, und als er das schöne Werk ununterbrochen fortschreiten, gedeihen und endlich das hellschimmernde Kreuz auf dem emporstrebenden Thurme befestigt und somit sein Werk im Ganzen vollendet sah. Nach seinem Plane wurde das Nationaldenkmal zu Wittelsbach im altdeutschen Style, und die Theresienkirche in Hallberg Moos im italienischen Style gebaut, so wie die Ottokapelle in Kiefersfelden gleichfalls in altdeutscher Weise. Nach dem frühen Tode des edlen kunstreichen Dominik Quaglio, der im gleichen Alter dahin starb mitten in seiner neuen Schöpfung auf Hohenschwangau, welches er im altdeutschen Geiste für den Kronprinzen neu hergestellt, doch nicht ganz vollendet hatte, wurde Ohlmüller ausersehen, das Werk zu Ende zu führen und that es ganz im ehrenden Gefühle für die Plane seines Vorgängers, daß das Schloß jetzt als eine der Zierden der Baukunst, an welche sich die andern bildenden Künste schwesterlich anschlossen, in Bayern dasteht. Was an der Vollendung der Kirche der Vorstadt Au noch fehlt, werden Ohlmüllers Freunde Ziebland und Jodl ausführen.

Fränkischer Merkur No. 123. Bamberg; Freitag, den 3. Mai 1839.

Die Bayrische Landbötin (8.8.1839)

Se. Maj. der König haben allergnädigst auf eine Eingabe des Magistrats der Vorstadt Au zu bestimmen geruht, daß die irdischen Ueberreste Ohlmüller's, des Erbauers der neuen Auer Prachtkirche, im Innern der Kirche, gleich rechts am Hauptportale, beigesetzt werden dürfen, jedoch erst nach 10 Jahren vom Sterbetage des der Verwesung Anheimgefallenen an gerechnet.

Die Bayrische Landbötin No. 95. München; Donnerstag, den 8. August 1839.

Conversationslexicon für Bildende Kunst (1844)

Baukunst

[...]

Ohlmüller erbaute im mitteldeutschen Style die herrliche Kirche der Münchner Vorstadt Au und entwarf in demselben Style einen höchst bewundernswerten, aber seiner Grossartigkeit wegen, welche die Mittel eines Königs erschöpft hätte, nicht zur Ausführung gekommenen Plan zu einer bairischen Ruhmeshalle, auch leitete er nach Dominik Quaglio die Herstellung der Burg Schwangau. Seine Aukirche behauptet unter den neuern Ausführungen gotischer Kirchen den ersten Platz, sowohl hinsichtlich der Grösse als der Schönheit und Consequenz der Vollendung, die sich auf alle Theile, bis zu dem beweglichen Schmuck – und Nebenwerk der Fenster, der Altäre und Kanzel herab, gleichmässig erstreckt. Hierbei ist der Einfluss bemerkenswert, den dies Bauwerk auf Richtung der kleinern Monumentalarchitektur in München geübt hat; so sieht man seitdem auf dortigem Friedhof eine Menge Denkmäler altdeutschen Styls, die von der Vorliebe des Volks für seinen vaterländischen Styl das entschiedenste Zeugniss geben. Nach Ohlmüller ist es in München nur Prof. Eduard Metzger, welcher dem mit Unrecht so lange verlassenen deutschen Baustyl ferneren Eingang zu verschaffen strebt.

Conversationslexicon für Bildende Kunst. Leipzig, 1844.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Ohlmüller Daniel Josef, 1791 (Bamberg) – 1839, Baumeister und Zivilbauinspektor; er studierte in München an der Kunstakademie bei K. von Fischer, bereiste 1815–1820 Italien und wurde 1819 Inspektor beim Bau der Münchner Glyptothek, später auch Zivil-Bauinspektor und Mitglied des Baukunstausschusses in München; seine Kunst lehnt sich der Romanik und vor allem der Gotik an; O. verfaßte auch architektonische Aufsätze (Ideen zu Grabdenkmälern, 3 Hefte).

Hauptwerke: Kirche zu Hallbergmoos bei Freising, Otto-Kapelle bei Kiefersfelden, byzantinische Kapelle in Possenhofen, Schloß Hohenschwangau (Mitarbeit), sein Meisterwerk ist die Maria-Hilf-Kirche in München-Au, in die er nach Vollendung (die er nicht mehr erlebte) übergeführt wurde (in seinem einstigen Grab ruhen Os. Angehörige).

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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