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NA – 170 (Holler · Lindpaintner · Seckendorff)

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LINDPAINTNER’SCHE
FAMILIENGRABSTÄTTE

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Friederike Holler

† 14.9.1865 (München), 39 Jahre alt
Hofsolotänzerin

Münchener Tagblatt (12.4.1843)

An
Friederike Holler.

Fenella, Deines Busens Fieberqual,
Der Kampf, der Deine Seele so durchwühlet,
Der Schmerz, den dein ersterbend Herz noch fühlet,
Erwecken Mitgefühl und Liebe dir zumal.

Wo weilt der milde Trost, der Himmelsstrahl,
Der deine glüh'nde Brust, die kranke kühlet?
Es siegt Verrath, der frevelhaft gespielet,
Der in das reine Herz sich tückisch stahl.

Dieß Bild, gepräget aus Natur und Wahrheit,
Von Südensgluth gefärbt, von Leidenskraft –
Du maltest es in herrlicher Vollendung!

Ha, welche Lippen spenden hehre Klarheit,
Wie sie dein stummer Mund, dein Auge schafft,
Erfüllet von der Kunst erhabnen Sendung!

Münchener Tagblatt Nro. 102. Mittwoch, den 12. April 1843.

Der Sammler (4.2.1845)

Feuilleton.
K. K. Hofoperntheater.

Sonnabend den 1.Februar gastirte Dlle. Friederike Holler, vom königl. Hoftheater in München, in dem Ballete »Angelika« in einem Pas nobel mit Hrn. Guerra und in einer Polka. Dlle. Holler hat ein recht hübsches Exterieur, eine zarte, leichte Gestalt und entwickelte recht viel Gewandtheit. Sie tanzt überhaupt mit sehr viel Leichtigkeit und Grazie, nur scheinen ihr gute Vorbilder zu fehlen im Geschmacke ihrer Attituden und Bewegungen. Die Aufnahme der Tänzerin war eine recht beifällige und sie wurde nach dem Pas mit Hrn. Guerra wiederholt gerufen.

Der Sammler No. 20. Ein Unterhaltungsblatt für alle Stände. Wien; Dienstag, den 4. Februar 1845.

Münchener Tagblatt (13.2.1845)

Hiesiges.

(Wien 1. Februar.) Vorgestern gastirte Dlle. Friederike Holler, erste Tänzerin vom k. Hoftheater zu München in Guerra's Ballet »Angelica« in einem Pas nobel mit Guerra und der Polka. Einen Creditbrief für Tänzerinnen kann nur Paris ausstellen. Wien machte mit der Fanny Elsler eine jener Ausnahmen, wie solche überall vorkommen, ohne daß dadurch die Regel umgestossen werden darf. München ist in Bezug auf die Tanzkunst eine Kleinstadt, hat nur ein ganz winziges Ballet, und dieses geht um so rascher den Schneckengang, je älter Hr. Horschelt wird, denn in München blüht nur die Maler-, Bildhauer-, Baukunst und die Kunst des Bierbrauens und in der curiosen Consumtion des Gebrauten. Ich habe mir daher in Dlle. Holler nicht sonderlich viel erwartet, und fand mich eben darum erfreulich getauscht. Dlle. Holler ist von einer netten Persönlichkeit begabt und besitzt, was man sagt Gewandtheit. Ihre Pirouettes sind rein und abgeschliffen, ihre Fußspitzen besonders ausgebildet, sie macht Alles mit Leichtigkeit, aber nicht immer nach dem Wiener Geschmacke, woraus ich schließe, daß ihr nichts als gute Vorbilder fehlten, nach denen sie ihre natürlichen herrlichen Anlagen bilden könnte. Sie wurde nach dem seriösen Pas mit Hrn. Guerra gerufen. Später tanzte sie die Polka. Ich will diesen Tanz nur mit rothen Strümpfen und mit dem nationalen Rocke, mit den farbigen Streifen als Bordüre sehen, nicht aber im Ballcostumme unter den Schleichhändlern. Darauf sollte auch gesehen werden. Uebrigens ist der Tanz viel zu kurz, als daß ihn ein Gast mit Glück zur Produktion wählen sollte. Wäre das Publikum nicht schon früher günstig für Dlle. Holler gestimmt gewesen, diese Polka-Bagadelle allein hätte keine erfreuliche Wirkung hervorbringen können.

Münchener Tagblatt No. 44. Donnerstag, den 13. Februar 1845.

Oesterreichisches Volksblatt (3.4.1845)

Theater in Linz

Director Neufeld, ratlos besorgt, den Theaterfreunden immer etwas Neues darzubieten, ergriff eine günstige Gelegenheit, dies wieder zu thun, indem er Dlle. Friederike Holler, erste Solo-Tänzerin am königl. Hoftheater in München, zweimal auftreten ließ. Dlle. Holler ist eine Schülerin der weltberühmten Fanni Elsler, und zwar eine, welche der großen Meisterin wirklich Ehre macht, da sie in ihrem Tanze einen ziemlich hohen Grad von Virtuosität zeigt, und unter der großen Menge »erster Tänzerinnen,« die sich in die Herrschaft der großen und kleinen europäischen Hoftheater theilen, jedenfalls zu den bessern gehört. Sie producirte sich in eine »Krakevienne,« in einer »Polka,« in einem »Valse« und in einem »ungarischen Solo.« In allen dießen zwar äußerst kurzen, aber desto gustiöseren Tänzen erfreute sich Dlle. Holler einer sehr ehrenvollen Aufnahme. Ihre Pas und Attituden erscheinen voll Anmuth, Sicherheit und Bravour; ihre Ballabile athmet jenen Adel, jene Zartheit, kurz jene Mignardise, die einer jeden Tänzerin beigesellt sein soll.

Dlle. Holler wurde nach allen ihren Tänzen ungemein lebhaft gerufen.

Oesterreichisches Volksblatt für Verstand, Herz und gute Laune Nro. 54. Linz; Donnerstag, den 3. April 1845.

Münchener Tagblatt (6.4.1845)

Hiesiges.

Am Donnerstag betrat Frl. Friederike Holler zum Erstenmal wieder die heimischen Bretter und sah sich schon bei ihrem Erscheinen mit rauschendem Jubel begrüßt. Die ersten Kinder des Frühlings, duftige Blumen flogen ihr in Bouquet und Kranz gewunden entgegen und freudig bezeugte das Publikum seine Freude und Theilnahme für die im Auslande so hoch gefeierte Künstlerin, welche überdieß auch den Schatz ihrer Kunst auf dieser Reise bereichert zu haben scheint. Anmuth und die liebenswürdigste Grazie spricht sich in jeder ihrer durch keusche Reize verschönerten Bewegungen aus, die wie alle ächt künstlerischen Gebilde das Gepräge der Poesie tragen, in gleichem Maaße das Schönheits- wie das Sittlichkeitsgefühl befriedigen und mehr geistige, als sinnliche Gefühle nähren. Jede Pause in ihrem Tanze wurde mit stürmischen Beifall ausgefüllt, nach dem Pas de deux wurde sie zweimal nach der Polka ebenfalls 2 mal gerufen, welch Letztere sie auf Verlangen Da capo tanzte, und ebenso jubelnd wurde ihr im prachtvollen ungarischen Costüm schön und charakteristisch ausgeführter ungarischer Nationaltanz aufgenommen. Wir freuen uns die geschätzte Künstlerin wieder zu besitzen, möge sie nur oft und in neuen Ballets verwendet werden. Viel klagt man über die von uns schon früher gerügte Oekonomie des Theaterzettels, die ausgeführten Tänze nicht benamset zu lesen, eine Mode, wofür das Publikum, dem Geiste ihres betreffenden Erfinders wenig Dank weiß.

Münchener Tagblatt No. 95. Sonntag, den 6. April 1845.

Münchener Tagblatt (20.9.1845)

Hiesiges.

Theaterbericht – Frl. Holler, seit ihrem unglücklichen Falle wieder zum Erstenmale die Bühne betretend, wurde bei ihrem Erscheinen durch freundliche Akklamation empfangen und obgleich ihr kranker Fuß noch keineswegs hergestellt ist, löste sie ihre schwierige Aufgabe auch an diesem Abend mit großem Fleiß und ihr Talent siegte über jede körperliche Schwäche. Trefflich zumal war ihre Mimik und sie stund hierin Hrn. Guerra würdig zur Seite, mit welchem sie mehrmals gerufen wurde.

Münchener Tagblatt No. 261. Samstag, den 20. September 1845

Münchener Conversationsblatt (22.4.1847)

Feuilleton der Kunst.
Miszellen.

München. Unsere erste Solotänzerin, Frln. Friederike Holler, ist in der großen Oper zu Paris mit sehr vielem Beifalle aufgetreten. Sie tanzte mehrere Pas in »Robert der Teufel« und die Bewunderung über ihre trefflichen Leistungen äußerte sich laut und ehrenvoll.

Münchener Conversationsblatt No. 32. Donnerstag, den 22. April 1847.

Münchener Conversationsblatt (29.4.1847)

Feuilleton der Kunst.
Miszellen.

München. Unsere erste Solotänzerin, Frln. Friederike Holler, hat in Paris eine Einladung zu einem Gastspiele nach London gegen ein Honorar von 12,500 Francs für 6 Gastrollen angenommen, und befindet sich bereits in der hemsestadt. In Paris hat unsere Künstlerin zweimal mit großem Beifall in der »Grande Operà« getanzt. Wenn man erwägt, wie schwer es fremden Künstlern wird, auf diesem ersten Pariser Theater zum Auftreten zu kommen, indem ein außerordentlicher Künstlerruf vorausgehen muß, um bei dieser enormen Konkurrent der bedeutendsten Talente zu einem Gastspiele zu gelangen, so ist dieß für unsere Landsmännin um so ehrenvoller, da sie schon nach der ersten Rolle von dem Hrn. Pillet, dem Direktor der großen Oper, eine schmeichelhafte Einladung zu sechs Rollen erhalten hat, die sie jedoch, wegen ihrer schleunigen Abreise nach London unter vortheilhafteren kontraktlichen Verhältnissen, vielleicht erst bei ihrer Rückreise vollenden dürfte. Sie tanzte mit Mr. de Blaze in »Robert der Teufel« und in der »Stummen von Portici«, und ohne den Beistand der Pariser Claque war ihre Aufnahme sehr freundlich. Das »Journal des Théatres« und »Le mond musical« sprechen sich über Frln. Holler sehr günstig aus. Die an sie ergangenen Einladungen zu Gastspielen, auch nach Amerika, sind die sprechendsten Zeugnisse ihrer Triumphe in der Metropole der Tanzkunst.

Münchener Conversationsblatt No. 34. Donnerstag, den 29. April 1847.

Münchener Tagblatt (25.7.1847)

Einlauf.

An
Fräulein Friederike Holler.

In Spiel und Mimik auserkoren,
Entzückest du den edlen Sinn!
Als Göttin, gleichend Therpsichoren,
Schwebst du vor unsern Augen hin!

Bezaubernd und zugleich erhaben,
Schwingst du vom Ird'schen uns empor!
Bewundernd deine hehren Gaben,
Däucht' uns zu seyn im Himmels-Chor!

Und nun, was können wir dir bieten?
Wir weihen uns're Huldigung?
Daß wir in Götterlust erglühten,
Soll seyn für dich Befriedigung!

München, am 23. Juli 1847. M.

Münchener Tagblatt No. 204. Sonntag, den 25. Juli 1847.

Theater-Pfeile (18.8.1850)

Unsere Solotänzerin Frl. Friederike Holler gastirt mit ungeheuerm Beifall gegenwärtig am Hoftheater in Berlin. Nachdem in letzterer Zeit daselbst Fanny Elsler, Taglioni, Cerrito und andere Coriphäinnen des Ballets Triumphe feierten, gelang es Frln. Holler gleichwohl die Berliner für sich zu enthusiasmiren, und in allen bisherigen Vorstellungen, deren jede überfüllt war, reiche Lorbern zu ernten. Der Generalintendant von Küster veranlaßte die Künstlerin sofort zu einem neuen Cyclus von Gastrollen, und machte ihr überdieß die glänzendsten Engagementsanerbietungen. Zum Glück aber für unser Münchener Ballet hat Frln. Holler hier noch einen mehrjährigen Contract, dessen Lösung das zwischen dem hiesigen und dem Berliner Hoftheater bestehende Cartel verhindern wird.

Theater-Pfeile Nro. 33. Ein Beiblatt zum Münchener Punsch. Sonntag, den 18. August 1850.

Münchener Bote für Stadt und Land (16.9.1865)

Hauptstadt-Neuigkeiten.
München, 15. September.

Gestern Abend ist die pens. kgl. Hoftänzerin Frl. Friederike Holler nach längerer Krankheit mit Tod abgegangen. Die Hingeschiedene, eine Schülerin der Fanny Eisler, war lange Jahre ein beliebtes Mitglied der kgl. Hofbühne und eine der graziösesten Tänzerinnen, die München besaß; ihre »Fenella« (Stumme von Portici), »Eisella«, »Sylphide« bleiben lange in freundlicher Erinnerung der Kunstfreunde. Aber nicht allein als Künstlerin, auch wegen ihres gemüthvollen, edlen Wesens war sie von ihren Kunstgenossen, sowie von Allen, die sie näher kannten, geschätzt und geliebt.

Münchener Bote für Stadt und Land No. 221. Samstag, den 16. September 1865.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (16.9.1865)

Todes-Anzeige.

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unsere innigstgeliebte Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante,

Fräulein
Friederike Holler,
kgl. pens. Hof-Solo-Tänzerin,

im Alter von 39 Jahren, nach jahrelangen schmerzlichen Leiden, voll Ergebung in den Willen des Herrn und versehen mit den hl. Sterbsakramenten, gestern Abend ¾9 Uhr, zu sich aus diesem irdischen Leben abzurufen.

Allen Freunden und Bekannten widmen diese Traueranzeige

München, den 15. Sept. 1865

Die tieftrauernden Hinterbliebenen.

Das Begräbniß findet Sonntag den 17. Sept. Nachmittags halb 4 Uhr vom Leichenhause aus statt.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 259. Samstag, den 16. September 1865.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (19.9.1865)

Danksagung.

Für die so ehrenvolle, überaus zahlreiche Betheiligung an der Beerdigung unserer innigstgeliebten Tochter, Schwester, Schwägerin und Tante

Fräulein
Friederike Holler,
pens. Hofsolotänzerin,

sprechen die Unterzeichneten ihren innigstgefühlten Dank aus, insbesondere den Mitgliedern der k. Hofbühne, die durch ihre zahlreiche Betheiligung unserer theuren Verblichenen den letzten Tribut der Achtung und Liebe zollten; den Sängern und Sängerinnen, deren seelenvolle Vorträge so tief ergreifend wirkten; dem geehrten Bühnenvorstand Hrn. Intendanzrath Schmitt und sämmtlichen Freunden, die wie schon während der schmerzlichen Krankheit, so auch durch diese letzte Ehrenbezeugung uns reichen Trost gewährten.

München, 18. Sept. 1865.

Die Hinterbliebenen.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 262. Dienstag, den 19. September 1865.

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik (19.9.1865)

Schlaf’ wohl!

Gedanken am Grabe Ihrer Wohlgeboren
Fräulein
Friederike Holler,
kgl. pens. Hof-Solotänzerin,
den tieftrauernd Hinterbliebenen gewidmet.

Still sind die großen, weiten Räume,
Der Abend senkt sich mild herab,
Welch’ wunderbare Himmelsträume?
Rings welcher Duft um dieses Grab?

Die Sonn’ ist schön von uns geschieden,
Im grünen Wald ging sie zur Ruh’,
Und himmlisch süßer Abendfrieden
Schließt sanft die Blumenaugen zu!

Auch Du, Du bist so still geschieden,
Du fromme Dulderin zur Ruh’,
Du schläfst im ew’gen Abendfrieden,
Du schließt die guten Augen zu!

Die letzten ros’gen Schimmer sinken,
Das letzte Abendroth verglüht,
Da tönet durch die Friedhofslinden
Ein himmelvolles Abendlied!

Die Abendglocken sind’s die frommen
Sie tönen friedvoll durch das Thal,
Schlaf’ wohl! Dir ist die Last genommen
Des Lebens mühevolle Qual!

Schwer war Dein Leiden, ach Dein Sehnen
Nach besserem Ziel, es ist erfüllt,
O wären unsre Schmerzensthränen
Im Himmelstrost doch auch gestillt!

Ein Blüthentraum auf Berg und Thalen
Schwebt nun so selig auf und ab,
Die Sterne kommen und bestrahlen
Dein einsam duftend Blumengrab!

O schlafe wohl, in jenen Fernen
Da wohnt nur Freude, wohnt nur Licht
Dort bei den stillen, schönen Sternen
Kennt man die ird’schen Leiden nicht!

Schlaf’ wohl! in diesen dunklen Räumen,
Dein Geist schwebt schon in lichten Höh’n,
Wie lange werden wir noch träumen
Bis zu dem ew’gen Wiederseh’n?

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik Nr. 262. Dienstag, den 19. September 1865.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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