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29 – 12 – 23 (Härtinger)

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Martin Härtinger

R. I. P.

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Dr. med. Martin Härtinger

* 6.2.1815 (Ingolstadt)
† 4.9.1896 (München)
Arzt und Sänger

Die Scheinwelt und ihre Schicksale (1893)

Von den Novitäten ist in diesem Jahre [1842] nicht viel zu berichten; Raupach und Birch-Pfeiffer beherrschten noch immer die Bühne, doch auch die Pflege classischer Werke wurde nicht vernachlässigt. Die Oper brachte außer Donizetti’s »Lucia von Lammermoor« und »Belisar« nichts Bemerkenswerthes.

Von den zahlreichen Gästen hat für uns das Gastspiel des Mannheimer Tenors Martin Härtinger die meiste Bedeutung, da dieser vorzügliche Sänger bereits vom nächsten Jahre ab, der Unsere wurde. Martin Härtinger war ein ausgesprochener Heldentenor mit einer großen, metallreichen Stimme, die jedoch in den höheren Lagen etwas gepreßt klang; seine Hauptstärke war der dramatische Gesang. Der Name Härtinger wurde zur besonderen Zugkraft für unsere Oper. Wenn Härtinger auf dem Zettel stand und eine seiner Glanzopern gegeben wurde, da gab es schwer noch einen Platz im Theater. Der Sänger, der sich allenthalben großer Beliebtheit erfreute, war außerdem auch ein vorzüglicher Darsteller. Martin Härtinger creirte u. A. in Auber’s »Teufels Antheil« den »Rafael«; den »Cleasar« in der Jüdin; (namentlich in dieser Partie erntete Härtinger große Triumphe, wie auch als Johann von Leiden im Prophet) den »Kronthal« in Lortzing’s »Wildschütz«; »Idomeneus« in Mozarts gleichnamiger Oper und den »Lyonel« in Slotow’s Martha.

Zu erwähnen ist noch das Gastspiel Joh. Fenzl’s mit seinem Kinderballet, das sich lebhaften Beifalles erfreute.

Das nächste Jahr führte wie schon erwähnt, zum Engagement des Tenors Härtinger, während der treffliche Bayer, der seine Stimme verloren hatte, in Pension ging. Alois Bayer, seiner Zeit ein hervorragender Heldentenor, gehört unserer Bühne seit 1826 an und hatte somit eine siebzehnjährige Dienstzeit hinter sich.

[…]

Das Theaterjahr 1855 brachte leider den Abgang eines berühmten Tenors, des Dr. Martin Härtinger, eines ebenso vortrefflichen Sängers wie Darstellers; er trat mit dem 1. Juni in Pension und gehörte unserem Opern-Ensemble zwölf Jahre an. Dr. Härtinger wirkte auch längere Zeit als Gesangs-Professor am hiesigen Conservatorium und erfreut heute noch allgemein durch seine Geistesfrische und Rüstigkeit.

Max Leythäuser: Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater in populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. Zu Ehren des fünf und zwanzigjährigen Dienst-Jubiläums Seiner Exzellenz des Herrn General-Intendanten Freiherrn von Perfall. München, 1893.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Härtinger Martin, Dr. med., 1814 (Ingolstadt) – 1896, Hofopernsänger und Professor; er war in München Schüler des berühmten A. Bayer und wirkte auf Empfehlung F. von Lachners anfangs im Hoftheater zu Mannheim; 1838 promovierte er zum Dr. med. mit der Arbeit »Die menschliche Stimme«; 1842 trat H. erstmals in einem Gastspiel in München auf; 1843 wurde er, vom Grafen von Yrsch berufen, Mitglied der Münchner Hofoper; dieser berühmte Tenor zählt, wie N. Schechner unter den Frauen, zu den bedeutendsten Erscheinungen unter den Männern der Münchner Oper; als Fidelio (1851) riß er durch »erschütternd wahres Spiel und seinen von Gefühl überströmenden Gesang alles zur Bewunderung und Rührung hin«, »abgesehen von dem trefflichen Gesang« zeigte H. »in der ganzen Auffassung des Orest den Mann von klassischer Bildung«; wegen eines chronischen Katarrhs des Kehlkopfs und der Stimmritze trat H. schon 1855, von Fr. von Dingelstedt schlecht behandelt, in den Ruhestand; zuletzt sang er beim Mozartfest 1855 in Salzburg; er wirkte dann als begehrter Lehrer für Sologesang an der Münchner Musikschule; u. a. war er Lehrer von K. Bausewein.

Hauptrollen: Blondel, Idomeneus, Jacob, Eleazar (Die Jüdin), Marcel, Cecil (Raoul), Stradella, Gennaro, Mozart (Der Schauspieldirektor), Fidelio, Orest.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



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