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21 – 8 – 34* (Lochner)

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Das Grab ist nicht erhalten

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Andreas Lochner

* 5.2.1824 (Mainburg)
† 13.2.1855 (München)
Historienmaler

Augsburger Postzeitung (18.3.1856)

München.

München, im März. (Unlieb verspätet.) Der jüngste Rechenschaftsbericht des Kunstvereins enthält im Anhange auch einen Nekrolog auf unseren leider viel zu frühe verstorbenen Historienmaler A. Lochner. Da seit der Zeit seines Ablebens unbegreificher Weise keine der Zeitschriften ein ihm gebührendes Ehrengedächtniß veröffentlicht hat, so wird die nachfolgende Skizze Ihren Lesern gewiß willkommen sein.

Andreas Lochner, Historienmaler, wurde 1824 zu Mainburg geboren. Sein Vater, ein in dürftigen Verhältnissen lebender Riemermeister, brachte seinen Sohn, welcher schon in früher Jugend entschiedene Neigung zu kleinen künstlichen Gebilden verrieth, in seinem 13. Jahre zu dem Silberarbeiter Georg Sanktjohanser zu München in die Lehre. Nach vollendeter Lehrzeit trat er seine Wanderschaft an und verweilte Behufs seiner weitern Ausbildung bis zum Jahre 1845 in verschiedenen Städten Norddeutschlands. Allein je mehr während dieser Zeit seine Kenntnisse sich erweiterten und seine technische Fertigkeit in dem erwählten Berufe sich steigerte, desto weniger genügte der Letztere dem nach höherem Ziele strebenden Jünglinge. Er kehrte zurück mit dem festen Entschlusse, ungeachtet aller Hindernisse, welche bei seiner gänzlichen Mittellosigkeit sich der Erreichung seines Zieles entgegenstellten, fortan der Kunst sich zu widmen. Während die Tageszeit dem angestrengtesten Studium auf der hiesigen Akademie gewidmet war, benützte Lochner die Stunden der Nacht, um durch Ausführung von Entwürfen für Silberarbeiter und Gürtler und andere in dieses Fach einschlagende Arbeiten seinen bescheidenen Unterhalt zu gewinnen. Vier Hefte lithographirte Zeichnungen und Entwürfe für Silberarbeiter, welche er 1849 herausgab, München. Verlag von Mei und Widmayer, beurkunden seinen geläuterten Geschmack und reinen Formensinn und gehören mit zu den vorzüglichsten Leistungen im Gebiete der Ornamentik. Bei seinem entschiedenen Talente und dem eisernen Fleiße, mit dem Lochner dem neuen Berufe sich hingab, konnten die Erfolge nicht lange ausbleiben. Seine raschen Fortschritte befähigten ihn bald, kleinere Arbeiten, welche ihm Professor Schraudolph, dessen Unterricht er genoß, anvertraute, zur Zufriedenheit seines Lehrers auszuführen, und so stufenweise zu selbstständigen Kunstschöpfungen überzugehen.

Allein die Anstrengungen, welche den Uebergang vom Handwerke zur Kunst begleiteten, hatten seine ohnedieß schwächliche Körper-Constitution untergraben und erlaubten ihm nicht, des so heiß und erfolgreich erstrebten Ziels sich zu erfreuen. Die Kirchenscene aus Göthe's »Faust,« welche in den Sälen des Vereins zur Ausstellung kam und sich des ungetheiltesten Beifalls erfreute, sollte seine letzte Arbeit sein. (Gegenwärtig auf der Kunstausstellung in Prag befindlich). Kurz nach der Vollendung dieses Bildes erlag er einem Lungenleiden, dessen Keime er wohl schon lange in sich getragen und dessen schnelle Entwicklung durch unausgesetzte Anstrengungen nicht wenig gefördert worden sein mag, am 13. Februar 1855, im 31. Jahre seines Alters, tief betrauert von seinen Freunden, und Bekannten, welche ihm wegen seines glühenden Eifers für die Kunst, sowie seines bescheidenen liebenswürdigen Charakters ein ehrendes Andenken bewahren.

Augsburger Postzeitung Nr. 65. Dienstag, den 18. März 1856.



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