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Das Grab ist nicht erhalten
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* 1790 (Thüringen)
† 26.6.1868 (München)
Portraitmaler und Porzellanmaler
Bräutigam, Johann Jakob, Portrait- und Porzellanmaler, geb. 1790 in Thüringen, † 28. Juni 1868 in München, machte 1814 den französischen Feldzug als Grenadier mit, widmete sich in München der Portrait- und Porzellanmalerei und wurde dort Inspektor einer Porzellanfabrik. Sein Hauptwerk ist das mit griechischen Landschaften geschmückte Hochzeitsservice des Königs Otto von Griechenland.
Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Frankfurt am Main, 1895.
München, 28 Juni. Heute wurde der Maler Joh. Jak. Bräutigam in lautloser Stille, fast ohne alle Betheiligung der Kunstgenossen, begraben. Wer wußte noch von ihm? Bekannte ja selbst der Redner am offenen Grabe daß ihm nichts von dem Leben dieses Mannes kund geworden. Und doch hatte derselbe ehedem einen guten Namen gehabt, und war bei hohen Potentaten im goldenen Sonnenschein der Gnaden gestanden. Somit sei ihm hier ein Kranz der Erinnerung auf das einsame Grab gelegt. Geboren 1790 in einem Flecken des Thüringer Waldes als armer Leute Kind, kam der talentvolle Knabe in eine dortige Porcellanfabrik, wo er diese Malerei nothdürftig erlernte, bald aber weiteren Unterricht und Ausbildung zu Ballenstädt von einem Weimar'schen Hofmaler erhielt. Nachdem er als Grenadier den französischen Feldzug durchgeamcht und decorirt zurückgekehrt war, wurde er von der damaligen Kronprinzessin Therese (welche den Künstler schon am sächsischen Hofe kennen gelernt hatte) nach München gezogen wo er einer der ersten Protestanten war die hier Aufnahme fanden. Außer dem Porträtfach übte Bräutigam hier die Porzellanmalerei und begründete eine eigene Anstalt, welche bald so in Blüthe und Ruf kam, daß er (nach dem Abgang des verdienten Christian Adler) die oberste Leitung als Inspector und Obermaler an der k. Porcellanmanufaktur erhielt.Ein mit großen griechischen Landschaften prachtvoll ausgestattetes Hochzeitsservice für König Otto brachte unserem Maler eine neue großartige Bestellung für Kaiser Nikolaus ein – Arbeiten welche damals mit allgemeiner Auszeichnung genannt und als glänzende Producte der Münchner Kunst den Ruhm dieser Anstalt weithin trugen. Später in den verdienten Ruhestand versetzt (sein Nachfolger war Eugen Neureuther) überließ sich Bräutigam ganz seiner längst gehegten Vorliebe für die Glasmalerei. Seine alten Freunde und Genossen traten einer nach dem andern ins Grab; die nie verheirathet gewesene Mann fühlte sich verlassen und allein; der Pflege wegen kaufte er sich in das Elisabethenspital, wo er, vöölig verschollen und vergessen, seine Tage am 26. d. beschloß. Sein künstlerischer Nachlaß kam vorerst in die Humplmayr'sche Kunsthandlung (H. Wimmer). Einzig sein Neffe, der geachtete Cartonzeichner und Maler August Bräutigam, stand an seinem Grab, und erwies ihm mit wenigen Bekannten die letzte Ehre.
Allgemeine Zeitung Nr. 182. Augsburg; Dienstag, den 30. Juni 1868.