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40 – 1 – 8 (Poppel)

Ω

Tafel

Eugenie Poppel
geborne Erdinger
geb. am 6. Aug. 1842, gest. am 31. März 1907.
Dr. med. Johann Poppel
prakt. Arzt
geb. am 24. Juli 1838, gest. am 26. Januar 1914.

Inschrift

¿ Poppel
¿ Kupferstecher
¿ am 14. Mai 1807, gest. am 6. August 188¿
Sophie Poppel
geborne Albrecht
geb. am 15. Juni 1807, gest. am 6. Juni 188¿

Ω

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Johann Gabriel Friedrich Poppel

* 14.5.1807 (Hammer/Nürnberg)
† 6.8.1882 (Ammerland)
Architekturzeichner, Kupferstecher, Landschaftsmaler und Radierer

Allgemeine Zeitung (12.8.1882)

Verschiedenes.

(Todesfälle.) Am 6 Aug. starb in Ammerland am Starnbergersee im 76. Lebensjahre der ehemalige Kupferstecher Johann Gabriel Friedrich Poppel. Derselbe war im Jahre 1807 zu Lauf am Holz bei Nürnberg geboren, begann seine Studien unter dem Kupferstecher Johann Martin Friedrich Geißler in Nürnberg und setzte sie dann von 1829 an zu Karlsruhe unter der Leitung des großherzogl. Gallerie-Directors Karl Frommel namentlich im Stahlstich fort. Nach wiederholtem Aufenthalt zu London nahm er seinen Wohnsitz zu Nürnberg. Von dort siedelt er 1846 nach München über, wo er noch eine lange Reihe von Jahren wirkte. Seine Hauptstärke war der Stich im Landschafts- und Architekturfach.

Allgemeine Zeitung Nr. 224. Augsburg; Samstag, den 12. August 1882.

Allgemeine Zeitung (8.10.1882)

Nekrologe Münchener Künstler.

XXV.

Johann Gabriel Friedrich Poppel, als Sohn eines Rentenverwalters zu Hammer bei Nürnberg, am 14 Mai 1807 geboren, kam früh verwaist, in seinem 14. Jahr zu dem Kupferstecher Joh. Martin Friedrich Geißler, bildete sich dann weiter bei Karl Frommel in Karlsruhe (1829 ff.), welcher den jungen Künstler auch zur Reise nach England veranlaßte. Nach einem siebenmonatlichen Aufenthalte zu London (im Winter 1831 auf 1832), welches damals als die Hochschule der graphischen Künste galt, kehrte Poppel nach Karlsruhe zurück, verheirathete sich im folgenden Jahre mit Sophia Albrecht aus Rothenburg, übersiedelte 1834 nach Nürnberg und 1838 nach München. Von hier unternahm Poppel außer vielen kleineren Fahrten durch Deutschland, von welchen er immer sehr liebenswürdige Städte-Ansichten und Aufnahmen zurückbrachte, noch eine zweite Reise (1841) nach London, wo er dießmal jedoch nur sechs Wochen verweilte, um im Interesse seines Faches alles Neuere einzusehen.

Mit außerordentlichem Fleiße lieferte der wirklich unermüdliche Mann eine Anzahl von Stichen, in welchen sich vorwiegend ein malerischer Zug, der damals großes Aufsehen erregende sogenannte »englische Effect« bewährte. Zu Poppe'ls größten Arbeiten gehören zwei Blätter nach Cornelis du Sart, (44x36 Centimeter) eine Ansicht des Schlosses Hohenschwangau (nach Quaglio, eine »Waldgegend« mit der Staffage des damals beliebten und neuerdings wieder aufgewärmten »Mazeppa.« Er hielt diese Blätter, womit er seinen Künstlernamen begründete, sehr hoch. Dazu kam noch eine Ansicht des Kölner-Doms in seiner Vollendung, nach S. Boisserée's Restaurations-Idee (1841) gezeichnet von Ed. Gerhardt (München und Stuttgart bei Cotta, später auch in Guhl und Caspars »Denkmäler der Kunst.« Taf. CXXI.), und ein vom Frauenthurm aus aufgenommenes »Panorama von München« (1843).

Am bekanntesten aber machte sich Poppel durch eine Unzahl von malerischen Städtebildern, welche er, bald mit Hülfe seiner Schüler, erst für Lange in Darmstadt, dann für die mit M. Kurz begründete eigene Firma, für G. Franz in München und viele andere Verleger ausführte. Dazu gehören in erster Reihe die auch von Poppel nach der Natur gezeichneten »Malerischen Ansichten aus Nürnberg« (mit Text von Dr. J. Ch. E. Lösch), welchen damals Franz Kugler im »Museum« 1835 Nr. 3 eine ausführliche Besprechung widmete, welche später sogar in dessen gesammelte Schriften (1854 III, 112) überging. Eine Menge Blätter, meist nach Ludwig Lange's Zeichnungen, arbeitete Poppel zu den »Original-Ansichten der historisch merkwürdigsten Städte in Deutschland,« welche bei Lange in Darmstadt 1837 bis 1864 in 16 Quart-Bänden erschienen. Gleichzeitig kam ein »Großherzogthum Hessen in malerischen Original-Ansichten seiner interessantesten Gegenden, merkwürdigen Städte, Badeorte, Kirchen und Burgen u. s. w. aus alter und neuer Zeit« (Darmstadt, 1842 bis 1849 bei G. G. Lange, in zwei Bänden, mit Text von Dr. Karl Wagner), welchem ein ähnliches »Großherzogthum Baden« (mit Text von Dr. Eugen Huhn, Darmstadt 1842 bis 1850) zur Seite ging. Darauf folgte ein gleiches Werk über die Schweiz und ein »Königreich Preußen,« endlich das »Malerische Bayern« (München, 1843 bis 1854 in drei Bänden, bei G. Franz). Aus diesen genannten Werken lösten sich dann wieder eigene handsam und hübsch ausgestattete Separat-Ausgaben über einzelne Städte, wie »Berlin,« »Potsdam,« »Salzburg,« »Hamburg« (sämmtlich im Verlag von I. Poppel und M. Kurz), wozu neuer Nachwuchs mit »Venedig,« »Neapel« u. s. w. nachkam. Da Poppels Hand natürlich nicht ausreichte, so bildete er sich zahlreiche Schüler, wie Jobst Riegel, Kolb, M. Kurz, J. Richter, Hablitscheck und viele Andere, von denen die Meisten später sich selbständig machten; indessen füllten sich die Lücken bald wieder und es gab frischen Nachwuchs. Das Drängen der Auftraggeber und das Gelingen der eigenen Unternehmungen verleiteten bald zu einer Theilung der Arbeit, wonach die jungen Leute einander in die Hände arbeiteten und der eine das Landschaftliche, der andere das Architektonische, ein dritter die bisweilen sehr hübschen meist aber unbeholfenen Staffagen zu liefern hatten, während der Meister schließlich das mitunter flüchtige »Ueberarbeiten und Zusammenstimmen« sich vorbehielt. Leicht begreiflich ging dabei auch viel leichte Fabrikarbeit in die Welt. Viele mit seinem Namen bezeichneten Platten, wurden von industriösen Verlegern noch ausgedruckt, breitgequetscht und unbarmherzig wieder aufgelegt.

Einträglich war das Geschäft, und Poppel brachte es zu schönem Vermögen. Schließlich verabschiedete er seine Schüler und machte die Ausführung des architektonischen Theils von Dr. Ernst Försters »Denkmale deutscher Kunst,« welche (Leipzig bei Weigel) 1855 bis 1869 in zwölf prachtvollen Folianten erschienen, wozu Poppel an 50 Platten gestochen hat, welche fast alle auch in das vom gleichen Autor und Verleger herausgegebene populäre Lieferungswerk: »Deutsche Kunst in Bild und Wort« (Leipzig bei T. D. Weigel. 1879.) übergingen. Bald darauf legte er wegen Kränklichkeit Grabstichel und Radirnadel nieder und beschäftigte sich nur mit Zeichnen. Er genoß das Familienglück und freute sich seiner Söhne, deren zwei als Pfarrer im Weinberge des Herrn arbeiteten, indeß der dritte, ein vielgesuchter praktischer Arzt dem Vater die Leiden des Alters zu lindern suchte. Als glaubensfreudiger bibelfester Lutheraner ging er auf seinem Landhause zu Ammerland am Starnberger See, wo er alljährlich die Sommerfrische genoß, fröhlich und sanft am 6 August aus dieser Welt, deren Schönheit darzustellen er Zeitlebens redlich bemüht gewesen.

Allgemeine Zeitung Nr. 281. München; Sonntag, den 8. Oktober 1882.



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