Inhalt | Register | |



42 – 6 – 20·21 (Laur)

Ω

Dr. Eugen Laur
Professor,
geboren 11. Februar 1825,
gestorben 31. August 1896.
Frau Katharina Laur
geb. Kappel,
geboren 9. November 1842,
gestorben 28. März 1923.

Ω

|||

Prof. Dr. phil et jur. Eugen Laur

* 11.2.1825 (Breslau)
† 31.8.1896 (München)
Privatdozent und Schriftsteller

Zeitschrift für Bücherfreunde (8/1902)

Die erste französische Ausgabe von Heines Werken.
Von Professor Dr. Eugen Laur (†) in München.

Vorbemerkung.

Der nachstehende Aufsatz hat eine eigentümliche Vorgeschichte. Der Verfasser desselben, Professor Dr. Eugen Laur (gest. 31. August 1896 in München), war ein grosser Verehrer von Heine und hat mancherlei persönliche Beziehungen, wenn auch nicht direkt zum Dichter selbst, so doch zu verschiedenen Persönlichkeiten gehabt, die Heine nahe standen. So wusste er manches, was anderen unbekannt geblieben ist Er besass Autographen von Heine, sogar Nachträge zu seinen »Reisebildern«, von denen einer durch die Güte der Witwe in meinen Besitz gelangt ist und als Faksimile in meinem Buch »Heinrich Heine. Aus seinem Leben und aus seiner Zeit« (Leipzig 1899) veröffentlicht werden konnte. [1] Ausserdem hat er, und dieses wird wohl zum ersten Male öffentlich bekannt, die sehr wichtigen Briefe Heines an Moses Moser 1862 bei Otto Wiegand in Leipzig herausgegeben. Ferner hat er dem ersten Biographen Heines, Adolf Strodtmann, mehrere andere Briefe für dessen Sammlung überlassen und die Originale einiger Heinescher Balladen auf Wunsch Adolf Stahrs für die Kestnersche Autographensammlung geschenkt.

Von seinem Aufenthalt in Paris aber wusste Laur manches interessante Kuriosum zu erzählen. In einem Briefe an mich vom 8. April 1892 teilt er mir folgendes mit: »Ich war seiner Zeit in Paris ersucht worden, das Originalmanuskript des zweiten Bandes der »Reisebilder« mit allen Namen, den üblichen hundertfachen Durchstreichungen u. s. w. zur Benutzung bei der Ausgabe 1861–63 dem Verleger zum Kaufe anzubieten. Herr Strodtmann befürwortete lebhaft die Annahme, so dass der Verleger sich endlich bewegen liess, als Preis für die sämtlichen Blätter – ein Freiexemplar der Werke daran zu wagen! Dieser Gedanke wurde zwar herzlich belacht, aber auch tief beklagt, denn die Besitzerin nahm den Auftrag zurück. Sie ist nicht lange nachher gestorben, so dass ich über den Verbleib der Reliquie nichts weiter erfahren habe...«

In einem folgenden Briefe vom 22. November desselben Jahres schrieb mir Laur über die Angelegenheit: »Das erwähnte Manuskript der Reisebilder wurde von Madame Valogne (der Frau des bekanntlich erschossenen Uhrmachers), Inhaberin des grossen Lesekabinetts Boulevard Montmartre 12, vor etwa 30 Jahren – où sont les neiges d'antan? – mir, ich weiss nicht in wessen Auftrage, angeboten.« Ein anderes Mal schrieb er mir: »Ich besitze unter anderem auch noch ein – wie ich glaube – Unikum, allerdings nicht von litterarischer Bedeutung. Auf der Garde des zweiten Teils der Cazin-Ausgabe »Oeuvres complètes de M. le C. de B. (Bemis), Londres 1786« hat der jugendliche Besitzer mit noch kindlichen Zügen seinen Namen »Harry Heine« geschrieben.« Solcher interessanten Reminiszenzen wusste Prof Laur wahrscheinlich noch sehr viele; besass er doch sogar einige Blättchen von Heines Notizbuch, das dieser während der italienischen Reise 1828 geführt hatte. Leider sind diese Reminiszenzen mit dem Besitzer begraben, und auch das Unikum aus Harry Heines Bibliothek ist nicht mehr aufzufinden.

Dagegen hat sich in seinem Nachlass das Brouillon des nachfolgenden Aufsatzes gefunden, der für bibliographische Kreise sicher von hohem Interesse ist. Ich verdanke es der gütigen Mitteilung der Frau Professor Laur und lasse den Aufsatz hier wörtlich folgen, so weit er vorhanden ist Er brach nämlich auf Seite 11 seines Manuscripts plötzlich ab nach dem Satze: »Darauf antwortete Charpentier...«

Das sind die letzten Worte, die Laur schrieb. Ich musste nun den Brief Charpentiers suchen und habe ihn in dem Buche von Adolphe Jullien: »Le Romantisme et l'Editeur Renduel« nach langen, vergeblichen Bemühungen endlich gefunden und zur Ergänzung des Aufsatzes mitgeteilt. Selbstverständlich ist alles folgende über die Beziehungen Heines zu Renduel auch von mir. Ob Laur noch anderes über diese Beziehungen wusste und sagen wollte, ist mir leider nicht bekannt In jedem Falle wird der Name des trefflichen Mannes unter denen, die Heines Andenken bewahrt und geehrt haben, fortab mit gebührender Ehre und Anerkennung genannt werden.

Berlin. Dr. Gustav Karpeles.

[1] Ein anderer Nachtrag, von dem er mir am 3. April 1892 Kunde gab, hat sich leider im Nachlasse Laurs nicht gefunden. Er trägt die Aufschrift »Montanero« und beginnt mit dem Satze: »Alles, was in der Welt geschieht ist ein Wunder. Die ganze Weltgeschichte ist eine Legende...!« Vielleicht weiss jemand im Leserkreise dieses geschätzten Blattes über den Verbleib dieses Autographen Auskunft zu geben.

Zeitschrift für Bücherfreunde. Monatshefte für Bibliophilie und verwandte Interessen. Heft 5. August 1902.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


Erstellt mit jutoh digital publishing software (Anthemion Software Ltd.)