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34 – 13 – 27 (Hetzenecker · Mangstl)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Karoline von Mangstl (vw)

Hetzenecker (gb)
* 20.11.1822
† 10.8.1888 (München)
Sängerin

Bayerische National-Zeitung (30.12.1838)

Feuilleton.

München, 29. Dez. Donnerstag den 27. d. sang Dlle. Karoline Hetzenecker, eine Schülerin des Herrn Regisseurs Lenz, auf Allerhöchstes Verlangen vor der Posse: »Das Fest der Handwerker« und nach derselben. Die erste Piece war die bekannte Kantate: Adelaide von Beethofen aus B dur. Dlle. Hetzenecker trat mit einer sichtbaren Schüchternheit vor das Publikum, die sie auch hinderte, die Kantate so gut zu singen, als es ihre Mittel erlaubt hätten, wäre diese Schüchternheit nicht störend entgegen getreten. Einmal überwarf sich ihre Stimme sogar einen Augenblik, traf jedoch schnell wieder den richtigen Ton. Das Publikum munterte die junge Sängerin durch vielseitige Beifallsbezeugung auf, was seine Wirkung nicht verfehlte, denn in der zweiten Piece: Arie aus der Oper »il diluvio universale,« von Donizetti, die aus einem Rezitativ aus C Dur, einem Larghetto, ebenfalls aus C Dur, und einem Allegro aus E Dur besteht, legte sie in ihren Vortrag weit mehr Sicherheit und Kraft. Ihre Koloraturen sind ganz gut zu nennen, auch ihrer Intonation muß man Gerechtigkeit widerfahren lassen und sonstige Gesangsfertigkeiten lobend erwähnen, nur möchte sie sich gerathen sein lassen, das Tempo des Allegro etwas rascher und feuriger zu nehmen, sie machte aus dem Allegro fast weniger als aus dem Allegretto, ja einigemal konnte man zu der Meinung veranlaßt werden, sie wolle in's Adagio herabfallen, was zumal im italienischen Gesang nicht geschehen darf; doch das wird die Uebung schon herstellen; vor der Hand darf Herr Lenz mit seiner Schülerin recht gut zufrieden sein. Das Auditorium schenkte der Sängerin in der Arie zweimal einen großen Applaus und rief sie am Schlusse fast unisono. In einem hiesigen Journale wird von einem Engagement der Dlle. Hetzenecker am Koburger Hoftheater und von vorhergehenden Uebungsreisen in Italien gesprochen; wir können dem Publikum aber aus zuverlässiger Quelle versichern, daß diese schöne Mezzosopranstimme sich nächstens in einer Oper auf unserer Bühne hören lassen wird, um bald nach dem hoffentlichen Gelingen dieses Debüts an unserer Bühne ein Engagement zu nehmen.

Bayerische National-Zeitung No. 206. Sonntag, den 30. Dezember 1838.

Der Bayerische Volksfreund (25.4.1839)

Theater-Nachrichten.

Dem. Hetzenecker, Schülerin des Kgl. Hofsängers Herrn Lenz, welche vorgestern in der Oper: die »Unbekannte« zum Erstenmale aufgetreten ist, hat die Rolle der »Isoletta,« über alle Erwartung gut gegeben, und sich besonders durch ihren schönen Gesang grossen Beifall, und sogar die Ehre des Hervorrufens erworben. Demoiselle Hetzenecker hat eine klangvolle reine Stimme, und wirklich schon bei ihrem ersten Versuche ein Talent entfaltet, welches, verbunden mit einer guten Schule, zu nicht geringen Erwartungen berechtiget.

Der Bayerische Volksfreund Nro. 65. München; Donnerstag, den 25. April 1839.

Deutscher Bühnen-Almanach (1889)

Jubiläen.

Frau Hetzenecker, die einstige Primadonna der Münchener Hofoper, beging am 13. Februar die fünfzigste Wiederkehr des Jahrestages, an welchem sie in den Verband dieses Institutes eintrat. Im Juli 1849 sagte sie der Bühne Valet und heirathete den Königl. Bayerischen Regierungsrath Mangstl. Nachdem Letzterer einige Jahre später vom Tode ereilt wurde, widmete sie sich wieder dem Gesang und gehört noch jetzt der Königlichen Vokalkapelle als Solistin an. Ihr Mezzosopran ist noch von weicher Kraft und großem Umfang. Fr. Hetzenecker wurde einst auf speziellen Wunsch König Ludwigs I. engagirt.

Deutscher Bühnen-Almanach. Berlin, 1889.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale (1893)

In diesem Jahre (1839) debütirte auch Karoline Hetznecker, eine spätere Zierde unserer Oper. Hetznecker ist eine Schülerin des Lieder-Componisten und Sängers Leopold Lenz gewesen, der dem Hoftheater als ausgezeichneter Bassist und Regisseur volle dreißig Jahre angehörte (1825–1855). Ihr erstes Debüt war »Isoletta« in der »Unbekannten«, ihr zweites »Pamina«, beide hatten außerordentlichen Erfolg. Die 17jährige Künstlerin besuchte auf Anrathen der Intendanz zwei Jahre lang das Mailänder Conservatorium und trat Ende des Jahres 1841 wieder in das Münchener Ensemble ein. Hier wirkte nun die Sängerin volle zehn Jahre lang in ausgezeichnetster Weise und brillirte als »Nancy«, »Norma«, »Katharina Cornaro«, »Euryanthe«. Zum letztenmal trat sie als »Lady Macbeth« in Chelard's Oper »Macbeth« auf und entsagte 1849 für immer den weltbedeutenden Brettern. Doch erfreute die Sängerin in Concerten als Frau von Mangstl noch öfters unser musikliebendes Publikum durch ihren herrlichen Gesang. Caroline Hetznecker, verh. von Mangstl, ist 1822 in München geboren und ebendaselbst 1888 gestorben.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater im populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. Zu Ehren des fünf und zwanzigjährigen Dienst-Jubiläums Seiner Excellenz des Herrn General-Intendanten Freiherrn von Perfall von Max Leythäuser. München; 1893.

Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne (1903)

Hetznecker Caroline, geboren 1822 in München, Tochter eines Magistratsschreibers. Nachdem sie von Leopold Lenz (s. d.) für die Bühne ausgebildet worden war, wagte sie am 23. April 1839 als »Isoletta« in »Die Unbekannte« in München ihren ersten theatralischen Versuch, ging hierauf zur weiteren Ausbildung an das Mailänder Konservatorium, von wo sie 1841 nach München zurückkehrte und daselbst a.s »Catharina Cornaro«, welche Partie sie in München kreierte, debütierte. Sie wirkte an dieser Hofbühne bis 1849 und nahm am 29. Juni als »Lady Macbeth« (Oper) gänzlich Abschied von der Bühne. Die Bretter betrat sie wohl nicht mehr, doch erfreute sie die Münchener noch oftmals durch ihren herrlichen Konzertgesang. »Norma«, »Gretchen«, »Euryanthe«, »Casilda«, »Nancy« etc. zählten zu ihren besten Leistungen. Diese beliebte Künstlerin starb am 10. August 1888 in ihrer Vaterstadt.

Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.



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