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Hier ruhen in Gott:
Frau Sophie Lehmann
Privatierswittwe
geb. 21. Okt. 1813, gest. 8. Dez. 1892.
Herr F. C. Mayer
Hofrath und kgl. Professor a. D.
geb. 3. Jan. 1824, gest. 24. Jan. 1903.
Frau Pauline Lehmann
Professorsgattin
geb. 24. Okt. 1843, gest. 19¿
Herr Julius Lehmann
Gymnasialprofessor a. D.
1837 – 1920
Ω
Lehmann, Julius; 1837 – 4.3.1920 (München); Gymnasialprofessor a. D.
Lehmann, Pauline (vh) / Wetzler (gb); 24.10.1843 – 19.7.1914 (München); Professors-Gattin
Lehmann, Sofie (vw); 21.10.1813 – 8.12.1892 (München); Privatiers-Witwe
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* 3.1.1824 (Tölz)
† 24.1.1903 (München)
Architekturmaler
Mayer, Friedrich Carl, Architekturmaler, Großherz. Weimarischer Hofrat, * 3. Januar 1824 in Tölz, † 24. Januar 1903 zu München. M., Sohn des damaligen Rentbeamten Eduard Mayer, wurde zum Studium und zur Beamtenlaufbahn bestimmt, fühlte sich aber nach dem Vorbilde seines Urahns, eines wackeren Augsburger Bauherrn, unwiderstehlich zur Architektur hingezogen; besuchte denn auch mit der Versetzung seines Vaters nach Augsburg (woselbst derselbe später im Ruhestand, 1855 und 1856, sehr hübsche, auf gediegenen Studien beruhende »Skizzen« aus der dortigen Stadtgeschichte verfaßte) die dortige Kreisgewerbe- und Polytechnische Schule, dann die Münchener Akademie, wo er sich unter Eduard Metzger, Voit u. a. (1844–48) ganz der Baukunst und den damit verbundenen praktischen Übungen widmete. In Nürnberg betätigte sich M. zuerst als Heideloffs Assistent am Polytechnikum (1849) und als Maler, wozu er auf steten Studienfahrten am Rhein und in Belgien ein herrliches Material gesammelt hatte. So entstanden die anziehenden, nach Krelings geistreichem Vorgang, mit altertümlichen Staffagen belebten Ölbilder aus dem »Kreuzgang von Schulpforta«, dem »Inneren der Stiftskirche zu Gernrode« (1848), eine »Partie aus dem Kreuzgang des Mainzer Domes« (1849). Gerechtes Aufsehen machte das große Gemälde (1850) wie »Adam Krafft sein Sakramentenhäuslein dem Bürgermeister von Imhoff übergibt« (Stahlstich von Hablitschek). Gleiche Teilnahme erhielt das Innere der Sebaldkirche mit dem Sebald-Denkmal nach dem ursprünglichen (in Wirklichkeit leider nur halb ausgeführten) Entwurfe eines seither noch unbenannten Meisters. Der Maler staffierte sein Bild mit dem freilich unhistorischen, aber sehr naheliegenden Vorgang: wie Peter Vischer das Denkmal dem Kaiser Maximilian erklärt, der mit Veit Stoß, Wolgemut, Dürer und vielen anderen zum Beschauen dieses Gußwerkes gekommen ist. Das große Bild erschien zuerst 1851 auf der Münchener Kunstausstellung, bestand hier die gefährliche Konkurrenz mit Ainmillers exzellenten »Ansichten aus der Westminsterabtei« und erhielt trotz diesen beiden Rivalen allgemeinen Beifall (vgl. Beilage 224 »Neue Münchener Ztg.« 20. September 1851). Daran reihte sich 1852 eine Ansicht des »Nürnberger Marktplatzes mit der Frauenkirche und dem schönen Brunnen« belebt durch die festliche Einführung der Reichskleinodien 1422. Ferner die sogenannte »Brauttüre bei S. Sebald«, eine Partie aus der Michaelskirche zu Hildesheim, das Kabinettstück einer mittelalterlichen »Fabrica« mit dem berühmten Erzbildner Bernward von Hildesheim (1854), ein Kirchenfest mit dem Motiv aus dem Augsburger Dom. Schon damals exzellierte M. durch die verständnisinnige optische Konstruktion, jeder Pinselstrich war richtig gedacht und haarscharf an seine Stelle gesetzt, ohne daß dadurch die Gesamthaltung in Form und Farbe litt. Als gewissenhafter Techniker und Lehrer bewährte sich M. 1855–65 an der Kreisgewerbeschule: als solcher schnitt er alle architektonischen Stilarten, z. B. die Konstruktion des maurischen Tropfsteingewölbes, in Holz, wie er überhaupt Modelle jeder Art, sogar Miniaturbacksteine, formen ließ. Wie der Maler neben seiner ausgedehnten Lehrtätigkeit, neben der Unzahl von Entwürfen und Werkzeichnungen für Hausgeräte, Glasfenster, Tapeten und Teppichmuster, Gefäße, Metall- und Elfenbeinarbeiten, sowie ganzer Wohnungseinrichtungen in allen Stilarten und Geschmacksrichtungen früherer Zeiten und Generationen, wie M. zu immer neuen und so liebe- und stimmungsvoll durchgeführten eigenen Bildern noch Zeit finden konnte, war nur seinem eisernen, andauernden Fleiße möglich. So entstanden inzwischen kleine architektonische Epigramme seiner Kunst, indem er den alten Patrizier- und Bürgerhäusern der Bibra und Preller ihre malerischen Geheimnisse und poetischen Winkel ablauschte und zur erfreulichen weiteren Kenntnis brachte (1861). Gleich anziehende Motive sammelte er aus dem Dom in Magdeburg (1862), aus dem Rathaus zu Braunschweig (1863), aus den Fürstenzimmern in Augsburg (1868). Im Jahre 1865 folgte M. einer ehrenvollen Berufung als Professor an die Kunstschule nach Weimar, unter Fortsetzung der gleichen Tätigkeit. Hatte er früher schon die Restauration der hl. Kreuzkirche zu St. Johann bei Würzburg und den Bau des sogenannten roten Turmes in Oberwesel (1864–66) geführt, so leitete M. die gesamte Ausstattung eines Thüringer Schlosses und des Palais für den Herzog Moritz von Sachsen-Altenburg. Dann kehrte der mit Ehren und Orden vielfach ausgezeichnete Künstler 1875 nach Nürnberg zurück, welches er 1889 mit München vertauschte, wo er sich ein neues, gleich gemütliches Heim schuf und mit unermüdlichem Eifer, trotz seines durch glückliche Operation 1897 gehobenen Augenleidens, der geliebten Kunst oblag. Seine Bilder gingen ebenso wie die liebenswürdigen Genrestücke des mit M. vielfach geistverwandten Anton Seitz (vgl. Biogr. Jahrb. V) weit in die Welt. Stoffe hatte er für mehr als eine Lebenszeit eingeheimst. Er arbeitete wie ein Schatzgräber, der verborgene Kleinode der Vergessenheit entreißt und in das rechte Licht bringt. Eine Auswahl dieser seiner »architektonischen Novellen« erschien – in ihrer Weise auch à la Claude Lorrain, eine Art »Liber veritatis« – in einem mit photographischen Reproduktionen reich ausgestatteten Album (in Fürth bei Schildknecht) und mit neuen Aufnahmen eine zweite Kollektion bei Joh. Nöhring in Lübeck. Damit ist aber sein Lebenswerk noch immer nicht erschöpfend gezeichnet. In seiner Wohnung hing Bild an Bild, eine ganze Galerie von Zeitgenossen, deren Werke er durch Tausch, Kauf und Geschenk erhalten,darunter aber auch eine erklecklicheZahl eigener Schöpfungen. Bewundernswert blieb die Schärfe seiner Beobachtung und die Sicherheit der Hand, das reizende, bis ins kleinste gehende, in liebevollster Weise durchgebildete Detail, darunter z. B. die Gitter und die subtilen Dekorationen mit Waffen und Wappenschildern an den Wänden (Ulm) und dabei doch die das Ganze beherrschende einheitliche Wirkung, Haltung und Stimmung. Ebenso originell war seine Sammlung von eigenhändigen Modellen. So hatte M. die Kopie eines «Ordinari-Flosses« aus der Erinnerung gefertigt, wie dergleichen noch vor einem halben Säkulum von Tölz nach Wien gingen mit allem Beiwerk, mit der Kochhütte darauf, deren Insassen und der übrigen Ladung von Bier- und Gipsfässern, Kohlen usw. Ebenso ein die Donau und den Inn aufwärts d. h. »bergfahrendes« von schweren Pferden gezogenes Frachtschiff (ähnliche Szenen malte ja auch Ludwig Hartmann, vgl. Biogr. Jahrb. VII); dazu die wahrhafte Nachbildung eines alten echten Wirtschafts- und Bauernhauses aus Lenggries oder Jachenau. Aus Platzmangel hing dergleichen mit anderen plastischen Reproduktionen alter, mit Getreidesäcken belasteter Schrannenwagen, von Bierfuhrwerken und anderen zur Kunde des altbayerischen Volkslebens höchst wertvollen Inventarstücken, durch eigens konstruierte Aufzüge mittelst Schnürwerk dem Augenschein schnell vermittelbar, von den Plafonds seiner mit Seltsamkeiten aller Art geschmückten und überladenen Zimmer herab. M. war seit 1855 mit der Tochter eines kunstliebenden Nürnberger Kaufherrn verheiratet. Sein treffliches Bildnis hat Kuppelmayer 1894 gemalt.
Vgl. Naumann, Archiv f. zeichnende Künste 1870. – Westermayer, Chronik von Tölz, 1871, S. 182. – Regnet in Nr. 11 von Schaslers »Deutsch. Kunst-Ztg.« 1873. – Friedrich, Nürnbergs Meister der Gegenwart, 1876. – Fr. von Bötticher, 1895 II, 960. – Nekrolog in Nr. 26 »Allg. Zeitg.« 1903. – Kunstvereinsbericht 1903, S. 72.
Hyac. Holland.
Dr. phil. Hyazinth Holland: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Berlin, 1905.