Ω
Gräflich
Seinsheim’sche
Familiengrabstätte
Tafel
Die Inschrift ist nicht erhalten
Ω
Seinsheim, August Graf von; 11.2.1789 (München) – 18.12.1869 (München); Historienmaler, Portraitmaler, Radierer und Kämmerer
Seinsheim, August von; 1880 – 1907
Seinsheim, August von; 1841 – 6.1842 (München), 7 Monate alt; Reichsrats-Sohn
Seinsheim, Emilie von (vw) / Basselet von la Rosée, Gräfin (gb); 21.10.1800 – 27.2.1882 (München); Kämmerers-Witwe und St. Anna-Ordens-Ehrenstiftsdame
Seinsheim, Ida von; 1821 – 1821
Seinsheim, Josef von; 1835 – 19.4.1870 (München); Leutnant
Seinsheim, Julius von; 1822 – 24.2.1870 (München); Major
Seinsheim, Karl von; 1826 – 1835
Seinsheim, Klara von; 1838 – 1845
Seinsheim, Ludwig von; 1823 – 1824
Seinsheim, Marie von; 1843 – 6.7.1863 (München); Reichsrats-Tochter
|||
* 11.2.1789 (München)
† 18.12.1869 (München)
Historienmaler, Portraitmaler, Radierer und Kämmerer
Seinsheim, August Karl Graf v., königl. bayerischer Kämmerer und Maltheser-Ordensritter, ist der jüngste Sohn des Maximilian Grafen von Seinsheim, churpfalzbayerischen wirklichen geheimen Raths und des Kirchen-Administrationsraths Präsidenten, und der Marianna Gräfin v. Seinsheim, geb. Freyin von Frankenstein-Ulstadt. Er wurde in München den 11. Februar 1789 geboren.
In früher Jugend entwickelte sich bei S. schon Neigung und Anlage zur Zeichenkunst, welche noch mehr erweckt und gebildet wurde durch seinen damaligm Erzieher, und dessen Jugendfreund, den Herrn Gallerie-Direktor Georg von Dillis.
Während Graf v. Seinsheim auf der Universität Landshut in den Jahren 1809, 18l0 und 1811 sich dem Rechtsstudium widmete, setzte er in den Mußestunden seine Kunstübungen fort, und erlernte unter der Leitung des verdienstvollen Künstlers und Professors Simon Klotz die Oelmalerei. Nachdem er in Landshut seine Studien vollendet, das Absolutorium erhalten, die gesetzlich vorgeschriebene Praxis bei dem königlichen Landgerichte Au bei München angetreten, im Sommer 1612 den allgemeinen Staatskonkurs mitgemacht, und so alle Bedingungen zum Anspruch zu einer Anstellung im Staatsdienst erfüllt hatte, widmete er sich von nun an als Diletant, mit mehr Ausschließung dem Studium der Kunst, und besuchte in den Jahren 1813, 1814, 1815 und Anfangs 1816 die königl. Akademie der bildenden Künste, wo er unter der freundschaftlichen Leitung des um die Kunst hochverdienten Hrn. Direktors Peter Paul von Langer, und dessen Sohn Professor Robert von Langer sich in Zeichnung, Composition und Oelmalerei mehr ausbildete.
Im Frühjahre des Jahres 1816 reiste er mit seinem ältern Bruder, Grafen Karl von Seinsheim, nach Italien, wo er sich am längsten in Rom aufhielt, und die dortigen großen Kunstwerke eines Raphaels etc. fleißig studirte, mit den damals versammelten ausgezeichnetsten deutschen Künstlern in freundschaftliche Berührung kam, und einen großen Carton zu einem Altarbild, die Mutter Gottes mit dem Jesuskind in einer Glorie von Engeln und den 14 heiligen Nothhelfern umgeben vorstellend, entwarf; welcher sodann in München in den Jahren 1820 bis im Juni 1822 in Oel ausgeführt, in der Dorfkirche von Grünbach, dem Landgute seines Brüders Karl, am 2. August desselben Jahres in einem neuerbauten Altar aufgestellt wurde. Während seinem Aufenthalte zu Rom machte er auch einige Versuche in der damals von den deutschen Künstlern erst wieder versuchten Fresco-Malerei, und malte unter andern eine Frau mit einem Kinde an die Wand seines Studienzimmers.
Auf der Rückreise besuchte er Florenz, Bologna, Ferara, Venedig etc., und kehrte zu Ende des Jahres 1817 in seine Vaterstadt zurück.
Bei Gelegenheit der Jubelfeier des Königs Maximilian im Jahre 1824, arbeitete er auch an den allegorischen transparenten Gemälden mit, welche zu dieser Feier von einem Verein mehrerer Künstler unter der Leitung des Hrn. Peter Heß auf dem Rathhause gemalt, und in dem Circus vor dem Maxthor aufgestellt wurden. Am 16. Februar 1824 wurde er zum Ehrenmitgliede der königl. Akademie der bildenden Künste ernannt.
In demselben Jahre vollendete er auch ein Altarbild: Christus vorstellend, wie er dem heil. Petrus die Himmelsschlüssel übergibt; welches er der Pfarrkirche des Städtchens Vohburg an der Donau verehrte, und welches am 25. Juni 1824 dort aufgestellt wurde. Uebrigens malte er mehrere kleinere Gemälde und viele Bildnisse von Freunden und Verwandten, unter denen das des verstorbenen Hrn. Bischofs Joh. Mich. Sailer in Regensburg (welches auch vom Hrn. Hanfstängel lithographirt worden) eines der gelungensten seyn möchte. Dieselben befinden sich meistens zerstreut an verschiedenen Orten, so wie einige kleine Radirungen auf Kupfer, die sich in den Sammlungen mehrerer Kunstliebhaber befinden.
Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.
Seinsheim, August Carl, Graf von, Königlich bayerischer Cämmerer und Reichsrath, nimmt auch unter den Künstlern eine bedeutende Stelle ein, obgleich ihn sein Stand und sein Vermögen nur in die Reihe der Dilettanten setzen. Graf von Seinsheim ist Maler und gleich anderen Künstlern auch durch radirte Blätter und lithographische Versuche bekannt.
Im Jahre 1789 zu München geboren fand er an dem berühmten Georg von Dillis einen Erzieher und Jugendfreund, der seine angeborne Neigung zur Zeichenkunst nur noch mehr weckte und unterstützte. Der edle Graf widmete sich aber auch mit Eifer den vorbereitenden Studien, absolvirte 1811 an der Universität in Landshut die Jurisprudenz, und erfüllte im folgenden Jahre durch die Concursprüfung alle Bedingnisse zum Staatsdienste, welchen er aber von nun an mit der Malerei vertauschte. Er besuchte in den Jahren 1813–16 die Akademie der Künste in München, wo er sich unter Leitung des P. v. Langer in der Oelmalerei ausbildete, und die Kunstausstellung von 1814 wies schon einige gelungene Proben seines Fortschrittes auf. Im Frühjahre des J. 1816 reiste er mit seinem älteren Bruder, dem Minister Grafen Carl von Seinsheim, nach Italien, wo jetzt Roms Kunstschätze der Gegenstand eines längeren Studiums waren, und der Aufenthalt der ausgezeichnetsten deutschen Künstler, mit denen er in freundschaftliche Berührung kam, nicht minder Einfluss auf seine Kunstrichtung hatte. In Rom fertigte Graf Seinsheim einen grossen Carton zu einem Altarbild, welches Maria mit dem Jesuskinde in einer Glorie von Engeln und von den 14 Nothhelfern umgeben vorstellt. Diese schöne Composition führte der Graf in Oel aus und seit 1822 sieht man sie auf dem Altare der Kirche in Grünbach, dem Gute des Grafen Carl von Seinsheim. Auch in der Frescomalerei versuchte sich unser Künstler in Rom, da in jene Zeit die Wiedererweckung dieser Kunst in der Villa Massimi fällt. Auf der Rückreise besuchte der Graf auch Florenz, Bologna, Ferrara, Venedig u. s. w., und der Besuch jeder Stadt war seiner Kunst förderlich.
Nach München zurückgekehrt malte er die Skizze zu dem genannten Altarbilde der Kirche in Grünbach, welche auf der Ausstellung 1820 zu sehen war, neben vier anderen Bildern, wovon eines die hl. Jungfrau als Kind von Engeln umgeben, ein anderes die hl. Jungfrau mit dem Jesuskinde vorstellt. Dann arbeitete er auch an den allegorischen Transparentgemälden, welche 1824 bei der Jubelfeier des höchstseligen Königs Maximilian aufgestellt waren und in einem Prachtwerke in lithographirten Umrissen erschienen. In demselben Jahre ernannte ihn die Akademie der Künste in München zum Ehrenmitgliede. Hierauf vollendete er das Altarbild in der Pfarrkirche zu Vohburg an der Donau, wovon die Skizze auf der Ausstellung von 1823 zu sehen war. Damals brachte er auch ein Paar Genrebilder vor das Publikum: eine Frau mit dem Kinde auf dem Arme in einer Landschaft, und das Bildniss eines Bauern Mädchens aus der Gegend von Starnberg. Ein späteres Gemälde stellt die Flucht nach Aegypten dar. Nebenbei malte der Graf auch mehrere Bildnisse von Verwandten und Freunden. Darunter ist auch jenes des ehrwürdigen Bischofs Joh. Michael Sailer, welches Hanfstängel lithographirt hat. Zu Kiefersfelden, in der Kapelle, wo König Otto von Griechenland von seinem Vaterlande Abschied nahm, ist vom Grafen Seinsheim ein schönes Altarbild, welches den hl. Otto mit St. Ludwig und St. Theresia verstellt, in sinniger Beziehung auf den jungen König und die königlichen Eltern, und Bildnisse der dargestellten hohen Personen. Graf von Seinsheim, ist fortwährend thätig, und somit gingen noch mehrere andere Bilder aus seinem Atelier hervor, die theils zu frommen Zwecken bestimmt sind, theils in die Hände seiner Familie und von Freunden übergingen. Im Jahre 1839 malte er ein Denkbild auf die Erneuerung der Gelübde des Ordens der Nonnen bei Wiedererrichtung des Klosters Frauen-Chiemsee 1838. Ein anderes Gemälde stellt den Herzog und Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein (gest. 1545) dar, nachgebildet seinem Grabmale in der Klosterkirche von Seligenstadt bei Landshut.
Ausser dem oben genannten von Hanfstängel lithographirten Bildnisse des Bischofs Sailer haben wir von C. Theodori zwei radirte Blätter nach Zeichnungen des Grafen von Seinsheim. Sie stellen zwei Bauernmädchen in halber Figur vor, mit K. O. Bamberg 1825. 26. bezeichnet.
Graf von Seinsheim hat selbst mehrere schöne Blätter radirt.
1) Brustbild eines Mannes. A. S. 1809. H. 3 Z., Br. 2 Z. 8 L.
2) Derselbe von vorn 1813. H. 4 Z. 4 L., Br. 3 Z. 6 L.
3) Ein schlafendes Kind. A. S. 1812. H. 4 Z. 4 L., Br. 3 Z. 6 L.
4) Eine betende Bäuerin mit zwei Kindern bei einer Martersäule am Wege stehend. Links unten A. S. 1825. H. 6 Z. 10 L., Br. 5 Z. 4 L.
5) Eine alte Frau im Lehnstuhle sitzend und lesend. A. S. 1813. H. 4 Z. 2 L., Br. 3 Z.
6) Eine Madonna sitzend mit dem Kinde, dem sie eine Birne reicht. Mit dem Namen. H. 5 Z., Br. 4 Z. 1 L.
7) Die Schaafschur. Seinsheim 1815. H. 4 Z. 8 L., Br. 3 Z. 9 L.
Dr. Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon oder Nachrichten von dem Leben und Werken der Maler, Bildhauer, Baumeister, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen, Zeichner, Medailleure, Elfenbeinarbeiter etc. Bearbeitet von Dr. G. K. Nagler. München, 1846.
Chronik der Gegenwart.
Nekrologe.
Am 18. Dec. 1869 starb in München der königlich bairische Kämmerer, Reichsrath und Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste, Reichsgraf August Karl Maria von Seinsheim. Derselbe hat sich nicht nur als Freund und Beschützer der Kunst um letztere in hohem Maße Verdienste erworben, auch sein eigenes Leben war zum nicht geringen Theile der künstlerischen Arbeit gewidmet. Am 11. Febr. 1789 in München geboren, entwickelte sich neben einer vortrefflichen Erziehung bei ihm schon frühzeitig tiefere Anlage bekundende Vorliebe für das Zeichnen, die von seinem Erzieher Auracher und dem damaligen Galerieinspector Dillis, der mit letzterm befreundet war, nur gefördert und gepflegt wurde. Der junge Graf wandte sich schon früh der von Sennefelder gemachten Erfindung zu, indem er verschiedenes mit chemischer Tusche auf Stein zeichnete, und setzte überhaupt seine angefangenen Kunstübungen auch während seiner Universitätsstudien fort, denen er in den Jahren 1809–11 namentlich auf dem Gebiete der Rechtswissenschaft an der Universität zu Landshut oblag. Hier ließ er sich auch von dem Maler Simon Klotz, welcher als Professor der Theorie der bildenden Künste damals in Landshut lebte, in der Technik der Oelmalerei unterrichten, während er auf der andern Seite seine juridischen Studien erfolgreich beendete. Nachdem er hierauf die Universitätsprüfung bestanden, die gesetzlich vorgeschriebene Praxis angetreten und auch den allgemeinen Staatscursus durchgemacht hatte, die Vorbedingungen seines Eintritts in den Staatsdienst sonach von ihm erfüllt waren, zog er sich ins Privatleben zurück, um seinen künstlerischen Interessen zu leben; zu welchem Zwecke er dann auch von 1813–16 die Akademie der bildenden Künste in München besuchte. Hier übte er sowol das Zeichnen nach der Antike und nach dem Leben, wie auch die historische Composition und das Malen in Oel. Daneben setzte er seine mit Glück begonnenen Versuche im Radiren fort, von denen mehrere aus den Jahren 1812–15 erhalten sind.
Im Jahre 1816 trat Seinsheim in Begleitung seines Bruders, des spätem Ministers Grafen Karl von Seinsheim, eine größere Reise nach Italien an, deren nächstes Ziel Rom war. Hier verkehrte er mit den dort anwesenden deutschen Malern, unter denen namentlich J. A. Koch ihn vorwiegend anzog. Nachdem er sich auch in Florenz noch einige Zeit aufgehalten, kehrte Seinsheim gegen Ende des Jahres 1817 nach München zurück, wo er sich bald darauf mit der Gräfin Emilie von La Rosée vermählte, um neben dem Umgange mit seinen Freunden, zu denen Dillis, R. Langer, dann aber auch Schletthauer, C. Zimmermann, Ph. Foltz, sowie Cornelius und Heß gehörten, fortan seiner Neigung für die Kunst zu leben. Im Jahre 1822 wurde von ihm ein Altargemälde vollendet, welches in der Dorfkirche zu Günzbach aufgestellt ist. Ein anderes größeres Oelgemälde, welches die Uebergabe der Schlüssel an Petrus darstellt, wurde 1824 von ihm vollendet und der Gemeinde Vohburg an der Donau zum Geschenk gemacht. In derselben Zeit ernannte ihn die Akademie der bildenden Künste zu ihrem Ehrenmitgliede. Im Jahre 1837 trat Seinsheim in die Kammer der Reichsräthe, wo er, keiner bestimmten Partei angehörend, an den vorkommenden Arbeiten auch in den Ausschüssen, in die er gewählt wurde, gewissenhaften Antheil nahm. Seinsheim war eine einfache, bescheidene Persönlichkeit, und hat namentlich als Vorstand des Sanct-Vincentius-Vereins in München den Armen und Kranken viel Trost und Hülfe gebracht.
Unsere Zeit. Deutsche Revue der Gegenwart. Monatsschrift zum Conversations-Lexikon. Leipzig, 1870.
AUGUST GRAF v. SEINSHEIM.
August Graf von Seinsheim, königl. bayerischer Kämmerer, Reichsrath und Maltheser-Ordensritter, ist der jüngste Sohn des Maximilian, Grafen von Seinsheim, churpfälzisch-bayerischen wirklichen geheimen Raths und Kirchen-Administrations-Präsidenten und der Marianna, Gräfin von Seinsheim, geb. Freiin von Frankenstein-Ulstadt. Er wurde in München den 11. Februar 1789 geboren. Neigung zur Kunst offenbarte sich schon frühzeitig in seiner Seele, durch seinen Erzieher Johann Auranger, Jugendfreund und Studiengenosse des Gallerieinspectors G. von Dillis, erhielt diese Neigung neue Nahrung und bestimmte Entwickelung. Aber Stand und Vermögen machten Ansprüche geltend, die der junge Graf nicht vernachlässigen durfte, er hatte Anfangs weniger in der Ausbildung für die Kunst, als in der staatmännischen Carriere die Aufgabe seines Lebens zu erkennen. In den Jahren 1809 bis 1811 widmete er sich mit Eifer dem Studium der Rechtswissenschaft; nachdem er diese Studien vollendet und das Absolutorium erhalten hatte, trat er die gesetzlich vorgeschriebene Praxis bei dem königlichen Landgericht Au bei München an und absolvirte im Sommer 1812 den allgemeinen Staatsconcurs. Hatte er so alle Bedingungen zum Anspruch auf eine Anstellung im Staatsdienste erfüllt, so durfte er sich von nun an auch als Dilettant mit mehr Ausschliessung dem Studium der Kunst hingeben.
Unter der Leitung des verdienstvollen Professors Simon Klotz hatte er schon früher die Technik der Oelmalerei erlernt, in den Jahren 1813 bis 1816 besuchte er die Akademie der bildenden Künste, wo er unter der Aufsicht und Leitung der beiden Langer Gelegenheit fand sich in der Zeichnung, Composition und Farbenbehandlung weiter auszubilden. Schon im Jahre 1814 konnte er mit einigen gelungenen Proben seines Fleisses auf der akademischen Ausstellung auftreten, der Katalog nennt drei Bilder: eine Madonna mit dem Kinde, einen Eremiten und das Portrait seines Bruders Carl.
In Italien suchte er die Vollendung seiner Ausbildung; im Frühjahr 1816 reiste er mit seinem Bruder Carl ab, Rom war das Endziel der Reise und hier hielt er sich am längsten auf. Das Studium der Werke Raphael's lag ihm am meisten am Herzen und in diesem Studium hatte er einen ebenso eifrigen als kunsterfahrenen Genossen, den Professor Clem. v. Zimmermann, späteren Central-Gallerie-Director. Doch nicht blos die alten Meister, auch die Neudeutschen, die um jene Zeit einen neuen Aufschwung der deutschen Malerei in Rom begründeten, wirkten mannigfach bildend und fördernd auf seine Entwickelung ein. Die bedeutendste Frucht dieses römischen Aufenthalts war ein grosser Carton mit der Madonna in Engelglorie umgeben von den vierzehn Nothhelfern; Seinsheim hat die Composition später (1820–1822) in Oel ausgeführt und sie in der Dorfkirche zu Grünbach, dem Landgut seines Bruders, auf einem neuerbauten Altar aufstellen lassen. Auch in der Freskomalerei, die damals in Rom durch die deutschen Werke der Villa Massimi neue Belebung erhielt, hat sich der Graf versucht, er malte unter Anderm an die Wand seines Studienzimmers eine Frau mit einem Kinde, Neigung aber wie seine eigenthümliche Stellung zur Kunst überhaupt wiesen ihn auf die leichtere und bequemere Oelmalerei als sein eigentliches Feld hin.
Gegen Ende des Jahres 1817 kehrte Seinsheim aus Italien nach München zurück. Es galt nun zunächst die in Rom und anderen Städten Italiens gemachten Studien für seine Kunst zu verwerthen, und die ersten Früchte dieser Arbeit waren eine heilige Jungfrau als Kind umgeben von Engeln, eine heilige Jungfrau mit dem Kinde und die Skizze zu jenem oben erwähnten Madonnenbild mit den vierzehn Nothhelfern; alle drei Bilder waren nebst einem Portrait und dem Studium eines Kopfes auf der akademischen Ausstellung 1820 zu sehen. Die Skizzen zu einer Anbetung der Hirten so wie zu jenem Altarbild Christus wie er Petrus die Schlüssel übergiebt, das Seinsheim für die Pfarrkirche des Städtchens Vohburg an der Donau ausführte, waren auf der Ausstellung 1833; zwei Genrebilder: eine Frau mit dem Kind auf dem Arm in einer Landschaft, und ein Starnberger Bauernmädchen sah man ebenfalls auf dieser Ausstellung.
Bei Gelegenheit der Jubelfeier des Königs Maximilian I. im Jahre 1824 war Seinsheim auch an den allegorischen Transparentgemälden thätig, welche für diese Feier von verschiedenen Künstlern unter der Leitung des P. Hess auf dem Rathshause gemalt und im Circus vor dem Maxthor ausgestellt wurden. Diese Gemälde sind in einem grossen Prachtwerke durch lithographische Umrisse der Vergessenheit entrissen worden. – Am 16. Februar 1824 ernannte ihn die Akademie der Künste zu ihrem Ehrenmitgliede.
Seinsheim hat die Kunst nur aus Neigung geübt, aber mit solchem Eifer, solcher Hingabe und solchem Geschick, dass, obschon Stand und Vermögen ihn nur in die Reihe der Dilettanten setzen, er in Wirklichkeit dennoch in der Künstlerwelt Münchens eine achtungswerthe und verdienstliche Stellung einnimmt. Seine Bilder sind wenig in die Oeffentlichkeit gelangt, er arbeitete nicht für akademische Ausstellungen und Kunstvereine, sondern meistens nur für fromme Zwecke, für arme Kirchen, für seine Familie und für Freunde. Unter solchen Verhältnissen mehr wohlthätiger Art konnte Seinsheim auch fast nur die beiden Gebiete der religiösen oder kirchlichen Malerei und des Portraits als sein eigentliches Feld betrachten und bebauen. Er hat es bis in die Gegenwart hinein gethan mit seltener Ausdauer und Begeisterung.
[...]
Dr. phil. Andreas Andresen: Die Deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts, nach ihren Leben und Werken. Leipzig, 1872.
Seinsheim August, von, Graf, 1789 (München) – 1869, königlich bayerischer Kämmerer, Reichsrat der Krone Bayern, Kunstfreund, Historienmaler und Radierer; er studierte in Landshut 1809/11 Rechte, ging aber nach dem juristischen Staatskonkurs 1813/16 auf die Münchner Kunstakademie, um bei den beiden Langer sich in Zeichnung, Komposition und Ölmalerei auszubilden, nachdem er schon als 16jähriger für seine Bilder und Porträts den Beifall J. G. Edlingers geerntet hatte; 1816 kam er anläßlich eines Aufenthalts in Rom unter den Einfluß von P. von Cornelius und Overbeck; schon dort entstand ein großer Karton zu einem Altarbild, einer Madonna mit den vierzehn Nothelfern, das in München 1820/22 in Öl ausgeführt, in der Kirche des gräflichen Landguts Grünbach (Lkr. Erding) Aufstellung fand; in Rom versuchte S. sich auch in der Freskenmalerei zu bewähren; bei der Jubelfeier für König Max I. (1824) arbeitete er zusammen mit K. von Heideck, J. A. Rhomberg, J. von Stieler, L. Quaglio, P. von Hess u. a. an den Transparentbildern, die auf dem Dultplatz (heute Maximiliansplatz) in nächtlicher Illumination aufgestellt wurden; S. war auch ein selten begabter und kapitalkräftiger Kunstfreund; seine Altarbilder verschenkte er an Kirchen; auch Porträts (u. a. von Bischof J. M. Sailer) und Genres stammen von ihm.
Hauptwerke: Altargemälde in Pfarrkirche Vohburg a. d. Donau und in der Otto-Kapelle bei Kiefersfelden.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.