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Relief-Signatur
B. DIAMANT
HIER RUHEN DIE
ARCHITEKTENSEHEGATTEN
JEANETTE SICKINGER
* 24. OKT. 1846 † 17. MÄRZ 1910
ADALBERT SICKINGER
* 2. JULI 1873 † 17. MÄRZ 1920
GRÜNDER EINER STIFTUNG FÜR
HILFSBEDÜRFTIGE MÜNCHENER BÜRGER
DANKBAR EHRT IHR ANDENKEN
DIE LANDESHAUPTSTADT MÜNCHEN
AUS DER FAMILIE SICKINGER GINGEN
IHNEN VORAUS
ANSELM 1830 – 1867
BARBARA 1835 – 1870
ADOLF 1845 – 1871
ANSELM 1807 – 1873
THERESE 1806 – 1874
ADALBERT 1878 – 1896
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Sickinger, Adalbert; 1878 – (13).8.1896 (Reichenhall); Gymnasiast
Sickinger, Adolf; 1845 – 24.11.1871 (München); Rechtskandidat
Sickinger, Anselm; 20.4.1807 (Oringen/Hohenzollern-Hechingen) – 17.10.1873 (München); Architekt und Bildhauer
Sickinger, Therese; 1806 – 9.5.1874 (München); Bildhauers-Witwe
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* 20.4.1807 (Owingen/Hohenzollern-Hechingen)
† 17.10.1873 (München)
Architekt und Bildhauer
Sickinger, Anselm, Bildschnitzer der Gegenwart, geboren zu Hechingen im Jahr 1807. Er arbeitet besonders im mittelalterlichen Styl und hat die Kapitäle im Thronsaal und der Basilika in München, viele Verzierungen in der Ludwigskirche, der Bibliothek, im Saalbau, sowie den Hauptaltar und die Kanzel für die Frauenkirche daselbst in gutem Geschmacke gefertigt. Auch mehrere schöne Grabmäler sind von ihm.
Literatur. Dioskuren 1860. – Müller, Universalhandbuch von München.
Professor Fr. Müller: Die Künstler aller Zeiten und Völker von den frühesten Kunstepochen bis zur Gegenwart. Stuttgart, 1864.
Sickinger, Anselm, Bildschnitzer der Gegenwart in München, ist zu Owingen in Hohenzollern-Hechingen im Jahr 1807 geboren. Ausser den bereits angeführten Kunstwerken sind von ihm die Altäre in der Pfarrkirche zu Velden (Niederbayern) und in der Jodocuskirche zu Landshut. Der Hauptaltar in der Münchener Frauenkirche ist nicht von ihm (sondern von Knabl), wohl aber der Altar, welchen die Bäckerinnung (1865) in diese Kirche stiftete. Er ist Lehrer der Ornamentik an der Akademie in München.
A. Seubert: Die Künstler aller Zeiten und Völker oder Leben und Werke der berühmtesten Baumeister, Bildhauer, Maler, Kupferstecher, Formschneider, Lithographen etc. von den frühesten Kunstepochen bis zur Gegenwart. Nachträge seit 1857. Stuttgart, 1870.
Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unsern theuern, innigstgeliebten Gatten, Vater, Schwiegervater, Schwager und Vetter
Herrn
Anselm Sickinger,
Bildhauer und ehem. Gemeindebevollmächtigten,
nach zweieinhalbjährigem, schmerzlichen Leiden in seinem 66. Lebensjahre nach Empfang der heiligen Sakramente in ein besseres Jenseits abzurufen.
Indem wir diesen für uns höchst schmerzlichen Verlust sämmtlichen Verwandten und theilnehmenden Bekannten anzeigen, empfehlen wir den theuern Verblichenen ihrem frommen Andenken und bitten um stilles Beileid.
München, den 17. Okrober 1873.
Die tieftrauern Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Sonntag den 19. Oktober Nachmittags 4 Uhr vom südlichen (alten) Leichenhause aus und der Gottesdienst Donnerstag den 23. Oktober Vormittags 10 Uhr in der St. Bonifazius-Pfarrkirche statt.
Bayerischer Kurier Nr. 289 und 290. München; Sonntag den 19. Oktober und Montag den 20. Oktober 1873.
Verschiedenes.
München, 18 Oct. Gestern starb nach dritthalbjährigem schmerzhaftem Leiden der Bildhauer Anselm Sickinger, seinerzeit der namhafteste Vertreter des Spitzbogenstyles in unserer Stadt. Geboren 1807 zu Owingen (in Hohenzollern-Hechingen) arbeitete sich dieser Mann, so zu sagen, von der Pique auf zu einem angesehenen, vielgenannten und geachteten Künstler empor. Seine Lehrzeit fällt in den Beginn der großen Bau-Unternehmungen König Ludwigs I. An den Capitälen im Thronsaal und in der Basilika dahier meißelte er noch unverdrossen, dann lieferte Sickinger einen Theil des ornamentalen Schmucks für die Ludwigskirche, die Bibliothek und den Saalbau. Außerdem wendete er sich bald der insbesondere durch Entres zu Ehren gebrachten Holzsculptur und dem Altarbau zu, wobei er die Gesetze der sog. Gothik in selbständiger Weise belebte. Beim reichsten Wechsel der Motive blieb ihm jedoch eine gewisse steife Herbigkeit, welche aus dem wuchernden Spiel der Ornamentik doch immer wieder herausragt und die von ihm begründete Schule kennzeichnet. Als in der Folge die Aufträge sich häuften und drängten, hatte Sickinger das Glück junge, strebsame und originelle Talente zu finden welche seine Ideen weiter bildeten. So erwähnen wir z. B. nur den durch seine sprudelnde Erfindungsgabe ausgezeichneten Architekten Georg Schneider, der mit dem trefflichen Adolf Guggenberger als selbständiger Künstler aus diesem Atelier hervorgieng, ebenso wie Jos. Knabl, dessen plastische Gruppen lange Zeit unter Sickingers Namen in die Welt wanderten, bis die Figur der hl. Afra im Altarschrein des Augsburger Domes den Ruf dieses Künstlers bleibend begründete. Ein ganzer Wald von gothischen Altären gieng aus Sickingers Werkstätte hervor, in welcher Hunderte von Händen zimmerten, meißelten und schnitzten. Zu seinem Ruhm aber sei es gesagt daß Sickinger, obwohl er ein beträchtliches Vermögen erwarb, nie dem Handwerk oder der industriellen Speculation verfiel, daß er nach einen besten Kräften immerdar Künstler blieb. Seine Arbeiten waren reell und solid, so zwar daß, wenn die eigenen Kosten den Voranschlag überstiegen, er lieber den Schaden trug, statt durch Nachforderungen oder leichtere Arbeit oder wohlfeileres Material sich herauszuhelfen. Zu seinen besten Leistungen gehören die Altäre in der Pfarrkirche zu Velden (in Niederbayern) und in der Jodocuskirche zu Landshut. Für die Münchener Frauenkirche lieferte er, nach M. Bergers Zeichnung, die kostbare Kanzel, und als eigenes Werk den zwar geistreich gedachten, in seiner Ausführung immerhin aber etwas schwerfälligen, von der Bäckerinnung gestifteten Altar (1865). Außerdem bevölkerte Sickinger den Münchener Campo Santo mit zahllosen Grabdenkmalen, in welchen er anfänglich dasselbe Princip der Gothik zur Geltung brachte, bis er schließlich zur einfachsten Wirkung mit bloß kostbaren Steinarten griff. Der unantastbare Ruf eines Ehrenmannes folgt ihm in das Grab, in welches er mit gebrochenem Herzen seine erwachsenen Söhne, die Stützen und Gehülfen seines Namens und seiner Kunst, den zweiten Sohn Rudolf erst am 19 Juli 1872 im Alter von 34 Jahren, eingesenkt hatte. Seitdem war der schöne, große, wie für ein hohes Alter geschaffene Mann einem gebrochenen Baume gleich.
Allgemeine Zeitung Nr. 293. Augsburg; Montag, den 20. Oktober 1873.
Sickinger Anselm, 1807 (Oringen/Hohenzollern-Hechingen) – 1873, Bildhauer und Architekt; anfangs wirkte dieser Schüler von Entres an den Kapitälen im Thronsaal der Münchner Residenz und in der Basilika St. Bonifaz, er lieferte auch einen Teil des dekorativen Schmucks für die Ludwigskirche und die Bayerische Staatsbibliothek; seine Holzskulpturen und Altäre im neugotischen Stil tragen subjektiven Charakter, sind steif und herb, wegen des wuchernden Spiels der Ornamentik wird diese Kunst, deren Hauptvertreter S. ist, »Schreiner-Gotik« genannt; zahlreich sind seine Figuren und Altäre in Münchner und bayerischen Kirchen.
Hauptwerke: St. Afra im Dom zu Augsburg, ehemalige Kanzel und Bäckeraltar in der regotisierten Münchner Frauenkirche, Altäre in St. Jodok in Landshut; Ss. Kunst wird heute als Entartung der Neugotik empfunden.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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* 1830
† 13.5.1867 (München)
Bildhauer
Todes-Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unseren theuersten innigstgeliebten Gatten, Sohn, Bruder, Schwager und Vetter,
Herrn,
Anselm Sickinger jun.,
Bildhauer und Theilhaber der
Sickinger'schen Kunst-Anstalt,
in seinem 37. Lebensjahre, nach überaus glücklicher Ehe und 20monatlichem schmerzlichen Leiden, versehen mit den heiligen Sterbsakramenten, zu sich in ein besseres Jenseits abzurufen.
Wir bitten für den Verstorbenen um freundliches Andenken und frommes Gebet.
München, den 12. Mai 1867.
Die tieftrauernd Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Mittwoch den 15. Mai Nachmittags 4 Uhr vom Leichenhause aus und der Gottesdienst Donnnerstag den 16. Mai Vormittags 10 Uhr in der St. Bonifazius-Pfarrkirche statt.
Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 134. Dienstag, den 14. Mai 1867.
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* 24.10.1846
† 17.3.1910
Architektin
Adalbert- und Jeanette-Sickinger-Stiftung
Im Jahre 1920 trat die Stadtgemeinde Münmchen die Erbschaft der verstorbenen Architektenseheleute Adalbert und Jeanette Sickinger an. Die Erblasser hatten bestimmt, daß ihr Vermögen zur Errichtung einer Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Familien und Waisen von Münchner Beamten, Künstlern und Gewerbetreibenden verwendet werden soll. Nach Mitteilung des Referenten, R.-R. Hilble im städt. Hauptausschuß, war die Errichtung der Stiftung bisher nicht möglich, da die Auswertung nicht abgeschlossen war. Nun aber ist dies der Fall. Das Stiftungsvermögen setzt sich zusammen aus 32298 M, 57900 M in österreichischen Wertpapieren, die nicht ausgewertet sind, und dem seinerzeit auf 137200 M gewerteten Anwesen Gabelsbergerstraße Nr. 25. Der Hauptausschuß genehmigte die Errichtung der »Adalbert- und Jeanette-Sickinger-Stiftung« im Sinne der Stifter, deren Grabmonument in den Arkaden des Südfriedhofes für immerwährende Zeiten aus den Mitteln der Stiftung in einem würdigen Zustand gehalten werden soll.
Stadt-Nachrichten und General-Anzeiger Nummer 231. Freitag, den 26. August 1932.