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KARL MUFFAT
STADTBAURAT
1797 – 1868
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Muffat, Franz Karl; 16.2.1797 (Sulzbach/Opf.) – 23.4.1868 (München); Baumeister und Stadtbaurat
Muffat, Karl August von; 29.10.1804 (Sulzbach/Opf.) – 28.9.1878 (München); Schloßverwalters-Sohn / Reichsarchivrat und Historiker
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* 16.2.1797 (Sulzbach/Opf.)
† 23.4.1868 (München)
Baumeister und Stadtbaurat
Muffat Franz Karl, 1797 (Sulzbach/Opf.) – 1868, Baumeister und Stadtbaurat; M. hat als Junker und Leutnant die Feldzüge von 1813/15 nach Frankreich mitgemacht und wurde nach seiner Entlassung aus dem Heeresdienst 1825 als funktionierender Kreisingenieur angestellt, mit Genehmigung der Regierung des Isarkreises wurde ihm am 1. III. 1831 die Stadtbauratsstelle übertragen (die amtliche Einführung bei der Stadt erfolgte erst am 1. X. 1831); als Stadtbaurat schuf M. die meisten öffentlichen Bauten, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts in München entstanden; sein Hauptwerk, die ehemalige 1852/53 erbaute Maximilians-Getreide-(Schrannen-)Halle an der Blumenstraße, ganz aus Eisen und Glas (wie der ziemlich gleichzeitig von A. Voit erbaute Glaspalast, der fast zur selben Zeit [1931] wie diese [1932] abgebrannt ist), war wohl eine der ersten Konstruktionen dieser Art in Deutschland und, als Wunder der Technik bezeichnet, aufsehenerregend; die Bedeutung dieses Baus ist auch daran zu erkennen, daß der König selbst und der ganze königliche Hof der Grundsteinlegung beiwohnten und dem Künstler für diese Leistung der Verdienstorden vom hl. Michael verliehen wurde; unter M. wurde der erste Kanal Münchens im Zug der hygienischen Maßnahmen M. von Pettenkofers erbaut, darin liegt das Hauptverdienst dieses Mitarbeiters A. von Zenettis und Karl Probsts; nach M. ist das 1893 von Stadtbaurat Frauenholz erbaute Elektrizitätswerk an der Zweibrückenstraße »Muffat-Werk« benannt.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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* 29.10.1804 (Sulzbach/Opf.)
† 28.9.1878 (München)
Schloßverwalters-Sohn / Reichsarchivrat und Historiker
Karl August v. Muffat,
Reichsarchivrath und Akademiker.
Den zweiten Band des Organes unseres Vereines, des oberbayerischen Archives für vaterländische Geschichte, eröffnet der Abdruck des wichtigen Traditionscodex des ehemaligen Collegiatstiftes St. Castulus in Moosburg. Es ist ihm ein sorgfältig gearbeitetes Verzeichniß der Namen die darin begegnen von S. 79–90 angereiht. In einer Note bei demselben heißt es: Entworfen von dem Vereinsmitgliede K. A. Muffat.
Wenn man so will, ist da in gedrängter Weise sein Wesen und seine Thätigkeit gekennzeichnet. Sein Wesen, indem die bescheidene Einfachheit, mit der er hier eingeführt ist – wie mancher andere hätte seinen Namen mit fetten Buchstaben an der Spitze seiner Zeilen sehen müssen! – einen Grundzug seines Lebens bildet. Seine Thätigkeit, indem eine bis in das Kleinste sich erstreckende Gewissenhaftigkeit allen seinen Arbeiten eigen ist.
Nur wenige Anhaltspunkte stehen über seine Jugendjahre und die Entwicklung zu Gebot, welche er bis zu seinem Eintritte in die Hof- und Staatsbibliothek genommen. Seine Geburt fällt auf den 28. Oktober 1804 nach Sulzbach, wo sein Vater kurfürstlicher Schloßverwalter gewesen. Fort und fort bewahrte er auch dieser seiner Heimat, der Oberpfalz, treue Anhänglichkeit. Im übrigen entrückt sich seine Erziehung näheren Blicken. Es verlautet nur von einem Betriebe von Studien zu Dillingen und München. Im Jahre 1825 trat er hier in die Praxis auf der Hof- und Staatsbibliothek. Auf eine schöne Laufbahn mochte er da rechnen. Sieben Jahre brachte er in diesem Dienste hin, unterstützt von Sprachkenntnissen, die er fast ausschließlich als Autodidact sich erworben, und holte jetzt so manches nach, was er für seinen künftigen Beruf als wünschenswerth oder nothwendig erachten mochte. So verschaffte er sich zunächst im Jahre 1827 ein Absolutorial-Zeugniß beim Gymnasium zu Landshut und bildete sich insbesondere an der Universität weiter aus. Namentlich fesselte ihn die Geschichte mit ihren Hilfswissenschaften, so daß er sich im Jahre 1832 an die Bearbeitung einer von der philosophischen Facultät gestellten geschichtlichen Preisaufgabe machte, welcher das Accessit zuerkannt wurde.
Jetzt trat eine Versuchung an ihn heran, deren Gefahren in ihrer ganzen Tragweite er nicht zu ahnen vermochte. Er widerstand ihr nicht. Wäre er seinem besseren Genius treu geblieben, wie vielen geistigen und körperlichen Ungelegenheiten wäre er wohl entkommen! Der Vorstand des allgemeinen Reichsarchives, Freiherr von Freyberg, suchte den strebsamen Mann für diese Anstalt zu gewinnen. Er folgte der Verlockung, und wurde noch im Jahre 1832 als Canzellist daselbst angestellt, was dem jetzigen Titel eines Secretärs entspricht. Ueber vierzig Jahre widmete er in aller Hingebung dem allgemeinen Reichsarchive seine Dienste. Im Jahre 1853 wurde er zum Secretär befördert, was jetzt der Stellung des Assessors gleichkommt. Im Jahre 1859 wurde er Reichsarchivrath. Die Pflichterfüllung, welche er beim Eintritte mitgebracht, sie übte er bis zu dem Tage als ihm im Jahre 1877 wegen Alter und geschwächter Gesundheit seine Enthebung vom Amte unter huldvollster Anerkennung seiner Leistungen zu Theil, und – nachdem er vor einem Jahrzehent das Ritterkreuz erster Classe des Verdienstordens vom heiligen Michael erhalten hatte – das Ritterkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen wurde.
Der Außenwelt könnte es scheinen, als ob Muffat oder jetzt v. Muffat sich in diesem seinem langjährigen Wirkungskreise wenn nicht glücklich, so doch jedenfalls nicht unbehaglich gefühlt. Wer ihn genauer gekannt, wird diese Anschauung nicht theilen. Er machte Freunden und Bekannten nie, hauptsächlich je älter er wurde, ein Hehl daraus, daß ihn die Erinnerung an den Uebertritt von der Hof- und Staatsbibliothek ins allgemeine Reichsarchiv düster und düsterer stimme. So oft er auch, insbesondere in seinen späteren Jahren, auf diesen Umstand, selbst wenn seine jeweilige Umgebung in zarter Rücksichtnahme die Berührung desselben zu vermeiden suchte, zu sprechen kam, ward eine eigenthümliche Unruhe an ihm bemerkbar, seine sonst so freundlichen Züge verfinsterten sich unter dem dichten schneeweißen Haare zusehends, bis eine Ablenkung auf ein anderes Gebiet sich ergab. Es wird das Niemanden auffallen können, der je Gelegenheit gehabt, Muffats weiches Gemüth kennen und schätzen zu lernen. Weg von dem amtlichen wie wissenschaftlichen Verkehre mit Männern von dem bekannten Seelenadel wie er einem Schmeller und Föringer eigen gewesen, war er in ein bureaukratisches Treiben gerathen, das ihn in gewaltigem Abstande an die frühere – wie er nur zu gut merkte, mehr zusagende – Thätigkeit mahnte.
Mit Freude – so äußerte er sich in der Denkrede auf seinen Vorstand Dr. Georg Thomas v. Rudhart am 26. März 1861 – erfülle ich die schöne Pflicht, das Wirken eines seinem Berufe mit voller und innigster Hingebung lebenden Mannes, eines Forschers, dessen ganzes Sein und Wesen nur zwischen seiner amtlichen Thätigkeit und seinen Studien getheilt war, zu schildern: eines Mannes, der seiner Lebensaufgabe mit ungeschwächter Kraft und Theilnahme bis auf den letzten Hauch treu geblieben.
Es hat dieser Ausspruch Muffats zum guten Theile Geltung für ihn selbst.
Was hiebei sein amtliches Wirken in einem bekannten Archive anlangt, in dessen weiten Räumen er wie kein zweiter zu Hause war, das einläßlich zu beurtheilen, muß billig seinen dortigen Collegen überlassen bleiben.
Wenden wir uns daher von diesem seinem Berufe, dem er in stiller Selbstüberwindung seine persönlichen Gefühle zum Opfer zu bringen wußte, und der unseres Wissens nie anders denn als ein durch und durch ersprießlicher bezeichnet worden ist, weg.
Es mag gewissermaßen als eigenthümliches Verhängniß hier nur noch berührt sein, daß gerade da auch die Thätigkeit, der er sich ehedem bestimmt hatte, nutzbringend werden sollte. Seine bibliothekarischen Erfahrungen kamen der Bibliothek des allgemeinen Reichsarchives vielfach zu Guten, die ihm Jahrzehnte lang anvertraut gewesen.
Auf der anderen Seite aber verschaffte ihm seine archivalische Tüchtigkeit auch einen weiteren derartigen Wirkungskreis, indem ihm die Leitung des hiesigen Stadtarchives übertragen wurde, dem er bis an sein Lebensende mit steter Neigung seinen Dienst widmete, und aus welchem er werthvollen Stoff für verschiedene seiner schriftstellerischen Erzeugnisse schöpfte.
Sie beginnen schon verhältnißmäßig früh. In demselben Jahre in welchem er die vorhin berührte Preisaufgabe der Ludwigs-Maximilians-Universität bearbeitete und im allgemeinen Reichsarchive angestellt wurde, untersuchte er die Frage nach dem Geburtsorte Karls des Großen, und veröffenlichte weiter eine während seiner Praxis an der Hof- und Staatsbibliothek begonnene Geschichte derselben, deren Abdruck freilich durch das Eingehen der bayerischen Blätter für Geschichte Statistik und Kunst im Jahre 1832 unvollendet blieb. Im folgenden Jahre schrieb er etwas über Aventin. Bald fesselte ihn Hohenschwangau. Es erschien im Jahre 1835 sein Aufsatz: War Martin Luther auf Hohenschwangau? Nach zwei Jahren folgte die Beschreibung und Geschichte des Schlosses und der ehemaligen Reichsherrschaft selbst. Gerade im Gebiete der bayerischen Geschichte vielfach bewandert, fehlte er auch nicht bei der Gründung des historischen Vereins von und für Oberbayern, wie er damals hieß, im Dezember des Jahres 1837. Die Akademie der Wissenschaften wählte ihn im Jahre 1852 zu ihrem außerordentlichen, und beförderte ihn im Jahre 1861 zu ihrem ordentlichen Mitgliede. Nicht minder finden wir ihn inzwischen in der sogenannten archivalischen, und nach deren Auflösung in der eben der Akademie der Wissenschaften angeschlossenen historischen Commission. Sicher Beweis genug, wie man sein Wissen und seine Arbeiten zu schätzen verstand!
Wie steht es denn hiemit genauer? Ein Archivbeamter, der nicht blos Routinier, sondern der den Aufgaben des archivalischen Berufes wirklich gewachsen ist, hat nach einer Seite hin vor anderen Menschenkindern etwas voraus. Ihm bereitet es keine Schwierigkeit, Stoff in Hülle und Fülle auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Da kann man denn gerade von Muffat sagen, daß er in dieser Beziehung mehr als hundert andere geleistet. Es war ihm eben dieses schriftstellerische Schaffen, das ihm auch, wie wir gesehen, Ehren eintrug, geistige Erholung von den oft geradezu tödtenden Aufgaben des Amtes und Bedürfniß gegen die Verscheuchung der Unlust am bureaukratischen Getriebe, in dessen Bann er gefangen lag. Macht nun aber auch die Beschaffung verschiedenartigen Stoffes dem Archivar keine Sorge, so ist derjenige, welcher nicht von vorneherein sich die Lösung einer umfassenderen Aufgabe gestellt hat, deren Ziel er unablässig verfolgt, anderen Kreisen hauptsächlich der gelehrten Welt gegenüber mehr oder minder in entschiedenem Nachtheile. Er wird eine Menge höchst verdienstlicher Arbeiten zu Tage fördern können, er wird aber nur in der Minderzahl der Fälle ein großartiges selbständiges Werk mit vollster geistiger Durchdringung des Stoffes zu Stande bringen, das seinen Namen über das engere Vaterland hinaus verewigt. Dieses ist denn das Loos, welches auch unserem Muffat beschieden gewesen. Ein derartiges Werk liegt von ihm nicht vor. Das kann aber keineswegs hindern, auszusprechen, daß seine zahlreichen Veröffentlichungen fort und fort nicht allein Zeugniß seines gewissenhaften ja so zu sagen ängstlichen Arbeitens ablegen, sondern auch daß er durch dieselben sich den wärmsten Dank derjenigen, welche auf dem Felde der bayerischen Geschichte wie der von München – und diesem Gebiete fast ausschließlich gehören sie an – zu schaffen haben, in seltenem Grade gesichert.
Es liegt eigentlich nicht ferne, gerade bei der Betrachtung des Gegenstandes, welchem er so ununterbrochen seine Studien zugewendet, auf die Vermuthung zu verfallen, daß er einmal den Gedanken gefaßt, einen wichtigen aber ungemein schwierigen Abschnitt der älteren Geschichte Bayerns als Ganzes zu behandeln. Die Geschichte seiner Grafschaften und Grafengeschlechter war es, womit er sich angelegentlich beschäftigte. Bereits in der Sitzung der historischen Classe der Akademie der Wissenschaften vom 19. November 1853 sprach er über die Grafen von Velburg und Klamm. Zwei Jahre darauf wies er die Grafen von Treffen in Kärnthen als einen Zweig des alemannischen Dynastengeschlechtes der Grafen von Veringen-Alshausen nach. Fort und fort sammelte er Stoff hiefür. Im allgemeinen Reichsarchive wie sonst war seine Vorliebe zu diesem Gegenstande so bekannt, daß schon in den Fünfzigerjahren ein befreundeter Spaßvogel ihm den Namen des »Grafenfängers« aufbrachte. Und noch spät hat er, wie es den Anschein hat, die Hoffnung nicht ganz sinken lassen, mit diesem Werke zu Stande zu kommen. Wenigstens äußerte er wenige Jahre vor seinem Hinscheiden gegen einen jungen Collegen, er warte jetzt noch das Erscheinen von dessen Geschichte der Grafen von Andechs ab, um dann mit seiner umfassenden Arbeit abzuschließen. Wie weit er zuletzt damit gediehen, ist zur Zeit nicht bekannt.
Mag dem sein wie ihm wolle, hat die ältere bayerische Geschichte in hohem Grade zu beklagen, dieser Gabe nicht theilhaft geworden zu sein, so verdankt sie ihm eine höchst beträchtliche Zahl von einzelnen Abhandlungen und eine Reihe von Veröffentlichungen von Quellenstoff, die bleibenden Werth besitzen, indem namentlich die letzteren mit einer so zu sagen peinlichen Gewissenhaftigkeit bewerkstelligt sind. Man denke nur an die zweite Abtheilung des 36. Bandes der Monumenta boica mit ihren wichtigen altbayerischen Salbüchern.
Aus den vielen Abhandlungen Muffats, welche die Denkschriften der Akademie der Wissenschaften zieren, und worüber das im Anhange mitgetheilte Verzeichniß genauere Auskunft gibt, sei hier nur auf die »Beiträge zur Geschichte des bayerischen Münzwesens unter dem Hause Wittelsbach vom Ende des zwölften bis in das sechzehnte Jahrhundert« hingewiesen. Wer auch nur einen beiläufigen Begriff von den Schwierigkeiten hat, mit welchen Fragen des Münzwesens verknüpft sind, wird das Verdienst dieser Untersuchung zu schätzen wissen. Wer miterlebt hat, wie Muffat bei ihr verfahren, wird sie mit noch um so größerem Danke begrüßen. Prüfte er überhaupt bei allen Gegenständen, an welche er sich gemacht, lange Zeit bis ihm die Sache genügte, so war gerade diese Forschung eine nahezu peinliche. War er auch wie kein Anderer in den hier einschlagenden Fragen zu Hause, welch Hunderte von Berechnungen bis in die kleinsten Einzelheiten mußte er da anstellen! Der Verfasser dieser Zeilen kann hievon mehr als sonst Jemand Zeugniß ablegen. Wie oft kam er des Morgens ganz verstört in sein Amtszimmer! Auf den ersten Blick erkannte man, daß er wieder eine Nacht anstatt sich Ruhe vergönnt zu haben an seinem Schreibtische durchwacht, mit Berechnungen bis in alle möglichen Bruchtheile hinein beschäftigt. Wie glücklich war er, wenn Nachmittags die Prüfung die hier und dort gemeinsam vorgenommen wurde stimmte! War das nicht der Fall, wie kummervoll begann er wieder nächtlicher Weile neue Versuche bis sich allmälig die Ungewißheiten lösten, und nach Mühen von welchen wohl nur wenige Benützer der trefflichen Arbeit eine Ahnung haben das Werk erscheinen konnte. Es ist gewiß ein ganz außerordentlicher Beleg für die Gewissenhaftigkeit seines Forschens, wenn hier noch bemerkt werden kann, daß er trotz all dieser Anstrengungen und trotz der schließlichen Selbstüberzeugung von der Richtigkeit der Ergebnisse doch gerade im letzten Augenblicke wieder schwankte, ob er zur Veröffentlichung schreiten solle oder nicht. Es fehlte gar nicht viel, daß er die ganze Frucht langer Plage zu ewigem Kerker in seinem Pulte verurtheilt hätte!
Aber nicht allein die Geschichte von Bayern, auch die Geschichte seiner zweiten Heimat, seines ihm ins Herz gewachsenen München, war ihm ein Lieblingsgegenstand. Von dessen Rathhause handelte er in der Sitzung der historischen Classe vom 17. Dezember 1853. Von Münchens Entwicklung bis zum Anfange des 15. Jahrhunderts bei einer besonderen festlichen Gelegenheit wovon alsbald die Rede sein wird. Von der Baugeschichte des Domes zu Unserer Lieben Frau bei der Erinnerung an die vierhundertjährige Jubelfeier der Grundsteinlegung im Jahre 1868. Einem Abschnitte endlich aus der Geschichte Münchens, den Unruhen in den Jahren 1397–1403, galt die Arbeit, für deren Vollendung ihm der Tod unerbittlich die Feder nicht mehr gönnte. Ein eigenthümliches Geschick!
Als die Stadt München– sprach der Secretär der historischen Classe der Akademie der Wissenschaften wie der historischen Commission, Geheimrath v. Giesebrecht, bei seiner Gedächtnißrede in der öffentlichen Sitzung am 28. März 1879 – im Jahre 1858 ihr siebenhundertjähriges Jubiläum feierlich beging, wurde Muffat berufen, in der großen Versammlung auf dem Rathhause am 28. September die Festrede zu halten. Keiner war nach seinen Studien für diesen ehrenvollen Auftrag geeigneter, und er entledigte sich desselben in der würdigsten Weise. Uebersichtlich stellte er die Entwicklung Münchens bis zum Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts dar. Es war der Tag, an welchem der sich so gern in seine Archive und sein Studierzimmer zurückziehende Mann am meisten öffentlich hervorgetreten ist. Gerade zwanzig Jahre später an demselben Tage lag er auf dem Sterbebette und hauchte den letzten Athem aus. Abends war sein Name in Aller Munde. Denn so wenig er sich herandrängte und nach Anerkennung bei der Menge trachtete, wußte man doch allgemein, daß ein Gelehrter abgeschieden sei, der Bayern und München zur Zierde gereichte, und dessen Bestrebungen um so mehr Antheil verdienten, als sie vom reinsten Patriotismus getragen waren.
Dieser ist es denn auch, welcher Muffat gleich bei der Gründung unseres Vereines in denselben führte. Finden wir ja bereits im zweiten Bande des Organs desselben die im Eingange erwähnte Arbeit von ihm. Bewahrte er ihm fort und fort seine Anhänglichkeit, gab er in seinem Auftrage den Theilnehmern der Versammlung des Gesammtvereines der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine hieselbst im September 1860 den niedlichen geschichtlichen Wegweiser durch »Münchens merkwürdigste Straßen Gebäude und Denkmale« zu freundlichem Andenken in die Hand, so sollte ihm noch am späten Abende seines Lebens Veranlassung werden, eine Veröffentlichung des trefflichen von ihm jederzeit so hoch gehaltenen Schmeller im achten Bande unseres Archives für vaterländische Geschichte zum Besten der großen von der historischen Commission ins Leben gerufenen Sammlung der deutschen Städtechroniken zu verwerthen. Hatte Schmeller die Vorgänge zu »München unter der Vierherzog-Regierung 1397–1403, nach einer gleichzeitigen Denkschrift des Bürgermeisters Jörg Katzmair« zum Gegenstande eines Vortrages in der öffentlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften am 28. März 1833 gewählt, hatte er sodann am berührten Orte im Organe unseres Vereines S. 3–54 diese interessante Denkschrift selbst ihrem ganzen Inhalte nach zum Abdrucke gebracht, und sollte sie jetzt im fünfzehnten Bande der Städtechroniken, welcher Bayern gewidmet ist, Aufnahme finden, so konnte wohl Niemand einen Zweifel darüber hegen, daß da außer Muffat, der ja auch seit Jahrzehnten das städtische Archiv (Sein Nachfolger in diesem, Ernst v. Destouches, widmete ihm in der Monatsversammlung unseres Vereines vom 1. Oktober 1878 einen warmen Nachruf. Vgl. den Sammler, belletristische Beilage zur Augsburger Abendzeitung, 1878 Num. 115.) durch und durch kannte, kaum Jemand die Aufgabe genügend lösen könne. Wirklich nahm er sich auch schließlich der Sache an. Wie er seinem Auftrage gerecht geworden, darüber spricht sich der Secretär der Commission folgendermassen aus: er wußte dieser neuen Bearbeitung durch eine ausführliche Einleitung, wie durch zahlreiche Erläuterungen einen besonderen Werth zu verleihen, den er noch durch eine Reihe interessanter Beilagen zu erhöhen beabsichtigte. Der Tod überraschte ihn bei der Arbeit, aber sie ist dennoch, wie sie in der Hauptsache vollendet vorliegt, die wichtigste Publication, welche wir für die Münchner Stadtgeschichte des Mittelalters neuerdings erhalten haben.
Es bedarf wohl nicht mehr vieler Worte darüber, daß die Geschichte Bayerns und seiner Hauptstadt mit dem Hintritte Muffats einen empfindlichen Verlust erlitten. Ein bleibendes Denkmal hat er sich selbst in seinen Schriften gesetzt, die hier in einer Verzeichnung, wie er sie selbst im Almanache der Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1875 gegeben mit einigen Vervollständigungen ihre Stelle finden mögen.
Anhang.
Karls des Großen Geburtsort. In den bayerischen Blättern für Geschichte Statistik und Kunst 1832 Nr. 6.
Geschichte der k. Hof- und Staatsbibliothek in München. Ebendort 1832 Nr. 10. 11. 24. 26. 27.
Ueber Aventin. In den bayerischen Annalen 1833 Nr. 71 (Blatt für Vaterlandskunde Nr. XXIV) S. 507 und 508.
War Martin Luther auf Hohenschwangau? Ebendort 1835, Abtheil. für Vaterlandskunde Nr. 37 S. 381–384.
Beschreibung und Geschichte des Schlosses und der ehemaligen Reichsherrschaft Hohenschwangau. München 1837.
Index zum Traditionscodex des Collegiatstiftes St. Castulus in Moosburg. Im oberbayerischen Archive für vaterländische Geschichte II S. 79–90 (München 1840).
Zur Geschichte Herzog Christophs 1460–1471. In dem Taschenbuche für Geschichte von Dr. Georg Thomas v. Rudhart 1850 und 1851 S. 359–383.
Orlando di Lasso, oberster Kapellmeister der bayerischen Herzoge Albrecht V. und Wilhelm V. Eine biographische Skizze. Ebendort 1852 und 1853 S. 244–292.
Münchens merkwürdigste Straßen, Gebäude und Denkmale, geschichtlich erläutert. Den Theilnehmern der Versammlung des Gesammtvereins der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine in München (vom 18.–21. September 1860) gewidmet von dem historischen Vereine für Oberbayern. München 1860.
Erinnerung an Georg Thomas v. Rudhart. Im 23. Jahresberichte dieses Vereines, S. 138–148 (München 1861).
Texte zu den Erinnerungsblättern an die Vergangenheit Münchens nach Originalzeichnungen Lebschée's in der Sammlung des Magistrats, photographirt von Friedrich Sauer. München 1862.
Im Abrisse der Ortsgeschichte von Oberpfalz und Regensburg in der »Bavaria« ist von Muffat der erste Abschnitt: Das Land und seine territoriale Gestaltung, Band II S. 398–439; dann der dritte und vierte: Die Kreishauptstadt Regensburg S. 675–715, die Stadt Amberg S. 715–720.
Abhandlungen in den Denkschriften der k. Akademie der Wissenschaften.
Das Bündniß des Adels und der Städte von Oberbayern zur Beilegung der brüderlichen Zerwürfnisse zwischen König Ludwig und Herzog Rudolph vom Jahre 1315, Band VII Abth. 2. 1854.
Beiträge zur Lebensgeschichte des Herzogs Ludwig I. von Bayern. Ebendaselbst Band VII Abth. 2. 1854.
Die Grafen von Treffen in Kärnthen, als ein Zweig des alemannischen Dynastengeschlechtes der Grafen von Veringen-Alshausen nachgewiesen. Ebendort Band VII Abth. 3. 1855.
Die Ansprüche des Herzogs Ernst, Administrators des Hochstiftes Passau, auf einen dritten Theil und an die Mitregierung des Herzogthums Bayern. Ebendort Band X Abth. 1. 1865.
Ueber die Größe und Schicksale der Entschädigungen, welche dem Hause Wittelsbach für die Abtretung der Mark Brandenburg von dem Kaiser Karl IV. verschrieben worden sind. Ebendaselbst Band X Abth. 3. 1867.
Beiträge zur Geschichte des bayerischen Münzwesens unter dem Hause Wittelsbach vom Ende des 12. bis in das 16. Jahrhundert. Ebendort Band XI Abth. 1. 1869.
Geschichte der bayerischen und pfälzischen Kur seit der Mitte des 13. Jahrhunderts. Ebendort Band XI Abth. 2. 1871.
Ueber das Gewicht und den Gehalt der österreichischen Pfennige von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts und der böhmischen Groschen im 14. Jahrhunderte. Ebendaselbst Band XII Abth. 1. 1872.
Vorträge in den Sitzungen der historischen Classe.
1853. 15. Januar. Ueber die Lehen, welche das Haus Wittelsbach vom Erzstifte Mainz in Thüringen besaß. Abgedruckt im Bulletin der k. Akademie der Wissenschaften 1853 Nr. 23 und 24.
1853. 7. Mai. An welchem Tage hielt Kaiser Otto IV. sein Beilager mit Beatrix? Ebendort 1853 Nr. 34.
1853. 19. November. Die Grafen von Velburg und Klamm. Abgedruckt ebendort 1853 Nr. 52, in den gelehrten Anzeigen Nr. 14 vom 12. Dezember 1853.
1853. 17. Dezember. Ueber das Rathhaus der k. Haupt- und Residenzstadt München. Abgedruckt in den gelehrten Anzeigen 1854 Nr. 11 und 12.
1854. 18. Februar. Ueber ein geistliches Schauspiel, das im Jahre 1510 in München aufgeführt wurde. Ebendort 1854 Nr. 44.
1854. 16. Dezember. Grundzüge zur ältern Geschichte der bayerischen Landesarchive. Ebendort 1855 Nr. 10. 11. 12.
1855. 20. Januar. Der kärnthnische Markgraf Ulrich und dessen Söhne waren nicht aus dem thüringischen Hause der Grafen von Weimar, sondern Bayern. Ebendort 1855 Nr. 50.
1857. 17. Januar. Ueber die Vergebung von Greding durch Kaiser Lothar an seinen Schwiegersohn Herzog Heinrich den Stolzen. Ebendort 1857 Nr. 33 und 34.
1861. 15. November. Ueber die Bewerbung des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern um die römische Königswürde. Abgedruckt in den Sitzungsberichten 1861 Band II. S. 155–179.
1866. 28. Juli. Ueber den Zeitpunkt, in welchem das Haus Wittelsbach die pfalzgräfliche Würde wieder erlangte. Ebendort 1866 Band II S. 195–203.
1869. 1. Mai. Heinrich von Pfolspeunt (nicht Pfolsprunt) Bruder des deutschen Ordens. Ein medizinischer Schriftsteller des 15. Jahrhunderts aus Bayern gebürtig. Ebendaselbst 1869 Band I S. 564–570.
1873. 6. Dezember. Feststellung der Geburtsdaten von Kaiser Ludwigs des Bayers Söhnen. Ebendort 1873 S. 889–899.
1875. 6. Februar. Ueber Margaretha von Schwangau. Ebendaselbst 1875 S. 98–104.
Festschriften.
München in seiner Entwicklung bis zum Anfange des 15. Jahrhunderts. Vortrag in der Festversammlung auf dem Rathhause am 28. September 1858 zur Feier des 700jährigen Stadtjubiläums. München 1858.
Denkrede auf Dr. Georg Thomas v. Rudhart. Gelesen in der öffentlichen Sitzung der k. Akademie der Wissenschaften am 26. März 1861.
Die Verhandlungen der protestantischen Fürsten in den Jahren 1590 und 1591 zur Gründung einer Union. Vortrag ebendaselbst am 25. Juli 1865 zur Vorfeier des Geburts- und Namensfestes S. M. des Königs.
Baugeschichte des Doms zu Unser Lieben Frau in München. Zur Erinnerung an die 400 jährige Jubelfeier der Grundsteinlegung. München 1868.
Publikationen.
1856. Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Probstei Berchtesgaden. In den Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte, Band I S. 225–364.
Historische Notizen aus einem Rechnungsbuche des Klosters Aldersbach. Ebendort S. 442–474.
1857. Correspondenzen und Aktenstücke zur Geschichte der politischen Verhältnisse der Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern zu König Johann von Ungarn. Ebendaselbst Band IV.
1861. Monumenta boica. Volumen XXXVI. Pars II. Enthält wichtige altbayerische Salbücher des 14. Jahrhunderts.
1864. Monumenta boica. Volumen XXXVII. Enthält den Anfang der Urkunden des Hochstiftes Wirzburg von 788 bis 1287.
1878. Jörg Kazmair's Denkschrift über die Unruhen zu München in den Jahren 1397–1403 (Einleitung I. Zur Geschichte der Stadt. II. Jörg Kazmair und seine Denkschrift; Text; Anmerkungen; Anhang: Die Unterwerfung der Stadt und deren Folgen; Beilage: Der Tag zu Ingolstadt. (1398–1399). In den »Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, herausgegeben von der historischen Commission bei der k. b. Akademie der Wissenschaften«, 15. Bd., Leipzig 1878, S. 411–583.
Dr. Ludwig Rockinger
Dr. Ludwig Rockinger: Einundvierzigster Jahres-Bericht des historischen Vereines von Oberbayern. Für das Jahr 1878. München, 1880.
Muffat: Karl August von M., k. baierischer Reichsarchivrath, Historiker. Geboren am 29. October 1804 zu Sulzbach als Sohn des kurfürstlichen Schloßverwalters, wurde er zuerst durch mißliche Umstände in seinem Studiengange gehemmt, fand aber dennoch im J. 1825 Zulassung zur Praxis an der königlichen Hof- und Staatsbibliothek zu München, deren Geschichte er zu schreiben begann. Sieben Jahre später ging er zum königlichen allgemeinen Reichsarchive über, wo er sogleich als Kanzelist angestellt, im J. 1853 zum Secretär und 1859 zum Rath befördert wurde. Seine Pensionirung im J. 1877, welche von der Verleihung des Kronenordens und hiermit des persönlichen Adels begleitet war, überlebte er nur bis zum 28. September des folgenden Jahres. M. fungirte (seit den 1840er Jahren) auch als Archivar der Stadt München und war seit 1852 Mitglied der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften, dann der hiermit verbundenen historischen Commission. Den historischen Verein von Oberbayern hat er im J. 1837 mitbegründet, um dann die Zwecke desselben bei besonderen Anlässen auch schriftstellerisch zu fördern. Am Liebsten jedoch in seinen Archiven und seinem Studirzimmer weilend, ist M. außerhalb der Akademie nur einmal öffentlich hervorgetreten, als er nämlich am 28. September 1858 beim siebenhundertjährigen Jubiläum der Stadt München auf deren Rathhause die Festrede hielt, welche Münchens Entwickelung bis zum Anfange des 15. Jahrhunderts übersichtlich darstellte. Die ausführliche Stadtgeschichte, welche man von ihm erwarten konnte, hat er nicht verfaßt, nur ein paar Gelegenheitsschriften ließ er in diesem Betrachte erscheinen; zuletzt freilich (er starb während der Drucklegung) ist ein großer Theil seines reichen Wissens über Verfassungs- und Familiengeschichte der Stadt als Einleitung und Kommentar zu Jörg Katzmairs Denkschrift über die Unruhen zu München 1397–1403 (Städtechroniken XV, 411 ff.; vgl. oben XV, 459) noch Gemeingut geworden. Ein anderes wichtiges Ziel, fast eine Lebensaufgabe, hat sich M. allerdings gesteckt: aus lange und eifrig gepflegten Sammlungen über ältere süddeutsche Grafenhäuser traten indeß nur einige bayerisch-österreichische Geschlechter an das Licht. Was er aber sonst, wie eben Neigung oder Auftrag ihn bestimmte, meist in den Schriften der Akademie und der historischen Commission veröffentlicht hat, ist von bedeutendem Gesammt- wie Einzelwerthe, ein vollgültiges Zeugniß seiner Befähigung und Zuverlässigkeit. Vornehmlich hat er sich da mit der Geschichte Bayerns unter dem wittelsbachischen Hause befaßt, so in den »Beiträgen zur Lebensgeschichte des Herzogs Ludwig I. von Bayern« (1854), den »Correspondenzen und Aktenstücken zur Geschichte der politischen Verhältnisse der Herzoge Wilhelm und Ludwig von Bayern zu König Johann von Ungarn« (Quellen und Erörterungen zur bayer. und deutschen Gesch. Bd. IV, 1857), und der »Geschichte der bayerischen und pfälzischen Kur seit der Mitte des 13. Jahrhunderts« (1871), theils auch mit süddeutscher Münzgeschichte, wie in den »Beiträgen zur Geschichte des bayerischen Münzwesens unter dem Hause Wittelsbach vom Ende des 12. bis in das 16. Jahrhundert« (1869), einer mit fast peinlicher Genauigkeit geführten Untersuchung; dann mit bayerischer Ortsgeschichte, biographischen Stoffen, Archivgeschichte u. s. w. Seine verdienstlichsten Editionen sind das »Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Propstei Berchtesgaden« (Quellen und Erörterungen Bd. I, 1856, S. 225–364) sowie die Bände XXXVIb und XXXVII der Monumenta Boica, altbayerische Salbücher des 14. Jahrhunderts und die Urkunden des Hochstiftes Würzburg von 788 bis 1287 enthaltend.
E. v. Destouches, Gedächtnißworte auf K. A. v. M. (»Sammler«, Beil. z. Augsburg. Abendzeitung 1878, Nr. 115), Nekrologe auf K. A. v. M. von W. v. Giesebrecht in den Sitzungsberichten der hist. Cl. der Münchener Akademie d. W. 1879, 1. Bd., S. 329–334 und (mit Schriftenverzeichniß) von L. Rockinger im 41. Jahresbericht des Hist. Ver. v. Oberbayern f. d. J. 1878, München 1880, S. 82–91. v. Oefele.
Edmund Freiherr von Oefele: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1885.
Muffat Karl August, von, 1804 (Sulzbach/Oberpfalz) – 1878, Reichsarchivrat und Historiker; Sohn eines kurfürstlichen Schloßverwalters und Bruder des Baumeisters Franz Karl M., wurde er anfangs in seinem Studiumgang gehemmt, fand aber 1825 dennoch eine Anstellung bei der königlichen Hof- und Staatsbibliothek, deren Geschichte er zu schreiben begann; 1832 trat er ins königliche allgemeine Reichsarchiv über, wo er als Kanzlist angestellt, 1853 zum Sekretär und 1859 zum Rat befördert wurde; in den vierziger Jahren war er auch Stadtarchivar von München; bei der 700-Jahr-Feier von München 1858 hielt M. die offizielle Festrede; er ist Mitbegründer des historischen Vereins von und für Oberbayern (1837); seine wichtigsten Editionen sind das Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Propstei Berchtesgaden, die altbayerischen Salbücher des 14. Jahrhunderts und die Urkunden des Hochstifts Würzburg von 788 bis 1287 in den Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte (1. Bd., 1856, 225–364) und in den Monumenta Boica (Bd. 36b und 37).
Hauptwerke: Beschreibung und Geschichte des Schlosses Hohenschwangau, Beschreibung der prachtvollen Fronleichnamsprozession in München (anonym), Beiträge zur Lebensgeschichte des Herzogs Ludwig I. von Bayern, Das Bündnis des Adels und der Städte von Oberbayern v. J. 1315; Correspondenzen und Aktenstücke zur Geschichte der politischen Verhältnisse der Herzöge Wilhelm und Ludwig v. B. zu König Johann von Ungarn, Münchens merkwürdigste Straßen, Gebäude und Denkmale (anonym), Baugeschichte des Domes U. L. Frau in München, Beiträge zur Geschichte des bayerischen Münzwesens, Geschichte der bayerischen und pfälzischen Kur.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.