Ω
Carl Jenke
¿
29. März 1809 6. Mai 1886
Hermann Jenke
29. März 1839 19. März 1867
Elisabeth Jenke
geb. K¿
25. Dez. 1820 5. Aug. 1898
Cäcilie Jenke
11. Dez. 1845 27. Mai 1921
Elisabeth Jenke
¿
16. Sept. 1857 11. März 1937
37.8.33.
Ω
Jenke, Cäcilie; 11.12.1845 – 27.5.1921
Jenke, Elisabeth; 16.9.1857 – 11.3.1937
Jenke, Elisabeth (vh); 25.12.1820 – 5.8.1898
Jenke, Hermann; 29.3.1839 – 19.3.1867 (München); Regisseurs-Sohn
|||
* 29.3.1809 (Grünberg, Schlesien)
† 6.5.1886 (München)
Regisseur und Schauspieler
Carl Jenke,
Regisseur und Mitglied des Königl. Hoftheaters in München.
(Fünfzigjähriges Jubiläum.)
Karl Jenke, einer Schauspieler-Familie entstammend, ward am 29. März 1809 in Grünberg in Schlesien geboren. Mit dem 6. Jahre sprach er zum ersten Male auf der Bühne in den Iffland'schen »Hagestolzen« das »Bärbchen«. Wollte man erzählen, wie Jenke in den ersten Jahren seiner Laufbahn in sächsischen und böhmischen Dörfern und Städtchen, in den primitivsten Verhältnissen Komödie spielend, gelebt und was er erlebt, man würde den Anfang einer wahrhaften Künstler-Robinsonade erhalten, wie es vielleicht wenige giebt.
Am 9. Dezember 1824 trat Jenke als selbstständiger Schauspieler seine Wanderung in die Welt an. In dem Städtchen Eibenstock (im sächsischen Erzgebirge) begann am 11. Dezember sein erstes Engagement bei dem Direktor Bub mit der Rolle eines »alten Buchhalters« in dem Lustspiel: »Der Amerikaner«. Ein heiteres Naturell und glückliche komische Charakteristik ließen ihn humoristische und komische Rollen zu seinem besonderem Fache wählen. Nach mühevollen und arbeitsschweren Jahren, die er bei reisenden Schauspiel-Gesellschaften zu Altenburg, Meiningen, Rudolfstadt etc. im buntesten Wechsel des Lebens und lehrreicher Thätigkeit zugebracht, ward er im Frühjahr 1832 am Hoftheater in Cassel engagirt. Hier konnte er zum ersten Male das auf höchst mühseligen Wegen in seinem Berufe Erworbene künstlerisch sondern und durcharbeiten. Im Sommer 1834 erregte bei jedem jungen Schauspieler die Nachricht: »In Düsseldorf würde unter Karl Immermann eine Bühne gegründet, welche als hohe Schule für dramatische Künstler erachtet werde,« Sensation, auch Jenke trieb die Ahnung, bei Immermann das zu finden, was ihm noch mangele, nach Düsseldorf. Trotzdem das neuengagirte Personal in allen Fächern vollzählig war, wurde Jenke nach einer vorhergegangenen Prüfung dennoch von Immermann engagirt. Noch heute erklärt Jenke mit freudestrahlendem Gesicht das Engagement als das größte Glück in seiner Künsterlaufbahn. »Es sei eine arbeitsreiche, weihevolle, heilige Zeit für den strebsamen Kunstjünger gewesen, denn ein Meister wie Immermann komme sobald nicht wieder.« Immermann gewann unsern Jenke bald sehr lieb und in dessen »Memorabilien« hat sein Meister ihm auch ein ehrendes Andenken gewidmet. Leider war es dem administrativen Leiter nicht möglich, sein Werk länger als 2½ Jahre zu erhalten und mußte er im Frühjahr 1837 seinen Jüngern Lebewohl sagen. Er küßte Jenke beim Abschied und sprach die Hoffnung aus, ihn bald wieder zu sehen. Es sollte nicht Wahrheit werden. Immermann starb im Sommer 1841.
Im Herbst 1837 ward Jenke am Großherzogl. Hoftheater zu Oldenburg engagirt. Was er als dramatischer Künstler erstrebt hatte, war nun zur Reife gelangt, und im Verein junger talentbegabter Collegen und unter dem dramatischen Einfluße von Julius Mosen, Adolph Stahr und dem gnädigen Schutze eines kunstsinnigen Fürsten, entwickelte sich das Großherzogliche Hostheater zu einer der namhaftesten Bühnen Deutschlands, so daß Jenke vollen Grund hatte, ein lebenslängliches Engagement an dieser Bühne anzunehmen, und die daselbst verlebten 20 Jahre, in welcher Zeit er sich auch verheirathete, in jeder Hinsicht sehr hoch zu schätzen.
Im Verlaufe dieser Jahre gastirte Jenke mit Beifall am Wiener Hof-Burgtheater, in Weimar, Braunschweig, München, Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart und am Berliner Hoftheater. Im Frühjahr 1854 ward das Großherzogl. Hoftheater zu Oldenburg geschlossen und im Herbste desselben Jahres von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog an Jenke als Privatbühne übergeben. Die Verhältnisse einer Privatbühne sagten demselben jedoch auf die Dauer nicht zu, und er erbat seine Entlassung, welche ihm unter sehr gnädigen Bedingungen von maßgebender Stelle auch gewährt wurde.
Das bald darauf abgeschlossene Engagement am Hoftheater zu Wiesbaden bot Jenke als Schauspieler wie als Regisseur den erfreulichsten Spielraum. Eine Differenz mit der Intendanz endete nach 5 Jahren das Engagement, und Jenke übernahm 1862 im Herbst die Regie der deutschen Oper in Rotterdam. Auf einer Geschäftsreise im selben Jahre offerirte ihm die Königl. Hoftheater-Intendanz in München ein Engagement als Regisseur des Schauspiels, und obgleich an dasselbe die Bedingung geknüpft war, als Darsteller nicht thätig zu sein, erkannte er doch das Ehrenvolle einer solchen Stellung und trat am 1. Oktober 1863 in den Mitgliederverband des Königl. Hoftheaters zu München.
Durch die gnädige Huld des kunstschätzenden Monarchen angefeuert, und in Folge der Engagements junger talentvoller Künstler, gelang es ihm, das jetzige Ensemble des Königl. Schauspiels zu gründen, und in der jüngst verflossenen Zeit ward ihm auch noch die große Freude zu Theil, nach fast 12jähriger Unterbrechung sich an der Hofbühne als Schauspieler wieder zu versuchen, in seinen Darstellungen sich des allgemeinen Beifalls zu erfreuen, und somit nach mühevollen und doch glücklichen Jahren am 11. Dezember 1874 sein 50jähriges Künstler-Jubiläum zu feiern.
Als Anerkennung seiner Verdienste um die Hofbühnen in München und Oldenburg verliehen Se. Maj. der König von Baiern und Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Oldenburg dem Jubilar Carl Jenke die »goldenen Medaillen für Wissenschaft and Kunst«.
Deutscher Bühnen-Almanach. Berlin, 1876.
Jenke Karl, geboren am 29. März 1809 in Grünberg (Schlesien). Er verbrachte seine Jünglingsjahre bei reisenden Theatergesellschaften, bis es ihm endlich gelang, 1832 eine Anstellung am Hoftheater in Kassel zu erhalten. Dort wirkte er in komischen Rollen bis 1834, in welchem Jahre er zu Karl Immermann nach Düsseldorf kam, unter dessen geistvoll energischer Kunstleitung der strebsame junge Mann mächtig emporwuchs. J. machte auch die ganze Immermannsche Epoche bis zum Jahre 1837 mit und ging von dort an das Hoftheater in Oldenburg. Hier entfaltete er sich eigentlich zu einem namhaften Charakterkomiker, der später auch in ernsten Charakterpartien mit großer Auszeichnung wirkte. J., der ein beliebter Gast an den Hoftheatern in Wien, München, Weimar, Stuttgart und Berlin war, nahm auch als Regisseur höchst verdienstvollen Anteil an der Leitung des Oldenburger Hoftheaters, das er, vom Hofe subventioniert, 1854–1857 als selbständiger Direktor führte. 1857–1862 war er Schauspieler-Regisseur in Wiesbaden, 1862–1863 Opernregisseur in Rotterdam und am 1. Oktober 1863 folgte er, des Herumwanderns müde, einer Berufung an das Hoftheater in München, wo er ebenfalls bald zum Regisseur ernannt wurde.
Hier wirkte er unter dem Schutze kunstsinniger Fürsten bis zum 1. Oktober 1879, an welchem Tage er, von Auszeichnungen überhäuft, in den Ruhestand trat. Untrügliche Beweise seiner besonderen Beliebtheit empfing er anläßlich seines 50jährigen Künstlerjubiläums am 11. Dezember 1874. Dieser Ehrentag war ein frohes Fest für den beliebten Künstler und seine zahlreichen Verehrer. Zum letztenmal in seinem Leben betrat er die Bühne bei Gelegenheit des deutschen Muster-Gastspieles in München im Juli 1880 als »Deveroux« in »Wallenstein«. Nebst seiner hervorragenden Wirksamkeit als Schauspieler machte er sich auch durch seine Bühneneinrichtungen außerhalb Münchens bekannt. Von denselben sei namentlich erwähnt: Byrons »Manfred« (Musik von Schumann, zum erstenmal in München aufgeführt am 18. Februar 1869). Auch seine Neueinrichtungen einiger Shakespearestücke wurden an ersten Theatern nachgeahmt. J. starb am 6. Mai 1886 in München.
Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig, 1903.