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33 – 13 – 10 (Haushofer)

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Max Haushofer
Maler und Professor.
geb. 20. Nov. 1811, gest. 24. Aug. 1866.
Mina Haushofer
Professorsgattin
geb. 10. Jun. 1845, gest. 23. Apr. 1890.
Ihr folgte am 8. Jan. 1895 ihr treuer Gatte
Dr. Karl v. Haushofer
k. Professor u. Direcktor
der techn. Hochschule,
geb. 28. April 1839.

Babenstuber.

Mina Haushofer
Professorstochter,
geb. 20. Februar 1875, gest. 20. Januar 1918.

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Max Haushofer

* 20.11.1811 (München-Nymphenburg)
† 24.8.1866 (Starnberg)
Lehrers-Sohn / Akademieprofessor und Landschaftsmaler

Die bildende Kunst in München (1842)

Max Haushofer, geboren 1811 zu Nymphenburg, wo sein Vater, ein geschickter Zeichner, Schullehrer war, bildete sich, nachdem er den eigentlich gelehrten Studien an der Universität entsagt, ganz allein durch sich selbst ohne die akademische Vorbildung zum Meister in der landschaftlichen Darstellung, gleich anfangs die Natur selbst zur Führerin sich erwählend.

Seine Bilder beschränken sich nicht auf die Ausführung und Nachbildung einzelner, still abgeschiedener Felsen- oder Hochthäler; sie sind wahrhaft große Landschaften, die sich meilenweit mit reichem Vor-, Mittel- und Hintergrunde vor dem Blicke ausbreiten, in welche man gleichsam wie von einer Höhe herab hineinzuschauen, sich heimlich zu fühlen meint: es ist die Hochebene Bayerns, die reiche, gesegnete, mit ihren Flüssen und Seen, Schlössern, Dörfern und Weilern, und den in den schönsten Wellenlinien sich hinziehenden, vom blauen Duft der Ferne umhauchten Hochgebirge im Hintergrunde, was dieser Künstler vorzugsweise und mit dem Gefühle darzustellen pflegt, welches deutlich ausspricht: das ist mein Vaterland!

Besonders gefällt er sich am Chiemsee, und schildert ihn mit seinem Kranz von Gebirgen und dem mannichfachen Vordergrunde im verschiedensten Lichte, zu den verschiedensten Jahres- und Tageszeiten. Hier auf diesem Bilde liegt der See mit seinem schönen Wellenspiegel und seinen beiden Klöstern, Herren- und Frauen Chiemsee, im Mittelgrunde, eingeschlossen vom Kranz der hohen Gebirge, die im hellen Sonnenscheine glänzen; es ist Mittag, und die Sonne scheint warm aus reinem Himmel; nur einzelne Wolken, die man sich diesseits des Bildes denken muß, werfen ihre Schatten über die Waldungen und Matten des Vor- und Mittelgrundes. Auf einem andern Bilde schildert er jene Gegend im Reiz des lieblichen Frühlings; darum der Vordergrund dieses Mal überaus reich, mannichfaltig, und in das Einzelnste ausgeführt. Durch das wallende, duftende Getreidfeld zieht sich ein Steig hin, ein anderer durch die blumigen Matten, und auf beiden wandeln Menschen; die ganze Natur prangt wie neuerstanden: das Laub des Waldes wie frisch! die Luft wie rein! Ein köstlicher, milder Himmel umarmt die ganze Landschaft, und herein, weither vom Hintergrunde, schauen die Hochgebirge in die glückliche Landschaft. Oder er schildert diese Gegend, stets von einer andern Seite her betrachtet, zur Seite der Sommer Aernte; eine andere Hochebene mit Seen in der Ferne und dem Gebirg, im Mittelgrunde aber ein stattliches Schloß auf einem waldbewachsenen Hügel, und im Vordergrunde Hain und Quellen.

Auch in seinen italienischen Landschaften gibt er stets ein großartiges Bild, und schildert mit warmem Pinsel den Charakter einer Gegend, indem er einen hohen Standpunkt zur Uebersicht wählt, und dahin auch den Beschauer des Bildes stellt. Seine Fernsichten und das klare Licht, in dem dieselben erscheinen, sind von der angenehmsten Wirkung.

Dr. Johann Michael von Söltl: Die bildende Kunst in München. München, 1842.

Universal-Handbuch von München (1845)

Haushofer, Max,

geboren 1811 in Nymphenburg bei München, war früher Jurist, aber Liebe zur Kunst bewog ihn, in München und Rom sich ihren Studien hinzugeben. Gegenwärtig ist er einer der geachtetsten Landschaftsmaler in Deutschland. Den größten Theil seiner vorzüglichsten Bilder besitzt der Herzog von Nassau; Gemälde von ihm sind in allen Theilen Europas verbreitet, z. B. in Prag in der Galerie und im Museum. Graf Nostiz, Graf Spiegel, Domherr in Halberstadt, Baron Schweizer, Madam Grunelius u. a. haben Gemälde von ihm.

Universal-Handbuch von München. München, 1845.

Ansichten und Bemerkungen über Malerei und plastische Kunstwerke (1846)

Ich gehe nun zu einigen Bildern der neueren Epoche meiner eigenen Sammlung über, von denen ich namentlich heraushebe:

2. M. Haushofer, in München, zeigt in meiner schönen Landschaft: das Kloster Baumburg, viel Talent, einen warmen Ton, Harmonie, und Glanz im breiten Farbenauftrag; seine Ferne ist sehr schön; Ernst und Ruhe geben dem Ganzen einen geistreichen Charakter und eine erhabene Melancholie.

Freiherr Max von Speck-Sternburg: Ansichten und Bemerkungen über Malerei und plastische Kunstwerke. Leipzig, 1846.

Deutsche Kunst-Zeitung (23.9.1866)

Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.

LIII. Max Haushofer.
(Zum Theil wiederabgedruckt aus einer dieser Künstler betreffenden Studie in Nr. 22 der »Dioskuren« Jahrg. 1863.)

(Nekrolog.)

Max Haushofer gehörte zu den bekanntesten und fruchtbarsten Künstlern der münchener Landschafter-Schule.

Der Sohn eines Schullehrers in dem eine Stunde von München gelegenen, durch sein Schloß und den dazu gehörigen schönen Park berühmten Nymphenburg, dem Lieblingsaufenthalte des König Max Josef von Bayern, ward er dortselbst am 12. Septbr. des weingesegneten Jahres 1811 geboren. Er verlor schon im zartesten Kindesalter erst den Vater, dann die Mutter durch den Tod, in Folge dessen er von Verwandten, welche in München wohnten, in ihr Haus aufgenommen und wie ein Kind desselben erzogen ward. Für die Studien bestimmt, trat er zehn Jahre alt in die von Hofrath Dr. Holland geleitete Erziehungsanstalt daselbst ein, die er nach acht Jahren verließ, um die Universität München zu beziehen.

Von Jugend auf für die Kunst eingenommen, hatte er sich dem Unterrichte in derselben stets mit Eifer hingegeben und, als er nun die Rechtswissenschaft als Fachstudium ergriff, sich bereits große Fertigkeit in der Führung des Stifts und des Pinsels angeeignet, wobei er es an den verschiedensten Versuchen nicht fehlen ließ, wie denn noch mancher seiner Studien-Freunde eine der damals sehr beliebten, von seiner Hand gemalten Tabakspfeifen besitzen dürfte. Darüber vernachlässigte er übrigens sein Studium nicht und wanderte, theils an der Hand seiner Lehrer, theils allein, manche Stunde in den Irrgängen der Rechtsgelahrtheit herum, wenn es ihm auch an dem inneren Drange dazu fehlte. Dieser entschied denn auch seine endliche Wahl: im Jahre 1833 verließ er die Universität gänzlich und bewerkstelligte seinen vollständigen Uebertritt zur geliebten Kunst. Seine vielfachen Ferienwanderungen hatten ihn vorzugsweise in das nahe Hochgebirge geführt, und so war es natürlich, daß er die dort erhaltenen Eindrücke künstlerisch festhielt. Das nächste Jahr (1834) ward für den jungen Künstler durch zwei Thatsachen bedeutungsvoll; während desselben nämlich machte er die Bekanntschaft Karl Rottmann's, der eben seine Meisterwerke, die italienischen Landschaften unter den Arkaden des Münchener Hofgartens, vollendet hatte und der seinem Streben mit freundlicher Güte folgte. In demselben Jahre trat er zum erstenmale mit einer Arbeit vor das große Publikum, indem er im Kunstverein einen »Abend am Chiem-See« ausstellte, der sehr günstig aufgenommen wurde. Allerdings bewegte er sich damit noch in kleineren Raumverhältnissen, doch schon seine beiden nächsten Bilder »Gegend an der Alz« und »Kloster Baumburg« am nämlichen Flusse zeigten größere, dem Künstler mehr Spielraum gebende Dimensionen. Beide kamen nach Halberstadt, jenes in den Besitz des Grafen Spiegel, dieses in das dortige Museum.

Als im Spätherbste des Jahres 1835 die Störche und Schwalben nach Süden zogen, da litt es auch Haushofer nicht länger, und er trat mit dem Bildhauer Max Widnmann und den Historienmalern Jaeger und Palme seine Römerfahrt an. Als sie erst die Alpen hinter sich hatten, ließ die Eile der Wanderer nach, und sie rückten, nachdem sie die Reize des Vorfrühlings in Oberitalien genossen, gegen die heilige Zeit in die ewige Stadt ein, die zu Ostern all' ihre Pracht zu entfalten pflegt.

Haushofer fand sich bald in Rom zurecht, um so leichter als er den Vortheil klassischer Bildung für sich hatte, wie sich denn erfahrungsgemäß jeder klassisch Gebildete dort wie in seiner zweiten Heimath fühlt. Aber die Wunder Unteritaliens ließen ihn nicht mehr ruhen, er mußte sie schauen: und schon im Mai ging's hinaus in's liebliche Albanergebirge, von da hinab in die pontischen Sümpfe mit ihrer grandiosen Vegetation, und erst in Molo di Gaeta machte er Station. Wird Italien der Garten Europa's genannt, so heißt die Villa Camposelle mit Recht wieder der Garten Italiens. Dort wo das Meer, azurblau wie der Himmel, den schattigen Orangenhain bespült, der Ueberreste römischer Bauten umschließt, blieb er vier Wochen und fuhr dann gegen Neapel hinab. Größere, dem eifrigen Studium der Natur gewidmete Ausflüge führten ihn nach Eboli, Amalfi, Capri, Ischia, Puzzuoli, Bajae, Cumae u. s. w., wobei er dort und da wohl einen Monat festeren Fuß faßte. – Um die Mitte des August ging die Reise weiter, erst nach Messina, Catania und Syracus, wo er wieder drei Wochen sich aufhielt; dann durchzog er das Innere der heiligen Trinakria, um Palermo und Girgenti zu sehen, und kehrte reich an Eindrücken und künstlerischen Erfahrungen über Sorrent nach dem fröhlichen Neapel zurück. Das Ende des Monats Oktober führte ihn wieder nach Rom, woselbst er nun bis Juli 1837 blieb und während dieser Zeit den »See von Agnano« malte, der seinen Weg nach Kassel nahm. Als er dann über Florenz nach Deutschland heimkehrte, da war er wohl erfüllt von dem tausendfältigen Schönen, was sich ihm erschlossen, aber es vermochte nicht seine Anhänglichkeit an die heimathliche Natur zu vermindern. Unter all' den traulichen Stellen, an denen das Vorland des bayerischen Gebirgs so überaus reich ist, fühlte sich Haushofer ganz besonders von der kleinen Frauen-Insel im stattlichen Chiemsee angezogen, und dieser Vorliebe verdankt die Welt manches schöne Bild aus jener Gegend. Daß übrigens nicht die schöne Natur allein ihre Anziehungskraft auf den Künstler ausübte, beweist die Thatsache, daß sich unser Künstler im Jahre 1838 mit einer Insulanerin ehelich verband. Auf der kleinen Insel war in jenen Tagen und bis auf unsre herab während des Sommers gar ein fröhliches Treiben, wie das wohl vorzukommen pflegt, wo sich das Völklein der Künstler zusammenfindet. Was da Alles geschehen in Scherz and Ernst, das ist in einer sauber mit Bilder ausgestatteten Chronica, in zierliche Reime gefaßt, noch heut dortselbst zu lesen und hat Ludw. Steub, der Rechtsgelahrtheit Doctor und jetzo wohlbestallter Notarius zu München, Manches davon in seinem Büchlein über das bayerische Hochland urkundlich aufgenommen. Das Haus aber, aus dem Haushofer seine Braut geholt, ist Künstlerkneipe geblieben bis auf den heutigen Tag, und treibt der wackre Zahn dortselbst das doppelte Geschäft eines Herbergsvaters und Kupferstechers zugleich. Und nachdem unser Künstler auf besagter Insel sich beweibt, ist er ihr auch als Gast immer treu geblieben, jeden Sommer mit Weib und Kind dort eingekehrt und hat, wie seine Freunde wohl scherzend zu sagen pflegen, den Chiemsee als seine Domaine betrachten gelernt.

Sein Name hatte bald einen guten Klang. Wie er 1839 für Frau v. Gmelius in Frankfurt a. M. einen »Sonntagmorgen am Chiemsee« gemalt, berief ihn zwei Jahre später der Herzog von Nassau an den Rhein, um ihn dort zu beschäftigen. Im Herbst 1842 ging er nach Oberösterreich und kehrte mit reicher Ausbeute an Studien zurück. Im selben Jahre entstanden seine »Nonne am Seeufer«, im Besitze des Prinzen Peter von Oldenburg, sein »Gmündner See« und seine »Mittagsstille«, welche in der Sammlung des Grafen Erwein Nostitz in Prag sich befindet. Das Jahr 1843 führte ihn wieder an den Rhein, um weitere Aufträge des Herzogs von Nassau zu erledigen. Es erübrigte ihm jedoch soviel Zeit, daß er Düsseldorf besuchen konnte, wo er die Achenbach's kennen und schätzen lernte.

Haushofer hatte sechs Jahre in München seinen ständigen Wohnsitz aufgeschlagen, da ward er als Professor an die kaiserliche Akademie nach Prag berufen. So ehrenvoll dieser Ruf für ihn war, so schied unser Künstler gleichwohl nur mit betrübtem Herzen aus der Heimath und den ihm so lieb gewordenen Kreisen, und es fiel wohl schwer mit in die Waagschaale seines Entschlusses, daß dieser Akademie sein Freund und Schwager, der treffliche Ruben, vorstand, der sich wie Haushofer seine Frau von der Frauen-Insel geholt. Seit dem Jahre 1844 wirkte Haushofer mit ihm vereint für die Anstalt, setzte jedoch in alter Anhänglichkeit den Verkehr mit München treulich fort, so daß ihn die Künstler dortselbst noch immer zu den ihrigen zu zählen gewohnt waren.

Haushofer ist der erste bedeutende Künstler, der die ernste Natur des Böhmerwaldes verwerthet hat. Er lernte denselben im Sommer 1847 kennen, in welchem er ihn zu Fuß durchwanderte. Im darauf folgenden Jahre malte er bereits, von den neuen Eindrücken lebhaft angeregt, den »Blöckensteiner See im Böhmerwald«. Als der politischen Wirren jener Zeit halber von Mitte Juni bis Mitte November die Prager Akademie geschlossen blieb, trat er sofort die alte Wanderschaft nach dem Chiemsee an und ergab sich mit doppeltem Eifer dem Studium der Natur, aus dem unruhigen Treiben der Politik in die Waldeinsamkeit der Hochalpen sich flüchtend. Der Sommer 1849 fand Haushofer zum zweiten Male im Böhmerwald, von wo er seine Lustwanderung einerseits bis nach Partenkirchen, andererseits bis in die Taure ausdehnte. Das nächste Jahr brachte als Frucht dieser Reise eine große »Fernsicht vom Arber«, der höchsten Spitze jener Gebirgskette und eine »Partie mit der Walhalla.« Im Jahre 1852 verlebte er wieder einen Theil des Sommers in dem ihm liebgewordenen Oberösterreich, woraus ihm mehrere Bilder erwuchsen. Sein im nämlichen Jahre gemaltes »Ischia« zeigt, daß er auch des fernen Südens noch mit Liebe gedachte und daß ihm dessen Verständniß nicht abhanden gekommen war. Für den Kaiser Ferdinand von Oesterreich malte er 1855 den »Eibsee am Fuße der Zugspitze«, für den Kaufmann Pilz in Prag 1856 eine große »Ansicht von Prag«, durch den Farbendruck Hohe's in weiteren Kreisen bekannt, und 1856 erwarb König Ludwig von Bayern des Künstlers treffliches Gemälde, »Der Walchen-See«, für seine neue Pinakothek in München.

Auf der großen deutschen und historischen Kunstausstellung des Jahres 1858 war Haushofer durch sehr tüchtige Werke vertreten. Seinen »Klönthaler-See« erwarb Baron Sandau aus Ostpreußen. Zur Künstlerversammlung desselben Jahres kam unser Künstler von Prag nach München herüber und nahm von den schönen Festen jener Tage unvergleichliche Erinnerungen mit nach Hause. – Im darauffolgenden Jahre kam sein »Vierwaldstädter-See« in die kaiserliche Gemäldesammlung im Belvedere zu Wien und ein Bild vom »Rigi« nach New-York, und 1861 malte er für Köln den »Klönthaler-See« noch einmal.

Wohl hatte Haushofer im thürmereichen Prag eine zweite Heimath gefunden, in welcher er sich, von einem trauten Kreise liebenswürdiger Freunds umgeben, behaglich fühlte und wo er ganz seiner Kunst leben durfte; aber er hatte sich dabei die Treue bewahrt, mit der er noch immer an den vaterländischen Bergen hing. Ihnen entnahm er noch bis in die letzte Zeit seines Lebens mit besonderer Vorliebe die Motive seiner Bilder, in denen er die Eigenthümlichkeiten der Tages- und Jahreszeiten nicht minder sprechend wiederzugeben wußte, wie den individuellen Charakter der gegebenen Formationen. Er war in der Darstellung des Lieblichen und Heiteren ebenso lebendig, wie in der des Grandiosen, und legte häufig seine Hauptwirkung in den bedeutenden Aufbau von Wolkenmassen, in dem er eine seltene Meisterschaft besaß. In der Durchbildung war Haushofer der älteren Richtung zugethan, welche auf strengere Zeichnung hält als heut zu Tage üblich geworden, wo die Farbe Alles ersetzen soll. Selbst dann, wenn er in den Linien sich streng an die Portraitähnlichkeit hielt, beherrschte er den Stoff durch die Stimmung und erwies sich da als Dichter, wo ein Anderer sich darauf beschränkt haben würde, eine bloße Abschrift der Natur zu geben.

Mit ihm ist wieder einer der älteren soliden Schüler angehöriger Künstler geschieden. Das Portrait, welches wir als Illustration zu diesem Nekrolog veröffentlichen, stellt ihn noch in der kräftigen Zeit seines Lebens dar, als der schon lange in ihm liegende Keim seiner Krankheit – ein eingewurzeltes Brustleiden – seine Gesundheit noch nicht allzu sehr angegriffen hatte. Er starb, wie wir bereits früher chronikalisch mittheilten, am 24. August dieses Jahres im 55. Jahre seines Lebens. R.

Deutsche Kunst-Zeitung No. 34. Die Dioskuren. Hauptorgan der Deutschen Kunstvereine. 23. September 1866.

Kunstvereins-Bericht für 1866 (1867)

Maximilian Haushofer.

Landschaftsmaler und Professor an der Akademie der bildenden Künste in Prag, geboren zu Nymphenburg am 12. Sept. 1811, war der Sohn eines Schullehrers daselbst.

Menschenfreundliche Herzen nahmen sich des Knaben, welcher bereits in der frühesten Jugend zur Waise geworden war, an und sorgten für seine Erziehung. Seine bald zu Tage tretende geistige Begabung brachte ihn auf die Bahn wissenschaftlicher Ausbildung, auf welcher er bis in sein 21. Jahr rüstig vorwärts schritt. Seiner lebhaften Phantasie, welche auf kleineren, in das nahe Gebirge unternommenen Ferienreisen die entsprechende äußere Anregung erhielt, sagte jedoch das Studium der Jurisprudenz wenig zu und so entschloß er sich denn im Anfange der Dreißiger Jahre diesem, seinem mehr auf Gefühlsleben angelegten Geiste keine Befriedigung gewährenden Berufe zu entsagen und sich der Kunst zu widmen. Eine entschiedene Anlage, unterstützt von der aus seinen wissenschaftlicben Studien geschöpften allgemeinen Geistesbildung, brachten ihn auf der neubetretenen Bahn schnell vorwärts. Bereits in den dreißiger Jahren nahm Haushofer unter Münchens Landschaftsmalern eine hervorragende Stelle ein. Namentlich waren es die damals noch wenig bekannten Umgebungen des Chiemsee’s, welche dem Künstler das Material zu den reizendsten Landschaftsbildern gewährten. Das von einem poetischen Hauche umwehte Frauenwörth mit seinem alterthümlichen Kloster war der Ausgangspunkt für seine malerischen Exkursionen. Auf diesem Inselchen ordneten sich die gehabten Eindrücke zu den reizendsten Konzeptionen, und auf demselben fand er seine spätere Lebensgefährtin.

Im Jahre 1844 folgte er einem Rufe als Professor an die Akademie in Prag, welcher sein Freund Ruben bereits längere Zeit als Direktor vorstand. In dieser Stellung bildete er während einer mehr als zwanzigjährigen Wirksamkeit eine Reihe trefflicher Schüler und half die Keime deutscher Kunst weit über die Grenzen des Vaterlandes verpflanzen. Alljährlich besuchte er mit seiner Familie die lieblichen Ufer des Chiemsse’s, um sich hier auf der geliebten Fraueninsel von seinen anstrengenden Arbeiten zu erholen und kehrte stets neugestärkt zu seinem Berufe im fremde Lande zurück.

Leider war diesem schönen Künstlerleben ein vorzeitiges Ziel gesetzt. Eine Lähmung des Herzens, in welche ein altes, durch Verkältung in seinem Fortgange beschleunigtes Leiden dieses Organes verlief, machte seinem Leben nach viermonatlichem Leiden an den Ufern des Starnbergersee’s ein Ende. Ein gütiges Geschick hatte ihm vergönnt, in der Heimath und im Anblicke seiner geliebten Berge seine Künstlerseele in die Hände des Schöpfers zurückzugeben.

Er hinterläßt eine Wittwe und zwei bereits im Mannesalter stehenden Söhne, welche der trauernden Mutter eine liebreiche Stütze sein werden.

Bericht über den Bestand und das Wirken des Kunst-Vereins in München während des Jahres 1866. München, 1867.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Haushofer Max, 1811 (München-Nymphenburg) – 1866; Landschaftsmaler und Akademieprofessor; Sohn eines Lehrers, studierte H., von Benedikt von Holland gefördert, zuerst auf der Universität München Rechte, bildete sich dann aber autodidakt als Landschaftsmaler (»Maler des Chiemsees«) aus; er bereiste lange Italien und erhielt 1844 eine Professur an der Kunstakademie in Prag; die Motive für seine Landschaften entnahm H. fast ausschließlich der bayerischen Hochebene, die er in schönen Momenten der Beleuchtung meisterhaft schilderte.

Hauptwerke: Der Walchensee (Bayerische Staatsgemäldesammlung), Blauer Gump bei Partenkirchen (Wiener Akademie), Der Königssee (Museum in Hannover) und Der Weißensee bei Lermoos in Tirol sowie Partie auf dem Wartenstein (beide im Rudolfinum in Prag); H. ist der Vater des Mineralogen Karl von H. und des Nationalökonomen und Schriftstellers Max H. (1840–1907).

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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