Ω
Portraitrelief
Dr. Carl von Halm
Direktor der k. Staatsbibliothek,
Universitäts-Professor,
Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
geb. 5. April 1809, gest. 25. August 1868.
Linke Spalte
Dr. Marc. Joseph Müller,
Universitäts-Professor
und Akademiker,
geb. 3. Juni 1809, gest. 28. März 1874.
Dr. Theodor Riedel,
k. Stabsarzt,
geb. 29. Nov. 1829, gest. 2. Januar 1881.
Herrmann Müller,
Gymnasial-Professor
geb. 5. März 1821, gest. 2. Aug. 1891.
Rechte Spalte
Richard Halm,
Oberingenieur,
geb. 17. Januar 1843, gest. 26. Sept. 1896.
Carl Halm,
Direktor des Eisenwerks
Hirschau,
geb. 30. März 1841, gest. 7. Mai 1898.
Josef Halm,
Dipl. Ingenieur,
geb. 22. Sept. 1880, gest. 12. Juni 1923.
Ω
Halm, Josef; 22.9.1880 – 12.6.1923; Diplomingenieur
Halm, Karl; 30.3.1841 – 7.5.1898; Direktor des Eisenwerkes Hirschau
Halm, Karl Felix von, Dr. phil.; 5.4.1809 (München) – 5.10.1882 (München); Altphilologe, Universitätsprofessor und Direktor der Bayerischen Staatsbibliothek
Halm, Karl von, Dr.; 5.4.1809 – 25.8.1868; Direktor der königlichen Staatsbibliothek
Halm, Richard; 17.1.1843 – 26.9.1896; Oberingenieur
Müller, Hermann; 5.3.1821 – 2.8.1891; Gymnasialprofessor
Müller, Markus, Dr.; 3.6.1809 (Kempten) – 28.3.1874 (München); Philologe
Riedel, Theodor, Dr.; 29.11.1829 – 2.1.1881; Königlicher Stabsarzt
|||
* 5.4.1809 (München)
† 5.10.1882 (München)
Altphilologe, Universitätsprofessor und Direktor der Bayerischen Staatsbibliothek
Bayerische Chronik.
München, 7 Oct.
(Begräbniß Halms.) Nur selten versammelt sich vor dem Leichenhause des südlichen Friedhofes eine so reiche Zahl von Männern der Wissenschaft, als dieß heute Nachmittags 4½ Uhr der Fall war. Galt es doch auch einem Manne das letzte Geleite zu geben, den die gelehrte Welt, die lehrende wie die lernende, mit Ueberzeugung und Stolz einen Meister der classischen Philologie nennt, wie es wenige gibt, einen Forscher, wie er kaum übertroffen, einen Lehrer, der schwer zu ersetzen. Als Hauptleidtragende folgten die drei Söhne des Verstorbenen dem Sarge, der mit Kränzen überdeckt war; unter der großen Menge der ihnen Folgenden bemerkten wir vor Allem den Rector magnificus und die Vertreter der vier Facultäten der Universität München in Amtstracht, die der Theologen repräsentirt durch Stiftsprobst Dr. v. Döllinger, Deputationen der städtischen Collegien, der Ministerien, der Officiercorps der hiesigen Regimenter und eine lange Reihe von Männern, die dem Verstorbenen theils als Schüler, theils als Collegen und Freunde näher gestanden. Den religiösen Act der Feierlichkeit versah, dem Bekenntnisse des Verlebten entsprechend, der altkatholische Pfarrer Gatzenmeier. Nachdem die Leiche eingesenkt und ein kurzes Gebet gesprochen, richtete derselbe die folgenden Worte an die Versammelten: »Ernst ist die Stätte, ernst ist die Stunde. Drei Söhne stehen mit uns am offenen Grabe ihres Vaters: es ist der Director der kgl. Hof- und Staatsbibliothek und Universitätsprofessor Dr. Karl Felix v. Halm. Im 74. Lebensjahre ist er aus dem Lande der Zeitlichkeit geschieden. Seine irdische Hülle ruht nun neben der seiner Gattin Caroline, die ihm 1868 im Tode vorangegangen ist. Sie war eine Schwester des im Jahre 1874 gestorbenen Orientalisten Müller, dessen sterblich Theil ebenfalls in diesem Grabe seine Ruhestätte gefunden. Ueber den äußeren Lebensgang des Mannes, dem wir jetzt die letzte Ehre erweisen, nur wenig Worte. Im Leben des Entschlafenen tritt die Jahreszahl 9 in bemerkenswerther Weise hervor. 1809 am 5 April ward Karl Halm als der Sohn eines Kunsthändlers in München geboren. Die Jahre seiner Jugend verlebte er in seiner Vaterstadt. Seine persönliche Neigung zog ihn zu den humanistischen Studien hin. Mit eiserner Willensstärke durchbrach der begabte und fleißige Jüngling die hemmenden Schranken, die ihn umgaben. Unter dem vorwiegenden Einfluß des berühmten Philologen Friedrich Thiersch widmete er sich dem eifrigsten Studium der classischen Philologie. Im Alter von 21 Jahren bestand er mit glänzendstem Erfolge das Staatsexamen. Als er sodann mehrere Jahre am hiesigen sog. alten Gymnasium als Lehrer gewirkt, kam er 1839 als Lycealprofessor nach Speyer. Von da wurde er ans Gymnasium zu Hadamar in Nassau berufen. Aber auch auf ihn übte die heimathliche Erde ihren bestrickenden Zauber aus. 1849 kam er als erwählter Rector des neu errichteten Maxgymnasiums wieder nach München, wo er seitdem bis an seinen Lebensabend in verschiedenen Stellungen thätig war: als Leiter des Maxgymnasiums, als Universitätsprofessor, als Director der kgl. Hof- und Staatsbibliothek. Halms Name war in Deutschland und über Deutschlands Gränzen hinaus berühmt. Und nun – stat magni nominis umbra, wie Lucanus in seiner "Pharsalia" sagt – er steht da, der Schatten eines großen Namens! Ja, der Verewigte hatte einen großen Namen, der fortleben wird im Gedächtniß der Mit- und Nachwelt, im dankbaren Andenken zahlreicher Schüler. Indeß steht es mir nicht zu, das Berufsleben, die gelehrte Thätigkeit, die wissenschaftliche Bedeutung des Entschlafenen zu würdigen. Meine Aufgabe ist es, die leidtragenden Söhne des Heimgegangenen zu trösten und ihre Herzen zu erheben. Trauernde Söhne! Ihr Vater hat auch die Werke des früh vollendeten Dichters Hölty herausgegeben. Gewiß bin ich der Dolmetsch Ihrer religiösen Gefühle, wenn ich am Grabe Ihres Vaters in Ihrem Namen die Worte wiederhole, welche Hölty am Grabe seines Vaters sprach:
»Selig alle, die im Herrn entschliefen!
Selig, Vater, selig bist auch du!
Engel brachten dir den Kranz und riefen,
Und du gingst in Gottes Ruh'.«
Hierauf trat Universitätsprofessor Dr. Bursian ans offene Grab und widmete in seiner Doppeleigenschaft als College und intimer Freund des Verstorbenen, den Manen Karl Felix Halms einen Nachruf, welcher der wissenschaftlichen Bedeutung Halms nach dessen dreifacher Eigenschaft als Forscher, Lehrer und Bibliothekar gerecht wurde. Wenige Augen blieben trocken, als Dr. Bursian des aufopfernden Freundschaftssinnes seines nun zu stiller Ruhe gebetteten Collegen gedacht, und ein Schluchzen der Wehmuth ging durch die Reihen selbst der ernsten Männer, die da am Grabe standen, als der Redner mit im Schmerze brechender Stimme, die drei Schäufelein Erde hinabwerfend, sprach: »Du lieber Freund, ruh' sanft!« Es bedurfte keines Glockengeläutes und keiner Grabmusik: weihevoller Ernst lag über dem Ganzen, und Wehmuth und Theilnahme umschlossen das Grab.
Allgemeine Zeitung Nr. 281. München; Sonntag, den 8. Oktober 1882.
Karl v. Halm.
Am 7. Oktober umstand ein großer Kreis von trauernden Freunden und Verehrern ein offenes Grab auf dem südlichen Friedhof zu München. Es waren die Ueberreste des königl. Professors und Direktors der Hof- und Staatsbibliothek Dr. Karl Felix v. Halm, die man dort zur Erde bestattete.
Karl v. Halm war am 5. April des Jahrs 1809 in München als der Sohn eines Kunsthändlers geboren und verlebte seine Jugendjahre in seiner Vaterstadt. Durch persönliche Neigung zu den humanistischen Studien hingezogen, widmete er sich unter dem vorwiegenden Einfluß des berühmten Philologen Friedrich Thiersch mit größtem Eifer dem Studium der klassischen Philologie und bestand im Alter von 21 Jahren mit glänzendem Erfolg die Staatsprüfung. Nachdem er mehrere Jahre hindurch ein Lehramt am sogen. alten Gymnasium zu München bekleidet, wurde er 1839 zum Lycealprofessor nach Speier befördert. Von dort folgte er einem Ruf an das Gymnasium zu Hadamar im Herzogthum Nassau.
Doch konnte er sich dem Zauber der Heimat nicht entziehen; seine Sehnsucht nach der geliebten Vaterstadt ward aber erst im Jahr 1849 gestillt, als ihn die bairische Staatsregierung an die Spitze des neuerrichteten Max-Gymnasiums in München stellte. Sieben Jahre später (1856) wurde Halm zum königl. Universitätsprofessor und Direktor der Hof- und Staatsbibliothek ernannt.
Karl v. Halm hat fast ein halbes Jahrhundert unablässig treu für die Verbreitung humanistischer und philologischer Bildung unter der Jugend gewirkt, und reicher Segen krönte sein Bemühen.
Nach drei Richtungen hin entwickelte der nun Heimgegangene eine ebenso umfassende wie fruchtbare Thätigkeit: als Forscher und Schriftsteller auf dem Gebiet der klassischen Alterthumswissenschaft, als Lehrer an verschiedenen Gymnasien und an der Hochschule und endlich als Leiter einer der ersten wissenschaftlichen Anstalten Baierns.
Halm’s Name ist in unvergänglicher Weise verknüpft mit dem des größten Meisters der römischen Redekunst, dessen Schriften er in geradezu mustergültiger Weise bearbeitet hat. Wenn seine bezüglichen Arbeiten sich eines »Weltrufs« erfreuen durften, so hatte das seinen Grund darin, daß Halm allen den Anforderungen vollauf genügte, welche die neuere Philologie an einen Bearbeiter stellt: sorgfältigstes Aussuchen und gewissenhafteste Verwerthung aller Hülfsmittel der Kritik, umfassende Kenntniß der Sprache nicht bloß, sondern auch des gesammten Culturlebens des alten Volks.
Und dieselben Eigenschaften bewährten sich bei Halm’s Bearbeitung anderer römischer Classiker. Sie waren es denn auch, welche die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien ihre Blicke auf Halm als einen der ersten werfen ließ, als sie beabsichtete, eine der strengen wissenschaftlichen Methode entsprechende Bearbeitung der lateinischen Kirchenväter zu veranstalten, und daß er als Mitarbeiter an der Fortsetzung der »Monumenta Germaniae historica« beigezogen wurde.
Halm war nicht ausschließlich Lateiner; seine frühsten Arbeiten hatten sich mit der alten griechischen Literatur beschäftigt, und er blieb ihr bis in seine spätern Lebensjahre hinein getreu, wie denn auch seine Kenntniß der Feinheit der griechischen Sprache und des Reichthums der griechischen Literatur hinter jener der römischen Literatur nicht zurückblieb. Dazu war er mit der Geschichte der gelehrten Studien wie nicht minder mit der schönen Literatur Deutschlands aufs innigste vertraut.
Als Lehrer wirkte Halm, bis körperliche Beschwerden, Abnahme des Gehörs und des Augenlichts es ihm unmöglich machten Auch als Leiter der Hof- und Staatsbibliothek in München hat sich Halm manches Verdienst erworben, namentlich durch seine außerordentliche Liberalität gegen Gelehrte des In- und Auslands und durch den unter seiner Oberleitung bearbeiteten Katalog der Handschriften der Bibliothek.
Halm, der durch Verleihung des Civilverdienstordens der bairischen Krone in den Adelstand erhoben worden war, hatte eine ihm 1868 im Tode vorausgegangene Schwester des berühmten Orientalisten Müller zur Gattin und hinterläßt drei Söhne. Im Jahr 1871 hatte er sich der altkatholischen Reformbewegung angeschlossen und stand bis zum Tode treu bei ihrer Fahne.
Karl Albert Regnet.
Karl Albert Regnet: Illustrirte Zeitung Nr. 2051. Leipzig, den 21. Oktober 1882.
Halm Karl Felix, Dr. phil., von, 1809 (München) – 1882, Altphilologe, Universitätsprofessor und Direktor der Bayerischen Staatsbibliothek; er war nach seinen Studien in München zunächst Gymnasialprofessor (in München, Speyer und Hadamar bei Limburg), kehrte 1849 in seine Münchner Heimat zurück, wurde 1856 Universitätsprofessor in Wien, von König Max II. aber in die gleiche Stellung und zugleich zum Direktor der Hof- und Staatsbibliothek nach München berufen; H. war als Latinist am bedeutendsten, zugleich auch ein hervorragender Lehrer (vom Altphilologen W. von Christ u. a.); um die Staatsbibliothek hat er sich durch Erwerb und Einordnung von Neuzugängen sowie durch Inventarisationen sehr verdient gemacht; er war auch Mitglied der BAkdW; nach dem 1. Vatikanischen Konzil schloß H. sich den Altkatholiken an.
Hauptwerke: Lectiones Lycurgeae, Griechisches Lehrbuch, Griechisches Elementarbuch (sehr oft aufgelegt), Über die Handschriftenkunde der ciceronischen Handschriften, Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Regiae monacensis.
© Dr. phil. Max Joseph Hufnagel: Berühmte Tote im Südlichen Friedhof zu München. Zeke Verlag; 4. Auflage. Würzburg, 1983.