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22 – 4 – 5 (Ramberg)

Ω

Büste
Rückseitige Signatur

J. Zumbusch

ARTHUR
Frhr.
v. RAMBERG.

Ω

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Georg Arthur Freiherr von Ramberg

* 2.9.1819 (Wien)
† 5.2.1875 (München)
Akademieprofessor, Genremaler und Historienmaler

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (1872)

Ramberg, Arthur von (Maler, geb. zu Wien im Jahre 1815). Erhielt seine künstlerische Ausbildung in Wien, wo er bis 1850 lebte. In diesem Jahre begab er sich nach München, wo er an der dortigen Akademie seine Kunststudien fortsetzte und im Jahre 1858 Ehrenmitglied derselben wurde. Im Jahre 1860 erhielt er einen Ruf nach Weimar als Professor der großherzoglichen Kunstschule daselbst. Nach einigen Jahren kam er aber in gleicher Eigenschaft an die Münchener Kunstakademie, wo er zur Stunde noch thätig ist. Oesterreichische Blätter haben in ihren Kunstkritiken zu wiederholten Malen bedauert, daß Kräfte wie Ramberg und Moriz v. Schwind, der auch als Oesterreicher im Auslande arbeitete, dem Vaterlande entzogen blieben, oder meinen sie, sollten sie von demselben mit größeren Arbeiten betraut werden. Ramb erg's Name hat sich zunächst durch seine meisterhaften Zeichnungen zu Schillers Gedichten und zu Goethe's »Hermann und Dorothea« in weiteren Kreisen bekannt gemacht. Auch mehrere Staffeleibilder des Künstlers fanden vielfache Anerkennung, so vor Allem sein kolossales: »Empfang der Gesandten des Kalifen durch Kaiser Friedrich II. an seinem Hofe in Palermo«, für das Münchener Maximilianeum gemalt, welches neben Matejko's »Union von Lublin« als das beste große Oelbild historischer Gattung auf der Pariser Ausstellung angesehen wurde. Von seinen anderen Oelbildern sind bekannt: »Der Spaziergang mit dem Hofmeister«, im Stahlstiche nachgebildet, ein Geschenk des Münchener Kunstvereins; – dann »Der blöde Bauernjunge«, ein Bauernbursch geht an drei sauberen Dirnen verlegen vorüber und blickt im Kornfeldweg sich nach ihnen um; »Der Blumenstrauss«, – »Das Fensterln«, alle drei auf der allgemeinen deutschen Ausstellung zu München im Jahre 1858. Ramberg wird von der Kunstkritik zu den begabtesten Künstlern der Gegenwart gezählt. Er hat sich gleich seinem Oheim, dem berühmten Zeichner, Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Ramberg, vornehmlich der Illustration und den kleinen Bildern zugewendet. Dabei verbindet er mit Eleganz und Schönheitsgefühl die feinste Beobachtungsgabe für das Individuelle und eine ungemein fruchtbare und schöpferische Phantasie, die es ihm möglich macht, mit gleich feinem Verständnisse, wie er die Gegenwart begreift, auch das Charakteristische in der Erscheinung früherer Jahrhunderte leicht zu erfassen oder nach Bedarf seine Menschenbeobachtung in sie zu übertragen. So sind von seinen Illustrationen zu Schiller's Gedichten: »Laura am Clavier«, »Die Erwartung«, »Das Punschlied«, wahre Meisterstücke feiner, graziöser und wahrer Darstellung. Nicht minder gelungen sind und zu den reizendsten Arbeiten in dieser Richtung zählen seine Blätter zu »Hermann und Dorothea«, welche auf der dritten deutschen Kunstausstellung in Wien, sowohl was die Charakteristik der Figuren, sowie die landschaftliche Umgebung und die landschaftliche Wiedergabe von Tages- und Mondeslicht betrifft, als Leistungen ersten Ranges bezeichnet wurden. Von Ramberg sind auch einige Illustrationswerke im Druck erschienen, und zwar: »Wieland's Oberon«, 36 Blätter Kupferstiche, nach Ramberg's Zeichnungen (Leipzig, Georg Wigand, 4°., 25 Rthlr.); – »Oberbayerische Lieder«, von F. von Kobell. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Ramberg (München, Braun und Schneider) und in Gemeinschaft mit F. Pecht: die »Die Schiller-Gallerie. Charaktere aus Schiller's Werken. Gestochen von den vorzüglichsten Künstlern nach Zeichnungen von Arth. v. Ramberg und F. Pecht«, 50 Blätter in Groß-Ouart mit 25 Bogen Text (Brockhaus in Leipzig, 12 Rthlr.). Die Kunstkritik liebt es, Ramberg und Schwind neben einander zu stellen, nur hat letzterer eine phantasiereichere Begabung, während Ramberg ein gründlicheres Naturstudium aufweist. Ist Schwind halb modern, so ist es Ramberg ganz, und mit dem feinen Stilgefühle Schwind's verbindet er moderne Eleganz, schärfere Individualisirung und bessere Durchbildung der Form. Gleich Schwind aber leistet er das Beste in der Zeichnung und auch da wieder in der Regel in solchen Stoffen, in denen das Leichte, Anmuthige, Elegante, Witzige, Heitere vorherrscht. Daß er aber auch im großen Oelbilde Bedeutendes zu leisten vermag, hat er eben in dem schon erwähnten Bilde: »Friedrich's II. Hof zu Palermo« bewiesen, welches als eine in lieblichster Weise ausgeführte, mit echtem Schönheitszauber und überraschender individueller Wahrheit getränkte Verlebendigung einer entfernten Geschichtsperiode bezeichnet wurde. Noch sei bemerkt, daß der älteste Sohn des Freiherrn und Maria Theresien-Ordensritters Georg Heinrich Freiherrn von Ramberg [s. d. Folgenden] auch Arthur heißt. Ist unser Maler Arthur von Ramberg, der jedoch nirgends als Freiherr aufgeführt erscheint, etwa dieser Sohn?

Zeitschrift für bildende Kunst (Leipzig, E. A. Seemann, 4°.) Bd. I, S. 58; Bd. IV, S. 61 u. 64; Beiblatt, Bd. I, S. 2, 5, 12, 40, 60; Bd. II, S. 3; Bd. IV, S. 72. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1860, S. 525 u. 3077. – National-Zeitung (Berliner polit. Blatt) 1858, Nr. 491, im Feuilleton: »Die allgemeine deutsche Kunstausstellung in München«. Von Ernst Förster. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1868, Nr. 1433 im Feuilleton: »Die Oesterreicher in München«. – Süddeutsche Zeitung (Frankfurt a. M.) 1862, Nr. 61, im Feuilleton: »Die bildende Kunst in Weimar und die Kunstschulen«.

Dr. Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Wien, 1872.

Allgemeine Deutsche Biographie (1888)

Ramberg: Georg Arthur Freiherr v. R., Historien- und Genremaler, wurde als der Sohn des k. k. Feldmarschalllieutenants Georg Heinrich Freiherrn v. R. am 2. September 1819 zu Wien geboren, erhielt, insbesondere durch seine Mutter, eine geborene Baronin v. Seydewitz, eine vorzügliche Erziehung und Bildung, um seinen Eintritt, ebenso bei der militärischen oder diplomatischen Laufbahn vorzubereiten. Auch wurde von Jugend auf fleißig gezeichnet, wozu ein vorübergehender Aufenthalt bei dem Großonkel Johann Heinrich R. in Hannover vielerlei anregende und nachwirkende Gelegenheit bot. Ebenso belebend durch fremdartige Eindrücke wirkte der häufige Garnisonswechsel des Vaters in Ungarn, Siebenbürgen und Böhmen, woselbst der junge R. schließlich die Universität Prag bezog, um Philosophie zu studiren und nebenbei an der Akademie unter Franz Kadlik und Anderen zu zeichnen. Das kunterbunte Durcheinander noch zu vermehren, sendeten die Eltern den in ganz aristokratischen Alluren schwimmenden Jüngling ein Jahr lang auf Reisen, wodurch seine Sehweite und Beobachtungsgabe ebenso wie seine chevalereske Tournure weitere Nahrung fand. Schließlich siegte über die übrigen noblen Passionen doch der Entschluß sich ganz der Malerei zu widmen und R. ging zu Hübner nach Dresden (1844). Hier entspann sich ein ebenso interessanter wie intimer Verkehr mit Semper und Rietschel, Hähnel, Schnorr, Bendemann, Alfred Rethel, Ludwig Richter, den Musikern Richard Wagner, Robert Schumann, Hiller, mit den als Mimen gefeierten beiden Devrients, mit den Dichtern B. Auerbach, G. Freytag, Gutzkow, Julius Hammer und unzähligen Anderen. Am wichtigsten wurde für R. die Hinweisung auf den damals noch weniger bekannten Moritz v. Schwind, welche R. seinem Freunde Hähnel verdankte. Sein Vorbild zeigte sich in Ramberg's erstem Bilde, dem »Hochzeitslied« (nach Goethe) mit dem höchst humoristisch erfundenen Zwergen-Gewimmel. Das Sturmjahr 1848 und 1849 brauste über Dresden und den dortigen Freundeskreis in bekannter Weise und bot für R. Stoff zu zahlreichen Caricaturen. Doch fand der junge, in jeder Saison als Dandy glänzende Künstler noch Zeit und Muße zu ernsterem Schaffen, insbesondere zu einem historischen Bilde »Rückkehr Kaiser Heinrichs I. aus der Ungarn-Schlacht bei Merseburg« (für Graf Hohenthal in Püchau), dessen Vollendung übrigens durch einen unfreiwilligen, infolge eines Pistolenduells mit Uffo Horn eingetretenen halbjährigen Festungsarrest auf dem Königstein verzögert wurde. Im J. 1850 übersiedelte R. mit seiner jungen Frau, einer Tochter des Buchhändlers Fleischer aus Leipzig, nach München. Hier näherte sich R. insbesondere mit dem »Ständchen« (1852, lithogr. von Becker) und einem »Elfenleben« (1858) der Richtung von Moritz v. Schwind. In ersterem Bilde kauert ein Zwerg neben seiner Laterne in der Felsenecke und singt zur Laute; Nixen und Elfen schweben zwischen Baumwipfeln über einer Quelle im bläulichen Mondlicht, welches einen wirksamen kalten Gegensatz zum unteren röthlich-gelben Lichtschimmer bildet. Alsbald verband unseren Künstler eine innige Freundschaft mit den jungen, gleichstrebenden Karl Piloty, Theodor Horschelt und Franz Adam, welche einen von den übrigen Kunstgenossen sehr abstechenden chevaleresken Ton liebten und eine kleine, fast aristokratische Körperschaft bildeten, was sie jedoch nicht hinderte, Wildschützen, holde Sennerinnen und dralle Bäuerinnen, kurz echte Dorfgeschichten zu malen und zwar in einem der Düsseldorfer-Süßigkeit widersprechenden gesunderen Realismus, welcher natürlich ebenso viele Gegner wie zuvorkommende Bewunderer fand. Die anfänglich inhaltlich ganz unbedeutenden Stoffe, wie Ramberg's »Dachauerinnen am Sonntag« (1853), »Morgenandacht« (1855, in der neuen Pinakothek zu München), »Landleben«, »Liebes-Erklärung« und »Brunnenscene« (1855), konnten nur durch ihre entschiedene Charakteristik und frische Technik interessiren; dazu gehörte auch der alsbald durch Geyer's Stich vielverbreitete »Spaziergang mit dem Hofmeister«, welcher 1856 um den (heutzutage unbegreiflichen) Preis von 400 Gulden vom Kunstvereine angekauft wurde! Viel glücklicher und das ächte Volksleben warm erfassend, sind die Holzschnittzeichnungen Ramberg's zu Auerbach's und Nieritz' Kalendern und die Titelblätter zur »Bavaria«, die freilich ohne dessen Fähigkeit zu erreichen, aber mit glätterer Form an Ludwig Richter's Vorbild gemahnen. Sie bezeichnen den Uebergang zu Ramberg's nachmaliger Thätigkeit als Illustrator unserer deutschen Classiker, womit der Künstler erst den vollen Ruf und Ruhm seines Namens begründete. Nach fünfjähriger Ehe verlor R. seine Gattin und schloß dann 1857 eine zweite mit Emma v. Schanzenbach; drei Jahre darauf erfolgte seine Berufung an die damals neuorganisirte Kunstschule in Weimar. Daselbst malte er im Auftrage König Max II. das große historische Bild »Kaiser Friedrich II. Hofhalt in Palermo« – in Composition und Farbe eine gleich vorzügliche Schöpfung, welches der Weltgeschicht-Galerie im Münchener Maximilianeum einverleibt wurde. Aber der große historische Styl war nicht nach Ramberg's Geschmack; es zog ihn zu dem stilleren Genre, das sich sogar mit der Reparatur eines »Zerbrochenen Kinderschlitten« begnügte. Am besten gelangen ihm kleine Scenen humoristischen Charakters mit schalkhafter Grazie. So die »Liebeserklärung«, das »Verstecken«, »Nach dem Maskenball« (1858), die »Gratulation« und jene Idyllen, wie die berühmte »Begegnung auf dem See«, »Einladung zur Fahrt« und die »Rose am See«, die man gemalte »Lieder ohne Worte« nennen könnte. Hierher gehören auch die Illustrationen, welche R. zur Cotta'schen Jubiläums-Ausgabe der Gedichte Schiller's lieferte. Diese sind höchst reizend, eigenartig und poetisch congenial, wenn R. beispielsweise im »Punschlied« mit einer lustigen Gesellschaft von je zwei Damen und Herren die vier Bestandtheile des Punsches charakterisirt und in einem der Männer Schiller selbst als den »Geist«, in dem anderen, einem leeren Schwätzer, den »sprudelnden Wasserschwall« personificirt, während eine junge, weiche, schmelzend süße Blondine den »Zucker« so unübertrefflich darstellt, wie eine ältere pikante Brünette die Citrone.

Von gleicher Feinheit der Empfindung zeigen Ramberg's Oelbilder, darunter die »Vorlesung aus Wieland« (gestochen von Deininger), das Concert »Nach Tisch« (Neue Pinakothek), insbesondere aber die grau in grau für die photographische Reproduction ausgeführten Bildercyclen zu Goethe's »Hermann und Dorothea« und zur »Louise« von Voß. Hier gelang es dem Maler mit dem behaglichen Wirth, dem wortweisen Pfarrherrn, insbesondere aber dem ihr Stiergespann leitenden, hochgemutheten edlen Mädchen, wahre Typen aufzustellen, welche lange nicht überboten werden dürften. Gleichzeitig begann er mit seinem Freunde Fr. Pecht die Herausgabe einer »Schiller-« und »Goethe-Gallerie« (gestochen von Gonzenbach, Rordorf, Neumann, Schultheiß, Jacquemont, Geyer u. A.), welche meist in einzelnen Halbfiguren die Hauptpersonen dieser classischen Dichtergestalten vorführen.

In München, wohin R. schon 1866 als Professor an die Akademie berufen worden war, sammelte der Künstler eine Reihe von Schülern, welche insgesammt und obwol jeder von ihnen in der Folge seine eigenen Wege ging, doch ihrem Meister zur Ehre gereichten, darunter z. B. Leibl, Keller, Rasch, Spangenberg, Hirth, Herpfer, Shirlaw, Watter u. A. Mitten in diesem vollen, fröhlichen Schaffen erlag R. am 5. Februar 1875, nach kaum dreitägigem Krankenlager, einer mit ungewöhnlicher Wuth ausgebrochenen Diphteritis, wozu sich noch ein heftiges Scharlachfieber gesellte. Sein seltener Formen- und Schönheitssinn, verbunden mit dem gründlichen Studium und einer höchst vollendeten, virtuosen Technik des Vortrags – alle diese Vorzüge reihen unseren Künstler zu den geschmackvollsten und gediegensten Genremalern aller Zeiten. Seine Freunde errichteten ihm auf dem südlichen Friedhof ein Grabdenkmal mit einer Porträtbüste von Julius Zumbusch (Guß von Hörner). Sein im Kunstantiquarfach, namentlich an Stoffen, Kleidern und Waffen überaus reiche Seltsamkeiten bietender Nachlaß wurde in einer sehr animirten Auction versteigert.

Vgl. Wurzbach 1872, 24 S. 305 ff. – Reber 1876, S. 639 ff. – Fr. Pecht in Beil. 43 Allg. Ztg. 1875 und in Ueber Land und Meer 1875, S. 474 ff.

Hyac. Holland.

Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1888.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Ramberg Georg Arthur, von, Freiherr, 1819 (Wien) – 1875; Historienmaler und Akademieprofessor; Schüler der Dresdener Akademie unter J. Hübner, siedelte R. 1850 nach München über, wo er eine Reihe von Genrebildern vorwiegend heiteren Charakters und Illustrationen zu Schiller ausführte; 1860 wurde er Akademieprofessor in Weimar, 1866 an der Münchner Akademie.

Hauptwerke: Hofhaltung Friedrichs II. in Palermo (Maximilianeum), Begegnung auf dem See, Am Strickrahmen, Einladung zur Kahnfahrt, Kompositionen zu Goethes »Hermann und Dorothea« und Voß’ »Luise«, die durch Zartheit und Vornehmheit der Darstellung großen Beifall fanden, auch malte er zu den Lutherzimmern der Wartburg Fresken und für die Großherzogin von Sachsen-Weimar das Märchen vom Froschkönig.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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