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Das Grab ist nicht erhalten
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»Am Dienstag nachmittag wurde im südlichen Friedhof die im Alter von 65 Jahren verstorbene pens. Hofopernsängerin Josephine Schefzky beerdigt. Dem von Laternen- und Flambeauxträgern des Christkatholischen Begräbnisvereins geleiteten Sarge folgten mit den Angehörigen viele Bekannte der Verstorbenen und ihrer Familie. Sarg und Grab zierten hübsche Kranzspenden.«
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* 1843
† 11.11.1912 (München)
Sängerin
Königl. Hof-Theater.
Oper.
Nach langer Zeit hörten wir endlich am 30. v. M. wieder einmal etwas Gediegenes, etwas Gutes. Wir meinen Spohr’s »Jessonda«.
Dieser Oper folgte am 3. d. Mts. – die »Walküre«. – Welch Unterschied der Opern in der kurzen Spanne Zeit!
Der Werth dieses Wagner’schen Werkes wurde in diesen Blättern bereits besprochen und wir würden jener kaum Erwähnung thun, hätte nicht eine Neubesetzung der Rolle der Frika durch Frl. Schefsky stattgefunden.
Frl. Schefsky betrat als Frika die k. Hofbühne zum ersten Male als engagirtes Mitglied. Ehe wir nun über die Rolle und ihre Durchführung selbst sprechen, wollen wir einige Worte über Frl. Schefsky sagen. Diese Dame wurde durch k. Munificenz in die Lage versetzt, ihre Studien zu Ende führen zu können. Wie wir hören wurde die Dame auf königlichen Befehl engagirt, da Herr v. Perfall entschieden dagegen protestirte. Wir müssen in dieser Richtung Herrn v. Perfall vollkommen Recht geben, warum eine junge Dame engagiren, für die nichts zu singen da ist – warum ein junges Talent fesseln, wenn es sich nicht zu entwickeln vermag? Wir finden also keinen Grund, der für das Engagement der Dame spräche. Wäre Frl. Schefsky Altistin, dann könnten wir ein Engagement begutachten, damit beim Abgang des Frl. Ritter Ersatz vorhanden ist.
Die Leistung des Frl. Schefsky’s als Frika wollen wir nicht unbedingt verwerfen, die Dame übernahm schnell die Rolle. Wer Wagner’sche Musik kennt, weiß, daß ein solches Unternehmen gewagt erscheint, und dem zur Folge entschuldigen wir die Unsicherheit dieser Dame. Was ihr Spiel anbelangt, so wirkte das beständige Herabfallen der Krone sehr beeinträchtigend. Es kam uns vor, als wäre Frl. Schefsky etwas heiser gewesen, eine Bemerkung, die wir zwar bei jedem Auftreten der Dame machen mußten; sollte dies ein Stimmmangel sein? Entschieden angegriffen war die Mittellage und die hohen Töne waren forcirte. Se. Majestät schickte nach dem zweiten Actus Frl. Schefsky ein prachtvolles Bouquet nebst einigen anerkennenden Worten.
Der neue Kunstfreund Nr. 6. Organ für Kunst und Literatur. München, den 10. November 1870.
Die Wiederholung der Oper »Der Prophet« bot einen höchst genußreichen Abend. Herr F. Nachbaur hatte die volle Sicherheit und Ruhe, welche bei der vorhergehenden Aufführung zu fehlen schienen, wiedergewonnen, und excellirte im Spiel und Gesange.
Die »Fides« des Fräulein Schefzky verdient das ehrendste Lob. Stimmen von dem Umfange, wie ihn diese Parthie erheischt, gehören zu den auserlesensten Seltenheiten. Fräulein Schefzky’s Stimme hatte, bevor sie nach Wien zur Ausbildung sich begab, entschiedenen Altcharakter; es hat fast unzweifelhaft den Anschein, daß der Lehrer der jungen Sängerin das bei der Tiefe der Stimme verdarb, was er an Höhe gewann. Wenn nur auch der Umfang der Stimme den Anforderungen der Aufgabe nicht entsprechen konnte, so hat Frln. Schefzky durch ihren trefflichen Vortrag, ihr überraschend schönes, von bedeutender dramatischer Begabung zeugendes Spiel reichlichen Ersatz geboten. Die junge Künstlerin wurde mit wiederholtem Beifall ausgezeichnet.
Deutscher Theater-Correspondent Nr. 22. München, 1870.
Frl. Ritter, die Altistin des Hoftheaters, hat vergangenen Donnerstag als Orpheus in Gluck’s Oper von uns, und zugleich von der Bühne überhaupt, Abschied genommen, da sie sich mit einem reichen Kaufmann in Wien verheirathen wird. Als ihre Nachfolgerin ist Frl. Josephine Schefsky engagirt, eine Münchnerin, welche vor drei Jahren auf der hiesigen Bühne, auch als Orpheus, einen ersten Versuch gemacht und ein vielversprechendes Talent gezeigt hatte, worauf ihr durch die Munificenz S. M. des Königs die Mittel gewahrt wurden, ihre Ausbildung zu vollenden, und u. a. auch bei dem berühmten Gesangsmeister Lewy in Wien Unterricht zu nehmen. Einen vollgiltigen Beweis, daß sie die großen auf sie gesetzten Erwartungen erfüllt habe, ist Frl. Schefsky bisher noch schuldig geblieben.
Bayerischer Kurier Nr. 85. München; Mittwoch, den 29. März 1871.
Das Theaterjahr 1871 führte uns eine ausgezeichnete Kraft mit der Sängerin Josefine Schefsky zu, während der, in den letzten Jahren vielfach gefeierte Heldentenor, Anton Schott nur vorübergehend der Unsere war. Ein äußerst dankbares Mitglied gewann unsere Oper dagegen mit dem Baßbuffo Theodor Mayer, der als Dr. Bartolo, Schulmeister (Wildschütz), Kellermeister (Undine) etc. herzerfreuende Gestalten schuf. Der Künstler gehört heute noch unserem Ensemble an und hat sich, 21 Jahre hindurch, stets als eine sehr verlässige, tüchtige und gewissenhafte Kraft bewiesen.
Josephine Schefsky debutirte bereits am 30. März 1868 mit großem Erfolg als Orpheus; die Sängerin wußte bald durch hervorragende Gestaltung der Partien ihre Künstlerschaft in ein glänzendes Licht zu stellen. Unvergeßliches leistete Schefsky als Sides, Acuzena und Amneris. Die Künstlerin gehörte bis zum Jahre 1883 unserer Bühne an und zeigte sich während dieser Zeit als ein besonders fleißiges und gewissenhaftes Mitglied. Der König schätzte ihre Künstlerschaft ungemein hoch und konnte sich an ihrer herrlichen Stimme, die namentlich in der Mittellage und nach der Tiefe zu von bestrickendem Wohllaute war, oft herzlich ergötzen.
Leider ließ sich die Sängerin im Vollbewußtsein des Besitzes königlicher Gunst zu manch’ unkluger That, zu mancher Anmaßung hinreißen, die sie ebenso rasch der königlichen Sonne wieder entrückte, wie sie zum Lichte aufgestiegen ist. Immerhin aber bleibt so viel Schönes und Bemerkenswerthes aus ihrer künstlerischen Thätigkeit jener Zeit übrig, daß ihr von diesem Standpunkte aus für alle Zeiten ein warmes Gedenken gesichert ist.
Josephine Schefsky, deren dramatisches Talent auch Richard Wagner schätzen lernte, zählte anfangs zu den ersten Stützen des Bayreuther Festspielhauses. Nach ihrem Weggange von München wirkte die Sängerin, zuerst in Straßburg, dann in Nürnberg; jedoch es war, als könnte sie ihrer Künstlerschaft nicht mehr froh werden und ihre Erfolge blieben weit hinter ihren Münchener Triumphen zurück. Josephine Schefsky hat sich nunmehr ganz von der Bühne zurückgezogen und ihren dauernden Wohnsitz an der Stätte ihres einstigen Ruhmes und Glanzes genommen.
Max Leythäuser: Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater in populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. München, 1893.
Schefsky Josephine, debütierte am 30. März 1868 am Hoftheater in München als »Orpheus«, blieb dort von 1871–1879 engagiert und sang daselbst am 13. Mai 1877 bei der ersten Aufführung der »Aida« die Partie der »Amneris«. Nachdem sie ihre prächtige Altstimme auch auf anderen namhaften Bühnen Deutschlands hatte ertönen lassen, zog sie sich gänzlich vom Theater zurück und schlug ihren Wohnsitz in München auf. Partien wie »Fides«, »Azucena«, »Frau Reich«, »Gertrud« etc. waren hervorragende Leistungen dieser Künstlerin.
Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.
(?) Josephine Schefsky, ehemal. Altistin des Münchner Hoftheaters † München.
Die Künstlerin debütierte 1868 am Hoftheater in München als Orpheus, blieb dort von 1871–79 engagiert und sang daselbst am 13. Mai 1877 bei der ersten Aufführung der Aida die Partie der Amneris. Sie gastierte fast an allen großen Bühnen Deutschlands, ihr prächtiger Alt war überall geschätzt. Nachdem sie sich vom Theater zurückgezogen, schlug sie ihr Domizil in München auf. Partien wie Fides, Azuzena, Fr. Reich waren hervorragende Leistungen der Künstlerin.
Neuer Theater-Almanach. Berlin, 1914.