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Das Grab ist nicht erhalten
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* 4.3.1832 (Donaueschingen)
† 12.03.1881 (München)
Lithograph und Kunstmaler
Kunst und Literatur:
Kunstverein. Neu ausgestellte Kunstwerke: [...] Karl Feederle †: dessen Nachlaß, bestehend aus »250 Oelstudien, Aquarellen und Zeichnungen.«
Neueste Nachrichten Nr. 170 & 171. München; Sonntag, den 19. Juni 1881.
Nekrologe Münchener Künstler.
XVIII.
Karl Feederle. Wilhelm Reinhardt.
Zweier wackeren Künstler sei heute an dieser Stelle gedacht, welche, auf vielfach verwandtem Gebiete thätig, in rascher Folge starben: Karl Feederle und Wilh. Reinhardt.
Karl Feederle wurde, aus einer alten Försterfamilie stammend, am 4 März 1832 zu Donaueschingen geboren, absolvirte seine Studien am Gymnasium seiner Vaterstadt, erlernte dann die Lithographie bei Heinemann in Hüfingen, und lag derselben mit eben so viel Fleiß als Geschick ob. Ueber Frankfurt kam Feederle nach München, wo er sowohl bei Keller als bei Emminger, namentlich aber für die Kunstanstalt Piloty und Löhle, reichliche Beschäftigung fand. Für das von dieser Firma herausgegebene große Galleriewerk zeichnete er viele brillante Blätter auf Stein, darunter etliche Wouwerman, die große Amazonenschlacht nach Rubens und das Porträt der Helene Forman mit ihrem Töchterlein u. s. w. Auch für das in gleichem Verlag publicirte »König-Ludwig-Album« reproducirte er z. B. den »Schulmeister« nach Hanno Rhomberg, das »Johanniskind bei Zacharias« nach Electrine Freifrau v. Freyberg, die »Wartburg« nach H. v. Ritgen, die »Heimfahrt von der Kindtaufe« nach Frhrn. v. Pechmann, die »Vierzehn Nothhelfer« nach A. Palme. Auch im Porträt leistete Feederle vorzügliches, z. B. mit dem Bildnisse Sr. Maj. Königs Ludwig II in Generalsuniform, mit der Kette des Hubertusordens (Kniestück nach einer Albert'schen Photographie), ferner das Bildniß Sr. kgl. Hoh. des Prinzen Otto in Oberlieutenantsuniform, sodann mit G. Straub das Familienbild für Prinz Luitpold u. s. w. Weitere Erwähnung verdienen eine »italienische Landschaft mit Reisenden« nach C. W. v. Heideck, die »Trausnitz bei Landshut« nach B. Kreitmaher, ein »Brunnenproject« nach Joh. Leeb, der »Morgen auf der Kampenwand« nach Karl Millner, die »Bauern vor einem Friseurladen« nach Fr. Schwörer, der »Grottenhof in der Residenz« nach Angelo Quaglio, die »Auswanderung der Salzburger« nach O. Schwerdgeburth. Vieles arbeitete Feederle für die Verlagshandlung Hölzel in Wien. Deßgleichen machte er sich mit dem Farbendruck bekannt; eine Leistung dieser Art ist die »heilige Cäcilia« nach Julius Frank. Zwischendurch ging Feederle zur weiteren Ausbildung nach Paris, wo er 1859 auf 1860 längere Zeit verweilte und damals auch schon die Oelmalerei besonders ins Auge faßte, zu welcher er später ganz überging, so daß er seit 1873 nur Landschaftsbilder malte, wozu er mit besonderer Vorliebe aus Tirol seine Studien holte. Vier sehr gelungene Arbeiten dieser Art erregten die Aufmerksamkeit Sr. Durchl. des Fürsten von Fürstenberg, welcher dieselben für seine Gallerie erwarb. Ein schönes Landschaftsbild erschien 1879 auf der internationalen Exposition zu München. Drei liebenswürdige kleine Oelbilder zeigte im Mai 1880 der Münchener Kunstverein. Bevor jedoch der Künstler seinen Namen auch auf diesem Gebiete weiter begründen konnte, endete ein schnell entwickeltes Herzleiden schon am 12 März 1881 seine vielversprechende Thätigkeit. Feederle war ein Mann von großer Energie, voll eisernen Fleißes und des redlichsten Willens, ein höchst achtenswerther Charakter, eine jener stillen Naturen, welchen es leichter wird in seltener Bescheidenheit zurückzustehen, als sich zur Geltung in den Vordergrund zu drängen.
Allgemeine Zeitung Nr. 173. Augsburg; Mittwoch, den 22. Juni 1881.