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20 – 5 – 1 (Selb · Vogel)

Ω

Familiengrab Vogel.

Hier ruhen:
Herr Theodor Vogel,
k. Regierungsaccessor
u. Präsidialsekretär,
geb. 17.XI.1838, gest. 23.IV.1880.
Dessen Gattin, die treueste Mutter
Frau Marie Vogel,
geb. Fraas
geb. 11.XI.1842, gest. 7.XII.1916.

Sockel

Unser Engelskind
Theodor Alex Vogel
k. Bahnexpeditorssöhnchen
geb. 24.III. gest. 22.XI.1898.
Unsere Enkelin
Marie Vogel
k. Postverwalterstochter
geb. 12.XI.1892, gest. 13.III.1912.

A. Lallinger.

Ω

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Josef Selb

* 3.1784 (Stockach/Tirol)
† 12.4.1832 (München)
Lithograph und Portraitmaler

Kunstvereins-Bericht für 1832 (1833)

Beilage XI.

Biographische Notizen
über
Joseph Selb,
Lithograph.

Joseph Selb war der Sohn eines wenig bemittelten Landmannes, und wurde im Monat März anno 1784 zu Stockach, im Lechthale, in Tyrol geboren. Seine Neigung und das Beispiel seines ältern Bruders bestimmte ihn frühe, sich der Malerei zu widmen, von welchem er auch die erste Anleitung in dieser Kunst erhielt. Er machte in seinem 15ten Jahre mit seinem Bruder eine Reise nach Düsseldorf, wo er von demselben, (der damals beauftragt war, einige Gemälde aus der dortigen berühmten Gallerie zu copiren), unterstützt, die Akademie der bildenden Künste besuchte, um sich zum Geschichtsmaler auszubilden. Nach zwei Jahren mußte er daselbst seine Studien unterbrechen, und seinem ältern Bruder nach Tyrol folgen, um selben bei Ausführung einiger Frescogemälde in Kirchen behülflich zu seyn. Nach Vollendung dieser Arbeiten begab er sich mit seinem Bruder nach München, und setzte an der Akademie der bildenden Künste seine Studien wieder fort, wo er viel versprechende Fortschritte machte.

Der im Jahre 1809 ausgebrochene Krieg und noch viel mehr die in Tyrol statt findenden Unruhen nöthigten seinen ältern Bruder, in das Vaterland zurück zu kehren. Bald war alle Verbindung mit Tyrol abgebrochen, und Selb, da er keine Unterstützung von seinem Bruder aus dem Vaterlande mehr erhalten konnte, er in München fremd war, so gerieth er in die dürftigste und hülfloseste Lage.

Durch einen Zufall wurde er mit Hrn. Mich. Mettenleiter, Inspektor der Steuerkataster-Commission bekannt, dem er seine dürftigen Verhältnisse entdeckte und welcher ihm bereitwillig entgegenkommend den Antrag machte, Versuche im Graviren zu machen, welche vollkommen gelangen, und wodurch ihm Unterstützung und Beschäftigung bei der Steuerkataster-Lithographie wurde, die ihn, besonders da er als Graveur bei dem Steuerkataster angestellt wurde, in behaglichere Verhältnisse versetzte.

Dieses Ereigniß war für seine Zukunft von dem größten Einfluße, denn hier wurde er zuerst mit der Lithographie bekannt, und erwarb sich sodann allmälig in diesem Fache jene umfassenden und ausgebreiteten Kenntnisse, welche ihn in der Kunstwelt und in der Ausbildung der Lithographie so bekannt und berühmt gemacht haben, daß ihm im Jahre 1824 oder 25 aus der lithographischen Officin des Hrn. Delpech in Paris mehrere von H. Vernet gezeichnete Scenen aus der französischen Geschichte zugeschickt wurden, um sie Versuchsweise abzudrucken. Einige Steine waren nur gezeichnet, und mußten von ihm erst geäzt werden, andere waren ganz präparirt, und schon gegen 200 Abdrücke davon gemacht, mir welchen man nicht zufrieden war, und wo die durch ihn hier verfertigten Abdrücke zur vollkommenen Zufriedenheit ausfielen.

Im Jahre 1816 hat er die lithographische Anstalt von dem Kunsthändler Zeller übernommen, und mehrere Jahre geleitet. Im Jahre 1820 bat er sich mit dem Central-Gemäldegallerie-Direktor v. Mandlich, Hrn. Piloty und Strixner zur Fortsetzung des schon seit dem Jahre 1816 begonnenen Galleriewerkes vereiniget, dessen schön gezeichnete eben so geäzte und abgedruckten Exemplare in der Kunstwelt hinreichend bekannt sind, und keiner weitern Erwähnung bedürfen. Als Freiherr von Cotta in neuerer Zeit die Fortsetzung dieses Werkes, so wie die Herausgabe der Herzog v. Leuchtenbergischen Gemäldesammlung übernahm, so fuhr er fort, mit gleichem Eifer bis zu seinem an einem Nervenfieber am 12. April, d. Js. erfolgten Tode die Herausgabe dieser Werke zu befördern.

Joseph Selb hat sich zweimal verehelichet, in erster Ehe zwei und in der zweiten drei Kinder erzeugt. Sein in den besten Jahren erfolgter Tod erzeugte allgemeine Theilnahme, und setzte seine Familie und Freunde in tiefe Trauer.

Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1832. München, 1833.

Neuer Nekrolog der Deutschen (1834)

Johann Selb,
lithographischer Künstler zu München;
geb. i. J. 1784, gest. d. 12. Apr. 1832
(Kunstblatt zum Morgenbl. 1833. N. 59.)

Geboren zu Stockach im Schwarzwalde als Sohn eines unbemittelten Landmannes, wurde er durch das Beispiel und die Lehren seines ältesten Bruders in früher Jugend der Malerei zugeführt. Als dieser sein Meister späterhin die Heimath mit dem Aufenthalt in Düsseldorf vertauschte, wo er verschiedene Gemälde der dortigen Gallerie copirte, begleitete ihn sein 15jähriger Schüler auf der Reise dorthin und benutzte sofort den Unterricht der Academie für das Studium der Geschichtsmalerei. Nach Verlauf von 2 Jahren kehrte der ältere Bruder in Gesellschaft des jüngern nach Tyrol zurück und bediente sich dessen zur Hilfleistung bei Ausführung einiger Frescomalereien. Einige Zeit darauf verließen Beide abermals das Vaterland. Jetzt war München das Ziel ihrer Reise und Wünsche. Der Jüngere setzte an der dasigen Academie mit eben so viel Ernst als Erfolg die Bemühungen für seine Ausbildung fort. Der Ausbruch der Kriegsunruhen im Jahre 1809 war für ihn der Anfang schwerer Bekümmernisse, denn getrennt vom Bruder, den der Drang der Zeit nach Tyrol zurückgeworfen hatte, stand er nun allein für sich da, ohne irgend eine Stütze, eine Aussicht. In dieser fassungslosen Lage schenkte ihm das Glück unversehens einen Rathgeber und Helfer in der Person des Inspektors der Steuercataster-Commission Mettenleiter. Dieser schlug seinem Schützlinge vor, sich im Graviren zu versuchen. Die Proben gelangen dergestalt, daß Selb bald darauf bei der Steuercataster-Lithographie vorerst Beschäftigung und dann eine förmliche Anstellung als Graveur erhielt, fortan seinen Lebensunterhalt gesichert sah und in seinen Amtsverhältnissen nun rasch den Grund zu der seinem Namen gewordenen Achtung legte. Eine Folge derselben war der ihm 1814 aus Paris zugekommene Auftrag für Delpech's lithographische Officin mehrere von Horaz Vernet gezeichnete Scenen aud der französischen Geschichte auf Stein abzudrucken. Es war damit vor der Hand nur auf eine Prüfung seines Talents abgesehen; dieselbe fiel indessen so günstig aus und übertraf manche Arbeiten seiner Vorgänger in einem solchen Grade, daß er jetzt für einen gemachten Lithographen gelten konnte. Als solcher leitete er seit dem Jahre 1816 eine geraume Zeit die lithographische Anstalt des Kunsthändlers Zeller. Im J. 1820 verband er sich mit dem Central-Gemälde-Gallerie-Direktor von Mannlich und den Herrn Piloty und Strixner zur Fortsetzung des seit 1816 begonnenen Galleriewerks. Jetzt saß er wohl eigentlich im Schoße der Lithographie. Als die literarisch-artistische Anstalt jenes Unternehmen weiter führte und die Herausgabe der herzoglich Leuchtenbergischen Gemäldesammlung übernahm, trug Selb zur Beförderung beider Werke das Seinige mit gewohnter Thätigkeit bei. Die ehrenvollen Bestimmungen seines Talents beweisen am besten den Umfang und Grad desselben. Viel wäre gewiß noch von ihm zu erwarten gewesen, wenn ihn nicht das Nervenfieber am oben genannten Tage plötzlich hinweggerafft hätte.

Neuer Nekrolog der Deutschen. Ilmenau, 1834.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Selb Josef, 1784 (Stockach/Tirol) – 1832, Porträtmaler und Lithograph; S. erhielt seine Ausbildung bei seinem älteren Bruder Karl S., einem Kirchenmaler, und später in Düsseldorf, half diesem dann bei der Ausmalung von Kirchen in seiner Tiroler Heimat und bildete sich später noch in München fort, wo er eine Anstellung bei der Steuerkatastercommission erhielt; an den Erfolgen dieser Anstalt hatte er wesentlichen Anteil; später war S. für die Fortsetzung des von Strixner und F. von Piloty begonnenen königlichen Galeriewerks tätig; einen Großteil seiner Porträts besitzt die Maillinger Sammlung.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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