Ω
Dem Andenken
des
koegl. Hoftheater-Regisseurs &
Hofsaengers
Eduard Sigl
geb. 22. XI. 1810. gest. 10. VIII.1882
gewidmet von seinen
Kunstfreunden
Tafel
Eduard Sigl
1811 – 1882.
Caroline Sigl
1847 – 19¿0.
Ω
Sigl, Karoline (vw); 1847 – 25.3.1920 (München); Hofsängers- und Regisseurs-Witwe
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* 22.11.1810 (Passau)
† 11.8.1882 (München)
Regisseur, Sänger und Schauspieler
Hr. Sigl ist eigentlich Sänger (Baß-Buffo und ernster Baß) und nur aushülfsweise im Schauspiel beschäftigt. Wir dürfen deshalb nicht zu strenge mit ihm rechten, wenn er den höchsten Anforderungen der Kritik hier manchmal nicht vollkommen genügt. Jedenfalls verdienen seine Verwendbarkeit und Bereitwilligkeit die größte Anerkennung. Dabei fehlt es ihm nicht an Fleiß; er giebt sich viele Mühe und verdirbt Nichts, und wenn wir dies von einem Sänger sagen können, so ist das immerhin schon ein Lob. Zu den von ihm übernommenen Partien gehören Curtio (»Die bezähmte Widerspenstige«), Sebaldus (»Zunftmeister von Nürnberg«), Magistratsperson (»Räuber«) etc.
Die Deutsche Schaubühne. Organ für Theater und Literatur. Redigirt von Dr. Teodor Mehl. Hamburg; 1861.
Vierzigjähriges Dienstjubiläum
des Herrn
Eduard Sigl,
Kgl. Hofopernsänger und Regisseur.
(Nachtrag zum IV. Jahrgang.)
Ignaz Sigl, der Vater des Jubilars, war ehemals als fürstbischöflicher Musiker in Passau an der Donau, wo sein Sohn Eduard am 22. November 1810 das Licht der Welt erblickte. Im Jahre 1815 siedelte die ganze Familie nach München über. Der Vater lehrte allen seinen Kindern von frühester Jugend an Musik und konnte schon 1816 mit dem sechsjährigen Eduard und der dreizehnjährigen Katharina, (der jetzt noch lebenden Wittwe Sigl-Vespermann) eine große Kunstreise durch ganz Deutschland, Frankreich, Holland u. s. w antreten, wo die Kinder durch die Virtuosität, mit der der Knabe das Violoncello und das Mädchen die Violine spielte und Arietten sang, großes Aufsehen erregten. Im Jahre 1818 nach München zurückgekehrt, kam Eduard in das holländische Erziehungs-Institut, in dem er bis zum Jahre 1827 blieb, um dann aus demselben in das königl. Hoforchester als Violoncellist einzutreten. Der junge Instrumentalist erfreute sich aber auch einer sehr schönen Stimme und versuchte sich daher nach genügender Vorbereitung auch auf der Bühne. Am 29. Januar 1832 debutirte er zum ersten Male in der Oper: »Das unterbrochene Opferfest« von Winter und zwar mit so günstigem Erfolge, daß er sofort auch als Sänger engagirt wurde. Einige Jahre war er nun abwechselnd im Orchester und auf der Bühne thätig, bis er 1836 definitiv als kgl. Hofopern- und Hofkapell-Sänger angestellt wurde. Sein frischer Humor und bedeutendes schauspielerisches Talent machten ihn zum beliebtesten Mitglied in Oper und Schauspiel, denen er auch in einer langen Reihe von Jahren als Regisseur vorstand.
Am 29. Januar 1872 waren es vierzig Jahre, daß Eduard Sigl ständig dem königl. Hof- und National-Theater angehörte. Vierzig Jahre! Ein Menschenalter! Und diese ganze lange Zeit mit Aufopferung der Kunst gewidmet, vierzig Jahre lang in Oper und Schauspiel einen hervorragenden Platz eingenommen und heute noch, wie vor vierzig Jahren mit Freuden auf der Bühne begrüßt. Ehrenvolle Gastspiele in Augsburg, Mannheim, Nürnberg, Pest, Wien etc. verschafften dem Namen Sigl auch auswärts einen guten Klang und kann der Jubilar mit Stolz auf sein langjähriges Wirken zurückblicken.
Sr. Excellenz der Herr General-Intendant Freiherr von Perfall überreichte vor versammeltem Personal dem Jubilar im Auftrage Sr. Majestät des Königs die große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft als Zeichen der Allerhöchsten Anerkennung. Die Glückwünsche der Collegen und Colleginnen, wie auch viele Beweise der Theilnahme aus der Mitte des Publikums, gaben dem Feste einen würdigen Schluß. – Ganz besondere Erwähnung verdient auch noch ein Angebinde, das Ferdinand Lang seinem Freunde und langjährigen Collegen am Festtage überreichte: ein großes Buch, in dem von Lang mit großer Genauigkeit und Mühe alle Rollen und Parthien verzeichnet waren, die Eduard Sigl in diesen vierzig Jahren gesungen und gespielt – mehr denn 6000!
Ich glaube im Sinne der vielen, vielen Freunde des Jubilars zu handeln, wenn ich den Wunsch ausspreche, daß Eduard Sigl, Papa Sigl, uns und seinem künstlerischen Wirke» noch lange erhalten bleiben möge!
Almanach der königlichen Hof-Theater zu München für das Jahr 1873. München, 1874.
Eduard Sigl,
Königl. Bayr. Hofopernsänger und Hofopernregisseur
zu München.
(Fünfzigjähriges Dienstjubiläum.)
Eine Feier eigner Art beging im Oktober 1879 Bühne und Publikum des Hoftheaters in München. Es fanden die Festvorstellungen zum 50jährigen Dienstjubiläum des k. Regisseurs Hrn. Eduard Sigl statt. Auch der oberflächlichste Kenner des Bühnenwesens wird beurtheilen können, was das heißen will, 50 Jahre lang die neben Ruhmeskränzen fast noch mehr Dornenkronen eintragende Künstlerlaufbahn an einer Bühne verfolgt zu haben. Und in richtiger Würdigung der Bedeutung einer solchen Feier war man auch bemüht, dem greisen beliebten Künstler durch lebhaften Beifall, durch Blumen und Kränze die herzliche Theilnahme an seinen Ehrentagen, die volle Anerkennung für seine langjährigen Verdienste zu bezeugen.
Der Jubilar trat am 14. Oktober als Falstaff in Nicolai’s »Lustigen Weibern« auf und führte diese Rolle mit all dem frischen Humor durch, dem die Besucher der kgl. Theater so viele schone heitere Abende verdanken. Hr. Sigl sang aus Anlaß seines Jubiläums noch zweimal, am 17. Oktober den Baculus im »Wildschütz« und am 23. den Bartolo im »Barbier von Sevilla.«
Eduard Sigl wurde am 22. November 1810 zu Passau geboren, wo sein Vater Ignaz Sigl als fürstbischöflicher Musiker angestellt war. Im Jahre 1815 siedelte die Familie nach München über. Hier lernte Eduard bei seinem Vater und seinem Bruder Ignaz das Violoncell spielen, während der Vater die ältere Schwester Katharina (spätere Frau Sigl-Vespermann) in Gesang und Violinspiel unterrichtete. Beide Kinder machten so rasche Fortschritte, daß der Vater schon 1817 mit ihnen eine Kunstreise durch Deutschland, Holland nnd Frankreich unternehmen konnte. Die Kleinen fanden allenthalben ungetheilten Beifall. Eduard spielte sein Violoncell, Katharina sang Arietten und produzirte sich als Violinspielerin. Auf der Rückreise in die Heimath spielten die Kinder in Aachen, während der Kongreß tagte. Auch hier traten sie mit schönstem Erfolg auf und erwarben sich die liebevolle Theilnahme der berühmten Catalani.
Im Jahre 1819 kehrte die Familie nach München zurück, wo Eduard wieder seine Schulstudien aufnahm und zu diesem Zweck in das sogenannte Holland’sche Institut kam, wo er bis zum Jahre 1827 blieb, um alsdann beim Hoforchester als Volontair einzutreten. Am 6. August 1829 avancirte er zum Hofmusikeleven und von hier aus datirt sein Künstlerjubiläum. Noch im selben Jahre (26. November) wurde er zum Hofmusiker ernannt. So vergingen die nächsten Jahre, bis er am 29. Januar 1832 als »Villack Umu« in Winters »Unterbrochenem Opferfest« seinen ersten theatralischen Versuch wagte. Ohne vorläufig seiner Anstellung in der Hofkapelle zu entsagen, betrat er im Verlauf der nächsten Jahre die Bühne noch mehrmals mit glücklichstem Erfolg.
Erst mit 1. Mai 1836 schied Eduard Sigl aus dem Orchesterverband und wurde k. Hofsänger und zugleich Hofkapellsänger. Das Theater nahm natürlich seine Thätigkeit zumeist in Anspruch, und sein frischer Humor wie sein schauspielerisches Talent machten ihn schon in kurzer Zeit zu einem der beliebtesten Mitglieder der Münchener Hofbühne. Am 1. Juni 1855 ernannte Dingelstedt den mit Bühnenerfahrung reich ausgestatteten Künstler zum Regisseur der Hofbühne, und 1870 wurde er nebenbei noch als Sänger, Schauspieler und Regisseur für das Theater am Gärtnerplatz engagirt. Wie groß die Liebe zu seinem Beruf war, mögen – von der Tätigkeit Sigl’s am letztgenannten Theater ganz abgesehen – folgende Zahlen beweisen: Vom Jahre 1836 bis zum 30. Juni 1879 trat Sigl am Hoftheater 5017 mal und am Gärtnerplatz-Theater 1302 mal, zusammen also 6319 mal auf; seine Dienste als Regisseur werden sich auf nahezu zweitausend belaufen und seine Gastvorstellungen in Augsburg, Mannheim, Nürnberg, Ulm und Wien auf etwa einhundertundfünfzig.
Daß die oben erwähnten Festvorstellungen dem hochbeliebten Jubilar reichen Beifall einbrachten, ist selbstverständlich, aber auch andere Ovationen wurden ihm in Menge zu Theil. Am 19. Oktober überreichte ihm der General-Intendant der Kgl. Hoftheater, Excllenz v. Perfall in Gegenwart des gesammten Personals, der Beamten und der Kapelle, mit warmen Worten seine Verdienste anerkennend, im Namen Sr. Majestät des Königs die »Ehrenmünze des Ludwig-Ordens.« Die darstellenden Mitglieder ließen alsdann durch Hrn. Kindermann einen Lorbeerkranz überreichen in dessen Mitte ein außerordentlich werthvoller Brillantring lag. Die erhebende Feier schloß mit einem vom Chordirektor Stick componirten und vom gesammten Chorpersonale vorgetragenen Gesange. Die Garderobe des Gefeierten war fast zu klein zur Aufnahme aller Geschenke, Blumen, Lorbeerkränze u. s. w., die ihm von seinen Verehrern von nah und fern zugingen.
Den Schluß der Feier machte ein Festmahl, welchem nicht nur die jetzigen, sondern auch viele der früheren Collegen Sigl’s, auch Excellenz v. Perfall, anwohnten, und welches den heitersten Verlauf nahm.
Möge dem verdienten Jubilar noch ein langes und glückliches Leben blühen!
Deutscher Bühnen-Almanach. Berlin, 1880.
Sigl Eduard, geboren am 22. November 1810 in Passau, bekundete schon als Kind musikalisches Talent und wurde gleich seiner Schwester Katharina (der spätern beliebten Münchner Hofopernsängerin Sigl-Vespermann) vom Vater, der damals als Musiker am fürstbischöflichen Hofe zu Passau tätig war, auf dessen Kunstreisen durch Deutschland, Holland und Frankreich mitgenommen, auf welchen der kaum fünfjährige Knabe schon öffentlich als Violoncellist auftrat.
1829 wurde er als Violoncelleleve ins Münchner Hoforchester aufgenommen, wo er drei Jahre verblieb. Allein die Vorliebe für Gesang duldete ihn nicht lange im Orchesterraum und führte ihn am 29. Januar 1832 auf die Bretter. Er debütierte als »Villack Umu« im »Unterbrochenen Opferfest« auf einer kleinen Bühne und errang sowohl an diesem Abend wie später schöne Erfolge, bis es ihm endlich 1836 gelang, beim Münchner Hoftheater Anstellung zu finden. Er blieb dieser Bühne fast ein halbes Jahrhundert (bis zu seinem Tode) ununterbrochen getreu, und erfreute sich einer Beliebtheit daselbst, wie diese nur noch seinem Kollegen und Altersgenossen Ferdinand Lang zu teil wurde. Im Anfang wurde er sowohl als Baßbuffo wie auch in charakterkomischen Rollen verwendet, bis er schließlich nur im komischen Fache auftrat. Seine urwüchsige, stets natürlich-liebenswürdig sprudelnde, aber auch stets von einem feinen Kunstgefühl in Schranken gehaltene und jede Verzerrung perhorreszierende vis comica machte ihn zu dem verhätscheltsten Liebling der Münchner. Wenn er oder Lang, oder gar beide auf dem Theaterzettel erschienen, dann gab es unbedingt ein ausverkauftes Haus. Er verstand es aber auch, selbst im hohen Alter noch immer jugendfrisch kräftig erscheinend, sowohl durch seine Maske als durch seine unvergleichliche Mimik, seine dezente und doch äußerst wirksame Komik, stets die Lachgeister zu entfesseln, und selbst beim sprödesten Publikum den Beifall zu erzwingen.
S. hatte Gelegenheit, eine große Anzahl von Rollen in München zur allerersten Darstellung zu bringen. Darunter: »Bijou« im »Postillon« am 16. März 1838, »van Bett« in »Zar und Zimmermann« am 23. Juli 1841, »Sulpice« in »Regimentstochter« am 17. März 1843, »Gil Vargas« in »Teufels Anteil« am 23. Dezember 1843, »Baculus« im »Wildschütz« am 12. Mai 1844, »Adelhof« im »Waffenschmied« am 13. November 1846, »Stephan« in »Hans Heiling« am 13. Mai 1847, »Tristan« in »Martha« am 27. Februar 1848 und »Falstaff« in »Lustige Weiber« am 10. November 1854. Der Künstler erlebte in voller Rüstigkeit sein 50 jähriges Dienstjubiläum, das 1879 unter Beweisen der größten Ehrung und Anerkennung von ganz München gefeiert wurde. Drei Jahre später trugen sie »Papa Sigl« zu Grabe. Er starb am 11. August 1882. Mit ihm fiel ein wertvolles Blatt aus dem Ruhmeskranz des Münchner Hoftheaters.
Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert; Verlagsbuchhandlung Paul List; Leipzig 1903.
Sigl Eduard, 1810 (Passau) – 1882, Schauspieler, Hofopernsänger und Regisseur; ursprünglich zum Musikerberuf bestimmt, wandte sich S., angeregt durch die künstlerischen Leistungen seiner Schwester Sigl-Vespermann, der Bühne zu; seit 1836 ist er Mitglied der Münchner Hofbühne; er begann seinen Erfolg als Sänger, der ihm auch die Ernennung zum Regisseur 1855 eintrug; auch am Gärtnertheater in München wirkte S. als Sänger, Schauspieler und Regisseur.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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* 1807
† 13.5.1830 (München), Tod durch ärztliche Fehlbehandlung
Sänger
Münchner Theater Chronik.
Den 11. Dec.: Das unterbrochene Opferfest. Dem Tonsetzer verdankt diese Oper allen Werth, dem Dichter nur die leichten, nicht selten flachen Umrisse einer dünne Gestalt. Mad. Vespermann, Myrrha, und Murney, Hr. Löhle, wurden gerufen. Einem Hrn. Wepper sah man den ersten Versuch an und nach; man erwartet Besseres.
Flora Nro. 254. München; Freitag, den 21. Dezember 1827.
Tagsgeschichten.
(Theater.) Freitag: Jakob und seine Söhne. Diese herrliche Musik des unsterblichen Mehul dringt so lieblich zu jedem Herzen. Mit besonderer Vollkommenheit wurde diese Oper dießmal gegeben. Mad. Sigl-Vespermann und Hr. Staudacher bewährten die alte Meisterschaft, mit wahrem Vergnügen sehen wir die deutlichen Fortschritte des Hrn. Wepper, dieses jungen talentvollen Sängers. Was im Spiel und Bewegung noch zu wünschen ist, vergießt man leicht über seine schöne biegsame Stimme und seinen angenehmen Vortrag. Hr. Wepper verspricht, sich in Bälde unsern ersten Sängern würdig anzureihen. Er wurde gerufen und erschien mit Mad. Sigl-Vespermann, Hr. Staudacher und Hr. Schimon.
Münchner Tagsblatt Nro. 46. Montag, den 15. Februar 1830.
Münchner Theater-Chronik.
Den 11. April: — Herr Wepper (Ferdinand) bedürfte hinsichtlich des Spiels und des Anstandes einer wirklichen und baldigen Radikalkur; man weiß den Anfänger zu schonen, wenn gleich er an unserem Barte das Scheeren lernt, nur müssen doch nicht gar zu stumpfe Messer gewählt werden.
Flora Nro. 78. München; Freitag, den 18. April 1828.
Theaterperspectiv.
Ueber Don Juan und Don Carlos.
[...]
Hr. Wepper (Don Gusmann) macht merkliche Vorschritte. Seine Methode gewinnt täglich mehr Sicherheit, sein lieblicher Tenor mehr Biegsamkeit und Rundung. Das Recitativ — der Probstein des Gesanges — war präcis.
[...]
Das schwarze Gespenst Nro. 24. Donnerstag, den 28. Januar 1830.
Todes-Anzeige.
Es hat dem Allmächtigen gefallen, meinen innigst geliebten Sohn, Carl Christoph Wepper, Königl. Bayerischen Hof- und Nationaltheatersänger heute Vormittags halb 11 Uhr, in seinem 23. Lebensjahre, nach vorangegangener 4tägiger Krankheit am Halse, plötzlich von meiner Seite in ein besseres Leben abzurufen.
Indem ich diesen für mich tief beugenden Trauerfall seinen verehrlichen Freunden und Bekannten hiemit anzeige, empfehle ich den theuren Verblichenen Ihrem frommen Andenken, mich aber Ihrem ferneren gütigen Wohlwollen.
München den 13. Mai 1830.
Katharina Wepper, geborne Holzner.
Die Beerdigung ist Samstag den 15. Mai Nachmittags 4 Uhr vom Leichenhause aus. Der Gottesdienst ist Dienstag den 18. Mai Morgens 10 Uhr in der Metropolitan-Pfarrkirche zu U. L. Frau.
Münchner Tagsblatt Nro. 133. Freitag, den 14. Mai 1830.
Münchener Conversation.
Mit dem größten Leidwesen melden wir, daß der talentvolle junge Hoftheatersänger, Herr Wepper, 23 Jahre alt, gestern Mittags um halb 12 Uhr dahier an einer Halsentzündung gestorben sey.
Münchener Conversationsblatt Nro. 134. München; Freitag, den 14. Mai 1830.
Lokales.
Der junge talentvolle Sänger, Herr Wepper, ist in dem Alter von 25 Jahren gestorben. Indem wir ihn als Menschen sehr bedauern, empfinden wir auch seinen Verlust für die Kunst äußerst schmerzhaft. Friede seiner Asche!
Der Bazar für München und Bayern Nro. 114. Samstag, den 15. Mai 1830.
Inland.
München, vom 14. Mai.
— Gestern Vormittags ist der k. Hofsänger, Hr. Carl Christoph Wepper, durch die Entleerung einer Drüsen-Geschwulst, im 23. Jahre seines Alters, plötzlich gestorben. Im Beginn einer Kunstlaufbahn, worauf er ein vielversprechendes Talent zu entwickeln begann, vom Tode überrascht, wird sein Verlust allgemein herzlich bedauert. Er hinterläßt eine völlig unbemittelte 65jährige Mutter.
Münchener Politische Zeitung Nro. 115. Samstag, den 15. Mai 1830.
Münchener Conversation.
So lange die Leiche des jungen hoffnungsvollen Hof- und Theatersängers, Herrn Wepper, im Mittlern Leichensaale ausgestellt war, fanden sich noch Viele ein, die seine sterbliche Hülle noch einmal zu sehen wünschten. Die Leichenöffnung wies nach, daß er an einer Vereiterung der Luftröhre gestorben sey. Am 14. d. Nachmittags zerfloß eine Dame in schmerzlichen Thränen vor der Glasthüre, durch welche ihr fast brechendes Auge den armen Jüngling im Sarge schaute, der im Leben ihrem Herzen so theuer war. Ihre Umgebung mußte sie beruhigend von der Trauerstätte entfernen, in deren Nähe sie laut weinend auf ein Grabdenkmal hinsank. Vorgestern war der Tag der feierlichen Beerdigung. Eine ungewöhnliche Menge von Personen folgte dem Zuge zum Grabe, welches bereits weithin von Theilnehmenden umgeben war. Den mit Kränzen geschmückten Sarg trugen sechs Kunstverwandte und Freunde, und zehn von diesen umgaben ihn mit brennenden Wachskerzen in zwei Reihen, alle in Trauerkleidern. Am Grabe sangen die Mitglieder des Liederkranzes, den verehrten Herrn Kapellmeister Stuntz in ihrer Mitte, ein Trauerlied, an dessen Schlusse gegenüber die feierliche Instrumentalmusik feierlich ertönte. Eine reiche Saat von Thränen fiel an dem frühen Grabe des edlen Menschen und trefflichen Sängers. Der Priester sprach einige herzlich wohlgemeinte Worte vor dem allgemeinen Gebete für den Verstorbenen. Warum nahm nach seiner Entfernung Niemand das Wort, und hielt eine Trauerrede am Grabe, wie dieß in Paris so häufig geschieht? Wir glauben nicht, daß hierwegen ein gesetzliches Hinderniß bestehe. Was wir in jenem Augenblicke, da der Sarg in die Tiefe gesenkt wurde, tief im Innern empfanden, und so gerne laut ausgesprochen hätten vor allen Leidtragenden, werden wir übermorgen in dieser Zeitschrift allen Freunden des Verewigten mittheilen.
Münchener Conversationsblatt Nro. 137. München; Montag, den 17. Mai 1830.
Miszellen zur Tagsgeschichte.
Am Sonnabend hatte das Begräbniß des verstorbenen Hofsängers, Hrn. Wepper, statt, wozu ausser dem Personale des Theaters sich eine große Menge Menschen eingefunden hatte. Es wurde am Grabe eine Trauermusik aufgeführt, und ein Chorgesang angestimmt. Der Liederkranz beabsichtigt, zum Besten seiner armen betagten Mutter, deren einzige Stütze der Sohn war, eine Produktion im Odeon zu geben.
Flora Nro. 98. München; Montag, den 17. Mai 1830.
Nachruf an Wepper!
Soll ich trauern — soll ich weinen!
Ach, das Herz ist mir so schwer:
Warum ist's so freudenleer?
Schmerz und Klage will sich einen:
Wo wir sonst so traut, so warm
In der düstern Laube saßen,
Wo wir alle Welt vergaßen
In der Freundschaft liebem Arm.
Ja! wo wir so fröhlich waren
Ach ist's jetzt so wonneleer:
Denn der Sänger ist nicht mehr!
Alle die ihr dieß erfahren,
Raubt ein düsteres Geschick
Mitten unter Lust und Schmerzen
Euch dem Freund vom warmen Herzen:
Denkt an meinen Schmerz zurück!
Ach! wie kurz sind Menschenfreuden!
Jetzt, da sich in Wald und Flur
Neu verjüngte die Natur,
Mußte er vom Leben scheiden!
Ist denn nicht die Lebensbahn
Kurz genug uns vorgeschrieben,
Müßt ihr Alle, die wir lieben
Uns verlassen? — Schmerzenswahn!
So steht Uns kein Wunsch mehr offen!
Ferne ist der theure Freund
Den die Freundschaft laut beweint
Und der Liebe Sehnsuchtshoffen!
Bruder! eine ferne Hand
Wiegte Dich in Schlummers Arme!
Und erfüllt von Schmerz und Harme
Steht der Freund am Grabes Rand!
W.W., Stud.
Der Bayer'sche Landbote Nro. 59. München; Dienstag, den 18. Mai 1830.
An K. Chr. Wepper.
Des Lebens, wie der Leier gold'ner Klang
Begann, Dir voll und lieblicher zu rauschen;
Das schönste Glück erblühet im Gesang,
Wenn Worte sich und Töne innig tauschen.
Du fühltest ihn, und übtest diesen Drang,
Und unsre Lust war, Deinem Lied zu lauschen.
Doch wie des Lichtes kaum geborner Strahl
In des Gewitters schwarzer Nacht verschwindet,
So schiedest Du aus Deiner Freunde Zahl,
Die sich dem theuern Liebling kaum verbündet;
Dein Stern erglühte, ach! zum letztenmal,
Die Nacht bricht ein, und unser Aug' erblindet.
Doch wer nur einmal seinen Glanz erblickt,
Der wird des Lichtes Schimmer nicht vergessen;
Dein Bild wird dem Gedachtniß nie entrückt,
Ob wir Dich all zu kurze Zeit besessen.
Wie wir den Lorbeer Deiner Kunst gepflückt,
So pflanzen wir dem Todten die Cypressen.
K...
Dr. A. Klebe, Red.
Flora Nro. 99. München; Dienstag, den 18. Mai 1830.
Nachrichten aus Bayern.
Dem sichern Vernehmen nach, soll künftigen Sonnabend den 22. Mai, eine ausgezeichnete Produktion des Liederkranzes in dem großen Saale des Odeons gegen Entree statt finden; deren Betrag für die hinterlassene 60jährige Mutter des am 13ten dies in der Blüthe seiner Jugend und seiner Kunst dahingeschiedenen, rühmlich bekannten königl. Hofsänger Hrn. Wepper (deren einzige Stütze er in ihrem hohen Alter war), bestimmt ist. Möge das edle Bestreben der Sänger des Liederkranzes darin den schönsten Lohn finden, daß von einem zahlreichen Besuche, des keine Gelegenheit zum Wohlthun vorübergehen lassenden Publikums, in diesem löblichen Zweck unterstützt zu werden.
Der Bayerische Volksfreund Nro. 79. München; Dienstag, den 18. Mai 1830.
Worte der Trauer und des Trostes an Wepper's Grabe.
(Am 15. Mai.)
Kräftiger als meine Worte bezeugen die Thränen der innigsten Theilnahme in den Augen der leidtragenden Menge die ganze Größe jenes schmerzlichen Verlustes, den wir an dem frühen Grabe unsers Freundes Wepper beweinen. Sein Tod muß unser Gemüth um so tiefer erschüttern, als wir nicht darauf vorbereitet waren, das Schlimmste zu tragen. Den Meisten unter uns war Wepper als ein lieblicher Sänger werth geworden, dessen seltenes Talent zu den schönsten Hoffnungen einer fortschreitenden Ausbildung berechtigte. Ständen wir jetzt an dem Grabe eines vollendeten Künstlers, der die ersten Hauptstädte der kunstliebenden Welt mit seinem Ruhme erfüllte, wir könnten nicht mit einer reicheren Saat von Thränen sein Andenken ehren. In diesem Falle würde uns das Bewusstsein beruhigen, daß er das schöne Ziel erreicht habe, an welchem die Schläfe des Sängers mit dem Siegeslorbeer geschmückt wird; wir könnten uns mit den Worten eines großen deutschen Dichters trösten:
— wer den Besten seiner Zeit genug
Gethan, der hat gelebt für alle Zeiten.
Hier aber, in der engen, dunklen Klause der Verwesung, schlummert jetzt in der Blüthe seines Lebens ein Jünger der Gesangeskunst, der uns noch vor wenigen Wochen mit den süßesten Tönen entzückte. Auf ewig verstummt sind jene reichen Melodieen, und jene Hoffnungen einer seltenen Meisterschaft, die sein Talent und sein Fleiß in gleichem Grade verhießen, sind auf ewig verloren. Mit quälender Geschäftigkeit malt uns jetzt die Phantasie, von unserm Schmerze herausgefordert, die nun eingesargte Zukunft mit allen ihren Triumphen, und so beklagen wir den allzufrüh Heimgegangenen, weil er das hohe Ziel seiner künstlerischen Laufbahn noch nicht erreicht hatte.
Doch nicht den Künstler allein beweinen wir, der uns so herrliche Genüsse bereitete, — dem herzensguten Menschen gelten unsere heißesten Thränen. Wepper war ein edler, dankbarer Sohn, voll kindlicher Liebe, die einzige Stütze einer nun trostlosen Mutter; für sie zu sorgen, die ihn seit den rosigen Tagen der Kindheit mit der innigsten Mutterliebe pflegte, hielt er für seine heiligste Pflicht. Pflicht? O nein! dieses Wort kannte seine Liebe nicht; wo die Liebe in ihrer himmlischen Glorie waltet, kennt das Herz keine Pflicht. Muthig rang der brave Wepper mit manchen Lebensmühen, bis er die Morgenröthe einer glücklicheren Zukunft tagen sah; die Liebe zu seiner theuern Mutter, der einzige Wunsch, ihr Alter dereinst durch ein sorgenloses Daseyn zu verschönern, und so Liebe mit Liebe zu vergelten, beseelten den Jüngling mit unermüdlicher Kraft. — Ein so seltenes Herz verdiente wohl ein gleichgestimmtes zu finden, das Echo seiner eigenen Gefühle, und fand es. Den Jammer dieser Unglücklichen, die mit ihrem geliebten Carl den schönen Frühling ihres Lebens begrub, vermögen keine Worte zu schildern. Vor wenigen Tagen noch war ich ein tief betrübter Zeuge, wie sie unter dem Gewichte der bittersten Thränen zusammenbrach, als sie zum letztenmale die entseelte Hülle ihres Geliebten schaute. Solche Wunden kann nur die Zeit lindern, doch heilen nie.
Die Vorzüge des braven Wepper als Freund finden eine höhere Würdigung in den Mannerthränen seiner zahlreichen Freunde, welche tief gebeugt das Grab umstehen, als in den schwachen Worten meiner Gedächtnißrede; lauter als jede Stimme sprechen die Kummerzüge der Freunde den Werth des verlorenen Freundes aus, den sie auf ihren Schultern zur letzten Ruhestätte trugen, liebevoll, wie er einst sie alle in seinem Herzen getragen hat.
Das Leben ist ein ewiger Wechsel, ein Kommen und Gehen, der vorübergleitende Schatten eines Traumes; der erste Schritt in's Leben ist der erste Schritt zum Grabe. Vergebens klagen wir den Himmel der Härte an, vergebens jammern wir: »Herr! warum nahmst du uns gerade diesen?« Die Körperwelt unterliegt den ewigen Gesetzen der Natur:
»Doch wer den Blick auf's Ganze hält gerichtet,
Dem ist der Streit in seiner Brust geschlichtet.«
Wenden wir die feuchten Blicke empor zum heiligen Dome, dessen zahllose Sternenwelten dem Hauche des Herrn gehorchen; ohne seinem göttlichen Willen fällt kein Haar von unserem Haupte. Laßt uns in Liebe des Entschlummerten gedenken, dessen unsterblicher Geist zurückgekehrt ist in das ewige Vaterhaus, wo wir ihn wiedersehen werden, den schmerzlich Beweinten, nach den göttlichen Verheißungen des Erlösers, und laßt uns der ernsten Mahnung der heiligen Bücher eingedenk seyn: »Sehet, wachet und betet, denn Ihr wißt weder den Tag noch die Stunde!« Amen!
Friedrich Wilhelm Bruckbräu.
Münchener Conversationsblatt Nro. 139. München; Mittwoch, den 19. Mai 1830.
Bekanntmachung.
Zum Vortheil der hinterbliebenen hilflosen Mutter des am 13. d. M. verstorbenen Herrn Carl Christoph Wepper, kgl. Hofsängers, gibt die Gesellschaft des Liederkranzes am Samstag den 22. Mai Abends 7 Uhr eine Produktion im großen Saale des kgl. Odeons.
Das Entree ist im Saal für eine Person ein Gulden, auf der Gallerie 24 kr. Billete sind kommenden Freitag und Samstag bei dem Registrator der Gesellschaft, Herrn Hofmusikus Cramer Maxplatz Nr. 1328. über 3 Stiegen Vormittags von 10 bis 1 Uhr und Abends an der Cassa zu haben.
Der freie Eintritt für die Nichtsingenden ist ohne alle Ausnahme aufgehoben.
Der Ausschuß der Gesellschaft des Liederkranzes.
Münchner Tagsblatt Nro. 140. Freitag, den 21. Mai 1830.
Münchener Conversation
Bekanntlich wurde am vorigen Sonnabend im Odeon von Seiten des Liederkranzes eine Gesanges-Produktion zum Besten der Mutter des verstorbenen Sängers Wepper veranstaltet. Da diese Produktion durch die Gegenwart I. M. der Königin, dieser großmüthigen Wohtthäterin, und der königl. Familie verherrlicht wurde, so musste der wenig zahlreiche Besuch doppelt befremden.
Münchener Conversationsblatt Nro. 145. München; Dienstag, den 25. Mai 1830.
Tagesgeschichten.
Allgemein anerkannt werden die vielen, oft ganz uneigennützigen Bemühungen der vielen hiesigen Aerzte von dem Publikum der Hauptstadt. Wer preiset nicht die edle Menschenfeundlichkeit, mit welcher viele Herrn Aerzte, Besuch annehmen und Visite machen, gleichviel ob die Hilfe in der Hütte der Armut oder in dem Pallast eines Reichen bei ihnen gesucht wird.
Wem sind nicht die vielen Verdienste bekannt, welche sich z. B. Herr Hofrath Dr. von Leuthner, die Herrn Dr. Schlagintweit, Dr. Rainer u. a. m. um Münchens Bewohner erworben haben. Wie um so auffallender muß im Laufe der Tagesgeschichte ein Contrast dieser Handlungen vorkommen, der, der Wahrheit gemäß, vor die Publizität gelangen mußte.
Der Tod eines vor Kurzem hier verstorbenen jungen Künstlers, welche denselben in der Blüthe seiner Jahre nach einem kaum fünftägigen Krankenlager von der Seite seiner jetzt tiefbetrübten Mutter hinwegraffte, hat er in dem kunstliebenden München eine große Sensation hervorgebracht, um so mehr, da er zu verschiedenen Muthmaßungen Anlaß gab, und man, und zwar nicht mit Unrecht einen großen Theil der Schuld, dem den Kranken behandelnden Arzt beimeßte. Es steht uns nicht zu, über die ärztliche Behandlung hier ein Urtheil zu fällen, welches wir Sachverständigen anheim gestellt seyn lassen, nur ab er über das Benehmen eines Arztes, hier im Namen einer tiefgebeugten Mutter mit Indignation aufzutreten, halten wir um so mehr für Pflicht, da diese Publizität vielleicht andere dergleichen Vorfälle verhindern könnte.
Hr. Dr. G., welcher den verstorbenen Hofsänger Wepper, diesen allgemein beliebten jungen Mann, behandelte, hat vom Anfang des Uebels, die Sache zu leicht genommen, hat, als sich dasselbe in der Nacht vor Weppers Sterbetag verschlimmerte und man nothgedrungen war, den Hrn. Doktors Nachts um 11 Uhr zu holen, mit dem größten Unwillen das Krankenzimmer des Patienten betreten, ist auf die gemeinste Art in Verwünschungen »über die Theaterwaare, von der man keine Ruhe habe« (eignem Worte excellentissimi) ausgebrochen, äußerte: »es schade ihm (dem Kranken) nicht, wenn er ein wenig leiden müsse«, hielt das Ganze für eine Kleinigkeit, gieng, nachdem er der weinenden Mutter das Maul gebothen, und fand seinen Patienten 12 Stunden darauf, als Leiche!
Die hartnäckige Verweigerung, die Leiche zu öffnen, das nach dem Tode des Verwahrlosten angenommene Benehmen, das hinterlistige Verfahren bei der Sekzirung selbst, die Ausflüchte und Tröstungen, die der Herr Doktor der verzweifelten Mutter machte »ihr Sohn könnte vielleicht noch ganz aus der Art geschlagen haben« etc. »es ist so weit besser« etc. sind triftige Beweise der bewußten Schuld dieses menschenfreundlichen Arztes.
Da unsere Gesetze in solchen Fällen sich nicht genau aussprechen, da es für solch Vergehen an Pflicht und Menschheit keine Riegel und Schlößer giebt, so möge diese öffentliche Bekanntmachung der tief trauerden Mutter, deren Thränen und Schwur die Wahrheit des Gesagten bestättigen, einige Genugthuung verschaffen, ihr betrübtes Herz beruhigen und den gerechten Schmerz etwas lindern!
Münchner Tagsblatt Nr. 144. Mittwoch, den 26. Mai 1830.
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Wegen vielseitigen, lästigen Befragen fühle ich mich aufgefordert, zu erklären, daß ich den jüngst verstorbenen Hof-und Theatersänger Herrn Wepper nicht ärztlich behandelte.
Doktor J. Nep. Geiger, Militär- und praktischer Arzt.
Münchner Tagsblatt Nro. 144. Mittwoch, den 26. Mai 1830.
Anzeigen.
Der Unterzeichnete findet sich veranlaßt, zu erklären, daß er den verstorbenen königl. Hof- und Theatersänger, Herrn Wepper nicht ärztlich behandelt habe.
München den 25. Mai 1830.
Doktor Franz Seraph Giel, kgl. Central Impf- und practischer Arzt.
Münchner Tagsblatt Nro. 145. Donnerstag, den 27. Mai 1830.
Nachrichten aus Bayern.
München. — Die am Sonnabend im Odeon von Seite des Liederkranzes veranstaltete Gesangs-Produktion zum Besten der Mutter des verstorbenen Sängers Wepper war ziemlich zahlreich besucht, und wurde auch durch die Gegenwart I. M. der Königin und der K. Familie verherrlicht.
Der Bayerische Volksfreund Nro. 84. München; Donnerstag, den 27. Mai 1830.
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Den im Tagsblatte Nr. 144. (über den verstorbenen Hofsänger Wepper) wahrhaft leidenschaftlich verfaßten Aufsatz würde ich ganz unbeachtet und mit Stillschweigen übergangen haben, wenn es nicht Jemanden gefallen hatte, beim Kaffetier B. diesen schmählichen Artikel auf mich zu beziehen. Dadurch aufgefodert bin ich es meiner Ehre schuldig, hiemit öffentlich zu erklären, daß ich an dessen ärztlicher Behandlung keinen Antheil genommen habe.
München den 31. Mai 1830.
Doktor Gierlinger, Landgerichts- und praktischer Arzt.
Münchner Tagsblatt Nro. 150. Mittwoch, den 2. Juni 1830.
Weppers Tod.
(Eines Sängers der Münchner Hofbühne und Kapelle.)
Weicht, sie bringen ihn. Ein voller Sarg
Schwebt und schwankt herein durch's Abendroth.
Platz am Schlund! Sein gräßlich Nachtmahl kommt.
Oeffnet eine Gasse für den Tod.
Hoch rauscht im Triumph sein schwarz Panier
Durch die schaurlich stille Kirchhofluft,
Und der thränenlose Sieger schwebt
Mit dem Jüngling über einer Gruft;
Mit dem Herzen, das er hat erdrückt,
Mit dem Herzen, das zum Himmel hob
Und zur Erde wieder im Gesang,
Mit der Blüt', die rasend er zerstob.
Eingesprengt hat er die Jünglingsbrust,
Wo die Schaar der Melodien schlief,
Eingestürzt die blühend schone Welt,
Die ein Göttermai ins Leben rief.
Ach! in seinem liedlos dunkeln Haus
Sehnt der Tod vielleicht sich nach Gesang,
Wenn er müde sitzt und satt am Tisch,
Wie nach eines Liebchens Busenklang.
Unter seinem thränerbauten Thor
Stand der allverhassete Tyrann,
Hörte neidisch, süße Stimme, dich,
Und verlockte den verlornen Schwan.
Mußtest Du den unerweichbarn Arm
Schlagen um der Blüthen Krone gleich?
Muß der arme Wepper, jung umhalst
Sinken in dein scheußlich Königreich?
Meuchelmörder, schlägt Dir noch kein Herz
In der Brust, Jahrtausend lang vereist?
Liebst Du Schlachtung, sätt'ge Dich an Blut,
Das verpestend durch die Menschheit kreist.
Wirf die Metze, die für Dich schon reift,
Die des frommen Busens Keim umschlingt,
Wirf den Heuchler, reiß den heil'gen Wolf
Vom Altar, der jenem Lamme winkt.
Fasse Meineid, Untreu, den Verrath,
Wo er Gottes Ebenbild verkennt;
Wende Dich um jenes Wuchrers Herz,
Jenes Wollüstlings, das giftig brennt.
Flieh zurück, wo die Geliebte zagt
Vor dem Streich, der den Geliebten sucht.
Wo die schwangre, schwere Blüthenlast
Ihre Frucht schon wiegt, da nimm die Flucht.
Still! die Seile wimmern um den Sarg.
Horch! Er gleitet, sinket, fällt hinab.
Wepper, und auf dieß dein Brautbett rollt
Scholl' auf Scholle polternd schon ins Grab.
Sieh! sie drücken schaffend Grund auf Grund,
Sie vermauern Dir dieß schöne Licht.
Deine Mutter hält ein Freund im Arm,
Und die Heißgeliebte hörst Du nicht.
Markdurchrieselnd wandelt der Gesang
Durch die Bühne über deinem Haus.
Eine Lücke in der Brüder Chor!
Zwanzig Leichen füllen sie nicht aus.
Hoch und höher, über Dich hinauf,
Wächst die Decke zum Gebirg empor,
Und in glühend rothem Fackelschein
Bleicht die Wange, weht der Mainacht Flor.
Mädchenaugen stehn um Dich in Thau,
Jede Brust durchzuckt der Schmerz im Kreis.
Schmerzlich ist's, zu scheiden und zu gehn,
Doch am traurigsten, vom Schoos des Mais.
Deine Hoffnung liegt mit Dir gemäht
Und zerrissen ist dein Liebeskranz,
Und die Nacht, die farblos um Dich sitzt,
Sie verklärt vielleicht kein Mondenglanz.
Wepper, eine gute lange Nacht,
Bis des Weltgerichtes Donner brüllt,
Bis dein Leichentuch zu Flügeln wird,
Bis Verwesung ihren Hunger stillt!
Deine Lieder, die als Engel sich
Jetzt umarmt im Paradies ergehn,
Klopfen einst an deinen langen Schlaf,
Herrlich, jung auf ewig, aufzustehn.
Und das Mährchen, das wie Liebe schön,
Vor uns her durchs Leben leuchtend schwebt,
Wepper, kann kein trüglich Irrlicht seyn.
Der Verschwundne hat nicht ausgelebt.
13. Mai, 1850. Nebel.
Damen-Zeitung Nro. 133. Ein Morgenblatt für die elegante Welt. Samstag, den 5. Juni 1830.
Oeffentlicher Dank!
Der frühe Tod meines einzigen Sohnes, des k. Hoftheatersängers Carl Wepper, in der Blüthe seines hoffnungsvollen Lebens, hat mich so tief erschüttert, daß ich bisher nicht im Stande war, der heiligen Pflicht des innigsten Dankes für die zahllosen gütigen Beweise einer allgemeinen Theilnahme aus allen Ständen, öffentlich zu genügen. Hätte ich mit ihm nur die einzige Stütze meines Lebens verloren, so wäre sein Tod schon ein großes Unglück; allein er war auch der zärtlichste, liebevollste Sohn, der jahrelang den häuslichen Kummer mit unermüdlicher Geduld und Tröstung mit mir theilte, und diese Erinnerung ist die nie versiegende Quelle des bittersten Schmerzes in meinem Innern. Die Huld erlauchter Personen hat meinen lebenslänglichen Unterhalt sichergestellt; ihre hochgefeierten Namen werden von Tausenden gepriesen, deren Thränen ihre Großmuth trocknet. Diesen erlauchten Personen, so wie Allen, die meinem vorausgegangenen Sohne die letzte Ehre auf eine so würdige Art erwiesen, und mich in meinen Leiden so wohlthätig trösteten und unterstützten, bringe ich nun mit tief gerührtem Herzen öffentlich meinen innigsten Dank, und empfehle mich ihrem wohlwollenden Andenken.
München, den 12. August 1830.
Katharia Wepper.
Münchener Conversationsblatt Nro. 226. München; Samstag, den 14. August 1830.
Münchener Conversation.
Das Allerheiligenfest wird uns bald wieder zu den Ruhestätten unserer Lieben führen, die uns in ein besseres Leben vorausgegangen sind. Die zahlreichen Freunde des jungen, talentvollen Sängers Wepper, den der unerbittliche Tod dem Leben und den schönsten Hoffnungen so früh entriß, werden dann an seinem Grabe, das noch immer kein einfaches Denkmal schmückt, mit Wehmuth sich seiner erinnern. Kürzlich bedauerte ein Reisender an Weppers Grabe, daß man diesem nicht einmal einen Stein gesetzt habe, der seinen Namen verkünde, und spendete uns durch eine wackere Bürgersfrau 2 fl. mit der Bitte, diesen Gegenstand öffentlich in Anregung zu bringen. Gerne entsprechen wir diesem Wunsche, indem wir alle Freunde und Gönner des beklagenswerthen Jünglings freundlich einladen, uns mit Beiträgen zu diesem Zwecke gefälligst zu beehren.
Münchener Conversationsblatt Nro. 252. München; Freitag, den 9. September 1831.
Münchener Conversation.
Es scheint, daß die Freunde und Verehrer des verewigten Sängers Wepper auch heuer sein ödes Grab am Allerheiligentage mit keinem Denkmale geziert sehen werden. Wohl möchte es bedünken, daß es bequemer sey, viele Worte zu machen, und lebhaft zu bedauern, als zum Worte zu schreiten. Unsere Einladung zu Beiträgen erfreute sich leider keines günstigen Erfolges. Wir erlauben uns daher den vielversprechenden Vorschlag, daß die edelmüthige Gönnerin des früh von uns geschiedenen Jünglings, die große Meisterin des Gesanges, Madam Sigl-Vespermann, ein Konzert zu diesem Zwecke zu veranstalten belieben möchte. Auf diesem Wege würde sich schnell ein Doppelmonument: zu Weppers Andenken, und zum Gedächtnisse eines edlen Unternehmens der gefeierten Künstlerin, erheben.
Münchener Conversationsblatt Nro. 295. München; Samstag, den 22. Oktober 1831.
Anzeigen.
Wepper.
Zu einem Denkmale für den verstorbenen Hoftheatersänger, Hrn. Wepper, liegen noch 4 fl. Beiträge bei der Redaktion. Wenn von den Herren Einsendern bis zum 15. d. dieser Summe keine andere Bestimmung gegeben wird, so werden wir sie der Mutter des Verewigten zustellen, und öffentlich verrechnen, da ungeachtet unserer wiederholten Bitte an die Begeisterung seiner Freunde und Freundinnen, kein Konzert zur Setzung eines Denkmals zu Stande gekommen ist.
Die Redaktion.
Münchener Conversationsblatt Nro. 164. München; Dienstag, den 12. Juni 1832.
Münchener Conversation.
Dem Vernehmen nach liegen freiwillige Beiträge, vom Liederkranze gesammelt, zu einem Denkmale für den verstorbenen k. Herrn Hofsänger Wepper vor. Möchte doch dieser trefflich« Sänger-Verein ein großes Konzert an einem passenden Abende, jedoch zu ermäßigten Preisen, welche auch minder Bemittelten die Theilnahme erleichtern, zu dem Zwecke veranstalten, jenes so viel besprochene Monument dennoch einmal zu Stande zu bringen! Hätte bei Weppers Beerdigung Jeder mit dem Wunsche, »daß diesem hoffnungsvollen Künstler ein Denkmal gesetzt werden möge,« nur einen Kreuzer beigetragen, so stände das Monument schon längst am rechten Orte!
Münchener Conversationsblatt Nro. 173. München; Donnerstag, den 21. Juni 1832.
Münchener Conversation.
Schon ist die Inschrift auf der schwarzen Tafel des Sängers Wepper: »bis zur Errichtung eines Monumentes«, verwittert, schmückt auch nicht einmal ein einfacher Stein die Ruhestätte des allzufrüh Entschlafenen. Diese Tafel ließ ihm Mad. Sigl-Vespermann setzen, und versprach der trostlosen Mutter ausdrücklich, für ein Monument zu sorgen. Unsere so oft wiederholten Erinnerungen und Bitten fanden leider kein geneigtes Gehör. Die Thränen der unglücklichen Mutter, fast täglich am Grabe ihrer einzigen Stütze vergossen, fordern uns auf, noch einmal an die Erfüllung eines mit allgemeiner Billigung gegebenen Versprechens zu mahnen. Wozu war die großartige Todtenfeier; wenn sein Andenken in so kurzer Zeit selbst in einem zartfühlenden Damenherzen verlöschen konnte, das für den Verewigten, da er noch lebte, in theilnehmender Künstliebe schlug? Ein freundliches Wort der Mad. Sigl-Vespermann an ihre Kunstgenossen, und der Ertrag eines Konzertes reicht zur Lösung ihres Versprechens hin. Die dürftige Mutter hat noch immer jene 4 fl. nicht in Empfang genommen, welche bei der Redaktion als Beitrag zu einem Monumente für ihren geliebten, unvergeßlichen Sohn liegen, weil sie noch hofft, es werde zu Stande kommen; soll ihr gebrochenes Mutterherz, in stets wiederkehrender Täuschung, diese Freude nicht mehr erleben?
Münchener Conversationsblatt Nro. 214. München; Mittwoch, den 1. August 1832.
Hiesiges.
In der Falterischen Musikhandlung (Residenzstrasse Nro. 33) sind sechs Lieder von dem verstorbenen Hofsänger Wepper erschienen, deren Erlös für Errichtung eines Monumentes des Verewigten bestimmt ist. Zeichnen sich diese Lieder nicht nur in Dichtung und Melodie besonders aus, so sind und bleiben sie ein schönes Andenken an ihren Schöpfer, der nur zu früh der Kunst und seinen zahlreichen Freunden entrissen wurde. Es ist eine recht zahlreiche Abnahme um so mehr zu erwarten, da dem Verkauf dieser Lieder ein so schöner Zweck zum Grunde liegt — und der Preis nur 36 kr. ist.
Münchner Tagsblatt Nro. 229. Samstag, den 18. August 1832.
Münchener Conversation.
Den Vorausgegangenen in das räthselhafte Jenseits errichten die Zurückgebliebenen gewöhnlich aus Liebe, Freundschaft oder Dankbarkeit, Grabdenkmäler, und befürchten im Zögerungsfalle üble Nachrede so sehr, daß sie sich beeilen, durch provisorische schwarze Tafeln mit der Inschrift: »Bis zur Errichtung eines Monuments«, die öffentliche Stimme zu beschwichtigen. Unser Kirchhof ist übersäet mit solchen Tafeln, die Ruhestätten von Grafen, Baronen, und hohen Staatsbeamten seit Jahren bezeichnend, ohne daß von Errichtung eines Monumentes auch nur die entfernteste Spur sich zeiget. Es wäre uns leicht, lachende Erben an die Pflicht der Dankbarkeit namentlich zu erinnern, welche sie an die Errichtung solcher Denkmäler mahnet; doch wir verschmähen Persönliches. Manche mag wohl der frische Schmerz über den Verlust eines geliebten Wesens zu dem raschen Entschluße treiben, ein Monument zu setzen, und diesen Entschluß durch eine solche Tafel zu verkünden. Späterhin finden sie, daß die häuslichen Verhältnisse eine Ausgabe dieser Art nicht gestatten, und die Tafel harret vergebens auf Ablösung. Warum aber auch im Tode noch der Eitelkeit, fröhnen? Warum zwei Säle zur Ausstellung der Leichen, für Vermögende und. Unvermögende? Aus der Tiefe von 8 Fuß dringet die üppige Pracht des irdischen Lebens nicht mehr an das Licht des Tages herauf. Das Antlitz einer Weiberleiche mit künstlichen Locken zu zieren, und ihre Wangen zu schminken, ist lächerlich und eitles Trugwerk der Welt; der Tod achtet körperliche Reize nicht, sie mögen der Natur oder der Kunst angehören. Der Haß kann aus eigennütziger Verstellung die Gräber der Todten mit den kostbarsten Kunstgebilden des Meisels schmücken; darin liegt keine sichere Bürgschaft, daß der Lebende das Andenken des Todten aufrichtig ehre; in frühern Zeiten setzte der Vermögenlose ein einfaches Kreuz, das ihn unerfüllbarer Versprechungen auf provisorischen Tafeln überhob, und der wahren Liebe genügt die Hinpflanzung einer Trauerweide, ja selbst eine einfache Blume, mit innerer Wehmuth auf die grünen Grabhügel eines geliebten Wesens gelegt.
Auch auf Weppers, des jugendlichen Sängers, frühem Grabe steht eine Tafel, auf welcher die Monument-Verheißung seiner Freunde nun ausgelöscht ist; an diesem Grabe weinte die untröstliche Mutter des kunstsinnigen Jünglings, ihrer einzigen Stütze, tagelang seit der Stunde, da sie ihn hinuntersenkten; kein Strahl des Trostes leuchtete in die Nacht ihres verwaiseten Mutterherzens, bis sie sich zu todt weinte. Der Gram hat sie getödtet; sterbend bat sie den treuen Freund des Verewigten, Herrn Hofsänger Sigl, sich zu verwenden, dass ihre Leiche bei ihrem Sohne, in demselben Grabe ruhen dürfe; er versprach es, und hielt Wort. Das Grab wurde noch tiefer ausgegraben, und nun schlummern Mutter und Sohn vereint bis zur Auferstehung. Herr Sigl ist noch immer bemüht, seinem verstorbenen Freunde ein Denkmal zu verschaffen, wozu der kleine Ertrag einer veranstalteten Sammlung bereits vorliegt; aber bemerkenswerth bleibt es, daß von dem zu gleichem Zwecke auf seine Kosten herausgegebenen Nachlasse des Wepper, — Lieder mit Musikbegleitung — bisher kaum 6 Exemplare, jedes zu 36 kr., abgesetzt wurden. Zartfühlende Musikfreundinnen, selbst Ausübende mit Begleitung der Guitarre und des Claviers, ist dieß wahr, ist es auch nur möglich?
Münchener Conversationsblatt Nr. 297. München; Dienstag, den 23. Oktober 1832.
Münchener Conversation.
Den freundschaftlichen Bemühungen des k. Hofsängers, Herrn Sigl, und der fleißigen Erinnerung in diesen Blättern ist es endlich gelungen, dem seligen Wepper ein Denkmal zu setzen, welches den 27. d. Nachmittags um 4 Uhr unter der Leitung des Herrn Bildhauers Georg Krauter, aus Ludwigsburg gebürtig, und seit 15 Jahren in unserer Mitte wohnend und wirkend, seit 5 Jahren Bürger dahier, der es unentgeltlich verfertigte, aufgestellt wurde. Oben umschließt ein Lorbeerkranz eine Lyra; unter ihr stehen rechts und links zwei Thränenkrüge. Die Inschrift lautet:
Carl Christoph Wepper,
königl. Hofsänger,
gestorben den 15. Mai 1830 im 23ten Lebensjahre.
In seines Daseyns blüthenvollem Lenze,
In seines Künstlerwaltens Morgenroth,
Entriß der Tod ihm beide Blumenkränze,
Die ihm die Kunst, die ihm das Leben bot,
Und heimgegangen ist er früh am Morgen
Zum ew'gen Tage ohne Nacht und Sorgen.
Ihm folgte seine geliebte Mutter
Katharina Wepper, geborne Holzner,
gestorben den 7. Sept. 1832 im 65ten Jahre ihres Alters.
Schade, daß der Dichter die beispiellose Liebe der Mutter zu ihrem Sohne nicht einmal durch eine einzige Zeile verherrlichte!
Auf der vom Herrn Sigl eröffneten Subscriptionsliste steht an der Spitze der Beitragenden die Gönnerin des Verewigten, die liebenswürdige Mad. Sigl-Vespermann, auch lasen wir den ehrenwerthen Namen des kunstliebenden und menschenfreundlichen Herrn General-Kommissärs und Regierungspräsidenten Grafen von Seinsheim. Die uneigennützige Bereitwilligkeit des Herrn Krauter gereicht demselben zu großer Ehre, so wie seine Arbeiten ihn bestens empfehlen. Wir sahen von diesem Künstler noch mehrere sehr gelungene Grabdenkmäler, z. B. der Frau Gemahlin des Herrn General-Zoll-Administrations-Assessors Lottner, des Fräuleins Amalie von Schintling, des Herrn Staatsrathes von Knopp, und der Sängerin Regina Lang, dieß nach einer sinnigen Zeichnung des Herrn geheimen Rathes von Klenze. Bemerkenswerth ist bei diesem Denkmale, daß der ganze obere Theil, einen Schwan vorstellend, der auf seinen ausgebreiteten Schwingen eine Lyra trägt, nebst den reichen Verzierungen zu beiden Seiten, aus einem einzigen Stücke gemeiselt ist. (Den bei der Redaktion liegende Beitrag zu diesem Monumente, (4 fl.) haben wir den 27. d. dem Herrn Hofsänger Sigl gegen Quittung zugestellt.)
Münchener Conversationsblatt Nr. 304. München; Dienstag, den 30. Oktober 1832.