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36 – 6 – 33* (Kaltenmoser)

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Das Grab ist nicht erhalten

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Kaspar Kaltenmoser

* 25.12.1806 (Horb am Neckar)
† 6.3.1867 (München)
Genremaler

Archiv für die zeichnenden Künste (1867)

Caspar Kaltenmoser.

Geachteter Genremaler zu München, gestorben daselbst den 6. März 1867. (Vergl. den Nekrolog von Regnet in der Bayerischen Zeitung.)

Kaltenmoser stammt aus dem schwäbischen Städtchen Horb am Neckar in Würtemberg und erblickte am Christtage des Jahres 1806 das Licht der Welt. Sein Vater hatte eine kleine Gastwirthschaft und eine ganze Reihe Kinder, für deren Erziehung eben nichts Aussergewöhnliches gethan werden konnte. Kaltenmoser's Schulbildung war eine der einfachsten die es giebt, da er nur die gewöhnliche Werk- und Feiertagsschule in Horb besuchte und nachher in die Welt musste, um sich selbst seinen Unterhalt zu verdienen. Seine künstlerischen Anlagen entwickelten sich frühzeitig und bereits mit seinem sechsten Jahre besuchte er neben der Volksschule den Zeichenunterricht eines gewissen Hörmann. »Während seine Geschwister mit ihren Gespielen sich im Wald und Feld umhertummelten, sass der kleine krausköpfige Caspar daheim und zeichnete. Sein Vater sah es nicht ungern, dass der Knabe bald von seiner Fertigkeit im Zeichnen einen höchst practischen Gebrauch machte, indem er Krippenfigürchen zeichnete, malte, auf Pappe klebte und durch den Verkauf derselben sich sechs bis acht Gulden verdiente, wenn die Weihnachtszeit seine Waare eben in die Mode brachte. Kaltenmoser sollte Lithograph werden und erhielt in seinem vierzehnten Jahre, nachdem er die Schule verlassen, von seinem Schwager, dem Lithographen Schott in Horb, den ersten Unterricht in dieser Kunst. Freilich musste er sich begnügen unter den Augen seines Lehrmeisters Schriften und verwandte Arbeiten zu zeichnen. Als die Lehrzeit beendet war, ging er in die Fremde, arbeitete zuerst 1826 als Gehilfe in einer lithographischen Anstalt in Freiburg im Breisgau und dann in der Riemroth'schen Anstalt in Schweinfurt Auch hier hatte er fast ausschliesslich Schriften zu zeichnen und fand wenig Gelegenheit sich im eigentlichen Kunstfach zu üben. Riemroth stellte ihm den Antrag als Theilhaber in das Geschäft einzutreten, und obwohl Kaltenmoser auf diese Weise seine Lebensstellung für die Zukunft gesichert sah, so lehnte er doch diesen Antrag, weil sein Sinnen und Trachten auf Höheres gerichtet stand, ab. Er hatte sich während seines Aufenthaltes in Schweinfurt ein Sümmchen von zweihundert Gulden erspart und beschloss jetzt, von heissem Drange nach höherer Ausbildung getrieben, seine weitere Ausbildung in München zu suchen. Im Sommer des Jahres 1830, mit Empfehlungsbriefen an Cornelius und Dillis in der Tasche, begab er sich auf den Weg und fand bald Aufnahme unter die Schüler der Academie. Ein halbes Jahr lang besuchte er unter Leitung des H. v. Hess den Antikensaal; da ward er des academischen Unterrichts müde, und ging ohne die Malerklasse besucht zu haben, ins Freie, um sich ganz nach der Natur zu bilden. Was Kaltenmoser später in der Kunst geleistet hat, verdankt er ganz seinen eigenen Kräften, dem Studium der Natur und der Werke der ältern Niederländer F. Mieris, G. Dow u. A. Im Herbst 1830 ging Kaltenmoser nach Hohenschwangau, das damals noch eine düstere Ruine war. Am Peisenberg versuchte er sich in der ersten Studie nach der Natur, die er kurz darauf zu dem Bildchen »Bauernhaus an der Landstrasse,« benutzte, das 1831 für die Verlosung vom Münchener Kunstverein angekauft wurde. Der Anfang war glückverheissend, indessen zeichnete der junge Kaltenmoser damals fast ausschliesslich Landschaften und Kühe und verdankte es eigentlich allein dem Zufall, dass er zur Genremalerei überging; da er durch fortwährendes schlechtes Wetter an landschaftlichen Studien im Freien verhindert wurde, begann er Bauernstuben zu zeichnen und legte damit den Gründ zu seiner spätem Richtung. Im Jahre 1832 durchstrich Kaltenmoser mit seinem Freund und Kunstgenossen Durand das Ziller-, Etsch- und Eisakthal und sammelte mit unermüdlichem Eifer Naturstudien. Als Früchte dieser Reise erwähnen wir seine »Zillerthaler Bäuerin«, seinen »bayerischen Gebirgsjäger, der von der Jagd zurückgekehrt, seiner Frau die erlebten Abenteuer erzählt,« sein »Wirthshaus« das überaus günstige Aufnahme fand und 1834 in lithographischer Nachbildung als Münchener Kunstvereinsblatt ausgegeben wurde. – Obschon Kaltenmoser seinen Pinsel fleissig handhabte, so reichten dessen Erzeugnisse doch nicht immer völlig hin, einen sicheren Unterhalt zu erwerben, er übte eine Zeitlang wieder die Lithographie und fand in der bekannten Bodmerschen Anstalt Gelegenheit seine Kenntnisse und Kräfte in diesem Fach mit pecuniärem Vortheil zu verwenden.

Das Jahr 1836 lockte ihn in seine Heimat, den Schwarzwald, wo er eine Reihe Motive zu Bildern einsammelte. Seine »Schwarzwälder Hutmacherin«, seine »wahrsagende Zigeunerin«, sein »Mädchen mit ihrem Liebhaber«, seine »Heimkehr von der Wallfahrt«, sein »Christabend« nach Hebel, entstanden um diese Zeit und in den nächstfolgenden Jahren.

1840 trat Kaltenmoser in den Stand der Ehe und führte eine Münchenerin als sein Weib heim. Mit neubelebter Kraft ging es jetzt wieder an das Schaffen. Tirol und Schwaben hatte er durchreist und Hunderte von Künstlern mit ihm. Auch Italien war ein beliebtes Ziel der deutschen Genremaler jener Tage. Kaltenmoser wählte das wenig bekannte Istrien für seine Studienreise und brach mit seinem Freund, dem Lithographen Flachenegger 1843 nach Triest auf. Fünf Monate weilte er in diesem Küstenlande und fand des Neuen und Interessanten unter einer halb italienischen, halb slavischen Bevölkerung gar viel. Die Heimreise führte über Brunnecken und Ampezzo nach Venedig, über Padua und Verona an den Gardasee, dem die Stimmungen des Spätherbstes neue Reize verliehen. Kaltenmoser hatte nicht unrichtig gerechnet, das Neue packte und der strebsame Künstler stieg wieder in des Gunst des Publikums. Als Früchte dieser Reise nennen wir seine »Früchtehändlerin aus Servola bei Triest, seine »Istrische Familie«, seine »Heimkehr eines istrischen Mädchens aus einer Villa«, von welchen die beiden erstern 1852 und 1857 in München zur Verlosung kamen.

Eine weitere Studienreise machte Kaltenmoser 1844 mit seinem gleichstrebenden Freund Kirner in die Umgebungen von Reutlingen und die rauhe Alp, sechs Jahre später durchstrich er mit demselben und Dr. Grote das schöne Appenzeller Land, Weitere grössere Reisen hat Kaltenmoser nicht mehr gemacht, die eingesammelten Studien reichten für die folgenden Jahre vollständig zu seinen Motiven aus. – Der Künstler war unermüdlich thätig bis an sein Ende, das kein leichtes war, indem er einem schmerzvollen Unterleibskrebs, der ihn zwei Jahre lang peinigte, erlag. Noch bis acht Tage vor seinem Tode stand er von Morgens früh bis Abend vor der Staffelei, seine Geistesstärke besiegte die körperlichen Leiden.

Seine Bilder sind zahlreich und weit verbreitet, viele seiner Werke verkaufte er nach Stuttgart, Prag, der Schweiz etc., in späterer Zeit meistens durch die Wimmer'sche Kunsthandlung nach England und Amerika. Auch der Münchener Kunstverein verlooste fast jedes Jahr ein Bild. Besonders zu erwähnen sind drei Bilder: »ein Bauern-Wirthshaus, in welchem er selbst und Kirner, von Neugierigen umringt, Bauern abzeichnen«, ein »Tanz im oberbayerischen Gebirge«, und die »Verlobung eines Brautpaares in einem schwäbischen Hause«. Dieses letztere, 1843 vollendete, in Besitz des Fürsten Thurn und Taxis in Regensburg gekommene Gemälde ist nach seinem Umfange (3 Fuss Höhe und 4 Fuss Breite) wohl als sein grösstes und nach seinem innern Gehalt als eine seiner besten und vollendetsten Arbeiten zu betrachten. Sein letztes Bild (noch im Besitz der Familie), stellt einen Mäusefallenhändler dar, der seine Waare einer Bauernfamilie anbietet.

Kaltenmosers Bilder, um mich der Worte Regnets zu bedienen, sind nicht eben pikant in Bezug auf Erfindung, noch in Hinsicht der Technik; aber sie sind von höchster Wahrheit und von der saubersten Ausführung. Seit die Münchener Schule Manches von Belgien und Frankreich herübernahm, erblich Kaltenmoser's Stern. Seine Art und Weise mit dünner Farbe und dürrem Pinsel zu malen konnte die Concurenz des modernen, flotten und breiten Vortrages nicht aushalten. Seine Glanzperiode fällt in die zweite Hälfte der vierziger und die erste Hälfte der fünfziger Jahre. Später zeigte er in der Ausführung eine an's Peinliche streifende Sorgfalt, welche seinen Arbeiten viel von ihrer ursprünglichen Frische und Unmittelbarkeit nimmt. Kaltenmoser begnügte sich als denkender Künstler nicht, die Natur abzuschreiben, er folgte den Spuren grosser Meister und suchte zu erforschen, wie diese die Natur erfassten. Sein Hauptstudium waren die Niederländer F. Mieris, G. Dow u. A., ganz unbegrenzte Verehrung aber empfand er für den grossen Engländer Dav. Wilkie, dessen Testamentseröffnung er ausgezeichnet copirte.

Kaltenmoser's Portrait auf Stein gezeichnet, befindet sich in Kohler's Münchener Album. Er selber zeichnete auch für dieses Album eine Originalcomposition, »die Wilddiebe« auf den Stein. Die Radirnadel hat er nie geführt.

Von seinen Bildern sind folgende durch die Lithographie und den Stich reproducirt worden:

1. Die Wilddiebe, Originallithographie.
2. Der Christabend, nach Hebels Gedicht. H. Köhler lith.
3. Wirthshausscene mit Tanz. Idem lith.
4. Familienscene in Istrien. J. Wölffle lith. In König Ludwig's Album.
5. Das Glück der Ehe. Grether lith.
6. Die Hutflechterin und ihr Liebhaber im Schwarzwald. J. Bauer lith.
7. Der Tanz beim Scheibenschiessen. Idem lith.
8. Die Wahrsagerin. C. W. Müller lith.
9. Die Kartenschlägerin. Idem lith.
10. Das Brautpaar. Sonnenleiter sc.

Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte. Leipzig, 1867.

Die Künstler aller Zeiten und Völker (1870)

Kaltenmoser, Kaspar, Genremaler, starb 1867 in München. Er hatte den Stoff zu seinen Bildern, deren Gegenstände dem Volksleben entlehnt sind, auf Reisen in Bayern, Tirol, Istrien, in der Schweiz gesammelt. Bei einem feinen Blick für charakteristische Darstellung, fasste er gleichwohl Vorgänge und Personen in der Regel verschönert auf. Bei aller Sorgfalt und Ausglättung der Technik, die an die alten holländischen Meister erinnerte, fehlte es ihm an Naivetät und harmonischer Gesammtstimmung. Unter seinen besseren Bildern nennen wir: Wirthsstube in Tirol mit zechenden Bauern (1844, bei Herrn v. Ow) und die Verlobung eines Brautpaars in einem schwäbischen Bauernhause (1843, beim Fürsten von Thum und Taxis). – Sein Sohn J. Kaltenmoser, gleichfalls ein Genremaler, hatte 1866 im Stuttgarter Kunstverein ein Bild: barmherzige Schwester am Bette einer Wöchnerin, ausgestellt, welches sich durch tiefe Empfindung und treffliches Colorit auszeichnete.

Lützow 1867. – W. Staatsanzeiger 1866.

Die Künstler aller Zeiten und Völker. Stuttgart, 1870.

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Max Kaltenmoser

* 1.12.1842 (München)
† 4.4.1887 (München)
Genremaler

Archiv für die zeichnenden Künste (1867)

[…]

Der Name Kaltenmoser ist in der Künstlerwelt nicht erloschen. Max Kaltenmoser, der Sohn unsers Meisters [Caspar Kaltenmoser], hat sich ebenfalls der Kunst zugewendet. Er war in München den 1. December 1842 geboren und trat, nachdem er die deutsche und die Gewerbsschule besucht und den Unterricht seines Vaters genossen hatte, 1859 als Schüler in die Akademie ein. Unter Leitung des Professors Foltz entstanden seine ersten selbständigeren Bilder, von welchen sich eine »Barmherzige Schwester bei den Kranken« einer günstigen Aufnahme erfreute. Seitdem Foltz im Staatsdienst eine andere Verwendung gefunden hat, ist der junge strebsame Künstler mehr auf seine eigene Fortbildung angewiesen. Eine Findlingsgeschichte in einem Roccocopark beschäftigt gegenwärtig seinen Pinsel.

Archiv für die zeichnenden Künste mit besonderer Beziehung auf Kupferstecher- und Holzschneidekunst und ihre Geschichte. Leipzig, 1867.

Die Künstler aller Zeiten und Völker (1870)

Berichtigungen und Ergänzungen des Nachtrags resp. Lexikons.

Kaltenmoser, Max (nicht J.), Genremaler der Gegenwart in und aus München. Er ist ein Sohn und Schüler von Kaspar K. und malt Genrebilder, deren Werth mehr in der Anmuth der Zeichnung und Gruppirung, sowie in der schönen Farbenbehandlung als in der Charakteristik besteht: eine junge Frau, die ihren Mann erwartet (1868), die Gratulation zum Geburtstag (1869).

Eigene Notiz.

Die Künstler aller Zeiten und Völker. Stuttgart, 1870.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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