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JOHANN MARTIN
BERNATZ
ARCHITEKTURMALER
1802 – 1878
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* 22.3.1802 (Speyer)
† 19.12.1878 (München)
Architekturmaler
Bernatz, Martin,
geboren 1802 in Speyer, begann 1807 seine Kunststudien in Wien, widmete sich der Architekturmalerei, ging sodann nach München und machte 1836–37 mit Hofrath Professor Schuberth eine Reise nach Konstantinopel; von dort nach Smyrna, Alexandria, Cairo und dann an das rothe Meer, dem Berge Sinai und hierauf nach Palästina. Die Resultate des Gesehenen – Gegenstände aus dem gelobten Lande gab der Künstler nach seiner Rückkunft in 40 lithographirten Blättern in Stuttgart bei Steinkopf heraus. Diese Ausgabe bietet ein hohes allgemeines Interesse.
Im Jahre 1840 trat derselbe eine Reise nach Indien und von da mit einer englischen Gesandtschaft nach Shoa (Goa?) an; er sammelte hiebei die merkwürdigsten Skizzen über Länder- und Völkerkunde, die er in Oel gemalt für ein Album des jetzt regierenden Königs von Preußen auszuführen hatte. Der Verfasser dieses Werkes war so glücklich, mehrere dieser höchst gelungenen Darstellungen der Gebräuche und Sitten jener Völker zu sehen und war überrascht, mit welchem großen Effekte der Künstler alle diese Gegenstände (22 Blätter) in der meisterhaftesten Originalität wiederzugeben wußte.
Universal-Handbuch von München. München, 1845.
Nekrologe Münchener Künstler.
II. Joh. Martin Bernatz.
»Es schadet nichts in einem Entenhofe geboren zu werden, wenn man nur in einem Schwanen-Ei gelegen hat.« Dieses im autobiographischen Hinblick auf eigene Erlebnisse gebrauchte Wort des Märchen-Dichters Andersen kam uns wieder in Erinnerung über dem vielverschlungenen Lebensgange des wackeren Bernatz. Sowohl Vasari als Karl v. Mander berichten allerlei Beispiele wie manch späterhin berühmter Name auf weiten Umwegen der Kunst zugeführt und endlich erst in die seiner Natur angemessenen Bahnen gelenkt wurde. Aber ein Schlotsteinfeger oder Kaminkehrer war früher nicht aufzuweisen. Das blieb unserem Johann Martin Bernatz vorbehalten.
Derselbe wurde am 22 März 1802 zu Speyer geboren, wo sein Vater neben dieser Hantierung das Geschäft eines Maurermeisters betrieb. Martin und sein älterer Bruder Matthäus [Matthäus Bernatz, geboren 1800 zu Speyer, besuchte das Gymnasium daselbst und die Polytechnische Schule zu Wien, trat als Bau-Ingenieur in den bayerischen Staatsdienst, leitete den Bau der Caserne zu Speyers, lebt als Oberbaurath a. D. zur Zeit noch in München. Ein Karl Bernatz baute die neue romanische Kirche zu Friedberg bei Augsburg. Vgl. Beil. 209 »Allg. Ztg.« 28 Juli 1878.], welche allein von elf Geschwistern übrig blieben, theilten sich in das väterliche Geschäft, so daß letzterer alsbald das Studium der Architektur begann, während der jüngere als Lehrling und Geselle die Rauchfänge kehrte, bis 1826 eine Lungenentzündung eine andere Lebensbeschäftigung erheischte. Hatte er zwischendurch schon gründlichen Unterricht im Zeichnen erhalten, so besuchte er nun mit seinem Bruder die polytechnische Schule in Wien, versuchte dann unter Kellerhofen in Speyer die Oelmalerei und ging während seines zweiten Wiener Aufenthalts (1827–29) zur Architektur-Malerei über. Im August 1829 kam er nach München, von wo aus Bernatz das altbayerische Hochland, ebenso Niederbayern durchstreifte, woselbst er zu Straubing durch den Regierungspräsidenten v. Mulzer den Auftrag erhielt verschiedene alte historisch merkwürdige Denkmale zu zeichnen, welche auch Sr. Maj. König Ludwig I vorgelegt wurden. Zahlreiche Oelgemälde und Aquarelle entstanden, welche, ausgezeichnet durch gewissenhafte Treue und Sorgfalt der Durchbildung, die Aufmerksamkeit unseres guten Hofraths G. H. v. Schubert erregten, als dieser 1836 seine Orient-Reise rüstete und einen tüchtigen Zeichner als Begleiter suchte. So zog Bernatz als der Dritte im Bunde mit dem leider so früh vollendeten Dr. Erdl über Konstantinopel durch Kleinasien, Palästina und die Sinai-Halbinsel nach Aegypten, alle merkwürdigen Gegenden, Bauwerke und Ansichten mit seinem Stifte festhaltend. Eine Auswahl davon auf 40 Blättern gab Bernatz nach seiner Rückkehr unter dem Titel: »Bilder aus dem heiligen Lande, nach der Natur gezeichnet,« in Stuttgart 1839 (bei Steinkopf) heraus. In Folge davon kam eine Einladung aus England sich mit Dr. Johann Roth einer nach Ostindien bestimmten Expedition anzuschließen; als die Reisenden nach halbjähriger Seefahrt zu Neujahr 1841 in Calcutta eintrafen, legten sich unübersteigliche Hindernisse dazwischen; dagegen betheiligte ich Bernatz im Auftrag der englisch-indischen Regierung an einer wissenschaftlichen Durchforschung Abessiniens.
Endlich nach mehr als dreijähriger Abwesenheit kehrte unser Zeichner zurück, welcher die Früchte seines Fleißes unter dem Titel: »Scenes in Aethiopia« (London 1852) in Steindruck von Peter Herwegen publicirte; eine deutsche Bearbeitung erschien zu Hamburg 1855 (bei R. Besser) unter dem Titel: »Bilder aus Aethiopien. Nach der Natur gezeichnet und beschrieben von Joh. Martin Bernatz, Maler der letzten brittischen Gesandtschafts-Expedition nach Schoa in den Jahren 1841–43. Gewidmet – mit besonderer Erlaubniß – der Königin Victoria von England.« Das Prachtwerk zerfällt in zwei Abtheilungen: 1) Aden und das heiße vulcanische Tiefland des Danakil. 2) Das Hochland von Süd-Abessinien und Schoa [Vgl. Beil. 314 »Allg. Ztg.« 1852 und Beil. 43 ebendaselbst 1855]. Eine kostbare Sammlung der merkwürdigsten Skizzen zur Länder- und Völkerkunde malte Bernatz in Oel für das Album Sr. Maj. König Friedrich Wilhelms IV.
Von da an galt Bernatz gleich einer wissenschaftlichen Autorität. Humboldt, Schubert, Barth und Petermann erwiesen ihm Beifall, Anerkennung und Hochachtung; sein Lob verkündete Karl Ritter und Dr. G. Parthey in Berlin (Vortrag in der Sitzung des Geographischen Vereins vom 15 December 1852). Kein Reisewerk erschien ohne wenigstens mit einigen Illustrationen von seiner Hand geschmückt zu sein, so die »Palästina-Beschreibung« von Fr. Adolf und Otto Strauß, Th. v. Heuglins »Reise nach Abessinien« (Jena 1868), W. v. Harniers »Reise an den oberen Nil« (Darmstadt 1866) u. s. w.
Seit dem Jahre 1846 hatte Bernatz sich bleibend zu München niedergelassen. Wir begegneten ihm regelmäßig auf den großen Kunst-Ausstellungen (z. B. 1858) mit Aquarellen; auch im Münchener Kunst-Verein brachte er bisweile Oelbilder, z. B. »Die nubischen Salzseen« oder die »Kirche im Sinai-Kloster« (letztere noch 1877 als großes Oelbild), oder den »Vorhof der Suleiman-Moschee zu Konstantinopel« (Juli 1874). Auch bei der Verloosung zum Besten der allgemeinen deutschen Invaliden-Stiftung spendete er eine artistische Ehrengabe (»Fluß Rori im Hochlande von Schoa«). Seine Bilder tragen vorwiegend das Gepräge der Wahrheit, oftmals selbst auf Kosten des künstlerischen Gefühls, und die Farbe wurde hart und schwer; auch bei der Wiedergabe von architektonischen Denkmalen überwog nicht die poetische Stimmung, sondern die gelehrte Treue. Was sie also auf der einen Seite für die Wissenschaft gewannen, ging freilich andrerseits theilweise für die Kunst verloren. Dessen ungeachtet bleiben seine überaus fleißigen Arbeiten doch ein Zeugniß und eine Zierde der deutschen Ausdauer und Beharrlichkeit.
Bernatz entschlief am 19 December 1878 nach längerem, zuletzt schwerem Leiden, mit Hinterlassung einer Wittwe und eines unmündigen Sohnes. Der Hauptheil seines Nachlasses wäre für jedes ethnographische Cabinet ein wahrer Gewinn und erfreulicher Zuwachs.
Beilage zur Allgemeinen Zeitung Nr. 28. Dienstag, den 28. Januar 1879.
Nekrologe.
Johann Martin Bernatz,
Landschaftsmaler.
Er wurde am 22. März 1802 zu Speyer als der Sohn eines Maurermeisters und Kaminfegers geboren. Nach Bestehung der Lehrjahre im Handwerk des Vaters wendete er sich 1821 nach Wien, wo er die Architekturschule besuchte und sich im Zeichnen übte. In die Heimath zurückgekehrt, setzte er dieses Studium eifrig fort und versuchte sich auch schon in der Oelmalerei. Von 1827–29 weilte er wieder zu Wien und bildete sich daselbst mit besonderer Vorliebe als Architekturmaler auss. Im August 1829 ging er nach München. Dort, im bayerischen Hochgebirge, später auch abwechselnd in Niederbayern, in Württemberg und der Rheinpfalz machte er viele Aufnahmen malerischer Gebäulichkeiten (Dom zu Speyer, Kloster zu Maulbronn, Kirchen und Römerbauten in Niederbayern), welche er zu zahlreichen Oelgemälden und Aquarellen sorgfältig und fein ausführte. Das Wander- und Studienleben in der deutschen Heimath und in Oesterreich währte bis zum Jahre 1836. Da trat, im September dieses Jahres eine entscheidende Wendung im Leben des jetzt Entschlafenen ein. Er machte die Bekanntschaft des Hofraths Professor Dr. Gotthilf Heinrich v. Schubert in München, der ihn aufforderte, in seiner Gesellschaft eine Reise nach dem Morgenlande als Zeichner und artistischer Begleiter zu unternehmen. Sie währte ein Jahr, vom September 1836–37, und führte Bernatz über Konstantinopel nach Kleinasien und Nordafrika. Bernatz hatte außerordentliche Schätze in Skizzen und Studien in seinen Künstlermappen zurückgebracht, deren Ergebniß, nächst zahlreichen besonderen Ausführungen, das bei Steinkopf in Stuttgart in einer größeren Anzahl von Lithographieblättern herausgegebene Sammelwerk war »Bilder ans dem heiligen Lande«. Durch alle diese Arbeiten hatte Bernatz einen bedeutenden Ruf, auch in England, erhalten. In Folge erhielt er den Auftrag, an einer Forschungsreise in Ostindien als Künstler theilzunehmen, um landschaftliche und architektonische Aufnahmen zu machen. Er folgte der Aufforderung in Gemeinschaft mit dem Gelehrten Dr. Johannes Roth u. a. und trat von London die Reise nach Ostindien an. Die Reisenden langten gegen Neujahr 1841 in Kalkutta an. Indessen kam die Reise in Indien selbst nicht zur Ausführung. Dafür folgte Bernatz einem Rufe der englisch-indischen Regierung und nahm an einer wissenschaftlichen Expedition nach Abessynien Theil. Von ihr gelangte er, fast überreich an wissenschaftlicher Ausbeute und Kunststudien, nach einer Abwesenheit von 3¼ Jahren in München wieder an. Im Jahre 1852 erschien Bernatz's umfangreiche Arbeit über diese Reise mit zahlreichen trefflichsten Illustrationen und sonstigen Beilagen zu London als Original unter dem Titel: »Scenes in Aethiopia«, später in Stuttgart bei Rudolf Besser als »Bilder aus Acthiopien«; Text sowohl, als die so gelungenen Kunstbeigaben ernteten überall in den weitesten Gelehrtenkreisen den reichsten Beifall. Seit 1846 hatte der Verstorbene seinen ständigen Wohnsitz in München. In diese zweite Hälfte seines Lebens fallen die Betheiligungen an Dr. Heinrich Barth's großartigem, epochemachendem Werke: »Reisen und Entdeckungen in Centralafrika«, sowie an »Wilhelm von Harnier's Reise an dem oberen Nil«. Beide so bedeutende Sammelwerke bereicherte er durch zahlreiche geniale und anschauliche bildliche Beilagen. Er starb am 19. Dezember 1878, nach längerem, schwerem Leiden.
Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1878. München, 1879.
Bernatz, Johann Martin, Landschaftsmaler, geb. 22. März 1802 in Speyer, † 19. Dec. 1878 in München, war anfangs Kaminfeger, ging dann nach Wien, wo er die Architekturaschule besuchte (1827–29) und sich zum Architekturmaler ausbildete. Dann bereiste er Süddeutschland, machte Aufnahmen von Kirchen und Klöstern, reiste mit dem Naturphilosophen G. H. Schubert nach Konstantinopel, Palästina und Aegypten und brachte nach seine Rückkehr das Werk »Bilder aus dem heil. Lande« (1889) mit Text von Schubert. Dann betheiligte er sich für die englische Regierung bei der Durchforschung Abessiniens und gab die Früchte derselben in dem Werke »Scenes in Aethiopia« (»Bilder aus Aethiopien«) (1855) heraus, lieferte auch Illustrationen zu anderen Reisewerken. Seit 1846 malte er wieder in München landschaftliche und Architekturbilder von grosser historischer Treue.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Bernatz: Johann Martin B., Landschaftsmaler, geboren am 22. März 1802 zu Speyer als der Sohn eines Maurermeisters und Schlottsteinfegers, war anfänglich zu der letztgenannten Hantirung des Vaters bestimmt (während der ältere Bruder Matthäus das Baufach erwählte), bis 1826 eine Lungenentzündung der Ausübung dieses Handwerkes Einhalt gebot. Johann Martin B., damals schon ein tüchtiger Zeichner, besuchte mit seinem Bruder die Polytechnische Schule zu Wien, versuchte unter Kellerhofen's Leitung in Speyer die Oelmalerei und ging während seines zweiten Wiener Aufenthaltes (1827–29) zur Architekturmalerei über. Im August 1829 kam er nach München und durchstreifte, um Studien zu sammeln, das altbaierische Hochland und Niederbaiern, woselbst er zu Straubing durch den Regierungspräsidenten von Mulzer beauftragt wurde, verschiedene alte, historisch merkwürdige Denkmale für König Ludwig I. zu zeichnen. Auch entstanden zahlreiche Oelgemälde und Aquarellen, welche in ihrer Verbindung von Architektur und Landschaft und durch die gewissenhafte Treue und sorgfältige Durchbildung die Aufmerksamkeit des Hofraths und Professors Dr. G. H. v. Schubert erregten, da dieser 1836 für seine längst geplante Orientreise einen tüchtigen Maler und Zeichner als Begleiter suchte. So zog B. mit Schubert und dem so früh vollendeten Dr. Erdl über Konstantinopel durch Kleinasien, Palästina und die Sinai-Halbinsel nach Aegypten, alle merkwürdigen Gegenden, Bauwerke, ihre Ansichten und Trachten mit seinem Stifte festhaltend. Eine Auswahl davon auf 40 Blättern gab B. nach seiner Rückkehr unter dem Titel »Bilder aus dem heiligen Lande, nach der Natur gezeichnet« (Stuttgart 1839 bei Steinkopf) heraus. Infolge dieser musterwürdigen Leistung erging eine Einladung aus England an B., sich mit Dr. Johannes Roth einer nach Ostindien bestimmten Expedition anzuschließen. Als die Reisenden nach halbjähriger Seefahrt zu Neujahr 1841 in Calcutta eintrafen, legten sich unübersteigliche Hindernisse dazwischen. Dagegen betheiligte sich B. im Auftrag der englisch-indischen Regierung an einer wissenschaftlichen Durchforschung Abessiniens. Endlich nach mehr als dreijähriger Abwesenheit kehrte unser Zeichner zurück und publicirte die Früchte seines Fleißes unter dem Titel »Scenes of Ethiopia« (London 1852, in Steindruck des Münchener Peter Herwegen); eine deutsche Bearbeitung erschien zu Stuttgart 1854 und Hamburg 1855 bei R. Besser unter dem Titel: »Bilder aus Aethiopien. Nach der Natur gezeichnet und beschrieben von Joh. Martin Bernatz, Maler der brittischen Gesandtschaftsexpedition nach Schoa in den Jahren 1841–43. Gewidmet mit besonderer Erlaubniß der Königin Victoria von England.« Das Prachtwerk zerfällt in zwei Abtheilungen: 1. Aden und das heiße vulkanische Tiefland des Danakil. 2. Das Hochland von Süd-Abessinien und Schoa.
Durch Vermittelung von A. v. Humboldt malte B. eine kostbare Sammlung der merkwürdigsten »Skizzen zur Länder- und Völkerkunde« in Oel für das Album König Friedrich Wilhelm's IV. von Preußen. Von da galt B. gleich einer wissenschaftlichen Autorität: Humboldt, Schubert, Barth und Petermann erwiesen ihm Beifall, Anerkennung und Hochachtung; sein Lob verkündeten Karl Ritter und Dr. G. Parthey in Berlin (Vortrag in der Sitzung des Geographischen Vereins vom 15. December 1852). Kein Reisewerk erschien ohne wenigstens mit einigen Illustrationen von seiner Hand, so die »Palästina-Beschreibung« von Fr. Adolf und Otto Strauß (»Die Länder der heiligen Schrift, mit 100 Bildern nach Zeichnungen von Halbreiter, Bernatz, Strähuber und Meermann« (Leipzig 1861 ff.), Barth's »Reisen und Entdeckungen in Nord- und Centralafrika« (Gotha 1857), W. v. Harnier's »Reise am oberen Nil« (herausgeg. von Adolf v. Harnier, mit Vorwort von A. Petermann. Darmstadt 1866, mit 27 Blatt in Farbendruck) u. s. w.
Seit 1846 hatte B. sich bleibend zu München niedergelassen. Regelmäßig zeigte er auf den großen Kunstausstellungen (1858 ff.) seine Aquarelle und Oelbilder, z. B. den »Bahr-Assal im vulkanischen Tieflande der Danakil« (1864); »Die nubischen Salzseen«, das Prachtbild mit der »Innenansicht der Kirche auf dem Sinai-Kloster« (1871 und 1877), den »Vorhof der Suleiman-Moschee in Constantinopel« (1874). Auch bei der Verloosung zum Besten der allgemeinen deutschen Invalidenstiftung spendete B. eine werthvolle artistische Ehrengabe (»Fluß Rori im Hochlande von Schoa«). Uebrigens litt der Künstler doch unter diesen wissenschaftlichen Bestrebungen: seine Bilder trugen vorwiegend das Gepräge der Wahrheit, häufig auf Kosten des malerischen Eindrucks und die Farbe wurde hart und schwer; auch bei der Wiedergabe von architektonischen Denkmalen überwog nicht die poetische Stimmung, sondern die Treue. Was sie also auf der einen Seite für die Wissenschaft gewannen, ging freilich theilweise für die Kunst verloren. Dessenungeachtet blieben seine überaus fleißigen Arbeiten doch ein Zeugniß und eine Zierde deutscher Ausdauer und Beharrlichkeit. B. entschlief am 19. December 1878 nach längerem, zuletzt schwerem Leiden.
Vgl. die Nekrologe in Beilage 28 d. Allgem. Ztg. v. 28. Januar 1879 u. in Nr. 148 des Augsburger Sammler v. 21. Dcbr. 1878. – Kunstvereins-Bericht f. 1878, S. 74. – Julius Meyer, Künstler-Lexikon, 1885. III, 650. – Müller-Singer, 1895. I, 112. – Fr. v. Boetticher, Malerwerke, 1895. I. 84.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1902.
Bernatz Johann Martin, 1802 (Speyer) – 1878, Architekturmaler; nach Besuch der Bauschule in Wien kam B. 1829 nach München; auf vielen Wanderungen durch Niederbayern, Württemberg und die Rheinpfalz machte er Aufnahmen von Kirchen, Klöstern und Römerbauten, die er zu vielen Ölbildern und Aquarellen verarbeitete und sich durch gewissenhafte Treue und Sorgfalt der Durchbildung auszeichnen; 1836/37 zog B. mit Dr. G. H. von Schubert über Konstantinopel nach Ägypten und zeichnete dabei alle merkwürdigen Bauwerke und Ansichten ab, die er z. T. als Bilder aus dem heiligen Lande, nach der Natur gezeichnet (40 Blätter), herausgab; später beteiligte er sich im Auftrag der englisch-indischen Regierung an einer wissenschaftlichen Expedition nach Abessinien; als Produkt davon entstanden »Scènes in Ethiopia« in Steindruck; diese Arbeit verschaffte B. Autorität, so daß in der nächsten Folge kein Reisebuch ohne Bs. Illustrationen war; für König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen malte B., der seit 1846 in München blieb, eine kostbare Sammlung der merkürdigsten Skizzen zur Länder- und Völkerkunde.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.