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Portrait-Relief von Halbig
Linke Spalte
Albrecht Adam
Schlachtenmaler
1786 – 1862
Heinrich Adam
Vedutenmaler
1787 – 1862
Benno Adam
Tiermaler
1812 – 1892
Franz Adam
Schlachtenmaler
1815 – 1886
Eugen Adam
Schlachtenmaler
1817 – 1880
Julius Adam
Katzenmaler
1852 – 1913
Helene Adam
Malerin
1860 – 1935
Rechte Spalte
Magdalena
geb. Sander
1793 – 1863
Julie
geb. Brack
1800 – 1892
Josefine
geb. Quaglio
1821 – 1871
Ida
geb. v. Hornstein
1841 – 1909
Emilie
geb. Zaubzer
1830 – 1896
Amalie
geb. Adam
1845 – 1924
Ω
Adam, Albrecht; 16.4.1786 (Nördlingen) – 28.8.1862 (München); Konditors-Sohn / Schlachtenmaler und Tiermaler
Adam, Eugen; 22.1.1817 (München) – 6.6.1880 (München); Genremaler, Jagdmaler und Schlachtenmaler
Adam, Franz; 4.5.1815 (Mailand) – 30.9.1886 (München); Tiermaler (Pferde) und Schlachtenmaler
Adam, Heinrich; 27.3.1787 (Nördlingen) – 15.2.1862 (München); Vedutenmaler
Adam, Helene; 19.6.1860 – 1.1.1935; Malerin und Zeichenlehrerin
Adam, Ida (vh) / Hornstein-Grüningen, Freiin von (gb); 20.2.1841 – 14.1.1909
Adam, Josefine (vh) / Quaglio (gb); 1821 – 10.1.1871 (München); Kunstmalers-Gattin
Adam, Julie (vw) / Brack (gb); 1800 – 11.12.1892 (München); Kunstmalers-Witwe
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* 16.4.1786 (Nördlingen)
† 28.8.1862 (München)
Schlachtenmaler und Tiermaler
Adam, Albrecht, berühmter Thier- und Schlachtenmaler, wurde zu Nördlingen 1786 geboren, und von seinem Vater, einem Konditor, zu gleichem Gewerbe bestimmt.
Doch Adam bezeigte schon als Knabe große Neigung zur Kunst, welche theils durch die Sammlung von Kupferstichen, die sein Vater besaß, theils durch einen sehr talentvollen Diletanten, Namens Friedrich Wilhelm Doppelmayer, welcher gegenwärtig als Bürgermeister in Nördlingen lebt, genährt wurde. Er weihte daher jede Freistunde dem Zeichnen und Modelliren, und hatte schon frühe eine vorherrschende Neigung zur Gestaltung der Thiere. Die Liebe zur Pferdmalerei weckte besonders der damals sehr schön besetzte fürstlich Wallersteinische Marstall; und die fürstliche Familie ließ dem Jünglinge, der bis in sein sechzehntes Jahr ohne besondere Anleitung die Kunst übte, auch die erste Aufmunterung und Unterstützung angedeihen.
Im Spätjahr 1803 kam Adam nach Nürnberg, wo er an dem Direktor der Zeichnungs-Akademie, Christoph Zwinger, und an dessen trefflichem Sohn, Gustav, theilnehmende Freunde fand, welche ihm in Allem, was die Kunst befördern konnte, Beistand leisteten. In dieser Stadt verließ er die Konditorei ganz, und erwarb sich anfangs seinen Unterhalt durch Formenschneiden.
Eine ergiebigere Quelle fand er bald in der Portraitmalerei, die jetzt, neben seinem Studium nach der Natur und seinem Besuche der Akademie, seine Zeit in Anspruch nahm. Im Sommer des Jahres 1806 besuchte er seine Vaterstadt wieder, und machte dort seine ersten Radirungen, welche aus 6 Blättern Jagden und andern kleinen Stücken bestehen.
Im November desselben Jahres gieng er nach Augsburg, beschäftigte sich auch dort mit Portraitmalen, und richtete seine Aufmerksamkeit besonders auf militärische Gegenstände. Im folgenden Jahre machte er mit seinem Freunde L. Rugendas seine erste Reise nach München, wo ihn die Sammlung von Kunstschätzen so sehr begeisterte, daß er sich sogleich entschloß, den künftigen Wohnsitz dort aufzuschlagen. Er fand daselbst an dem Flügel-Adjutanten, Grafen von Frohberg-Montjois und an dem königl. Oberststallmeister Freiherrn von Keßling, Freunde und Gönner, welche zu seinem Fortkommen wesentlich beitrugen. Ersterer nährte besonders seine Neigung zur Schlachtenmalerei, und im Jahre 1809 begleitete der Künstler diesen seinen Gönner auf den Feldzügen nach Oesterreich, wo er an dessen Seite den vorzüglichsten Schlachten beiwohnte.
Bereichert mit einem Portefeuille von interessanten Studien kam er im May desselben Jahres nach Wien, und fand bey den damals dort anwesenden französischen Offizieren große Aufmunterung und viele Beschäftigung. Er malte daselbst viele Portraite zu Pferd, und kleine Episoden aus jenem Kriege, welche ihm den Vortheil verschafften, mit vielen ausgezeichneten Männern jener ewig denkwürdigen Zeit bekannt zu werden.
Die dort verfertigten Werke zogen auch die Aufmerksamkeit des Vizekönigs von Italien auf sich, und der kunstsinnige Fürst erwies dem Künstler die Ehre, ihn in Begleitung des Obersten Basaille in seinem Atelier zu besuchen. Zugleich machte er ihm den Antrag, in seine Dienste zu treten. Adam folgte nun diesem Fürsten nach Mailand, wo ihm glückliche Tage blühten. Er begleitete denselben auf allen seinen Reisen und im Felde. Im Jahre 1810 folgte er ihm durch Oberitalien bis nach Ancona, wo der Künstler die Erlaubniß erhielt, nach Rom zu reisen. Allein ein heftiges Fieber machte seinen Gesundheitszustand sehr bedenklich, und versetzte ihn in die Nothwendigkeit, wieder nach Mailand zurückzukehren. Auch hier konnte er seine verlorne Gesundheit nicht wieder erlangen, die ihm nur dann erst wieder winkte, als er auf heimatlichem Boden einer veränderten Luft genoß. Im März des Jahres 1811 kehrte er nach Italien zurück, fand dort die gewohnte freundliche Aufnahme, und erhielt den Auftrag, für die Fürstin 12 Aquarellzeichnungen aus dem Kriege 1809 zu verfertigen. Zugleich begann er sein erstes großes Schlachtgemälde aus demselben Feldzug, die Schlacht bey Leoben in Kärnthen. Einen großen Theit dieser Arbeit verfertigte er auf dem Landhause eines Freundes am Comer-See, da die Luft in Mailand immer nachtheilig auf seine Gesundheit wirkte.
Im Frühjahre 1812 war dieses große Bild vollendet. In demselben Jahre vermählte er sich auch, mußte aber bald von der Seite der jungen Gattin, um seinem Fürsten nach Rußland zu folgen. Er begleitete ihn auf allen beschwerlichen Märschen, und in allen Schlachten bis nach Moskau, wo er vierzehn Tage das fürchterliche Schauspiel der brennenden Stadt vor sich sah. Er ertrug alle Beschwerden dieses Krieges, der damals sich sehr in die Länge zu ziehen schien, weßwegen Adam von dem Vizekönig einen sechsmonatlichen Urlaub erhielt. Der Zeitpunkt zur Rückreise war sehr bedenklich, der Weg von schwärmenden Kosacken beunruhigt, und unter großen Gefahren und Hindernissen legte der Künstler vom 9. September bis zum 20. Dezember seine Reise von Moskau bis nach München zurück.
Im Jahre 1813 langte auch Prinz Eugen auf seinem Wege nach Italien in dieser Stadt an; denn die Armee mußte zum Feldzuge gegen Oesterreich organisirt werden. Auch Adam gieng wieder nach Italien, und blieb dort bis zum Sommer des Jahres 1815. In dieser Zeit entstanden viele Kabinetsbilder, welche theils in Italien, theils in Oesterreich zerstreut sind. Bey seiner Rückkehr aus Italien in dem bezeichneten Jahre erhielt er vom Fürsten den Auftrag, eine Sammlung von Zeichnungen aus diesem Feldzuge zu fertigen, welche bis zum Tode des Herzogs fortgesetzt wurden, und in 83 Blättern ein vollständiges Tagebuch bilden. Diese Blätter sind in gr. 4. auf Papier in Oel gemalt, und werden in der Bibliothek des herzoglichen Pallastes zu München aufbewahrt. Später malte er noch mehrere große Schlachtgemälde, von denen die Schlachten von Raab, von Mosaisk, von Malojaroslawez und von St. Michel gegenwärtig in der herzoglichen Residenz zu Eichstädt sich befinden. Mehrere Kabinetsbilder, welche er später für den Fürsten malte, sind jetzt in München.
Nach seiner Rückkehr aus Italien richtete auch der höchstselige König Maximilian von Bayern die Aufmerksamkeit auf diesen Künstler, und ließ ihm stets seinen Schutz und seine Gnade angedeihen. Eine bedeutende Anzahl der beßten Werke aus den Jahren von 1817 bis 1824 befinden sich gegenwärtig in der hinterlassenen Sammlung des höchstseligen Königs zu Tegernsee. Andere Bilder von Adam sind im Schlosse des Fürsten Wrede zu Ellingen, an dem derselbe stets einen Gönner fand.
Um diese Zeit beschäftigte Adamen auch ein anderes großes Unternehmen. Der Künstler fertigte nämlich in Rußland mehr als 300 interessante Zeichnungen der merkwürdigsten Ereignisse, und gab die vorzüglichsten in 100 lithographirten Blättern unter dem Titel: Voyage pittoresque militaire, heraus.
Nach dem Tode des Herzogs von Leuchtenberg und des Königs Maximilian trat für denselben eine neue Periode ein. Sein militärisch-malerisches Werk von dem russischen Feldzuge, welches einen großen Theil seiner Zeit in Anspruch nahm, richtete die Aufmerksamkeit des Auslandes mehr auf ihn. Im Jahr 1829 kam er nach Würtemberg, und hatte sich der besondern Gnade des Königs zu erfreuen. Er malte denselben zu Pferde und viele andere Werke, worunter die Bildnisse der vorzüglichsten arabischen Pferde, die der König besitzt, eine besondere Sammlung ausmachen. Nach einem einjährigen Aufenthalt verließ er, reich beschenkt von dem Könige, Stuttgart wieder, und hielt sich seit dieser Zeit, mit Ausnahme einiger Reisen nach Norddeutschland, namentlich nach Mecklenburg und Holstein, wo er viele Bildnisse edler Pferde verfertigte, größtentheils in München auf.
Die beßten Werke der letzten Zeit, welche von Kennern als die vorzüglichsten dieses Künstlers überhaupt erkannt werden, befinden sich gegenwärtig in der Sammlung des Freiherrn Salomo von Rothschild zu Paris. Ueberhaupt sind die meisten und vorzüglichsten Bilder dieses Künstlers im Auslande verbreitet. Außerdem existiren auch viele lithographirte Blätter, theils von ihm selbst, theils von Andern nach seinen Werken gefertiget.
Sein neuestes Werk ist ein großes Gemälde, welches er aus Auftrag des großen Beförderers der Kunst, des Königs Ludwig von Bayern, verfertiget. Es stellt die Schlacht an der Moskwa dar, und reiht sich an den Cyklus der früher von W. Kobel und P. Heß gefertigten Schlachtgemälde. Bis zum Oktober des Jahres 1835 muß es dem allerhöchsten Befehle zufolge vollendet seyn.
Es dürfte wohl wenige Künstler geben, die sich dem ausschließlichen Studium der Pferde, besonders nach ihren verschiedenen Racen, mit solchem Fleiße gewidmet haben, als Adam. Er hat daher auch als Pferdemaler einen europäischen Ruf. Er weiß die Eigenthümlichkeiten und Formen dieser Thiergattung mit Sicherheit zu geben. Die Korrektheit der Zeichnung, die wohlberechnete Haltung des Ganzen, die Harmonie und Klarheit der Farben, die breite Behandlung bis zu den Beiwerken herab, geben ein vollendetes Bild. Größtentheils sind seine gelungensten Arbeiten auch die schwierigsten, worin er sich am meisten gefällt. Das Pferd in seiner gereizten Natur, in seiner angestrengtesten Kraftäußerung im Schlachtgewühle, sich mühend vor dem Pfluge, am belasteten Wagen, darzustellen, gab ihm manchen Stoff, seine Kräfte nicht nur in Schilderungen der mannigfaltigsten und schwierigsten Stellungen dieses Thieres zu versuchen, sondern auch das dabei nach außen strebende Leben, den in alle Formen sich ergießenden Charakter zu entwickeln, und somit den Werken Interesse, d. i. Wahrheit und Bedeutung zu geben. Voll Feuer, Wahrheit und Leben sind auch seine Schlachtgemälde.
Adam bediente sich zur Bezeichnung seiner Bilder eines Monograms oder der Initialien A. A.
Adolph von Schaden: Artistisches München im Jahre 1835 oder Verzeichniß gegenwärtig in Bayerns Hauptstadt lebender Architekten, Bildhauer, Tondichter, Maler, Kupferstecher, Lithographen, Mechaniker etc. Aus den von ihm selbst entworfenen oder revidirten Artikeln zusammengestellt und als Seitenstück zum gelehrten München im Jahre 1834 herausgegeben durch Adolph von Schaden. München, 1836.
Albrecht Adam,
geboren im Jahre 1786 zu Nördlingen. Er sollte sich der Zuckerbäckerei, dem Geschäfte seines Vaters, widmen, zu welchem Zwecke er auch zeichnen lernte, was er bald mit immer größerer Liebe trieb, sich auch im Modelliren übte und besonders gern Thiergestalten, namentlich Pferde nachbildete. Diese Liebe zur Pferdemalerei ward vorzüglich genährt durch den Anblick der schönen Thiere verschiedener Racen, welche sich im Marstalle des Fürsten von Wallerstein befanden und welche zu zeichnen dem Jünglinge erlaubt wurde. So übte er sich bis in sein sechzehntes Jahr ohne eigentliche Anleitung der Kunst, kam im Jahre 1803 nach Nürnberg, wo er der Konditorei ganz entsagte, entschlossen einzig der Kunst zu leben, und gewann Anfangs seinen Unterhalt durch Formenschneiden, dann widmete er sich der Porträtmalerei, der ergiebigeren Quelle, und zeichnete fortwährend nach der Natur, so wie er auch zur weiteren Ausbildung die Akademie in Nürnberg besuchte. Nach einem kurzen Aufenthalte in seiner Vaterstadt, 1806, wo er seine ersten Radirungen, sechs Blätter Jagd- und andere kleine Stücke herausgab, ging er nach Augsburg, malte Bildnisse, richtete seine Aufmerksamkeit bei den damaligen kriegerischen Zeiten auf militärische Gegenstände, welche ihm eine große Mannichfaltigkeit zu Darstellungen boten, und reiste dann im folgenden Jahre, 1807, nach München.
Die große Sammlung der hier aufgehäuften Kunstgegenstände überraschte und begeisterte ihn, und sogleich war es sein fester Entschluß, diese Stadt für immer zu seinem bleibenden Wohnorte zu wählen. Die Richtung der Zeit zog ihn mächtig zur Darstellung kriegerischer Scenen und fortwährend blieb das Studium des Pferdes seine Hauptbeschäftigung; kaum hat sich ein anderer Künstler mit solch beharrlichem Fleiße demselben gewidmet, als er, so daß er als Pferdemaler bei Weitem der berühmteste wurde, da er strebte, nicht bloß den inneren Bau dieser Thiergattung nach ihren verschiedenen Abarten in allen Theilen kennen zu lernen, sondern bei Darstellung derselben auch die größte Treue und Zierlichkeit anwendete und sich besonders im Glanzlichte als Meister zeigte.
Bei der verbreiteten Pferdeliebhaberei fand er sich bald vielfach gefördert, besonders von hohen Offizieren, die auch seine Neigung zur Schlachtenmalerei nährten, und im Jahre 1809 begleitete er den Flügel-Adjutanten Grafen Frohberg von Montjois auf den Feldzügen nach Oesterreich, wo er Zeuge kleinerer Gefechte und großer Schlachten war.
Im Mai desselben Jahres kam er mit seinem reichen Skizzenbuche nach Wien, wo er bei den französischen Offizieren große Aufmunterung und viele Beschäftigung erhielt; dort malte er viele Porträte zu Pferd und kleine Scenen aus jenem Kriege und lernte die ausgezeichnetsten Männer kennen; dort zog er die Aufmerksamkeit des edlen Vicekönigs von Italien, Eugen, auf sich, der den Künstler in seinen Dienst nahm.
Adam folgte dem Fürsten im Jahre 1810 nach Italien, fertigte für die Fürstin zwölf Aquarellzeichnungen aus dem Kriege des vorigen Jahres und vollendete im Frühjahre 1812 auch sein erstes großes Schlachtgemälde aus demselben Feldzuge: die Schlacht bei Leoben in Kärnthen. Dann begleitete er den Prinzen nach Rußland zu dem furchtbaren Kriege, wo auch er alle Beschwerden ertrug, Anfangs den stürmischen Siegeszug, die sich schnell aufeinander folgenden Schlachten und Gefechte als treuer Beobachter, endlich den Wendepunkt des grauenvollen Kampfes im brennenden Moskau und den Alles vernichtenden Rückzug der großen Armee schaute: Bilder, die mit ehernem Griffel in seiner Seele gezeichnet blieben. Unter großen Gefahren und Hindernissen, umschwärmt von Kosacken, legte er die Reise von Moskau bis München vom 9. November bis 12. Dezember zurück.
Als Eugen auf seinem Wege nach Italien im J. 1813 in München anlangte und zur Ausrüstung eines neuen Heeres nach Italien ging, begleitete ihn der Künstler dahin, wo er bis zum Jahre 1815 blieb, während welcher Zeit er viele Kabinetsbilder malte, welche theils in Italien, theils in Oesterreich zerstreut sind.
Darauf kehrte er zu dem Fürsten nach München zurück und fertigte im Aufträge desselben jenes denkwürdige Tagebuch in 83 Blättern, welches die wichtigsten Scenen aus jenem russischen Kriege darstellt in höchst mannichfaltigen lebendigen Bildern, ganz aus der Wirklichkeit genommen. Sie sind auf Papier in Oel gemalt und werden in der herzoglich Leuchtenbergischen Büchersammlung in München aufbewahrt. Nach und nach entstanden auch die großen Gemälde, von welchen die Schlachten von Raab, Mosaisk, Malojaroslawez und von St. Michel im herzoglichen Palaste in Eichstädt sich befinden, und mehrere Kabinetsbilder. Viele seiner schönsten Bilder aus den Jahren 1817–1824 kamen in den Besitz des Königs Maximilian Joseph nach Tegernsee, der dem Künstler mit Wohlwollen zugethan war, oder in den des Fürsten Wrede nach Ellingen.
Sein großes militärisch malerisches Werk in 100 Blättern im Steindruck, interessante Zeichnungen der merkwürdigsten Ereignisse aus dem Kriege in Rußland, deren er im Ganzen über dreihundert entworfen hatte, erschien nach dem Tode seines fürstlichen Gönners im Jahre 1824, welches auch im Auslande große Anerkennung fand.
Während eines einjährigen Aufenthaltes in Stuttgart malte er den König von Würtemberg zu Pferd und führte viele andere Bilder, unter ihnen die Bildnisse der vorzüglichsten arabischen Pferde, aus; in diesem Kunstzweige arbeitete er auch mit allgemeiner Würdigung seiner trefflichen Leistungen in Mecklenburg und Holstein, wohin er sich eine Zeitlang begeben hatte. München aber blieb fortwährend seine eigentliche Heimat und hier entstanden seine größten und schönsten Bilder, von welchen in der letzten Zeit viele nach Paris wanderten.
Betrachtet man nun die Eigenthümlichkeit dieses Künstlers, so erkennt man vor Allen seine unübertreffliche Schilderung der Pferde; er weiß die Eigenthümlichkeiten und Formen dieser Thiergattung mit dem sichersten Ausdrucke zu geben: die vollendete Zeichnung, die wohlberechnete Haltung des Ganzen, die Harmonie und Klarheit der Farben, die breite Behandlung bis zu den Beiwerken herab, geben ein vollendetes Bild. Zugleich sind seine gelungensten Werke auch die schwierigsten, in deren Ausführung er sich am meisten gefällt. Das Pferd in seiner gereizten Natur, in seiner angestrengtesten Kraftäußerung im Schlachtgewühl, oder sich mühend vor dem Pfluge und dem belasteten Wagen, in seinem gesunden, sowie in seinem kranken Zustande darzustellen, gab ihm Stoff zur Schilderung der mannichfaltigsten und schwierigsten Stellungen dieses Thieres, und er faßt das nach Außen strebende Leben, den in alle Formen sich ergießenden Charakter desselben, in seiner ganzen Lebendigkeit und Wahrheit und weiß ihm in der Darstellung stets Bedeutsamkeit zu geben. Selbst seine größeren und kleineren Schlachtenbilder, voll Feuer und Wahrheit, scheinen vorzugsweise der Pferde wegen gemacht; das Pferd erscheint als handelndes Wesen, und ihm wendet sich die Theilnahme im höchsten Grade zu. Um so mehr ist dieses dann der Fall, wenn er ein einzelnes Pferd oder eine Gruppe darstellt, und mit Vorsatz oder unwillkürlich die Wirkung einer dramatischen Handlung, einer Fabel hervorbringt.
Die vielen gediegenen Darstellungen aus dem russischen Feldzuge, in welchen er jetzt den muthigen Angriff oder die Wachsamkeit, dann die Trauer und das allmählige Verkümmern dieser Thiergattung in den wirksamsten Einzelnheiten schilderte, sind allgemein berühmt. Die in großen Massen vorwärts eilenden, drängenden ausbeugenden Reiterangriffe in seinen Schlachtbildern, das Ueberschlagen, Dahinsterben einzelner Pferde, sowie der feurige Muth anderer in schönen Gruppen, sind schwer mit Worten zu schildern; aber seine kleineren Darstellungen mit einzelnen Pferden sprechen wie im elegischen oder Idyllenton.
Hier steht ein Pferd einsam in öder flacher Gegend vor einem Sumpfe, in welchem man die Reste eines todten Pferdes sieht; zu seinen Füßen liegt der Helm eines französischen Kürassiers, hinter ihm neben einem Weidenstrunke halbversunken eine Kanone; weiter zurück ziehen einige Kürassiere ihre abgemagerten, mit Mühe sich fortschleppenden Pferde über einen Knütteldamm; der Himmel ist trübwolkig, in der Ferne zeigt sich Feuersglut am Himmel.
Ein anderes Bild zeigt uns das Innere eines Stalles, ein Knabe führt ein weißes Mutterpferd mit einem braunen Fohlen herein, voran aber kommt eine Henne mit ihren Küchlein, und der Hahn lustig krähend; durch eine offene Thüre sieht man in einen anderen Stall mit Pferden.
Ein anderes stellt eine Scene vor einer Schmide auf dem Lande vor, unter deren Vordach ein Pferd der Beschlagung harrt. Rechts im Vordergrunde steht ein kranker Schimmel, zur Seite hinter ihm sein Nebengespann. Ein Fuhrmann hat das kranke Pferd eben herbeigebracht, er fährt mit der Hand am Knie des Schimmels von da nach der kranken Stelle hinab, um sie mit Vorsicht zu berühren; der Meister Schmid, eine derbe Gestalt mit dem Schurzfelle angethan, steht nachdenkend, wie etwa hier zu helfen sei, daneben und hält seine Prise Taback, die er längst aus der Dose geholt, wie vergessen noch zwischen den Fingern, den Blick auf den Verband der kranken Stelle über dem Hufe des Pferdes gerichtet.
Diese und ähnliche Bilder sind ganz aus der Wirklichkeit genommen, sinnig, wahr und lebendig aufgefaßt, daß selbst dasjenige noch als charakteristisch erscheint, was man für zufällig halten möchte.
Vor allen übrigen Bildern dieses Künstlers ist eines ausgezeichnet und von wahrhaft tragisch-historischer Bedeutung: Napoleon vor Moskau im Augenblicke der entsetzlichen Zerstörung. Durch die zum Theil verschüttete Oeffnung eines durch Brand und Gewalt zerstörten Gebäudes im Vordergründe sieht man in eine der Strassen Moskaus mit ihrem Gräuel der Verwüstung. Die Wuth der Flamme hat sich bereits etwas gelegt und ausgebrannt starren die traurigen Ueberreste dem Blick entgegen, über den Boden hin ziehen grauliche Dämpfe, die aus der noch glimmenden Asche aufsteigen. Grabesstille herrscht umher, eine Gruppe französischer Soldaten weilt noch in der Mitte der Strasse, hülflos und ermattet; andere eilen an den Häusern hin, Einer, mit Raub beladen, voran. Aber rechts, weithin über der Stadt wogt das gräßlich flammende Feuermeer, zischend und prasselnd, hoch auf seine Funken sprühend. Die Lüfte glühen und in blutig rothen Strömen wirbelt der Rauch empor, von deren Widerschein im tiefsten Hintergrund ein Theil der Stadt mit seinem vierthürmigen Dome erhellt ist. Die Luft ist in dunklen Qualm gehüllt, der vom Winde getrieben in schwarze Wolken geballt weithin den Horizont umzieht.
Dieses für sich allein schon abgeschlossene Gemälde bildet aber nur den Hintergrund zu der Gestalt, die im Vordergrunde Aller Augen unwiderstehlich fesselt und durch welche das Bild erst seine Erklärung und weltgeschichtliche Deutung erhält. Es ist Napoleon auf einem arabischen Hengste vor den Trümmern der russischen Kaiserstadt. Er hält vor der oben angedeutenden Oeffnung, einsam, verlassen. Seine äußere Haltung auf dem zierlichen Schimmel deutet auf keine Veränderung, sie ist ruhig, wie immer, als ging es in die Schlacht. Aber seine Seele scheint tief ergriffen; er ist bewegt, ohne erschüttert, gerührt, ohne gebeugt zu seyn. Alle seine Eigenthümlichkeiten, die der Künstler so oft zu beobachten und aufzufassen Gelegenheit hatte, Gesichtszüge und Farbe, seine Haltung und Kleidung von der eigenen Form seines Hutes bis zur gewohnten lichtgrauen Farbe des Oberrockes, sind ganz nach dem Leben wahr und treu geschildert. Ruhig steht auch das Pferd, mit kaum merkbarer Wendung den Kopf nach der flammenden Stadt gewandt; von schönem Bau, leichter und flüchtiger Gestalt, trägt es den kaiserlichen Herrn, der auf purpurner mit goldenen Treffen befranzter Decke sitzt.
Dieses Bild kam in den Besitz Rothschilds nach Paris und wurde von dem Künstler in seinen Haupttheilen mehrmal wiederholt. Seine Schlacht an der Moskwa im Aufträge des Königs Ludwig, als Hauptmoment den Angriff der Reiterei und die Verfolgung des Feindes darstellend, voll mannigfaltiger lebendiger Gruppen und bewegter Massen, ist unter der Reihe der Schlachtenbilder im Festsaalbau zu München aufgestellt.
Schon seit mehreren Jahren erscheinen seine drei Söhne, von ihm selbst herangebildet, in dem großen Reigen der trefflichen Künstler Münchens: Beno, Eugen und Franz; idyllische Darstellungen aus der Thierwelt, weidende oder ruhende Lämmer mit Ziegen an Bergesabhängen oder in angenehmen Thälern, zu schönen Gruppen um den Hirten vereint mit trefflicher Ausführung der Landschaft, oder Schilderungen des heiteren Alpenlebens mit den kräftigen Thiergattungen, Fernsichten u. dgl. gelingen ihnen auf das Anmuthigste.
Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.
Adam, Albrecht,
Genre- und Bataillen-Maler, herzogl. Leuchtenbergischer Hofmaler, Staatspensionär und Ehrenmitglied der k. Akademien zu Berlin und München, ist geboren in Nördlingen im Jahr 1786. Seine Kunststudien begann derselbe im J. 1805 zu Nürnberg; kam 1808 nach München; hier studirte Adam die alten Niederländer und widmete sich hierauf mit besonderer Vorliebe der Pferde- und Schlachtenmalerei. Gegen Ende des Jahres 1809 kam er in die Dienste des Herzogs Eugen von Leuchtenberg, damaligen Vicekönigs von Italien, begleitete denselben sodann im russischen Feldzuge 1812, wo er allen Schlachten beiwohnte. Seit seiner Rückkunft nach München lebt derselbe seinem Künstlerberufe und ist eben jetzt mit der Ausführung von 16 großen Bildern aus dem militärischen Leben des höchstseligen Herzogs Eugen von Leuchtenberg, aus Auftrag Sr. kais. Hoheit des Herzogs von Leuchtenberg in St. Petersburg, beschäftigt. Albrecht Adams Bilder befinden sich in den Kabineten mehrerer Monarchen und sind als anerkannte Meisterstücke in der ganzen Welt zerstreut in den Händen von Kunstfreunden. Albr. Adam hat drei Söhne, welche sich ebenfalls dem Kunstfache des Vaters widmen und worunter besonders der älteste Sohn Benno sich als Künstler schon einen Namen machte.
Universal-Handbuch von München. München, 1845.
Ich gehe nun zu einigen Bildern der neueren Epoche meiner eigenen Sammlung über, von denen ich namentlich heraushebe:
8. Albert Adam, 1786 geboren; Landschaft mit einem Fuhrmannswagen, den 7 Pferde bergauf ziehen, vortrefflich gezeichnet. Er malt mit grosser Leichtigkeit, und ist genau mit der Anatomie der Pferde bekannt.
Freiherr Max von Speck-Sternburg: Ansichten und Bemerkungen über Malerei und plastische Kunstwerke. Leipzig, 1846.
Nekrologe.
Albrecht Adam,
Herzogl. Leuchtenberg. Hofmaler, Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste und Staatspensionär,
geboren 1786 zu Nördlingen, war der Sohn eines Konditors, welcher ihn sowie einen jüngern Sohn zu demselben Geschäfte bestimmte. Das mit diesem verbundene Manipuliren mit bildsamer Masse scheint das dem Knaben inwohnende Kunstvermögen schon frühe geweckt und eine im Besitze des Vaters befindliche Sammlung von Kupferstichen sowie die Unterweisung eines talentvollen Dilettanten dasselbe weiter entwickelt zu haben. Durch den Marstall des Fürsten von Wallerstein, welcher zu jener Zeit vorzügliche Pferde enthielt, war dem talentvollen Jüngling Gelegenheit geboten, sich vorzugsweise mit dem Studium dieses Thieres zu befassen. Mit diesem sowie dem gelegentlichen Betriebe des väterlichen Geschäftes verbrachte er seine Zeit bis zum Jahre 1803, wo er sich zum Behufe weiterer Ausbildung nach Nürnberg begab.
Aufmunterung und geregelter Unterricht, welche er hier fand, veranlaßten ihn, das väterliche Geschäft ganz aufzugeben und sich ausschließlich der Kunst zu widmen. Wenn auch seine Mittellosigkeit im Anfange ihn nöthigte, durch Formschneiden seinen Unterhalt sich zu erwerben, so setzte ihn der Eifer, mit welchem er an seiner künstlerischen Bildung arbeitete, bald in den Stand, durch Portraitmalen, kleine Jagdstücke etc. sich seine Eristenzmittel in würdigerer Weise zu beschaffen. Nach dreijährigem Verweilen in Nürnberg besuchte er die Heimath, ging jedoch nach kurzem Aufenthalt von da nach Augsburg. Hier verband er mit der Portraitmalerei das Studium militärischer Gegenstände, wozu ihm in jener bewegten Zeit alle Gelegenheit geboten war. Die Bekanntschaft des geschickten Schlachtenmalers Lorenz Rugendas, die er zu dieser Zeit machte, war ganz geeignet, sein Talent auf die Darstellung kriegerischer Szenen hinzulenken. Im folgenden Jahre begab er sich mit seinem Freunde Rugendas nach München und fand daselbst für diese Richtung nicht nur reichen Stoff, sondern auch in dem Oberststallmeister Frhrn. von Keßling und dem Flügeladjutanten des Königs, Grafen von Frohberg-Moutjoie, einflußreiche Gönner. Eine Reise nach Wien, wohin er letzteren im Jahre 1809 begleitete, gab dem jungen Künstler Gelegenheit, seine Mappe mit den mannigfaltigsten Studien und Skizzen zu füllen, und durch das Portraitiren vieler ausgezeichneter Männer, welche die politischen Ereignisse in Oesterreichs Hauptstadt zusammen geführt, dann die Darstellung interessanter militärischer Szenen sich eine Quelle reichen Erwerbes zu öffnen. Durch diese Arbeiten zog er die Aufmerksamkeit des Vizekönigs von Italien auf sich, welcher sich von dem ebenso bescheidenen als talentvollen Künstler in einem Grade angezogen fühlte, daß er denselben veranlaßte, förmlich in seine Dienste zu treten. Und jetzt war dem Künstler die Bahn zu einer ruhm- und erfolgreichen Thätigkeit eröffnet. Die paradiesischen Fluren Italiens, wohin er seinen Herrn und Gönner zunächst begleitete, sowie die Schneefelder Rußlands, wohin er ihm im Jahre 1812 folgte, lieferten ihm den Stoff zu seinen Darstellungen. Die Waffenthaten der großen Armee in ihrer Glanzperiode wie nicht minder das namenlose Elend auf dem verhängnißvollen Rückzuge aus Rußland schilderte er in seinen Gemälden mit erschütternder Wahrheit.
Der Raum gestattet nicht, hier in die Einzelnheiten dieses bewegten Künstlerlebens einzugehen oder die Werke aufzuzählen, welche den Ruhm A. Adams gründeten nnd erhöhten. Die Letztern sind so zahlreich, daß nicht leicht ein fürstliches Kabinet oder eine Sammlung solcher entbehrt. Nicht nur der künstlerische Werth, sondern auch die Unmittelbarkeit, in welcher uns jene weltgeschichtlichen Ereignisse in Adams Werken entgegentreten, verleihen denselben ein hohes und dauerndes Interesse.
Seit dem Jahre 1813, nachdem die kriegerischen Ereignisse durch den Wiener Friedenskongreß ihren Abschluß erhalten hatten, hielt sich Adam fortwährend in München auf. Er hatte sich auf der Westseite der Stadt ein Grundstück gekauft, auf welchem er sich ein seinen Bedürfnissen und seinem Geschmacke entsprechendes Haus erbaut und im Kreise seiner Familie eine schöne Häuslichkeit geschaffen hatte. Hier theilte er seine Zeit zwischen künstlerischem Schaffen und der Bildung seiner gleich dem Vater reich begabten Söhne. Noch im hohen Alter war ihm beschieden, die Bilder seiner Jugend noch einmal sich aufrollen zu sehen, indem er den ehrenvollen Auftrag erhielt, die Thaten der österreichischen Armee unter ihrem greisen Führer Radetzky in einer Reihe von Gemälden zu verherrlichen. Diese Arbeiten, denen er sich mit jugendlicher Begeisterung hingab, verbreiteten durch die Anerkennung, welche ihnen von dem hohen Auftraggeber und in den weitesten Kreisen gezollt wurde, einen leuchtenden Glanz auf den Abend dieses reichen Künstlerlebens.
Sein letztes größeres Werk war die im Auftrage Seiner Majestät des Königs Maximilian ausgeführte Schlacht bei Zorndorf, welche durch das Feuer der Komposition, Wahrheit und minutiöse Durchführung vergessen ließ, daß ein in den siebenziger Jahren stehender Greis ihr Schöpfer war.
Adam bewahrte sich seine Körper- und Geistesfrische bis nahe vor seinem Tode, welcher nach kurzem Krankenlager am 28. August des verflossenen Jahres ein an Schaffen und Ehren reiches Leben zum Abschluß brachte. Unter seinen zehn Kindern befinden sich drei Söhne, würdige Nachfolger eines berühmten Vaters.
Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1862. München, 1863.
Albrecht Adam
Schlachtenmaler.
Albrecht Adam war am 16. April 1786 in der damaligen freien Reichsstadt Nördlingen im Ries geboren und starb am 28. August 1862, erreichte somit ein Alter von 76 Jahren 4 Monaten und 12 Tagen. Der Sohn eines Conditors ward er von seinem Vater zum gleichen Gewerbe bestimmt und erlernte dasselbe nicht blos, sondern übte es auch bis zum Jahre 1804 praktisch aus. Seine Jugend verlief wie die von hundert anderen Knaben ohne hervorragende Momente. Früh jedoch zeigte sich in dem lebhaften Kinde eine auffallende Neigung zum Zeichnen, die durch eine Sammlung von Kupferstichen, welche sich im Besitze seines Vaters befand, Nahrung erhielt. Bald versuchte er sich mit wachsendem Glücke in der Nachbildung von Kunstwerken und Naturgegenständen und verkehrte viel und geme mit einem talentvollen Kunstfreunde und Dilettanten, Friedrich Wilhelm Doppelmayer, den wir später auch als einen warmen Freund Mich. Voltz’s, des Vaters des bekannten Idyllenmalers Friedr. Voltz, kennen lernen werden. Dieser Umgang trug nicht wenig dazu, bei, jene Neigung zu bestärken und ihn den rechten Weg zu seiner Ausbildung finden zu lassen. Bald genügte es ihm nicht mehr mit dem Stift zu arbeiten, er griff zum bildsamen Wachs und übte sich mit Eifer im Modelliren. Seine vorherrschende Neigung trieb ihn zur Gestaltung von Thieren, namentlich von Pferden und er fand im schön besetzten Marstalle des Fürsten von Wallerstein, der damals meistentheils in Nördlingen lebte, die brauchbarsten Vorbilder zu seinen mit jugendlichem Eifer betriebenen Studien. So ward er sechszehn Jahre alt, ohne besondere Anleitung in der Kunst erhalten zu haben. Sie ward ihm nun durch die Güte des Fürsten, der es neben herzlicher Aufmunterung auch an Unterstützung nicht fehlen ließ. Nördlingen war der Ort nicht, an dem er künstlerische Ausbildung erlangen konnte. So ging er denn, aber immer noch seinem Gewerbe treu, gegen Anfang des Winters 1803 nach Nürnberg, wo er an den Director der dortigen Zeichnungsakademie, den wackeren Christoph Zwinger empfohlen war. Dieser und sein Sohn Gustav nahmen sich des Jünglings mit herzgewinnender Freundlichkeit an, und unter ihrem Beistände gab er die Konditorei gänzlich auf, indem er sich seinen Lebensunterhalt mit Formschneiden gewann. Bald verließ er auch diese Erwerbsweise, um als Portraitmaler zu arbeiten. Seine Mußestunden aber widmete er dem Studium der Antike und der Natur, wozu ihm als Schüler der Akademie Gelegenheit nicht fehlte.
Nach drei Jahren ging er auf Besuch seiner Eltern nach Nördlingen zurück, und radirte dort sechs Blätter, Jagden und andere kleine Stücke, wobei er sich zum ersten Male in der Führung der Nadel übte. Im Winter desselben Jahres 1806 begab er sich nach Augsburg und lernte dort Ludwig Rugendas kennen, mit dem er bald eng befreundet ward. Während er dort wieder vom Portraitmalen lebte, ward er von Rugendas auf jenes Gebiet der Kunst geleitet, auf dem er sich später so viele Lorbeern holte: in Augsburg malte er seine ersten militärischen Gegenstände. Als beide im nächsten Jahre nach München gingen, ward Adam von den dortigen Kunstschätzen so begeistert, daß er trotz aller Anhänglichkeit an seinen Freund sich sofort entschloß, in München zu bleiben und daselbst seinen ständigen Wohnsitz aufzuschlagen.
Damit begann ein neuer Lebensabschnitt für ihn. Bald fand er in der Person des k. Flügeladjutanten Grafen von Frohberg-Montjoie und des k. Oberstallmeisters Freiherrn von Keßling einflußreiche Gönner. Der erstere eröffnete ihm ein ganz neues Gesichtsfeld, indem er ihn einlud, ihn auf dem Feldzuge von 1809 gegen Oesterreich zu begleiten. An des Grafen Seite wohnte der junge strebsame Mann den bedeutendsten Schlachten jenes Krieges bei und brachte, als er im Mai in Wien eintraf, ein Portefeuille der interessantesten Studien mit. Wien war damals von den Franzosen besetzt, es war daher natürlich, daß Adam viel mit den französischen Offizieren verkehrte. Er ward von ihnen, die er theilweise auf den Schlachtfeldern kennen gelernt, viel zu neuem Schaffen aufgemuntert und selbst vielfach beschäftigt. Während seines Aufenthaltes in der schönen Kaiserstadt malte er so namentlich viel Reiterportraits und kleinere Episoden aus jenen Kämpfen, und es gab kaum einen hervorragenden Offizier der französischen Armee, dessen Bekanntschaft er damals nicht machte.
Auch der Vicekönig Eugen von Italien suchte ihn in seiner Werkstätte auf und ernannte ihn kurz darauf zu seinem Hofmaler, wobei ihm Offizierrang verliehen wurde, um ihm den Verkehr in der Armee zu erleichtern. Als Eugen nach Mailand zurückkehrte, begleitete ihn Adam dorthin und von da an auf allen seinen Reisen und Feldzügen.
Im nächsten Jahre nach Rom beurlaubt, zwang ihn seine erschütterte Gesundheit, die ewige Stadt nach kurzer Zeit zu verlassen. Aber auch in Mailand konnte er nicht wieder genesen und kränkelte, so lange er italienische Luft athmete. Sein gnädiger Fürst entließ ihn, damit er in der Heimat seine Gesundheit wieder erhalte. Im Jahre 1811 kehrte der Künstler mit gestärkten Kräften nach Mailand zurück, wo ihm von der Vicekönigin der ehrenvolle Auftrag wurde, Episoden aus den Kriegen von 1809 in Wasserfarbe auszuführen. Er zog sich bald darauf an den Comersee zurück, wo er sich wohler fühlte und begann dort sein erstes großes Schlachtenbild »die Schlacht bei Leoben«, das er innerhalb Jahresfrist vollendete.
Im Jahre 1812 vermählte er sich, mußte jedoch kurz darauf seine junge Frau zurücklassen, um dem Vicekönig nach Rußland zu folgen, wohin des Imperators Befehl halb Europa trieb. Er ritt mit ihm in Moskau ein und sah die geopferte Stadt vierzehn Tage lang in Flammen stehen. Trotz aller Beschwerden und Mühen eines blutigen Feldzuges entwickelte Adam eine künstlerische Thätigkeit, welche seine Portefuilles täglich mehr und mehr füllte. Im französischen Hauptquartier glaubte man an einen längeren Kampf, und dies veranlaßte unsern Künstler seinen Fürsten um einen halbjährigen Urlaub anzugehen. Die Rückreise war nicht blos beschwerlich, sondern im höchsten Grade gefährlich; mit genauer Noth nur entging Adam wiederholt der Gefangennehmung durch herumstreifende Kosaken. Nachdem er am 9ten September Moskau verlassen, gelangte er erst am 20. December nach München. An eine Rückkehr nach Rußland nach Ablauf des Urlaubs war nicht mehr zu denken. Die große Armee war zu einem Haufen kampfunfähiger, ausgehungerter Männer zusammengeschrumpft.
Adam ging deshalb sofort nach Mailand, wohin Eugen sich bereits gewendet, um sich zum neuen Kampfe gegen Oesterreich vorzubereiten. Als unser Künstler im Sommer des Jahres 1815 nach Deutschland zurückkehrte, erhielt er von seinem Fürsten, dem nunmehrigen Herzoge von Leuchtenberg den Auftrag zur Herstellung einer größeren Sammlung von Erinnerungsblättern an den letzten Feldzug, welche er auch bis zum Tode des Herzogs fortsetzte. Dieselbe zählt nicht weniger als 85 Blätter.
Aus dieser Zeit stammen auch seine großen Bilder: »die Schlachten von Raab«, »Mosaisk«, »Maloraslarez« und von »St. Michel«, welche in’s herzogliche Schloß zu Eichstädt kamen.
Auch der König Maximilian Josef von Bayern beehrte Adam mit mehreren bedeutenden Aufträgen und einverleibte Adam’s Bilder seiner trefflichen Gemäldesammlung im Schlosse Tegernsee, seinem Lieblingsaufenthalte. Desgleichen erwarb der Fürst Wrede mehrere werthvolle Arbeiten. Aber diese umfassende Thätigkeit ließ ihm noch Muße ein Werk unter dem Titel: »Voyage pittoresque militaire« in hundert lithografirten Blättern erscheinen zu lasten, welche er aus seinen mehr als 300 Studien und Skizzen aus dem russischen Feldzuge ausgewählt hatte.
Das Jahr 1829 führte ihn nach Stuttgart, woselbst er über ein Jahr verblieb und für den KönigWilhelm vonWürtemberg unter Anderem auch eine Reihe trefflicher Pferdeportraits malte. Von dort besuchte er Norddeutschland, insbesondere Holstein und Mecklenburg und kehrte reich mit Studien versehen nach München zurück. Unter vielen bedeutenden Leistungen Adam’s aus jener Zeit ragt besonders seine »Schlacht an der Moskwa« hervor, welche er für den König Ludwig von Bayern malte, und die jetzt im Siegessaale der Saalbaus zu München sich befindet. Er vollendete das umfangreiche Bild im Herbste des Jahres 1835.
Daran reihte sich eine sehr umfassende Bestellung: Der Herzog Maximilian von Leuchtenberg veranlaßt den Künstler zu einem Cyklus von 16 größeren Schlachtbildern aus dem Leben seines Vaters Eugen, wobei die gewissenhaften Studien aus jener Zeit die besten Dienste thaten. Der Künstler hatte die Freude, sich seines Sohnes Franz, der sich gleichfalls der Kunst gewidmet hatte, hierbei als eines tüchtigen Gehilfen bedienen zu können. Die höchst werthvolle Sammlung kam mit dem gesammten Mobiliar-Besitze der Leuchtenbergischen Familie später nach Petersburg.
Obschon an Jahren schon vorgerückt, wurde er doch durch einen unwiderstehlichen Drang nach neuen Schöpfungen im Gebiete der Schlachtenmalerei im Jahre 1848 nach der Lombardei geführt, welche die österreichischen Truppen eben wieder besetzt hatten. So bewegte er sich denn nach 38 Jahren in der Villa reale zu Mailand, im Hauptquartiere Radetzky’s, in denselben Räumen, in welchen er einst mit seinem hohen Gönner, dem Vicekönige Eugen als ein junger Mann verkehrt hatte. Die schwarzgelbe Fahne Oesterreichs flatterte lustig und sieghaft, wo damals Frankreichs Adler geglänzt.
Der greise Feldherr nahm den Künstler auf das freundlichste auf. Die Beziehungen beider, welche man in der That freundschaftliche nennen darf, verschafften Adam eine Fülle von Material für seine Portefeuilles, und der betagte Künstler fühlte sich beim Schaffen wieder verjüngt. Mit reicher Ausbeute kehrte er im November desselben Jahres nach München zurück mit dem festen Vorsatze, nachdem er einst durch äußere Verhältnisse gezwungen gewesen, so viel für die Verherrlichung französischer Waffen zu thun, von nun an nur noch deutsche Kriegsthaten darzustellen. Und er hielt treulich Wort. Noch zweimal kehrte er in die Lombardei zurück (1850 und 1852), und als Früchte dieser Reisen finden wir theils in der kaiserlichen Burg zu Wien, theils in der neuen Pinakothek zu München die trefflichen Bilder: »Radetzky, umgeben von seinem Generalstab«, »Julius, Graf von Clam-Gallas bei Custozza«, »die Schlachten von Novara« (zweimal gemalt), »Custozza«, und »Sta. Lucia«.
Ein weiterer Auftrag des Kaisers Franz Josef führte ihn im Jahre 1853 in Begleitung seines Sohnes Franz auf die Schlachtfelder von Raab, Temeswar, Comorn u. s. w., wo er mit unermüdlichem Eifer Studien zu den Bildern sammelte, in welchen er die dortigen Kämpfe meisterhaft schilderte. Diese Gemälde befinden sich sämmtlich im Besitze des Kaisers und gereichen seinen Sammlungen zur besonderen Zierde. Auch sein schönes Gemälde: »die Schlacht an den Düppeler Schanzen« in der neuen Pinakothek zu München, fällt seiner Entstehungszeit nach in diese Periode.
Das umfangreiche Bild gewährt einen freien Ueberblick über die Höhen von Düppel und die Insel Alsen, während die Bayern und Sachsen mit den Dänen um den Besitz der ersteren ringen. Als König Ludwig I. den greisen Künstler mit dem bezüglichen Auftrag beehrte, war jener Theil unsres großen Vaterlandes wieder in den Händen der Dänen und Adam hätte wohl denselben nicht ausführen können, da es ihm an Terrainstudien fehlte, wenn ihm nicht Feodor Dietz seine während der Feldzüge in Schleswig-Holstein gezeichneten Skizzen mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit zur Verfügung gestellt hätte.
Im Jahre 1860 malte Adam den »Marsch der italienisch-französischen Armee durch Rußland im August 1812« und im Jahre 1861 den »Uebergang der Franzosen über die Volp.« Seinem Vorsatz getreu mit seinem Pinsel nichts mehr zur Verherrlichung fremder Waffen beizutragen, schloß der greise Künstler jene Thätigkeit mit einem Gemälde, welches den entscheidenden Moment der »Schlacht von Zorndorf« behandelt. Es war zugleich das größte, das er je gemalt, 20 Fuß lang bei entsprechender Höhe, ohne Zweifel ein doppelt bedeutendes Unternehmen für einen Mann von 74 Jahren. Der König Maximilian II. hatte ihm den Auftrag hierzu ertheilt und das Bild für das noch im Bau begriffene Maximilianeum bestimmt. Adam ging mit dem Feuereifer eines Jünglings der zum erstenmale die Arena betritt an’s Werk und vollendete dasselbe ehe noch zwei Jahre abgelaufen waren. Es war als ob er fürchtete seine Kräfte könnten noch vor der Vollendung erlahmen. War auch sein Geist noch jugendfrisch, körperlich fühlte er sich müd‘ und müder und als er um Beginn des Jahres 1862 Pinsel und Palette niederlegte, da war es seinen Freunden klar, daß der liebenswürdige Künstler sich nun zur Ruhe begeben müsse. Die ungetheilte Anerkennung seiner Kunstgenossen und aller Kenner lohnte sein letztes Werk wie kaum in so hohem Grade ein früheres. Er brachte in diesem Bilde nicht eine Episode der Schlacht, sondern eine ungemein übersichtliche Darstellung der Schlacht selber. Während im Hintergründe die preußische Infanterie sich in Unordnung zurückzieht, brausen vorn die Reiter Seydlitzens wie ein verheerendes Donnerwetter in die russischen Reihen, die vor dem ungeheuren Stoß zerstieben. Rechts im Mittelgründe hält der große König mit seinem Stabe und beobachtet die Wirkung des Anpralles, der die Schlacht entscheiden soll. Sind auch die Figuren des Vordergrundes nur von mäßiger Höhe, so hat der greise Künstler doch jede derselben mit der rühmenswerthesten Schärfe charakterisirt und die einzelnen Gruppen, in die sich die Gesammtaction auflöst, mit größter Geschicklichkeit mit einander verbunden und so ein einheitliches Ganze von überraschender Wirkung geschaffen.
Seit mehreren Monaten fesselte ihn ein schmerzliches Leiden an sein Zimmer, und vierzehn Tage vor seinem Tode sprach er zum letztenmale seine Gattin, die ihrerseits durch eine lang andauernde Krankheit im andern Flügel des Hauses ans Bett gebunden war. Er der auf hundert Schlachtfeldern dem Tod in allen Gestalten begegnet war, sah ihn mit der Ruhe des Weisen herankommen. Als ein Moment das Todesröcheln aufhörte, ermahnte er seine an seinem Lager sitzenden Töchter, die in Thränen zerflossen, mit freundlichen Trostworten, indem er beifügte es wäre bald vorüber. Groß, wie er gelebt, ging er denn auch am 28. August 1862 Abends 5 Uhr hinüber. Drei Tage vorher hatte er noch lebhaft bedauert, der Enthüllung des Ludwigsmonumentes nicht beiwohnen zu können und forderte seine Söhne, die nicht von dem Kranken weichen wollten, dringend auf, seinem hohen Gönner ihre Huldigung darzubringen. Kurz vor seinem Tode noch sorgte er dafür, daß sein Tod sofort dem in der Pfalz abwesenden Könige Ludwig angezeigt würde, der ihm besonders gnädig gewogen war.
So starb Albrecht Adam, ein ausgezeichneter Künstler, ein untadelhafter Charakter, ein guter Patriot, ein treuer Freund, thätig bis zum letzten Augenblicke, ein echter Priester seiner Kunst, umgeben von seinen Kindern und Enkeln.
Seine Brust schmückte der bayerische Maximiliansorden, für Kunst und Wissenschaft, der bayerische Verdienstorden vom H. Michael, der österreichische Franz-Josef-Orden und der preußische rothe Adlerorden dritter Classe. Er war Mitglied der bayerschen Akademie der bildenden Künste und kgl. bayerscher Hofmaler.
Die Kunst fand zu allen Zeiten eifrige Pflege in seinem Hause. Wie einst sein Bruder Heinrich seinem Beispiele gefolgt, so thaten es später seine Söhne, Benno, Franz, Eugen und Julius; alle folgten dem Beruf des Vaters und erfreuten sich bereits seit längerer Zeit, der erste als Thiermaler, der zweite als Schlachten- und Pferdemaler, der dritte im Genre und ganz besonders im Gebiete militärischer Malerei, der letzte als tüchtiger Lithograf einer hervorragenden Stellung unter den Künstlern der Gegenwart.
Der Lorbeerkranz, den der badensche Hofmaler Theodor Dietz, sein Kunstgenosse im engem Sinne des Wortes, auf seinen Sarg niederlegte, wurde nie einem Würdigeren gewidmet.
Aus allen Arbeiten Albrecht Adam’s leuchtet ein tiefeingehendes, praktisches Verständniß des Dargestellten hervor. Alles ist bis in’s kleinste Detail gewissenhaft, genau, nirgend die Wahrheit dem Effecte geopfert. Jedes seiner Bilder erscheint als ein Stück Leben; nichts ist unbedeutend und zufällig, der Eindruck der Wirklichkeit überall schlagend. Seine Episoden wußte er mit staunenswerther Geschicklichkeit dem Ganzen unterzuordnen und durch jede wieder den Beschauer zu fesseln und mit in die Situation zu versetzen.
Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.
Adam, Albrecht, Schlachtenmaler, geb. 16. April 1786 in Nördlingen, † 28. Aug. 1862 in München, wo er seit 1807 lebte und sich, veranlasst durch den Maler Joh. Lorenz Rugendas, immer mehr der Darstellung militärischer Scenen widmete. 1809 machte er als Maler den Feldzug gegen Oesterreich mit, malte zahlreiche Skizzen, wurde Hofmaler des Prinzen Eugen Beauharnais (Herzogs von Leuchtenberg), den er nach Italien begleitete, wo 1812 sein erstes grösseres Bild, die Schlacht bei Leoben, entstand. Mit demselben Herzog ging er 1812 auch nach Russland, kehrte unter grossen Gefahren nach München zurück, lebte aber 1813 bis zum Sommer 1815 in Italien. 1848 nahm er an dem Feldzuge der österr. Armee unter Radetzky Theil und wurde dann Hofmaler in München.
Unter seinen Oelbildern sind ausser den erwähnten die bedeutendsten: die Schlacht bei Moshaisk für den Herzog von Leuchtenberg, in der Neuen Pinakothek zu München die Schlachten bei Novara und Custozza, die Erstürmung der Düppeler Schanzen und Portrait Radetzky’s, in der Nationalgalerie zu Berlin die Schlacht bei Abensberg, ferner eine Ansicht von Friedrichshafen (Württemberg), Auf dem Schlachtfelde von Moshaisk, die Schlacht an der Moskwa (Festsaalbau in München), Rückzug der franz. Armee aus Russland und als sein letztes Bild die Schlacht bei Zorndorf (Maximilianeum in München). Dazu kommt das auf den russischen Feldzug bezügliche Prachtwerk »Voyage pittoresque et militaire« in 120 lithographirten Blättern (1827–33). Seine Selbstbiographie: »Albrecht A., Aus dem Leben eines Schlachtenmalers«, herausgegeben v. H. Holland (1886).
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Adam Albrecht, 1786 (Nördlingen) – 1862, Tier- und Schlachtenmaler; er war ursprünglich Konditor und machte als Stallmeister den Feldzug von 1809, als Hofmaler des Herzogs von Leuchtenberg den von 1812 in Rußland und 1848/49 den italienischen unter Radetzky mit; für Ludwig I. arbeitete A. u. a. an der Ausschmückung des Festsaalbaues der Münchner Residenz; er hat besonders das Pferdeleben studiert; in diesem Genre war er zweifelsohne der bedeutendste Maler seiner Zeit; weit verbreitet und berühmt waren seine Pferdeporträts, weshalb dieser Albrecht zum Unterschied von den anderen als der Pferdemaler bezeichnet wird; mit der bayerischen Armee stand er durch seine Schlachtenbilder in enger Beziehung.
Hauptwerke: Pferde- und Schlachtenbilder im Tegernseer Schloß, in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung, in St. Petersburg (= Leningrad), Wien, Mecklenburg und Holstein, lithographisches Prachtwerk über Rußland (Voyage pitt. usw.); A. hat auch eine Selbstbiographie verfaßt.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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* 15.7.1812 (München)
† 8.3.1892 (Kehlheim)
Tiermaler
(Rafael) Benno Adam, der älteste Sohn des Albrecht, geb. zu München 1812, unter den Thiermalern der modernen deutschen und insbesondere der Münchener Schule Einer der Ersten. Er bildete sich unter seinem Vater aus und lithographirte zuerst verschiedene Bil. nach dessen Gemälden und Zeichnungen. Bald indessen schlug er eine selbständige Richtung ein, indem er das Leben des Hausthiers, bisweilen auch in genrehafter Verbindung mit menschlichen Figuren (z. B. Viehmarkt im bayrischen Gebirge in der Münchener neuen Pinakothek), zum Gegenstande nahm. Rasch bekundete er nun in dieser Gattung ein vielseitiges Talent. Er versteht die verschiedensten Thiercharaktere gut zu treffen, ihre Eigenthümlichkeit scharf auszuprägen und sowohl die ernste als die komische Seite ihres Lebens zu schlagendem Ausdruck zu bringen. Eben darin nimmt er – verwandt dem englischen Thiermaler Landseer – jene hervorragende Stelle ein. So schildert er nicht nur das Hausthier (auch Pferde, Ziegen u. s. f.) in ihrem drolligen Zusammensein, in ihrem dumpfen, brütenden Zustande, sondern auch das vom Jäger gehetzte oder angeschossene Hochwild (bisweilen in Lebensgrösse) mit gleichem Erfolge. In der neuen Münchener Pinakothek finden sich einige Bilder dieser Art.
Zu seinen besten Bildern zählen: eine Fuchsjagd (lebensgross) im Besitze des Fürsten Karl von Fürstenberg in Donaueschingen, und Angeschossener Hirsch, von einem Hunde gestellt (lebensgross) beim Fürsten Max von Fürstenberg in Prag. Viele seine kleineren Bilder sind nach Amerika gekommen.
In seinen früheren Werken hat die Behandlung noch die trockene und geschriebene Weise der älteren Zeit; in den späteren wird sie freier und neigt zu einem dekorativen Vortrag. Die Färbung ist gewöhnlich in einem klaren, kühlen Ton. Sehr bemerkenswerth sind auch seine Originallithographien.
a) Von ihm nach eigener Zeichnung lithographirt:
1) Ein Stier auf der Weide, nach einem Bilde. In Tondruck, gr. qu. Fol.
2. u. 3) Wilde Schweine. Todte Hirsche. 2 Bll. gr. qu. Fol.
4) Rückkehr von einem Viehmarkt. In Köhler’s Münchener Album. 3. Heft. 1839. roy. Fol.
5) Lauernde junge Füchse, im König-Ludwig’s-Alb. 1. Jhrg. München 1851. qu. Fol. Chromolith.
6) Seltene Verträglichkeit (Hund u. Katze). Chromolith. Ebendas. 4. Jahrg. 1855/56. gr. Fol. (Auch photogr. von J. Albert 1861).
7) Wildschweine im Walde, roy. qu. Fol.
8) 24 Taf. in: Beiträge zur land- und forstwissenschaftlichen Statistik der Herzogthümer Schleswig und Holstein. Fol.Der Künstler war 1847 vom Grafen Ernst Reventlow-Faroe nach Holstein berufen, um für jenes Werk die Viehracen von Schleswig und Holstein zu zeichnen.
9) 24 Taf. in Farbendr. in: Anleitung zur Rindviehzucht von H. W. von Pabst. gr. 8. Stuttgart 1851.
10) 8 Taf. in Farbendr. in : Abbildungen der Schweizer Rindviehracen, nach der Natur gez. von Benno Adam. Herausgeg. von der ökonomischen Gesellschaft in Bern. gr. 4. Bern 1859.
b) Von ihm nach A. Adam lithographirt:
11) Wilhelm, König von Würtemberg zu Pferd. A. Adam p. ad nat. Imp. Fol.
12) Stute mit Füllen (Granicus: im Gestüte des Baron Biel in Mecklenburg), gez. R. B. Adam, gr. qu. Fol.
13–17) Gestüthengste: Robin Hood, Plumper, Herodes, Godolphin u. Shuffler. 5 Bll. gr. qu. Fol.
18 u. 19) s. Albrecht Adam, d. No. 64 u. 65.
c) Nach ihm lithographirt und photographirt:
1) Ländlicher Stall, nach dem Gemälde in der Münchener Pinakothek, von J. Woelffle. In: Piloty und Löhle, vierzig lithogr. Abbildungen etc. München 1862. roy. qu. Fol.
2) Viehmarkt im bayrischen Oberlande von demselben. In der Sammlung der vorzüglichsten Gemälde in der Privatgalerie des Königs Ludwig I. München 1845. gr. Fol.
3) Englische Vollblutpferde, von demselben, qu. Fol.
4) Die Plünderung (19. Jahrh.), von demselben, qu. Fol.
5) Nach der Hirschjagd (Ein Jagdhund erwartet edles Wild), von Julius Adam. qu. Fol.
6) Hirschhetze, von C. Straub, qu. Fol.Beide in Ton- und Farbendruck im neuen Münchener Galeriewerk.
7) Nach der Jagd. Fütterung der Hunde. Waldscene. Von Fr. Hohe. Farbendr. München 1861. gr. qu. Fol.
8) Lauernde Hunde (Hundestall). Nach dem Original photogr. von J. Albert. München 1860. kl. qu. Fol.
9) Ziegengruppe. Nach dem Gemälde in der Münchener Pinakothek photogr. von J. Albert. München 1864. gr. qu, Fol.
J. Meyer.
J. Meyer: Allgemeines Künstler-Lexikon. Leipzig, 1872.
Adam, Benno, Thiermaler, ältester Sohn der Vorigen [Albrecht Adam], geb. 15. Juli 1812 in München, † 9. März 1892 in Kelheim. Er begann seine künstlerische Laufbahn mit dem Lithographiren der Werke seines Vaters und wandte sich dann zur Malerei der Haus- und Jagdthiere, wobei er in der Ausprägung des Charakters derselben ein grosses Talent entfaltete. Ausser den 6 in der Neuen Pinakothek befindlichen Bildern sind zu nennen: eine Fuchsjagd, ein angeschossener Hirsch, eine heimkehrende Heerde und eine Sauhatz.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Adam: Benno A., Thiermaler, wurde am 15. Juli 1812 zu München als der erste Sohn des Albrecht A. geboren, welcher damals als Hofmaler des Vicekönigs Eugen den französischen Feldzug nach Rußland begleitete. Im Atelier des Vaters, welcher allen seinen Kindern die Entwicklung ihrer vollen Individualität gewährte, erhielt der Knabe beinahe spielend den gründlichsten Unterricht, indem er die Bilder des Vaters auf Stein übertrug und ihn bei allen Studien und Reisen begleitete.
Indem er frühzeitig das Treiben und Leben der Haus- und Jagdthiere in Verbindung mit den Menschen beobachtete, errang Benno A. bald eine hohe Meisterschaft in diesem Gebiete. Schon 1835 brachte er seine ersten Bilder in den Kunstverein: »Kühe am Brunnen«, wozu Albrecht A. noch die Landschaft gemalt hatte, einen »Hund an der Kette« und einen »Viehmarkt im baierischen Gebirge« (1836), ein oft wiederholtes Thema, wovon sich eine köstliche Variante aus dem Jahre 1839 in der Neuen Pinakothek befindet (bei Soldan Blatt 67). Absonderlich gelang ihm die Darstellung der gemüthvollen, heiteren Seite des Thiercharakters. Da ist z. B. ein Stall, in welchem die Hundemutter mit ihren putzigen Jungen von dem nebenan über den Stand sich biegenden Pferde einen theilnahmvollen Wochenbesuch erhält: friedliche, glückliche Nachbarn! Dazu kam die ganze Skala des Eselhumors, die neckischen Gesellen, welche mit ihrem Gampen und Gumpen einen braven Hühnerstall in aufgeregteste Fassungslosigkeit versetzen oder mit verschmitzter Gutmüthigkeit einen neuen Ausbruch ihrer Laune vorbereiten. Ebenso gelangen ihm eigensinnige Ziegen, graziöse Füchse (darunter zwei junge Sprößlinge Reineke’s, welche in Spannung, Angst und Zorn sich gegen die ihnen noch gänzlich unbekannte, offenbar unheimliche Erscheinung einer Kupfernatter in Positur setzen, 1852), die verschiedenartigen Hunde, die von Pflichtgefühl beseelten Dackel, die possirlichen Rattenfänger, die außer ihrer Berufsthätigkeit auch einmal im Atelier eines Malers sich durch Umsturz eines Papierkorbs nützlich machen.
Außer dem Hundeporträt behandelte Benno A. auch die Hochjagd auf Hirsche, Gemsen, Eber und den eigentlichen Fuchssport mit der Meute: Scenen, welche, wie die Bilder für den Herzog von Nassau bezeugen, zu einer weiteren Specialität im Porträtfach führten, wobei auch Benno’s Sohn Emil A. und Enkel Richard als Maler des High-life excellirten. Anfänglich noch hart und trocken in der Farbe, machte er sich bald die neueren Vortheile der Technik und einer blühenden Palette zu eigen. Im J. 1847 wurde A. von dem Grafen Ernst Reventlow-Farve nach Holstein berufen, um für dessen »Beiträge zur land- und forstwirthschaftlichen Statistik der Herzogthümer Schleswig und Holstein« die nöthigen Zeichnungen zu liefern. Ebenso besorgte der Maler die Bilder für H. W. von Pabst’s »Anleitung zur Rindviehzucht« (Stuttg. 1851) und die Abbildungen der »Schweizer Rindviehracen« (herausgegeben von der ökonomischen Gesellschaft in Bern, 1859). Dann wendete er sich wieder zu großen Jagdbildern, mit den vom Jäger gehetzten und angeschossenen Hochwild und zu den weiteren Sportscenen mit der bunten Reihe von hocharistokratischen Theilnehmern (Soldan Blatt 6).
Glücklich, in seinem Sohne Emil A. einen solchen Gehülfen und Nachfolger gefunden zu haben, legte der Vater Pinsel und Palette nieder und übersiedelte nach Kelheim, wo er am 8. März 1892 entschlief. Sein vielseitiger, zahlreicher Nachlaß füllte im Mai des genannten Jahres einen ganzen Saal des Münchener Kunstvereins und fand bereitwillige Abnahme. Das Verzeichniß der Lithographieen und Stiche nach seinen Werken findet sich theilweise in Meyer’s Lexikon; zahlreiche Bilder wurden durch Photographie reproducirt.
Vgl. Nagler-Meyer, Künstlerlexikon, 1872, I. Bg. – Pecht, Gesch. der Münchener Kunst, 1888, S. 170. – Nr. 34 »Daheim« 1892, S. 532 ff. – Albrecht Adam’s Selbstbiographie, hsg. von Holland, 1886, S. 364 und das von Soldan publicirte: Werk der Künstlerfamilie Adam (Nürnberg 1890), wo Benno Adam in Bild und Wort charakterisirt ist. Die Büste dieses »deutschen Landseer« hat Halbig modellirt.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1900.
Adam Benno, 1812 (München) – 1892, Tiermaler; Sohn und Schüler von Albrecht A., hat dieser sich fast ausschließlich der Tiermalerei zugewandt und vor allem, nachdem er anfangs Bilder seines Vaters lithographiert hatte, Jagdtiere dargestellt; er hat das Tierleben von der gemütlichen Seite aus geschildert; seine Genrebilder (u. a. Am Comersee) hatte er in der Manier seines Vaters begonnen, später merkt man aber deutlich bei ihm die Sinnesänderung der jüngeren Generation.
Hauptwerke: Kühe am Brunnen, Hund an der Kette, Viehmarkt im bayerischen Gebirge, Illustrationen zu land- und forstwirtschaftlichen Büchern.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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* 22.1.1817 (München)
† 6.6.1880 (München)
Genremaler, Jagdmaler und Schlachtenmaler
Eugen (Carl) Adam, der dritte Sohn des Albrecht, geb. zu München d. 22. Jan. 1817. Schüler seines Vaters, gleichfalls tüchtig in der Schilderung des Soldatenlebens in Krieg und Frieden. Doch behandelter auch mit Glück die Sitten malerischer Volksstämme inmitten ihrer Natur und Wohnsitze. Schon in den J. 1844–1847 bereiste er zu diesem Zwecke Ungarn, Kroatien u. Dalmatien. Im August 1848 ging er dann mit seinem Vater auf den Kriegsschauplatz in Italien, zunächst nach Mailand, und verweilte bis 1856 namentlich in Venedig, Mailand, Turin und Florenz. Während der Feldzüge in den J. 1848 und 1849 sammelte er eine Reihe von Terrainskizzen sowie Figurenstudien aus dem militärischen Leben, die zum Theil von Albrecht und Franz Adam zu ihren Schlachtenbildera benutzt wurden und überhaupt für die lith. Kriegsdarstellungen des Vaters und der Brüder eine wesentliche Grundlage bildeten. Hierbei bewährte Eugen A. ein besonderes Geschick für die charakteristische Schilderung der Lokalität, der landschaftlichen sowol als namentlich der architektonischen, deren Zeichnung immer sicher und treffend ist.
Von den Oelbildern des Künstlers aus dem Gebiete des Kriegslebens sind vorzugsweise zu nennen:
Manoever unter dem Kommando des Kaisers von Oesterreich auf der Heide von Malpensa im J. 1851, mit vielen Fig. (im Besitze des Grafen Giulay zu Wien);
2 Darstellungen aus der Einnahme von Malqhuera (1852, im Besitze des Kaisers von Oesterreich);
Der verwundete Soldat auf dem Schlachtfelde von Solferino (1859, in der Münchener neuen Pinakothek, s. Lith. b. Nr. 4);
Reitergefecht zwischen österr. Uhlanen und piemont. Dragonern (1868).
Ausserdem hat Eugen A. viele kleinere Soldatenbilder in Aquarell, sowie Pferdebildnisse gemalt, die grösstentheils nach Oesterreich gekommen sind; immer bemerkenswert durch treue Naturbeobachtung und sorgsame Ausführung.
In der neuesten Zeit ist der Künstler namentlich wieder mit Schilderungen des Volks- sowie des Jagdlebens beschäftigt (auf der internat. Austellung in München 1869: Dalmatiner Landleute am Brunnen und Rückkehr von der Parforce-Jagd).
a) Von ihm nach Albr. Adam lithographirt:
1) Der Mittag. Bayr. Hochländer mit einigen Pferden unter einer Eiche ruhend, gr. qu. Fol.
2) Der Abend. Postillon mit seinen Pferden im Gespräch mit einer Bäuerin, gr. qu. Fol.
3–6) Jagden zu Pferd. 4 Bll. gr. qu. Fol.
7) La Chasse au Sanglier. gr. qu. Fol.
8 u. 9) L’Affút und le Repos d’après la chasse, 2 Bll. Chromolith. qu. Fol.
10–12) Drei Bll. mit Hunden. Fol.
b) Nach ihm lithographirt:
1) Ansichten der Stadt Salzburg u. ihrer maler. Umgebungen. Nach der Natur aufgenommen von Eugen Adam, auf Stein gez. v. Theodor Hellmuth. 3 Hefte à 6 Bll. München 1837. qu. Fol.
2) Erinnerungen an die Feldzüge der Österreich. Armee in Italien, 1848 und 1849. Mit Text von F. W. Hackländer. 24 Bll. Fol. München.Grösstentheils nach Originalzeichnungen und Aquarellbildern von Eugen A. gemeinschaftl. mit Franz Adam ausgeführt und von Letzterem lith. Gedruckt in der lith. Anstalt von Julius Adam. Das Ganze als ein gemeinsames Werk der Gebrüder Adam herausgegeben.
3) Die Kirche von Bieocca bei Novara, von F. Würthle. Für das König-Ludwig’s-Album von 1860. gr. Fol.
4) Nach der Schlacht bei Solferino, verwundeter Soldat auf dem Schlachtfelde (nach dem Bilde in der Münchener neuen Pinak. aus der 23. Lief, der Pinakotheken 3. vereinigte Sammlung). Von C. Feederle. gr. Fol. München 1861.
5) Bildliche Erinnerungen an den eidgenössischen Truppenzusammenzug im Aug. 1861. Nach der Natur gez. von Eugen Adam. Lith. von Franz Adam. 15 Bll. (Text deutsch u. franz. von Otfr. Abr. Roth). Bern 1863. gr. qu. Fol.
c) Nach ihm in Holz geschnitten:
6) Eine Anzahl militärischer Darstellungen aus dem ital. Kriege von 1859 in: Hackländer’s »Ueber Land und Meer«. Stuttgart 1859.
7 und 8) Zwei Münchener Bilderbogen: Der Christbaum und Der Flachs. Fol.Das Biographische nach Mittheilungen des Künstlers.
J. Meyer.
J. Meyer: Allgemeines Künstler-Lexikon. Leipzig, 1872.
Nekrologe
Eugen Adam,
Schlachtenmaler,
wurde am 22. Januar 1817 in München geboren. Er war der vierte Sohn des berühmten Schlachtenmalers Albrecht Adam. Unter der Anleitung seines Vaters, welcher seinen Söhnen selbst Lehrer und Vorbild für ihre künstlerische Laufbahn war, bildete sich Eugen zum Maler aus. In dem väterlichen Atelier und im Zusammenwirken mit seinen Brüdern gewann sein Talent die Grundlage, auf welcher es ihn in der ihm eigenen Richtung zu der Höhe trug, die ihn als würdiges Glied der großen Künstlerfamilie Adam erscheinen ließ.
Früh schon beschäftigte er sich mit Aufnahmen nach der Natur und lieferte solche für literarische und lithographische Unternehmungen. Dadurch legte er wohl auch den Grund zu jener vortrefflichen Auffassung und Wiedergabe des Landschaftlichen, die seine Werke anszeichnet. Die Natur und das Volksthümliche hatten von jeher und behielten immer für ihn einen ganz besonderen Reiz. Aus dieser Neigung entsprang auch seine Wanderlust, die ihn seit dem Jahre 1843 wiederholt nach Ungarn, Croatien, Dalmatien, Oberitalien und in die Schweiz führte, um zu beobachten und zu sammeln oder das schon früher Gesehene noch gründlicher zu studieren.
Im Jahre 1848 ging er mit seinem Vater und seinem Bruder Franz nach Italien und begleitete die österreichische Armee während der Feldzüge von 1848 und 1849. Er war im November 1848 der Brigade des Grafen Elam-Gallas zugetheilt worden, verbrachte den Winter in Como, kam im darauffolgenden Jahre zu den neuen Kämpfen nach Mailand und im Gefolge des Fürsten Karl von Schwarzenberg mit dem IV. Armeecorps über Pavia nach Piemont, wo er den Kämpfen bei Mortara und der Schlacht von Novara beiwohnte, endlich von da zur Belagerung von Malghera und Einnahme von Venedig.
Nach Beendigung des Feldzugs blieb er in Mailand zurück mit der Ausführung verschiedener künstlerischer Aufträge beschäftigt.
Erst im Jahre 1853 kehrte er nach München zurück, von wo er wieder verschiedene Studienreisen und Ausflüge unternahm und mehrmals auch längere Zeit in dem ihm liebgewordenen Mailand verweilte.
Im Jahre 1858 gründete er sich durch seine Vermählung mit Fräulein Emilie Zaubzer in München ein trauliches Heim und führte von da an bis zu seinem Tode mit seiner Gattin und seinen beiden heranblühenden Töchtern das glücklichste Familienleben, aus welchem er sich nur zeitweise losriß, wenn es galt, Zeuge großer Zeitereignisse zu sein und zur künstlerischen Darstellung derselben beizutragen, oder neue Ausbeute für sein künstlerisches Schaffen zu gewinnen.
Als der italienische Krieg im Jahre 1859 ausbrach, eilte Eugen Adam wieder nach Italien, konnte jedoch den Kriegsschauplatz nur auf einem großen Umwege über Verona erreichen, weil die Grenze durch die Garibaldiner versperrt war. Er war daher nur mehr Zeuge des Rückzuges von Solferino.
Während der Jahre 1860–1862 wohnte er den jährlichen Manövern der Schweizertruppen bei, und nach dem Ausbruche des französischen Krieges von 1870 machte er sich sofort marschfertig, um sich der deutschen Armee in Frankreich anschließen zu können. Mit Ungeduld erwartete er die nachgesuchte Erlaubniß hiezu, und nachdem dieselbe endlich eingetroffen war, reiste er unverzüglich ab und traf am 1. September in Bazeilles ein. Dem ersten bayer. Armeecorps zugetheilt, begleitete er dasselbe auf allen Märschen und nahm Theil an den Gefechten von Artenay und Orleans. Mitte Dezember kam er, die Mappe mit werthvollen Skizzen gefüllt, nach München zurück. Doch schon Ende Januar ging er nach Frankreich zurück. In Versailles, wo er nun offizielle Beglaubigung und einen Passirschein als Schlachtenmaler erhielt, fanden seine Skizzen, welche Sr. Maj. dem Kaiser und dem Deutschen Kronprinzen vorgelegt wurden, volle Anerkennung. Dem II. bayer. Armeecorps zugetheilt, sammelte er während der Belagerung von Paris in Gesellschaft seines jüngeren Collegen, Heinrich Lang, reichliches und höchst interessantes Material für seine späteren Werke. Nachdem er noch mit den ersten Truppen in Paris eingezogen war, kehrte er über Straßburg nach München zurück.
Hier war er während der folgenden Jahre unermüdlich thätig und schuf eine große Reihe von Oelgemälden und Aquarellbildern, deren Gegenstand er theils seinen Skizzen aus dem Kriege von 1870, theils seinen früheren Reiseerinnerungen und Erlebnissen entnahm. Daneben beschäftigte er sich fortwährend mit neuen Entwürfen und unterbrach seine Thäligkeit nicht, obgleich sein Herzleiden immer bedenklicher und drohender fortschritt. In der Nacht vom 3ten zum 4ten Juni setzte eine Herzlähmung seinem Dasein ein unerwartet rasches Ende.
Eugen Adam war als Mensch ein liebenswürdiger, herzensguter, ehrenwerther Charakter, ein vortrefflicher Gatte und Vater. Gefällig und zuvorkommend gegen Jeden, ein verlässiger Freund und guter Gesellschafter, war er bei allen beliebt, die ihn kannten. Als Künstler war er von seltener Bescheidenheit, neidlos auf fremde Verdienste, beseelt von ächter Liebe zur Kunst, zeigten seine Arbeiten eine minutiöse Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit.
In seinen zahlreichen Gemälden stellte er meist Genrebilder aus dem Militärleben, Gefechts-Scenen oder Bilder aus dem Volksleben, insbesondere der Ungarn, Montenegriner etc. dar. In der neuen Pinakothek in München befindet sich ein derartiges militärisches Genrebild, einen verwundeten ungarischen Soldaten mit seinem Hunde darstellend, das so recht zum Herzen spricht.
Für die illustrirte Zeitung »Ueber Land und Meer« lieferte er im Jahre 1859 eine Reihe von Zeichnungen aus dem italienischen Feldzuge, ferner im Jahre 1870 Bilder aus dem französischen Kriege und später Bilder aus der Herzegowina.
Sein ausschließliches Werk waren auch die trefflichen Darstellungen aus den von den Schweizertruppen im Jahre 1861 auf der Gotthardstraße ausgeführten Feldmanövern, welche in 15 von ihm gezeichneten und von seinem Bruder Julius lithographirten Blättern im Jahre 1863 in Bern unter dem Titel »Bildliche Erinnerungen an den eidgenössischen Truppenzusammenzug im August 1861« herausgegeben wurden.
Von ganz besonderem Werthe ist die Sammlung seiner Skizzen aus den italienischen Feldzügen von 1848–49 und 1859 in 439 Blättern, von welchen die aus den Jahren 1848–49 stammenden die Grundlage für das von den Brüdern Adam in 22 Blattern unter dem Titel: »Erinnerungen an die Feldzüge der k. k. österreichischen Armee in Italien« herausgegebene Prachtwerk bildeten. Ebenso sind auch die vom Staate für das Münchner Kupferstich- und Handzeichnungen Cabinet erworbenen Skizzen aus dem französischen Kriege von großem Werthe, was nicht minder von den zahlreichen Studien und Skizzen gilt, welche er von seinen früheren Reisen durch Ungarn und die angrenzenden Länder zurückgebracht hatte.
Mit Eugen Adam ist ein ächter Künstler geschieden, dessen unermüdetes Streben bis zu seinem Ende — nicht immer zu seinem persönlichen Vortheile — nur den idealen Zielen der Kunst geweiht war.
Kunstvereins-Bericht für 1880. München; 1881.
Adam, Eugen, Schlachtenmaler, Sohn und Schüler von Albrecht A., geb. 22. Jan. 1817 in München, † 4. Juni 1880 das., nahm an den Feldzügen von 1848 und 1849 in Italien Theil, machte Studienreisen nach Ungarn, Dalmatien und Italien. Er schilderte namentlich Scenen und Episoden aus dem Kriegs- und Lagerleben, später auch aus dem Volks- und Jagdleben. Hauptwerke von ihm sind: Einnahme des Forts Malghera bei Venedig (1852), Scene aus dem Schlachtfeld von Solferino (1859, Neue Pinakothek), das zerstörte Schloss St. Cloud und als sein letztes Bild ein Schäfer bei seiner Heerde.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Adam Eugen, 1817 (München) – 1880, Schlachten-, Jagd- und Genremaler; auch er war Schüler seines Vaters Albrecht A., mit dem er zusammen am italienischen Feldzug unter Radetzky teilgenommen hatte, später stand er auch noch auf dem Schlachtfeld, nämlich 1859 in Norditalien und 1870/71 in Frankreich; auch hatte er auf ethnographischen Studienreisen, namentlich in Ungarn, Kroatien und Dalmatien, 1843/45 Stoffe zu Gemälden gesammelt; von diesen Erlebnissen lieferte A. Schlachtenbilder, daneben auch Jagd- und volkstümliche Szenen; als Schlachtenmaler ist er berühmt geworden.
Hauptwerke: Brand von Orleans, Husaren-Attacke, Requisition aus dem italienischen Feldzug, Verwundeter Soldat mit seinem Hund auf dem Schlachtfeld, Schloß zu St. Cloud, Ein Schiffzug am Inn, Der Ungar im Frieden, Herrschaftliche Equipage, Die Kirche von Bicocca bei Novara, Jahrmarktszene aus Kroatien.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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* 4.5.1815 (Mailand)
† 30.9.1886 (München)
Tiermaler (Pferde) und Schlachtenmaler
Franz Adam, der zweite Sohn des Albrecht, geb. zu Mailand 1815, als Genremaler des Soldaten- u. Schlachtenlebens sowie in seinen Pferdedarstellungen einer der besten deutschen Meister der Neuzeit. Er schlug die Richtung seines Vaters ein, bekundete aber schon in den Bildern seiner früheren Zeit eine eigene malerische Anschauung (französische Kürassiere in einer Halle während des Brandes von Moskau in der Münchener neuen Pinakothek). Franz, der schon im J. 1849 mit seinem Bruder Eugen während des Krieges in Italien Studien gemacht, begab sich 1850 zu gleichem Zwecke nach Ungarn. Angeregt durch die unmittelbare Anschauung, bekundete sich nun rasch sein ungewöhnliches Talent zur Schilderung des Kriegslebens. Schon bei Albrecht Adam war von dem wesentlichen Antheil die Rede, den sein Sohn Franz an den Schlachtenbildern von Novara, Custozza und den Düppeler Schanzen hatte. Die realistische Kunstweise führte Franz A. hier wie überhaupt noch entschiedener durch als sein Vater. Gerade nach dieser Seite bewährte er sowol in seinen Pferdestücken wie in seinen Kriegsscenen eine besondere Fähigkeit, die, verbunden mit einem gediegenen Naturstudium, es zu hervorragenden Leistungen gebracht hat (Reitergefecht bei Volta für den Kaiser von Oesterreich). Eine nicht minder treffende Beobachtung zeigte er gleichzeitig in der Darstellung volkstümlicher Sitten und Gewohnheiten; dahin gehören eine Anzahl von Bildern aus dem ungarischen Volksleben, insbesondere eine Schiffsfähre am Strande der Theiss mit vielen Figuren und eine Scene an demselben Flusse (eine Heerde Schaafe mit ihrem Hirten und Wallfahrer in einem Schiffe).
Der Künstler hat bis zum J. 1859 namentlich in Oesterreich Anerkennung und Gelegenheit zu mannigfachen Arbeiten gefunden. Ausser kleineren Genrebildern aus dem Soldatenleben, worunter namentlich das Kroaten-Quartier in einer Villa bei Mestre (im Besitze des Kaisers von Oesterreich) hervorzuheben, entstanden dort mehrere lebensgrosse Reiterbildnisse, die das gleiche Geschick des Malers bewiesen für die Darstellung des Menschen nach dem Leben wie für die scharfe Charakteristik des Pferdes (ein Werk dieser Art schon aus dem J. 1843: Feldmarschall Fürst Wrede, im Besitz der fürstlich Wrede’schen Familie zu Ellingen). Es sind dies die Portraits des Kaisers Franz Joseph u. vorab Radetzky’s (für das Wiener Arsenal bestimmt, vollendet 1859), letzteres ein Hauptwerk des Meisters. Ausserdem: Feldmarschall-Lieutenant Baron Haynau mit seiner Umgebung auf dem Telegraphenthurm während der Belagerung von Malqhuera zu Mestre.
Im J. 1859, während des italienischen Feldzuges, befand sich Franz A. mit seinem Bruder Eugen im österreichischen Hauptquartier zu Verona, Villafranca und Valeggio. Er sollte die Vorgänge jenes Krieges malen; allein durch äussere Umstände wurde ihm der längere Aufenthalt in Oesterreich verleidet, und so kehrte er noch 1859 nach München zurück. Seltsam ist, dass ihm hier, bei seiner ausgesprochenen Begabung für die Schlachtenmalerei, keinerlei Aufträge von Seiten der Regierung wurden. Und doch hat sich Franz A. namentlich in der Schilderung des Kriegsgetümmels und der mannigfaltigen Episoden aus dem Feldleben noch neuerdings ausgezeichnet. Er vor Allen weiss die kühne, leidenschaftliche Bewegung des Momentes, die Kämpfenden in ihrer individuellen Lebendigkeit zu erfassen. Selten fehlt das Pferd dabei; es ist immer nach der Natur und mit meisterlicher Sicherheit geschildert. Er hat dann, da ihm selten Gelegenheit zu grösseren Aufgaben wurde, auch selbständige Pferdedarstellungen bis in die neueste Zeit gemalt; am liebsten das wilde ungebändigte Pferd der ungarischen Puszta oder den Soldatengaul, etwas mitgenommen im anstrengenden Dienst, bald im Kampf, bald in der Ruhe des Lagerlebens. Was allen diesen Bildern, und insbesondere den späteren, noch ausser der energischen Zeichnung eigenen Reiz gibt, ist die malerische Behandlung. Franz Adam weiss Landschaft und Figuren in eine besondere, der Natur fein abgesehene Licht- und Luftstimmung zu setzen und darin die Tonmassen wirksam von einander abzuheben. Auch der Vortrag ist meistens malerisch, markig und breit; es sind nur seltene Fälle, wo er in’s Flaue und Verblasene fällt. Eine interessante Leistung des Künstlers, die von seinem Talent und Können ein treffliches Zeugniss gab, war das grosse Bild auf der Pariser Weltausstellung von 1867: die Strasse zwischen Solferino und Valeggio am Tage der grossen Schlacht. Sie zeigt diese nicht selber, sondern den Rückzug der verwundeten Oesterreicher hinter der Front der Armee, während zugleich neue Truppen mit Geschützen zum Angriff vorstürmen. Alle Schrecken des Krieges sind hier in der hellgrauen, heissen Luft des Mittags scharf ausgesprochen und mit ergreifender Wahrheit versinnlicht. Nur fehlt es der ausgedehnten Komposition mit ihren mannigfachen Episoden an einem Mittelpunkt, wie andererseits Licht und Schatten nicht genug zusammengehalten sind. Dennoch bleibt das Bild eine der bedeutendsten Leistungen der neueren Malerei. Die schauerlichen Folgen des Krieges hat Franz A. nochmals in jüngster Zeit in einem Rückzuge aus Russland 18l2 versinnlicht, ein Bild, das vielleicht zu sehr nur auf malerische Wirkung angelegt ist (Internat. Ausstellung in München 1869). Noch ist der sittenbildlichen Kriegsscenen in kleinerem Massstabe aus den letzten Jahren zu gedenken, die namentlich auch durch die feine Ausführung ansprechend sind. In dieser Weise ist ein neueres Bildchen, Gefecht von österreichischen Uhlanen mit piemontesischen Dragonern aus dem Feldzug von 1859 (gemalt 1868), nicht bloss durch die lebensvolle Bewegtheit, sondern auch durch die malerische Durchführung von besonderem Werthe; ebenso vier kleine, fast miniaturartig in Oel auf Metall gemalte Schlachten aus dem Kriegsleben des bayr. Feldmarschalls Prinzen Karl zu der Decke des diesem von der bayr. Armee nach dem Kriege von 1866 gewidmeten Prachtalbums.
Fr. Adam hat in seiner früheren Zeit nach Zeichnungen und Bildern seines Vaters lithographirt; schon in diesen Bll. zeichnete er sich durch eine sichere und energische Hand aus.
a) Von ihm nach eigener Zeichnung lithographirt:
1) Transport gefangener Piemontesen aus dem ital. Feldzuge 1848. Für das König-Ludwig’s-Album, 2. Jahrg. 1853. gr. qu. Fol.
2) Franz Joseph I. Kaiser von Oesterreich, im Hintergrunde Truppen. Nach dem Leben gemalt. gr. roy. Fol.
3) Ein fehlerfreies Pferd. qu. Fol.
4) Ein fehlervolles Pferd (mit Angabe aller äusserlichen Krankheiten). qu. Fol.
b) Von ihm nach A. Adam lithographirt:
1) Schlacht bei Novara am 23. März 1849. Nach dem grösseren Bilde A. Adam’s im Besitze des Feldzeugmeisters Baron Hess in Wien. Roy. qu. Fol.
2) Wilhelm König von Würtemberg in Generalsuniform auf einem arab. Schimmelhengst. gr. Fol.
3) Alexander Herzog von Würtemberg in Uniform zu Pferde. gr. Fol.
4) General von Münchingen, kgl. würtemberg. Oberstallmeister in Uniform zu Pferde. gr. Fol.
5) Joseph Graf von Beroldingen. Gen.-Adjutant des Königs von Würtemberg, in Uniform zu Pferde. gr. Fol.
6) Baron von Kessling, kgl. bayr. Oberstallmeister zu Pferde in architekt. Umgebung. 2. Auflage (die erste siehe A. Adam, Lith., Nr. 90). gr. Fol.
7) General Graf Clam-Gallas mit Umgebung bei S. Lucia. gr. Fol.
8) Feldmarschall Graf Radetzky mit seiner Umgebung. Imp. qu. Fol. Nebst Erklär.-Bl.
9) Rückzug aus Russland (1812). Für das König-Ludwig’s-Album. 1855. Tondruck, gr. qu. Fol.
10) Der Hufschmied, oder die Schmiede mit dem kranken Schimmel. Nach dem Bilde im Besitze des Baron Rothschild in Paris vom J. 1840. gr. qu. Fol.
11) Der Fuhrmann, seine Pferde im Stalle schirrend. gr. qu. Fol. Gegenstück.
12) Sultan Mahmud, Haupt-Beschäl-Hengst des Königs von Würtemberg. gr. qu. Fol.
13) Drei engl. Jagdpferde d. Lord Pembroke. qu. Fol.
14) Bastard,Vollblutpferd d. Lord Pembroke. qu. Fol.
15) Bildnisse vorzüglicher Pferde des Königs von Würtemberg. 2. Lief. in 24 Bll. Stuttgart. qu. 4.
16) Adrast, Gestüthengst, gr. qu. Fol.
17 u. 18) s. Albrecht Adam. c. No. 64) u. No. 65).
19) s. Eugen Adam b. No. 2.
c) Nach ihm gestochen:
1) Elisabeth (Kaiserin von Oesterreich) als Prinzessin Braut zu Pferde im Schlossgarten zu Possenhofen 1852. Figur von C. Piloty, Pferd von Fr. Adam. Von Fleischmann. gr. roy. Fol.
d) Nach ihm lithographirt:
2) Die Franzosen im Kreml zu Moskau, von J Wölffle. In lith. Abbildg. der bayr. Pinakothek 1850. roy. Fol.
3) Englische Vollblutpferde von J. Wölffle. Fol.
4) Ungarische Pferde auf der Puszta. Photogr. v. J. Albert. gr. Fol.
5) Das sterbende Pferd, von seinem verwundeten Husaren betrachtet. Nach A. Adam. qu. Fol.
Zum Theil nach Mündler’schen Notizen.
J. Meyer.
J. Meyer: Allgemeines Künstler-Lexikon. Leipzig, 1872.
Adam, Franz, Maler des Soldaten- und Schlachtenlebens, geb. 4. Mai 1815 in Mailand, † 30. Sept. 1886 in München, Sohn und Schüler von Albrecht A., machte mit seinem Bruder Eugen im Gefolge des Feldmarschalls Radetzky während des Krieges in Italien seine Studien und ging dann nach Ungarn, wo er auch die volkstümlichen Sitten studirte und malte. Solche Bilder sind: Eine Schiffsfähre an der Theiss, Kroatenquartier in der Villa Mestre, Reiterportrait des Feldmarschalls Fürst Wrede (1843), des Kaisers Franz Joseph (Wiener Arsenal), des Feldmarschalls Radetzky (Wiener Arsenal), die Strasse zwischen Solferino und Valeggio während der Schlacht am 24. Juni 1859 (1867), der Rückzug der Franzosen aus Russland (1869, Nat.-Galerie in Berlin), der höchst bedeutende Kampf mit franz. Reiterei bei Floing in der Schlacht bei Sedan (1879, Nat.-Gal., veränderte Wiederholung des früheren Bildes beim Herzog v. Sachsen-Meiningen), das bayerische Armeecorps bei Orléans 11. Okt. 1870 (1877, Neue Pinakothek), Attaque bei Mars la Tour (Neue Pinakothek), Mazeppa (1881), der Gefangenentransport nach der Schlacht bei Sedan (1880), Pferdemarkt am Ufer der Donau in Ungarn (1881).
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Adam Franz, 1815 (Mailand) – 1886, Pferde- und Schlachtenmaler; auch er bildete sich bei seinem Vater Albrecht A., auf der Kunstakademie in München, besonders aber auf weiten Studienreisen quer durch Deutschland, Italien, Österreich und Ungarn für sein künstlerisches Schaffen aus; er blieb der treueste Mitarbeiter seines Vaters, dessen Bilder er auf Stein zeichnete (»Voyage pittoresque« 1827/33) und unter dessen Einfluß seine ersten Pferde- und Schlachtenbilder entstanden, erst in den vierziger Jahren machte er sich aber von den Rezepten seines Vaters frei; Franz A. gehört zu den vorzüglichsten malerischen Talenten der Münchner Schule überhaupt; in seinen offiziellen Schlachtenbildern wird die malerische Form von den stofflichen Interessen und Ansprüchen naturgemäß stark in den Hintergrund gedrängt, dagegen zeigen kleinere, geschichtlich und monumental weniger verpflichtende Arbeiten (wie Szene aus dem österreichisch-italienischen Krieg) eine Reife der malerischen Erscheinung, die zielbewußt nach der Richtung weist, in der für die folgenden Jahrzehnte die Probleme der Münchner Malerei lagen.
Hauptwerke: Reiterporträt des Herzogs Philipp von Württemberg, Rückzug von Solferino, Der letzte Tropfen Wein, Vor dem Ausritt, Aus dem deutschen Kriege, Erstürmung des Eisenbahndamms bei Orleans, Ungarischer Pferdemarkt.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.
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* 27.3.1787 (Nördlingen)
† 15.2.1862 (München)
Vedutenmaler
Heinrich Adam,
geboren 1787 zu Nördlingen, sollte, gleich seinem Bruder Albert, das Konditoreigeschäft erlernen. Aber auch ihn führte ein innerer Drang zur Kunst, der er sich zuerst in Augsburg widmete und vor Allem landschaftliche Darstellungen liebte, in deren Ausführung er zugleich auf die treue Nachbildung der mancherlei Baulichkeiten sein Augenmerk richtete, weswegen seine landschaftlichen Bilder in der Folge immer mit architektonischen Gegenständen geschmückt erscheinen, die oft selbst als die Hauptsache hervortreten. Dazu trug Vieles bei, daß er nach seiner Uebersiedlung nach München im Jahre 1808 an dem großen Werke Wiebekings thätigen Antheil nahm, und mehrere Brücken nach der Natur aufnahm.
Im Jahre 1811 reisete er mit seinem Bruder nach Italien, weilte längere Zeit am Comersee zum Studium der Natur, radirte aber auch für eine Kunsthandlung in Mailand eine große Platte nach einem Gemälde seines Bruders, welches italiänisches Militär in mannichfaltigen Gruppen darstellte. Eine andere ähnliche Platte vollendete er im folgenden Jahre nach seiner Rückkehr in München, wo er auch vier Ansichten des Comersees radirte, und auch mehrere Blätter russischer Trachten für das Werk des Grafen Eechberg ausführte. Noch einige Jahre hindurch widmete er sich vorzüglich diesem Kunstzweige, gab mehrere Jagdstücke seines Bruders, nahm darauf Theil an der Ausführung des malerischen Reisewerkes desselben, und begann endlich die Uebung in der Oelmalerei mit landschaftlich architektonischen Darstellungen, welcher er fortan treu blieb und höchst Gediegenes leistete.
Auf einer dritten Reise nach Italien im Jahre 1819 fertigte er mehrere Zeichnungen von der Umgegend des Comersees und andere interessante Skizzen, die er dann in Oelbildern ausführte; eine Ansicht jenes Sees vollendete er im Auftrage des Königs Maximilian; dann bereisete er beinahe ganz Bayern, um die Ansichten der vorzüglichsten Städte in farbigen Zeichnungen zu geben, worauf er beinahe einzig der landschaftlichen Darstellung in Oelbildern sich widmete, und in treuen schön ausgeführten Abbildungen von Städteansichten und einzelnen Baulichkeiten der früheren und neueren Zeit seine Meisterschaft beurkundete. Vor allen sind bekannt: die Ansichten von Thoren und Plätzen Münchens, die sich um das größere Mittelbild reihen, im Auftrage des Königs Ludwig; die Ansicht der Stadt Eichstädt als Mittelbild und umher mehrere einzelne Gebäude und Plätze aus der Stadt oder der Umgegend für den Herzog von Leuchtenberg. Das Eigenthümliche der Darstellung dieses Künstlers besteht in der schönen innigen Verbindung der Natur mit den Werken der Menschen, die sich gegenseitig ergänzen und heben.
Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.
Adam, Heinrich,
Landschaftsmaler in Verbindung mit architektonischen Darstellungen, wurde geboren 1787 in Nördlingen. Er widmete sich gleich seinem Bruder Albrecht Adam der Kunst und begann in Augsburg als Kunstschüler seine Laufbahn. Zu seiner Ausbildung machte er mehrere Reisen nach Italien; an dem Comersee fand er reichliche Gelegenheit zum Studium der Natur; zu jener Zeit radirte er eine große Platte nach einem Gemälde seines Bruders (italienisches Militär darstellend). Eine zweite ähnliche Platte fertigte er nach seiner Rückkunft in München und radirte 4 Ansichten des Comersee’s. So widmete er sich mehrere Jahre diesem Kunstzweige; dann begann er der Uebung in der Oelmalerei sich hinzugeben und malte landschaftlich-architektonische Darstellungen, worin er bis heut zu Tage viel Gediegenes leistete. Eine Reihe von schön ausgeführten Abbildungen von bayerischen Städte-Ansichten gehören aus früherer und späterer Zeit zu seinen sehr beachtenswerthen Meisterwerken.
Universal-Handbuch von München. München, 1845.
Heinrich Adam, Landschaftsmaler und Radirer, geb. zu Nördlingen 1787, † zu München den 15. Februar 1862. Ursprünglich wie sein Bruder Albrecht zum Konditor bestimmt, wandte er sich 1808 in Augsburg der Kunst zu, wo er zunächst Bilder zum Auschneiden und Schlachten, welche kolorirt wurden, radirte. Noch in demselben J. kam A. nach München, war dort kurze Zeit am Wasserbaubureau angestellt und radirte verschiedene Platten für dessen Generaldirektor Wiebeking. 1811 hielt er sich mit seinem Bruder Albrecht längere Zeit am Comersee auf und versuchte sich dort in Aquarellmalerei. Damals radirte er auch nach seinem Bruder zwei grössere Bll. mit italienischem Militär; ebenso nach Albrecht 1813 zu Mailand sechs Jagdstücke. Auch für das Werk des Grafen Rechberg über russische Kostüme lieferte er mehrere Bll. Im J. 1819 machte er eine dritte Reise nach Italien und entwarf am Comersee Zeichnungen und Skizzen zu Oelbildern.
Seitdem hat er sich vornehmlich der Landschaftsmalerei zugewendet (1822 Ansicht von Como für Max I. von Bayern); doch hat er niemals aufgehört zu radiren. Im J. 1826 durchreiste er Bayern, um 24 Städteansichten zu zeichnen, welche von G. Krauss lithographirt wurden. In der letzten Zeit malte A. eine bedeutende Anzahl von Prospekten, besonders von München und der Umgegend. In der neuen Pinakothek daselbst ist eine Ansicht des Max-Josephplatzes von 11 Ansichten monumentaler Neubauten umgeben, eine andere vom Marienplatze mit 14 Randbildern. Doch malte er auch Landschaften aus den bairischen Alpen, aus Oberitalien und der Schweiz. Diese Bilder sind mit Fleiss und Treue nach der Natur, aber in einer nüchternen und trockenen Manier ausgeführt, welche auch seine Radirungen kennzeichnet.
Auf Aquarellen, Tuschzeichnungen und Gemälden kommen obenstehende Monogramme vor.
a) Von ihm radirt:
1–4) Darstellungen aus der französischen Revolution. 4 Bll. 8. Aus früherer Zeit.
5) Ansicht der Illumination in: Beschreibung der grossen Illumination auf dem Max-Joseph-Platze zu München bei der Vermählung des Kronprinzen von Baiern mit Therese von Sachsen-Hildburghausen, 13. Okt. 1810. 4.
6) Schafe, kl. qu. 8. Aus früherer Zeit.
7–15) 9 Bll. Landschaften mit Ruinen, Gebäuden und Figuren, qu. 12. 8. und qu. 4. Aus früherer Zeit.
16) Landschaft mit Fluss und Fähre, worin ein paar Soldaten. 1809. qu. 4.
17) Lagerndes Militär vor einem Gehöfte. 1809. qu. 4.
18) Tell und der Hut. kl. 8.
19) Stauffacher und Gertrud, kl. 8.
20–25) Sechs Ansichten von Landshut und Umgebung. 1822. Landshut bei Krüll. qu. Fol.
26) Pferderennen am Münchener Oktoberfest. Mit des Künstlers Namen. qu. Fol.
27) Ansicht von München von der Ferne gen. kl. qu. Fol.
28) Ansicht der Frauenkirche zu München. 1811. kl. Fol.
29) Ansicht des Marienplatzes daselbst, kl. Fol.
30) Ansicht der neuen Isarbrücke daselbst. kl. qu. Fol.
31–34) Die vier Jahreszeiten in »Abendstunden der Familie Rosenthal.« München u. Nürnberg, s. a. 8. 4 Bll. bez. H. A. f.
b) Von ihm nach Anderen radirt:
35) Kleine Landschaft mit Fischerhütte. Nach Dillis. kl. qu. 8.
36) La Cavaleria del regno d’Italia unter Eugen. Nach A. Adam. Auch kolorirt. gr. qu. Fol.
37) L’Infanteria del regno d’ltalia unter Eugen. Nach A. Adam. Auch kolorirt. gr. qu. Fol.
38) Französische Kürassiere. Nach A. Adam’s Zeichnung. qu. 4.
39–44) Folge v. 6 Bll. mit Jagden. Nach A. Adam. 1813. qu. 4.
45–49) 4 Ansichten vom Comer See. G. Rebell del. Auch kolorirt. qu. Fol.
c) Von ihm nach Andern gestochen:
49) Cavallo arabo (arabisches Pferd), von einem Diener nach rechts gefürt, mit Architektur. Nach A. Adam. Mailand 1811. gr. Fol.
d) Von ihm lithographirt:
50) Manöver bayerischer Artillerie-Landwehr. 1814. 1814. qu. Fol. I. Probedruck.
51) Unterricht im Landschaftszeichnen. München. 4 Hefte mit 32 Bll. qu. Fol.
52) Johann Erzherzog von Oesterreich. Nach Kriehuber, Tondr. Fol.
e) Nach ihm gestochen u. lithographirt:
1) Ansicht von München, mit 10 Randbildern, gest. von C. Schleich. qu. Fol.
2) Das Schwibbogen-Thor zu Augsbutg. Gest. von F. Würthle für das König-Ludwig’s-Album. 6. Jahrg. 1851. qu. Fol.
3) Ansicht von St. Veit bei Landshut, bez. mit H. A. 1839, in verkehrter Folge. Lith. von J. Selb. gr. qu. Fol.
4) 24 Städteansichten aus Bayern. Von G. Krauss.
5) Anleitung zum Landschaftszeichnen in systematischer Stufenfolge. Stuttgart 1842. 25 Bll. qu. Fol.
W. Schmidt.
W. Schmidt: Allgemeines Künstler-Lexikon. Leipzig, 1872.
Adam, Heinrich, Landschaftsmaler und Radirer, Bruder von Albrecht A., geb. 1787 in Nördlingen, † 15. Febr. 1862 in München, malte zahlreiche Ansichten aus dem alten München und Landschaften aus den bayrischen Gebirgen und der Schweiz; 2 solcher Ansichten aus München in der Neuen Pinakothek.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
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* 19.6.1860
† 1.1.1935
Malerin und Zeichenlehrerin
Unterzeichnete eröffnet vom 1. Nov. 1884 an einen
Lehrkurs
für Zeichnen, Holz-, Porzellan-, Majolika-Malen. – Auch werden in diesem Atelier Aufträge für Entwürfe und Ausführungen aller in dieses Fach einschlägigen Artikel übernommen.
Helene Adam, geprüfte Zeichenleherein,
Heßstraße Nr. 9/3 links.
Zu sprechen von 9–10 Uhr und 2–3 Uhr.
Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger No. 304. Donnerstag, den 30. Oktober 1884.
m. (Kunstgewerbeverein.) An einem Fenster der Ausstellungshalle des Kunstgewerbevereins ist gegenwärtig eine Collection Porzellan- und Majolika-Malereien aus der Malschule des Fräuleins Helene Adam ausgestellt. Die künstlerische, gediegene Ausführung dieser Teller, Platten, Vasen etc. in verschiedenen Genres gibt ein hübsches Bild von der Leistungsfähigkeit dieser Malschule.
Allgemeine Zeitung Nr. 203. München; Mittwoch, den 24. Juli 1889.
München. Unterrichts-Kurse des Künstlerinnen-Vereins. Anmeldungen an das Sekretariat der Schule. Atelier Türkenstr. 89a Rückgeb. I. u. II. Stock. Schuljahr von Anfang Oktober bis Ende Juli. Die Teilnehmerinnen – Alter mind. 16 Jahre – haben sich für eine best. Zeit zu verpflichten. Vereinsmitgl. haben Preisermässigung. Unterrichtsgegenstände: Zeichnen und Modellieren, Zeichnen nach leb. Modellen, Kostümzeichnen, Perspectivlehre, Kunstgeschichte, Anatomie.
Lehrkurs für Zeichnen etc., von Helene Adam, gepr. Zeichenlehrerin, Bayerstr. 25. Zeichnen, Malen, kunstgew. Techniken.
Lina Morgenstern: Frauenarbeit in Deutschland. Adressbuch und Statistik der Frauenvereine in Deutschland. Berlin, 1893.
Spielzeugausstellung im alten Rathaussaal
[...] Nach dreijähriger Pause hat der Münchner Lehrerinnenverein diese Ausstellung wieder veranstaltet, um die sich die Vorsitzende Fräulein Marie Hieber und die Zeichenlehrerin Fräulein Helene Adam, die eine bis in die kleinste Einzelheit sorgfältig ausgearbeitete Puppenküche ausstellte, besonders verdient machten. Das Wort des Dichters: »Es liegt ein tiefer Sinn im kind'schen Spiel« trifft auch auf diese Ausstellung zu: sie kann den Eltern wichtige Hinweise geben, Fühlen und Denken der Kinder zu leiten und in einem guten Sinn mit ihren Kleinen wieder spielen zu lernen.
Generalanzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten Nr. 584. Mittwoch, den 14. Dezember 1910.
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Katzen-Adam (ps)
* 18.5.1852 (München)
† 23.2.1913 (München)
Tiermaler (Katzen)
UNKRITISCHE KÜNSTLERPORTRAITS
VON
F. WALTER.
II.
JULIUS ADAM.
Die Genealogie der Adams ist eine ziemlich weit verzweigte. Nicht weniger als sechs oder sieben von ihnen haben in der deutschen Kunstgeschichte einen angesehenen, einige von diesen sogar einen hochberühmten Namen. Albrecht Adam (geb. 1786 zu Nördlingen, gestorben 1862), ist der Stammvater des Malergeschlechtes. Seine Schlachtenbilder hatten einen Weltruf. Er vererbte sein Talent auf vier Söhne: Franz, Benno, Eugen und Julius Adam. Der Erstere ist berühmt durch seine flotten Kriegsbilder aus dem letzten Feldzuge; der Zweite, Benno, ein unglaublich vielseitiger Thiermaler, hat sich den Ehrennamen des »deutschen Landseer« erworben; der Dritte, Eugen Adam, war ebenfalls als Schlachten- und Thiermaler sehr geschätzt. Im Verein mit seinem Bruder Julius (geb. 1821, † 1874), der Lithograph war, gab er u. A. Erinnerungen an die österreichische Armee in Italien 1848 und 1849 heraus. Benno Adams Sohn, Emil Adam, ist einer der bekanntesten Sportmaler und Pferdeportraitisten unserer Zeit und der Sohn des Jüngsten der Brüder, Julius, der den gleichen Taufnamen, wie sein Vater trägt, ist es, von dem folgende Zeilen handeln sollen.
Julius Adam wurde zu München am 18. Mai 1852 geboren. Zuerst besuchte er die Realschule; aber bald nach Beendigung seiner Schuljahre regte sich in ihm das Künstlerblut und er zog in die weite Welt. Volle sechs Jahre verweilte er in Südamerika als – Landschaftsphotograph, ein Beruf, der wohl dazu geeignet ist, den etwa verborgenen höheren, künstlerischen Beruf in seinem Träger zur Entdeckung zu führen. Er genügte dem jungen Manne bald nicht mehr. Die Sehnsucht nach der Heimath trat hinzu und so kehrte er endlich wieder an die Isar zurück, um dort Maler zu werden. Zunächst trat Julius Adam in die Kunstgewerbeschule ein, um unter Professor Echters Leitung nach der Antike zu zeichnen. Schon ein Jahr später aber, 1873, siedelte er an die Academie über, an der vorerst nicht lange seines Bleibens war. Durch den Tod seines Vaters und damit verbundenen anderweitigen Verpflichtungen erlitt sein Studium eine Unterbrechung. Mit schweren Opfern nur erkaufte er sich den Wiedereintritt in die Academie, mit Opfern, zu denen ihm die von der Academie erhaltenen Auszeichnungen Kraft und Muth verliehen. Er machte die technischen Zeichen- und Malclassen durch und trat dann in die Componierschule von Professor Wilhelm Dietz ein, wie man in München die Einrichtung der »Meisterateliers« nennt.
Hiemit begann sein selbständiges Schaffen. Sechs Jahre lang hatte er ein Atelier in der Academie inne und malte dort seine ersten Figurenbilder. Ein drei Meter langes Bild, reich an Figuren, betitelt sich »Mittelalterliches Maifest«. Die Dietz-Schüler thaten es damals nicht ohne mittelalterliches Costüm. Ein anderes, ungemein anmuthiges Bild aus jener Zeit heisst »In den Himbeeren«. Eine Schaar von Kindern, an zehn Stück, sind in die Ranken eines Himbeerschlages gerathen und sie pflücken von den duftigen Beeren nach Herzenslust. Gesunde, rothbackige Bauernkinder, aber von grosser Anmuth und herzgewinnender Kindlichkeit. »Die Märchenerzählerin« und eine Reihe kleinerer Genrebildchen verschiedener Art und etliche Portraits hat Julius Adam ebenfalls in dieser Zeit gemalt. Ersteres schildert eine ländliche Familienscene mit gewinnender Liebenswürdigkeit. Vor einem Bauernhause sitzt eine alte Frau im Lehnstuhl und ihre Enkel drängen sich, den Ausdruck hochgespannter Neugier im Gesicht, lauschend an sie.
Es muss eine wundersame Geschichte sein von den verzauberten Prinzen und versunkenen Schlössern, die sie vom Umhertollen abhält und zu lautlosem Zuhören zwingt. Das Kleinste nur sitzt unbetheiligt im Vordergrund in einem Wägelchen, einen Haufen Blumen auf seiner Decke. Ihm ist die umgebende Natur und das Leben selbst noch ein sonniges, unverstandenes Märchen.
Unter den kleineren Arbeiten waren es besonders versuchsweise entstandene Thierbildchen, mit denen der Maler einen ganz unerwarteten Erfolg errang und hiedurch zu einer Specialität kam, die ihm einen sehr gesuchten und geachteten Namen verschaffte. Er gab die Genremalerei im Ganzen auf und wurde Thiermaler. Seit frühester Jugend war er ein grosser Thierfreund gewesen. Von erblicher Anlage für das Gebiet der Thiermalerei darf man bei einem Adam wohl sprechen, und ward es ihm dieserhalb leicht, seine Beobachtungen aus dem Thierleben im Bilde festzuhalten.
Vor Allem war es das Leben junger Kätzchen, was ihn interessirte, und er hat deren Darstellung zu einer Virtuosität ausgebildet, in der ihm unter den lebenden Thiermalern kaum Einer ebenbürtig ist. Ein neuer »Katzenrafael«, wie der andere merkwürdige Maler, der in der Kunstgeschichte einen so ehrenvollen Platz einnimmt, der »geniale Cretin« (Gottfried Mind, 1786 in Bern geboren, † 1814). Als ganz verwahrlostes Kind nahm diesen der deutsche Landschaftszeichner Legel auf, nach Vorlagen lernte er zeichnen, zeigte ein grosses Talent und kam später zu Siegmund Freudenberger nach Bern, wo er eine ganze Anzahl reizender, und im Kunsthandel sehr begehrter Kinder- und Thierbilder schuf. Hauptsächlich war die Darstellung von Katzen – auch Bären übrigens – seine Passion. Hierin erreichte der arme, unwissende Cretin, der nur seinen Thieren und mit ihnen lebte, eine hohe Meisterschaft.
Julius Adam malt nicht blos Katzen, er malt in zahlreichen Bildern das Katzenleben, welches er in solcher Weise studirt hat, dass es ihm ungezählte Variationen für seine Arbeiten darbietet. Es gibt doch wohl in der Schöpfung kein reizenderes, zierlicheres, bewegungsfähigeres Thierchen, als eine junge Katze. Trotzdem ist das Gebiet kein stark bebautes, denn, wie mancher Künstler gesteht, gibt es auch nicht viele Thiere, die schwerer zu zeichnen und zu characterisiren sind, die eines eingehenderen Studiums bedürfen, wie die »Familie Mietz.« Oft genug sieht man auf Bildern tüchtigster Maler Katzen, die nichts weniger als gut und naturgetreu gelungen sind. Die Mannigfaltigkeit ihrer Bewegungen, die ja einfach endlos ist, die Feinheit der Farben ihres seidenweichen Pelzes, das Spiel ihrer Augen, das zwischen einem unschuldigen Kinderblick und dem bösartigen Funkeln eines Pantherauges wechselt, das Alles gibt Stoff genug für einen »Specialisten«. Sie spielen wie Kinder, stellen wie diese allerlei Unheil an, sind drollig, neugierig, kokett wie diese. Wie Julius Adam seine Beobachtungen treibt, davon werden einige diesem Aufsatze beigegebene Studien dem Leser einen Begriff geben. Das sind keine pikanten, auf Chic gearbeiteten Studien, die nur einen flüchtigen malerischen Eindruck festhalten, sondern Beobachtungen von beinahe wissenschaftlicher Genauigkeit, die dem Wesen des Thieres, seiner Anatomie und seiner Mimik ebenso auf den Grund gehen, wie seiner äusseren Form. Hier im Schlummer, dort im Spiel, da auf Beute lauernd, dort träg-behaglich hingestreckt – immer anders. Oder gar nur ein paar fein characterisirte Portraits mit ausdrucksvollen Augen.
Unendlich harmlos und unendlich liebenswürdig sind solche Katzenfamilienscenen von Julius Adam. »Hungrige Gesellschaft« heisst eins. Vor einem Korbe, welcher die Wohnung der jungen Brut ist, wurde das Futter für die Kätzchen hingestellt. Zweie haben sich schon hungrig darüber gemacht, ein paar Andere kommen schleunigst zum Frass herbei; die Katzenmama wacht mit mütterlicher Sorgfalt über die hungrige Gesellschaft. Oder »In Erwartung« sitzen »Mutter und Kind« vor der leeren Schüssel, die sich bald mit leckerer Milch füllen soll. Oder »Naschkätzchen«: ein ganz kleines Mietzchen hat im Stall eine Milchschüssel entdeckt und taucht die Pfote in die süsse Fluth.
Ein andermal sehen, wir eine kleine Mietz »Mutterseelenallein« in der Scheune sitzen. Wie ein vereinsamtes Kind schaut sie Dich mit ihren grossen, ängstlichen Augen an. Dann treffen wir sie wieder im Kampf mit bösartigen Ungeheuern. Hier wird ein einzelnes Kätzchen von einer lauernden Hummel im Schlaf gestört und sieht sich den Fremdling mit feindseligen Blicken an, dort ist es gleich ein ganzer Korb voll der niedlichen Thierchen, die von dem gleichen gefährlichen »Ruhestörer« bedrängt werden. »Im Boudoir« sind zwei der putzigen Dinger vor einen Frisirspiegel gerathen und betrachten in ergötzlicher Verwunderung ihre Ebenbilder. »Ein kleiner Taugenichts« ist im Spielen über das Strickzeug seiner gestrengen Herrin gerathen und ruht nun, den verwirrten Wollknäuel in den Pfötchen, von seinem Streiche aus. »Lustiges Volk« tummelt sich auf dem Speicher; zweie balgen sich wie Gassenjungen und das dritte klettert zur Dachlucke empor, zu der das goldige Sonnenlicht hereinströmt. »Gestörte Siesta« schildert eine Stimmung, in die auch der Mensch hin und wieder versetzt wird, wenn ein lästiger Besuch sein Nachmittagsschläfchen stört. Mit schläfrigen Augen blickt die um ihre süsse Ruhe gebrachte Mietz dem Besuch eines munteren Nachbarkätzchens entgegen. Zwei leider nicht abzuläugnende Eigenschaften des Katzengeschlechtes sind in »Falsche Freunde« veranschaulicht. Da spielen Zweie mit einer Maus – so lieb, so harmlos; warte nur, armes Thier, bald wirst du erfahren, dass so zierliche Geschöpfe sehr falsch und sehr grausam sein können.
Und so Weiter in infinitum! Hier spielen sie mit einer Champagnerflasche, dort gucken sie possirlich aus einem Gemüsekorb heraus, da halten sie »Siesta« in duftigem Heu, dort liegen ein paar in einem gemüthlichen Hofwinkel in »dolce far niente« beisammen, ein ander Mal entdeckt gar Mietz einen »Fremdling«, einen jungen Hund, im gewohnten Nest, der es dort auch weich und bequem gefunden hat. Dann raufen wieder ein paar »Unverträgliche« mit einander; »Mietz ist krank« und sitzt kläglichen Gesichts mit verbundener Pfote vor einer Flasche mit »Goulardischem Wasser«.
Ein »Hungerquartett« umlagert die leere Futterschüssel und scheint gar klägliche Töne von sich zu geben u. s. w.
Auch mit Kindern zusammen stellt Julius Adam sein Lieblingsthierchen dar, z. B. in der reizenden »Idylle«. Da sitzt ein allerliebster Blondkopf im Grase des sommerlichen Gartens bei einem grossen Korb voll Kätzchen, die sie – es ist ein Mädel – liebkost. Damit ist wohl nur ein kleiner Theil von Adams Katzenbildern aufgezählt. Sie sind, wie schon gesagt, ungewöhnlich schnell beliebt geworden und in alle Winde verstreut – vornehmlich allerdings gingen sie nach Amerika. Ja im Jahre 1887 schloss der Künstler mit einem amerikanischen Kunsthändler einen Contract, der ihn verpflichtete, überhaupt nur für Amerika zu malen. Dieses Vertrages ist Julius Adam übrigens nunmehr – wohl zu seinem Glücke – wieder ledig. Eine derartige hemmende Fessel, die aus dem Besten auch wider seinen Willen auf die Dauer einen »Producenten« statt einen »schaffenden Künstler« machen müsste, kann Keiner unbeschadet seines Werthes lange ertragen. Gerade von »drüben« und von England werden deutschen Malern derartige verlockende Contracte, die eben eine sichere Existenz für eine ungewisse bieten, aufgedrängt, und im besten Falle ist dann der Künstler der heimischen Kunst verloren. Was anfangs verlockte, »bald klirrt es Dir wie eine Kette nach« und der Beglückte dankt zuletzt seinem Schöpfer, wenn er den überseeischen »Kunstfreund« los geworden ist.
Uebrigens hat unser Maler noch im Jahre 1884 ein grösseres Figurenbild »ohne Katzen« gemalt, das gerechtes Aufsehen machte und in feinsinnigster und originellster Weise das Märchen vom »Getreuen Eckart« behandelt. Ein hoher, heimathlicher Tannenwald, durch dessen Wipfel Nebelstreifen ziehen. Blickt man aber schärfer hin, so lösen sich aus dem Nebel die Gestalten des wilden Heeres los, die den Wald durchziehen. Furchtsam drängen sich die Kinder mit ihren geleerten Krügen um den hochgewachsenen Alten zusammen, der sie behütet. Das Bild lässt nur Eines zu wünschen übrig, dass nämlich der Maler, der seinen fesselnden Stoff so trefflich zu behandeln verstand, gelegentlich wieder einmal sich auch solchen Gegenständen zuwende. Dazu wird es der Künstler in ihm ja wohl auch wieder bringen.
Inzwischen freuen wir uns an der Art, wie er in der Beschränkung den Meister zeigt als Specialist für einen Kunstzweig, der Hunderttausenden zur Freude und Erheiterung dient!
F. Walter: Die Kunst unserer Zeit. Lieferung 3. 1893.
Vom Kätzchen. Bilder und Skizzen von Julius Adam. Text von F. van Osterwyck. München. Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft (vormals Friedrich Bruckmann).
Nachdem der englische Naturforscher Thom. H. Huxley die robuste Kraftnatur des britischen Menschenschlages den Katzen auf ihr Verdienst-Conto gesetzt hat, erscheint es überflüssig, irgend eine Ehrenbezeugung, die diesen zierlichen Vierfüßlern gezollt werden mag, noch zu rechtfertigen. Aber auch wenn die Katzenfreunde auf diesen Ruhmestitel ihrer Lieblinge verzichten, so bleibt denselben noch immer so viel historisch beglaubigtes Ansehen, so viel Verdienst in moralischer, ästhetischer und intellektueller Hinsicht, so viel vorbildliche Anmuth, daß eine Codification aller ihrer Rechtsansprüche auf eine hervorragende Stellung im Thierreich nur als endliche Tilgung einer lange verschobenen Schuld gegen diese liebenswürdigen Sammetpfötchen angesehen werden darf. Zu dieser Genugthuung haben sich der wohlberufene Thiermaler Julius Adam und ein geistreicher Causeur F. van Osterwyck mit dem Verleger verbunden und ein künstlerisch und typographisch wahrhaft glanzvolles Büchlein hergestellt, das wir – zu ihrer Freude – namentlich unsern werthen Frauen warm empfehlen dürfen. Aber auch den Männern, zumal den unverheiratheten. Denn wie heißt es in dem alten Sprüch- und Wahrwort? »Wer keine Katze leiden mag, bekommt keine schöne Frau!«
Deutsche Rundschau. Berlin; Oktober, 1894.
Adam, Julius, Sohn des gleichnamigen Lithographen und Photographen, Enkel von Albrecht A., Genremaler geb. 18. Mai 1852 in München, Schüler von Wilh. Diez, lebte von 1862–71 in Brasilien, brachte bis jetzt auf den Ausstellungen von München und Berlin ansprechende Bilder aus dem Volksleben und der Kinderwelt, auch mehrere Katzenbilder. Eines seiner besten Bilder war 1886 der getreue Eckart nach Goethe.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
NEKROLOGE
Kürzlich starb in München der Maler Julius Adam, der als »Katzenadam« eine fatale Popularität genossen hat. Adam war am 18. Mai 1852 geboren. Sein Vater war der Lithograph Julius Adam, der die Schlachtenzeichnungen des alten Albrecht Adam – seines Vaters – auf den Stein gebracht hat. Julius Adam – der zweite dieses Namens, der Enkel des trefflichen Albrecht – empfing seine Ausbildung bei Wilhelm Diez, also in einer Schule, die neben den Genretraditionen ausgezeichnete koloristische Überlieferungen verwaltete. Adam kam auch mit dem gleichzeitigen Leiblkreis in Berührung. Aus jenen Jahren datieren seine besten Arbeiten, die über den vielen, allzuvielen Katzen unbillig vergessen worden sind und die es wert wären, kollektiv gezeigt zu werden, damit in unserem Bewußtsein nicht ein allzuklägliches Bild dieses Malers fortlebe. Zweifellos war Adams ursprüngliche, durch eine lange und breite Familientradition gestützte Begabung nicht belanglos wie die ewigen, unausstehlichen, jeder künstlerischen Wesenheit baren Katzen seiner Spätzeit, aus denen er namentlich seit seinen Mappenwerken aus den Jahren 1892 und 1894 eine heillos gefällige Spezialität gemacht hat. Der Fall Adam ist indes eine kleine Tragödie. Er beweist – wie der Fall Grützner – die Abhängigkeit der Talente von der Gesellschaft. Hätte das Publikum von Adam nicht immer Katzen geradezu erpreßt, so hätte seine Entwicklung wahrscheinlich eine erfreulichere Richtung genommen. Wir wollen jedenfalls, so entschieden wir den süßlich gepinselten Naturalismus der Katzen Adams aus dem Buch der Kunstgeschichte ausstreichen, nicht dem Menschen und Maler Adam das aufbürden, was auf die Rechnung einer unkünstlerischen Gesellschaft kommt. W. H.
W. H.: Kunstchronik Nr. 5. 24. Oktober 1913.