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23 – 3 – 25 (Quaglio)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Lorenz Quaglio

* 17.12.1793 (München)
† 15.3.1869 (München)
Genremaler und Lithograph

Artistisches München im Jahre 1835 (1836)

Quaglio, Lorenz, Sohn des kgl. bayer. Hoftheater-Architekten Joseph Quaglio; geboren im Jahre 1794 zu München. Sein Vater und sein Bruder Angelo waren seine ersten Lehrmeister in der Architektur. Da der kunstsinnige Jüngling das Architekturfach seinem jugendlichen Drange wenig zusagend fand, und es darin dennoch so weit gebracht hatte, daß seine Lehrer mit ihm zufrieden waren; so ließ man ihn die Akademie der bildenden Künste besuchen und sich hier seiner Neigung gemäß auf das Figurenzeichnen verlegen. Er studirte nach den Antiken und nach der Natur; der Genius der bildenden Kunst beschäftigte sein ganzes Wesen. So wie er die technischen und praktischen Bedingungen der Malerei erfüllt und die Räthsel ihrer Erscheinungen gelöst hatte, ergriff er mit Liebe das Genrefach, welches ihn durch seine Mannigfaltigkeit und seine Wärme Tag und Nacht beschäftigte.

Durch seine Reisen in die bayerischen Hochlande fand sein stiller, durchdringender und festhaltender Beobachtungsblick in den gemüthlichen Zirkeln des Gebirgslebens bald reichlichen Stoff zu den gelungensten Bildern. Die alterthümlichen Gemächer, Tische, Heiligen-Bilder, Oefen u. s. w., überhaupt das Stillleben jener Gebirgsbewohner, ihre Kleidungen, Spiele, Trinkgelage und Lebensweisen stellte er immer mit jener Wahrheit dar, die den Beschauer in den Kreis guter und fröhlicher Menschen versetzt, unter denen jeder Reisende immer gerne gelebt hat, und die in Jedem, der sie noch nicht in der Wirklichkeit sah, den Wunsch erzeugt, diese Menschen auch von Angesicht zu Angesicht kennen zu lernen. Der höchstselige König Maximilian, ein Kenner und Beschützer der Künste, erkannte dieses Talent, erkaufte mehrere Bilder, wovon einige im Schlosse Tegernsee aufgestellt sind, und bethätigte seinen Beifall mit des Künstlers Leistungen durch eine lebenslängliche Pension. Viele Arbeiten des L. Quaglio wurden theils auf auswärtigen Kunstausstellungen, oder auch auf eigene Bestellungen im Auslande erkauft.

Als besonders gelungen nennen wir: ein Scheibenschießen, jetzt im Besitze Sr. churfürstl. Durchlaucht von Hessenkassel; einige Gebirgsbauern-Hochzeiten und Wirthsstuben, dann die Darstellung des Münchner Fischmarktes, im Besitze Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Preußen; und die Brautwerbung in einer Münchner Bürger-Familie, ebenfalls nach Berlin verkauft und von Kennern gepriesen. Außer diesen befinden sich mehrere Bilder von ihm in den Sammlungen Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern und anderer kunstliebender Privaten. Ferner malte L. Quaglio auch Szenen aus dem Mittelalter mit deutschem Fleiße und mit vieler Wahrheit. Zu der in München erfundenen und großgezogenen Lithographie lieferte er einige sehr gute Blätter, wovon sich besonders die Almosenspende, nach seinem in der herzogl. von Leuchtenberg’schen Gallerie aufgestellten Gemälde, und mehrere für das Galleriewerk: München und Schleißheim, gefertigte Blätter anerkannt auszeichnen. Gegenwärtig ist er bei Herstellung der Wandgemälde im Schloße Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Bayern in Hohenschwangau beschäftiget, wo er geschichtliche Darstellungen, theils nach eigenen Compositionen, theils nach vorgegebenen Zeichnungen anderer Künstler enkaustisch ausführt.

Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.

Kunst-Blatt (6.9.1836)

Die Künstlerfamilie Quaglio.

Es gehört wohl zu den seltensten Erscheinungen, daß in einer Reihe von Generationen die Söhne außer dem Namen auch das Talent des Vaters erben. Eigenthümlich ist dieses in der Familie Quaglio, in welcher das Talent für die Kunst gegen zweihundert Jahre ununterbrochen fortblüht. Die Familie stammt aus Laino, im sogenannten Val Intelvi, fünf Stunden vom Komersee.

Julius Quaglio war der Erste der Familie, der sich als Künstler ausgezeichnet, Historien- und Freskomaler. Er hielt sich zu der Schule des Tintoretto, in welcher schon sein Vater gebildet gewesen seyn soll. Die Familie bewahrt noch jezt viele Zeichnungen und Entwürfe zu Altarblättern, Decken- und Wandmalereien, die zum Theil in Wien, Salzburg und Laibach ausgeführt wurden, doch ist mir nicht bekannt, was davon noch vorhanden; in Italien sollen sich mehrere Altargemälde von ihm befinden.

Lorenz v. Quaglio, am 25. Juli 1750 zu Laino geboren, kam mit seinem Vater, dem k. k. Ingenieur und Baumeister Giovanni Maria Quaglio, nach Wien, studirte auf der dortigen Academie das historische Fach und Architektur, und kam 1750 als Hoftheaterarchitekt in die Dienste des Kurfürsten Carl Theodor nach Mannheim. 1772 machte Lorenz eine große Reise über München nach Rom und Neapel. Als der Kurfürst seine Residenz nach München verlegte, wurde er 1778 in gleicher Eigenschaft dorthin versezt, wo er am 7. Mai 1804 an den Folgen eines Schlagflusses starb. Er baute das Theater und den Redoutensaal zu Mannheim, das Theater in Frankfurt und das Rathhaus zu Lauingen, Zeugen seines großen Talents und seines geläuterten Geschmacks. Von seinen Theaterdecorationen ist wenig erhalten, indeß stehen die zu »Castor und Pollux,« »Ariadne« und »Agnes Bernauerin« noch in lebhaftem Andenken bei seinen Zeitgenossen. Zwei Architekturblätter sind von ihm bekannt: »unterirdische Gruft, von einer Lampe beleuchtet,« in der Vorhalle neben einem Sarge eine Betende, in Quart, und »das Innere eines Tempels mit scheinbar oben offenstehender Rotunde,« in Folio. Die Erhebung in den Adelstand verdankt er nur seinen Verdiensten.

[...]

Kunst-Blatt No. 71. Dienstag, den 6. September 1836.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (24.12.1838)

Gallerie einiger in München lebender Künstler.
(Fortsetzung.)

Quaglio, Lorenz.

Dominik Quaglio, ruhmvoll bekannt im In- wie im Auslande, schloß, wie allenthalben bekannt, mitten auf seiner glänzenden Laufbahn, mitten in thätiger Vollführung seiner künstlerischen Anordnungen und eigener Mitwirkung, zu Hohenschwangau in der vollsten Kraft der Jahre, von ganz Deutschland betrauert, sein künstlerisches Leben. Die altehrwürdige Burg, die nun in ihrem Innern eine wahre Feenwelt aufschließt und ein Gegenstand allgemeiner Bewunderung ist, durfte der edle Künstler nicht mehr in ihrer ganzen Vollendung schauen, welcher er sie, einsichtsvoll leitend, entgegenführte. Der Name Quaglio blüht indessen in voller Glorie fort. Dieses Künstlergeschlecht, schon seit einem Jahrhundert berühmt, gleicht einem mächtigen Stamme, der immer frische Zweige nachtreibt, wenn ihm auch von Zeit zu Zeit der Sturm eine Wunde schlägt. Der Genius der Kunst lebt in dieser merkwürdigen Familie fort und mit der Zahl ihrer Söhne mehren sich auch die Künstler.

Lorenz Quaglio, Bruder des Dominik Quaglio, Sohn des k. bayrischen Hoftheater-Architekten Joseph Quaglio, wurde zu München 1794 geboren. Sein Vater und sein Bruder Angelo, letzterer zu früh in der Blüthe der Jahre und des Ruhmes der Kunst entrissen, waren seine ersten Lehrmeister in der Architektur. Lorenz Quaglio machte zwar als fleißiger Zögling gute Fortschritte und befriedigte seine Lehrer, allein es entwickelte sich in ihm eine andere Neigung, seine lebhafte Phantasie fühlte sich in der Architektur zu eingeschränkt, und man gewährte seinen Wunsch in die Akademie der bildenden Künste überzutreten und sich ganz, seinem Drange entsprechend, auf das Figurenzeichnen zu legen. Er studierte nach den Antiken und nach der Natur, und sein Künstlertalent entwickelte sich zusehends. In Kurzem waren die technischen und praktischen Bedingungen der Malerey erfüllt und die Räthsel ihrer Erscheinungen gelöst. Lorenz Quaglio ergriff mit Liebe das Genrefach, welches ihn durch seine Mannigfaltigkeit und Wärme Tag und Nacht beschäftigte. Wie jeder begabte, sinnige Künstler, der das Leben naiver Menschen und ungekünstelter Formen, von einem innern Drange bestimmt, zu erschauen sucht, unternahm auch er Reisen in die bayrischen Hochlande, wo sein stiller, durchdringender und festhaltender Beobachtungsblick in den gemächlichen Zirkeln des Gebirgslebens bald reichlichen Stoff zu den gelungensten Bildern fand. Die alterthümlichen Gemächer, Tische, Heiligenbilder, Öfen, Kammern, Söller etc., überhaupt das Stillleben jener Gebirgsbewohner, ihre Kleidungen, Spiele, Trinkgelage und Lebensweisen stellte er immer mit jener Wahrheit dar, die den Beschauer in den Kreis guter und fröhlicher Menschen versetzt, unter denen jeder Reisende immer gerne gelebt hat.

König Maximilian erkannte dieses Talent, er kaufte mehrere Bilder und bethätigte seinen Beyfall mit des Künstlers Leistungen durch eine lebenslängliche Pension. Viele Arbeiten des Lorenz Quaglio wurden theils auf auswärtigen Kunstausstellungen oder auch auf eigene Bestellungen im Auslande erkauft.

Als ganz besonders gelungen nennen wir: ein Scheibenschießen, jetzt im Besitze Sr. churfürstl. Durchlaucht von Hessen-Cassel; einige Gebirgsbauern-Hochzeiten und Wirthsstuben, dann die Darstellung des Münchner Fischmarktes, im Besitze Sr. k. Hoheit des Kronprinzen von Preußen, und die Brautwerbung in einer Münchner Bürgerfamilie, ebenfalls nach Berlin verkauft und von Kennern gepriesen. Außer diesen befinden sich mehrere Bilder von ihm in den Sammlungen Sr. k. Hoheit des Kronprinzen von Bayern und anderer kunstliebenden Privaten. Lorenz Quaglio malte auch Scenen aus dem Mittelalter mit ächt deutschem Geiste und mit vieler Wahrheit. Zu der in München erfundenen und nun zur hohen Stufe der Vollendung gebrachten Lithographie lieferte er einige sehr gute Blätter, wovon sich besonders die »Almosenspende« nach seinem in der herzogl. Leuchtenbergischen Gallerie aufgestellten Gemälde, und mehrere für das Galleriewerk: München und Schleißheim, gefertigte Blatter anerkannt auszeichnen. Er führte die jüngste Zeit an der Seite seines gefeyerten Bruders Dominik Quaglio in Auftrag Sr. k. Hoheit des Kronprinzen von Bayern auf dem Schlosse Hohenschwangau geschichtliche Darstellungen, theils nach eigenen Compositionen, theils nach vorgegebenen Zeichnungen anderer Künstler, die dort mit ihm zugleich beschäftigt waren, enkaustisch aus.

Die prachtvollen Wände Hohenschwangaus zeugen von den Meisterwerken der Quaglio's wie der übrigen Künstler, die mit der Ausschmückung dieser Burg beauftragt sind.

(Werden fortgesetzt.)

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 154. Montag, den 24. Dezember 1838.

Kunstvereins-Bericht für 1869 (1870)

Lorenz Quaglio, Genremaler,

1794 geboren, war der drittälteste Sohn des dahier im Jahre 1828 verstorbenen k. Hoftheaterarchitekten Joseph Quaglio. Gleich seinem Bruder Simon Quaglio, der bekanntlich als Dekorationsmaler im Architekturfach bei den k. Theatern noch gegenwärtig in ersprießlicher Thätigkeit wirkt, sollte auch Lorenz diesem Kunstzweige sich zuwenden. Er wurde demzufolge von seinem Vater und älteren Bruder, dem verstorbenen berühmten Architekturmaler Angelo Quaglio sorgfältig in den einschlägigen Fächern unterrichtet. Allein diese Studien sagten dem angehenden Kunstjünger nicht recht zu, er entschloß sich vielmehr zum Besuche der hiesigen Akademie, wo er alsbald im Figuren-Zeichnen nach der Antike wie nach dem Leben einen vielversprechenden Eifer entwickelte.

Nachdem er durch den genossenen zweifachen Unterricht die Grundsätze der Darstellung und Malerei in technischer wie formeller Beziehung sich zu eigen gemacht und in ihrer Anwendung eine befriedigende Sicherheit erlangt hatte, wählte er sich das Genrefach zum Felde seiner künstlerischen Thätigkeit und fand durch die glücklichen Stoffe, welche er dem Leben und Treiben der Bevölkerung des bayerischen Hochlandes entlehnte und in trefflichen Bildern wiederzugeben wußte, bald allgemeine Anerkennung. Der kunstliebende König Maximilian I. erwarb mehrere Werke des noch jungen Künstlers und lohnte außerdem dessen eifriges Streben durch Verleihung einer lebenslänglichen Künstlerpension. Quaglio suchte sich seine Vorbilder fast ausschließlich in jenen Kreisen der Gebirgsbewohner, die ein Bild friedlichen Stilllebens und behaglichen Zusammenseins zu geben geeignet sind, und blieb dieser Wahl des Stoffes bis in sein spätestes Alter treu. In der Darstellung verrieth Quaglio entschieden das Zeitalter, in welches sein erstes künstlerisches Auftreten fiel. Correkte Zeichnung und regelrechte Composition sind die charakteristischen Merkmale derselben, ebenso ein beinahe ängstliches Streben nach Vermeidung aller starken Gegensätze von Licht und Schatten, was oft auf Kosten der Farbe geschah.

Quaglio's Bilder sind in den vorzüglichsten Sammlungen zu finden. König Maximilian I. stellte, wie schon angedeutet, einige derselben in seinem Schlosse zu Tegernsee auf, andere gingen in den Besitz der damaligen Kronprinzen von Bayern und Preußen, dann des Churfürsten von Hessen und verschiedener anderer Kunstfreunde des In- und Auslandes über. In den Jahren 1834 und 1835 führte er im Schlosse zu Hohenschwangau, welches sein Bruder Domenico, das berühmteste Mitglied dieser Künstlerfamilie, erbaut hatte, eine Reihe geschichtlicher Darstellungen theils nach Entwürfen von Ruben aus der Sage vom Schwanritter, theils nach eigenen Compositionen aus dem Leben der Burgfrauen in einer eigenthümlichen Art Fresco aus. In Bezug auf letztere ist noch zu erwähnen, daß Quaglio auch außerdem mehrmals Scenen aus dem deutschen Mittelalter mit treuer Wiedergabe des Kostüms und der gesammten landschaftlichen, architektonischen und häuslichen Umgebung in Oel gemalt hat. Auch in der Lithographie hat er mit großem Glück sich versucht. Die Blätter, welche er für das Münchener-Galleriewerk sowie nach anderen Gemälden ausführte, bilden vorzügliche Leistungen.

Der 15. März v. Js. schloß das thätige und an schönen Erfolgen reiche Leben dieses Künstlers ab.

Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1869. München, 1870.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Quaglio Lorenz, 1793 (München) – 1868, Genremaler und Lithograph; eigentlich zum Theatermaler bestimmt, erhielt er, besonders in Architektur und Perspektive, von seinem Vater Giovanni Maria und seinem Bruder Angelo (dem Älteren) Unterricht, bildete sich aber auf der Münchner Kunstakademie zum Genremaler aus, der charakteristische Szenen aus dem bayerischen Hochland bevorzugte; seine Bilder wurden seinerzeit sehr geschätzt (von Fürsten gekauft), erscheinen aber heute trotz Klarheit und Heiterkeit doch in der Farbe kalt und trocken und bei aller sicheren und strengen Zeichnung etwas steif und hölzern; zur Schaffung der Fresken im Schloß Hohenschwangau – Szenen aus Lohengrin (nach Skizzen von Chr. Ruben) und aus dem Leben Karls des Großen (nach Entwürfen von M. von Schwind) – wurde Qu. ganz gegen seine natürliche Begabung von seinem Bruder Domenico herangezogen; als Lithograph hat er wertvolle Beiträge für das Münchner Galeriewerk gebracht (Fra Bartolomeo, Velasquez, Pietro de Hooch, Tilborgh u. a.).

Hauptwerke: Tiroler Wirtshaus mit kartenspielenden Bauern, Tiroler Schützenschießen, Almosenverteilende Dame vor dem Kirchenportal, Brautwerbung, Münchner Fischmarkt, Holzschnitzer.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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