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Fenzl, Albert; – 10.6.1861 (München), 15 Tage alt; Hofballettmeisters-Sohn
Fenzl, Anna; – 15.2.1887 (München), 28 Jahre alt; Ballettmeisters-Tochter
Fenzl, Barbara (vh) / Röschenauer (gb); – 19.7.1891 (München), 52 Jahre alt; Ballettmeisters-Gattin
Fenzl, Elise (vh); – 2.9.1854 (München), 48 Jahre alt; Hofballettmeisters-Gattin
Fenzl, Franz; 1832 (Wien) – 22.6.1918 (München); Ballettmeister und Tänzer
Fenzl, Johann; – 18.1.1873 (München), 65 Jahre alt; Hofballettmeister
Fenzl, Johann; – 11.11.1871 (München), 11 Jahre alt; Hofballettmeisters-Sohn
Fenzl, Sofie; – 13.2.1860 (München), 3 Monate alt; Solotänzers-Tochter
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* 1832 (Wien)
† 22.6.1918 (München)
Ballettmeister und Tänzer
Königstädtisches Theater. Während im königl. Theater »Satanella« noch immer als das Hauptgericht der dramatischen Gourmandise betrachtet wird, und im Friedrich Wihelmsstädtischen Theater Sennora Pepita die altbewährte Zugkraft der spanischen – Tänzerinnen im vollsten Maße ausübt, ruft nunmehr das Königstädtische Theater das Publicum auf, sich um die Fahne der Geschwister Fenzl zu schaaren. Ueberall Tanz. Das Bestreben der Directoren die dramatische Kunst auf die Beine zu bringen, ist unverkennbar, und jedenfalls ist nebenher der Zweck erreicht das Publicum auf die Beine zu bringen. Obwohl am Freitag die rabenäugige Tochter des Tajo in der Friedrich-Wilhelmsstadt mit den Armen Canzonen und mit den Beinen Stanzen tanzte, hatte sich dennoch an demselben Abend auch die Königsstadt beim ersten Auftreten der k. bayer. Hofsolotänzerin Geschwister Fenzl bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Muse des Tanzes hatte sich hier das Drama als Teppich unterbreitet, um auf demselben ihren Zauber zu entfallen. »Die weiße Rose,« ein phantastisches Zaubermärchen, ursprünglich ein brillantes Ballet vom Hofballetmeister Fenzl, dem Vater, ist dramatisirt worden, um den talentvollen Geschwistern Franz und Sophie Fenzl Gelegenheit zu verschaffen, auch dort ihre Kunst zu zeigen wo die Verhältnisse die Darstellung eines großen Ballets unmöglich machen. Um so vollständiger und glänzender war der Triumph der Geschwister Fenzl! Bruder und Schwester ragten aus dem Trümmerwerk des Stucks wie zwei goldene Säulen hervor, glänzend durch vollendete Kunst, reich an Schönheit und Anmuth, strahlend im Wiederschein allgemeiner Anerkennung. Frl. Sophie Fenzl, deren jugendlich gerundete Formen fast im Widerspruche stehen mit den Bedingnissen derjenigen Kunst deren geweihte Priesterin sie ist, hat gleichwohl in ihren Tänzen das vollste Maß der Anmuth und Leichtigkeit gezeigt, die schwierigsten Pas graciös und correct ausgeführt, und namentlich in dem Pas de Statue durch ihr schönes großes Auge und ihr bezauberndes Lächeln einen wahrhaft poetischen Lebensausdruck über die plastische Formenruhe verbreitet. Ueberhaupt gewinnen alle Tänze und Attitüden der junqen Künstlerin durch jene beiden Attribute ein höheres dramatisches Leben, die den Reiz der Leistung unendlich erhöhen. Nicht unerwähnt dürfen wir lassen daß Frl. Fenzl, welche in dem Stück auch zu sprechen hat, mit wohltönender Modulation und correctem Ausdruck sprach. Hr. Franz Fenzl, eine jener jugendlichen Apollo-Gestalten in denen der Reiz der Anmuth den Ausdruck der Kraft überwiegt, ist ein vollendeter Tänzer, bei dem die Kritik nicht mehr das Maß der Kunst zu wägen, sondern nur noch die Individualität der Vollendung zu zeichnen hat. Und diese Aufgabe dürfte nicht leicht seyn. Bald schien es als ob der Schwerpunkt seiner Meisterschaft in dem Force- und Grotesque-Genre läge, denn seine Sprünge, Elevationen, Entreschats u. s. w. sind unübertrefflich; sobald der junge Künstler jedoch in seriösen und graciösen Pas sein Talent entfaltete, erschien er auch hier als Meister. Dennoch möchten wie in dem erstgenannten Genre die meiste Individualität der Form finden, zumal da Hr. Fenzl hier eine Virtuosität zeigte, die wir in diesem Grade weder bei den heimischen Künstlern des königl. Ballets, noch bei den renommirtesten Gästen gesehen haben. Fortwährender Applaus und mehrmaliger Hervorruf ehrten und ermuthigten die talentvollen reizenden Geschwister, in deren Ensemble beim Pas de Manteau u. s. w. jene innere sympathetische Uebereinstimmung sich kundgab, welche bei dem künstlerischen Zusammenwirken von Geschwistern und Gatten etc. der Kunstleistung in der Regel einen besondern und wohlthuenden Reiz verleiht. (Aus der Kreuzzeitung). E.
Allgemeine Zeitung Nr. 110. Mittwoch, den 20. April 1853.
Fünfundzwanzigjähriges Dienstjubiläum
des Herrn
Franz Fenzl,
erster Solotänzer am Königl. Theater.
Der erste November d. J. gestaltete sich zu einem sehr festlichen für Herrn Fenzl, denn an diesem Tage vor 25 Jahren begann sein Engagement am hiesigen Königl. Theater. – Eine Deputation, bestehend für das Ballet aus der Direktrice Frau Grahn-Young und den meisten Mitgliedern desselben, für die Oper aus Herrn Regisseur Brulliot und für das Schauspiel aus Herrn Regisseur Richter, überbrachten dem Jubilar unter feierlichen Ansprachen Angebinde der verschiedenen Branchen zu seinem Ehrentage, und zwar einen werthvollen silbernen Pokal, ein paar sehr schöne silberne Leuchter und von den Eleven der Königl. Tanzschule einen silbernen Blumenkorb mit Rosenknospen. Tief gerührt von der ihm bewiesenen Liebe und Anerkennung dankte Herr Fenzl mit Thränen im Auge.
Erst am einundzwanzigsten November, als am Tage des erstmaligen Auftretens, wurde dem Jubilar die Gelegenheit, die Feier seiner 25jährigen Wirksamkeit auf der Königl. Bühne auch öffentlich zu begehen. Die Allgemeine Zeitung sagt darüber:
»Der Regisseur des Ballets an der Hofbühne feierte mit dem heutigen Tage sein 25jähriges »Tänzer«-Jubiläum, und es mag interessant sein, ein paar kurze Notizen über dessen Leben hier folgen zu lassen. Herr Franz Fenzl, der Jubilar, der Sohn des k. Balletmeisters Joh. Fenzl, ist geboren 1832 zu Wien. Schon mit drei Jahren betrat er die Bühne am Leopoldstädter Theater daselbst und wirkte bereits mit in den dort veranstalteten Pantomimen seines Vaters bis zum Jahre 1843. Noch in diesem Jahre machte der Vater eine größere Kunstreise durch Deutschland und Frankreich, die von größtem Erfolge gekrönt war, und wobei sich der junge Franz, der nur ungern von Wien gelassen wurde, seine ersten auswärtigen Lorbeeren errang. Schon im Jahre 1845 wurde Franz Fenzl, im dreizehnten Jahre stehend, als erster Solotänzer im königl. Theater zu Stuttgart engagirt; 1848 erhielt derselbe in gleicher Eigenschaft ein Engagement an hiesiger Hofbühne. Nur auf kurze Zeit ging er im Jahre 1851 nach Paris, um unter Balletmeister St. Léon seine höhere Ausbildung zu erlangen, und bald darauf als stets gern gesehenes Mitglied an der hiesigen Hofbühne wieder bis heute zu wirken. Der reiche Beifall, die Blumenspenden, mit welchen der Jubilar gestern Abend in Adams Ballet »Gisella« von dem zahlreich erschienenen Publikum ausgezeichnet wurde, sowie die sonstigen Auszeichnungen von nahe und fern, welche er heute erhalten, mögen ihm ein Beweis dafür sein.«
Vor Beginn der Vorstellung hatten sich Deputationen von Gesellschaften, deren Mitglied der Gefeierte ist, in der festlich geschmückten Garderobe eingefunden und überreichten demselben im Namen der Gesellschaften prächtige Lorbeerkränze, deren außerdem nebst vielen Blumenbouquets schon eine Menge von den Collegen und Freunden eingelausen waren. – Den Schluß der Jubiläumsfeierlichkeiten für Herrn Franz Fenzl aber machte ein glänzend arrangirtes Fest der Gesellschaft »Hölle«, dem ein gleiches kaum an die Seite gestellt werden kann, denn die Beweise der Freundschaft und herzlichen Theilnahme, welche dem Jubilar von allen Mitgliedern und geladenen Gästen hier entgegengebracht wurden, müssen dem Gefeierten eine ewig bleibende Erinnerung sein.
Almanach der königlichen Hof-Theater zu München für das Jahr 1873. München, 1874.
Nur auf diesem Wege.
Heute Mittag entschlief sanft, im Frieden mit Gott, nach langem, schweren, mit Standhaftigkeit ertragenen Leiden unser guter Vater und Großvater
Herr Franz Fenzl
Kgl. Hofballettmeister i. P.
Inhaber der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft.
München, den 22. Juni 1918.
Amalienstr. 79/II
Die trauernden Kinder und Enkel
Die Beerdigung findet statt am Montag, den 24. Juni nachm. 3¾ Uhr im neuen südl. Friedhofe, die hl. Seelenmesse am Dienstag, den 25. Juni vormittags 9 Uhr bei St. Ludwig.
Von Beileidsbesuchen bittet man abzusehen.
Münchner Neueste Nachrichten Nr. 312. Sonntag, den 23. Juni 1918.
Lokales
München, 23. Juni
Hof- und Personalnachrichten
Hofballettmeister a. D. Franz Fenzl ist, wie bereits kurz gemeldet, am Samstag dahier nach langem schwerem Leiden im hohen Alter von nahezu 87 Jahren verschieden. Er war 1831 zu Wien geboren als Sohn des Pantomimenmeisters Johann Fenzl am dortigen Carltheater, der sich durch sein Kinderballett einen angesehenen Namen gemacht hatte; 1842 kam er mit demselben auch an die Münchner Hofoper und hatte hier großen Erfolg. 1848 wurde Johann Fenzl als Ballettmeister für die Münchner Hofoper engagiert, gleichzeitig auch sein Sohn, der 17jährige Franz als erster Tänzer, sowie seine beiden Töchter Auguste als muntere Liebhaberin und Sophie als erste Tänzerin. Der alte Fenzl trat 1861 in Pension. Franz Fenzl rückte 1869 zum Ballettregisseur und Lehrer der Perfektionsschule vor und übernahm nach dem Rücktritt der Ballettdirektrice Lucile Grahn-Young im Herbst 1874 die Leitung des Balletts, um dessen Ausbildung er sich hohe Verdienste erwarb. 1891 trat er von seinem Posten zurück und in Pension; er lebte dann meist in Aibling. Neben seiner Thätigkeit als Ballettmeister war er noch Lehrer für Anstandslehre, Tanzen und Fechten an der Akademie der Tonkunst. Der Verstorbene war ausgezeichnet mit der Ludwigsmedaille für Kunst und Wissenschaft.
Münchner Neueste Nachrichten Nr. 313. Montag, den 24. Juni 1918.
Münchner Tagesneuigkeiten
München, 24. Juni
Ein ehrendes Grabgeleite wurde im gleichen Friedhof [Südfriedhof] dem Hofballettmeister a. D. Franz Fenzl zuteil. Die Einsegnung vollzog das Pfarrgeleite von St. Ludwig. Im Grabschmuck waren Kranzspenden des Königs und der Königin, der Prinzen Ludwig Ferdinand und Alfons, der Fürstin Adelgunde von Hohenzollern, der Prinzessinnen Hildegard, Helmtrud und Wiltrud, von Ernst und Anna v. Possart, eines Freundeskreises und einer Kegelgesellschaft zu bemerken.
Generalanzeiger der Münchner Nachrichten Nr. 315. Dienstag, den 25. Juni 1918.
Münchner Tagesneuigkeiten
München, 25. Juni
Bestattungen. — Wie uns nachträglich mitgeteilt wird, ließen am Grabe des Hofballettmeisters Franz Fenzl auch noch Kronprinz Rupprecht und Prinz Karl Kränze niederlegen. Von Bad Aibling und aus Reichenhall waren ebenfalls reiche Blumenspenden gekommen. Das Königspaar hatte ein huldvolles Telegramm an die Hinterbliebenen geschickt.
Münchner Neueste Nachrichten Nr. 317. Mittwoch, den 26. Juni 1918.
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† 18.1.1873 (München), 65 Jahre alt
Hofballettmeister
Todes-Anzeige.
Mit schmerzlicher Wehmuth erfüllen wir die traurige Pflicht, unsern Verwandten und Freunden das heute um halb 1 Uhr erfolgte Ableben des Herrn
Johann Fenzl,
pens. kgl. Hofballetmeisters und Lehrers des kgl. Cadettencorps,
anzuzeigen.
Er starb nach schweren Leiden, versehen mit den heil. Sterbesakramenten, ergeben in den Willen Gottes im 66. Lebensjahre.
München, den 18. Januar 1873.
Die tiefgebeugte Gattin:
Jeanette Fenzl,
im Namen sämmtlicher Verwandten.
Die Beerdigung findet Montag den 20 Januar Nachmittags halb 4 Uhr vom südlichen alten Leichenhause aus und der Gottesdienst Mittwoch den 22. ds. Vorm. 10 Uhr in der St. Ludwigspfarrkirche statt.
Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik 19-20. München; Sonntag, den 19. Januar 1873.