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23 – 13 – 20·21 (Kobell)

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Wilhelm v. Kobell
1766 – 1853
und seine
Nachkommen

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Wilhelm von Kobell

* 6.4.1766 (Mannheim)
† 15.7.1853 (München)
Akademieprofessor, Landschaftsmaler und Radierer

Artistisches München im Jahre 1835 (1836)

Kobell, Wilhelm v., königl. Professor, geb. zu Mannheim 1766. Sein Vater Ferdinand war Lehrer. Er studirte in den kurfürst. Sammlungen zu Mannheim und Düsseldorf, wo er die größten Fortschritte machte, und in vielen Stücken seinen Vater übertraf.

Er wählte Philipp Wouwermann zum Muster, und suchte ohne Ängstlichkeit diesen großen Maler, sowohl in Zeichnung als in Färbung und Composition, nachzuahmen. Kobell hat es auch in der sogenannten Waschmanier sehr weit gebracht, und vortreffliche Platten geliefert.

Er lebt in München als ehemaliger kurfürst. Kabinetsmaler. Im Jahre 1809 war er in Wien, 1810 in Paris.

Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.

Die bildende Kunst in München (1842)

Wilhelm von Kobell, geb. 1766 zu Mannheim, der Sohn des berühmten Landschaftmalers Ferdinand, der als Galleriedirektor in Mannheim 1799 starb, von dem er auch den ersten Unterricht empfing, durch das Studium der Düsseldorfer- und Mannheimer-Gallerien sich bildete, und dann, in München zum Professor an der Akademie ernannt, in den verschiedensten Kunstzweigen mit Erfolg sich bewegte, und Landschaften, Thierstücke und ländliche Scenen mit gleicher Leichtigkeit darstellte. Bekannt sind seine Schlachtenbilder, die er im Auftrage des Königs Maximilian und des Kronprinzen ausführte: die Schlachten von Abensberg, Landshut, Eckmühl und Hanau. Sechs andere Schlachtgemälde erhielt der Fürst Berthier.

Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.

Die Deutschen Maler-Radirer (1866)

WILHELM von KOBELL.

Die Vorfahren der Künstlerfamilie Kobell, deren Name nicht blos in Deutschland, sondern auch in den Niederlanden einen guten Klang hat, wohnten im Anfang des 18. Jahrhunderts in Frankfurt am Main. Nachdem im Juni 1719 eine furchtbare Feuersbrunst einen grossen Theil dieser Stadt verwüstet hatte, verliessen zwei Brüder und Glieder dieser Familie die alte freie Reichsstadt, der eine, der Vater der beiden Maler Ferdinand und Franz und der Grossvater unsers Wilhelm, zog nach Mannheim, wo er in der Folge im kurfürstlichen Finanzbureau angestellt ward, der andere ging nach Rotterdam und etablirte dort ein Handelsgeschäft mit englischem Porzellan. Dieser wurde der Stammvater des niederländischen Zweiges dieser Familie und hinterliess zwei Söhne, Hendrik und Jan, die sich als Landschafts- und Thiermaler unter den neueren holländischen Künstlern einen guten Namen erworben haben.

Unser WILHELM von KOBELL wurde den 6. April 1766 zu Mannheim geboren und von seinem Vater Ferdinand, der das Amt eines Professors an der Kunstakademie dieser Stadt bekleidete, in den Anfangsgründen des Zeichnens und Malens unterrichtet, später vervollkommnete er sich durch das Studium der Bilder in der Mannheimer und Düsseldorfer Gallerie, unter welchen vorzüglich die Gemälde Wouwerman’s ihn anzogen. Sein reiches Talent brachte ihn auf der betretenen Bahn schnell vorwärts, so dass er seinen Lieblingsmeister Wouwerman sowohl in Zeichnung als in Composition und Färbung glücklich nachzuahmen begann, ohne dabei seine künstlerische Selbstständigkeit zu opfern. Ländliche Scenen und Thierstücke waren die Vorwürfe, welche er sich wählte und die er bald in Oelbildern und Aquarellen, bald in Radirungen und Aquatintablättern mit getreuer Naturauffassung, markigem Pinsel, geschmackvoller und correcter Zeichnung bearbeitete. Später versuchte er sich mit Glück in Darstellung kriegerischer Scenen, wozu ihm die damalige Zeit reichen Stoff bot. So malte er im Auftrag Königs Maximilian I. von Bayern die Schlacht bei Hanau unter Wrede, welches Bild sich 1814 auf der Münchener akademischen Kunstausstellung befand, für den damaligen Kronprinzen die Schlachten bei Eckmühl, Abensberg und Landshut und viele andere Schlachtenbilder, welche neben ihrem künstlerischen Werthe durch die zahlreichen in denselben angebrachten Portraits berühmter Personen noch ein besonderes Interesse haben.

Sein Leben, nur der Kunst gewidmet, verfloss ohne bemerkenswerthe Ereignisse. Die Uebersiedelung seines Vaters nach München veranlasste auch ihn, in dieser Stadt seinen Wohnsitz zu nehmen, 1808 wurde er zum Professor an der Akademie der Künste ernannt, 1809 und 1810 hielt er sich behufs Studien für seine Schlachtenbilder in Wien und in Paris auf, 1816 wurde er von seinem Monarchen durch Verleihung des Civilverdienst-Ordens der bayerischen Krone ausgezeichnet. In seinem spätern Leben scheint er die Kunst wenig mehr ausgeübt zu haben. Er starb nach einem glücklich durchlebten Alter in den Armen seiner beiden Kinder, als Künstler geehrt und als Mensch geliebt von Allen die ihn kannten, den 15. Juli 1855.

Seine Gemälde wurden in seiner Blütezeit von Kunstfreunden eifrig gesucht, er malte sie gewöhnlich auf Bestellung oder wusste sie auf privatem Wege an ihre Käufer zu bringen, so dass er die öffentlichen akademischen Ausstellungen selten beschickte. Sie sind aus diesem Grund in weiteren Kreisen weniger bekannt geworden als die Arbeiten anderer gleichzeitiger Künstler und wir glauben unsern Lesern einige Nachweise über jetzige Aufbewahrungsorte derselben schuldig zu sein. In der Neuen Pinakothek zu München: die Schlacht bei Hanau. In Schleissheim: die Schlacht bei Bar sur Aube 1814 (dieses und die Schlacht bei Brienne befanden sich 1817 auf der Münchener akademischen Ausstellung), die Belagerung von Kosel 1806; die Erstürmung von Glatz 1807; der Angriff der Russen bei Poglawi 1807; Landschaft mit zwei Reitern; ein Herr und eine Dame besteigen einen Kahn; ein Fuhrmann, der sich mit einem Weibe unterhält. Im Festsaalbau des Königl. Schlosses zu München: verschiedene Schlachtenbilder. Im Städelschen Institut zu Frankfurt: eine Heerde, die an einer hohen Mauer vorübergetrieben wird, vorn ein Hirtenknabe, der seinen Hut in die Höhe wirft. In der Wagnerschen Sammlung zu Berlin: Viehstück, Rindvieh und Ziegen mit zweien sie hütenden Kindern, ruhig im Wasser stehend, im Hintergrund Regen. 1820. Auf der Münchener akademischen Ausstellung 1829: Gegend bei Tegernsee. In der Darmstädter Gallerie: Gebirgslandschaft, zwei beladene Esel, ein Knabe und ein Hündchen; ein kleines Pferdestück. In Lütschena: Gewittersturm, ein Bursche reitet zwei Pferde aus der Schwemme. 1804. In Weimar: Jagdzug vornehmer Herren an einem bayerischen See. Bei Prehn in Frankfurt: zwei kleine Pferdestücke. Im Ferdinandeum zu Innsbruck: Landschaft mit Thierstaffage.

Nicht jeder Liebhaber hat Gelegenheit, Kobell aus seinen Gemälden kennen zu lernen, aus seinem ebenso reichen als schönen Kupferstichwerke kann ihn jeder kennen lernen. Dasselbe umfasst etwa 124 Blätter, die theils radirt, theils in Aquatinta gearbeitet sind, theils Originalzeichnungen des Meisters, theils berühmte Gemälde namhafter niederländischer und deutscher Maler reproduciren. Obschon er seine Nadel in seinen Originalradirungen mit Sorgfalt und Feinheit, mit Geist und spielender Leichtigkeit zu handhaben verstand, so verdankt er seinen kupferstecherischen Ruhm doch weniger diesen Erzeugnissen, als seinen Aquatintablättern, was noch um so höher anzuschlagen ist, als das mechanische Verfahren dieser Stechart mit grossen Schwierigkeiten verbunden ist. Wir bewundern nicht blos die vollkommene Ueberwindung dieser Schwierigkeiten, mehr seinen glücklichen Geschmack in der Wahl passender Stoffe und ganz besonders die getreue, charakteristische und ungezwungene Wiedergabe der Gegenstände, des eigentümlichen Charakters jedes Meisters und ihrer Schönheiten in Zeichnung, Anordnung und Farbe, anders im Berghem, anders im Wouwerman, anders im Roos.

Was die Anordnung unseres Katalogs betrifft, so bemerken wir, dass wir die Originalradirungen des Meisters an die Spitze gestellt haben. Wo uns Abdrucksgattungen bekannt waren, haben wir nicht unterlassen, solche anzuzeigen. Von den Aquatintablättern, die alphabetisch nach den Malern geordnet sind, kommen manchmal unvollendete Probedrücke vor, zum Theil mit einer Zahlenscala behufs Abstufung der Töne im Rand. Auf eine Aufzählung dieser ziemlich wertlosen Probedrücke haben wir selbstverständlich verzichtet.

Dr. phil. Andreas Andresen: Die Deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts, nach ihren Leben und Werken. Leipzig, 1866.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Kobell Wilhelm, von, 1766 (Mannheim) – 1853, Landschaftsmaler, Radierer und Akademieprofessor; Sohn und Schüler von Ferdinand K., studierte er zu Mannheim und Düsseldorf, zog 1778 nach Rom und wurde kurfürstlicher Hofmaler, seit 1793 war er in München; anfangs Landschafter, dann Schlachtenmaler (Schlacht bei Hanau 1813), vervollkommnete sich K. in Wien und Paris; er schuf auch Porträts und Fresken (z. B. im Bankettsaal des Königsbaus in München) und zeichnete sich in Tierstücken auch als Radierer aus; seine oberbayerischen Landschaften erinnern in etwa an K. von Heideck, mit dem er befreundet war.

Hauptwerke: Das Treffen von Bar sur Aube, Aufbruch zur Jagd, Fuhrmann im Gespräch mit einer Bäuerin, Ansichten von München (Aquatinta-Blätter), Das Pferderennen auf der Theresienwiese.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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