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34 – 3 – 19·20 (Zimmermann)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Friedrich Wilhelm Zimmermann

* 5.4.1826 (Gordemitz)
† 6.2.1887 (München)
Kupferstecher

Allgemeine Zeitung (9.2.1887)

Bayerische Chronik.

München, 8. Febr.

(Kupferstecher Zimmermann †.) Am 6. d. M. starb der hochgeschätzte Kupferstecher Friedrich Wilhelm Zimmermann im Alter von 61 Jahren, der seit 1854 ohne Unterbrechung in München lebte. Er wurde am 5. April 1826 zu Gordemitz bei Torgau, preuß. Provinz Sachsen, geboren. Seine ersten Kunststudien machte er auf der kgl. sächsischen Akademie zu Leipzig unter Laz. Gottl. Sichling, setzte sie unter Moritz Steinla auf der zu Dresden 1847–1853 fort und vollendete sie unter Julius Cäsar Thäter in München, wohin er sich 1854 von dort aus begeben hatte. Die Zahl der von ihm gestochenen Blätter, welche sämmtlich sehr gesucht und geschätzt sind, ist eine grosse. Wir wollen, als die bekannteren, daraus hervorheben: »Ecce homo« nach Guido Neni, im Dresdener Museum (1849); »Büßende Magdalena« nach Battoni, ebendaselbst; »Brunchilde's Empfang in Worms« nach Julius Schnorr v. Carolsfeld, München, kgl. Residenz (1862); 3 Stiche nach Fresken Heinrich Heß', daselbst, Bonifatiuskirche; »Mittagsruhe in der Ernte« nach Theodor Schütz (1868); »Karl V. bei Fugger in Augsburg« nach Karl Becker. Berlin (1874); »Franz nimmt Abschied vom Bischof von Bamberg« nach demselben (1877) und den großen figurenreichen Stich nach dem vielbesprochenen Freskengemälde des verstorbenen Kunstschuldirectors v. Neher in Stuttgart, »Einzug Kaiser Ludwigs des Bayern von Deutschland in München,« am Isarthor in München, Münchener Kunstvereinsgeschenk für 1881.

Allgemeine Zeitung Nr. 40. München; Mittwoch, den 9. Februar 1887.

Allgemeine Zeitung (3.7.1887)

Nekrologe Münchener Künstler.
L.

Am 6. Februar wurde der Kupferstecher Friedrich Wilhelm Zimmermann (geboren 5. April 1826 zu Gordemitz bei Merseburg) durch ein sanftes Ende von längeren Leiden erlöst. Seiner gründlichen Ausbildung zum Künstler standen, nachdem er einmal seinen Beruf gewählt hatte, keine Hindernisse entgegen. Den ersten Unterricht erhielt Zimmermann durch den aus der Schule von C. Meyer und A. Reindel stammenden Nürnberger Lazarus Gottlieb Sichling, welcher kurz vorher in Leipzig sich bleibend niedergelassen hatte. Weitere Förderung wurde ihm von 1847–1853 in Dresden durch Moriz Steinla, worauf Zimmermann 1853 Paris besuchte und schliesslich 1854 seine Ausbildung zu München bei unserem unvergeßlichen Julius Thäter (Julius Thäter, geboren 7. Januar 1804 zu Dresden, 1849 als Amslers Nachfolger nach München berufen, starb daselbst am 14. November 1870. Vgl. Beil. 323 und 334, »Allg. Ztg.« 1870) abschloß. Hatte er früher mehr auf malerische Wirkung, z. B. mit einem »Christuskopf« nach Guido Neni (1849), der »Magdalena« nach Battoni (1852) oder mit der Nachbildung von Adolf Wichmanns »Traubenspenderin,« (Vom Sächsischen Kunstverein 1855, vom Albrecht Dürer-Verein 1858 und 1861, vom Kölner Kunstverein an die Mitglieder vertheilt.) gearbeitet, so huldigte er jetzt nach Thäters Vorbild wieder mehr dem farbigen Cartonstich. Dazu gehören drei Blätter (Abschied des Bonifatius, Sturz der Thonar-Eiche und die Gründung der vier baiwarischen Bisthümer) in dem Prachtwerke: »Die Fresken der Münchener Basilika« (gestochen von Burger, Barfus und H. Walde) und die schöne Composition mit den an Babels Flüssen »trauernden Juden« von dem schon 1832 zu Rom verstorbenen Cornelianer A. Eberle (In Ernst Förster: Denkmale der deutschen Kunst. Leipzig 1857. III. Band.). Besonderer Gunst des Publicums erfreute sich Zimmermanns Stich »Kriemhildens Ankunft zu Worms« (Münchener und Leipziger Kunstverein 1861), welcher das Mittelbild bildet zu den gleichfalls nach Julius Schnorr v. Carolsfeld von Gonzenbach gestochenen Hauptfiguren des Nibelungenliedes (Siegfried und Kriemhild, Gunther und Brunhild). Sodann ging Zimmermann, welcher überhaupt auf das innigste die Intentionen seiner Vorbilder erfaßte, an die Wiedergabe der so idyllisch gemüthvollen »Mittagsruhe« von Th. Schütz (für den sächsischen Kunstverein 1868) und den »Abschied« desselben Meisters. Als zwei ganz vorzügliche Farbenstich-Leistungen Zimmermanns folgten der »Besuch Kaiser Karl V. bei Fugger« (1873) und eine Scene aus Goethe's »Götz von Berlichingen« (1877), wobei der Stecher jedesmal die brillante Technik C. Beckers vollständig zum Ausdruck brachte. Dann unternahm Zimmermann nach Bernhard v. Neher den »Einzug Kaiser Ludwig des Bayer in München« zu stechen, und zwar in einer Breite von 142 Centimeter bei 18 Centimeter Höhe – ein Format, wie wohl noch kein Kunstverein ein ähnliches Blatt bestellt hatte. Das für 1881 vertheilte Blatt hatte den Künstler vier Jahre lang vollauf beschäftigt. Einen anderen brillanten Auftrag für den Rheinischen Kunstverein mußte Zimmermann einem seiner Freunde übertragen, da sein frühzeitig entwickeltes Lungenübel bestmögliche Schonung verlangte. Seine Leistungen sichern ihm ein bleibendes Gedächtniß im Bereiche der Kunst.

Allgemeine Zeitung Nr. 182. München; Sonntag, den 3. Juli 1887.



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