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36 – 8 – 28·29 (Pellegrini)

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Die Grabinschrift ist nicht erhalten

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Julius Pellegrini

* 1.1.1806 (Mailand)
† 12.6.1858 (München)
Sänger

Unterhaltungen für das Theater-Publikum (18.5.1833)

Giulio Pellegrini.

Es ist gewiß den Theaterfreunden nicht uninteressant, über die frühern Lebensverhältnisse dieses Künstlers hier etwas Näheres zu finden.

Giulio Pellegrini ward zu Mailand den ersten Januar 1806 geboren. Schon in frühester Jugend beschäftigte er sich mit der Musik. Sein erster Lehrer war der Maestro Pagani. Bald trat er als Zögling in’s Conservatorium, welches damals unter der Direktion des Ritters Orlandi stand, der nun bereits seit vielen Jahren ebenfalls in unserer Mitte lebt und als ausgezeichneter Gesanglehrer bekannt ist. Im eilften Jahre bildete sich seine schöne Baßstimme und auf Binaghi’s, Banderali’s und anderer berühmter Sänger Rath, machte er seine ersten Versuche in der Kirche und übergab sich dann gänzlich der Leitung des letztgenannten Professors. Dreizehn Jahre alt hatte er schon solches Aufsehen erregt, daß er nach Turin zum Theater Carignano berufen wurde, und dort mit großem Beifalle auftrat. Die italienischen Zeitungen sprachen von ihm mit vielem Lobe und dies bewog den Herrn Baron von Priuli, den jungen Künstler für unsere italienische Oper zu werben. Seine erste Debut war Faraone im Mosè von Rossini, worin er als Knabe von noch nicht vollen funfzehn Jahren, den reichsten Beifall von einem fremden Publikum erntete.

Seine Stimme war damals schon überraschend schön, allein sein eingezogenes Leben, ganz dem Studium geweiht, wie es die Künstler seines Vaterlandes gemeinhin zu führen pflegen, bildete ihn immer mehr und mehr aus. Als im Jahre 1825 die italienische Oper aufgelöst wurde, faßte Pellegrini den kolossalen Gedanken, deutsch zu lernen, um fortan unserer Bühne anzugehören. Man kann denken, welche unsägliche Mühe dies dem jungen Künstler machen mußte, der stets gewöhnt war, seine weichen Silben, die sich von selbst dem Gesange anschmiegen, auszusprechen. Der Freiherr von Poisl zahlte ihm tausend Gulden Wartgeld, um ihm die Ausführung seines Planes zu erleichtern und ihn so der deutschen Kunst zu gewinnen, da er ohne diese Unterstützung wohl nach Italien hätte zurückkehren müssen. Merkwürdig ist es, daß ein Franzose es war, der sich der Mühe unterzog, ihm das Deutsche beizubringen. Es war der Sprachlehrer Herr Gerard, dessen leicht faßliche Methode bekannt ist. Nach drei Monaten war il Signor Giulio Pellegrini im Stande, »in diesen heiligen Hallen« in einem Concerte öffentlich vorzutragen. Man kann denken, daß das Publikum es nicht an Beifall fehlen ließ, um ihm seine Beharrlichkeit zu lohnen. Sein erstes Debüt auf der deutschen Scene war der Comthur im Don Juan, der an diesem Abende zum ersten Male zur Hauptparthie der ganzen Oper wurde. 1831 trat Pellegrini im Theater Della Fenice in Venedig, und 1832 im Kingstheater in London auf. Ueberall wurde seinen ausgezeichneten Naturgaben, so wie seiner Kunst die schmeichelhafteste Anerkennung zu Theil.

Pellegrini ist jetzt so durch und durch ein Deutscher, daß er wohl schwerlich unser rauhes Land mit dem lieblichen Italien jemals zu vertauschen gedenkt. Es ist vielleicht der erste, jetztlebende deutsche Baßist. Seine Stimme erinnert an die Lablache’s, obgleich ihre Tiefe voller und kräftiger ist, seine Gestalt ist männlich prononcirt, sein Aussehen kräftig und jugendlich.

Die Pellegrini’s haben schon viele wackere Künstler dem Theater geliefert. So lebt in Paris ein alter Meister, dieses Namens, der viele berühmte Schüler, unter Andern, Mad. Cinti-Damoreau gebildet hat.

Unterhaltungen für das Theater-Publikum. München, den 18. Mai 1833.

Biographisches Taschenbuch deutscher Bühnen-Künstler und Künstlerinnen (1837)

Pellegrini, Giulio, k. bayerischer Hof-Opern- und Kapellsänger.

Pellegrini ward zu Mailand am 1sten Januar 1806 geboren. Schon früh führte ihn Anlage und Lust zum Studium der Musik. Sein erster Lehrer war Pagano. Nachher trat er als Zögling in das Conservatorium, welches damals unter der Leitung Orlandi’s stand, der nachher als Gesanglehrer in München lebte, und nun Kapellmeister in Parma ist. Im elften Jahre bildete sich Pellegrini’s schöne Baßstimme; auf Binaghi’s und Bauderali’s Rath machte er seine erstn Versuche in der Kirche, und übergab sich dann ganz der Leitung des letztgenannten Professors. Als Pellegrini dreizehn Jahre alt war, hatte er schon solches Aufsehen erregt, daß er nach Turin zum Theater Carignano berufen wurde, und dort mit großem Beifalle auftrat.

Freiherr von Priuli, Intendant der italienischen Oper in München, engagirte Pelligrini, der, noch nicht volle fünfzehn Jahre alt, zum ersten Male in München als Faraone im Mosè von Rossini mit großem Beifall auftrat. Seine Stimme war damals schon überraschend schön, gewann aber durch ein ernstliches Studium noch mehr an Kraft und Wohllaut. Pellegrini wurde in kurzer Zeit ein entschiedener Liebling des Münchener Publikums, und gefiel sich in München so gut, daß er, als im Jahre 1825 die italienische Oper aufgelöst wurde, den Entschluß faßte, Deutsch zu lernen, um fortan in der deutschen Oper zu wirken.

Mit einer seltenen Beharrlichkeit, die ihm überhaupt zu eigen ist, führte er seinen Plan durch, der ihm auch dadurch erleichtert wurde, daß der k. Hof-Musik-Intendant Freiherr von Poißl ihm ein Wartegeld auszahlen ließ. Schon nach drei Monaten konnte Pellegrini in einem Conzert »In diesen heiligen Hallen« deutsch vortragen, und binnen Jahresfrist in der deutschen Oper wirken. Er wurde dann bei der Hofkapelle und beim Hoftheater in München lebenslänglich angestellt, und ist unstreitig eine Zierde dieser Kunstanstalt.

Pellegrini hat eine kräftige, umfangreiche und wohllautende Stimme, die gründlich und gleichmäßig durchgebildet ist. Sein Portamento ist ebenso vortrefflich, wie seine Coloratur. Man kann mit Wahrheit sagen, daß er alle Partieen mit Auszeichnung durchführt; zu seinen vorzüglichsten Partieen gehören: Moses, Sarrastro, Wilhelm Tell, Don Juan, Bertrand in Robert der Teufel. Pellegrini ist ein sehr unterrichteter Mann von ächt germanischer Gründlichkeit,der in Allem auf den Kern der Sache geht. Seitdem Pellegrini in München engangirt ist, hat er zwei Kunstreisen gemacht. 1831 trat er im Theater Fenice in Venedig auf, und 1832 wirkte er mit bei der deutschen Oper im Kingstheater zu London. Ueberall wurde ihm volle Anerkennung seiner Kunst.

L. v. Alvensleben (Hrsg.): Biographisches Taschenbuch deutscher Bühnen-Künstler und Künstlerinnen; Zweiter Jahrgang; Fischer & Fuchs. Leipzig, 1837.

Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften (1841)

Pellegrini, Julius, Königl. baierischer Hofsänger und erster Bassist des Königl. Hoftheaters zu München, wurde am 1sten Januar 1806 zu Mailand geboren, trat 1817 in das K. K. Konservatorium, wo er den ersten musikalischen und Gesangsunterricht erhielt, und verließ dasselbe 1819 wieder, um sich ausschließend der Gesangskunst unter der Leitung des berühmten Davide Banderoli, K. K. Capellsängers und ersten Gesanglehrers zu Mailand, zu widmen.

Der Unterricht dieses großen Gesanglehrers, welchen er mit dem größten Eifer benützte, und das seltene Glück, schon im Alter von 14 Jahren eine von der Natur völlig ausgebildete Baßstimme zu besitzen, förderten seine Gesangsausbildung so sehr, daß er schon 1821, also im Alter von noch nicht vollen 16 Jahren im Theater Carignano in Turin zum ersten Male in Paccini’s »Talegname di Livonia« auftreten konnte und sich einer sehr günstigen Aufnahme zu erfreuen hatte.

Nicht gar lange nachher wurde er als Mitglied der damals bestehenden Königl. italienischen Hofoper nach München berufen, wo er neben Santini in den ersten Baßparthien beschäftigt wurde, durch den Wohllaut seiner schon damals sehr schönen Stimme und die gute Schule, welche er in seinem Gesange zeigte, schon gleich Anfangs sehr interessirte, bei längerem Aufenthalte aber die Zufriedenheit Ihrer Königl. Majestäten und die Achtung des Publikums durch die auffallenden Fortschritte seiner Ausbildung so wie durch seinen regen Berufseifer und ein in jeder Hinsicht achtungswerthes Betragen mit jedem Jahre in höherem Grade erwarb.

Als nach dem betrübenden Hintritte Sr. Majestät des Königs Maximilian Joseph die italienische Oper aufgelöst wurde, entschloß sich Pellegrini, der während seines dasigen Aufenthalts einige deutsche Ausdrücke durch seine Gattin, eine geb. Deutsche, erlernt hatte und in derselben eine bei einem Ausländer seltene Richtigkeit der Aussprache zeigte, auf den Rath des K. Hofmusik-Intendanten Freiherrn von Poißl, der damals auch Intendant des deutschen u. italienischen Theaters war, u. das vorzügliche Talent dieses Sängers für die deutsche Oper zu erhalten wünschte, die deutsche Sprache regelrecht zu erlernen und sich der deutschen Oper fortan zu widmen. Er wurde hierauf bei dem deutschen Königl. Hoftheater mit einem 10jährigen Contrakte engagirt, und man versprach, ihm die nöthige Zeit zu lassen, ehe man ihm Leistungen in deutscher Sprache zumuthen würde, selbst wenn er länger als ein Jahr die Gage beziehen müßte, ohne für die Anstalt thätig seyn zu können. Wie mancher Andere würde es sich unter solchen Verhältnissen bequem gemacht und mit dem wirklich schweren Studium einer gewiß nicht so leicht zu erlernenden Sprache sich gar nicht übereilt haben! Aber Pellegrini’s Ehrgefühl spornte ihn zu bald möglichster Erfüllung seiner einmal übernommenen Verpflichtungen an, und er studirte, im strengsten Sinne des Wortes, Tag und Nacht unermüdet, so daß er schon fünf Monate nach dem Beginne seines Engagements sich als zur Dienstleistung bereit erklären und gegen Ende Februars 1826, also fünf Monate nach der Auflösung der italienischen Oper, zum ersten Male die Rolle des Commandeurs im »Don Juan« in deutscher Sprache singen konnte.

Der Versuch gelang weit über alle Erwartung, und Correctheit und Deutlichkeit der Aussprache ließen Nichts zu wünschen übrig. Intendant, Sänger und Publikum freuten sich aufrichtig des vollständig gelungenen Unternehmens, und kaum ein Jahr verging, so war der ehemalige italienische Sänger schon im Besitze eines ausgebreiteten deutschen Repertoirs und eine der wesentlichsten Stützen der damals so trefflichen deutschen Oper Münchens, die mit vollstem Rechte damals für die beste in Deutschland allgemein anerkannt war. Noch im nämlichen Jahre wurde P. von Sr. Majestät dem Könige zum Hof- und Capellsänger ernannt, und so durch die Königl. Gnade und Anerkennung die Bande noch fester geschlossen, welche ein so achtungswerthes Talent für immer an die dasige Kunstanstalt fesseln sollten.

Den ihm kontraktmäßig alle zwei Jahre bewilligten Urlaub benützte Pellegrini im Jahre 1829, um einem an ihn gelangten Rufe nach Venedig zu folgen, wo er für den Carneval im Theater alla Fenice mit seiner Gattin engagirt war; und 1831, um einem andern Rufe nach London zu folgen, wo er als erster Bassist bei der im Kings-Theater zum ersten Male unternommenen deutschen Oper neben der Schröder-Devrient, Haitzinger und anderen vorzüglichen deutschen Künstlern sang u. so wie zu Venedig sich des ehrenvollsten Erfolges zu erfreuen hatte. Seit dieser Zeit konnte er auf eine längere Dauer von der Königl. Kunstanstalt, welcher seit einigen Jahren ein minder zahlreiches Opernpersonal zu Gebot steht, nicht mehr entbehrt werden, und folglich größere Reisen nicht mehr unternehmen, erfreut aber bei Gelegenheit kurzer Ausflüge nach den vornehmsten Städten der baier. Monarchie die kunstliebcnden Bewohner derselben durch sein herrliches Talent, u. widmet sich mit dem größten Eifer dem Dienste der K. Kunstanstalten, bei denen er angestellt u. nun wahrscheinlich für immer gewonnen ist, da vor Kurzem sein Kontrakt auf eine weitere Reihe von Jahren erneuert und ihm das Indigenat verliehen wurde.

Die Stimme P’s ist eben so klangvoll und kräftig als weich und biegsam, ihr Umfang vom großen Baß E bis zum eingestrichenen Fis von einer Gleichheit der Töne, die Erstaunen erregt, und durchaus leicht ansprechend und ohne alle Anstrengung hervorgebracht. Seine Schule ist gut, u. sein Vortrag eben so vorzüglich in heroischen wie in sentimentalen Rollen; der Ausdruck wilder Leidenschaften dagegen dürfte seinem Genius und seiner Naturgabe weniger zusagen. Da er immer mit Eifer und Liebe in seiner Kunst wirkt, ist er auch, bei Naturgaben und einer Ausbildung wie die seinigen, wohl in allen seinen Darstellungen gut zu nennen; allein das hindert nicht, daß ihm die eine im höheren, die andere im geringeren Grade gelingen kann. Unter sehr vielen wahrhaft gelungenen Leistungen, die er liefert, kann man als einige der allergelungensten mit vollem Rechte folgende nennen: Graf Almaviva in »Figaro’s Hochzeit«; Sarastro in der »Zauberflöte«; Osmin in der »Entführung aus dem Serail«; Mose; Tell; Bey Mustapha in der »Italiana in Algeri«; Mahomet in der »Belagerung von Corinth«; Fernando in der »diebischen Elster«; Macbeth im »Macbeth«, u. Herrmann in der »Herrmannsschlacht« von Chelard; Sultan im »Kreuzritter« von Meyerbeer; Joad in der »Athalia« u. Odorich im »Untersberg« von Poißl; Oberpriester in der »Vestalin« von Spontini; Waldeburgo in der »Straniera« von Bellini. Solche Rollen sagen nicht nur seiner Stimme am besten zu, sondern die ganze Haltung derselben ist entweder eine heroisch-imposante oder eine würdevolle, und meistens eine ziemlich ruhige, wohl in manchen Momenten von tiefem Gefühle überströmende, aber selten in gewaltsame Ausbrüche der Leidenschaft übergehende, und daher sind sie auch seiner Darstellungsgabe am entsprechendsten.

Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal-Lexicon der Tonkunst. Fünfter Band. Stuttgart, 1841.

Münchener Punsch (18.7.1858)

Pellegrini.

Letzten Mittwoch wurde ein Künstler, im wahren Sinne des Wortes, zu Grabe getragen: Pellegrini! In welchem Maaße sich zur Bewunderung für seine Leistungen die Achtung für seinen Privatcharakter gesellte, erhellt aus der allgemeinen Theilnahme, womit Künstler und Publikum sein frühes Grab umstanden. Auch Prinz Adalbert von Bayern ehrte das Andenken seines Lehrers durch Abordnung eines Adjutanten. Pellegrini war, abgesehen von hohen Gaben der Intelligenz und des feinen Geschmackes, auch in Beziehung auf physische Mittel eine seltene Erscheinung. Im Conservatorium seiner Vaterstadt Mailand gebildet, besaß er schon im vierzehnten Jahre eine vollkommene Baßstimme und als 16 jähriger Jüngling betrat er die Bühne zu Turin und ärntete den ersten jener großen Erfolge, deren Kette sein ganzes Leben hindurch nicht mehr unterbrochen wurde. Bald hierauf zur italienischen Oper nach München berufen, gehörte er derselben bis zu ihrer Auflösung an, lernte hierauf deutsch, und die Münchener Hofbühne konnte sich zu seinem immerwährenden Besitz Glück wünschen. Während seiner Urlaubszeit sang er an einigen italienischen Theatern und 1831 in London; auf deutschen Bühnen hat er nur ein paar Mal gastirt. Pellegrini's Stimme war stark und kräftig, dabei sehr biegsam und von seltenem Umfange; er war ein durch und durch gebildeter Sänger, seine Darstellung immer edel und graziös.

Auch in den letzten Jahren, wo er an großer Beleibtheit zu leiden anfing, verlor er nichts von der Anmuth des Vortrags und selbst von der Leichtigkeit der Bewegungen. Am 25. Juni 1851, als er den Orovist sang, ahnte Niemand, daß es das Schwanenlied des Künstlers war. Der Verlust seiner Tochter während der Epidemie jenes Jahres beugte den braven Mann und im Jahre 1855 erfolgte seine Pensionirung, bedauerlicher Weise, ohne daß das Publikum von seinem Liebling in einer »letzten Rolle« Abschied nehmen konnte. Die Ruhe übte auf Pellegrini wohlthätigen Einfluß, bis er vor 3 Wochen, im 52. Lebensjahre, von einem Schlaganfall getroffen wurde. Außer den tödtlichen Merkmalen desselben im Gehirne zeigte die Sektion noch eine fettige Degeneration des Herzens.

Seine Gattin Clementine, geb. Moralt, geb. 1797 in München, wurde dahier gebildet und 1817 als Hof- und Kammersängerin angestellt, die Bühne betrat sie erst 1820 bei der italienischen Oper; 1824 vermählte sie sich mit Pellegrini und ging mit ihm zur deutschen Oper über. Mad. Pellegrini war eine treffliche Contra-Altistin, besonders im Kirchengesang. Sie starb mehrere Jahre vor ihrem Gatten.

Ein Pellegrini, Vincenzo, war zu Anfang des 17. Jahrhunderts Capellmeister in Mailand; ein Fernando Pellegrini zeichnete sich einst als Pianist auf der ganzen apenninischen Halbinsel aus; ein Pietro Pellegrini starb 1770 als Capellmeister an der Jesuitenkirche in Brescia und eine Signora Maria Pellegrini gab in Rom Gesangsunterricht und erwarb sich durch die Herausgabe einer »Gesangsgrammatik« großen Ruhm. Ob diese musikalischen Notabilitäten zu den Ahnen oder Verwandten unseres Verstorbenen gehörten, können wir mit Bestimmtheit nicht behaupten.

Münchener Punsch Nro. 29. Sonntag, den 18. Juli 1858.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale (1893)

Der Italiener Pellegrini trat, wie eben angedeutet, nach Auflösung der hiesigen italienischen Oper in die deutsche über und hat sich als Baß-Bariton sehr verdienstlich gemacht. Er sang mit großem Glück den »Jäger«, »Tell« und »Pietro«, »Stadinger« und wurde als »Marcel« bei der erstmaligen Aufführung der Meyerbeer'schen Oper besonders ausgezeichnet. Der Sänger gehörte drei Dezennien der Hofbühne an und ist 1806 in Mailand geboren und 1858 in München gestorben.

Die Scheinwelt und ihre Schicksale. Eine 127jährige Historie der Münchener kgl. Theater im populärer Form und als Jubiläums-Ausgabe. Zu Ehren des fünf und zwanzigjährigen Dienst-Jubiläums Seiner Excellenz des Herrn General-Intendanten Freiherrn von Perfall von Max Leythäuser. München; 1893.

Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne (1903)

Pellegrini Julius, geboren am 1. Januar 1806 in Mailand, wurde seiner hübschen Stimme wegen fürs Theater bestimmt und zur entsprechenden Ausbildung ins Konservatorium seiner Vaterstadt gesendet. Schon mit 14 Jahren konnte er völlig ausgebildet die Schule verlassen und seine treffliche Baßstimme praktisch verwerten. Er sang zuerst in Konzerten und betrat 1822 in Turin, und zwar mit großem Erfolge die Bühne. Nachdem er fast ein Jahr daselbst künstlerisch gewirkt hatte, ging er nach München zur italienischen Oper. Bei derselben wirkte er als ein geschätztes Mitglied bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1826. Er wollte nach Italien zurückkehren, allein die Beliebtheit, die er in München genoß, veranlaßte ihn zum Übertritt ans dortige Hoftheater (1826). Er verließ dasselbe erst nach 30jährigem, hervorragendem Wirken, um in den wohlverdienten Ruhestand zu treten. P. war eine Zierde des Münchner Hoftheaters. Sein »Tell«, »Stadinger« (»Waffenschmied«), »Jäger« (»Nachtlager«), »Pietro« (»Stumme von Portici«), »Bertram« und »Orovist« waren bedeutende Leistungen. Die letzterwähnte Partie sang er als erster Vertreter derselben in München. Seine Verehrer, die in ihm nicht nur den trefflich gebildeten Sänger, sondern auch den achtungswerten Darsteller schätzten, sahen ihn mit großer Betrübnis scheiden. Er verabschiedete sich vom Publikum am 20. August 1824 als »Bertram« und hat seit dieser Zeit die Bühne nicht mehr betreten. Außer in München hat P. seinen herrlichen Baß an keiner anderen deutschen Bühne ertönen lassen, wohl aber an italienischen Theatern, an denen er während deiner Urlaubszeit jedes Jahr gastierte. Rauschenden Erfolg erzielte er 1831 bei seinem Auftreten in London. In allen Ländern lobte man seine starke, kräftige Stimme von besonderer Biegsamkeit und seltenem Umfang. Auch seine schöne, imponierende Bühnenerscheinung fiel auf, wie nicht minder sein bei Sängern nicht oft vorkommendes Darstellungstalent. Kaum drei Jahre konnte sich der Künstler der wohlverdienten Ruhe erfreuen, denn er starb am 12. Juni 1858 in München, mit ihm einer der trefflichsten Gesangskünstler.

P. war verheiratet mit Clementine Pellegrini (seit 1824), geborene Moralt, diese war in München 1797 geboren, wurde daselbst ausgebildet und bereits 1817 als Hof- und Kammersängerin angestellt. Im Jahre 1820 wurde sie Mitglied der italienischen Oper und 1826 ging sie mit ihrem Mann zur deutschen Oper über. Bei derselben wirkte sie bis 1843. Sie war eine vortreffliche Kontra-Altistin mit schöner Stimme, gebildetem und gefühlvollem Vortrage. Ihre Erfolge auf der Bühne waren nicht unbedeutend, doch wurde sie noch mehr als Kirchen- und Konzertsängerin geschätzt. Die Künstlerin starb am 7. Juli 1845 in München.

Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.

Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München (1983)

Pellegrini Julius, 1806 (Mailand) 1858, Hof- und Kapellsänger; seine musikalische Ausbildung erhielt P. am Konservatorium seiner Heimatstadt; er debütierte in einer Oper von Pacini mit Erfolg in Turin; bald darauf wurde er für die italienische Oper in München engagiert, nach deren Aufhebung er als erster Bassist zur dortigen deutschen Oper übertrat; seit 1852 kränkelte er und so nahm er 1854 in seiner letzten Rolle als Bertram (Robert der Teufel) von der Bühne Abschied; Ps. Stimme zeichnete sich durch Kraft und Biegsamkeit, großen Umfang und vortreffliche Schulung aus; seine Gattin Klementine, geb. Moralt* – 1797 (München) – 1845 – genoß den Ruf einer guten Kontraaltistin, deren schöne Stimme und gebildeter, gefühlvoller Vortrag in der theatralischen Wirkung noch durch ihre Schönheit unterstützt wurde.
* ADB: Morolt, Ze u. a.: Moralt!

© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.

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Maria Pellegrini

† (31).8.1854 (München), 29 Jahre alt
Königlich bayerische Hofkapellen-Choristin

Allgemeine Zeitung (22.10.1854)

München, 20 Oct. Die königl. Hofcapelle hat nicht weniger als acht ihrer Mitglieder durch die Cholera verloren, die Damen Rettich, Pellegrini und Degele, die H. H. Fichtl, Reindl, Ebling, Hailer und Werle. Die Ueberlebenden veranstalteten diesen heute in der Frauenkirche ein gemeinsames Todtenamt, und brachten bei diesem feierlichen Trauergottesdienst Mozarts Requiem zur Aufführung. Daß die gewohnte Virtuosität des Orchesters im Concertsaal zur Bewunderung hingerissen hätte, braucht kaum gesagt zu werden; hier in den erhabenen Räumen des Doms sprach sich die Herrlichkeit der großen Tonschöpfung indeß um so gewaltiger aus, als auch die Darstellenden das Ganze mit inniger Empfindung wie ein Opfer für die Dahingeschiedenen darbrachten, und dem Volk ein wahres Kunstwerk nicht zum spielenden Genuß, sondern zur Erhebung, zum Trost und zur Erbauung dargeboten ward.

Allgemeine Zeitung Nr. 295. Sonntag, den 22. Oktober 1854.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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