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41 – 3 – 10* (Köstner)

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Das Grab ist nicht erhalten

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Mathias Köstner

* 5.1815
† 21.1.1888 (München)
Schauspieler

Bayerische Landbötin (21.11.1851)

Tagesbericht.

München, (Oeffentl. Kreis- u. Stadtgerichtssitzungen am 19. Nov.) Heute fanden zwei Verhandlungen wegen Ehrenkränkung durch die Presse statt. [...] Die zweite Verhandlung betraf die Klage des Theaterdirektors Johann Schweiger gegen den Schauspieler Köstner ebenfalls wegen Ehrenkränkung. Köstner war nämlich früher Mitglied des Auer Theaters, wurde auf irgendeine unangenehme Weise entfernt und ließ deshalb in Nro. 232 des Tagblattes einen »offenen Brief« an Joh. Schweiger einrücken, worin diesem »brotzen- und flegelhaftes Benehmen« vorgeworfen, das Engagement bei Joh. Schweiger als Zuchthausleben bezeichnet wird. Schweiger war hiedurch natürlich in seiner Ehre gekränkt, stellte Klage und wurde heute ebenfalls von Dr. Simmerl vertreten. Der Beklagte, welcher ohne Rechtsbeistand erschien, erklärte, daß er den fraglichen Artikel selbst verfaßt, nicht aber die Absicht gehabt habe, Hrn. Schweiger an seiner Ehre zu kränken; nach seiner (des Beklagten) Ansicht sei blos dann die Ehre eines Menschen angegriffen, wenn man ihn einen »Spitzbuben« oder »schlechten Kerl« nennt, (ein guter Begriff von Injurie). Vom klägerischen Vertreter wird geltend gemacht, daß der Aufsatz an und für sich Rohheit und Anmaßung enthalte, daß die einzelnen Ausdrücke das Gepräge des Gemeinen und Schimpflichen an sich tragen, und daß aus der Haltung des ganzen Artikels die Absicht hervorgehe, den Hrn. Direktor Joh. Schweiger an seiner Ehre tief zu verletzen. In gleichem Sinne äußerte sich Hr. Staatsanwalt, worauf Köstner der Ehrenkränkung im Polizeiübertretungsgrade für schuldig erkannt, zu 3 Tagen Gefängniß, 5 fl. Geldbuße und Tragung der Kosten verurtheilt wurde.

Bayerische Landbötin No. 278. München; Freitag, den 21. November 1851.

Augsburger Tagblatt (23.11.1851)

Vermischte Nachrichten.

München, 19. Nov. (Stadtgerichtssitzung). [...] Die darauf folgende Verhandlung: Theaterdirektor Joh. Schweiger gegen den Schauspieler M. Köstner wegen Beleidigung der Presse war sehr kurz. Der Vertreter des Klägers, Advokat Simmerl, bezeichnete ganz kurz einen groben in Nro. 232. des Tagblattes enthaltenen Artikel , worin die Worte »Flegel etc. etc.« vorkommen, als den Beschwerdepunkt. Der Angeklagte bekennt sich als den Verfasser, wiederholt unter dem fortwährenden Gelächter des Publikums mehrere Unbilden gegen den Kläger, und wird zu 3 Tagen Gefängniß, 5 fl. Geldstrafe und in die Kosten verurtheilt.

Augsburger Tagblatt No. 322. Sonntag, den 23. November 1851.

Münchener Bote für Stadt und Land (20.5.1882)

Hauptstadt-Neuigkeiten.
München, 19. Mai.

Der bekannte Schauspieler Mathias Köstner, eines der ältesten Münchener Bühnenmitglieder, feiert heute sein 50jähriges Schauspieler-Jubiläum im Binder-Theater, wo er in der Titelrolle des 4aktigen Wiener Lebensbildes »Der gute Isaak Stern«auftritt, welches zu seinem Benefize am genannten Tage gegeben wird. Köstner betrat die Schauspieler-Laufbahn vor 50 Jahren bei dem alten Joseph Schweiger in der Au, nahm dann Engagement bei dessen Nachfolgern in den »Drei Linden« und in der Au, hierauf beim Aktientheater und schließlich an Binder's Volkstheater. Wir wünschen einen recht zahlreichen Besuch der Jubiläums-Benefiz-Vorstellung.

Münchener Bote für Stadt und Land No. 119. Samstag, den 20. Mai 1882.

Neueste Nachrichten (13.5.1883)

Schauspieler M. Köstner sucht Verdienst als Vorleser oder in Gesellschaften etc. als Deklamator.

Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger No. 133 & 134. Sonntag, den 13. Mai 1883.

Münchner neueste Nachrichten (24.1.1888)

Lokales

Der ehemalige Schauspieler, Herr Mathias Köstner, eine stadtbekannte Persönlichkeit, ist Samstag Nachts dahier gestorben. Köstner, geboren im Mai 1815, hat die Licht- und Schattenseiten seines Berufes vollauf kennen gelernt. Er war Mitglied beider Schwaiger-Theater und darnach 20 Jahre lang bei Eduard Binder in Ingolstadt und München engagirt, aus welchem Verhältnis er im Mai vor. Jrs. schied. Vor vier Jahren feierte er sein fünfzigjähriges Bühnenjubiläum als »Isak Stern«. Sein Lebensabend war nichts weniger denn ein freundlicher. Der Tod erlöste ihn von längeren Leiden.

Münchner neueste Nachrichten No. 38. Dienstag, den 24. Januar 1888.

Bayerischer Kurier (25.1.1888)

Tages-Neuigkeiten.

Ein Nestor der Bühne †. Eine wohl fast allen Münchenern bekannte Persönlichkeit, Schauspieler Mathias Köstner, der alte Köstner gemeinhin genannt, ist Samstag Nachts im Krankenhause an Altersschwäche im 74. Lebensjahre gestorben. Köstner zählte zu den beliebtesten Mitgliedern des Schwaigertheaters in der Au, wie er auch über 20 Jahre unter der Direktion des ihm im Tode vorangegangenen Theaterdirektors Eduard Binder in Ingolstadt und München ein gern gesehenes Bühnenmitglied war. Am 19. Mai 1882 bewilligte ihm Direktor Binder anläßlich seines 50jährigen Bühnenjubiläums eine Benefizvorstellung, zu der sich Köstner das Berg'sche Lebensbild »Der gute Isak Stern« wählte und in der Titelrolle einen wirklichen Triumph errang. Er blieb auch fernerhin noch dem Bindertheater treu, wo er noch immer, wenn auch manchmal mit Anstrengung, zur Zufriedenheit des Publikums spielte und sich mitunter auch noch in größeren komischen Rollen, wie Moses Gamsel in »Rosza Sandor« und Käsperle in »Teufelsmühle am Wienerberg« mit Erfolg versuchte, bis er vergangenes Jahr, Mitte Mai, aus dem genannten Theater ausschied. Als für die Münchener gewiß zur Seltenheit zählend, ist zu erwähnen, daß Köstner seit seinem 17. Lebensjahre nie Bier trank und sich größtentheils von Kaffee nährte. Die vielen Freunde und Gönner werden ihm ein gutes Andenken bewahren. Die Beerdigung findet heute Dienstag Nachmtttag 3½ Uhr auf dem südlichen Friedhofe statt.

Bayerischer Kurier No. 25. München; Mittwoch, den 25. Januar 1888.

Münchner Neueste Nachrichten (25.1.1888)

Lokales.
München, 24. Januar.

(Die Beerdigung des ehemaligen Schauspielers Herrn Köstner) fand heute Nachmittag unter zahlreicher Betheiligung, namentlich früherer Kollegen und Kolleginnen des Verstorbenen, im südlichen Friedhofe statt. Der amtirende Geistliche schilderte den Lebensgang nach den in unserem letzten Morgenblatte mitgetheilten Daten und verglich, daran anknüpfend, das Leben mit einem Schauspiele, in welchem Jeder trachten möge, seine Rolle so gut durchzuführen, daß er dem Fallen des Vorhanges getrost entgegensehen könne.

Münchner Neueste Nachrichten No. 40. Mittwoch, den 25. Januar 1888.

Münchner Neueste Nachrichten (26.1.1888)

Lokales.
München, 25. Januar.
Vermischte Nachrichten.

(† Der alte Kästner.) Wer hat ihn nicht ein und das andere Mal langsam seine Straße humpeln sehen und hat selber einen Augenblick Halt gemacht, um der Münchner Spezialität nachzuschauen, die nun zu ihren zahlreichen Vorfahren heimgegangen ist. Sein ganz einziges Tartarengesicht mit den scharfgeschnittenen Zügen, der mächtigen Komödiantennase und den vom harten Leben tief ausgehöhlten Backen war ja charakteristisch genug, um schon nach einmaligem Anblick dauernd im Gedächtniß zu haften. Dabei steckte das nie erlöschende Pfeifchen als steter Begleiter im herabgezogenen Mundwinkel und die grauen frischen Augen sahen Dich ungenirt forschend an oder wunderten sich über irgend eine großstädtische Neuheit, die zu Schwaiger's Zeiten weder diesseits noch jenseits der Isar zu finden gewesen. Immer aber hatte der ehrwürdige Alte noch irgend etwas an sich, das den Mimen verrieth, die Koketterie des Künstlers mit dem Publikum kennzeichnete. Bald war es der weiße tiefhängende Mantel mit dem rothen Halstuch, die beide, wenn Köstner auf dem Tramwaywaggon stand, allseitig bemerkt wurden, dann ging er im Sommer in flottem Sammtjaquet und hellen Gamaschen, ein drittes Mal war eine flatternde Kravatte vorgebunden, ein ander Mal erschien er in Stulpstiefeln mit klirrenden Sporen – kurz und gut, fast jedes Kind kannte ihn und stieß sich an: »Schau das ist der alte Köstner!«, und halb Mitleid, halb Bewunderung war es, das aus den Blicken der Nachschauenden folgte, ohne daß er, ein echter Bühnenheld, sich darum gekümmert hätte. Aber auch er selbst blieb, unverbittert von seinem halbhundertjährigen, an Mißgeschick reichen Komödiantenthum, seinen Mitmenschen Freund und war überall dabei, wo in München etwas los war: Beim Magdalenenfest wie beim Oktoberrennen, bei einem Opernjubiläum wie im Redoutensaal, wo er den invaliden Frack sorgfältig gebürstet, die weiße Binde über der eingesunkenen Brust, leise lächelnd inmitten des Gewirres stand und sich seine Gedanken machte über Einst und Jetzt. Dabei war er, selbst ein prächtiges Stück Altmünchen, ein besonderer Kenner, Sammler und Händler von Alterthümern und gar oft sah man ihn vergnügt und schneller als sonst seines Weges humpeln mit einem verrosteten Stück Harnisch, einem abenteuerlichen Schwert, einem anmuthigen Spinnrad in der Hand. Alter, wackerer Veteran, nun hat Dir selbst die Parze den Lebensfaden abgeschnitten! Ein an Entbehrung und Kampf selten reiches und doch an stillem Glück vollgewichtiges Leben hat geendet – schlaf sanft und gut in friedlicher Münchener Erde; die Dich verstanden haben, werden Dich in Ehren halten.

Münchner Neueste Nachrichten No. 42. Donnerstag, den 26. Januar 1888.

Münchner Neueste Nachrichten (19.2.1888)

Freunden und Gönnern des unlängst verstorbenen

Schauspielers
Mathias Köstner

diene zur Notiz, daß Dienstag den 21. Febr. Vormittags 9 Uhr in d. Frauenkirche am Benno-Altar eine hl. Messe gelesen wird, wozu höflichst einladet

Dr. E.

Münchner Neueste Nachrichten No. 81. Sonntag, den 19. Februar 1888.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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