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29 – 2 – 5 (Fortner)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Andreas Fortner

* 16.6.1809 (Prag)
† 14.3.1862 (München)
Bildhauer und Goldschmied

Kunstvereins-Bericht für 1862 (1863)

Nekrologe.

Andreas Fortner, Bildhauer und Ciseleur,

geboren am 16. Juni 1809 in Prag, lernte von seinem Vater, einem tüchtigen Silberarbeiter, dessen Geschäft, und zeigte schon frühe besonders in Herstellung getriebener Arbeiten große Geschicklichkeit. Später veranlaßte ihn seine Vorliebe für die Kunst so wie der Umgang mit den Künstlern seiner Vaterstadt sich der Kunst zu widmen, in welcher Absicht er im Jahre 1840 nach München übersiedelte. Nachdem er hier einige Zeit mit großem Eifer und nicht ohne Erfolg im Fache der Historienmalerei gearbeitet hatte, führte ihn eine zufällige Veranlassung zu seiner früheren Beschäftigung zurück. Sein Freund Eugen Neureuther hatte den Entwurf zu einem großen Tafelaufsatze vollendet, den die Stadt Augsburg dem damaligen Kronprinzen Maximilian zur Feier seiner Vermählung zu widmen gedachte. Bei der Ausführung in Silber zeigten sich schwer zu bewältigende technische Schwierigkeiten. Fortner erbot sich, die Ciselirung des figürlichen Theils des Werkes zu übernehmen und löste seine Aufgabe in einer Weise, welche ihm allgemeines Lob erwarb. Dieser Erfolg entschied über seine Zukunft, er widmete sich fortan dem Kunstzweig, welcher, seit ihn Cellini im sechzehnten Jahrhundert mit so glänzendem Erfolge bearbeitete, wenig vertreten war. Bald erhielt er zahlreiche und mitunter umfangreiche Aufträge, welche ihm übrigens durch die ächt künstlerische Weise, in welcher er dieselben ausführte, mehr Ehre als pekuniären Gewinn einbrachten. Wir nennen hier den reichen Tafelaufsatz für den Marquis Pallavicini, dann die zahlreichen Werke, welche er für seinen großen Gönner den Freiherrn von Frankenstein in edlen Metallen und in Bronce ausführte, das Wasserbecken im Wintergarten des Grafen von Bassenheim und den von der bayer. Armee ihrem Feldmarschall Prinzen Carl gewidmeten Ehrensäbel. In der neuesten Zeit erhielt er den Auftrag, für den Baron Stiglitz in St. Petersburg ein Kabinet im Renaissance-Styl auszuschmücken und mit Geräthen etc. in gleichem Style zu versehen, welche Arbeit er bereits theils ausgeführt, theils im Entwurfe vollendet hatte, als ihn der Tod am 14. März 1862 der Kunst und seiner Familie entriß.

Seine ohnedies nicht feste und durch ernstes Unwohlseyn schon seit Jahren öfter unterbrochene Gesundheit scheint den geistigen und körperlichen Anstrengungen, welchen er sich in Folge des letzterwähnten Auftrages unterzog, nicht mehr gewachsen gewesen zu seyn.

Von der Liebe und Achtung seiner Kunstgenossen, die er sich durch sein ernstes Streben wie durch seinen biedern und bescheidenen Charakter erworben, war die allgemeine Theilnahme ein Beweis, welche sich bei seinem Ableben und der Beerdigung kund gab, und welche wohl geeignet war, seiner verwaisten Familie einigen Trost zu gewähren.

Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1862. München, 1863.

Münchener Künstlerbilder (1871)

Andreas Fortner,
Bildhauer und Bildgießer.

Andreas Fortner ward am 16ten Juni 1809 zu Prag geboren, woselbst sein Vater ein gesuchter Silberschmied war. Ihm verdankte er die erste Unterweisung in dessen Gewerbe, das er mit Lust und Liebe erfaßte. Besondere Gewandtheit aber erwarb er sich im Ciseliren, der so selten und noch seltener mit bedeutendem Erfolge betriebenen Kunst. Seine Vorstudien hiefür brachten ihn in lebhaften Verkehr mit den Künstlern Prags und dieser steigerte wieder seine Liebe zur Kunst bis zu dem Grade, daß er sein Gewerbe ganz aufzugeben und sich der Historienmalerei zu widmen beschloß.

Das Künstler- und Kunstleben Münchens zog ihn magnetisch an. Er machte sich von Allem, was ihn in seiner Vaterstadt festhielt, mit der ihm eigenen Energie los und traf am 3. Juli 1840 in München ein, wo er sich einige Jahre mit nicht ungünstigem Erfolge in historischen Compositionen versuchte.

Sein gerades, offenes und biederes Wesen erwarb ihm bald Freunde, darunter auch den unsterblichen Ludw. v. Schwanthaler. Als Ritter der Tafelrunde, welche ihren Sitz in des damals noch kräftigen und lebensfrohen Meisters Humpenburg aufgeschlagen hatte, verlebte er mit ihm und den trauten Genossen manch frohen Tag, manch lustige Nacht, wobei es jedoch auch an vielfacher künstlerischer Anregung nicht fehlte.

Als sich der damalige Kronprinz von Bayern mit der lieblichen Prinzessin Maria von Preußen vermählte, war fast keine Stadt und kein Städtchen im Königreiche die dem Brautpaare nicht ein Zeichen ihrer Liebe und Verehrung darbrachten. Die Stadt Augsburg beauftragte den Maler Eugen Neureuther mit dem Entwürfe eines figurenreichen Tafel-Aufsatzes, und der berühmte Künstler entledigte sich desselben mit gewohnter Meisterschaft. Als er jedoch an die Ausführung der Arbeit in Silber ging, zeigte es sich, wie schwer ein Künstler zu finden, der des Ciselirens in dem Grade mächtig wäre, den der Entwurf voraussetzte. Da erbot sich Fortner, dem Freund Neureuther darüber klagte, die technische Ausführung des figürlichen Theiles der Composition zu übernehmen und machte sich rasch und mit unermüdlichem Eifer an die Arbeit, deren Schwierigkeiten er mit eben so feiner als sicherer Hand überwältigte. Das Werk lobte den Meister, der nun angesichts eines so bedeutenden Erfolgs von seinen Freunden bestürmt wurde, sich diesem Kunstzweige, in welchem er ohne Concurrenten war, vollständig zu widmen.

Er folgte ihrem wohlgemeinten Rathe, und bald liefen von dort und da ehrenvolle, theilweise auch sehr umfassende Aufträge ein. Unter den ersten befand sich der eines großen Tafelaufsatzes für den damaligen sardinischen Gesandten Grafen v. Pallavicini. An ihn schloß sich eine lange Reihe anderer an, die sein ausgezeichnetster Gönner, Freiherr v. Frankenstein, ihm ertheilte und der in Folge dessen eine ausgezeichnete Sammlung der vollendetsten Waffen und Geräthe aller Art besitzt, welche Fortner mit reicher Fantasie, feinstem Verständniß des Angemessenen und einem tiefen Fonds von Originalität schuf, denen nur die Zartheit und der Geschmack der Ausführung gleichsteht. Es sind meist Werke der Ciselirkunst, bald aus Bronce, bald aus edlen Metallen, wobei theilweise auch Edelsteine zur Verwendung kamen. Der treffliche Künstler zog aber auch die getriebene Arbeit wieder aus der Vergessenheit hervor, in der sie so lange Jahrzehnte gelegen und mehrere große Platten von seiner kunstgeübten Hand beweisen wie sicher er auch diese Technik beherrschte. Im Jahre 1847 beschickte er die Kunstausstellung in Prag mit zwei prächtigen Thierstücken in Bronce und auf der großen allgemeinen Industrie-Ausstellung zu München 1854 zog ein Glaskasten voll der anziehendsten echtkünstlerisch durchgebildeten Geräthschaften: Vasen, Schalen, Gefäße, Lampen, Busen-Nadeln, Schwert und Hirschfänger u.s.w. die Aufmerksamkeit aller Kenner auf sich. In seinen letzten Lebens-Jahren schuf er für den Wintergarten des Grafen Waldpot-Bassenheim ein Wasserbecken, auf dem er verschiedenartig einheimische Vögel mit einer überraschenden Wahrheit und Charakteristik anbrachte. Das vornehmste seiner Werke aber ist der von der bayerischen Armee im Jahre 1860 ihrem Feldmarschalle dem Prinzen Carl zu seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum gewidmete Ehrendegen, bei dessen Herstellung er eine besondere Schwierigkeit zu bewältigen hatte, die darin bestand, daß die Form des Ordonanzsäbels strenge beizubehalten war. Er löste die Aufgabe mit der höchsten Meisterschaft und erntete dafür das allgemeinste Lob.

Neben solchen größeren Arbeiten schuf Fortner, gleichsam von jenen ausruhend, eine Menge der originellsten Schmucksachen, in deren Entwürfen er seiner reichen Fantasie besonders gerne den Zügel schießen ließ, und wobei er Zufälligkeiten in der Natur und Form des gegebenen Materials mit überraschendem Erfolge zu benutzen verstand.

Die allgemeinen Zeitverhältnisse gingen auch an Fortner nicht ohne ihm wehe zu thun vorüber, und so übernahm er, um für schlimme Tage sich den Boden unter seinen Füßen wenigstens einigermaßen zu sichern, eine Stelle als Lehrer in der Ciselirkunst an einer öffentlichen Unterrichtsanstalt Münchens, mit welcher jedoch leider keine pragmatischen Rechte verbunden waren.

Fortner’s rastlose Thätigkeit wurde seit Jahren durch öfteres Unwohlsein unterbrochen. Er hatte noch am Vorabend der am 25. Februar 1862 von sämmtlichen Künstlergesellschaften veranstalteten maskirten Abendunterhaltung seine thätige Theilnahme hieran zugesichert, erkrankte jedoch am folgenden Tage so schwer, daß bald alle Hoffnung schwand ihn zu retten, und er am 14. März desselben Jahres mit Hinterlassung einer Wittwe und dreier unversorgter Kinder gerade in einem Zeitpunkte starb, der ihm eine freundliche Aussicht in die Zukunft bot. Durch Vermittlung des in München lebenden Malers v. Swertskoff hatte ihm nemlich der Banquier v. Stieglitz in Petersburg die Herstellung einer vollständigen Zimmereinrichtung an Lustres, Arm- und Wandleuchtern und was sonst der Art in Metall ausgeführt zu werden pflegt, übertragen, und Fortner hatte bereits einen Theil dieser Gegenstände, gleichfalls wieder nach seinen eigenen Entwürfen worin er sich nur im Styl der Renaissance zu halten hatte, vollendet, von anderen waren die Modelle fertig, als ihn der Tod überraschte. Die Trauer seines großen Leichengefolges galt nicht blos dem hervorragenden in seinem Fache unübertroffenen Künstler, sie galt auch dem oft bewährten Freunde, dem echten Ehrenmanne.

Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.

Allgemeines Künstler-Lexicon (1895)

Fortner, Andreas, Silberschmied, geb. 16. Juni 1809 in Prag, † 14. März 1862 in München, wohin er 1840 kam, um Maler zu werden. Dort ciselirte er zuerst einige von Neureuther und Phil. Foltz entworfene Tafelaufsätze mit so grossem Geschick, dass er sich veranlasst sah, sich ganz dieser Kunst zu widmen. Er fertigte allmählich eine Menge so vortrefflicher Arbeiten, dass er als der eigentliche Wiederbegründer dieser Kunst in München anzusehen ist, der zuerst wieder auf die alten Meisterwerke dieser Art zurückgriff.

Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Fortner Andreas, 1809 (Prag) – 1862, Bildhauer, Ziseleur und Goldschmied; als Sohn eines Silberarbeiters, in diesem Gewerbe, dann in Prag zu einem strengen Zeichner erzogen, kam 1840 nach München, um sich als Maler weiterzubilden; seine Erfolge als Ziseleur und Goldschmied, bewogen ihn aber, sich dieser Kunst zu widmen; F. tat sich als Meister der Goldschmiedekunst hervor, indem er mit seinen Arbeiten in oxydiertem Silber die edelsten Renaissanceformen und fast die Kunst der Antike erreichte; er erprobte als Ritter von Schwanthalers Tafelrunde auf der Humpenburg Schwaneck seine Meisterschaft zuerst an einem figurenreichen Tafelaufsatz zur Vermählung Max’ II. und fertigte phantasiereichsten Waffenschmuck und Geschmeide, womit schon im Mittelalter die bayerischen Meister die Höfe und Burgen, besonders Paris, bereicherten; ein paar prächtige Tierstücke in Bronze erschienen 1847 auf der Kunstausstellung in Prag, die geschmackvollsten Vasen, Schalen und Gefäße, Schwerter und Hirschfänger auf der Allgemeinen Industrieausstellung zu München 1854; das prächtigste aber war der Ehrendegen für den Feldmarschall Prinz Karl zu dessen Kriegerjubiläum; bei Erledigung eines Auftrags von Metallschmuck an Lüstern, Arm- und Wandleuchtern u. dgl. in St. Petersburg (= Leningrad) überraschte diesen vielseitigen Künstler der Tod.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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