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KNUD BAADE
* 28.3.1808
SKJOLD/NORWEGEN
24.11.1879 †
IN MÜNCHEN
FERN SEINER HEIMAT
WIRKTE ER 34 JAHRE
ALS HOFMALER
IN MÜNCHEN
DER STAVANGER
KUNSTVEREIN
ERRICHTETE
DIESES DENKMAL
ZUM 100. TODESTAG.
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* 28.3.1808 (Skjold/Norwegen)
† 24.11.1879 (München)
Landschaftsmaler
Knud Baade, Landschaftsmaler, geb. zu Bergen in Norwegen 1808, lebt seit Jahren in München, und zählt zu den tüchtigsten Meistern seines Faches. Seine Bilder führen an die Fjords und an die Seen Norwegens, sowie an die Meeresküste. Seine nordischen Landschaften und Marinen sind gewöhnlich vom Monde beleuchtet, welcher durch den Nebel dringt und durch sein falbes Licht einen geheimnissvollen Zauber über die grossartige Natur verbreitet. Baade belebt seine Gemälde auch durch Thiere, und durch nächtliche Scenen.
Dr. Georg Kaspar Nagler: Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen, welche sich zur Bezeichnung ihrer Werke eines figürlichen Zeichens, der Initialen des Namens, der Abbreviatur desselben etc. bedient haben. München, 1858.
Knud Baade,
Marinemaler.
In dem Zusammenflusse künstlerischer Kräfte, welcher in der Regierungszeit Ludwig I. nicht blos für München, sondern für die Welt eine so außerordentliche Bedeutung gewann, ist auch der Norden Europa’s nicht ohne Vertreter geblieben. Dänemark, damals noch in tiefem Frieden mit Deutschland lebend, sandte seinen Storch, Tank, Simonsen u. A., Schweden seinen Bocklund, Eckmann, Norwegen seinen Baade.
Nur der Süden glaubte des neuen Kunstlebens an der Isar völlig entbehren zu können und ging auch dann seine eigenen Wege, als Männer wie Cornelius und Kaulbach nach Italien gezogen waren, um sich am Anblick des Größten was die alte und neue Kunst geschaffen zu kräftigen. Der Süden glaubte damals wie heute der fremden Führer entbehren zu können; wohin er dabei gelangt, haben unter Anderem auch die italienischen Bilder in der Münchener internationalen Ausstellung des Jahres 1869 gelehrt.
Knud Baade ist auf dem Pfarrhofe Skiold im südlichen Norwegen am 28. März 1800 geboren und der Sohn eines damaligen Advocaten. Die Neigung zur Bilderei, welche schon früh in dem Knaben hervortrat, wurde von seiner Mutter Vater, einem Pfarrer, gepflegt und aufgemuntert. Als er fünfzehn Jahre alt geworden, schickte ihn sein Vater nach Bergen, damit er sich dort für seine künftige Laufbahn als Künstler wenn auch nicht aus-, so doch vorbilde. Allein der Gewinn, den der junge Baade aus dem Unterricht eines Mannes zog, der sich wenig um den Schüler bekümmerte, konnte nur ein unbedeutender sein. So zog er es mit Recht vor, so weit es gehen wollte, auf eigene Hand zu arbeiten. Das war freilich ein bedenklicher Weg. Dazu kam daß die Vermögens-Verhältnisse Baade’s keine günstigen waren. Doch wo die Noth am größten, ist die Hilfe am nächsten. Der junge aus gutem Hause stammende Mann mit seinem stillen bescheidenen Wesen hatte die Aufmerksamkeit einiger Männer erregt, welche Interesse für die Kunst mit hervorragender sozialer Stellung verbanden. Sie boten ihm die Mittel an, welche die Reise nach Kopenhagen und der erste Aufenthalt daselbst erheischten.
Es bestand für Baade kein Grund ein so wohlmeinendes Anerbieten abzulehnen und so verließ er, neunzehn Jahre alt, 1827 Bergen und ging nach Kopenhagen, um daselbst als Schüler an der Kunstakademie einzutreten. Drei Jahre lebte er dort unter mancherlei Entbehrungen, dann war es ihm nicht länger mehr möglich die zum Aufenthalte nöthigen Mittel zu beschaffen und er sah sich gezwungen in sein Vaterland heimzukehren, zunächst sich nach Christiania wendend, wo er sich mit Portraitmalen durchhalf.
Bald nach seiner Rückkehr nach Norwegen trat ein Ereigniß ein, welches über seine ganze Zukunft entscheidend werden sollte. Im Jahre 1831 wurde nemlich sein Vater Landrichter (Sorenskriver) in Indresogn im Stifte Bergen. Der Sohn folgte ihm dahin und sah sich mit einem Male in Mitten einer gewaltigen und bedeutenden Natur, die ihn sofort zu Studien aufforderte.
Zwei Jahre später fand sich die Gelegenheit einer unentgeltlichen Reise nach Drontheim, woselbst Baade einen Seeoffizier kennen lernte, der ihn einlud mit ihm nach dem Norden des Landes zu gehen, wo er Küstenmessungen auszuführen hatte. Baade nahm die bedeutsamen Erscheinungen mit offener Seele auf und kehrte erst im nächsten Jahre mit zahlreichen Studien in seinen Portefeuilles zu seinen Eltern zurück. Den tiefsten Eindruck aber hatte der Anblick der Mitternachtsonne auf den jungen Künstler gemacht und er versuchte selben später zu öfteren Malen in Bildern zu verwerthen.
Ein glücklicher Zufall wollte, daß gerade um diese Zeit der ausgezeichnete Landschaftsmaler Johann Christian Dahl, ein geborener Bergener, von Dresden, wo er sich 1818 niedergelassen hatte und zum Professor an der dortigen Akademie ernannt worden war, einen Besuch in Baade’s neuer Heimat machte. Dahl munterte Baade auf nach Dresden zu gehen und dort seinen Studien obzuliegen. Des Letzteren Verhältnisse aber gestatteten ihm nicht dem freundlichen Rathe sofort zu folgen, wie sehr er es auch wünschte, hielten ihn vielmehr noch bis zum Jahre 1836 zurück.
In Dresden von Dahl freundlichst aufgenommen, arbeitete er bis 1839 unter dessen spezieller Leitung. In diesem Jahre aber zwang ihn ein unter bedenklichen Erscheinungen auftretendes Augenübel, seine Studien abzubrechen und nach der Heimat zurückzukehren, wo er nun gegen vier Jahre im elterlichen Hause verblieb.
Endlich wendete sich sein Leiden so entschieden zum Besseren, daß er zur Ausübung seiner Kunst zurückkehren konnte und er ging 1840 zunächst wieder nach Dresden, um zwei Jahre später nach München überzusiedeln, das er seither nur mehr verließ um zu öfteren Malen Studienreisen nach seiner Heimat zu machen.
Das sogenannte Romantische einer Gegend, sagt Goethe in seinen Maximen, ist ein stilles Gefühl des Erhabenen unter der Form der Vergangenheit, oder was gleich lautet, der Einsamkeit, Abwesenheit, Abgeschiedenheit.
Indem er mit diesen wenigen Worten nach seiner tiefen Weise das Richtige erschöpfend ausspricht, lehrt er uns zugleich, daß wir im Irrthume sind, wenn wir mit dem Begriffe des Romantischen Nebenbegriffe verbinden und ihnen gleichen Werth mit jenem beilegen, während sie doch nur von zufälliger und untergeordneter Bedeutung sind. So hat man sich vielfach gewöhnt, das Element des Sentimentalen, das der Natur völlig fremd ist, aus der Sphäre des Gemüthslebens in jenen Begriff hineinzuziehen und dabei nicht beachtet, daß man diesen damit in seiner Wesenheit nothwendig abschwächen müsse. Dies gilt namentlich von Mondnächten und zwar in der Natur wie im Bilde. Weil sich an das glanzvolle Tageslicht fast unabweislich die Empfindung des Heiteren, Lebensfrischen knüpft, meinte man mit dem Mondlichte um seiner Blässe und verhältnißmäßigen Schwäche willen den Gedanken des Wehmüthigen oder doch Empfindsamen verbinden zu müssen.
Dem aufmerksameren Beobachter der Natur kann es aber nicht entgehen, daß diese Anschauungs- und Empfindungweise zum weitaus größeren Theile conventioneller Natur ist. Aber wir liegen Alle unendlich fester in den Fesseln des Conventionellen, des Hergebrachten, als wir uns klar machen oder auch nur klar machen wollen. Was insbesondere das Mondlicht anlangt, so zeigt uns die tägliche Erfahrung zur Genüge, daß wir dessen ganz gut entbehren können, um den Eindruck des Romantischen in uns aufzunehmen. Ja, es wirkt gerade mancher Gegenstand, in der Wirklichkeit wie im Bilde, doppelt schwermüthig auf uns, wenn die Düsterkeit seines Wesens uns im vollen Glanze der Sonne entgegentritt. Wer daran zweifelt, mag sich die Frage beantworten, ob der Anblick eines mondbeschienenen Landhauses ihn wehmüthig und ernst, ob der eines ausgebrannten vulkanischen Kraters im Sonnenlichte heiter stimmt.
Der wirkliche Künstler ist allezeit Dichter und wie dieser auf die Darstellung angewiesen, die im Wetteifer mit der Wirklichkeit gipfelt. Das Ziel dieses Wetteifers aber ist eine solche Belebung ihrer Schilderungen durch den inwohnenden Geist, daß sie für jedermann als gegenwärtig gelten können. Hat die Poesie und ebenso die Kunst diesen Gipfelpunkt erreicht, so erscheint sie als vollkommen objectiv, während sie als sentimentale immer subjectiv bleibt.
Baade nun wählt mit besonderer Vorliebe die Natur seines nordischen Vaterlandes, das an Großartigkeit und Eigenthümlichkeit der Gestaltung den Alpen nicht nachsteht, ja in mancher Beziehung sie sogar übertrifft. So sind besonders die Fjorde bedeutsam, welche zwischen hohen Felseninseln und schroffen Wänden viele Meilen weit in’s Land hineinschneiden. Auf beiden Seiten derselben erheben sich Felsen zu steiler, furchtbarer Höhe, um dann lieblichen Thälern mit Fruchtgärten und Häusern und rauschenden Bergströmen zu weichen, die sich schäumend in’s Meer stürzen. Dort und da tritt auch wohl eine einzelne Säule von der Felsenmasse getrennt in’s Thal hinein, daß dem, der sich dicht unter sie stellt und die Augen erhebend den blauen Himmel und die fliegenden Wolken über sich betrachtet, wohl däucht, als schwanke die Masse und drohe auf ihn herabzustürzen, und daß ihn ein seltsamer Schwindel ergreift und er den Augenblick kommen zu sehen glaubt, in welchem die schroffen Felsen, die da, wo sie von der unermeßlichen Höhe über die See hervorragen, nach allen Richtungen geborsten sind, krachend in den Fjord hereinstürzen. Die Natur tritt in mächtiger, ruhender Masse hervor, kalt, einförmig, stumm und dennoch seltsam drohend, und die Menschen erscheinen, von diesen Massen umgeben, einer übermächtigen erstarrten Natur preisgegeben. Aber diese herbe, farbenlose Decke schmilzt und durchrieselt das Gras und die Bäume und nährt die Blumen und das empfängliche reiche Gemüth des Volkes das dort wohnt, daß es heimisch wird und all den drohenden Schrecken vergißt, und daß selbst der Schnee nicht mehr als ein Leichentuch erscheint, das den zerrissenen Felsenleichnam der Natur einhüllt, sondern als wärmende Decke, die sie schützend umgiebt.
Baade führt uns zwar nur ausnahmsweise so weit in die Fjorde hinein, daß wir uns der dort grünenden Wiesen und der im Luftzuge zitternden schlanken Birken erfreuen dürfen, aber wir ahnen doch auch in den Bildern der felsigen Ufer, der rollenden Sturzwellen der See den geheimnißvollen Zug seines Herzens, das mit allen Fibern an der fernen Heimat hängt.
Seit Christian Morgenstern heimging, lebt kein Künstler mehr in Deutschland, der sich Baade an die Seite stellen dürfte, wenn es gilt das Meer zu schildern, wie es, tief aufgewühlt, sich in berghohen Wogen erhebt und mächtige Schiffe wie dürre Blätter hin- und herschleudert, oder wie es brandend an die Klippen schlägt, daß der schäumende Gischt hoch aufspritzt und mit den Wassern des Himmels sich eint. Phantastische Wolkengestalten ziehen in rasender Eile über den Himmel, in wilder Jagd sich drängend, einholend und zu neuen Gestalten verbindend. Man hört das Heulen des Sturmes, das Brüllen der entfesselten See, die sich in grauenvollem Kampfe begegnen. Das unsichere, ungewisse Mondlicht zuckt auf den Wellen und läßt die Schrecken des nahen Ufers noch schrecklicher erscheinen, indem es sie halb enthüllt und halb deckt.
Dann versetzt uns der Künstler hinaus auf die offene See. Der Himmel ist nur mäßig bewölkt und wie das Meer vom vollen Lichte des Mondes übergossen, das weithin breit auf den Wellen liegt. Aber dieser Friede ist nur ein scheinbarer. Die See hat den uralten Kampf mit dem Menschen und seiner Kunst fortgekämpft und ist wieder einmal Siegerin geblieben: dicht im Vorgrunde ragen die letzten Trümmer eines gestrandeten, von den rastlos anschlagenden Wellen zerschellten Schiffes hervor, um nach einigen Stunden spurlos zu verschwinden.
Und dann stehen wir mit dem Strandwächter hoch auf der in’s Meer springenden Landzunge und spähen gleich ihm über die unbeweglich ruhende unendliche Fläche hinaus, die wie ein Spiegel das Mondlicht widerstrahlt.
Mag uns aber Baade an die sturmbewegte oder an die ruhige See führen, mag sich der Himmel klar und hell darüber wölben oder mögen wilde Wolkengestalten uns schrecken, immer ist es das Bedeutende, Einsame, Erhabene, was uns mächtig anregt und uns in »romantische« Stimmung versetzt, die frei ist von aller Sentimentalität wie von allem Gemachten, weil der Künstler in seiner Begeisterung für die echte und wahre Kunst es verschmäht mit den Mitteln der Uebertreibung und der Unwahrheit zu wirken und sowohl bei der Wahl seiner Stoffe als der Behelfe der Technik mit der lobenswerthesten Sorgfalt und Genauigkeit zu Werke geht, die ihren Lohn nicht im Urtheile der Menge, sondern in dem Bewußtsein findet, das Rechte angestrebt zu haben.
Wer aber das thut und dabei von einem Verständnisse der Natur, von einem Gefühl für Form und Farbe geleitet wird, wie uns selbe bei Baade entgegentreten, der muß den Besten seiner Zeit genügen und damit sich für alle Zukunft einen ehrenvollen Platz in der Kunstwelt sichern.
Carl Albert Regnet: Münchener Künstlerbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Kunstschule in Biographien und Charakteristiken. Leipzig, 1871.
Baade, Knut Andreessen, Marinemaler, geb. 28. März 1808 auf dem Pfarrhof Skiold im südlichen Norwegen, † 24. Nov. 1879 in München, wurde 1827 Schüler der Akademie in Kopenhagen, setzte erst 1836–39 seine Studien bei Joh. Christian Dahl in Dresden fort und liess sich 1842 in München nieder. Seine Bilder, meistens den grossartigen, erhabenen Küsten seiner Heimath entlehnt, sind gewöhnlich Mondscheinbilder, die meisten in Privatbesitz. Ein Phantasiebild aus der norwegischen Saga-Zeit in der Neuen Pinakothek. Er war schwedischer Hofmaler und Mitglied der Akademie in Stockholm.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. Herausgegeben von Hans Wolfgang Singer. Erster Band. Frankfurt am Main, 1895.
Baade: Knud Andreassön B., Marinemaler, geboren am 28. März 1808 auf dem Pfarrhofe Skiold (im südlichen Norwegen) als der Sohn eines Advocaten; erhielt durch seinen mütterlichen Großvater die Neigung zur Bildnerei, welche erst zu Bergen, dann 1827–30 bei Prof. Eckersberg in Kopenhagen und Christiania, wo B. die Porträtmalerei übte, gefördert wurde. Zu Indrejogn (Bergen), wohin der Vater 1831 als Landrichter (Sorenskriver) versetzt wurde, lud die großartige Natur zu landschaftlichen Studien, die durch eine Reise nach Drontheim und dem hohen Norden, durch den Anblick der Mitternachtsonne neue Nahrung fanden. Eine zufällige Bekanntschaft mit Joh. Christian Dahl führte zu einer Uebersiedlung nach Dresden (1836–39), von wo ein bedenkliches Augenübel den jungen Maler ein Jahr lang wieder an die Heimath bannte. Hergestellt wagte er sich 1840 wieder nach Dresden und übersiedelte 1842 nach München, welches B., mehrere längere Studienreisen nach seiner Heimath abgerechnet, bis zu seinem am 24. November 1879 erfolgten Ableben zum ständigen Wohnsitze erwählte.
Hatte er früher fast ausschließlich nur Mondnächte, meist mit stürmischer See, die sich an nackten Felsen bricht und Schiffe mit Wuth hin- und herschleudert, ziemlich eintönig in Dahl’s trüber Farbe gemalt, so übte zu München das Vorbild von Christian Morgenstern (1805–67) einen überwältigenden Eindruck auf B., welcher das bisherige Repertoire zwar beibehielt, aber durch eine wunderbar poetische Stimmung seine Schöpfungen zu überraschenden Kunstwerken gestaltete. Die ernst-großartigen Scenerien der nordischen Natur tauchte er in eine gewaltige Wechselwirkung von Licht und Helldunkel, wobei die hochdramatischen Wolkenzüge eine virtuose Rolle spielten. Eine gewisse Energie und frappirende Breite des Vortrags, genährt durch die Neuheit der Motive, wurde aber alsbald bei B. Manier und wirkte, auf allen Bildern gleichmäßig wiederkehrend, trotz aller Originalität, ermüdend auf den Beschauer. So wurde B. der Gegensatz zu Zwengauer’s friedlichen Abendstimmungen, Beide fanden zeitlebens ein dankbares Publikum.
B. erschien 1845 zuerst im Münchener Kunstverein mit einem »Schiffsdeck«, »Seesturm«, »Mondschein« und einer »Insel in Norwegen bei Mitternachtsonne« und begründete damit siegreich seinen gefeierten Namen. Darauf folgte 1846 eine »Marine«, »Winterlandschaft«, »Gebirgsgegend aus Norwegen« und »Nordische Landschaft«. 1847 der »Nigards Gletscher Justedal«; B. unterbrach aber plötzlich seine Ossianischen Nebelbilder durch herkömmliche Motive aus der Ramsau, vom Hintersee, aus dem Inn- und Zillerthal und eine »Tiroler-Hammerschmiede«. Dann hob er die alten Schwingen zu altnordischen Zauberspielen, wobei unnöthigerweise auch die Gestalten der »Saga« als Staffage Verwendung fanden; unvergleichlich blieben jedoch seine stillen Buchten in den Scheeren mit den durchziehenden Barken, die niederen Strandhütten an den sturmumtobten Felsenküsten, die mit ihren Rauchschlangen das wüthende Meer durchschleichenden Dampfer – alle mehr oder minder von zerpeitschten Wolkengeschieben überspannt oder durch die silberne Mondsichel mit flüssigem Silber überfluthet, in welchem eine gestrandete »Fortuna« oder ein halbversunkenes Wrack die schwermüthige Empfindung mit epischer Kraft verklären.
Ein stiller Forscher und selbst in heiterer Umgebung selten aufgeknöpfter Sinnirer, beschäftigte sich B. mit speculativen Problemen und versenkte sich freilich unter der Leitung des liebenswürdigen Professors Dr. Emil Harleß (1820–62) in das Studium der Anatomie mit demselben Eifer, wie er auch den astronomischen und mathematisch-physikalischen Forschungen des Geheimrath Prof. Dr. Ph. L. v. Seidel lauschte. In seiner unscheinbaren Figur mit dem zergrämten, weltabgeschiedenen Antlitz – sein Bildniß wurde 1879 durch M. Grönvold gemalt – lag eine unergründete Tiefe. B. war ein Denker und Schweiger wie Moltke, als Maler aber ein echter Dichter von reicher Phantasie und virtuoser Technik. »Poetisch angelegt fühlte er sich von der grandiosen Natur seines Vaterlandes mächtig angesprochen und gab sie in zahlreichen Bildern wieder, wobei er besondere Vorliebe für Mondscheinscenerien zeigte. Bald läßt er das Meer sich in berghohen Wogen erheben und mächtige Schiffe wie dürre Blätter hin und herschleudern, bald es brandend an die Klippen des Ufers schlagen. Phantastische Wolkengestalten jagen über den Himmel und das blasse Mondlicht zuckt unsicher auf den Wellen. Bald führt er den Beschauer auf die friedlich ruhende, vom vollen Lichte des Mondes weithin beleuchtete See, ausnahmsweise auch tief in die Fjorde hinein, daß wir uns der grünen Matten und der weißstämmigen Birken erfreuen. Immer ist es das Bedeutende, Einsame, Erhabene, durch das er uns anregt und in romantische Stimmung versetzt, ohne an das Sentimentale zu appelliren.« (Nr. 330 der Augsburger Abendzeitung, 29. November 1879.)
Vgl. Regnet in den Propyläen, München 1869, S. 108 ff. und in dessen Münchener Künstlerbildern, Lpz. 1871, I, 11 ff. – Ph. Weilbach, Dansk Konstnerlexikon. Kjobenhavn 1878, S. 125. – Nagler-Meyer, Künstlerlexikon 1878, II, 499. – Fr. v. Bötticher, Malerwerke, 1895, I, 43.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Allgemeine Deutsche Biographie. Leipzig, 1902.