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32 – 3 – 30 (Fischbach)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Johann Fischbach

* 5.4.1797 (Grafenegg bei Krems/Österreich)
† 19.6.1871 (München)
Landschaftsmaler

Die Deutschen Maler-Radirer (1877)

JOHANN FISCHBACH.

Er ist am 5. April 1797 auf dem Schlosse Grafenegg bei Krems in Unter-Oesterreich geboren, wo sein Vater, ein Westphale, die Stelle eines Haushofmeisters in der Gräflich Breuner’schen Familie bekleidete. Mit vier Jahren kam er nach Wien, wohin der Vater versetzt wurde. Hier zeigte er schon in frühester Jugend eine besondere Vorliebe und ein ausgesprochenes Talent für die bildende Kunst, welchem sich auch endlich der Vater, der ihn zum Handwerk bestimmt hatte, unterordnen und demselben erlauben musste, die Akademie zu besuchen. In diese wurde er 1813 aufgenommen und sein Hauptbestreben ging gleich dahin, neben der Antike auch die lebende Natur zu studiren. Die freien Stunden wurden ausserdem anderen Wissenschaften und dem Sprachstudium geweiht.

Im Jahre 1821 erhielt er für eine ideale Landschaft den ersten Preis. Da er auch das Bild verkauft hatte, so verwendete er den Erlös zu einer Studienreise in die Berge Steiermarks. Förderlich war für den jungen Künstler die Gunst, in welcher er bei seinen Vorgesetzten, besonders beim Akademie-Director J. Zauner und Professor Mössmer stand.

Graf Fries, der auf seinem Besitzthum in Plankenberg ein adeliges Erziehungsinstitut gestiftet hatte, übertrug daselbst unserem Künstler den Zeichenunterricht. Dieser führte hier, in der herrlichen Gegend, ein idyllisches Leben. Hier fasste er auch den Entschluss, ein Künstlerlexikon herauszugeben und sammelte zu diesem Behufe reiches Material. Zwar wurde der Plan nie ausgeführt, aber die beim Ordnen des Materials gewonnenen Kenntnisse blieben nicht resultatlos; Fischbach erwarb sich neben der Sachkenntniss auch eine Routine im Ausdruck und in gefälliger Form, was ihn befähigte, später mit schriftstellerischen Arbeiten sich zu befassen und öffentlich aufzutreten.

Im Jahre 1825, nachdem er Plankenberg verlassen hatte, machte er eine Reise durch Süddeutschland und in die Schweiz und brachte im Geiste wie in der Mappe eine reiche Ausbeute heim. Darauf erhielt er die Directorstelle an der Graf Paar’schen berühmten Kupferstichsammlung. Die Nähe der holländischen Malerradirungen, besonders eines Berghem, Potter, deren Mappen er mit besonderer Vorliebe studirte, blieben nicht ohne Einwirkung auf seinen schaffenden Geist, er griff zur Radirnadel, um seine fleissig ausgeführten Zeichnungen zu vervielfältigen und mit den Abdrücken seine Freunde zu erfreuen. Zu diesem Behufe machte er eingehende Studien nach den Löwen in der Schönbrunner Menagerie, nach welchen die Blätter mit Löwen radirt wurden. Doch ruhte in dieser Zeit auch sein Pinsel nicht. In derselben Zeit entstanden zwei ideale Landschaften, die allgemein gelobt wurden. Die eine ist in den Besitz des Erzherzogs Max von Este gekommen, die andere befindet sich in der Lichtenstein-Gallerie.

Zunächst, um in seinen Landschaften selbst die Staffage malen zu können, versuchte er sich im Genre, das er später mit gleichem Glücke wie die Landschaft cultivirte.

Nachdem er sich seit 1837 einige Zeit im Salzkammergut und am Gmunden-See aufgehalten, siedelte er sich 1840 in Salzburg an, wo er sich bis 1851 aufhielt, worauf er sich in der Nähe des Parkes von Aigen ein schönes Landhaus erbaute. In Salzburg nahm er thätigen und eifrigen Antheil an der Gründung des Kunstvereins. Hier wie in der stillen Behausung seines Landsitzes entstanden zahlreiche Bilder, die ihm viele Verehrer gewannen. Es war eine glückliche Zeit für den Künstler, um so mehr, als auch sein Sohn August (geb. 1828) bereits als Genremaler in die Fusstapfen seines Vaters und Lehrers trat. Doch hatte diese glückliche Zeit einen traurigen Abschluss; sein Sohn starb plötzlich in München am Typhus im Jahre 1860. Dieser Todesfall wirkte lähmend auf den Vater. Er verliess sein liebgewonnenes Land und zog nach München. Es dauerte lange, bis die Kunst und das Schaffen in ihr ihm einigen Trost brachte. Er führte als Zeichnungen zwei Folgen aus, die Bäume Deutschlands (28 Bl.) und Wanderungen eines Künstlers durch das Salzkammergut. Sie sind mit der Kohle ausgeführt; der zweite Cyklus erreichte die Zahl dreizehn. Beide Folgen werden durch die Photographie vervielfältigt werden. Der Künstler starb in München am 15. Juni 1871.

Im Jahre 1843 hatte ihn die Wiener k. k. Akademie zu ihrem ordentlichen Mitgliede ernannt.

Fischbach giebt in seinen Landschaften die Natur in wahren und doch gewählten Formen wieder. Die Alpennatur Salzburgs besonders ist so zu sagen sein geistiges Eigenthum geworden. In seinen Genrebildern bringt er gern Scenen aus dem Leben des Volkes, das in inniger Beziehung zu dem Lande steht, das er in so vielen Bildern verherrlichte. Ebenso wahr als ausdrucksvoll ist er in der Darstellung des Thierlebens. Das beweist besonders die Folge der Zuchtthiere, Typen österreichischer Zuchtthierracen, die er für das landwirtschaftliche Centralcomité zur Ausstellung radirte. Mit Ausnahme dieser Folge sind seine Radirungen nur zum Privatvergnügen entstanden und nicht im Kunsthandel erschienen, weshalb auch selten. Sie bekunden einen tüchtigen Zeichner, der auch mit der Radirnadel auf einer kleinen Fläche einen künstlerischen Totaleffect hervorzuzaubern verstand.

Von seinen Gemälden wollen wir folgende hervorheben:
1821. Ideale Landschaft.
1830. Zwei ideale Landschaften. Im Text erwähnt.
1838. Die Wildschützen.
Ein Bauernknabe streitet mit einem Mädchen um einen Vogel (Belvedere). Rosenlauigletscher in der Schweiz.
Die Wittwe auf dem Kirchhof.
1844. Bange Erwartung.
1845. Wiedergefundene Kinder.
Beide als Kunstvereinsbl. von Wölfle lithographirt.
Rastende Jäger (Gallerie Lichtenstein).
Die Wittwe (Belvedere).
Erzherzog Johann mit seinem Sohn im Gasteiner Gebirg (von Kriehuber und Weixelgärtner lithographirt).
Der hohe Göll (als Salzburger Kunstvereinsbl. 1848 lithographirt).
1851. Salzachthal und Watzmann (Cardinal Schwarzenberg in Prag).
1858. Untersberg im Vorfrühling (Münchner Pinakothek).

Ausserdem erschienen nach seinen Zeichnungen in Salzburg (Verlag von Baldi) 40 Bl. Malerische Ansichten von Salzburg und Oberösterreich, von Verschiedenen in Stahl gestochen.

Dr. phil. Andreas Andresen: Die Deutschen Maler-Radirer (Peintres-Graveurs) des neunzehnten Jahrhunderts, nach ihren Leben und Werken. Leipzig, 1877.

Allgemeine Deutsche Biographie (1878)

Fischbach: Joh. F., Landschafts- und Genremaler, geboren zu Grafenegg 1797, † in München den 19. Juni 1871, gehört zu den verdienstvolleren Künstlern der älteren Wiener Schule, die in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, wie Steinfeld, Gauermann, Rud. Alt, Waldmüller, sich ganz selbständig am Studium der Natur und der Alten gebildet, und das bürgerliche und bäuerliche Leben der Heimath, wie ihre landschaftlichen Reize in ebenso eigenthümlicher, als liebenswürdiger Art geschildert haben.

F. nun, der eine gute Erziehung und nicht gewöhnliche allgemeine Bildung erhalten, bildete sein schönes Talent an der Wiener Akademie unter Potter und Kraft, wirkte dann länger als Lehrer am Fries’schen Institut und Director der fürstlich Paar’schen Kupferstichsammlung, wie er denn auch selbst mit viel Geschick radirte und stach. Zunächst machte er sich durch bäuerliche Idyllen in der Art Waldmüller’s bekannt, die er aber immer mit landschaftlicher Darstellung verband, und die sich wie seine gleichzeitigen Landschaften durch einen idealen stimmungsvollen Zug vortheilhaft auszeichneten. Besteht der Reiz dieser gesammten Kunst in ihrem naiven und poetischen Naturgefühl und ihrer aquarellartig zierlichen, ganz eigentümlichen Technik, die weder Helldunkel, noch Licht und Ton oder auch nur Farbe im späteren Sinn vorzugsweise cultivirt, sondern mehr durch den Reiz der fein empfundenen Zeichnung und das liebevolle Verständniß des Details wirkt, so verstand F., seinen vielen Figuren und Landschaftsbildern, besonders aus dem Salzkammergut, dadurch einen großen echt poetischen Reiz zu geben. Ein gutes Muster dieser Art gibt ein »Untersberg im ersten Schnee« in der Münchener Pinakothek, der von einer ebenso frappanten, ja großartigen Naturauffassung als feiner Durchbildung Zeugniß ablegt, wie er denn durchaus den denkenden, ihre Vorwürfe seelenvoll durchbildenden Künstlern zugezählt werden muß.

1840 nach Salzburg übergesiedelt, widmete er sich fast ausschließlich der Darstellung der dortigen Natur. Seinen Lebensabend dann in München zubringend, hatte er dort mit einer Serie Handzeichnungen, »Die Bäume Deutschlands«, in hübsch erfundenen Gruppen dargestellt und durch Photographie vervielfältigt, ob der charakteristischen Auffassung derselben besonderen Erfolg. Pecht.

Friedrich Pecht: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1878.

Allgemeines Künstler-Lexicon (1895)

Fischbach, Johann, Landschafts- und Genremaler, geb. 5. April 1797 in Grafenegg (Niederösterreich), † 20. Juni 1871 in München, machte seit 1813 seine Studien auf der Akademie in Wien, bereiste Süddeutschland und die Schweiz, lebte von 1840–51 in Salzburg, bis 1860 in Aigen und zuletzt in München. Er malte Landschaften, meistens aus den bayrischen und österreichischen Gebirgen, z. B. die in der Neuen Pinakothek befindlichen: Im Tannengebirge bei Salzburg (1855), Aussicht auf das Lattengebirge bei Salzburg (1858), Ein Klosterpark (1863), aber auch Genrebilder, Bildnisse und Architekturstücke; er radierte viele Landschaften.

Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Fischbach Johann, 1797 (Grafenegg bei Krems/Österreich) – 1871, Landschaftsmaler; F. trat 1818 in die Wiener Akademie ein und errang bereits 1821 den ersten Preis für eine Landschaft; nach einer längeren Studienreise durch Deutschland und die Schweiz (1825) wurde er Direktor der Paarschen Kupferstichsammlung in Wien; 1840 verzog er nach Salzburg, von wo aus seine berühmten Landschaften vom Watzmann, Untersberg und von Schweizer Gletschern, aber auch Tierstücke und Genreszenen, entstanden; hier schuf F. auch im Auftrag des landwirtschaftlichen Komitees die Typen der österreichischen Zuchtstierrassen und die Ansichten von Salzburg und Oberösterreich; seit 1860 hielt er sich in München auf; hier lieferte er in Kohlenzeichnungen seine Werke: »Die Bäume Deutschlands« und »Wald und Hain«; von F. besitzen Gemälde die Bayerische Staatsgemäldesammlung, das Museum Leipzig, die moderne Galerie in Wien u. a.; in seinen Genres ähnelt F. sehr der Art Waldmüllers.

Hauptwerk: Untersberg im ersten Schnee.

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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