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24 – 1 – 4 (Babo · Deuringer)

Ω

HOFTHEATERINTENDANT
PROF. JOSEF MARIUS
VON BABO
* 1756 † 1822

GRABSTÄTTE
DER FAMILIE
DEURINGER

Ω

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Josef Marius von Babo

* 14.1.1756 (Ehrenbreitstein)
† 5.2.1822 (München)
Intendant und Theaterschriftsteller

Allgemeine Deutsche Biographie (1875)

Babo: Joseph Marius B. (so schrieb er selbst sich), Dichter, geb. zu Ehrenbreitenstein 14. Jan. 1756, † zu München 5. Febr. 1822 (nach den Acten der Akademie). Sohn eines aus Baiern stammenden kurtrierschen Hauptmanns. Auf dem Jesuitencolleg in Coblenz gebildet, trat er schon 15jährig als dramatischer Dichter auf und ward bald nach 1774 als Secretär an die Mannheimer Bühne berufen. Seit 1784 lebte er in München, zuerst nur als Schriftsteller, Vorlesungen haltend. Bald ein geschätztes Mitglied des Rumford’schen Kreises, nahm er an dessen mannigfaltigen Schöpfungen thätigen Antheil.

1789–99 war er Studiendirector der neuerrichteten Militärakademie; daneben Censurrath, Oberpolizeicommissär, kurfürstl. Raths- und geh. Secretär und endlich seit 1792 erst als Theatercommissär, dann als Intendant Leiter der Hofbühne, welche ihm nach gründlichem Verfall eine Periode schöner Blüthe dankte. Als Intendant folgte ihm 1810 (nicht erst 1819) de la Motte. B., 1807 zum Mitglied der Akad. d. Wissenschaften ernannt, scheint später ein öffentliches Amt nicht mehr bekleidet zu haben (fast alle Acten über ihn sind bei dem Münchener Theaterbrand von 1823 verloren gegangen).

Als dramatischer Dichter vorzüglich den geschichtlichen Stoffen zugewandt, folgt er, namentlich in »Otto von Wittelsbach« der von Goethe im »Götz« angebahnten Richtung. Ohne auf die wilde Genialität eines Klinger u. A. Anspruch machen zu können, zeigt er warme Empfindung, ja selbst ergreifendes Pathos und verräth hie und da in der Ausdrucksweise deutlich die Bekanntschaft mit Shakespeare. Jenes schon genannte vaterländische Trauerspiel »Otto von Wittelsbach« hat unter allen Stücken des Dichters des größten und dauerndsten Beifalls sich zu erfreuen gehabt und sich bis in die 40er Jahre auf der Bühne erhalten. Und in der That sind in ihm alle jene Merkmale deutlich erkennbar, von denen Wieland in seinem dritten »Sendschreiben an einen jungen Dichter« die große Anziehung der vielfältigen Nachahmungen des »Götz« herleitet. Stark aufgetragene Charaktere, mächtige Leidenschaften, ein großer scenischer Apparat sind die Hebel, die von einer geschickten Hand angewendet werden, ohne zu Uebertreibungen, rohen Effecten oder Derbheiten der Sprache Anlaß zu geben. So auch nur war es möglich, daß der freisinnige Verfasser der »Ideen zu einer Mimik«, J. J. Engel im »Otto von Wittelsbach« ein dramatisches Product vom »höchsten Rang« erblickte und Tieck ist nicht im Unrecht, wenn er Babo’s Dramen zu denen zählt, die »den Stempel des deutschen Geistes tragen und die Grundlage zu einem deutschen Nationaltheater« hätten werden können. Unsere Zeit hat B. ebenso vergessen, wie die ihm litterarisch nächststehenden Dramatiker: Jac. Mayer und Joh. A. v. Törring. Außer »Otto von Wittelsbach«, 1781 u. zuletzt 1869, hat B. verfaßt die Trauerspiele: »Oda«, 1782; »Dagobert«, 1787; »Genua und die Rache«, 1804; das dramatische Heldengedicht: »Die Römer in Deutschland«, 1780; das heroische Schauspiel: »Die Strelitzen«, 1790 u. 93; das militärische Drama: »Arno«, 1776; das Melodrama: »Cora und Alonzo«, 1780 und endlich die Lustspiele: »Winterquartier in Amerika«, 1778; »Die Mahler«, 1783 u. ö.; »Das Fräulein Wohlerzogen«, 1783; »Bürgerglück«, 1792 u. ö. und »Der Puls«, 1804 und 1869. Nicht unbedeutend sind die Erzählungen: »Gemälde aus dem Leben der Menschen«, 1783. Auch redigirte er die Zeitschriften: »Der dramatische Censor«, 1782 ff. und »Aurora«.

Joseph Kürschner.

Joseph Kürschner: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1875.

Das Bayerland (1892)

Wir haben in letzter Nummer unseres vaterländischen Dichters Martin Greif und seiner Wittelsbachischen Dramen gedacht; heute sei das Andenken eines Mannes in Wort und Bild erweckt, der vor 100 Jahren großen Einfluß auf die literarische Entwickelung Bayerns übte und ein Werk hinterließ, welches vor wenigen Jahren durch die geistreiche und geschickte Bearbeitung von Dr. Wilhelm Buchholz zu neuem Leben erweckt wurde, das Trauerspiel »Otto von Wittelsbach«.

v. Babo wurde geboren am 14. Januar 1756 zu Ehrenbreitstein als der Sohn eines ehemaligen bayerischen Hauptmanns.

Er studierte am Jesuitenkollegium zu Koblenz; über den näheren Gang seiner Studien fehlen leider die Anhaltspunkte. Geradezu überraschend aber muß der Erfolg derselben gewesen sein, denn wir finden ihn 1775 – er zählte damals 19 Jahre – als Regierungs- und Hofkammerrat zu Mannheim erwähnt.

In diese Zeit fallen die Verhandlungen bezüglich der Gründung einer Nationalbühne in Mannheim, deren Direktion Lessing und deren Verwaltung Babo übernehmen sollte. Die Verhandlungen mit Lessing zerschlugen sich. Babo bekam 1777 die Verwaltung und Aufsicht der Mannheimer Hofbühne in einem Alter von 21 Jahren. 1778 folgte er dem Kurfürsten Karl Theodor nach München; dort blieb er anfänglich ohne Amt, bis ihm die um Bayern so hoch verdiente Herzogin Maria Anna, eine Fürstin von hohem hellen Geiste 1784 das Amt ihres geheimen Sekretärs übertrug, das er bis zu ihrem Tode 1790 bekleidete. 1789 wurde er auf Veranlassung des Grafen von Rumford, mit dem er in vertrautester Freundschaft lebte, zur Teilnahme an der Errichtung einer Militärakademie, bei welcher er bis 1799 Studiendirektor war, eines Armenversorgungshauses und der Anlage des Englischen Gartens aufgefordert. Er wurde am 8. September 1791 in den Adelsstand erhoben. Ferner wurde ihm neben dem Amte des Studiendirektors der kurfürstlichen Militärakademie auch (1792) das eines kurfürstl. geheimen Sekretärs, das eines Zensurrates (1797) und endlich das eines Oberpolizeikommissärs übertragen. Als der Theaterintendant Graf Seeau sein Amt niederlegte, ging die Intendanz an eine Kommission über, an deren Spitze Babo stand. Grandauer, der bekannte Geschichtschreiber des Münchener Hoftheaters sagt von seiner Amtsleitung: »Er trachtete, seine Pflicht mit dem vollen Ernst eines Ehrenmannes zu erfüllen«. Die Abneigung des Publikums gegen Schiller (siehe »Bayerland« 2. Band Seite 146) teilte Babo. Kotzebue war für ihn wie für das Publikum der Held des Tages.

1803 wurde Babo zum Intendanten ernannt, und es gelang seiner Energie, die Zerrüttung zu heben.

Erwähnt sei, daß er bei der Besetzung Münchens 1809 durch die Österreicher die Kasse rettete und daß er diese zur Zeit der Not des Ärars durch verzinsliche Geldaufnahmen auf seinen Privatkredit und unter Verpfändung seines vor der Stadt gelegenen Grundeigentums in gutem Stand erhielt.

Er legte 1808 die Intendantur nieder und lebte in stiller, nur der Wohlthätigkeit gewidmeter Zurückgezogenheit. Er starb am 5. Februar 1822.

Die Zahl der Bühnenwerke Babos betrug 13. Wir fassen nur die vaterländischen Schauspiele ins Auge, vor allem seinen »Otto von Wittelsbach«. Das Stück wurde am 23. November 1781 zum ersten Male in München aufgeführt. Nach einer zweiten Aufführung am 25. November verbot Karl Theodor weitere Darstellungen, sowie überhaupt die aller vaterländischen Stücke, sogar die Drucklegung des »Otto« wurde untersagt. Erst 1801 wurde das Stück neuerdings hervorgeholt, es war inzwischen über die meisten Bühnen Deutschlands gegangen, hatte in Hamburg den Theaterpreis erhalten und wurde im Jahre 1810 durch Benjamin Tompson ins Englische übersetzt.

Babo ließ im Jahre 1818 einen »Tassilo« folgen, der nicht mehr in Druck gegeben wurde, und dessen Handschrift wie so manches Wertvolle dem großen Theaterbrande von 1823 zum Opfer gefallen war.

H. Schneider in Würzburg, der sich Leben und Wirken Babos als besonderes Studium erkor, widmet ihm folgende treffliche Charakteristik:
»Wenn auch Babo nicht zu den dramatischen Dichtern ersten Ranges gehört, so wird sein Name doch fortdauernd mit Achtung genannt werden. Für uns ist er von um so größerem Wert und desto mehr in Ehren zu halten, weil hauptsächlich er bewirkt, daß Bayern in der Geschichte des regeren Lebens und der Entwickelung der dramatischen Dichtkunst mit Ehren genannt wird, als welches in ihm dem gemeinsamen Vaterlande und seiner Litteratur für jenes Fach einen geistreichen und in den Künsten der dramatischen Muse wohlerfahrenen Dichter gebildet hat.«

Heinrich Leher: Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. München, 1892.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale (1893)

Unleugbare Verdienste erwarb sich Franz von Babo, der seine Pflicht mit vollem Ernst eines gewissenhaften Bühnenchefs zu erfüllen trachtete, durch die Schaffung einer Bibliothek, neuer Garderobe, durch die Umgestaltung des schwerfälligen Theatermechanismus und endlich durch Herstellung neuer Decorationen. Um die beiden letzteren Reformarbeiten machten sich namentlich die Herren Lorenz und Julius Quaglio verdient. Ein kurfürstliches Decret, das zur »Ersparung und Beschränkung« des Aufwandes aufforderte, war diesen nothwendigen Reformen des neuen Intendanten nicht fördernd. Doch wurden die Aerarial-Beiträge und sonstigen Zuschüsse um das Jahr 1802 zur Zufriedenheit Babos endgiltig festgesetzt. Dadurch, daß der lästige Zensurzwang fortfiel, konnte sich auch das Repertoir reicher gestalten, Stücke, die mit dem Anathem belegt waren, wurden wieder freigegeben und so erstand bald ein neues, schaffensfreudiges Leben. Babo zauderte nun nicht mehr länger und brachte am 28. Mai 1799 zum erstenmal »Kabale und Liebe« von Schiller zur Aufführung. Die Novität erlebte in diesem Jahre nur drei Wiederholungen, gewiß ein Zeichen, daß die damalige Zeit Schiller noch wenig würdigte. Auch der Intendant, der selbst mehrere Stücke schrieb und sich in eine ältere Literaturperiode festgerannt hatte, war dem Dichter aus doppelten Gründen nicht sonderlich gewogen. Erstlich war Schiller kein Cassamagnet, die Aufführungen der Schiller'schen Merke endeten jedesmal mit einem Defizit — so betrug die Gesammt-Einnahme der »Wallenstein-Trilogie« 140 Gulden, während sich die Auslagen über tausend Gulden beliefen — dann aber kannte Babo in Schillers Merken wohl den hohen poetischen Werth an, der aber ohne jegliche Dramatik und Bühnenwirkung begleitet sei. Wie kurzsichtig damals der gelehrte Babo urtheilte, beweist unsere Zeit zur Genüge. Babo sprach namentlich, wo er als Censor contra Seeau stand, seinem Vorgänger jedes Literaturverständniß ab, ich meine aber, Babo erwies sich in unserem Falle auch nicht sonderlich weitsehend.

Entschuldigt mag Babos Antipathie gegen Schiller, wie schon angedeutet, durch das geringe Kassenergebniß sein, das durch Schiller'sche Werke erzielt wurde. Die schlechten Einnahmen stellten mit Rücksicht auf die Zeitereignisse die Existenz des Hoftheaters um so mehr in Frage, als die prachtvoll ausgestattete italienische Oper große Summen verschlang, ohne daß diese Ausgaben je gedeckt werden konnten.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater im populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. Zu Ehren des fünf und zwanzigjährigen Dienst-Jubiläums Seiner Excellenz des Herrn General-Intendanten Freiherrn von Perfall von Max Leythäuser. München; 1893.

Das Bayerland (1898)

Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München.
Von C. Reber.

31. Joseph Marius v. Babo, Dichter, Hoftheaterintendant und Studiendirektor der Militärakademie zu München, geboren zu Ehrenbreitstein den 14. Januar 1756.

Sein Vater starb als Hauptmann in französischer Kriegsgefangenschaft. Der junge Babo studierte in Koblenz, schrieb schon in seinem 15. Lebensjahre ein kleines Lustspiel: »Titus Varus oder das Gespenst von Trier.« Während seiner philosophischen und juridischen Studien war er für periodische Zeitschriften thätig. Im Jahre 1774 ging zu Mainz sein kleines Schauspiel »Arno« über die Bühne, welches mit großem Beifalle die Runde auf den meisten Theatern machte. Bald darauf wurde er vom Kurfürsten Karl Theodor als erster Sekretär nach Mannheim berufen. Vier Jahre später kam er nach München, wo er als Schriftsteller wirkte. 1784 übertrug ihm die patriotische Herzogin Maria Anna das Amt ihres geheimen Sekretärs.

Auf Veranlassung des Grafen Rumford, seines Gönners, wurde er in den Jahren 1789–1791 zur Teilnahme an den zu schaffenden Institutionen verwendet, insbesondere bei Errichtung der Militärakademie, an welcher er auch die Direktorstelle übernahm. Mit diesem Amte besorgte er auch nebenher die Geschäfte eines Zensurrates. Als Graf Rumford die Polizei einer unabhängigen Direktion übertrug, war Babo einer der drei Oberpolizeikommissäre. Vom Jahre 1792 bis 1799 leitete er als Theaterkommissär, dann von da an als Intendant bis 1810 die Hofbühne, welche unter ihm ihre Blütenperiode erreichte. 1807 wählte ihn die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede. Er schrieb eine Anzahl Bühnenstücke, worunter »Otto von Wittelsbach« als sein bestes gilt. Am 5. Februar 1822 starb Babo in dem Hause Nr. 27 auf dem Marienplatze zu München. Seine irdischen Überreste deckt der Grabhügel Sektion 24, Reihe 1, Grabplatz 4. Kein Denkmal erinnert mehr an dieser Stelle an ihn. Auf dem Pilotyschen Wandgemälde im großen Saale des neuen Rathauses finden wir sein Bild unter den hervorragenden Persönlichkeiten. Die Stadtvertretung ließ seine Büste unter den Arkaden aufstellen und zum bleibenden Gedächtnis eine Straße nach ihm benennen.

Dem Babo folgen in weiterer Entfernung die Büsten des bereits besprochenen Welden und der Freifrau v. Redwitz, welche nach dem Programme eigentlich nicht hierher gehören und sich daher einer biographischen Besprechung entziehen.

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. München, 1898.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Babo Josef Marius, von, 1756 (Ehrenbreitstein) – 1822, Professor, Hoftheaterintendant und Dramaturg; er war zuerst Geheimer Sekretär in Mannheim, dann Intendant der von Mannheim nach München übernommenen kurfürstlichen Theatergesellschaft, auch Professor der Ästhetik, 1793 Studiendirektor der Militärakademie und Bücherzensurrat in München, die Leitung des Theaters führte er daneben; B. schrieb vorwiegend Ritterdramen im Stil Kaspar von Törrings und Komödien.

Hauptwerke: Arno (Drama), Die Römer in Deutschland (Trauerspiel), Otto von Wittelsbach (Drama), Das Lustlager (Singspiel).

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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