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30 – 1 – 14 (Cucumus · Dahn · Dahn-Fries)

Ω

Tafel

HANNO DAHN
GEB. 24.6.1921
GEFALLEN IN RUSSLAND
9.8.1941

Tafel

SOFIE DAHN-FRIES
GEBOREN 13. APRIL 1835
GESTORBEN 23. JAN. 1898
DIE EDELSTE FRAU
DIE HERRLICHSTE MUTTER
DIE SONNE DER IHREN

Liegestein

JOSA DAHN
GEB. FREIIN V. REITZENSTEIN
15.9.1863 † 12.4.1905.
DR. FRIEDEL DAHN
* 15.2.1859 † 8.4.1933
ANTONIE DAHN
GEB. V. PANNEWITZ
* 17.7.1860 † 27.6.1940.
DER BEIDEN
ERSTGENANNTEN TOCHTER
ELISABETH DAHN
* 22.5.1885 † 21.4.1945.

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Sofie Dahn-Fries (vh)

Fries (gb)
* 13.4.1835 (München)
† 23.1.1898 (München)
Blumenmalerin und Landschaftsmalerin

Allgemeine Zeitung (13.9.1894)

Feuilleton.

F. Pt. München, 13. Sept. Die hiesige, unter der Leitung der Frau Dahn-Fries sehr erfreulich aufgeblühte Damen-Akademie wird in diesem kommenden Schuljahre einige Veränderungen ihres Lehrpersonals aufweisen. So wird an Stelle der Frau Lina Blau-Lang Frau Bär-Mathes als Lehrerin der Landschaftsmalerei treten und Hr. Fehr den Actcurs, Hr. Schmid die Vorträge über plastische Anatomie übernehmen. Die Hauptsache bleibt da wohl, daß in dieser Schule sehr tüchtig studirt wird, da der Unterricht in der Kunststadt München selbstverständlich nicht von den Lehrern allein, sondern noch weit wirksamer durch das, was die Schüler da täglich zu sehen bekommen, also durch die ungeheure Anregung eines großen Kunstmittelpunktes, besorgt wird. Ohne Zweifel ist denn auch diese von allen Seiten auf sie einwirkende künstlerische Anregung der Hauptgrund, daß die Schule in fortwährendem Wachsen begriffen ist, wozu denn noch die wohlthätige Einwirkung des Künstlerinnenvereins kommt, der die Schule erhält und ihre eigentliche Nährmutter ist. Denn gute Beispiele wirken ja bekanntlich mehr als alle Theorien, daß aber der Geist der Schule im ganzen ein vorzüglicher ist, sieht man ja schon aus ihren Jahresausstellungen, wo uns immer eine Anzahl echter Talente erfreut.

Allgemeine Zeitung Nr. 253. München; Donnerstag, den 13. September 1894.

Die Frau (1898)

Totenschau. Vor wenigen Monaten hatten die bayerischen Frauen einen schweren Verlust zu beklagen: nach langem schwerem Leiden ist eine der liebenswürdigsten und bedeutendsten Frauen Münchens, Frau Sophie Dahn-Fries aus dem Leben geschieden, eine Frau, deren Tod eine große Lücke nicht nur für ihre Familie und einen ausgedehnten Freundeskreis, sondern auch für die Gestaltung des künstlerischen Lebens bedeutet. In München geboren, wo sie mit Ausnahme weniger Jahre ihr ganzes Leben verbrachte, aber von Pfälzer Abkunft, verband sie mit Münchener Gemütlichkeit den glücklichen schlagfertigen Humor der Rheinländer. Dabei mit scharfem Verstand, warmem Herzen, hervorragendem Talent für Malerei und Musik und einer schönen sympathischen Stimme begabt, schien sie wie geschaffen zum Mittelpunkt eines angeregten geselligen Kreises, in dem sie als einzige Tochter eines begüterten Großhändlers wie als gefeierte junge Frau lebte.

Nach vollendeter Erziehung ihres einzigen Sohnes, mit dem sie bis zu ihrem Todestage eine auch zwischen Mutter und Sohn seltene zärtliche Liebe und herzliche Kameradschaft verband, widmete sie sich ausschließlich und mit Erfolg der Malerei, als geschickte Blumen- und Landschaftsmalerin.

Bald aber suchte und fand sie neben der Förderung des eigenen Talentes vollste Befriedigung in gemeinnütziger Thätigkeit als Mitbegründerin des dortigen Künstlerinnenvereins, der sein erfolgreiches Aufblühen haupsächlich ihrer aufopfernden Thätigkeit und klugen, besonnenen Leitung verdankt.

Viele der segensreichen Einrichtungen desselben: die Künstlerinnenschule, die jetzt zu einer ansehnlichen Damenakademie herangewachsen ist, der Vorschußfonds, der Weihnachtsmarkt, die Krankenversicherung u. s. w. verdanken ihrer Initiative ganz oder zum größten Teil ihr Entstehen, und als im Jahre 1885 die eben aufblühende Schule durch Zusammentreffen einiger ungünstiger Umstände an finanziellen Schwierigkeiten unterzugehen drohte, da war es einzig ihr energisches, opferwilliges Eintreten, das dann auch andere mit fortriß, so daß der Kunst studierenden Frauenwelt, die vorher unerhörte Opfer für ihre künstlerische Ausbildung bringen mußte, diese erste Gelegenheit zu wirklich ernstem, rationellem Studium erhalten blieb.

Die Sorge für den Verein gehörte im letzten Dezennium ihres Lebens eigentlich ihre ganze Arbeitskraft; unermüdlich thätig, denselben in jeder Weise zu fördern, brachte sie ihm die größten Opfer, sogar das Opfer der eigenen künstlerischen Thätigkeit, für die sie immer weniger Zeit fand.

Für ihre aufopfernde Thätigkeit hat Frau Dahn-Fries in vollstem Maße die Anerkennung ihrer Vereinsgenossinnen gefunden. Ob sie auf großen Festen des Vereins mit der ihr eigenen Liebenswürdigkeit die Honneurs machte oder an kleinen Vereinsabenden oder in Privatzirkeln der Mittelpunkt ihres Kreises war, stets war sie die Seele einer geistsprühenden Unterhaltung. Dem Zauber ihrer Liebenswürdigkeit hat sich kann jemand zu entziehen gewußt, den sie sich zu gewinnen wünschte, während sie andererseits jeder Anmaßung mit größter Entschiedenheit gegenüber zu treten wußte. Sie widerlegte glänzend die irrige Ansicht, man könne nicht die feinfühlende Frau mit der Künstlerin vereinen. Alles in allem: sie war eine bedeutende Frau, eine vortreffliche Mutter, tüchtige Künstlerin und aufopfernde Freundin, deren Gedächtnis in weiten Kreisen lange fortleben wird.

Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. Berlin, 1898.

Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog (1900)

Dahn-Fries, Sophie, Malerin, * 13. April 1835 zu München, † daselbst 23. Januar 1898, Gattin des Dichters, Geheimen Justizraths und Universitätsprofessors Dr. Felix Dahn. Ausgestattet mit einem hervorragenden Talent für Gesang, Musik und Malerei, widmete sie sich nach vollendeter Erziehung ihres einzigen Sohnes ganz der Kunst und cultivirte mit schönem Erfolg das Gebiet der Landschafts- und Blumenmalerei. Im Jahre 1887 trat sie mit zwei, »Erntezeit« und »Waldinneres« benannten, Bildern in die Oeffentlichkeit, auch mit kleinen, wohl arrangirten Stillleben und Blumenstücken. Insbesondere wendete sie ihre Obsorge auf die seit 1868 durch Frau Staatsrath von Weber in München entstandene »Kunstschule für Mädchen« und förderte diese rasch aufblühende Anstalt, welche jetzt ein schönes Haus, ein wahres »Künstlerinnen-Heim« mit prächtigen Ateliers besitzt. Sie veranstaltete nicht nur die fröhlichen Vereinsabende, sondern auch die Ausstellungen von Arbeiten der Schülerinnen, insbesondere bei den zweckmässigen und gedeihlichen »Weihnachtsmärkten«, sie förderte jederzeit die gemeinsamen Interessen (Vorschussfond, Krankenversicherung) und widmete den Interessen dieser Anstalt ihre ganze Arbeitskraft. Als 1886 eine financielle Krisis drohte, trat sie mit opferwilliger Zuversicht mit ihrem Credit in die Bresche und rettete das junge Unternehmen. Mit feinem Takte wusste sie jene falsche Emancipation, welche nur zu häufig eine gefährliche Klippe der Frauenfrage bildet, ferne zu halten.

Vgl. Nr. 57 »Neueste Nachrichten« 5. Februar 1898.

Hyac. Holland.

Dr. phil. Hyazinth Holland: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Berlin, 1900.

Allgemeine Zeitung (28.11.1907)

Münchener Stadtanzeiger.

München, 27. November.

Zum Jubiläum des Künstlerinnen-Vereins.

Der Münchener Künstlerinnen-Verein feiert am 10. Dezember das Jubiläum seiner 25jährigen Wirksamkeit: gerade ein Anlaß, um einmal seine Bedeutung und Stellung im Münchener Kunstleben zu würdigen und darauf hinzuweisen, was er schon alles geleistet und geschaffen hat. Man kann darüber nicht sprechen, ohne auch ein wenig die Frauenfrage zu streifen. Das moderne Leben mit seinen gesteigerten Anforderungen verlangt nach Betätigung aller Kräfte, es drängt auch die Frau zum Handeln, zum Hinaustreten aus dem engen Kreise häuslichen Lebens. Die Frauenarbeit soll die Frauen im Leben tüchtiger und selbständiger machen. Wir finden heute die Frauen auf allen Gebieten des geistigen und wirtschaftlichen Lebens tätig. Ganz besonders eignet sich die Frau für die künstlerische Tätigkeit, weil sich gerade hier die Persönlichkeit der Frau, ihr Gemüts- und Empfindungsleben am unmittelbarsten mitteilen kann. Aber wenn sich auch die Frau nicht als Pallaspriesterin im Künstlerberufe auslebt, sondern wieder in den Schoß der Familie zurückkehrt, wird doch die künstlerisch gebildete Frau in der Lebensgemeinschaft mit dem Manne im Hause und in der Familie die berufene Vertreterin und Pflegerin des Schönen. Unsere Kultur verdankt neben den Künstlerinnen gerade solchen Frauen unendlich viel.

Die Frau hat im künstlerischen Leben eine Bedeutung gewonnen, die man vor 25 Jahren kaum ahnen konnte. Man kann es heute wohl sagen, daß der Münchener Künstlerinnen-Verein das Seine dazu beigetragen hat. Er ist gerade in der Zeit ins Leben getreten, als die Bewegung, welche zusammenfassend die Frauenfrage genannt wird, sich in ihren ersten Anfängen bemerkbar machte.

Im Jahre 1882 schlossen sich eine Anzahl Gleichgesinnter, angeregt von der damaligen Lehrerin und Aufsichtsdame der weiblichen Abteilung der Kunstgewerbeschule Fräulein v. Braunmühl, zu einer Vereinigung zusammen, die den Grund zu dem heutigen Künstlerinnen-Verein legte. Drei Jahre stand Fräulein v. Braunmühl dieser Vereinigung vor. Als sie, durch amtliche Rücksichten gezwungen, ihr Amt als Vorsitzende niederlegte, trat im Oktober 1885 Frau S. Dahn-Fries an ihre Stelle.

Dieser edlen Persönlichkeit, gleich ausgezeichnet durch hervorragende Intelligenz wie durch herzhafte Energie, verdankt der Verein sein rasches Emporblühen. Sie wußte die kgl. Staatsregierung mit Erfolg dafür zu interessieren, so daß von 1894 an ein jährlicher Staatszuschuß geleistet wurde. Unter ihrer Vorstandschaft wurden auch segensreiche Wohlfahrtseinrichtungen: eine Vorschußkasse und Krankenversicherung ins Leben gerufen; Frau Dahn-Fries dachte auch schon an die Erwerbung eines Grundstückes, damit der Verein zu einem eigenen Heim käme. Der Künstlerinnen-Verein ehrte das Andenken an diese geniale Frau durch die bekannte Gedenktafel im neuen Hause.

Unter der Nachfolgerin der Frau Dahn-Fries, Fräulein Teklenborg, wurde die Idee eines eigenen Heims verwirklicht; nicht zum wenigsten ist dieses Werk, das damals eine Tat war, dieser opferwilligen tatkräftigen Förderin zu danken. Im Jahre 1893 wurde der Bau des jetzigen Vereinshauses an der Barerstraße begonnen und trotz anfänglicher finanzieller Schwierigkeiten und sonstigen Sorgen, Mühen und Lasten glücklich zu Ende geführt.

In dem neuen Hause konnte sich der Verein erst recht entfalten; die größte Sorgfalt wendete sich der Entwicklung der Schule zu.

Es wurden die besten Lehrkräfte herangezogen, um in neueröffneten Ateliers in bisher weniger gepflegten Fächern zu unterrichten. Viele von diesen Künstlern, die an der Münchener Damen-Akademie tätig waren, wurden von hier weg an staatliche Akademien und Kunstschulen berufen.

Die öffentlichen Schulausstellungen geben sozusagen einen Rechenschaftsbericht über die Leistungen der Damen-Akademie des Künstlerinnen-Vereins ab, die sich mit den Ergebnissen der staatlichen Schulen wohl messen können. Eine Reihe hervorragender Künstlerinnen ist aus dieser Schule hervorgegangen. Sie verdient auch darum von staatlicher Seite die tatkräftigste Förderung und Unterstützung.

Wie der Verein seinen Mitgliedern immer wieder neue Anregungen und Förderungen zuteil werden läßt, bekunden die Veranstaltung von Konkurrenzen und Zuerteilung von Prämien, öffentliche Ausstellungen, Vermittlung von Aufträgen zur Unterrichtserteilung etc.

Vorträge in Kunstgeschichte, Anatomie, Perspektive vermitteln eine Fülle allgemeiner und spezieller Kenntnisse. Die Damen-Akademie des Münchener Künstlerinnen-Vereins erweist sich in jeder Hinsicht als eine tüchtige Bildungsanstalt, die dem künstlerischen Leben nur die tüchtigsten und geeignetsten Kräfte zuführen möchte und daher ihrem obersten Prinzip, ernster zielbewußter Arbeit, jederzeit Geltung zu verschaffen weiß. Insofern erweist sich diese Schule auch als eine kräftige Abwehr gen den heutigen Massenandrang von Kunststudierenden. Es liegt ihr ferne, hoffnungsvolle Dilettanten oder Kunstproletariat heranzuziehen.

Auch noch auf einem anderen Gebiete verspüren wir ihren günstigen Einfluß; er äußert sich in der Veredlung des allgemeinen Geschmackes. Wenn man von einer Kultur der Feste spricht, muß man an die Veranstaltungen des Künstlerinnen-Vereins denken. Die Damen Münchens werden sich mit Vergnügen an »Circes Zaubergarten«, dann an das »Fest auf dem Meeresgrund«, ferner an das Rokoko-, das niederländische und japanische Fest, vor allem aber an den glänzenden Verlauf des Festes »Im Garten der Hesperiden«, das im Kaimsaale abgehalten wurde, erinnern.

Das Fest »Ein Tag in Pompeji« verhalf zur Gründung eines Hilfsfonds für erkrankte oder notleidende Künstlerinnen. Diese Veranstaltungen ermöglichten, einen dem Künstlerinnen-Verein angegliederten »Hilfsverein« zu organisieren, der allerdings erst über recht bescheidene Mittel verfügt und dessen Förderung eine sehr dankenswerte Sache wäre.

Von seiten des Vereins, der in der jetzigen Vorsitzenden Frau Martha Giese eine ihrer verdienstvollen Vorgängerinnen würdige Nachfolgerin gefunden hat, wird alles geleistet, was nur immer getan werden kann. Der Vorsitzenden zur Seite steht ein Ausschuß von erfahrenen und dem Verein treuergebenen Künstlerinnen, der ebenfalls sehr verdienstvoll wirkt. Der Verein hat das Glück, immer wieder Persönlichkeiten in seiner Mitte zu sehen, die der guten Sache in hingebungsvoller Einzel- und Gemeinschaftsarbeit dienen.

Wenn nun der Münchener Künstlerinnen-Verein an seinem 25jährigen Stiftungstage, der in der Tonhalle gefeiert wird, auf seine bisherige Wirksamkeit zurückblickt, so darf er sich sagen, daß er Erfolge zu verzeichnen hat, welche nicht nur einzelnen, sondern allen Frauen zugute kommen, weil sie die Frauenfrage im allgemeinen gefördert haben, denn gerade durch künstlerisches Streben und Schaffen wird der Lebensinhalt ungemein vertieft und bereichert. –ci–

Allgemeine Zeitung Nr. 552. München; Donnerstag, den 28. November 1907.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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