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Hier ruht:
Frau Karol. Öchsner,
geb. Will, Lehrers Gattin
geb. 10. Mai 1812, gest. 16. Juli 1879.
Dichter der Bayernhymne
Herr Mich. Öchsner,
pens. Lehrer d. hl. Geist-Pf-Schule,
Inhaber der gold. Ehrenmünze
des Verdienst-Ord. d. bayr. Krone,
geb. 2. Febr. 1816, gest. 8. Okt. 1893.
Herr Alex. Öchsner,
Gasthofbesitzer,
geb. 16. Jan. 1849, gest. 8. Mai 1898.
Fräulein
Marie Öchsner,
Sprachlehrerin
geb. 2. März 1848, gest. 12. Februar 1909.
R. I. P.
Herr Alex. M. Öchsner,
Lehrer in Kirchredenbach
geb. 14. Mai 1898, gest. 9. März 1932.
Familie Öchsner.
Ω
Öchsner, Alex.; 16.1.1849 – 8.5.1898; Gasthofbesitzer
Öchsner, Alex. M.; 14.5.1898 – 9.3.1932; Lehrer
Öchsner, Karol. (vh) / Will (gb); 10.5.1812 – 16.7.1879; Lehrers-Gattin
Öchsner, Marie; 2.3.1848 – 12.1.1909; Sprachlehrerin
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* 2.2.1816 (München)
† 8.10.1893 (München)
Lehrer und Dichter der Bayernhymne
Todes-Anzeige.
Verwandten und theilnehmenden Bekannten die für uns so schmerzliche Kunde, daß heute Nachmittags 3 Uhr nach fünfjährigem Leiden plötzlich und unerwartet verschieden ist unser innigstgeliebter Vater, Großvater und Schwiegervater,
Herr
Michael Oechsner,
qu. Lehrer der hl. Geist-Pfarrschule,
Inhaber der golden. Medaille des Verdienstordens der bayerischen Krone.
Wir bitten für den Verblichenen um christliches Gedenken, für uns um stilles Beileid.
München und Augsburg, den 8. Oktober 1893.
Edmund Oechsner, kgl. Oberzoll-Inspektor, Sohn,
Marie Oechsner, Sprachenlehrerin, Tochter,
Alexander Oechsner, Privatier, Sohn
Marie Oechsner, geb. Kappler,
Therese Oechsner, geb. Müller,
Schwiegertöchter,
zugleich im Namen der Enkel und übr. Verwandten.
Die Beerdigung findet Dienstag den 10. ds. Nachm. ½5 Uhr im südlichen Friedhofe, der Gottesdienst Donnerstag den 12. ds. Vormittags 9 Uhr in der hl. Geistpfarrkirche statt.
Generalanzeiger der Münchner Neuesten Nachrichten zu Nr. 464. Dienstag, den 10. Oktober 1893.
II. Mitteilungen, Nachrichten etc.
Lehrer Michael Öchsner,
gestorben den 8. Oktober 1893 in München.
Es mag vor ungefähr 30 Jahren gewesen sein, da war der Name Öchsner in München und Bayern gar wohl bekannt; denn sein Lesebuch für Feiertagsschulen befand sich in den Händen aller Münchener und gar vieler auswärtiger Sonntagsschüler, und der »Bayerische Schulfreund«, eine von ihm herausgegebene Lehrerzeitung, war in den meisten Schulhäusern ein gern gesehener Gast. Öchsner gehörte jedenfalls zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der damaligen Lehrerschaft Münchens, stand überall in Ansehen und hatte sich nicht nur bei den Kollegen, sondern auch in weiteren Kreisen einen nicht zu unterschätzenden Einfluß verschafft. Er galt mit Recht als ein ausgezeichneter Schulmann, dem die Eltern mit Vorliebe ihre Kleinen übergaben. Seine Liebenswürdigkeit im Umgang mit jedermann, sein bescheidenes Auftreten, sein bedächtiges, klares und mildes Urteil, seine Mäßigkeit in der Rede, seine Erfahrung, sein praktischer Blick hatten ihm viele Freunde erworben. 37 Jahre hat Lehrer Öchsner in München, 40 Jahre im Schulfache überhaupt gewirkt. Körperliches Leiden nötigte ihn vor 19 Jahren, seine Pensionierung zu erbitten. Er zog sich mehr und mehr zurück, mied die Kreise der ehemaligen Kollegen und ist in den letzten Jahren leider fast in Vergessenheit geraten. Der treffliche Mann verdient es aber, daß ihm ein Blatt in der Schulgeschichte Münchens gewidmet wird, und darum mögen die freundlichen Leser des Schulanzeigers auch einer kurzen Skizze über seine Lebensschicksale und über seine Thätigkeit ihre Aufmerksamkeit nicht vorenthalten.
Michael Öchsner ist einer hiesigen Lehrersfamilie entsprossen; sein Vater und sein Großvater, beide gleichen Vornamens, gehörten schon der ehrsamen Zunft der Münchener Schulmeister an, wahrscheinlich auch sein Urahne. Da der Vater gar frühe starb und auch die sorgsame Mutter dem zehnjährigen Knaben entrissen wurde, nahm der brave Vormund, Lehrer Perzl an der Kreuzschule, den armen Waisenknaben zu sich und erzog ihn schlicht und recht und in echt christlichem Geiste. Er willigte auch in des Knaben Wunsch, Lehrer zu werden, und ließ ihn in seiner Klasse hospitieren, bis er mit 16 Jahren in das Schullehrerseminar zu Freising aufgenommen wurde. In wohlwollendster Weise wurde hier dem völlig mittellosen Seminaristen ein ganzer Freiplatz gewährt, dessen er sich durch möglichsten Fleiß und entsprechendes Betragen würdig zu zeigen suchte. Mit den besten Noten absolvierte Öchsner das Seminar und wurde sogleich als Gehilfe in einem Filialdorfe bei Velden im damaligen Isarkreis verwendet. Er war einem Lehrer beigegeben, der, im Besitze einer kleinen Ökonomie, frei resigniert, sich aber das gesamte Einkommen, sowie den Kirchendienst vorbehalten hatte. Dem Gehilfen gab er freie Wohnung und die Kost am Familientisch, die an Werktagen in roggenen Nudeln und Kraut, an Sonntagen in Kraut und »Schweinernem« bestand. Das Gehalt an Geld, vierteljährlich 13 fl., durfte der Gehilfe beim Patronimalgerichte in Vilsbiburg erheben.
Auf sein Gesuch um Versetzung kam Öchsner nach Jahresfrist als Verweser nach Achdorf bei Landshut. Der betagte Lehrer dortselbst war wegen vorgekommener Anfälle von Irrsinn seiner Stelle enthoben worden. In dessen zu eigen gehörigem Wohnhause war aber das höchst primitive Schulzimmer. Er empfing Öchsner mit den Worten: »Das also ist mein Brotdieb!« und verwehrte ihm den Eintritt ins Schulhaus. Umsonst suchte der Gemeindevorsteher zu vermitteln und den alten Lehrer zu begütigen, der in dem Ankömmling den boshaften Anstifter seiner Absetzung zu sehen glaubte; umsonst gab Öchsner die besten Worte. Eine Vereinbarung kam nicht zu stande, und der junge Verweser mußte das Feld räumen. Ratlos begab er sich, seine Not klagend, zur Kgl. Regierung, die auch keinen Rat wußte, aber den Stellenlosen als Nebenlehrer an die Schule Elbach bei Miesbach versetzte. Hier hatte er als Gehalt zwar auch nur einen Wochengulden, aber eine anständige Kost und eine hübsche Wohnung im Schulhause, und die seelenguten Lehrersleute gewannen den braven jungen Mann von Herzen lieb. Als nach zwei Jahren sich Öchsner um die in dem damaligen Dorfe Haidhausen erledigte selbständige Hilfslehrerstelle bewerben wollte, suchte ihn sein Prinzipal zu bewegen, in Elbach zu bleiben, und erbot sich, auf den einträglichen Schuldienst (mit Ausnahme des Kirchendienstes) zu gunsten des Hilfslehrers zu verzichten. Auch der Pfarrvorstand und die Gemeinde waren mit dem Plane einverstanden und versprachen ihre Vermittlung. »Öchsner bekommt es nirgends mehr so schön als bei uns«, sagte der alte Herr wiederholt, als er sah, daß sein Vorschlag bei dem jungen Manne nicht recht ziehen wollte. Bei diesem wog eben die Nähe der Hauptstadt, die ja seine Heimat war, vor. Er erhielt die erbetene Stelle in Haidhausen unter 27 Bewerbern. Mit ihr war ein Jahresgehalt von 150 fl. und freie Wohnung im Schulhause verbunden. In dem alten, jetzt abgebrochenen Schulhause wohnten damals zwei Lehrer und eine Arbeitslehrerin; sie hatten freilich nur je zwei kleine, feuchte Zimmerchen. Der neue Hilfslehrer mußte die unterste Klasse mit mehr als 150 Kindern beiderlei Geschlechtes übernehmen, außerdem die Oberklasse der Feiertagsschule, 80 Jungen im Alter von 15–18 Jahren.
In Haidhausen wirkte Öchsner 11 Jahre, in welchem Zeitraum er nach und nach bis zur zweiten definitiven Schulstelle mit 300 fl. Jahresgehalt vorrückte. Wohl hätte er früher schon eine Hilfslehrerstelle in München erhalten können; doch war damals bereits die Vereinigung Haidhausens mit München und mit ihr die Gleichstellung der beiderseitigen Lehrer in nahe Aussicht genommen, was ihn bewog, vorläufig in dem Vororte auszuharren. Da jedoch die Realisierung des Vereinigungsprojektes sich immer mehr in die Länge zog, war Öchsner froh, im Dezember 1848 die neuerrichtete definitive Schulstelle in der Isarvorstadt zu erhalten. Hier mußte er sich zwar auch sechs Jahre lang mit der untersten Gehaltsklasse eines Münchener Lehrers (300 fl. jährlich) begnügen, aber er hatte wieder freie Wohnung im Schulhause, freie Beheizung und einen kleinen Garten. Bald darauf wurde ihm auch eine Klasse an der höheren Feiertagsschnle im Kreuzschulhause übertragen, welcher Unterricht eigens honoriert wurde. Außerdem hatten ihm gute Freunde mehrere Privatstunden in angesehenen Familien zugebracht. Nebenverdienst war ihm unbedingt notwendig; denn schon in Haidhausen, im Jahre 1844, hatte sich Öchsner mit einer braven Bürgerstochter aus Passau verehelicht, und nach und nach war die Familie bis auf sechs Köpfe angewachsen. Da hieß es ordentlich schanzen, um sich über Wasser zu halten. Trotz der frugalsten Lebensweise in der Familie und trotz den damaligen billigen Preisen aller notwendigen Bedürfnisse stellten sich bittere Nahrungssorgen ein, und um diese zu beseitigen und ihnen vorzubeugen, griff Öchsner zur schriftstellerischen Feder. Er machte sich an die Abfassung eines Lesebuches für männliche Feiertagsschulen, da ein solches überhaupt noch fehlte. Während seiner Praxis hatte er die Erfahrung gemacht, daß die Feiertagsschuljugend für fortschreitenden Unterricht nicht unempfänglich sei, wenn der Stoff ihrem Ideenkreise angepaßt und ihrem künftigen Berufsleben entnommen werde. Auf diese Anschauung fußte seine Arbeit, und sie fand Beifall und Billigung der Schulbehörden. Ein Freund des Verfassers streckte die Druckkosten vor, und 1852 erschien die erste Ausgabe. Nachdem der Gebrauch des Buches in den Schulen ministeriell genehmigt worden war, wurde es zur großen Freude Öchsners in den meisten Münchener Schulen eingeführt.
Alsbald ging er daran, auch eine Ausgabe für weibliche Feiertagsschulen auszuarbeiten. Diese glückte ihm eigentlich noch besser und fand noch allgemeinere Verbreitung, hauptsächlich in den Provinzen. Beide Bücher sind nur für Schulen in Bayern berechnet, stehen noch an vielen Orten im Gebrauche und erlebten beide zusammen 40 Auflagen. 1888 ist das Verlagsrecht durch Kauf an die Verlagshandlung R. Oldenbourg in München, Abteilung für Schulbücher, übergegangen.
Im Jahre 1854 starb Lehrer Rößle an der hl. Geistpfarrschule. Unser Freund erhielt auf Ansuchen dessen Stelle. Mit ihr war der Gesangsunterricht für die Kinder der Oberklassen an dieser Schule verbunden, der eigens honoriert wurde. Öchsner war ein großer Freund des Gesanges und hatte selbst eine hübsche Tenorstimme. Ein Liedchen vorzutragen, ein Quartett zu arrangieren, war ihm eine Lust, und so fühlte er sich denn in seiner Singschule in seinem Element. Er leistete ganz Hervorragendes, und in bezug auf Vortrag hatte man vor ihm von Volksschülern nie Besseres gehört. — In einer Konferenz des Münchener Lehrpersonals sprach der damalige Schulkommissär sein Bedauern aus, daß es in München an Liedern fehle, die auch nach dem Schulaustritte gerne noch gesungen würden; namentlich mangelten patriotische Lieder. Öchsner nahm eine Sammlung solcher Gesänge sofort in Angriff, dichtete selbst Texte und erfand Melodien. Diese Lieder wurden auf einzelne farbige Blätter gedruckt; das Stück kostete 1 Kreuzer. Zunächst nur für die eigene Singschule des Verfassers bestimmt, erfreuten sie sich bald auch in anderen Schulen großer Beliebtheit, und so wurden nach und nach ca. 100000 Blätter abgesetzt. Unter den eigenen Dichtungen Öchsners ist die beste, markigste, schwungvollste, ein wahrer Edelstein unter den patriotischen Liedern, die neue Volkshymne: »Gott mit dir, du Land der Bayern!« Kapellmeister Kunz komponierte eine ergreifende Melodie dazu; auch von mehreren andern Komponisten wurde der Text benutzt. Unzählige Male sind die kraftvollen Verse von begeisterten Sängern bei Vaterlandsfesten schon gesungen worden.
(Schluß folgt.)
Schul-Anzeiger für Oberbayern Nro. 32. München; 20.11.1893.
II. Mitteilungen, Nachrichten etc.
Lehrer Michael Öchsner,
gestorben den 8. Oktober 1893 in München.
(Schluß.)
Diese glücklichen Erfolge seiner geistigen Arbeit gaben Lehrer Öchsner den Mut zu einem größeren Unternehmen, zur Herausgabe einer Lehrerzeitung. Damals gab es wohl drei Schulblätter in Bayern: »Haindls Repertorium« in vier Quartalsheften, ein »Evangelisches Schulblatt« und ein Schulblatt für Franken. Ersteres lieferte in der Regel nur größere pädagogische und didaktische Aufsätze, das zweite war vorzugsweise für protestantische Leser bestimmt, das dritte wurde monatlich einmal ausgegeben und galt als Organ der fränkischen Lehrer. Ein Schulblatt, das sämtlichen Lehrern Bayerns die von Zeit zu Zeit erscheinenden Kgl. Ministerial-und Regierungsverfügungen, welche das Volksschulwesen betreffen, dann die verschiedenen Schuldiensterledigungen und Personalverändernngen mitteilte, fehlte ganz; denn die Kreisamtsblätter waren lange nicht allen Lehrern zugänglich und in politische Zeitungen kam damals dergleichen nicht. Öchsner unternahm es, diese Lücke in der Presse auszufüllen, und seine »Bayerische Schulzeitung« sollte nicht nur die bezeichneten amtlichen Bekanntmachungen, sondern auch Anzeigen für Lehrer und Schulnachrichten aus der Nähe und Ferne bringen, sowie den Standesgenossen Gelegenheit geben, ihre Ansichten, Erfahrungen etc. auszutauschen und dadurch einander näher zu rücken. Im Jahre 1856 erschien die erste Nummer der »Bayerischen Schulzeitung (Wochenblatt für die Interessen der Volksschule)« im Verlage von Franz Datterer in Freising. Sie gewann sich schnell Freunde, und ihre freimütige Sprache fand in Lehrerkreisen vielen Beifall; aber doch waren die ersten Jahre schwere. Mitarbeiter fehlten; die ganze Last der Redaktion ruhte auf Öchsner allein; Kritiker genug, aber keine Helfer und Berater! Doch wurzelte das Unternehmen immer fester und schien gesichert; da traf den fleißigen Leiter des Blattes wie ein Donnerschlag die amtliche Weisung, »bei Verlust seines Amtes die Redaktion der Bayerischen Schulzeitung niederzulegen«. Einige seiner Artikel waren von maßgebenden Persönlichkeiten mißliebig aufgenommen worden. Öchsner fügte sich still und ruhig, und die Zeitung erschien weiter unter Verantwortlichkeit der Verlagsbuchhandlung von Franz Datterer in Freising. Viele glaubten, daß der bisherige Redakteur noch im stillen an der Leitung des Blattes beteiligt sei, und er erhielt fortwährend Zusendungen. Mancherlei Verdrießlichkeiten entspannen sich daraus. Das und Hang und Lust zur bereits gewohnten Redaktionsarbeit veranlaßten ihn, mit einer neuen Lehrerzeitung unter seinem vollen Namen wieder vor die Öffentlichkeit zu treten. Es erschien 1859 der »Bayerische Schulfreund« (Zentralblatt für vaterländisches Volksschulwesen). Dasselbe stand streng auf der konservativen Seite. Man konnte erkennen, daß bei dem Redakteur das Sprichwort galt: »Ein gebranntes Kind fürchtet das Feuer.« Der »Bayerische Schulfreund« fand große Verbreitung, und 1864 wurde er durch das Kgl. bayer. Staatsministerium amtlich empfohlen und dieses in sämtlichen bayerischen Kreisamtsblättern publiziert. Im Jahre 1882 wurde das Blatt nach 25jährigem Bestehen durch Kauf an den Verleger der »Katholischen Schulzeitung« in Donauwörth abgetreten und mit ihr verschmolzen.
Um der Leselust der Schuljugend zu dienen und ihr passenden Lesestoff zu bieten, gab der emsig Schaffende auch eine Jugendschrift »Unter der Linde« heraus.
Sie erschien 1868–71, bildet gebunden einen stattlichen Band und hat vier Jahrgänge. Sie ist als Schulpreisebuch vielfach verwendet worden. In dieser Jugendschrift hat der Schreiber dieser Lebensskizze seine ersten schriftstellerischen Versuche niedergelegt.
Um alle diese Nebenarbeiten bewältigen zu können, hatte Öchsner schon längst seine Privatinstruktionen und auch den Unterricht in der Feiertagsschule aufgegeben; gleichwohl mußte er noch oft genug die Nächte zu seinem Redaktionsgeschäfte zu Hilfe nehmen, da dieses ja an bestimmte Termine gebunden war. Der Ertrag aus den literarischen Arbeiten gab aber Ersatz für die geopferten Nebeneinnahmen aus Privatunterricht, auf welchen damals jeder Lehrer in München angewiesen war, und gewährten ihm die Mittel, seine drei am Leben gebliebenen Kinder für ihren einstigen Beruf tüchtig ausbilden zu lassen, und für unvorhergesehene Ausgaben, die namentlich bei den vielen und schweren Krankheiten in seiner Familie nicht ausgeblieben sind, eine entsprechende Barschaft immer bereit halten zu können.
Eines der herbsten Jahre seines Lebens war das Kriegsjahr 1870/71, das seine beiden hoffnungsvollen Söhne, den einen als Reserveoffizier, den andern als Einjährig-Freiwilligen auf die Schlachtfelder Frankreichs rief und sie allen Gefahren und Mühsalen derselben preisgab. Mit dem Schutze Gottes kehrten beide glücklich in das Vaterland zurück. Der ältere, Edmund, ist jetzt Oberzollinspektor in Augsburg; Alexander, der jüngere, war längere Zeit Besitzer der renommierten Post in Walchensee und privatisiert jetzt. Die Tochter, Marie, ist eine sehr beliebte Sprachlehrerin. Im Jahre 1879 verlor Öchsner durch den Tod seine treue, opferfreudige Gattin, kurz darauf seine beiden Schwestern.
Des Wohlwollens und Vertrauens seiner Vorgesetzten und Kollegen hatte der fleißige Lehrer sich vielerseits zu erfreuen. So wurde er bei der Gründung des gesetzlichen oberbayerischen Kreis-Lehrerpensionsvereins in den Ausschuß berufen und hatte als Mitglied desselben an allen Beratungen und Ausarbeitungen der Satzungen und anderer Referate teilzunehmen. Nach sechs Jahren lehnte er aber eine Wiederwahl ab, sowie ebenso die bald nachher in Erledigung gekommene Funktion eines Hauptkassiers, womit doch eine ansehnliche Remuneration verbunden gewesen wäre. Auch zur Übernahme der Hauptlehrerstelle an der seinerzeit neu gegründeten Präparandenanstalt Rosenheim, welche ihm der damalige Referent an der Kgl. Kreisregierung anbot, konnte er nicht bewogen werden. Dagegen war er von 1869–1881 examinierendes und zensierendes Mitglied der Kgl. Prüfungskommission für die Anstellungsprüfung der männlichen und weiblichen Schuldienstexspektanten Oberbayerns.
So hatte Öchsner nach und nach sein 40. Dienstjahr erreicht. Von Zeit zu Zeit immer heftiger auftretende Asthmabeschwerden machten ihm die Schularbeit schwerer und schwerer, endlich zur Unmöglichkeit. Er bat um seine Pensionierung, und sie wurde ihm 1875 in höchst ehrenvoller Weise gewährt. Zu gleicher Zeit wurde dem bewährten Lehrer vor versammelter Schulkommission im Rathaussaale die von Sr. Majestät dem König Ludwig II. allergnädigst verliehene goldene Medaille des Verdienstordens der bayerischen Krone feierlich angeheftet. Der bescheidene Mann war von dieser Auszeichnung umsomehr überrascht, als er nie daran gedacht hatte.
Möge dem rastlos Schaffenden eine selige Ruhe zu teil werden!
Sommer.
Schul-Anzeiger für Oberbayern Nro. 33. München; 30. November 1893.