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Die »Ruhmeshalle«

Das Bayerland.

Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München.
Von C. Reber.

Vita mortuorum in memoria posita est vivorum.
(In der Erinnerung der Lebenden besteht das Leben der Verstorbenen.)

Es wird wohl keinen Bayern, und vielleicht auch keinen Deutschen geben, der nicht schon von der großartigen Schöpfung König Ludwigs I., der Walhalla, dem Denkmale deutschen Ruhmes gehört hat, welche sich auf der eichenumkränzten Höhe des südlichen Abhanges des Braubergs bei Donaustauf majestätisch erhebt. Es werden auch nur wenige Bayern sein, denen die Ruhmeshalle hinter der ehernen Kolossalstatue der Bavaria, ebenfalls auf Geheiß Ludwigs I. im Jahre 1853 vollendet, auf der Theresienhöhe im Westen der Stadt München, fremd ist; aber es wird viele Bayern und leider sogar viele Münchner geben, denen unbekannt ist, daß auch die Stadtgemeinde München eine Ruhmeshalle, eine im Vergleich zu den genannten, allerdings bescheidene Ruhmeshalle errichtet hat.

Wenn man nämlich den südlichen Friedhof von Nord nach Süd, vom Stephanskirchlein aus, eine Hinterlassenschaft des ruhmreichen Kurfürsten Maximilians I., durchschreitet, so gelangt man zu den im Jahre 1819 von Vorher (Vorherr J. M., Baurat, geb. 1773 zu Freudenbach im Ansbachischen, gest. am 1. Oktober 1847, machte sich um Einführung des sogen. »Sonnenbaues« (off. Bausystems), der ja dann in der Häuseranlage der Sonnenstraße zum Ausdrucke gelangte, sehr verdient.) im dorischen Stile erbauten, die ältere Abteilung in Hufeisenform abschließenden Arkaden.

In den Bogenfeldern dieser Arkaden ließ der Architekt 74 Nischen anbringen, welche zur Aufnahme von Büsten hervorragender und verdienstvoller Männer bestimmt sind, die hier gelebt und gewirkt und ihre Grabesruhe im südlichen Friedhofe gefunden haben (Magistratsbeschluß vom Jahre 1866.). So entstand die allerdings erst mit 33 Nummern besetzte Ruhmeshalle.

Die zwei letzten Büsten auf der östlichen Seite der Arkaden verdanken nur dem Umstande ihr Dasein, daß sich die betreffenden Grabstätten hier befinden.

Die männliche Büste stellt den am 14. Juli 1857 verstorbenen Regierungspräsidenten von Schwaben und Neuburg, Dr. Karl Adolf Freiherr v. Welden-Großlaubheim vor. Die weibliche Büste ist die Freifrau Charlotte v. Redwitz, geborne Freiin v. Ritter, Obersthofmeisterin der Königin Therese, gestorben am 30. September 1832.

An der Aufstellung der Büsten nahmen bisher Anteil der Stadtmagistrat, Vereine und Angehörige der Verstorbenen.

Bei der geringen Anzahl der hier aufgestellten Büsten berühmter Männer möchte sich der Glaube aufdrängen, daß München arm an hervorragenden Männern war und ist; dem ist aber nicht so. Es fehlen z. B. die Büsten eines Liebig, Fraunhofer, Reichenbach, Steinheil, Gabelsberger, Heinrich Schubert, Görres, Döllinger, Kobell, Joseph Anton v. Maffei und vieler anderer.

Wir treten nun den Weg zur Besichtigung der Büsten an, indem wir uns von der Mitte der Arkaden aus nach rechts wenden. Von hier aus reihen sich die Büsten in folgender Weise aneinander:

1. Maximus v. Imhof, Professor der Physik und Chemie, Hofbibliothekar und geistlicher Rat, geboren am 26. Juli 1758 zu Reisbach bei Dingolfing in Niederbayern, wo sein Vater das Schuhmacherhandwerk und eine Krämerei ausübte. Den ersten Unterricht im Latein erhielt der junge Imhof in seiner Heimat; zwölf Jahre alt, setzte er dann seine Studien mit Auszeichnung in Landshut fort, und da er von seinen Eltern in keiner Weise unterstützt werden konnte, mußte er sich durch Singen in einer dortigen Klosterkirche seinen Unterhalt erwerben.

Mit 22 Jahren trat er in das Augustinerkloster zu München ein, dessen Gebäulichkeiten die Justizbehörden seit der Säkularisation bis zur Einweihung des neuen Justizpalastes (1897) inne hatten. Er erhielt den Klosternamen »Maximus«. Sein Taufname war »Johann«. Im Jahre 1782 zum Priester geweiht, oblag er noch eifrig dem Studium der Philosophie und Theologie, so daß er schon im Jahre 1786 in seinem Kloster als Lektor der Philosophie, Mathematik und Physik erfolgreich wirken konnte. Seine Ordensoberen übertrugen ihm im Jahre 1790 die Professur der Theologie; im gleichen Jahre erwählte ihn auch die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede.

Schon im nächsten Jahre bestieg er dann den Lehrstuhl der Physik, Mathematik und Ökonomie am kurfürstlichen Lyzeum zu München.

In dieser Stellung wirkte er sieben Jahre lang, insbesondere für die Verpflanzung der Naturkunde in weitere Volkskreise und namentlich für die Verbesserung und Verbreitung des Blitzableiters, jener, wenige Jahrzehnte vorher gemachten Erfindung Franklins.

Aus Gesundheitsrücksichten gab er 1798 sein Lehramt am Lyzeum auf, behielt aber, obgleich zum Prior seines Klosters erwählt, die Professur der Physik und Chemie an der Akademie bei. Im folgenden Jahre betrat er auf Berufung des Kurfürsten Max IV., welcher kurz vorher den bayerischen Kurstuhl bestiegen hatte, nochmals den Lehrstuhl der Physik am kurfürstlichen Lyzeum, auch wurde er zum Lehrer der Kurprinzen und Prinzessinnen bestellt.

Im Jahre 1802 trat er mit päpstlicher Genehmigung aus dem Orden der Augustiner aus, wurde aber 1803, kurz vor der Aufhebung des Kollegiatstiftes zu U. L. Frau noch zum Kanoniker desselben ernannt. Als Direktor der physikalischen Klasse der Akademie verwaltete er bis zu seinem Tode deren Sammlungen und half als zweiter Bibliothekar die Staatsbibliothek, die infolge der Säkularisation namhafte Bereicherungen erfahren hatte, ordnen.

König Max I. erkannte seine Verdienste, als einem der Ersten, durch Verleihung des damals neu errichteten Zivilverdienstordens der bayerischen Krone an.

An einer Lungenentzündung erkrankt, starb der ungemein thätige Gelehrte in München, Karlsplatz alte Nr. 7, neue Nr. 25, am 11. April 1817, nachdem er schon einige Jahre vorher endgiltig sein Lehramt niedergelegt hatte.

Seine Gebeine ruhen im südlichen Friedhofe, ältere Abteilung, Mauer links, Grabplatz Nr. 125. Kein Denkmal erinnert mehr an dieser Stelle an ihn. Die Stadtgemeinde München ließ dagegen seine Büste in einer Nische der Arkaden des südlichen Friedhofes aufstellen.

2. Franz Albert, Bürger und Stadtrat. Wann derselbe geboren wurde, ist nicht genau bekannt; jedenfalls aber in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zu München, wo sein Vater seßhafter Bürger war. Als Besitzer des Gasthofes »zum goldenen Hahn« (der jetzigen Gendarmeriekaserne Haus-Nr. 12 an der Weinstraße) beteiligte sich Albert an gemeinnützigen Unternehmungen jeder Art.

So errichtete er u. a. eine deutsche Schule außerhalb der Stadt München, war Stifter der »Mildthätigen Gesellschaft« und des »Armenkinderhauses« zu Allach, förderte das Unternehmen des Militär-Akademie-Professors Franz Xaver Kefer, dessen Büste wir auch unter den Arkaden finden, die Feiertagsschule, durch namhafte Zuwendungen, kultivierte den nordwestlich vor der Stadt gelegenen öden Platz, Rennweg genannt, machte sich um die Hebung der Seidenzucht sehr verdient u. a. m.; kurz, er war rastlos in Förderung aller, seiner Vaterstadt nützlichen Anstalten bemüht.

Der Bürger beschloß am 4. November 1789 sein thätiges Leben. Seine Gebeine ruhen im südlichen Friedhof, Mauer rechts, Grabplätze 15, 16. Joseph Albert, Hofphotograph, gest. 5. Mai 1886 und dessen noch lebender Sohn Dr. Eugen Albert sind Nachkommen des Franz Albert, Beide um die Photographie sehr verdient.

Joseph Albert war der Erfinder der Photolithographie, die man nach ihm Albertotypie (1859) nannte. Durch diese Erfindung wurde die Brauchbarmachung der Photographie für Illustrationszwecke angebahnt.

3. Hermann Joseph Mitterer, Gründer der feiertäglichen Kunstschulen, Professor der polytechnischen Centralanstalt, Ehrenmitglied der kgl. Akademie der bildenden Künste.

Geboren als Sohn eines Krämers zu Osterhofen in Niederbayern am 8. Oktober 1762.

Seinen ersten Unterricht erhielt er im Kloster Farnbach; hierauf kam er nach Passau und im Jahre 1782 nach München, wo er das Gymnasium absolvierte. In seiner Berufswahl war er schwankend; er machte theologische, medizinische und Kunst-Studien. Letztere zogen ihn am meisten an, so daß er schließlich das Fach der Architektur und Kunsttechnik wählte.

Im Jahre 1791 erhielt er eine Stelle als Zeichnungslehrer am Gymnasium in München. Ein Jahr später gründete er mit kurfürstlicher Genehmigung eine »Feiertags-Handwerker-Zeichnungs- und Bossierschule«, die ihren Unterricht im Jahre 1803 begann, ferner eine »männliche Feiertagsschule«. Als Begründer der ersten lithographischen Kunstanstalt hob er die Senefeldersche Vervielfältigungskunst von der Stufe des Handwerkes auf die der Kunst empor.

Mitterer stellte in Verbindung mit seinem Kollegen, Professor Ramis, eine Presse, die sogen. Stern- oder Rollpresse, her, die den damaligen Anforderungen vollkommen entsprach.

Aus der von ihm geleiteten, trefflich eingerichteten Anstalt gingen namentlich zahlreiche Unterrichtswerke hervor, welche für Hebung des Zeichenunterrichtes von großer Bedeutung waren. Auch als Fachschriftsteller war Mitterer thätig und erwarb sich durch seine wissenschaftlichen Publikationen, insbesondere solche baugewerblicher Natur, hohe Verdienste.

In Anerkennung derselben wurde er zum Professor der polytechnischen Centralanstalt und von der Akademie der bildenden Künste zum Ehrenmitgliede ernannt.

Am 25. April 1829 beschloß dieser unermüdliche Mann in dem bescheidenen, nun längst abgebrochenen Schleiferhause am unteren Anger, welches vor ihm Kefer benützte, sein Leben. Sein Grab, geschmückt mit einer ehernen Büste, gefertigt von Bildhauer Peter Schöpf, befindet sich im südlichen älteren Friedhofe, Mauer links, Nr. 97; dessen Erhaltung verdanken wir einem ehemaligen Schüler Mitterers, dem Hofrat Franz Hanfstängl († 1877).

Als nämlich diese längst verfallene Grabstätte (Da die Grabstätte von Hanfstängl auf Descendenz gekauft wurde, ist dieselbe heute noch im Besitze der Familie.) nebst vielen anderen im Jahre 1861 zu anderweitiger Benützung bestimmt wurde, kaufte Hofrat Hanfstängl dieselbe und sicherte so den Überresten seines trefflichen Lehrers vorläufig Ruhe.

Die Stadtgemeinde München ehrte das Andenken Mitterers außer durch Aufstellung eines Abgusses seiner von Bildhauer Peter Schöpf modellierten Büste in einer Nische der Arkaden auch noch durch Benennung einer Straße als »Mittererstraße«.

(Fortsetzung folgt.)

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 26. München, 1898.

(Fortsetzung.)

4. Anton Baumgartner, vormaliger kurfürstlicher Stadt-Polizeidirektor und kgl. Baurat; geboren am 4. September 1761 zu München als Sohn des Franz Joseph Baumgartner (1728–1797).

Im Jahre 1780 bezog der junge Baumgartner die Universität Ingolstadt, von der er drei Jahre später als Lizentiat der Rechte abging. Ein Jahr darauf schon fand er Anstellung als Auditor beim kurfürstlichen Leibregiment in München.

Als schmucker, junger Mann ward er der Gegenstand glühender Zuneigung eines Fräulein Fanny v. Ickstatt (nach anderen: v. Heppenstein), welche jedoch von Baumgartner in keiner Weise erwidert wurde. Deshalb beschloß die junge Dame, ihrem Leben ein Ende zu machen und führte diesen Vorsatz auch aus, indem sie sich, erst 17 Jahre alt, am 17. Dezember 1784, morgens 9 Uhr, aus einem Fenster der Türmerwohnung des Frauenturmes stürzte. Ein alter Stich, welcher dort oben noch unter Glas und Rahmen aufbewahrt wird, gibt Kunde von der verzweiflungsvollen That.

Der junge Auditor, welcher nebenbei die Arbeiten eines Assessors beim Justizdepartement im Hofkriegsrate besorgte, errang sich bald durch seine Brauchbarkeit die Gunst des Grafen Rumford, der 1790 seine Beförderung zum Hofkriegs-Justizrate erwirkte. Diese Stelle bekleidete er sieben Jahre.

Als der damals noch mächtige Graf Rumford eine unabhängige Polizeidirektion in München errichtete, wurde nebst Babo und Lipowsky auch Baumgartner zum Oberpolizeikommissär ernannt.

Mit dem Regierungsantritte des Kurfürsten Maximilian IV., nachmaligen Königs Max I., 1799, wurde eine Generallandesdirektion organisiert; einer eigenen Deputation derselben unterstanden die Geschäfte der Polizei, und Baumgartner wurde dieser als »Stadtpolizeidirektor« vorgesetzt. In dieser Stellung war er unermüdlich thätig, eine Unzahl Polizeierlasse geben Proben seiner Umsicht. An der Seite des Grafen Rumford wirkte er beständig zum Wohle der Armen Münchens und hatte er, was wohl eine Seltenheit für einen Mann in solcher Stellung genannt werden kann, keine Feinde, denn er war gegen alle, welche mit ihm in Berührung kamen, wohlwollend.

Leider blieb er nicht lange in dieser Stellung; das Jahr 1805 brachte, obwohl er erst 44 Jahre alt war, seine zeitliche Quieszierung.

Seine große Freigebigkeit mochte wohl viel an der Zerrüttung seiner Verhältnisse mit Schuld gewesen sein; über sein Vermögen wurde der Konkurs eröffnet, und dies war der Grund des Vorgehens gegen ihn.

Im Jahre 1809, nachdem die schwierige Angelegenheit endlich erledigt war, wurde Baumgartner als kgl. Baukommissionsrat reaktiviert.

Auch in dieser Stellung that er sich bis an sein Lebensende rühmlich hervor; so beteiligte er sich z. B. am 14. Januar 1823 bei dem Brande, dem das kgl. Hof- und Nationaltheater größtenteils zum Opfer fiel, bei grimmiger Kälte persönlich an den Lösch- und Rettungsarbeiten. Auch bei anderen derartigen traurigen Ereignissen war er einer der Ersten und Thätigsten am Platze, so daß es wohl nur ein Akt der Gerechtigkeit war, als ihn die Stadtgemeinde München in Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt im Jahre 1825 durch Verleihung der goldenen Bürgermedaille auszeichnete.

Noch sieben Jahre konnte er diese Ehrung genießen, dann beschloß er, um die Stadt München hochverdient, in dem Hause Nr. 5/II (alte Nr. 1397/II) an der Löwengrube, 69 Jahre alt, sein Leben.

Seine Gattin war ihm bereits im Jahre 1820 am 5. April vorangegangen; beider Gebeine ruhen im südlichen Friedhofe, Sektion 9, Reihe 1, Grabnummer 17, jedoch ist dies durch kein Denkmal mehr kenntlich gemacht.

Zur weiteren Erinnerung an Baumgartner hat die Stadtgemeinde München eine Straße nach ihm benannt und seine Büste in einer Nische der Arkaden des südlichen Friedhofes aufstellen lassen.

5. Joseph Alois Amann, kgl. Kreisbaudirektor und Konservator der kgl. allgem. polytechnischen Sammlungen in München; geboren als der Sohn des kgl. Landesdirektionsrates v. Amann am 4. Januar 1780 zu Dillingen.

Er studierte die Rechte zu Landshut und oblag nebenbei auch Studien der technischen Wissenschaften, die ja damals, bis zur Gründung (1828) einer polytechnischen Schule, noch durch eine eigene technische Abteilung an der Universität gelehrt wurden.

Im Jahre 1805 bestand er bei der kurfürstlichen Landesdirektion zu Ulm eine Prüfung mit sehr rühmlichem Ergebnis und erfolgte noch im selben Jahre seine Anstellung als Straßen-und Wasserbauinspektor zu Kempten. Von da wurde er zum Oberinspektor in Straubing und im Jahre 1814 zum Direktor in Ansbach befördert.

Als im Jahre 1821 die Anlegung einer polytechnischen Sammlung in München beschlossen wurde, erhielt Amann, unter Berufung dahin, die Stelle eines Konservators derselben; durch das von ihm eingerichtete Maschinenmodellkabinett hat er sich ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Mit Anfang des Jahres 1823 wurde ihm auch die Redaktion des Kunst- und Gewerbeblattes übertragen, mit welchem Organ er insbesondere vaterländische Industrie beförderte. Eine kurze, mir acht Tage lange Krankheit führte am 29. April 1825 zu München in seiner Wohnung, Thal Mariä Nr. 464, jetzt Thal Nr. 37, schnell und unerwartet den Tod dieses Mannes in seinen besten Jahren herbei.

Der Gewerbestand verlor an ihm einen thätigen und sachverständigen Ratgeber. Seine Witwe Elise, geb. v. Baunwarth, überlebte ihn 35 Jahre, indem sie am 12. August 1860 das Zeitliche segnete. Dem städtischen Waisenhause dahier vermachte sie letztwillig 1200 Gulden (2057,14 Mk.). Die Gebeine beider ruhen in dem noch erhaltenen Grabe Sektion 1, Reihe 1, Grabplatz Nr. 7.

Auf Antrag des Centralverwaltungsausschusses des polytechnischen Vereins für Bayern wurde die Aufstellung der Büste Amanns am 31. Oktober 1828 vom Stadtmagistrate München genehmigt.

6. Joseph v. Utzschneider, Geheimrat; großer Bürger, der auf staats- und volkswirtschaftlichem Gebiete Außerordentliches leistete, geboren als Sohn armer Landleute zu Rieden am Staffelsee am 2. März 1763.

Als Knabe verlor er durch unvorsichtiges Handhaben einer Schußwaffe sein linkes Auge. Schulpflichtig geworden, besuchte er erst die Volksschule in Uffing, später erhielt er dann Unterricht im Augustinerkloster Polling bei Weilheim.

Sein Onkel mütterlicherseits, der herzogliche Zahlmeister Andrä, brachte ihn, da er gar bald Proben von Scharfblick und Geistesregsamkeit ablegte, nach München und ermöglichte, daß er auch da die Lateinschule besuchen konnte. Nachdem er diese durchgemacht, kam er in die Kadettenschule. In dieser Zeit verwendete die Herzogin Maria Anna, hauptsächlich anläßlich jener wichtigen Verhandlungen, welche sie mit Preußen für Bayerns Selbständigkeit gegenüber Österreichs Ansprüchen anknüpfte und zum Nutzen Bayerns auch durchführte, den jungen Mann als Privatsekretär.

Nach seinem Austritt aus der Kadettenschule besuchte Utzschneider die Universität Ingolstadt, und wurde nach vollendetem rechtswissenschaftlichem Studium im Jahre 1783 von seiner Gönnerin, Maria Anna, zum Lehrer an der von ihr gegründeten »Landesakademie« nachmals »Militärakademie« nach München berufen. Durch seine Thätigkeit als Ökonomieverwalter eines herzoglichen Gutes lernte er die Landwirtschaft näher kennen und hegte fortan zeitlebens große Neigung dafür.

Im Jahre 1784 ernannte ihn Kurfürst Karl Theodor zum Hofkammerrate mit Sitz und Stimme, als welcher er besonders thätig für Austrocknung des Donaumooses war. Große Flächen Landes wurden durch ihn dem Ackerbau zugewendet und manches schöne Dorf verdankt ihm seine Entstehung.

Einige Zeit stand er auch der Saline in Berchtesgaden vor, auch hier wirkte er überaus umsichtig und förderlich.

Als der Nachfolger Karl Theodors, Maximilian IV., der nachmalige König Max I., den bayerischen Kurstuhl bestiegen hatte, wurde Utzschneider sofort zu einem der sieben Direktoren bei der neu errichteten Generallandesdirektion ernannt und bald darauf zum geheimen Referendar in den landständischen Angelegenheiten befördert. Er stand hoch in der Gunst seines Fürsten, was Wunder, wenn er eine Menge Neider hatte, die unausgesetzt an seinem Sturze arbeiteten. Im Jahre 1801 endlich siel er diesen zum Opfer, Verläumdungen führten seine Entlassung herbei.

Aber auch als Privatmann war er unausgesetzt thätig und schuf nacheinander verschiedene große industrielle Unternehmungen. Darunter nehmen die Ledermanufaktur, welche die ganze Nordseite der Rumfordstraße bis zur Zwingerstraße einnahm und die im Vereine mit Reichenbach, Liebherr und Fraunhofer im säkularisierten Klostergebäude zu Benediktbeuren errichtete optische Anstalt den ersten Platz ein.

Im Jahre 1807 wurde Utzschneider wieder in den Staatsdienst berufen und zum geheimen Finanzreferendar und Generaladministrator der Salinen ernannt. In dieser Stellung bewirkte er die Errichtung einer Saline in Rosenheim und machte dieses Regale überhaupt erst rentabel.

Als im Jahre 1809 der Krieg ausbrach, schwebte Utzschneider bei dem Einfalle der Tiroler in unser Land in Lebensgefahr, denn die Aufständischen hatten auf seinen Kopf einen Preis gesetzt, weil er gegen den Aufstand gewirkt hatte.

Aber auch während dieser unruhigen Zeit war der große Staatsmann unausgesetzt thätig. Er gab zur Anlage des Grundsteuerkatasters Veranlassung, förderte die neue Erfindung Senefelders, die Lithographie, verbesserte als deren Vorstand die Münzanstalt und gründete die Schuldendeckungs-Kommission.

Wiederholt trieb ihn Neid von seinem Posten, und im Jahre 1814 legte er seine Stellen sämtlich nieder, zugleich auf seinen wohlverdienten Ruhegehalt von jährlich 6000 Gulden zu Gunsten der Minderbesoldeten verzichtend. Der König zollte seinen Verdiensten Anerkennung durch Verleihung des Geheimratstitels und des Verdienstordens der bayerischen Krone.

Von nun ab war er fast ausschließlich auf industriellem Gebiete thätig. Auf seinem Besitztum wendete er seine volle Aufmerksamkeit der Runkelrübenzuckerfabrikation zu, in München errichtete er im Jahre 1815 ein großes Brauhaus am Ostende des Maximiliansplatzes, eine Tuchmanufaktur und eine Spritfabrik an der Spitalstraße.

Zur Zeit der Einführung der Verfassungsurkunde und des Gemeindeedikts vom Jahre 1818, als die Stadt München wieder einen Magistrat mit Bürgermeisteramt erhielt, wurde er zum 2. Bürgermeister gewählt. In dieser Stellung förderte er das Volksschulwesen, beantragte damals schon die Kanalisierung der Stadt und gab die erste Anregung zur Gründung einer Sparkassa. Nach sechs Jahren legte er, durch sein Alter hierzu berechtigt, sein Amt nieder. Auch als Abgeordneten für die zweite Kammer traf ihn die Wahl.

Im Jahre 1829 kaufte er das ehemals fürstbischöfliche Jagdschloß Erching, bei welchem 1500 Tagwerk Grund waren; hier gab es Gelegenheit zu mannigfachen Versuchen und Leistungen im Gebiete der Landwirtschaft.

Am 29. Januar 1840 verunglückte der äußerst thätige Mann bei einer Fahrt über den steilen Giesinger Berg, den Berg, der nachher bis zu seiner vor wenigen Jahren erfolgten Regulierung noch manches Opfer fordern sollte, und starb zwei Tage darauf im 77. Lebensjahre.

Sein noch erhaltenes Grab befindet sich im südlichen Friedhof, ältere Abteilung, Arkaden Nr. 32; es ist mit seiner, von Bildhauer Johann Halbig gefertigten Büste geschmückt. Einen Abguß hiervon ließ die Stadt München in einer Nische unter den Arkaden aufstellen. Auch das Haus Nr. 11 an der Müllerstraße, wo sich noch die Merzsche optische Anstalt befindet, ist neben der Büste Fraunhofers mit der Utzschneiders geschmückt. Meister Karl v. Piloty reihte ihn auf dem Wandgemälde im Sitzungssaale des neuen Rathauses zu München unter die für die Stadt bedeutsamsten Persönlichkeiten. Das städtische historische Museum besitzt ein Ölbildnis: »Utzschneider als Bürgermeister«, gemalt von Wagenbreth; eine Straße trägt zum bleibenden Andenken seinen Namen.

(Fortsetzung folgt.)

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 27. München, 1898.

(Fortsetzung.)

7. Dr. Johann Andreas Schmeller, Sprachforscher und Germanist, geboren zu Tirschenreuth in der Oberpfalz am 6. August 1785 als Sohn eines armen Kürbenzäuners.

Früh schon lernte er das Wandern; denn als er erst zwei Jahre alt war, verzogen seine Eltern nach Rinnberg bei Pfaffenhofen.

Zu Hause vorbereitet, besuchte er vom Jahre 1794 an die Schule zu Pörnbach und fand dann durch Verwendung eines Gönners im Seminare des Klosters Scheyern Aufnahme. Doch nur kurze Zeit war dort seines Bleibens: im nächsten Jahre wurde das Kloster von französischem Kriegsvolke besetzt, und er mußte wieder wandern. Sein nächstes Ziel war Ingolstadt, wo er das Gymnasium besuchte. Auch hier blieb er nicht lange, sondern wandte sich nach München, wo er das Gymnasium und sodann das Lyceum absolvierte.

Nun hieß es einen Lebensberuf wählen! Am meisten hätte ihn wohl das Studium der Chemie und Mechanik angezogen, doch konnte er sich bei seiner Mittellosigkeit keinen Erfolg versprechen, deshalb wandte er sich der Landwirtschaft zu, allerdings ohne durch sie befriedigt zu werden.

Für seine erste Arbeit »über Schrift und Schriftunterricht« fand er keinen Verleger, und da seine Barmittel fast gänzlich erschöpft waren, beschloß er, sich an den damals gerade berühmt gewordenen Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi zu wenden. Im Alter von 18 Jahren mit 25 Gulden bar trat er die Wanderschaft nach der Schweiz an – es war vergebens, er fand auch dort keine Aufnahme.

Da, eines Tages, Schmeller mochte wohl gerade, die Straßen durchschreitend, über seine mißliche Lage Nachdenken und dabei ein verzweifeltes Gesicht machen, sprach den etwas fadenscheinig Gekleideten einer jener Werber an, die damals die ganze Welt durchstreiften.

Dem jungen Manne mußte bei seiner Lage und Aussichtslosigkeit das in den glänzendsten Farben geschilderte Militärleben schon als halbwegs glänzend erscheinen, so ließ er sich denn für ein spanisches Regiment anwerben und war bald auf dem Wege nach Spanien. In Tarragona, wo sein Regiment stand, verlebte er harte Monate. Im Jahre 1806 aber hatte sich seine Lage schon wieder verbessert. Er wirkte als Lehrer in Madrid an einer nach Pestalozzis Grundsätzen eingerichteten, für Offizierssöhne bestimmten Probeschule. Die Probe scheint die Schule allerdings nicht bestanden zu haben, denn zwei Jahre später erfolgte ihre Auflösung. Schmeller griff wieder zum Wanderstabe und wandte sich nach der Schweiz zurück. In Basel gründete er eine Privatanstalt, später wirkte er noch in Konstanz.

Als sich im Jahre 1813 ganz Deutschland gegen den korsischen Eroberer erhob, litt es auch Schmeller nicht mehr in der Fremde. Am Sylvesterabende desselben Jahres kehrte er nach München zurück und schloß sich sofort den bayerischen Freiwilligen an. Wenige Tage darauf schon wurde er auf Verwendung des Kronprinzen Ludwig zum Oberlieutenant bei dem freiwilligen Jägerbataillon des Illerkreises befördert. Zum Kampfe kam er zwar nicht mehr, doch führte ihn der Feldzug von 1815 nach Frankreich. Im kgl. bayer Armeemuseum zu München wird das Kaskett, das er beim Ausmarsche trug, aufbewahrt.

Nach seiner Rückkehr aus Feindesland erhielt er als Lieutenant unbestimmten Urlaub, den er sich zu verschiedenen Malen wieder verlängern ließ. Unverdrossen arbeitete er, der jetzt wieder Gelehrter war, an seinen großen sprachwissenschaftlichen Werken. Nach zehn Jahren heißen Mühens gelang es ihm endlich, unterstützt durch den Kronprinzen und die kgl. Akademie der Wissenschaften, eine außerordentliche Professur für deutsche Sprache und Literatur an der Münchener Universität zu erhalten.

Seine Hauptwerke sind das »Wörterbuch der bayerischen Mundart« und »Grammatik der Mundarten«. Durch sie ward er der Begründer der wissenschaftlichen Mundartenkunde und Erschließer des bayerischen Sprachschatzes, sie sind das glänzendste Denkmal, das ein Forscher einer Mundart setzen konnte.

Auch dichterisch war er thätig, doch veröffentlichte er nichts, er freute sich nur der poetischen Übung.

Infolge eines Choleraanfalles starb der hochverdiente Gelehrte am 27. Juli 1852 zu München in dem Hause Nr. 9 an der Theresienstraße, welches durch eine entsprechende Gedenktafel kenntlich gemacht ist.

Eine Vereinigung von Freunden und Verehrern ließ durch den Bildhauer Johann Halbig unter Benützung der Totenmaske und eines Ölbildnisses eine Büste Schmellers herstellen, welcher ein Ehrenplatz in der kgl. Hof- und Staatsbibliothek angewiesen wurde.

Von dieser Büste ließ die Stadtgemeinde München aus ihren Mitteln einen Abguß machen, der im Jahre 1853 in einer Nische unter den Arkaden Aufstellung fand.

Außerdem erinnern noch ein Medaillonbildnis an der Südfacade des kgl. Wilhelmsgymnasiums und der Name einer Straße in München, dem Schauplatze seiner Hauptthätigkeit, an ihn.

Aber auch seine Geburtsstadt Tirschenreuth, ehrte ihren großen Sohn durch Errichtung eines Denkmals, das am 20. Juli 1891 enthüllt wurde.

8. Franz Xaver v. Baader, namhafter deutscher Philosoph, geboren als der Sohn des kurfürstlichen Leibarztes Joseph Franz Baader zu München am 27. März 1765.

Als Knabe infolge einer Entwickelungskrankheit schwächlich an Körper und Geist, kräftigte sich seine Konstitution nach überstandener Krisis rasch und er bedurfte nur eines Jahres, um das Versäumte nachzuholen. Im 16. Jahre bezog er die Universität Ingolstadt, um dort Medizin zu studieren, erwarb sich nach drei Jahren den Doktorgrad und begab sich zur weiteren Ausbildung nach Wien.

Nach zwei Jahren in seine Heimat zurückgekehrt, assistierte er seinem Vater, fühlte sich jedoch mehr zu naturwissenschaftlichen, namentlich physikalischen Studien hingezogen. Infolgedessen trat er zum Bergwesen über, besuchte die Bergakademie zu Freiberg und erweiterte seine Kenntnisse, die er sich da erworben, durch Reisen in Norddeutschland, England und Schottland. Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach München (1796) wurde er vom Kurfürsten Karl Theodor zum Münz- und Bergrat ernannt und rasch zum Oberbergrat befördert. Die Akademie der Wissenschaften erwählte ihn zu ihrem Mitgliede. Als im Jahre 1826 die Universität von Landshut nach München verlegt wurde, gründete er an derselben den Lehrstuhl der spekulativen Dogmatik, welchen er bis zu seinem Tode bebehielt. Wie rastlos und rüstig er, selbst noch im hohen Alter, gearbeitet hat, beweist die Anzahl seiner Schriften. Dieser scharfsinnige und tiefe Denker, dessen Brust der Kronorden schmückte, starb in München am 23. Mai 1841 in dem Hause 18a. in der Karlsstraße, welches die Stadtgemeinde München mit einer Gedenktafel schmücken ließ. Seine Büste, modelliert vom Erzgießer und Bildhauer Stiglmayer, ließ König Ludwig in der Ruhmeshalle aufstellen.

Das Grab, welches seine irdischen Überreste deckt, befindet sich im südlichen Friedhofe, Sektion 14, Reihe 12, Grabplatz Nr. 13.

Die Stadtgemeinde München ließ einen Abguß der Stiglmayerschen Büste in einer Nische unter den Arkaden aufstellen. Durch die Bezeichnung eines Platzes und einer Straße mit seinem Namen soll sein Andenken dauernd gewahrt bleiben.

9. Dr. Martin v. Deutinger, Dompropst und Geschichtschreiber, wurde am 11. November 1789 auf der väterlichen, in der ehemalig Herzog Ferdinandschen Besitzung Wartenberg bei Erding gelegenen Mühle geboren.

Mit 11 Jahren kam der begabte kleine Martin als Singknabe in das Kloster Weihenstephan, im nächsten Jahre schon an das Gymnasium in Landshut, wo er nach Absolvierung der Humaniora auch Philosophie und Theologie an der erst kurz, drohender Kriegsstürme wegen, von Ingolstadt dahin verlegten Universität studierte. Der Wissensdrang veranlaßte ihn, auch rechtswissenschaftliche Kollegien zu hören und als Doktor der Theologie zu promovieren. Am 21. März 1813 zum Priester geweiht, wurde er zuerst Seelsorger in Hohenkammer, dann Kooperatur-Provisor in Massenhausen. Nach kurzer Zeit berief ihn das bischöfliche Generalvikariat in Freising als Registrator und Taxator ein. In dieser Stellung fand er reichlichen Stoff zur Förderung seines Forschens in der Geschichte.

Bei der Errichtung des Erzbistums München-Freising kam er am 28. Oktober 1821 als der jüngste Domkapitular nach München, wo er bis zu seinem Tode verblieb. König Ludwig I. ernannte ihn im Jahre 1826 zum kgl. Oberkirchen- und Schulrat, Erzbischof Lothar Anselm 1836 zum Generalvikar und Senior des Domkapitels. Der Neujahrstag 1837 brachte ihm durch Verleihung des Zivilverdienstordens der bayerischen Krone den Adelsstand. In demselben Jahre erwählte ihn die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede, welchem Beispiele mehrere andere wissenschaftliche Vereine des In- und Auslandes folgten. Papst Gregor XVI. übertrug ihm im Jahre 1841 die hohe Würde des Dompropstes.

Der Nachfolger des am 1. Oktober 1846 verstorbenen Erzbischofes Lothar Anselm, Karl August Graf v. Reisach, ernannte ihn im Jahre 1846 zum Direktor des allgemeinen geistlichen Rates, sowie des Metropolitan-Kapitels.

Eine an der Durchfahrt am Mittelbau der Schrannenhalle angebrachte steinerne Gedenktafel verkündet der Nachwelt, daß Dompropst Deutinger dieses Gebäude in Anwesenheit Sr. Majestät des Königs Max II. am 15. September 1853 eingeweiht hat.

Die Enthüllung des Monuments Lorenz v. Westenrieders auf dem Promenadeplatze am 1. August 1854 war der letzte feierliche Akt, dem Deutinger beiwohnte. Am 30. Oktober 1854 starb er im Hause Nr. 3 an der Löwengrube, ein Opfer der bereits für erloschen erklärten Cholera. Seine Leiche wurde in der Gruft des Metropolitankapitels im südlichen Friedhof, ältere Abteilung, Arkaden rechts, Grabplätze 26–28, beigesetzt.

Er war ein Mann, der wegen seines eminenten Wissens, seiner rastlosen Berufsthätigkeit, wegen des hohen Adels seiner Gesinnung und des seltenen Vereins aller den Menschen und Priester zierenden Tugenden die allgemeinste Verehrung genoß.

10. Joseph Felix v. Lipowsky, kgl. Centralrat und Ständearchivar, geboren zu Wiesensteig in Württemberg am 25. Januar 1764 als der Sohn des kurbayerischen Kameralbeamten Thaddäus Lipowsky. Erst 5 Jahre alt, verlor er seinen Vater, und seine Mutter, gezwungen, sich wieder zu verehelichen, nahm den Steuersekretär Xaver Loritz zu ihrem zweiten Gatten. Mit seinem Stiefvater kam er im Jahre 1769 nach Amberg. Er besuchte dort Gymnasium und Lyceum. Als die Berufswahl kam, schwankte er zwischen der theologischen und juristischen Laufbahn. Er war bereits an der Reihe, in das Stift seines Geburtsortes als Stiftsherr einzutreten und hatte bereits die ersten Weihen erhalten, als er sich im letzten Augenblicke noch entschied, Jurist zu werden.

Im Jahre 1785 besuchte er die Universität Ingolstadt und empfing 1787 nach bestandener Prüfung das Diplom als Licentiat beider Rechte. In demselben Jahre kam er für immer nach München, wo er durch Verwendung des Grafen Rumford, an dem er einen hohen Gönner fand, im nächsten Jahre schon eine Lehrstelle an der Militärakademie erhielt. In kurzer Zeit wurde er durch Ernennung zum Unterlieutenant und Auditor beim Dragonerregiment Graf Larosé erfreut, ohne seinen Lehrstuhl der Geschichte an der Akademie verlassen zu müssen. Das Vertrauen seiner Vorgesetzten brachte ihm die Ernennung zum Hofgerichtsrats-Assessor mit Sitz und Stimme. Kurz vor Ausbruch des vom Reichstage zu Regensburg 1793 beschlossenen Reichskrieges gegen Frankreich wurde er zum Oberlieutenant befördert. Gut der französischen Sprache mächtig, wurden ihm verschiedene Missionen des deutschen Reiches, da eben Kurfürst Karl Theodor Reichsverweser war, zu teil. Die zufriedenstellende Besorgung trug ihm eine goldene Medaille mit der Inschrift: »bene merentibus« ein.

Als im Jahre 1796 die Österreicher und Condéer auf dem rechten Ufer der Isar, die französischen republikanischen Brigaden aber auf dem linken Ufer, München als neutrale Stadt dazwischen, sich feindlich gegenüberstanden, hatte Lipowsky als Adjutant des Grafen Rumford, mit den fremden Truppenführern Unterhandlungen zu pflegen, welche für sein Leben gefahrdrohend waren. Während der napoleonischen Feldzüge bekleidete er das Amt eines Stadtkommandanten von München. Eines Tages, am 5. Juli 1800, wurde in der kurfürstlichen Residenz ein Konzert abgehalten. Der französische Obergeneral Moreau ging in Begleitung Lipowskys dahin, später kam auch General Richepanse in Zivil nach. Alle Stühle waren besetzt. Als Richepanse über Müdigkeit klagte und sich einen Stuhl wünschte, überließ ihm Lipowsky den seinigen. Diese Artigkeit trug dem Stadtkommandanten die Gewährung einer Bitte ein. Nach einigen Tagen wurde von der französischen Besatzung die Auslieferung der Waffen des bürgerlichen Zeughauses verlangt. Lipowsky begab sich zu Richepanse, um Gegenordre zu erwirken. Jener wurde von diesem sogleich erkannt, und nachdem Lipowsky sein Anliegen vorgetragen hatte, fiel ihm der französische General in die Rede: »Dies machen wir kurz! Sie gaben mir, da ich müde war, Ihren Stuhl; dafür belasse ich Ihnen Ihre Waffen.«

Als Graf Rumford die Polizei einer unabhängigen Direktion übertrug, wurde Lipowsky zu einem der drei Oberpolizeikommissäre ernannt.

Im Jahre 1806, in welchem Bayern zum Königreich erhoben wurde, organisierte Lipowsky das Bürgermilitär, dem die Aufrechthaltung der Ordnung im Innern des Landes oblag. Auf Wunsch der gemäß der Verfassungsurkunde vom 26. Mai 1818 zusammengetretenen beiden Kammern wurde er zum Ständearchivar ernannt, in welcher Stellung er bis zum 12. Dezember 1837 aktiv blieb. In dieser Zeit war er literarisch außerordentlich thätig und machte sich um die bayerische und speziell um die Münchener Stadtgeschichte sehr verdient. Wer kennt nicht seine als Unikum geltenden »Urgeschichten«?

Am 20. März 1842, in einem Alter von 78 Jahren, schloß er die Augen für immer in dem Haus Nr. 4 an der Weinstraße, welches der Magistrat mit einer Gedenktafel von Stein schmücken ließ. Meister Karl Piloty reihte ihn auf seinem Gemälde im Sitzungssaale des neuen Rathauses unter die bedeutsamsten Münchener Persönlichkeiten. Sein wohlerhaltenes Grab befindet sich im südlichen Friedhofe, Sektion 12, Reihe 13, Grabplatz 27. Auf Antrag eines Verwandten ließ der Magistrat 1883 die Büste Lipowskys, gefertigt von Bildhauer Johann Hautmann, in einer Nische aufstellen. Zum immerwährenden Andenken wurde eine Straße nach ihm benannt.

(Fortsetzung folgt.)

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 28. München, 1898.

(Fortsetzung.)

11. Georg Merz, Hofoptiker, Mitbegründer des heute noch nach ihm benannten optischen Instituts zu München; geboren als der Sohn des Mesners und Leinwebers Anton Merz am 26. Januar 1793 zu Bichl. Er besuchte die Klosterschule in Benediktbeuren. Als der unternehmende Industrielle v. Utzschneider im Jahre 1808 in den Räumen des säkularisierten Klosters Benediktbeuren eine Fabrik des Flint- und Crown-Glases für sein optisches Institut errichtete, fand Merz, erst 15 Jahre alt, darin Aufnahme. Er that sich alsbald sehr vorteilhaft hervor, da er mit brennendem Eifer theoretische Studien unter Anleitung des Mathematikers und Benediktiner-Exkonventualen Pater Amand Rauch machte. Er schwang sich bald zum Vorarbeiter empor. Nach dem im Jahre 1826 erfolgten Tode Fraunhofers nahm ihn Utzschneider als Geschäftsleiter und übertrug ihm die Direktion des optischen Instituts. Merz' erste Aufgabe war, das von Fraunhofer begonnene Königsberger Heliometer zu vollenden. Er versah dann Berlin und Kasan je mit einem Neunzöller, München mit einem 10½ Zöller und zeichnete sich auch bald durch seine Mikroskope aus. Im Jahre 1830 wurde er mit seinem Schwager Joseph Mahler Teilhaber an dem Institute und 1839 kauften es beide, von welcher Zeit an die Glanzperiode des Geschäfts begann. Er stellte die berühmten Pulkowaer Instrumente her, die zu sehen Astronomen aller Länder nach Pulkowa eilten. Kaiser Nikolaus von Rußland zeichnete ihn mit der goldenen Medaille für Kunst aus. König Max II. verlieh ihm den Michaelsorden I. Klasse und Papst Pius IX. das Ritterkreuz des St. Sylvesterordens. Nach seines Schwagers Tode führte Merz 1845 das Institut mit seinen beiden Söhnen Sigmund und Ludwig weiter, verlegte es aber 1859 nach München. Am 12. Januar 1867 starb er in seinem Hause Nr. 11 an der Müllerstraße nach fast 60jähriger ruhmvoller Thätigkeit, nachdem er die Direktion des Instituts schon einige Jahre vorher seinem Sohne Sigmund (Ludwig war bereits am 17. März 1858 gestorben) überlassen hatte. Er war ein self made man. Sein Grab findet sich an der Nordseite der Stephanskirche, nahe am Eingange. Im Jahre 1838, als dem 50. Jubeljahre seines Geschäftes, stiftete Merz ein Kapital von 4000 Gulden zum hl. Geistspital zunächst für seine Arbeiter. Auf Antrag der Verwandten ließ der Stadtmagistrat Merz' Büste, modelliert von Johann Halbig, in einer Nische aufstellen.

12. Dr. Ludwig Merz, Geograph und Optiker, geb. am 31. März 1817 zu Benediktbeuren, wo sein Vater Arbeiter im Fraunhoferschen optischen Institute war.

Er studierte zu Freising und München. An letzterer Universität erwarb er sich durch Lösung einer Preisfrage »Über die Analogie von Licht und Wärme« im Jahre 1842 den Doktorgrad, habilitierte sich hierauf als Privatdozent daselbst und hielt über physikalische Geographie, Geschichte der Entdeckungsreisen und allgemeine Erdkunde gut besuchte Vorlesungen. Auf einer Reise ins Ausland erweiterte er sein Wissen. Heimgekehrt, vermählte er sich 1846 mit Fräulein Anna Barbara Sepp. Im folgenden Jahre trat er mit seinem Bruder Sigmund in das optische Institut seines Vaters als Teilhaber ein.

Durch das sturm- und drangreiche Jahr 1848 angeeifert, war er publizistisch thätig. Begeistert ergriff er die von dem gottbegnadeten Priester Adolf Kolping angeregte Idee, dem armen verlassenen Gesellenstande unter die Arme zu greifen. Durch seine Mitwirkung entstand das Heim des im Jahre 1843 gegründeten katholischen Centralgesellenvereins Haus-Nr. 6 und 7 an der Schommerstraße in München, in welchem wir auf einer dort im Saale angebrachten weißen Marmortafel obenan seinen Namen als Erbauer des Heimes lesen und an der Längsseite seine Büste, modelliert von Kaspar Zumbusch, sehen. König Max II. ernannte ihn zum Mitgliede des Centralkapitels des St. Johannes-Vereins für freiwillige Armenpflege in Bayern. Als echter Humanist erwies er sich selbst still verborgen wohlthätig. Wie uns seine Grabschrift unterrichtet, war er Mitstifter des Missions-, Vincentius- und anderer katholischer Wohlthätigkeitsvereine. Seine durch unausgesetzte Arbeit erschütterte Gesundheit konnte einem typhösen Fieber nicht widerstehen, dem er am 16. März 1858 im Hause Nr. 11 an der Müllerstraße, neun Jahre vor seinem Vater, unterlag. Seine irdischen Überreste befinden sich im südlichen Friedhofe, ältere Abteilung, Mauer rechts, Grabplätze 165 und 166, Grabstätte seiner Schwiegereltern.

Auf Antrag der Verwandten genehmigte der Stadtmagistrat die Aufstellung der Büste des Verstorbenen, modelliert von Kaspar Zumbusch, in einer Nische der Arkaden.

13. Georg Simon Ohm, bahnbrechender Physiker, geboren am 16. März 1789 zu Erlangen.

Sein Vater war dort Schlossermeister, widmete aber all seine freie Zeit dem Studium der Mathematik und Philosophie.

Unser Simon besuchte das Gymnasium in Erlangen und erhielt nebst seinem Bruder Martin vom Vater nebenbei Unterricht in der Mathematik. Aber auch in der Schlosserei mußte er mit Hand anlegen, damit er für alle Fälle, die Mittel waren ja nicht groß, befähigt sei, sich durch die Welt zu bringen. Und gerade dies kam später dem Gelehrten sehr zu statten.

Im Jahre 1805 absolvierte Ohm das Gymnasium zu Erlangen und studierte an der dortigen Universität Mathematik, Physik und Philosophie. Allein der Vater hatte nicht die Mittel zur Fortsetzung der Studien, der junge Mann mußte schauen, sein Brot zu verdienen und begab sich 1806 deshalb als Hauslehrer nach der Schweiz.

Nach fünf Jahren kehrte er nach Erlangen zurück, erwarb sich da das Doktordiplom und habilitierte sich als Privatdozent für Mathematik.

Diese unabhängige Lehrthätigkeit hätte ihm wohl am meisten zugesagt, jedoch bald wurde er durch seine geringen Mittel gezwungen, eine Lehrstelle an der kgl. Gewerbeschule in Bamberg anzunehmen, von wo er bald darauf an die Lateinschule versetzt wurde.

Nach Erscheinen seiner ersten Schrift: »Grundlinien zu einer zweckmäßigen Behandlung der Geometrie als höheren Bildungsmittels an vorbereitenden Anstalten« erhielt er einen Ruf an das Gymnasium in Köln a. Rh., dem er alsbald Folge leistete.

Neun Jahre wirkte er, hauptsächlich als Lehrer der Mathematik, in Köln. Von seinen damaligen Schülern kamen viele später zu Ruhm und Ehren.

In Köln entdeckte er auch die, seinen Namen unsterblich machenden galvanischen Gesetze.

Allein Ohm erging es wie vielen anderen vor und nach ihm: seine Verdienste fanden keine Anerkennung, vielmehr sogar heftigen Widerspruch. Aber er ließ sich nicht irre machen; als die preußische Regierung ablehnte, ihm den Lehrstuhl an einer Universität zu übertragen, verzichtete er auch auf seine Stelle als Gymnasiallehrer und zog sich als Privatgelehrter nach Berlin zurück.

Dort lebte er von 1827 bis 1833 in wenig günstigen Verhältnissen, bis ihn völlig unerwartet im Jahre 1833 König Ludwig I. als Professor an das Polytechnikum in Nürnberg berief, um ihm schon nach sechs Jahren das Rektorat zu übertragen.

Jetzt wurde Ohm die Anerkennung als Entdecker des »Ohmschen Gesetzes« zu teil, und zwar zuerst von englischer Seite. Seine Hauptschrift »Die galvanische Kette, mathematisch bearbeitet« wurde ins Englische übersetzt, und im Jahre 1841 erhielt Ohm, in Anerkennung seiner Verdienste auf dem Gebiete exakter Forschung die goldene Copley-Medaille. Gleichzeitig wurde er zum auswärtigen Mitgliede der »Royal Society« in London ernannt. Sein wissenschaftlicher Ruf war begründet und auch andere Akademien, wie Berlin, München u. s. w. erwählten ihn zum Mitgliede. Zwei Jahre später entdeckte er noch ein akustisches Gesetz.

König Max II. berief den Gelehrten 1849 nach München als Konservator der mathematisch-physikalischen Sammlungen des Staates, woneben er als Professor der Physik an der Universität Vorlesungen zu halten hatte.

Am 6. Juli 1854 erlag er in seiner Wohnung, von der Tannstraße Nr. 30, als Junggeselle einem Schlaganfalle.

In mannigfacher Weise wird Ohms Andenken in München geehrt.

Nicht nur, daß seine, von Bildhauer Ruemann gefertigte Büste in der Ruhmeshalle und hier unter den Arkaden Aufstellung fand, die Stadtgemeinde benannte auch eine Straße nach ihm, und am 5. Juli 1895 wurde auf einem Rasenplatze vor der technischen Hochschule das von Professor Ruemann unter Mitwirkung des Architekten Thiersch geschaffene Ohmdenkmal von Marmor enthüllt.

Das Grab des genialen Gelehrten befindet sich im südlichen Friedhofe, Sektion 15, Reihe 2, Grab-Nr. 41; aber nur ein mehr als bescheidener Leichenstein deckt den Hügel.

14. Dr. Johann Nepomuk v. Nußbaum, kgl. Geheimrat, Universitätsprofessor der Chirurgie und Generalstabsarzt à l. s. der Armee, geboren als der Sohn des Geheimsekretärs im kgl. Justizministerium, Franz Paul Nußbaum, am 2. September 1829 in dem damals noch selbständigen Dörfchen Haidhausen.

Früh verlor er seinen Vater. Aber seine treue Mutter leitete mit sorgsamer Hand und hingehender Liebe seine Erziehung. Nachdem er das kgl. Ludwigsgymnasium in München 1848 absolviert hatte, wählte er an der Hochschule in München Medizin zu seinem Fachstudium. Eine glückliche Wahl seines Berufes. Nach bestandenem Examen trat er im Jahre 1851 im Dr. Haunerschen Kinderspitale, das damals noch in der Jägerstraße seine Thätigkeit entfaltete, in Praxis, und im nächsten Jahre als Assistent der chirurgischen Abteilung im allgemeinen städtischen Krankenhause ein. Im Jahre 1857 habilitierte er sich als Privatdozent für Chirurgie und Augenheilkunde an der Universität München, 1860 wurde er zum ordentlichen Professor an der chirurgischen und Augenklinik ernannt.

Nußbaum war ein edler Menschenfreund, der immer, wo es zu helfen galt, bereit war, mit Rat und That der leidenden Menschheit beizustehen. Er behandelte mittellose Kranke nicht nur unentgeltlich, sondern unterstützte solche auch noch aus eigenen Mitteln.

In den Kriegen von 1866 und 1870/71 wirkte er segensreich, und so oft man von jenen blutigen Kämpfen, welche die Einigkeit unseres Vaterlandes herbeiführten, reden wird, wird man auch dieses großen Chirurgen gedenken müssen.

Die Stadt München hat ihm ganz besonders die Säuberung der Spitäler von dem so gefürchteten Spitalbrande durch Einführung der Listerschen Wundbehandlung zu verdanken.

Viele hohe Auszeichnungen, wie der Verdienstorden der bayerischen Krone, der Geheimratstitel etc. wurden ihm zu teil; im Jahre 1880 ernannte ihn die Stadt München zu ihrem Ehrenbürger. – Er beschloß am 31. Oktober 1890 sein thatenreiches Leben in dem Häuschen, an dessen Stelle sich das 1892 erbaute Isolierkrankenhaus, der sogenannte »Nußbaumpavillon« an der nach ihm benannten Straße erhebt. Die Stadtgemeindc schmückte das Gebäude mit einer Gedenktafel von Stein mit folgender Inschrift:

»In dem vormals hier gestandenen, im Jahre 1892 durch diesen Neubau ersetzten Hause beschloß Geheimrat Dr. Joh. Nepomuk Ritter von Nußbaum, Ehrenbürger der Stadt, am 31. Oktober 1890 sein der Wissenschaft und dem Wohle der Menschheit geweihtes Leben.«

Sein Grab befindet sich im südlichen (älteren) Friedhofe, Mauerspitz rechts, Grabplatz Nr. 15.

In den Anlagen vor dem Krankenhause l. d. I. errichteten ihm Kollegen, Schüler, Freunde, Studiengenossen und Verehrer aus der Reihe der dankerfüllten Kranken ein von Bildhauer Theodor Haf modelliertes und ausgeführtes Denkmal: eine doppelt lebensgroße Büste aus carrarischem Marmor auf hohem Sockel von rötlich schwedischem Granit, die Stufen von dunklem Syenit. Es wurde am 16. Juli 1892 enthüllt. Besonders verdient um die Vollendung des Werkes machte sich der Radfahrerbund, der zu Gunsten des Denkmalfonds ein Fest im Volksgarten zu Nymphenburg veranstaltete, das dem Fonds über 3000 Mark eintrug.

Seine vom Bildhauer Paul Sayer stammende Büste wurde nach Magistratsbeschluß vom 25. November und 2. Dezember 1890 in einer Nische unter den Arkaden des südlichen alten Friedhofes aufgestellt. Um sein Andenken dauernd zu bewahren, bezeichnete die Stadtgemeinde auch die Straße, an der er lebte und wirkte, mit seinem Namen.

(Fortsetzung folgt.)

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 29. München, 1898.

(Fortsetzung.)

15. Dr. Johann Ignaz Perner, Hofrat, geboren am 3. Juli 1796 als Sohn des Gastwirtes und früheren Gerichtsdieners Johann Georg Perner zu Ebersberg.

Von seinem 6. bis zum 11. Lebensjahre erhielt er Unterricht bei einem befreundeten Pfarrer in Frauenneuharting, dann besuchte er das Gymnasium zu München, wo er in jeder Klasse der Erste war und sein Absolutorium glänzend bestand. Dabei konnte er von zu Hause wenig unterstützt werden, er hatte ja noch zehn Geschwister, und mußte sich seinen Unterhalt großenteils selbst verdienen.

Mit 16 Jahren schon sehen wir ihn die Universität Landshut beziehen. Das akademische Leben sprach ihn sehr an und er genoß es in vollen Zügen. Er hatte dem Panier »weiß-blau-weiß« geschworen, denn er war Korpsbruder der Bayern. Der Fechtboden war ihm ein Lieblingsaufenthalt, und tüchtig verstand er die Waffen zu führen, weshalb er auch Consenior bei seinem Corps wurde. Manche Mensur hatte er auf seinen Bändern verzeichnet. Dabei vergaß er aber seine Studien nicht. Im Jahre 1815 löste er sogar eine Preisfrage.

Die Befreiungskriege hatten leider die erhoffte politische Freiheit nicht im Gefolge, im Gegenteile, die französische Revolution vom Jahre 1789 stand noch zu gut in der Erinnerung, man hielt die harmlosesten Vereine für staatsgefährlich und veranstaltete förmliche Jagd auf diese. Die Studentenverbindungen, in denen ja ein besonders freier Ton herrschte, erfreuten sich in dieser Beziehung auch einer ganz besonderen Fürsorge.

Wie an anderen Universitäten wurden sie ebenfalls in Landshut aufgehoben und ihre Mitglieder relegiert. Dies Schicksal traf auch Perner, er mußte Landshut verlassen, um erst ein Jahr später wieder dahin zurückkehren zu dürfen. Da studierte er dann wieder eifrigst und holte sich bald das philosophische und juristische Doktordiplom.

Er praktizierte bei einem Patrimonial-, sowie an einem kgl. Landgerichte. Die Staatsprüfung bestand er mit Note I.

Seine erste Anstellung erfolgte 1820 als Protokollist, der bald darauf die Beförderung zum Assessor und dann zum Kreis- und Stadtgerichtsrat in Landshut nachging. Als solcher wurde er nach München versetzt, verließ aber, trotz glänzender Aussichten, im Jahre 1827 den Staatsdienst.

Die freiere Thätigkeit eines Advokaten sagte ihm besser zu. Als solcher entfaltete er bald eine ungeheuere Wirksamkeit und sein Ruf als Advokat drang durch das ganze Land.

Seine Einkünfte waren derart, daß er schon nach fünf Jahren, also in einem Alter von 35 Jahren, seine Praxis als Anwalt aufgeben und sich ins Privatleben zurückziehen konnte. Gelegentlich seines Rücktrittes ehrte ihn der König durch Verleihung des Hofrattitels.

Durch nichts gebunden, konnte er sich nun ganz der Erfüllung seines Lieblingswunsches, dem Reisen, hingeben. Er durchstreifte fast ganz Europa und sah Glück und Elend in mancherlei Gestalt vorübergleiten. Er gelangte zu der Überzeugung, daß ohne wahres Mitleid kein wahres Glück denkbar sei, daß ohne dies der Mensch immer mehr verrohen müsse. Und er erkannte richtig, daß den Tieren, die ja in vielen Fällen Freunde des Menschen sind, in ausgedehntestem Maße Mitleid entgegenzubringen sei.

Im Jahre 1841 regte er zum erstenmale die Gründung eines »Vereines zum Schutze der Tiere« an, nicht ohne als Erwiderung Spott und Hohn zu ernten.

Doch er scheute weder persönliche Mühe, noch große Geldopfer und wußte einige hundert Personen zum Eintritt in den Verein zu bewegen.

Er stand mit den höchsten Kreisen in Verbindung, und als die Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg und Adalbert von Bayern sich der Sache annahmen, zählte der Verein bald mehrere Tausende Mitglieder mit gegen 200 Zweigvereinen, um sich nach und nach die ganze Welt zu erobern.

Perner wurde mit dem Verdienstorden vom hl. Michael ausgezeichnet.

Im Jahre 1866 stifteten die Tierschutzvereine eine »Perner-Medaille«, welche solchen Personm verliehen wird, die sich in der Tierschutzsache als besonders thätig erweisen.

Einige Jahre schon war Perner leidend und starb fast plötzlich am 16. Februar 1867, nachdem er kurz vorher noch seinen Vereinen 13000 Gulden geschenkt hatte.

Sein Sterbehaus, Gärtnerplatz Nr. 4/I, ist leider bis jetzt noch durch nichts als solches kenntlich gemacht.

Die von Bildhauer Michael Wagmüller modellierte Bronzebüste, welche das Grab (südlicher Friedhof, Sektion 37, Reihe 13, Nr. 33/34) des »edlen Förderers wahrer Humanität« schmückt, ist vom Münchener Tierschutzverein gestiftet.

Einen Abguß derselben schenkte Perners Nichte, Bertha v. Lößl, dem städtischen historischen Museum, ein weiterer gelangte auf ihre Anregung hin in einer der Nischen unter den Arkaden zur Aufstellung, zum Unterhalte des Grabes machte sie an das städtische Kinderasyl eine Schenkung von 1500 Mark.

16. Dr. Karl v. Graf, kgl. Obermedizinalrat und prakt. Arzt, geboren als Sohn des Medizinalrates und Oberstabsarztes Dr. Joh. Bapt. Graf zu München am 15. Mai 1801. Seine humanistischen Studien machte er in seiner Vaterstadt, Naturwissenschaften und Medizin studierte er auf der Universität zu Landshut, wo er im Jahre 1823 zum Doktor der Medizin promovierte. Seine praktische Ausbildung erlangte er darauf im allgemeinen Krankenhause zu München, in welchem er eine Assistentenstelle unter Professor Dr. Ernest v. Grossi (geb. 1782, gest. 1821) bekleidete. Später wurde er Leibarzt der im Jahre 1841 verstorbenen Königin Karoline und Mitglied des Obermedizinalausschusses. Er war ein scharfer Beobachter; reich an medizinischen Kenntnissen und allseitiger Bildung, erwarb er sich schon früh ein großes Vertrauen in weiten Kreisen der hauptstädtischen Bevölkerung und blieb bis in sein hohes Alter ein beliebter Arzt. Für die Förderung der Interessen der bayerischen Ärzte und die Erreichung der ihnen gebührenden sozialen Stellung trat er mit seiner ganzen Thatkraft ein. Er war Mitbegründer des Münchener ärztlichen Vereins und blieb 50 Jahre lang bis an sein Lebensende ein eifriges Mitglied desselben. An den wissenschaftlichen Verhandlungen dieses Vereins, namentlich über Volkskrankheiten, Cholera und Typhus, die seine Vaterstadt zur Zeit seiner Wirksamkeit so arg heimsuchten, nahm er lebhaften Anteil, wie seine in Zeitschriften veröffentlichten Vorträge über dieselben bezeugen. Im Jahre 1848 auf dem Reformkongreß bemühte er sich, die Vereinigung der bayerischen Ärzte zustande zu bringen. Als Ausschußmitglied des bayerischen Ärztevereins war er hauptsächlich bemüht, den Pensionsverein für die Witwen und Waisen bayerischer Ärzte ins Leben zu rufen, was ihm auch im Jahre 1852 gelang. Tausende von Witwen und Waisen sind ihm dafür zum ewigen Danke verpflichtet. Seine Verdienste wurden durch Verleihung des Ordens der bayerischen Krone und anderer anerkannt. In dem hohen Alter von 82 Jahren starb er nach längerem Leiden am 9. November 1883 zu München, Sonnenstraße 27/II. Seine Gattin Mathilde, geborne Vorbrugg, überlebte ihn nicht ganz vier Jahre, indem sie am 10. September 1887 starb. Segen war auch ihr Leben und Wirken. Das noch erhaltene Grab befindet sich am südlichen Friedhofe, Sektion 28, Reihe 1, Grabplatz 16. Seine Büste wurde im Jahre 1897 in einer Nische unter den Arkaden des älteren südlichen Friedhofes aufgestellt.

(Fortsetzung folgt.)

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 30. München, 1898.

(Fortsetzung.)

Mit der Büste des bedeutenden Arztes Graf schließt zur Zeit die rechtsseitige Reihe. Wir gehen nun zu unserm Ausgangspunkt, zum Leichensaale, zurück und uns links wendend, treffen wir folgende Büsten:

17. Mathias v. Flurl, geheimer Rat und Vorstand der Generalbergwerks-, Salinen- und Münzadministration in München, geboren in Straubing den 5. Februar 1756, wo er die niederen und höheren Schulen besuchte. Ursprünglich wollte er Theologe werden, wendete sich aber frühzeitig mit Vorliebe den physikalischen Studien zu. Im Jahre 1777 kam er nach München, wo er als Repetitor der Physik am kurfürstlichen Lyceum Verwendung fand. Zwei Jahre darauf wurde er Lehrer an der Realschule, 1781 Professor der Physik und Naturgeschichte an der von der patriotischen Herzogin Maria Anna gestifteten Landesakademie in München, welche Stelle er neun Jahre bekleidete. Im Jahre 1791 zum Bergwerksrat, dann zum wirklichen Hofkammerrat und Direktor befördert, übernahm er 1797 die Leitung der kurfürstlichen Porzellanfabrik in Nymphenburg, wozu seine Entdeckung eines Porzellanerdelagers die Veranlassung gab. In dieser Stellung fühlte er sich in den hierzu erforderlichen Fachstudien nicht genug unterrichtet. Er begab sich deshalb an die Bergakademie Freiberg, um noch als 40 jähriger Schüler mineralogische Studien zu machen.

In demselben Jahre (1797) wählte ihn die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede, als welches er die Professur für Naturgeschichte und Chemie übernahm.

König Max I. zeichnete ihn mit dem Geheimratstitel und dem Verdienstorden der bayerischen Krone aus. In den Jahren 1816 und 1817 trug er zum Gelingen der unmittelbaren Verbindung des Berchtesgadener Salzbergbaues mit den inneren Landessalinen mit Rat und That bei.

Am 27. Juli 1823 starb Bayerns erster eingeborener Geognost auf einer Dienstreise in Kissingen. Flurls Hauptwerk »Beschreibung der Gebirge von Bayern« behauptet in der geognostischen Literatur einen ehrenvollen Platz. Durch einen Akt der Wohlthätigkeit, indem Flurl 5000 Gulden (8571,43 Mk.) dem städtischen Findel- oder Kinderhause vermachte, 300 Gulden (514,29 Mk.) dem Armenfonde München zuwendete, schuf er sich ein gesegnetes Andenken. Die Angehörigen erbaten sich die Aufstellung seiner Büste in einer Nische, welche vom Stadtmagistrate München im Jahre 1824 genehmigt wurde. Auf Karl v. Pilotys Gemälde im Sitzungssaale der Gemeindebevollmächtigten befindet sich Flurl unter denjenigen, für welche die Monachia einen Lorbeerkranz zur Empfangnahme bereit hält.

18. Karl v. Eckartshausen, kurfürstlich wirklicher erster geheimer Hausarchivar und Polygraph, geboren als der illegitime Sohn des Grafen Karl v. Haimhausen und der Marianne Eckart auf dem Schlosse Haimhausen bei Dachau am 28. Juni 1752.

Die niederen Schulen besuchte er in München, die Jurisprudenz studierte er in Ingolstadt. Im Jahre 1774 trat er in die Gerichtspraxis. Zwei Jahre später wurde er zum Hofrat in München ernannt und 1780 zum Bücherzensurrat, welche Stelle er 13 Jahre bekleidete. In dieser Zeit wählte ihn die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede. Im Jahre 1784 ernannte ihn Kurfürst Karl Theodor zum wirklichen geheimen Archivar, und das Jahr 1799 brachte ihm die Stelle des ersten geheimen Hausarchivars. Als solcher starb er am 12. Mai 1803 in München. Seine Grabstätte ist nicht mehr bekannt. Dreimal vermählte er sich. Er war einer der fruchtbarsten Schriftsteller Deutschlands und der Verfasser zahlreicher juristischer, belletristischer, alchemistischer und mystischer Schriften, deren Abfassung allerdings der Mangel gründlicher Kenntnis anhaftet.

19. Johann Alois Senefelder, Erfinder der Lithographie, geboren am 6. November 1771 als der älteste Sohn des Schauspielers Peter Senefelder aus Königshofen im Grabfelde zu Prag, wo sein Vater eben ein Gastspiel gab.

Im Jahre 1778 erhielt der Vater eine Anstellung am kurfürstlichen Hoftheater und der kleine Alois wanderte mit nach München. Hier machte er seine humanistischen Studien, und da er durch Talent und Fleiß hervorragte, ermöglichte ihm die Kurfürstin Maria Anna durch Verleihung eines Jahresstipendiums von 120 Gulden den Besuch der Universität Ingolstadt. Jedoch noch vor Vollendung seiner Rechtsstudien starb der Vater und Alois hatte als der Älteste von nun an für den Unterhalt der Familie zu sorgen.

Dies that er anfänglich, in seines Vaters Fußstapfen tretend, als Mitglied wandernder Trupps, doch gab er dies unstete Leben bald auf und kehrte nach Hause zurück.

Er wurde Dichter. Als solcher verfaßte er mehrere Lust- und Schauspiele, die auf seine Kosten gedruckt wurden und teilweise auch über die Bühne gingen.

Die Kosten für das Drucken seiner Schriften waren Senefelder zu hoch, deshalb wollte er diese selbst vervielfältigen. Jedoch die Mittel zur Anschaffung einer kleinen Druckerei fehlten und so bereitete er sich eine chemische Tinte und machte damit Versuche auf Kupfer- und Zinntafeln, zuletzt auch auf sogenannten »Solenhofer Platten«.

Um sich das zur Anschaffung von weiteren Steinen und einer Presse nötige Geld zu verschaffen, wollte er gegen ein Handgeld von 200 Gulden als Ersatzmann für einen Bekannten in ein bayerisches Artillerie-Regiment eintreten. Als man aber erfuhr, daß er in Prag geboren, wurde er als »Ausländer« zurückgewiesen.

Er kehrte wieder zu seinen Steinen zurück, und da er sah, daß sich die neue Druckart vorzüglich zum Notendruck verwenden ließe, verband er sich mit dem Hofmusikus Franz Gleißner und dem Musikalienhändler Macarius Falter. Die neue Steindruckerei konnte die Musikalien um ¼ wohlfeiler liefern, als sie bisher kosteten, und so erhielt er bald Aufträge von großen Firmen in Offenbach, Augsburg, Paris, Wien u. s. w., Notendruckereien einzurichten.

Senefelder hatte seine Erfindung der kgl. Akademie der Wissenschaften vorgelegt und erhielt eine Unterstützung von 12 Gulden.

Auch der Kurfürst schenkte ihm 100 Gulden und verlieh ihm ein Privilegium auf 15 Jahre.

Jedoch besondere finanzielle Erfolge hatte die neue Erfindung nicht aufzuweisen, und namentlich Senefelders Freund Gleißner büßte an ihr große Summen ein. Deshalb versuchte der Erfinder sein Glück im Auslande, er übergab seine Münchener Bestände seinen Brüdern und ging nach Wien.

Als er nach sieben Jahren zurückkehrte, mußte er erfahren, daß seine Brüder Theobald und Georg Senefelder seine Erfindung trotz des »Privilegiums« an den Staat veräußert hatten, wofür sie lebenslängliche Anstellung als »Professoren der Steingravierkunst«" erhielten.

(Fortsetzung folgt.)

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 31. München, 1898.

(Fortsetzung.)

Senefelder hatte in Verbindung mit dem Abbé Vogler und dem Direktor der Hofbibliothek, Frhrn. v. Aretin, eine lithographische Kunstanstalt errichtet und trat nun wegen Verletzung seines Privilegiums klagend auf.

Nachdem sich der Prozeß mehrere Jahre hingezogen hatte, kam im Jahre 1809 ein Vergleich zu stande, nach welchem Senefelder auf sein Privilegium verzichtete, dafür aber als Inspektor der lithographischen Anstalt bei der neu errichteten kgl. Steuerkatasterkommission mit einem Gehalt von 1500 Gulden angestellt wurde.

Endlich also war seinen Verdiensten die gebührende Anerkennung geworden. Dieser Erfolg ermunterte ihn zu besonderer Thätigkeit, und unablässig war er bedacht, seine Erfindung, die noch heute eine herrschende Stellung unter den graphischen Künsten einnimmt, zu verbessern.

Im Jahre 1815 heiratete Senefelder; doch starb seine Frau nach wenigen Jahren.

Nun vermählte er sich zum zweitenmale. Am 26. Febr. 1834 starb er selbst in dem Hause Nr. 5 am Sendlingerthorplatz, das der Magistrat mit einer Gedenktafel kennzeichnen ließ. Seinem Sterbehause gegenüber wurde ihm ein Denkmal errichtet: seine über lebensgroße Büste, modelliert vom Bildhauer Kaspar Zumbusch, in Erz gegossen von Ferdinand Miller sen. und enthüllt am 6. November 1871. Seine vom Bildhauer Friedrich Brugger gefertigte Büste ließ König Ludwig I. in der Ruhmeshalle aufstellen. Meister Piloty reihte ihn auf seinem Gemälde im Sitzungssaale des neuen Rathauses unter die für die Stadt München bedeutsamsten Persönlichkeiten. Zum dauernden Andenken wurde eine Straße nach ihm benannt.

Sein Grab befindet sich im südlichen Friedhofe, Sektion 5, Reihe 2, Grabplatz 1; das Grabmal ist ein Geschenk König Ludwigs I.

Seine Büste ließ der Magistrat in einer Nische unter den Arkaden des Friedhofes aufstellen.

Senefelders zweite Gattin Anna, geborne Reis, die ihn 23 Jahre überlebte, bedachte die Stadt München mit einer Erbschaft für wohlthätige Zwecke (Krankenhaus und Armenfond); der Magistrat verwaltet die Zustiftung in einem rentierlichen Vermögen von 91268 Mark.

19. Johann Michael v. Eisenberg, Generalmajor im kurfürstlichen Generalquartiermeister-Stab und Referent im Kriegsministerium, geboren zu Düsseldorf 1772, wo sein Vater Hofkammerrat war. Nachdem er erst die Rechtswissenschaft zum Fachstudium erwählt hatte, entschloß er sich, 18 Jahre alt, die militärische Laufbahn zu betreten. Im Jahre 1790 wurde er beim 13. Füsilier-Regiment zum kurfürstlichen Lieutenant ernannt, acht Jahre später zum Oberlieutenant beim 2. Chevauxlegers-Regiment befördert. In dieser Stellung zeichnete er sich in der Schlacht bei Hohenlinden aus, was ihm nebst einer Belobung auch seine Beförderung zum Rittmeister eintrug. Er rückte nun rasch vor, ward 1807 Major, 1809 Oberstlieutenant, 1812 Oberst im Generalstabe, zehn Jahre später Generalmajor, als welcher er infolge eines Schlaganfalles am 2. September 1832 in München starb.

In den Jahren 1794 und 1795 machte er den Feldzug in den Niederlanden, dann 1800, 1805, 1806, 1807 und 1809 die napoleonischen Feldzüge mit. Sein König anerkannte seine Verdienste durch die Verleihung des Zivilverdienstordens der bayerischen Krone.

Seine Gebeine ruhen im südlichen Friedhofe, Sektion 22, Reihe 2, Grab 4. Ein Denkmal erinnert nicht mehr daran.

Auf Antrag seiner Verwandten wurde die Aufstellung seiner vom Bildhauer Joseph Kirchmayer gefertigten Büste vom Stadtmagistrate im Jahre 1833 genehmigt.

20. Adolph Heinrich Friedrich v. Schlichtegroll, Direktor der kgl. Hofbibliothek und Numismatiker, geboren den 8. Dezember 1765 zu Waltershausen bei Gotha. Seine erste Erziehung erhielt er im elterlichen Hause. Das Gymnasium besuchte er in Gotha. In Jena studierte er Philologie und Theologie, dann zu Göttingen vorzüglich Altertumswissenschaft. Im Jahre 1797 wurde er Lehrer am Gymnasium, 1801 Bibliothekar sowie Direktor des Münzkabinetts zu Gotha, wohin sein Vater als Rat bei der Landesregierung versetzt wurde. König Max I. berief ihn im Jahre 1807 als Generalsekretär der Akademie der Wissenschaften nach München, wo er, zum Direktor der kgl. Hofbibliothek befördert, den 4. Dezember 1822 starb. Er war Mitgründer des polytechnischen Vereins und Begründer des »Nekrolog der Deutschen«. Durch historische, philosophische und numismatische Schriften erwarb er sich einen ehrenvollen Ruf. Seine Verdienste erkannte König Max I. durch Verleihung des Verdienstordens der bayerischen Krone und des Hausordens des hl. Michael an. Mehrere wissenschaftliche Gesellschaften ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitgliede. Sein noch erhaltenes Grab befindet sich im südlichen Friedhofe, ältere Abteilung, Mauer rechts, Nr. 212 und 213.

Der Centralverwaltungsausschuß des polytechnischen Vereins für Bayern stellte im Jahre 1823 an den Stadtmagistrat München die Bitte, die Büste Schlichtegrolls in einer Nische aufstellen zu dürfen, was der Magistrat genehmigte.

21. Ludwig Michael v. Schwanthaler, einer der genialsten Bildhauer, geboren zu München in dem Hause Nr. 6 an der Windenmacherstraße, welches die Stadtgemeinde München mit einer entsprechenden Gedenktafel versehen ließ, am 26. August 1802.

Er verlor seinen Vater, einen ebenfalls begabten Bildhauer, frühzeitig, denn Ludwig zählte erst 18 Jahre.

Nachdem er das Gymnasium absolviert hatte, trat er im Jahre 1818 in die Akademie der bildenden Künste ein. Im Jahre 1821 übernahm er das väterliche Geschäft. Bald wurde ihm der königliche Auftrag zu teil, einen silbernen Tafelaufsatz zu modellieren. Peter Cornelius zog ihn hierauf zu den plastischen Arbeiten in der Glyptothek heran.

Im Jahre 1826 erhielt er vom König Ludwig I. die Mittel zu einer Reise nach Italien, um dort, an der Quelle der Kunst, Studien zu machen. Krankheit, richtiger Heimweh, zwang ihn, diese zu unterbrechen und im nächsten Jahre nach Hause zurückzukehren. Wiederholt arbeitete er für die Glyptothek und schmückte den Speisesaal des Herzog Max-Palais an der Ludwigsstraße mit einem Bacchusfries. Schon in den Jahren 1832–1834 finden wir ihn wieder in Italien. Er modellierte nun für die Walhalla die großartigen Giebelfelder, schuf anderes für die kgl. Residenz in München und Malerstatuen für die Attika der alten Pinakothek.

Im Jahre 1835 ernannte ihn sein König zum Professor der Akademie der bildenden Künste in München. Eine große Anzahl von Schülern umgab ihn nun, mit denen er die zahlreichen Werke in Stein, Erz und anderem Material fertigte. Die vielen Friese in der kgl. Residenz zu München sind Schöpfungen seiner Hand.

Des Meisters größere plastische Werke gehören zu den höchsten Leistungen der neueren Kunst. Dazu sind die Giebelfelder der Walhalla, die Giebelgruppe für das Ausstellungsgebäude am Königsplatz und die Arbeiten an der Ruhmeshalle auf der Theresienhöhe zu rechnen. Das größte Werk aber ist das im Jahre 1850 aufgestellte Erzbild der Bavaria. An dieses Denkmal reiht sich eine Anzahl von Statuen, die hier und auswärts aufgestellt wurden. In seiner Vaterstadt finden wir von ihm im Thronsaale der kgl. Residenz zwölf Ahnenbilder der Wittelsbacher in Erz und jede mit 500 Dukaten vergoldet, in der Feldherrnhalle die ehernen Standbilder der Feldherrn Tilly und Wrede und auf dem Promenadeplatze das Standbild des Verfassers bayerischer Gesetze, des kurfürstl. bayer. Staatskanzlers Kreittmayr; ferner im Stiegenhause der kgl. Hof- und Staatsbibliothek die Standbilder des Herzogs Albrecht V., des Gründers, und des Königs Ludwig I., des Erbauers und Vermehrers der Bibliothek. Besonders meisterhafte Werke finden wir unter seinen sogenannten »intimen«, die er meistens ohne jede Beihilfe allein fertigte.

Ein heftiges Gichtleiden fesselte ihn oft monatelang an das Bett, in den letzten Jahren ganz an den Rohrsessel, so daß er seinen Verpflichtungen als Professor an der Schule nicht mehr nachkommen konnte.

Im Jahre 1844 erbaute er nach einer Lieblingsidee die Burg Schwaneck, oberhalb Großhesselohe. Sie gewährt heute noch ein getreues Bild früherer Rittersitze. Nur noch wenige Jahre konnte er sich dieser seiner Schöpfung erfreuen, denn er starb, erst 46 Jahre alt, am 15. November 1848 als Junggeselle in dem Hause Nr. 2 an der nach ihm benannten Straße. Fast zwei Jahre war er in der Gruft des Metropolitankapitels beigesetzt. Erst nach Vollendung des neuen Teiles (Campo Santo) des südlichen Friedhofes konnte er in die von König Ludwig I. geschenkte Gruft unter den Arkaden, Grabstätte Nr. 1, überführt werden. Das Denkmal ist mit seiner Büste, aus der Hand seines Vetters Franz Schwanthaler († 1854) geschmückt.

Letztwillig vermachte der heimgegangene Künstler seine gesammelten Modelle, welche er in einem eigenen Gebäude, gegenüber seines Wohnhauses und seiner Werkstätte, aufgestellt hatte, der kgl. Akademie der bildenden Künste in München. Das Museum, welches über 200 Modelle enthält, zählt zu den bedeutenden Sehenswürdigkeiten Münchens.

Wer keine Gelegenheit hat, in Städte zu gelangen, welche Standbilder von Schwanthalers Meisterhand auf ihren Plätzen aufgestellt haben, kann wenigstens die Modelle im Museum sehen.

Das Andenken des großen Künstlers wurde mannigfach verewigt. König Ludwig I. ließ seine Büste in der Ruhmeshalle und sein Standbild mit dem Modelle der Bavaria in einer Blende auf der Ostseite der Glyptothek aufstellen. König Max II. ließ sein Bild durch Seiberths Künstlerhand im nördlichen Saale des Vorbaues des Maximilianeums unter die Versammlung von Notabilitäten der Wissenschaft und Kunst reihen. Meister Karl Piloty stellte den Meister auf seinem Gemälde im Sitzungssaals des neuen Rathauses unter jene um die Stadt verdienten Persönlichkeiten, welche von der Monachia einen Lorbeerkranz überreicht erhalten. An der Facade seines Wohn- und Sterbehauses oberhalb der Eingangsthüre ist seine Büste von Marmor angebracht. Auch die Stadtgemeinde München ließ eine solche in einer Nische unter den Arkaden links des südlichen alten Friedhofes aufstellen.

(Fortsetzung folgt.)

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 32. München, 1898.

(Schluß.)

22. Lorenz v. Westenrieder, geistlicher Rat, Domkapitular und bayerischer Geschichtschreiber, geboren als der Sohn eines schlichten Kornmessers am 1. August 1748 zu München im Hause Nr. 16 an der nach ihm benannten Straße. Schon mit 9 Jahren verlor er seinen Vater und wenige Jahre später auch die Mutter, welche inzwischen mit einem gewissen Schlichtinger in eine zweite Ehe eingegangen war. Er wurde für den geistlichen Stand bestimmt und besuchte mit zehn Jahren das von den Jesuiten geleitete Gymnasium in seiner Vaterstadt. Sein Fortgang war kein erfreulicher, weshalb er in ein Kapuzinerkloster eintreten wollte, seiner schwächlichen Gesundheit wegen aber abgewiesen wurde. Er setzte nun seine humanistischen und theologischen Studien in München und Freising fort. Am 6. Oktober 1771 feierte er seine Primiz. Da die Seelsorge ihn als Kaplan an der Frauenkirche nicht vollständig in Anspruch nahm, unternahm er schriftstellerische Arbeiten, welche nicht unbekannt blieben. Am 23. Oktober 1773 wurde er zum Professor der Poesie am Landshuter Gymnasium ernannt, ein Jahr darauf nach München an die Realschule, dann an das Gymnasium zurückberufen. 1776 wurde er zum Zensurrat und zehn Jahre später zum geistlichen Rat und Domkapitular von München ernannt. Das Jahr 1813 brachte ihm durch Verleihung des Verdienstordens der bayer. Krone den Adelsstand. – Durch seine Schriften, deren Gesamtausgabe 39 Bände füllen, hat er sich um Bayerns Geschichte verdient gemacht. Die Akademie der Wissenschaften wählte ihn zu ihrem Mitgliede. Im 81. Lebensjahre, am 15. März 1829, starb er im Hause Nr. 12 an der Kaufingerstraße und wurde im südlichen Friedhofe, Sektion 4, Reihe 9, Grabplatz 7, begraben. Erst später wurde er in den Gruftplatz Nr. 93 unter den alten Arkaden transferiert und die Stätte mit einem Grabmal, Relief von Bildhauer Leeb, geschmückt. Der verdiente Forscher mit aufgeschlagenem Buche und Stift in den Händen ist umgeben von den allegorischen Gestalten des Glaubens und der Geschichte. Von den Kosten zu 1680 Gulden trug das Metropolitankapitel zwei Drittel, die Stadtgemeinde München ein Drittel nebst freier Überlassung der Gruft bei.

Vielfache Erinnerungen an den bayerischen Herodot treffen wir ferner in seiner Vaterstadt: das Erzstandbild auf dem Promenadeplatz, modelliert von Bildhauer Max v. Widnmann, enthüllt am 1. August 1854, eine Gedenktafel an seinem Geburtshause, am 1. August 1848 von der Stadtgemeinde angebracht, ferner eine Büste in der Ruhmeshalle. Meister Piloty stellte ihn auf seinem Gemälde im Sitzungssaale des neuen Rathauses unter den Persönlichkeiten dar, denen von der Monachia Lorbeerkränze gereicht werden. Das städtisch-historische Museum ist im Besitze seines Olbildnisses.

Aus den Einnahmsüberschüssen des Denkmalfonds zu 6000 Gulden wurde ein Stipendium für einen der Geschichte beflissenen Studierenden gestiftet, welches sich sehr durch Admassierung erhöht hat.

Westenrieders Rücklaß war nicht bedeutend; denn wenige Tage vor seinem Tode verteilte er noch sein Vermögen; unter anderem erhielten das Josephs-, hl. Geist- und Gasteigspital dahier je 4000 Gulden von ihm geschenkt.

Der Magistrat ließ seine Büste unter den Arkaden des südlichen Friedhofes aufstellen.

23. Franz Xaver Kefer, Gründer der Feiertagsschulen für Handwerker und Lehrer an der Militärakademie, geboren am 8. Dezember 1763 zu Axöd bei Eggenfelden als Sohn eines Gerichtsdieners. In einer Klosterschule genoß er den Anfangsunterricht, besuchte dann das Gymnasium in Passau und das Lyceum in München, wo er, da er sich seinen Lebensunterhalt selbst schaffen mußte, eine Hofmeisterstelle übernahm. Seine erste Anstellung erhielt er an der kurfürstlichen Militärakademie, dem jetzigen Kadettencorps, als Lehrer der Geographie und Repetitor der lateinischen Sprache. Voll des lebendigsten Eifers für den Unterricht der Jugend, entwarf er einen Plan zum feiertäglichen Unterricht für Lehrlinge und Gesellen, welcher am 18. August 1793 die Genehmigung des Kurfürsten Karl Theodor erhielt. Ohne alle Mittel eröffnete er seine Schule in seiner eigenen Wohnung beim Unterottelbräu in der Sendlingerstraße. Schon im ersten Jahre sammelten sich gegen 400 Jünglinge, um von ihm lesen und schreiben zu lernen.

Zwei Jahre darauf räumte ihm die Landschaft ein ihr gehöriges Gebäude, das ehemalige Seidenhaus am Anger, ein, und die Stadtgemeinde versah diese Anstalt mit den nötigen Requisiten. An Professor Mitterer fand Kefer einen thätigen Mitarbeiter. Im Jahre 1795 verband dieser seine 1792 errichtete Fachzeichnungsschule mit Kefers Feiertagsschule. Die Schülerzahl steigerte sich rasch um das Doppelte und Dreifache. Als dem uneigennützigen Manne eine geringe Besoldung vom Staate bewilligt wurde, erhielt er den Auftrag, den Unterricht in den Feiertagsschulen ausschließlich zu übernehmen, und wurde angewiesen, diesen Unterricht auch für größere Mädchen zu organisieren. Der plötzliche Tod hinderte ihn an der Erfüllung dieses Auftrages. Dem stetigen Zuwachs der Schüler abhelfend, mußte um ein größeres Lokal umgesehen werden, welches dann auch durch den von seiten des deutschen Schulfonds erfolgten Ankauf des ehemaligen Hofwaisenhauses an der Kreuzgasse, das 1883 der Durchführung der Herzog Wilhelmstraße weichen mußte, gefunden wurde.

Leider konnte Kefer seine Wirksamkeit in den am 12. Januar 1804 eingerichteten Räumen nicht mehr entfalten, da ein plötzlicher Tod infolge eines Schlaganfalles am 11. September 1802 das Leben des noch jungen Mannes in dem schon längst abgebrochenen Schleiferhause am untern Anger endete. Kurfürst Max IV., der nachmalige König Max I., ehrte sein Andenken, indem er ihm im südlichen Friedhof, ältere Abteilung, Sektion 3, 1. Reihe, Grabplatz Nr. 32, ein Denkmal errichten ließ, das später an die westliche Abschlußwand der Arkaden, Mauerspitz rechts, versetzt wurde und so nicht mehr die Stelle bezeichnet, wo seine Gebeine und die seiner Gattin, welche ihn nahezu 50 Jahre überlebte, ruhen. »Tausende seiner Schüler durch Europa ehren sein Andenken in ihrem Herzen; Freunde und Mitgenossen seines Amtes durch Thränen,« so versichert uns die Grabschrift. Auch befahl der Fürst ausdrücklich, daß dessen Bildnis in einem Saale der Anstalt für immer aufgestellt werde. Die Stadtgemeinde München ließ seine Büste, bearbeitet unter der Leitung des Bildhauers Johann Weitzer von dem Schüler der Bossierschule Peter Sprenger in einer Nische unter den Arkaden dieses Friedhofes aufstellen und schuf ein dauerndes Andenken durch Bezeichnung einer Straße mit seinem Namen.

24. Johann Nepomuk Holzapfel, Volksschullehrer, geboren zu München, Landsbergerstraße Nr. 12, im Jahre 1779 als der Sohn eines kurfürstlichen Revierjägers. Er bildete sich für das Lehrfach aus und fand seine erste Anstellung an der von der Studiendirektion errichteten Armenschule, welche bis zum Jahre 1858 im Waisenhause an der Findlingstraße ihre Wirksamkeit entfaltete. Später kam Holzapfel an die damalige Domschule, im Jahre 1833 an die kgl. Kreisgewerbeschule, wo er bis 1841 verblieb. In den letzten Jahren seines Lebens war er als Lehrer an der im Jahre 1822 gegründeten städtischen höheren Bürger- und Töchterschule thätig. Am 22. März 1849 starb dieser pflichteifrige Mann in München im Hause Nr. 6/I an der Hofstatt. Sein Grab befindet sich im südlichen Friedhofe Sektion 18, Reihe 13, Grabplatz 1.

Er machte sich durch Herausgabe verschiedener Unterrichtsbücher, besonders für Rechnen, um das Münchener Schulwesen sehr verdient. Der Stadtmagistrat beschloß, seine Büste, modelliert von dem Bildhauer Peter Schöpf, hier in einer Nische aufzustellen und ihm durch die Bezeichnung einer Straße mit seinem Namen ein dauerndes Andenken zu wahren.

25. Kajetan v. Weiller, berühmter katholischer Theologe, geboren als der Sohn eines Säcklers den 22. August 1762 zu München. Unter mißlichen Verhältnissen aufgewachsen, konnte er nur durch die Unterstützung von Freunden seiner Eltern seiner Neigung für die Wissenschaft folgen. Seine Schulbildung genoß er in seiner Geburtsstadt, aber unter manchen Unfällen. Er hatte sich einst den Arm gebrochen und wurde damals so ungeschickt behandelt, daß er ihm zum zweitenmal gebrochen werden mußte, was er standhaft ertrug. Sein bis in die späte Nacht fortgesetzter Fleiß brachte den jungen Mann dem Tode nahe und er blieb körperlich schwächlich. Als die Frage der Berufswahl herantrat, erkor er das Studium der Theologie. Willens, in den Orden der Benediktiner einzutreten, ging er im Jahre 1779 als Novize in das Kloster Benediktbeuren, verließ aber dasselbe bald wieder, um seine Studien in München und Freising fortzusetzen. Zum Priester geweiht, wurde er Erzieher der Söhne adeliger Familien, dann Professor der Philosophie bei den Theatinern und in dem letzten Jahre des 18. Jahrhunderts am Lyceum zu München, womit seine eigentliche wirksame Laufbahn begann, besonders als er im Jahre 1806 zum Direktor des Gymnasiums und Lyceums ernannt wurde. In dieser Stellung war er auch der Lehrer des zweitältesten Sohnes des Königs Max I., des Prinzen Karl.

Die beiden Anstalten, welche er leitete, wurden Musteranstalten für ganz Bayern. In den teuern Jahren 1816 und 1817 entlehnte er sogar Geld, um seine armen Schüler unterstützen zu können. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm König Max I. den Verdienstorden der bayerischen Krone, und die Akademie der Wissenschaften erwählte ihn zu ihrem Mitgliede.

Wegen seiner freisinnigen Ansichten, insbesondere in Glaubenssachen, suchten seine Gegner ihn aus seiner Stellung zu verdrängen, und Weiller wurde im Jahre 1823 von der Anstalt, deren Vorstand er so lange Jahre gewesen war, entfernt, in ehrenvoller Beförderung aber zum ständigen Sekretär der kgl. Akademie der Wissenschaften ernannt. Nach drei Jahren, am 23. Juni 1826, schied der gelehrte Mann im Hause Nr. 4 an der Bayerstraße, vom Schlage gerührt, aus diesem Leben. Seine Gebeine wurden im südlichen Friedhofe, Sektion 5, Reihe 1, Grabplatz 54 zur ewigen Ruhe gebettet. Kein Denkmal ziert mehr die Stelle.

Seine von der Bossierschule unter Leitung des Reallehrers und Bildhauers Weitzer gefertigte Büste ließ der Magistrat im Jahre 1867 in einer Nische unter den Arkaden aufstellen.

26. Franz Brulliot, Inspektor der kgl. Kupferstichsammlung, namhafter Kenner der Chalkographie und Schriftsteller über dieselbe, geboren am 16. Februar 1780 in Düsseldorf, Sohn eines Professors an der Akademie der bildenden Künste und nachmaligen Inspektors der Bildergalerie in München. Sein erster Lehrer der Kunst war Direktor Johann Peter Langer an der Kunstakademie in seiner Heimat. Als im Jahre 1806 König Max I. die Düsseldorfer Galerie, die in den Kriegsläuften nach Kirchheimbolanden geflüchtet worden war, nach München bringen ließ, zog Brulliot kurz vorher mit seinem Vater nach München, wo er 1808 zuerst als ausübender Künstler und Hilfsarbeiter des Direktor Schmidt bei der kgl. Kupferstichsammlung angestellt wurde. Er widmete sich mit großem Fleiße nun ganz der Kupferstichkunde, sowie der Kunstgeschichte. Auf Reisen nach Frankreich, Italien und Holland suchte er sich in seinem Fache auszubilden und seine Erfahrungen zu schriftstellerischen Arbeiten zu verwerten. Im Jahre 1822 ernannte ihn König Max I. zum Konservator der Kupferstichsammluug und nach Schmidts Pensionierung unter dem Titel »Inspektor« zum Vorstand der Sammlung. Dieser kenntnisreiche Mann erwarb sich als Verfasser des »Dictionnaire de Monogrammes« um die Kunstgeschichte unbestrittene Verdienste. Unter seiner Leitung wurde die Kupferstichsammlung um ein Drittel bis zu 300000 Exemplaren vermehrt und von ihm nach Schulen und Alter geordnet, sowie ein vollständiges Inventar und Realkatalog hierüber hergestellt. Am 13. November 1836 überraschte ihn in seiner Wohnung, Nr. 7 an der Christophstraße, der Tod, ohne das begonnene berühmte Werk »oeintre graveur« vollendet zu haben. Sein noch erhaltenes Grab befindet sich im südlichen Friedhofe, ältere Abteilung, Mauer links, Grabplatz 290. Auf Antrag der Inspektorswitwe Josephine Brulliot wurde im Jahre 1866 die Aufstellung der von ihr beschafften Büste in einer Nische vom Stadtmagistrate genehmigt.

27. Dr. Adolf Ferdinand Gehlen, vorzüglicher deutscher Gelehrter der Chemie und Physik, geboren am 5. September 1775 in der Stadt Bütow in Preußisch-Pommern, Regierungsbezirk Köslin, wo sein Vater Apotheker war. Nach genossenem Vorunterrichte an seinem Geburtsorte begab er sich nach Königsberg, wo er als Doctor medicinae promovierte und sich insbesondere der Pharmacie widmete. An der dortigen Universität verband er mit den chemischen, medizinischen und naturhistorischen auch die linguistischen Studien. Er konnte acht lebende Sprachen sprechen und mit den verschiedenen Ländern literarischen Briefwechsel führen. Nach seiner Promotion begab er sich nach Berlin, dann nach Halle, wo er sich an der dortigen Universität habilitierte. Im Jahre 1807 erhielt er den Ruf nach München. Er war einer der ersten, welcher die Giftigkeit der Blausäure erkannte. Unter Gehlens Leitung wurde der ältere Teil des chemischen Laboratoriums an der Ecke der Sophien- und Arcisstraße begonnen, welches 1852 als Wohnhaus des Professors Liebig eingerichtet wurde,

Einatmungen der Dämpfe rauchender Salpetersäure, die einem zerbrochenen Ballon entströmte, tötete ihn und seinen Diener; denn nach nur neuntägigem, furchtbarem Leiden starb er am 15. Juli 1815 in dem Hause Königstraße 267, jetzt Haus-Nr. 3 Briennerstraße, im schönsten Mannesalter. Seine Begräbnisstätte ist unbekannt, da damals noch kein Burean bestand, welches hierüber Aufschluß gab. Eine unterhalb der Büste angebrachte kleine Steintafel gibt dem Besichtiger kund, daß der pharmazeutische Verein in Bayern die Aufstellung von Gehlens Büste erwirkte.

29. Kajetan Maria Ignaz aus dem Geschlechte der Freiherrn v. Reisach (Nicht zu verwechseln mit dem vormaligen Erzbischof Karl August Grafen von Reisach, der als Kardinal zu Annecy am 26. Dezember 1869 starb. Im Todesjahre des Hofbischofs war der Erzbischof erst ein Knabe von 6 Jahren.), geheimer Rat und Hofbischof, geboren am 6. August 1735. Er war schon zu Lebzeiten ein großer Wohlthäter der Armen und Bedrängten, daher er auch keine großen Schätze sammeln konnte. Sein Eigentum nannte er eine bescheidene Villa an der Landsbergerstraße. In dem hohen Alter von 70 Jahren starb er am 18. Juli 1806 und wurde im südlichen Friedhofe begraben. Mit ihm erlosch das Geschlecht der Freiherrn v. Reisach.

Mit seinem am 24. November 1784 errichteten Testamente hat der Verstorbene die von der Kurfürstin Maria Amalia im Jahre 1760 für weibliche Kranke gestiftete Anstalt St. Elisabeth zu seiner Universalerbin eingesetzt. Das ganze Vermögen sollte nach Wegfertigung einiger Legate zur Stiftung von Krankenbetten à 2000 Gulden verwendet werden. Es wurden demnach für 20000 Gulden (34285,71 Mk.) 10 Bettstiftungsbriefe ausgestellt.

Im Jahre 1813 wurden alle einzelnen Krankenanstalten der Stadt München, so auch die vorgenannte, aufgehoben und das Stiftungsvermögen und die Kranken derselben in das in den Jahren 1810 bis 1813 an der Krankenhausstraße erbaute allgemeine Krankenhaus, seit Einverleibung der Vorstädte Au, Haidhausen, Giesing »Krankenhaus München l. d. I.« genannt, transferiert. Nachdem die Verwaltung der Krankenhausstiftung auf den Stadtmagistrat München übergegangen war, beschloß derselbe in Ehrung des Stifters, daß diese Stiftung armen Kranken, die nicht aus anderen Ursachen Anspruch auf unentgeltliche Verpflegung haben, zugute kommen sollte.

Des Wohlthäters erste Grabstätte ist unbekannt geworden, denn das Denkmal wurde im Jahre 1829 unter die Arkaden der älteren Abteilung, Gruftplatz 92, übertragen. Im Jahre 1868 wurde das unschöne Denkmal auch von da entfernt, dafür aber seine Büste, von der Bossierschule unter der Leitung des Reallehrers und Bildhauers Johann Baptist Weitzer hergestellt und vom Stadtmagistrat in einer Nische aufgestellt.

Ein lebensgroßes Ölbildnis des Verewigten befindet sich auf dem Korridor des Krankenhauses München links der Isar, nach welchem die Büste hergestellt wurde.

30. Dr. Heinrich Klee, scharfsinniger kath. Theologe und Schriftsteller, geboren am 20. April 1800 zu Münstermaifeld bei Koblenz.

Seine humanistischen Studien machte er im bischöflichen Seminar zu Mainz. Erst 19 Jahre alt, wurde er schon Professor am kleinen Seminar, und nachdem er am 21. Mai 1823 die Priesterweihe erhalten, 1824 Professor der biblischen Exegese und der Kirchengeschichte, in der Folge auch Professor der Philosophie und Theologie am bischöflichen Seminar zu Würzburg. Er erwarb sich im Jahre 1825 den Doktortitel. Vier Jahre später wurde er als ordentlicher Professor nach Bonn berufen, wo er den Lehrstuhl über Dogmatik, Moraltheologie, Dogmengeschichte und neutestamentliche Exegese bis zum Jahre 1839 inne hatte, in welchem er als Professor der Theologie nach München berufen wurde.

Sein Wirken an der Münchener Hochschule, an der Seite seiner gelehrten Kollegen Allioli, Möhler und Windischmann, war ein äußerst kurzes; denn schon am 28. Juli 1840 verstarb er in seiner Wohnung Maximiliansplatz Haus-Nr. 10/II und wurde im südlichen Friedhofe, ältere Abteilung, Mauer links, Grabplätze Nr. 324, 325, zur Ruhe bestattet. Sein hinterlassenes Hauptwerk ist: »Katholische Dogmatik.«

Nach Auflassung seiner Grabstätte genehmigte der Stadtmagistrat München, Klees Büste auf Antrag eines Verwandten des Defunkten im Jahre 1869 in einer Nische der Arkaden aufzustellen. Sie wurde von der Bossierschule unter der Leitung des Reallehrers und Bildhauers Joh. Bapt. Weitzer modelliert.

31. Joseph Marius v. Babo, Dichter, Hoftheaterintendant und Studiendirektor der Militärakademie zu München, geboren zu Ehrenbreitstein den 14. Januar 1756.

Sein Vater starb als Hauptmann in französischer Kriegsgefangenschaft. Der junge Babo studierte in Koblenz, schrieb schon in seinem 15. Lebensjahre ein kleines Lustspiel: »Titus Varus oder das Gespenst von Trier.« Während seiner philosophischen und juridischen Studien war er für periodische Zeitschriften thätig. Im Jahre 1774 ging zu Mainz sein kleines Schauspiel »Arno« über die Bühne, welches mit großem Beifalle die Runde auf den meisten Theatern machte. Bald darauf wurde er vom Kurfürsten Karl Theodor als erster Sekretär nach Mannheim berufen. Vier Jahre später kam er nach München, wo er als Schriftsteller wirkte. 1784 übertrug ihm die patriotische Herzogin Maria Anna das Amt ihres geheimen Sekretärs.

Auf Veranlassung des Grafen Rumford, seines Gönners, wurde er in den Jahren 1789–1791 zur Teilnahme an den zu schaffenden Institutionen verwendet, insbesondere bei Errichtung der Militärakademie, an welcher er auch die Direktorstelle übernahm. Mit diesem Amte besorgte er auch nebenher die Geschäfte eines Zensurrates. Als Graf Rumford die Polizei einer unabhängigen Direktion übertrug, war Babo einer der drei Oberpolizeikommissäre. Vom Jahre 1792 bis 1799 leitete er als Theaterkommissär, dann von da an als Intendant bis 1810 die Hofbühne, welche unter ihm ihre Blütenperiode erreichte. 1807 wählte ihn die Akademie der Wissenschaften zu ihrem Mitgliede. Er schrieb eine Anzahl Bühnenstücke, worunter »Otto von Wittelsbach« als sein bestes gilt. Am 5. Februar 1822 starb Babo in dem Hause Nr. 27 auf dem Marienplatze zu München. Seine irdischen Überreste deckt der Grabhügel Sektion 24, Reihe 1, Grabplatz 4. Kein Denkmal erinnert mehr an dieser Stelle an ihn. Auf dem Pilotyschen Wandgemälde im großen Saale des neuen Rathauses finden wir sein Bild unter den hervorragenden Persönlichkeiten. Die Stadtvertretung ließ seine Büste unter den Arkaden aufstellen und zum bleibenden Gedächtnis eine Straße nach ihm benennen.

Dem Babo folgen in weiterer Entfernung die Büsten des bereits besprochenen Welden und der Freifrau v. Redwitz, welche nach dem Programme eigentlich nicht hierher gehören und sich daher einer biographischen Besprechung entziehen.

C. Reber: Die »Ruhmeshalle« unter den Arkaden des südlichen (älteren) Friedhofes in München. Das Bayerland. Illustrierte Wochenschrift für bayerische Geschichte und Landeskunde. 9. Jahrgang. Heft Nr. 32. München, 1898.



© Reiner Kaltenegger · Gräber des Alten Südfriedhofs München · 2007-2025


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