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NA – 158 (Ainmiller · Flotow · Hertter · Neal · Schmidhuber)

Ω

Portrait-Statue
Sockel-Inschrift

JOH. HALBIG, PROF. FEZIT
MÜNCHEN 1871

Vervollkommner der Glasmalerei.

Hier ruhet
der edle Herr
Max Ainmiller
Inspektor der kgl. Glasmalerei,
geb. den 14. Febr. 1807,
gest. den 8. Dez. 1870

Linke Seite

Ainmiller Antonie, k. Glasmalereiinsp.wt., 1808-1892
Neal Charles, Staatsbeamter, 1869-1897
Neal Maria, Kunstmalersgattin, 1842-1897
Ainmiller Max, Rentner, 1839-1905
Ainmiller Elise, Rentiere, 1834-1908
Ainmiller Angelo, Komponist, 1865-1917

Rechte Seite

Flotow Therese Freifrau von, k. Hauptmannsgattin, 1835-1909
Hertter Hermann, Regierungsdirektor, 1848-1913
Schmidhuber Elise, Oberstenswitwe, 1862-1919
Schmidhuber Andreas, k. Oberst a. D., 1847-1919
Schmidhuber-Ritter Antoinette, 1880-1924
Hertter Maria, Regierungsdirektorswitwe, 1860-1929

Ω

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Angelo Ainmiller

* 15.9.1864
† 12.4.1917
Komponist

Österreichische Musik- und Theaterzeitung (11/12.1895)

Notizen.

– Kürzlich hatten wir Gelegenheit in der Votivkirche eine von Herrn Capellmeister Theobald Kretschmann dirigirte und von dem Münchner Componisten Herrn Angelo Ainmiller componirte grosse Messe anzuhören. Das Werk ist im edelsten Kirchenstyle geschrieben, erweckt eine weihevolle Stimmung und halten wir es daher für unsere Pflicht, alle Kirchenchorleiter auf dasselbe ganz besonders aufmerksam zu machen. Angelo Ainmiller ist einer der meistversprechendsten Componisten der Neuzeit und sind auch seine Lieder, von denen wir bereits einige im Saale Bösendorfer kennen lernten, wahre Perlen auf diesem Gebiete. Er wandelt eigene Bahnen und trotzdem es scheint, als ob er sich an Wagner anlehne, weiss er doch stets Eigenes, ja Originelles zu sagen, welches sogar, besonders in seinen Liedern, uns tief ergreift und dauernder zu fesseln vermag, als der geistige Inhalt, in den von Wagner erschienenen Liedern. Dieser junge hochbegabte Componist wird in der Welt entschieden noch viel von sich reden machen.

Österreichische Musik- und Theaterzeitung. Wien; 11/12.1895.

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Max Emanuel Ainmiller

* 14.2.1807 (München)
† 9.12.1870 (München)
Architekturmaler, Glasmaler und Inspektor der königlichen Glasmalerei

Artistisches München im Jahre 1835 (1836)

Ainmiller, Max Emanuel, Glasmaler, geboren zu München 1807, studirte auf der Akademie zu München, und zeichnete sich als Schüler des Professors Gärtner im Fache der Architektur, der Perspektive und des Ornamentes aus. Später widmete er sich fast gänzlich dem letztern Fache, und trat dann bei der großen artistischen Umänderung, welche die königl. Porzellan-Manufaktur durch den bezeichnten Professor erfuhr, als Dekorateur in den Dienst desselben. Mehrere große Vasen und Gefäße, und einen, Theil des etruskischen Services für den Reichsrath, Grafen von Schönborn, verzierte er von dieser Zeit an. Später ergab er sich ausschließend der Glasmalerei, und ihm gebührt das Verdienst, durch mannigfaltige artistische Versuche, in Uebereinstimmung mit den Erfahrungen des Professors Gärtner, bei Vergleichung der alten Glasmalereien mit den jetzigen, das ganze Verfahren gefördert zu haben; ja, ihm verdankt die Glasmalerei größtenteils die hohe Stufe der artistischen Ausbildung, auf welcher sie jetzt steht.

Unter seiner Leitung wurden sämmtliche Kirchenfenster des Regensburger Doms, mit Ausnahme des ersten, ausgeführt, so wie auch die Ornamente von ihm erfunden und gezeichnet sind. Er malte selbst mehrere Figuren, wie die heil. drei Könige und die Gestalt Josephs, mit Ausnahme des Kopfes, etliche Brustbilder der Propheten u. s. w.

Seine architektonischen Verzierungen sind mit außerordentlicher Reinheit des Geschmackes ausgeführt.

In neuester Zeit beschäftigte er sich mit Herstellung der neuen Fenster für die Kirche in der Vorstadt Au. Ainmiller malt auch schöne Landschaften in Oel.

Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode (8.12.1838)

Gallerie einiger in München lebender Künstler.
(Fortsetzung.)

Max. Emanuel Ainmüller.

M. E. Ainmüller, geboren zu München 1807, zeichnete sich als Zögling der Akademie der Künste im Fache der Architektur, der Perspective und des Ornamentes früh aus. Sich dem letztern ganz hingebend trat er in Folge der durch Professor Gärtner in der Porzellanmanufactur herbeygeführten artistischen Umgestaltung als Decorateur in dessen Dienste. Von dieser Zeit an verzierte er mehrere große Vasen und Gefäße und einen Theil des etruskischen Services für den Reichsrath, Grafen von Schönborn. Später, nachdem er mit dem ausgezeichneten Porzellanmaler Christian Adler mit bedeutendem Erfolg zu wetteifern begann, wählte er ausschließend die Glasmalerey, und ihm gebührt das Verdienst, durch mannigfaltige artistische Versuche, in Übereinstimmung mit den Erfahrungen des jetzigen Hofarchitekten und Oberbaurathes Gärtner, bey Vergleichung der alten Glasmalereyen mit den jetzigen, das ganze Verfahren gefördert zu haben. Man darf geradehin behaupten, daß seinem unermüdeten Eifer und seiner scharfsinnigen Analyse, verbunden mit großer Gewandtheit in der Ausführung, die Glasmalerey die hohe Stufe der artistischen Ausbildung, auf welcher sie gegenwärtig steht, verdanke. Unter seiner Leitung wurden sämtliche Kirchenfenster des Regensburger Domes, mit Ausnahme des ersten, ausgeführt. Die Ornamente sind von ihm gezeichnet und gehören seiner Erfindung. Er malte selbst mehrere Figuren, wie die heiligen drey Könige, etliche Brustbilder der Propheten u. s. w. Seine architektonischen Verzierungen sind mit außerordentlicher Reinheit des Geschmackes ausgeführt. In neuester Zeit beschäftigte er sich mit Herstellung der neuen Fenster für die neue Kirche in der Vorstadt Au, die ihrer Vollendung immer näher rückt. Seine Glasgemälde, die in verschiedenen Perioden ausgestellt worden, zeichnen sich durch den frischen, lebendigen Glanz, durch die Glut der Farben und durch den hinreißenden Schmelz aus und überzeugen die Beschauer, daß es dem jungen Künstler gelang, eine Kunst, die im Mittelalter so hoch und herrlich blühte, aber für die Gegenwart verloren schien, wieder in ihrer alten Pracht zu erwecken und zur Ausschmückung der Kirchen in Anwendung zu bringen. So glüht die innige Pietät jener Zeit, welche in deutschen Tempeln einst auf das Glas ihre Anschauungen und dichterischen Gebilde hinhauchte, wieder in voller Glorie und erquickt das Auge, das dem Geistigen jene Stimmung zuführt, die einst im deutschen Gemüthe thatenfruchtbar vorwaltete. Manches andere Talent versucht sich auf dieser weiten Bahn, aufgemuntert durch das Beyspiel des glücklichen Meisters, mit Erfolg. Wir erinnern an eine Madonna von dem Künstler Wilhelm Vörtl nachdem spanischen Meister Murillo, die erst jüngsthin allgemeines Interesse erregte. Ainmüller liefert auch schöne Landschaften in Öhl.

(Der Schluß folgt.)

Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode 147. Samstag, den 8. Dezember 1838.

Die bildende Kunst in München (1842)

Vor Allen gelang es Max Emanuel Ainmüller, geboren im Jahre 1807 in München, die Haupthindernisse, welche die neue Kunst noch zu bekämpfen hatte, glücklich zu überwinden und ihm verdankt die Anstalt den größten Theil der schönsten gefärbten Hütten- und Ueberfanggläser. Er widmete sich Anfangs der Architektur, Perspektive und dem Studium der Ornamente und trat veranlaßt durch Gärtner, als dieser die Umgestaltung und Förderung der k. Porzellanmanufaktur übernahm, als Verzierer (Dekorateur) in diese Anstalt und mehrere große Vasen und Gefäße wurden von ihm auf das Angenehmste verziert. Später widmete er sich mit Eifer der Glasmalerei, erhielt, seitdem Heinrich Heß der einzige Vorstand der Anstalt ist, die übrigen Künstler darin überragend, die technische Leitung der Arbeiten und erfand und fertigte auch die Verzierungen zu den Fenstern, wobei ihm seine früher erlangten architektonischen Kenntnisse wesentlich dienten. Er führte auch mit Wehrstorfer und Hämmerl zuerst mehrere Bilder auf Einer Glastafel glücklich aus und zeigte die Möglichkeit der Wiederherstellung der Cabinetsglasmalerei, die seitdem so außerordentliche Fortschritte gemacht hat und worin er Treffliches geleistet. Eines seiner letzten Bilder dieser Art, ein Nachtstück, stellt den Vesuv dar, im vollen Flammenausbruche. Ueber dem zischend emporsprudelnden Feuermeere breiten sich die düsterschweren Rauchwolken aus, das Meer glänzt im hellen Wiederscheine, während weiterhin links gegen den Hintergrund sich die Nacht breitet, die nur durch den milden Schein des Vollmondes erhellt wird. Das Bild macht eine außerordentliche Wirkung durch die verschiedenen lebendigen Lichttöne und die sorgfältigste Ausführung, welche auch die im tiefsten Schatten liegenden Theile noch nach ihrer verschiedenen Entfernung zu bezeichnen wußte. Zugleich übt er mit großem Kunstsinne die Oelmalerei, seine Bilder sind meist treffliche Abbilder großer Bauwerke, vorzüglich des Mittelalters und mit Recht wurden allgemein geschätzt: die Seitenansicht der Kathedrale in Rheims, die äussere und innere Ansicht des Münsters in Ulm, des Münsters in Freiburg, das Innere der Frauenkirche zu München, die Ansicht der Lorenzkirche in Nürnberg, der St. Markuskirche in Venedig und andere, und sie schildern nicht bloß in treuer Auffassung den großartigen deutschen Baustyl des Mittelalters in seinen allgemeinen kühnen Umrissen, sondern auch die bezeichnenden Einzelnheiten mit angenehmer Beleuchtung.

Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.

Universal-Handbuch von München (1845)

Ainmiller, Max,

Inspektor der k. Glasmalerei-Anstalt, Ehrenmitglied der k. Akademie d. bild. Künste, geboren 1807 zu München, begann an der Akademie daselbst seine Kunststudien und wählte sich hiebei besonders das Architekturfach. Er kam später zu der k. Porzellan-Manufaktur und in der Folge zu der im Jahre 1828 durch Se. Maj. den König Ludwig I. gegründeten Glasmalerei-Anstalt, woselbst er nun als k. Inspektor angestellt ist. Bei diesem Institute, das in so wenigen Jahren so Großes und Mannigfaltiges geleistet, hat Ainmiller seinen weitverbreiteten Ruf auch in Beziehung auf Compositionen für Glasmalerei, z. B. für den Regensburger Dom, die Ornamente für die Auerkirche u. s. w., fest begründet, da besonders die Vervollkommnung der Glasmalerei größtentheils diesem Künstler zu danken ist und die ganze technische Leitung dieser Anstalt von demselben geführt wird.

Auch die Architekturbilder von Ainmiller sind sehr bekannt und hochgeschätzt, z.B. die Lorenzerkirche in Nürnberg, welche als Kunstvereinsgeschenk von Geißler in Kupfer gestochen wurde; die Markuskirche in Venedig, im Besitze Sr, Maj. des Kaisers von Rußland; die Westminster-Abtei in London, im Besitze des Collegialassessors Bolgiano; die Allerheiligen-Hofkapelle in München und die Mariahilfkirche in der Vorstadt Au bei München, im Besitze I. k. H. der Frau Großfürstin v. Leuchtenberg u. v. a.

Universal-Handbuch von München. München, 1845.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst (16.12.1870)

Nekrologe.

Max Emanuel Ainmiller †.

Wieder ist einer der Münchener Kunstveteranen heimgegangen, der oft genannte Inspektor der k. Glasmalereianstalt Max Emanuel Ainmiller, der am 8. December in München verschied. Ainmiller war im Jahr 1807 geboren und widmete sich zuerst der Baukunst, zu welchem Behufe er an der Münchener Akademie studirte, woselbst er sich vorzugsweise im Ornamentenfache ausbildete. Nach vollendeten Studien erhielt er die Stelle eines Ornamentenzeichners in der k. Porzellanmanufaktur in Nymphenburg, welche er aber schließlich verließ, um sich der durch Frank wieder erweckten Glasmalerei zu widmen, zu welcher er sich schon seit längerer Zeit hingezogen gefühlt. Es war vorwiegend die technische Seite dieser Kunst, welcher er seine volle Thätigkeit widmete, und man darf wohl behaupten, daß dieselbe die hohe Stellung, welche sie dermalen unter den Schwesterkünsten einnimmt, zum wesentlichen Theile den rastlosen Bemühungen Ainmiller’s verdankt. In früheren Jahren zeichnete er auch den größten Theil der Ornamente zu den großen Fenstern, welche aus der berühmten Münchener Anstalt hervorgingen. Ainmiller theilte mit Recht den europäischen Ruhm, dessen sich dieselbe erfreute und noch erfreut. Unter seiner Leitung entstanden die ausgezeichneten Glasmalereien für die Dome in Regensburg, Köln und Speyer, für die Kirche der Münchener Vorstadt Au, für die Universitätskirche in Cambridge und in neuerer Zeit für S. Paul in London, die Kathedrale in Glasgow und das Parlamenthaus in Edinburg. Sein früheres Studium der Baukunst führte ihn später zur Architekturmalerei, in welcher er namentlich in Bezug auf Schönheit und Korrektheit der Zeichnung Bedeutendes leistete. Seine einschlägigen Bilder stellen vorwiegend Bauwerke gothischen Styles dar. Ainmiller ist auch in der Neuen Pinakothek zu München vertreten und erfreute sich der besonderen Gunst König Ludwig’s ll. Die Münchener Akademie ehrte ihren vormaligen Schüler durch seine Aufnahme in ihren Verband, und seine Brust schmückten mehrere Orden.

Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst Nr. 5. Leipzig, den 16. Dezember 1870.

Kunstvereins-Bericht für 1870 (1871)

Nekrologe.

Max Emanuel Ainmiller,Maler, Inspektor der k. Glasmalerei und Ehrenmitglied der k. Akademie der bild. Künste,

geboren zu München den 14. Februar 1806, war der Sohn eines unbemittelten Schullehrers daselbst. Der frühe Tod des Vaters zwang ihn schon in seinem 13. Lebensjahre, nicht blos auf den eigenen Unterhalt bedacht zu sein, sondern auch wo möglich noch Mutter und Schwester zu unterstützen. Nachdem er eine Zeit lang die Münchener Akademie besucht hatte, woselbst er, in der Absicht, sich der Baukunst zu widmen, hauptsächlich im Ornamentenfache sich auszubilden bemüht gewesen war, wurde er auf Verwendung des Malers Frank in die k. Porzellan-Manufaktur als Zeichner aufgenommen. Sein Talent und Eifer veranlaßten Ainmiller’s Vorgesetzten, dem erst achtzehnjährigen Jünglinge im Gebiete der Glasmalerei, für deren Pflege damals in der Porzellan-Manufaktur eine eigene Abtheilung bestand und zu welcher sich Ainmiller lebhaft hingezogen fühlte, eine ganz selbstständige Thätigkeit anzuweisen. Es war vorwiegend die technische Seite dieser Kunst, welcher er nun seine volle Aufmerksamkeit widmete, und man darf wohl behaupten, daß dieselbe die hohe Stellung, welche sie dermalen unter den Schwesterkünsten einnimmt, zum wesentlichen Theile den rastlosen Bemühungen Ainmiller’s verdankt. Zwar wurde er anfänglich vielfach verkannt; allein nachdem der berühmte v. Gärtner auf seine Leistungen aufmerksam geworden war und in richtiger Erkenntniß ihrer Bedeutung den strebsamen Mann König Ludwig I. dringend empfohlen hatte, bot sich Ainmiller bald Gelegenheit, seiner Kunst die verdiente Anerkennung zu verschaffen. Unter seiner Leitung entstanden von dieser Zeit an – es war in der Mitte der vierziger Jahre – in einer auf Anordnung des kunstsinnigen Königs eigens erbauten Anstalt die herrlichen Glasmalereien für die Dome in Regensburg, Köln und Speyer; für die Kirche der Münchener Vorstadt Au, für die Universitätskirche in Cambridge und in neuerer Zeit für S. Paul in London, die Kathedrale in Glasgow und das Parlamenthaus in Edinburg. Auch in Petersburg, Agram und im Vatikan zu Rom hat sich der treffliche Meister durch seine Werke verewigt. Dadurch daß er im Jahre 1850 die k. Glasmalerei-Anstalt auf eigene Rechnung übernommen hatte, war es ihm möglich geworden, von deren technischer Leitung jedem ihm unberechtigt erscheinenden Einfluß fern zu halten, und indem er ausschließlich seiner eigenen Kraft und den in langjähriger Praxis gewonnenen Erfahrungen vertraute, ihr den europäischen Ruf zu schaffen, dessen sie sich erfreut.

In seinen freien Stunden war Ainmiller auch als Architekturmaler thätig und hat in diesem Fache der Kunst, insbesondere was Schönheit und Korrektheit der Zeichnung anlangt, Bedeutendes geleistet. Die Münchener Akademie würdigte des Künstlers vielseitige Verdienste durch Aufnahme in ihren Verband; auch manch’ hoher Orden, der Ainmillers Brust schmückte, legt Zeugniß von des trefflichen Mannes Streben und Erfolgen ab.

Vor drei Jahren zeigten sich bei Ainmiller die ersten Symptome eines Gehirnleidens, unter dessen Einstuß es ihm ungemein schwer wurde, seinem Berufe in der bisherigen erfolgreichen Weise nachzukommen, wenn auch sein langjähriger treuer Mitarbeiter, der in Münchener Künstlerkreisen wohlbekannte Maler Leonhard Faustner, ihm eine höchst wirksame Stütze war; rasch nahm die Krankheit einen immer intensiveren Charakter an und führte schließlich am 8. Dezember v. J. den Tod des bis zum letzten Augenblick mit dem Aufgebot aller Kräfte thätigen Künstlers gegen Erwarten schnell herbei. Mit ihm ist wieder einer der Münchener-Kunstveteranen heimgegangen, deren Reihe der Tod in der jüngsten Zeit nur allzusehr gelichtet hat.

Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1870. München, 1871.

Über Land und Meer (1871)

Max Emanuel Ainmiller.

Am 8. Dezember 1870 starb zu München einer der hervorragendsten Künstler unserer Zeit: Max Emanuel Ainmiller, Ehrenmitglied der bayerischen Akademie der bildenden Künste und Architekturmaler.

Geboren zu München den 14. Februar 1807 als der Sohn eines armen Schullehrers, welcher frühzeitig verstarb, war der dreizehnjährige Knabe genöthigt, sich Verdienst zu verschaffen, um auch der hülflos dastehenden Mutter und Schwester zur Stütze dienen zu können. Er trat auf Empfehlung des Glasmalers Georg Frank in die königliche Porzellan-Manufaktur Nymphendurg ein, wodurch es ihm zugleich möglich wurde, die Akademie in München zu besuchen, und an dieser damals jung aufblühenden Kunstanstalt dem Studium der Baukunst, hauptsächlich im mittelalterlichen Ornamentenfache, sich zu widmen.

Sein hervorragendes Talent und sein gefälliges Benehmen verschafften dem erst achtzehnjährigen Jüngling eine Stelle als Zeichner in der königlichen Glasmalerei, welche damals mit der Porzellan-Manufaktur verbunden war. Es war nun überwiegend die technische Seite dieser Kunst, zu welcher sich Ainmiller hingezogen fühlte, und hier begann er bald in selbstständiger Thätigkeit zu wirken; es ist zweifellos, daß die hohe Stellung, welche gegenwärtig die Glasmalerei unter den Schwesterkünsten einnimmt, nun wesentlichsten Theil den rastlosen Bemühungen Ainmiller’s zu verdanken ist.

Trotz großer Verdienste fanden jedoch seine Bestrebungen nicht die allseitige Anerkennung: insbesondere wollte man die hohe artistische Bedeutung der Glasmalerkunst, zu der sie Ainmiller nach Besiegung der technischen Schwierigkeiten erhoben hatte, nicht in der geeigneten Weite würdigen.

Doch auch hier trat, wie in vielen andern Fällen, der hohe Kunstsinn des Königs Ludwig I. von Bayern fördernd und vermittelnd ein. Aus Empfehlung Gärtner’s, der damals Direktor der Akademie und Ainmiller’s Lehrer war, erhielt dieser von dem Könige den Auftrag, die Glasgemälde des regensburger Doms zu restauriren. Das Gelingen dieses Unternehmens hatte nun zahlreiche Aufträge zur Folge, so daß König Ludwig im Jahr 1843 durch den Architekten Voit ein eigenes Gebäude für Glasmalerei errichten ließ. Der neuorganisirten Anstalt wurde Ainmiller zwei Jahre später als Inspektor vorgesetzt.

Von da an datiren seine unsterblichen Werke, von denen wir hier nur die Fenster der Pfarrkirche in der Vorstadt Au bei München nach Kartons von Schraudolph und Fischer, den großen Christus für Petersburg, dann Arbeiten für die Dome in Speyer, Köln, Agram und Regensburg anführen.

Durch den Beschluß der bayerischen Landesvertretung vom Jahre 1852 erhielt Ainmiller die königliche Glasmalerei zur Leitung auf eigene Rechnung übertragen, wodurch es ihm möglich wurde, jeden ihm unberechtigt scheinenden Einfluß von dem technischen Betriebe dieses ihm zur Lebensaufgabe gewordenen Kunstzweiges ferne zu halten. Er vertraute ausschließlich seiner eigenen Kraft und seinen eigenen Erfahrungen, um seiner Anstalt den europäischen Ruf zu erhalten, den er ihr in berechtigtster Weise begründet hatte. Zeugen hievon sind die in den letzten sechs Jahren vollendeten Meisterwerke, darunter eine Parlaments-Eröffnung durch König Jakob II. von England nach einem Karton Kaulbach’s für die St. Paulskirche in London, viele große Fenster für die Kathedrale in Glasgow, für die Universitätskirche in Cambridge und das Parlamentshaus in Edinburg. Selbst im Vatikan zu Rom hat sich unser Meister durch seine Werke verewigt.

In seinen freien Stunden war Ainmiller auch als Architekturmaler thätig, und hatte in diesem Fache der Oelmalerei, insbesondere was Schönheit und Korrektheit der Zeichnung anbelangt, Bedeutendes geleistet, wie die in der neuen Pinakothek zu München und in vielen Privatsammlungen des In- und Auslandes befindlichen Bilder Ainmiller’s in glänzender Weise bezeugen.

Manch‘ hoher Orden, der Ainmiller’s Brust schmückte, war der beredte Ausdruck, wie des trefflichen Mannes Kunsterfolg würdige Anerkennung fand.

Ein vor drei Jahren plötzlich auftretendes Gehirnleiden erschwerte es ihm in hohem Grade, seinem Berufe in der bisherigen erfolgreichen Weise nachzukommen, obwohl er sich an dem bei den Künstlern Münchens wohlbekannten Maler und Techniker Leonhard Faustner einen treuen Mitarbeiter herangebildet und in ihm eine höchst wirksame Stütze gefunden hatte.

Im vergangenen Sommer nahm die Krankheit einen intensiven Charakter an, der am 8. Dezember 1870 den Tod des edlen Künstlers durch einen Gehirnschlag herbeiführte. Wer den Dahingeschiedenen, der bis zum letzten Augenblicke mit Aufgebot aller seiner Kräfte thätig war, näher kannte, – wer zugleich das Kunstleben Münchens nach seinen verschiedenen Richtungen zu würdigen weiß, der mußte bei der Nachricht vom Tode Ainmiller’s das schmerzliche Bewußtsein empfinden, daß wieder ein Kunstveteran zu Grabe gegangen, und die so sehr gelichtete Reihe jener Männer, welche Bayerns Ruhm auf dem Gebiete der Kunst in alle Länder getragen, wieder eines der edelsten Glieder verloren habe.

Über Land und Meer. Stuttgart, 1871.

Allgemeines Künstler-Lexicon (1895)

Ainmiller, Max Emanuel, Glasmaler, geb. 14. Febr. 1807 in München, † 8. Dec. 1870 das., bildete sich auf der dortigen Akademie als Architekt und in der Porzellanmanufaktur zu Nymphenburg. Zunächst erhielt er vom König Ludwig den Auftrag, die Glasmalereien im Dom zu Regensburg zu restauriren und in Folge dieser Arbeit so zahlreiche Aufträge, dass der König ein eigenes Gebäude für die Glasmalanstalt errichten liess, deren Inspektor A. wurde. Er vervollkommnete diesen Zweig der Kunst so, dass er Farbenglas in den allerverschiedensten Farbentönen herstellen konnte. Seine anderen bedeutendsten Schöpfungen sind Glasmalereien in der Aukirche in München und im Kölner Dom, andere in Speier, Basel, London (Paulskirche), Glasgow u. a. Auch durch Bilder vom Innern gothischer und anderer Kirchen machte er sich bekannt, 5 dieser Art in der Nat.-Gal. zu Berlin, 8 in der Neuen Pinakothek zu München, viele andere in Privatbesitz.

Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Ainmiller Max Emanuel, 1805 (München) – 1870, Glasmaler und Inspektor der königlichen bayerischen Glasmalerei; unter F. von Gärtner widmete sich A. dem Studium der Architektur und Ornamentik und wurde dann durch seinen Lehrer, der die Umgestaltung der Porzellanmanufaktur übernommen hatte, veranlaßt, der Anstalt als Dekorateur beizutreten; seine Neigung trieb ihn zur Beschäftigung mit der durch M. S. Frank wiedererweckten Glasmalerei, der er internationale Geltung verschaffte.

Hauptwerke: Glasgemälde in den Domen von Köln, Regensburg und Glasgow und in der Maria-Hilf-Kirche in München-Au; A., der »Wiederhersteller der Glasmalerei«, steht auf dem Standpunkt der modernen Schule deutscher Kirchenmalerei und hat auch als Architekturmaler Anerkennenswertes geleistet.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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