Ω
Die Grabinschrift ist nicht erhalten
Ω
Tobler, Viktor; 13.1.1846 (Trogen b. Appenzell/Schweiz) – 8.2.1915 (München); Genremaler und Illustrator
|||
* 13.1.1846 (Trogen b. Appenzell/Schweiz)
† 8.2.1915 (München)
Genremaler und Illustrator
Münchener Tagesneuigkeiten
München, 10. Februar
Bestattungen. Im Südlichen Friedhof wurde am Mittwoch nachmittag der im Alter von 69 Jahren verstorbene bekannte Kunstmaler Viktor Tobler beerdigt. Mit den Angehörigen erwiesen ihm viele Kollegen, Freunde und Bekannte die letzte Ehre. Am Grabe des Künstlers, das schon vor der Beerdigung u. a. eine Kranzspende des Schweizer Unterstützungsvereins zierte, ließen unter ehrenden Nachrufen Kränze niederlegen die Münchner Künstlergenossenschaft und der Künstler Unterstützungsverein durch Kunstmaler Blum, der Freie Künstlerbund München durch Kunstmaler Multerer und die Gesellige Vereinigung Münchner Künstler durch Kunstmaler Rögge.
Generalanzeiger der »Münchner Neuesten Nachrichten« Nr. 76. Donnerstag, den 11. Februar 1915.
Lokales
München, 5. Januar
Viktor-Tobler-Nachlaßausstellung. Nachdem die Kriegsverhältnisse des letzten Sommers zahlreiche Verschiebungen in der Ausstellungsfolge des Münchner Kunstvereins nötig gemacht hatten, wird nun ganz zufällig die Ausstellung aus dem Nachlasse des vor einem Jahr in München verstorbenen Malers Viktor Tobler gerade in der Woche abgehalten, in die der 70. Geburtstag des Künstlers gefallen wäre. Diese Ausstellung (Beginn Donnerstag, 6. Januar) wird eine Reihe noch nie ausgestellter Werke Toblers bringen, u. a. Genrebilder, Landschaften, Innenbildnisse, Entwürfe zu historischen Bildern u. a. m., vor allem auch (im Bildhauersaal) eine stattliche Zahl von Zeichnungen aus verschiedensten Gebieten.
Münchner Neueste Nachrichten No. 9. Donnerstag, den 6. Januar 1916.
Lokales
München, 9. Januar
Aus dem Kunstverein. In der Nachlaßausstellung von Viktor Tobler, die den Sekretariats- und Parterresaal füllt, werden die Bilder, die dem Künstler vor 25 Jahren die Charakteristik »Sehr sympathische Arbeiten mit feiner Farbenempfindung und gut empfundenen Charakteren« eintrugen, den heutigen Beschauer kaum mehr besonders fesseln. Es fehlen in der großen Kollektion ja auch Proben dieser Kunst nicht, wie das sehr sauber gemalte junge Künstlerehepaar oder der in seinem Studio lesende alte Herr, aber was Tobler auch noch dem Modernen zu einem sehr sympathischen Künstler stempelt, sind doch mehr jene feinabgestimmten Interieurs, von denen einige besonders schöne Proben zu sehen sind. Da reizt ein mächtiger grüner Kachelofen, der sich von dem braunen Getäfel des alten Bauernzimmers abhebt, den Künstler; oder eine Wand ist in jenem feinen perlgrauen Tone, auf den man sich in den 70er Jahren viel zugute tat, gemalt, in der malerischen Erscheinung noch gehoben durch eine altersbraune schlanke Standuhr; oder in einem Kircheninnern baut sich nach den gleichen Grundsätzen eine leise farbige Harmonie auf. Allmählich werden die Probleme verwickelter, die Aufgabe höher gestellt. Bei einem sein Pfeifchen rauchenden Kürassier interessiert den Maler nur noch, wie das Weiß der Uniform zu dem Gelb des als Sitzgelegenheit dienenden Strohbündels und dem Grau des Hintergrundes zusammengeht. Und Studien nach Prozessionen sind da, in den weißgekleideten Mädchen die gleichen Farben aufnehmend, in ihrem breiten, flüchtigen Vortrag an beste Leistungen des Impressionismus gemahnend. Die eigentlichen Studien und Skizzen, im Aquarell und Bleistift festgehalten, zeigen jene sorgfältige Treue der Naturbeobachtung, jene exakte Linienführung, wie sie in der Lindenschmitschule, der der Künstler angehörte, gelernt wurde.
Münchner Neueste Nachrichten No. 15. Montag, den 10. Januar 1916.